„Pharao' brandmarkten-. Diese Zärtlichkeit für Gustav Adolph hat bei Keller 's Theorie von Reformation und Gegenreforma tion nichts Auffallendes» Seltsam bleibt nur, daß er sie ohne Folge für seine Gegner ließ. Einiger Edelmuth für seine Feinde stände auch dem Decan von Idstein nicht übel» Er nimmt es dem Grafen Gürzenich, Wallenstein 's Parteigänger, übel, daß er im Jahre 1627 sogar Kirchen nicht verschont habe. Aber wo hat denn jemals der protestantische Krieg Kirchen und Hei- ligthümer
geschont? Wurde nicht das allerheiligste Sacrament mit Füßen getreten? Nicht die Heiligenbilder eingeschmolzen oder verstümmelt? Ist nicht gerade diese praktische Himmels- stürmerci der Charakter des bewaffneten Demagogenthums im Protestantismus gegen die Katholiken? Keller weiß so viel zu schwätzen von der patriotisch-reformirten und protestantischen Trefflichkeit, während er selbst beseufzen muß, daß alle hervor ragende Borkämpfer der Protestanten im dreißigjährigen Kriege Ungeheuer waren in Wollust
und zu erquicken? Die von Keller so tief beklagten Grausamkeiten der Kaiserlichen in Nassall sind nur die Kehrseite zu den Grausamkeiten der Pro testanten in katholischen Ländern, und oft nur ein schwaches Bild der fanatischen Wuth der letzteren gegen die armen Pa pisten. Man muß den Einen nicht übel nehmen, was die An deren unverschämt thun und am allermindesten rohen Soldaten verargen, daß sie Keller's Theorie nicht allzu pünktlich'einhal ten, nach welcher den Einen Nichts, den Anderen Alles erlaubt
ist. Im Gegentheil, wer den Krieg will, hat kein Recht gegen das Schwert des Bremms in der Wagschale Verwahrung ein zulegen. „So hauste der Friedländer im deutschen Reiche,' schreit Herr Keller; „so hausten Mannsfeld, Christian von Braun schweig, Herzog Bernhard von Weimar, Schweden, Engländer und Franzosen!' antworten die Katholiken, nicht um ihre Sol datesca zu rechtfertigen, sondern einzig nur gegen Keller's pro-