Stichproben : ein historisch-politischer Beitrag zur Geschichte Tirols der letzten Jahre
Die konservative Partei steht einfach hier auf einem Standpunkt, den die Lnevoliok ^lìsosnài' verlangt^ während die Wiener Christlich- sozialen noch nicht und die Tiroler Christlich sozialen nicht mehr auf diesem Standpunkt stehen. für die Gesamtheit der Menschen, für alle sozialen Farmen derselben, für den Staat. Um mit einer so krassen Behauptung vor die Öffentlichkeit zu treten, muß man aller dings „erbgesessen' und qualitativ „überwertig sein...' Rundschreiben Sr. Heiligkeit Papst Pius
Programmunterschiedes gedacht, welcher nicht geopfert werden kann und darf. Es- gibt aber noch andere Momente, zu denen die beiden Parteien sich verschieden stellten. Die Taktik der Christlichsozialen Tirols weist auf einen Demokratismus hin, welcher, statt das Volk zuleiten, politisch zu bilden und es so gegen Umsturztendenzen zu feien, den Volksleidenschaften huldigt und so destruierend wirken muß. Eine katho lisch-österreichische Partei kann wohl demokratisch aber nie destruktiv-demokra tisch sein. Im Laufe
der Darstellung wurde auch der scharf pointierte „deutsche' Stand punkt der christlichsozialen Wiener und Tiroler erwähnt. Dieser Standpunkt mag als Reaktion zuweilen begreiflich und persönlich entschuldbar sein. Ein Gleiches gilt von dem ebenfalls erwähnten Antisemitismus, welcher sich gar sehr als Rassenanti- semitismus zeigte. (Vergleiche Anmerkung.) , Eine katholische und österreichische Partei kann mit Rücksicht auf die Gleichheit der Nationen vor Gott ebenso wie mit Rücksicht auf die Gleichheit
der Nationen vor dem Gesetz — Gleichberechtigung ^ nie einen einseitig nationalen Standpunkt ein nehmen - eine solche Partei darf auch nicht die Rasse, und wären es selbst die Juden, der Rasse wegen verfolgen. Wohl aber kann und muß eine katholisch-österreichische Partei die Uebergriffe einer Nation und einer Rasse gegen die andere tadeln und ver dammen und mit jedem erlaubten politischen Mittel verhindern oder gut inachen. Die christlichsoziale Partei ist dank ihrem Geburtsort eine zentral ist is che
Partei. Dieser Standpunkt entspricht weder der historischen Entwicklung des Habs burgerreiches und seinem Grundgesetz der pragmatischen Sanktion noch auch politischer Klugheit. Oesterreich baute sich auf Verträge auf und so kam es, daß jedes Kronland seine Individualität rechtlich behielt. Und gerade diese Jndividualiät hat in Zeiten der Not glänzende Beweise ihrer Berechtigung, auch vom praktischen Standpunkte, ge geben. Das Herabdrücken der Königreiche und Länder Zu Provinzen und Departements mag