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Author:
Platter, Josef Calasanz / von I. C. Platter
Place:
Graz
Publisher:
Verl. des Dt. und Österr. Alpen-Vereines
Physical description:
24 S. : Ill.
Language:
Deutsch
Notations:
Aus: Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpen-Vereines ; 1895
Subject heading:
g.Tirol ; s.Burg ; <br />g.Tirol ; s.Schloss
Location mark:
III 303.013
Intern ID:
501838
ist es denn vor allem, welcher die gefürstete Grafschaft ihren Namen zu danken hat. Schloss Tirol thront heute wie vor Jahrhunderten hoch über Stadt und Land im »Burggrafenamt« auf freiem Hügel, als Erb- und Stammburg, deren Besitz allein das Anrecht gab auf die Huldigung des Volkes, wie auch jetzt noch Tirol in der ganzen Meraner Gegend kurzweg das »Hauptgschloss« heißt. Schloss Tirol, das römische Teriolis, war im IV. Jahrhundert wohl der Wohnsitz des Statthalters von Rhätien, im XII. Jahrhundert tauchten sodann die Grafen von Vinstgau
in dem von Karl dem Großen eigentlich dem Bischöfe von Chur unterstellten Chur-Rhätien als weltliche Machthaber auf und nahmen ihren Sitz auf der alten Römerburg, wonach bald die Grafen und das Schloss und das mehr und mehr sich vergrößernde Gebiet der genannten Dynasten unter dem gemeinsamen Namen »Tirol« immer weiter bekannt wurde. Von da an blieb das Schloss die Residenz der Landesherren, bis sich im Jahre 1363 der Über gang der Grafschaft an das Haus Habsburg vollzog. Zum eigentlichen Schlosse bildeten
die nahegelegenen Burgen Thurnstein und Brunnenburg vormals sturmfeste Vorwerke, während das etwa eine halbe Stunde entfernte Dorf Tirol auf dem Plateau des Küchelberges wahrscheinlich aus einem römischen Legions-Lager hervorgegangen ist. Schloss Tirol selbst be steht aus einem älteren nördlichen Tlieile, von dem vor Zeiten ein bedeutendes Stück in die Tiefe gestürzt ist, und aus einem jüngeren südlichen Bauwerk, das, nun ebenfalls schon über 400 Jahre alt, u. a. den Rittersaal und die Schloss kapelle
zum hl. Pancratius enthält. Besonders die letztere bildete mit ihrem hoch interessanten, dem XII. Jahrhundert entstammenden Portal und den reichen Wand malereien die größte Sehenswürdigkeit der Burg. Aus dem Dunkel der Vorzeit erstanden und wieder in den Hintergrund geschoben im Lauf der Jahrhunderte, hat Tirol seine bewegtesten Tage unter Margaretha Maultasch gesehen, die hier zuerst mit Johann von Böhmen, und als sie diesen wegen Untüchtigkeit an Geist und Körper im Jahre 134 1 glücklich verjagt