dienstags Morgens vom Grafen abgeholt und auf Seitenwegen, welche ein Zusammentreffen mit den Heimkehrenden unmöglich machen , zu den Hoffreuden in Idstein weggeführt. In der Nacht vom Dienstage auf den Aschermittwoch erfahren sie den nämlichen Kleiderwechsel und kehren mit bekümmertem Herzen in's Kloster zurück. Der Graf sendet ihnen einen lutherischen Prediger; sie weisen ihn als Ketzer zurück. Man laßt ihnen keinen katholischen Priester ; sie wandern wenigstens einmal im Jahre
in einen katholischen Nachbarort, barfuß, mit lautem Ge bet und schwerer Mühsal, um ihrer schuldigen Andacht zu pfle gen. Ihrer waren um's Jahr 1559 sechs gräfliche nnd drei . adelige Mitglieder, welche, standhast im Mauben beharrend, erst allmälig ausstarben. Um diese sprechende Thatsache zu be mänteln, sagt Bogel nach der bekannten Art der Geschichtsfäl- schung, daß „das Kloster 1559 zum Lutherthum übergegangen sei,' also das Klostergut als Person gedacht, während die Non nen nicht bewältigt werden konnten
« Im Benedictineriwnnenstifte Dierstein, unweit Diez an der Lahn, konnte man erst im Jahre 1575 den Ordensstand über wältigen» Die Nonnen mußten ihr Regelkleid ablegen, ihren katholischen Gottesdienst aufgeben und in die lutherische Predigt gehen, ohne daß man dieselben alle für die Häresie gewinnen konnte. Dies drückt Vogel also aus: „Das Kloster erbat sich vom Grafen einen evangelischen Prediger und trat zur lutheri schen Kirche über/' Mit anderen Worten: „Nachdem alle zeit lichen Güter für die hohe Schule in Herbvrn in Beschlag
ge nommen und die Nonnen auf Schmalkost gesetzt waren, berief der protestantische Verwalter einen Prädicanten, den man allein duldete, nachdem die Aebtissin, getäuscht und hintergangen, den schlimmen Handel geschehen ließ, ' wie wir es beim Kloster Thron in der Mettermi noch deutlicher sehen können. Die Herren von Reiffmberg, leider in mehreren Mitgliedern ihrer Familie lutherisch vom Anfange an, besaßen zu Wehrheim und Camberg viele Pfandgüter und dcßhalb auch eine Art Obmacht über das genannte Kloster