Anemonen aus dem Tagebuch eines alten Pilgersmannes ; Bd. 2
247. die Schlachten von Roßbach und Leuchen höchst lächerlich und bildete einen argen Contrast mieden Achtserklarungen, Todesurtheilen und ewigem Gefängmß von Ulrich von Wmtemberg, Philipp von Hes sen, von den beiden sächsischen Johann Friedrichen, von den Herzo gen von Braunschweig und Mecklenburg, von dem Pfatzgrafen und böhmischen Winterkönig Friedrich, Georg von -Baden, von Weimar und Jagerndorf. — Der große Friedrich spottete ihrer, und sendete seine Streifparteien bis an die Thore
Nürnbergs und fast vor Re gensburg, den Sitz der allgemeinen Reichsversammlung, — Wah rend alle Schaaren von Sibirien bis an den Rhein, bis an die Pyre näen und das Weltmeer,, wider das kleine Preußen stritten, fochten mit Friedrich nur die Hannoveraner und Hessen, Braunschweig und die Lilliputer von Bückeburg und Gotha!! — Der Tod und die Pocken durften bereits bemerktermaßen vor Kaunitz niemals genannt werden. — Als Kaunitzens fünfzig jähriger Vertrauter und Freund , der Staatsreferendar Baron Fried
rich Binder starb (der ihm auch in den Geschäften von Ostfries land und Rittberg vortrefflich gedient), und der Vorleser Xaver Raidt ihm sagte, Baron Binder.sei nicht mehr anzutreffen gewe sen," schwieg Kaunitz eine gute Zeit ganz stille, — dann sagte er völ lig kalt: — „Esl ii morl ? — II elait cependant assess vieux,“ — (Binder zählte nur anderthalb Jahre weniger, als der Fürst.) Dreißig Jahre nach dem Ausbruche des so herrlich eingeleiteten, siebenjährigen Krieges, aus welchem Friedrich dennoch
unüberwunden und unverkürzt herv'orging, vernahm der alte Fürst den Tod des grei fen Königs dadurch, daß ( 22 . August 178«) der Vorleser, Lambert' Hurez, scheinbar ganz gedankenlos erzählte, der eben aus Berlin über Peterswalde beim preußischen Gesandten eingetroffene (und von dieser Granzstation wie gewöhnlich surveillirte) Courier, habe die Ra tificationen des Königs Friedrich Wilhelm mitgebracht? —• Kau nitz , der sein ganzes Leben im Kampfe gegen jenen be- wundernswerthen Fürsten zugebracht, blieb