Friedel und Oswald : Roman aus der Tiroler Geschichte.- (Herman Schmid's gesammelte Schriften ; 21/23)
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Author:
Schmid, Hermann ¬von¬ / von Herman Schmid
Place:
Leipzig
Publisher:
Keil
Physical description:
184, 192, 252 S.. - 2. Aufl.
Language:
Deutsch
Notations:
Enth. T. 1/3. - In Fraktur;
Subject heading:
p.Friedrich <Österreich, Herzog, IV.> ; p.Oswald <von Wolkenstein> ; f.Belletristische Darstellung
Location mark:
2.456
Intern ID:
188699
Reich zerstören! Sie denken nur daran, ihre einzelnen' Länder groß und ihre Hauser mächtig zu machen, auf Kosten des Reichs und des Unseligen, den man seinen König nennt! Gott ist mein Zeuge , mit welchen Ent würfen und' Gedanken ich in Costentz einzog, das nicht blos eine Kirchenversammlung, sondern auch ein Reichs tag werden sollte . . . ich wollte den Landfrieden neu begründen, wollte gleiche Münzen schaffen für alle deut schen Länder, gleiches Maß und gleiches Recht — was Hab' ich davon
erreicht? Nichts! Wer hat es verhindert? Ihr Fürsten! An Eurem Widerspruche, an Eurer Zähig keit und Saumsal ist Alles gescheitert — Ihr habt nur an Euch gedacht und nicht gesorgt und gefragt, ob Reich und König nicht dadurch zu Falle kommen.' Er erhob sich, trat vor den Herzog hin und legte ihm feierlich die Hand auf die Schulter. „Wir werden es nicht erleben, Erzherzog,' sagte er, „aber es werden Zeiten kommen, in welchen das Anwachsen der Fürsten von einem König deutscher Nation nichts übrig
gelassen haben wird, als den Namen — eine Zeit, wo auch dieser Name verschwindet, weil er achtlos und machtlos ge worden; dann aber mögen die Fürsten aus der Hut sein, die nach Euch auf Euren Thronen sitzen werden! Sie mögen glauben am Ziele zu sein — das deutsche Volk aber wird sich dann erst erinnern und suhlen, was es verloren, und was man ihm nach und nach genom men, wird es auf einmal wieder fordern!' Der Herzog schwieg und sah bedenklich vor sich hin. „Ihr seht in so weite Fernen, mein König