¬Die¬ Geologie und ihre Anwendung auf die Kenntniss der Bodenbeschaffenheit der österr.- ungar. Monarchie
an. Aber nicht das hohe Alter allein, auch die Lebensbedingungen, unter welchen sich die ältesten menschlichen Bewohner Europa 1 s befanden, von deren Existenz uns die neueren geologischen und archäologischen Forschungen sichere Kunde gebracht haben, sind geeignet unser höchstes Interesse zu erregen. Nicht der blühende Garten, zu welchem, begünstigt von einem milden Klima, die heutigen Bewohner unseren Welttheil umzugestalten verstanden, ja auch nicht einmal die finsteren 'Waldländer, in welchen zur Zeit der Kömer
die germanischen Volksstämme umherzogen, waren es, welche die ersten Einwanderer, — denn als solche wohl müssen wir unsere ältesten Vorfahren in Europa betrachten, — in unseren Gebieten vorfanden. Dieselben stellten vielmehr ein eisumstarrtes Gebirgsland dar, dessen Höhen bis tief in die Tb iiier herab vergletschert waren, und an dessen Küsten die mit Schutt beladenen Treibeismassen der nordischen Meere, die bis zum Fusse der Karpathen herabreichten, strandeten. Ganz im Gegensatze zu den älteren Perioden
der Erdgeschichte, in welchen wir tropisches und subtropisches Klima bis weit hinauf nach Norden vorfinden, trat in der That im Verlaufe der Diluvial periode eine „Eiszeit', eine Depression der Temperatur ein, deren Spuren wir in unverkennbaren Zügen in der anorganischen wie der organischen Natur ausgeprägt finden. Schon in dem ersten Theile dieses Buches (pag. 121) habe ich die Moränen, die Gletscherschliffe und erratischen Blöcke erwähnt, die allerorts in Europa verbreitet, der Diluvialperiode angehören
; hier ist nur nochmals hervorzuheben, dass auch die organische Welt derselben Periode in gleicher Weise von einem kälteren Klima zu jener Zeit Zeugniss gibt. Viele der noch gegenwärtig in höheren Breiten lebenden Thierarten, wie das Elen und das Kennthier. viele kleinere Säuge- thiere, wie das Murmelthier, der Alpenhase, der Lemming u. s. w., dann die Landschneeken sind die unmittelbaren Nachkommen jener arktischen Fauna, welche zur Diluvial zeit über ganz Europa und Nord-Asien, ja selbst über Nord-Amerika
