.- (¬Der¬ fahrende Skolast ; 33 - 35. 1988 - 1990)
Page 17 of 53
Place:
Bozen
Publisher:
Südtiroler Hochschüler/innen/schaft
Physical description:
Getr. Zählung
Language:
Deutsch
Notations:
Abschlussaufnahme von: 1988,1-3 ; 1989,1-3 ; 1990,1-3<br />Detomas du Pont, Daniela: S.O.S, Dolomites / Daniela Detomas du Pont. - 1989<br />Pallaver, Günther: "Ihr Deutsche, gebt uns Brüdern Raum, da wir nach Norden schreiten" : Thesen zur Soziogenese deutschnationalen Gedankengutes in Südtirol und der Mai 1938 / Günther Pallaver. - 1988<br />¬Die¬ geisteswissenschaftliche Fakultät in Innsbruck : 1938 - 1945. - 1990<br />Frau und Krankheit : Spielraum und/oder Engpaß. - 1990
Subject heading:
g.Südtirol ; s.Student ; f.Zeitschrift
Location mark:
III Z 342/33-35(1989-90)
Intern ID:
320990
gese hen. Wir haben das nicht alleine so eingeschätzt, denn auch Ti to, die Chinesen und die westlichen Kommunistischen Parteien waren für die sowjetische Intervention. Ich würde auch heute sagen, daß es während des ungarischen Aufstandes verschiede ne Momente gegeben hat. Das war nicht nur eine demokrati sche Bewegung. Aber im Grunde genommen war das ein Ver such, das System zu reformieren und zu demokratisieren. Das ist mißlungen, weil die Partei zu spät reagierte und es ist dann zur Eruption
der Unzufriedenheit auf der Straße gekommen. Das war für uns sicher ein Schock. Die Entwicklung in der Tschechoslowakei können wir nur dann begreifen, wenn wir sehen, daß es zwölf Jahre von 1956 bis 1968 gedauert hat, bis der Reformversuch begonnen wurde. Denn gerade nach dem Aufstand in Ungarn sind alle Reform versuche in der Partei unterdrückt worden, die Dogmatiker ha ben wierder an Einfluß gewonnen. Es gab in der Tschechoslo wakei auch keine so massenhafte Unzufriedenheit wie in Polen und in Ungarn
. Die wirtschaftliche und politische Situation war nie so drückend. Deshalb ist es gelungen, die Eruption zu ver meiden, Die Reformströmung konnte sich zwölf Jahre lang ent wickeln. Zuerst nicht mit der Unterstützung von oben, aber un gefähr ab dem Jahre 1963, als die Parteiführung Novotny auf die krisenhaften Zuständen nicht mehr mit Gewalt reagierte, sondern, mit vorsichtigen Reformversuchen, ist es möglich ge wesen, innerhalb der Partei Reformprogramme auszuarbeiten und zu diskutieren. Skolast
: Meinen Sie nicht auch, daß das Reformprogramm des »Prager Frühlings« ein Produkt von Parteiintellektuellen war und es insofern nicht ganz den Bedürfnissen der tschechoslowa kischen Bevölkerung entsprochen hat? Das kann man vielleicht auch daran sehen, daß der Druck, der von der Bevölkerung während des »Prager Frühlings« ausgegangen ist, der Partei entglitten ist. Das Programm war ein Versuch, der gesteuerten Reform von oben, diese Steuerung hatte aber offensichtlich nicht sehr großen Erfolg. Liegt das daran, daß den Bedürfnis sen
. der Massen nicht genügend Rechnung getragen wurde? Mlynar: Ich würde sagen, daß es zur Zeit der Verwirklichung des Programmes auch eine reale Bewegung und einen Druck »von unten« gegeben, hat. Und es ist sicher immer so und es kann nicht anders sein, daß eine Partei die ein Reformpro gramm ausarbeitet, damit, rechnen muß, daß verschiedene Vor stellungen und Interessen, nicht einkalkuliert werden. Die De mokratisierung besteht doch gerade darin, daß diese Interessen, die Möglichkeit bekommen