Festschrift zur Feier des zweihundertjährigen Bestandes des Haus-, Hof- und Staatsarchivs ; Bd. 2. - (Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs ; 3)
Zwei gotische Archivschränke aus Zürich. Von Dietrich W. H. Schwarz (Zürich). (Mit 3 Tafeln.) Alte Archivschränke können für die Geschichte eines Archivs, aber auch für die Erkenntnis der allgemeinen Archiventwicklung von hohem Werte sein. Allerdings sind solche Ausstattungsstücke recht selten geworden. Die Neuordnungen der Archive im 17. und 18. Jahrhundert und die Errichtung neuer Archivgebäude im 19. Jahrhundert haben, ganz abgesehen von Kriegsereignissen und Unglücksfällen, sicherlich
zum Verlust vieler interessanter Stücke geführt. Um so eher mag es gerechtfertigt erscheinen, wenn in dieser Festgabe zum Wiener Archivjubiläum auf zwei solche Schränke, die das Schweizerische Landesmuseum in Zürich sein eigen nennen kann — die aber bisher kaum näher beachtet wurden —, hingewiesen wird. Die beiden Schränke, die man als Gegenstücke bezeichnen kann, stammen aus der oberen Sakristei des Großmünsters zu Zürich. In diesem Raum hat sich schon in vor- reformatorischer Zeit ein Teil
waren in drei hölzernen Schränken geborgen. Diese waren nach der Überführung der Archivalien leer geblieben und die beiden älteren aus spätgotischer Zeit wurden 1895 dem Schweizerischen Landesmuseum in Zürich verkauft. Nach Vornahme einer eingreifenden, damaligen Methoden entsprechenden „Renovation' brachte man die zwei Schränke im Raum 19 des Museums unter. Seither sind sie hier geblieben. Ihre ungünstige Aufstellung in einem dunkeln Durchgang ließ sie aber bis heute kaum zu gebührender Geltung kommen
werden, ob es sich bei diesen Flachsehnitzereien um alten Bestand handelt, oder ob sie Ergänzungen oder gar freie Zutaten aus der Zeit der „Renovation' von 1895 sind. 1) Schweizer Paul, Geschichte des Zürcher Staatsarchivs, 77. Njbl. z. Besten d. Waisenhauses, Zürich 1894, S. 8 f. Die neueren Untersuchungen ergaben allerdings, daß der Raum schon viel früher', schon im 13. Jahrhundert, entstanden ist. Zunächst und auch später diente er kirchlichen Zwecken. 2 ) Um 1837 (Anstellung eines eigentlichen Staatsarchivars, G. Meyer von Knonau
) erfolgte die Überführung der Urkunden ins damalige Staatsarchiv im Fraumünster. Schweizer P., a. a. O., S. 36- Largiadèr Anton, Das Staatsarchiv Zürich 1837 bis 1937, Zürich 1937, S. 24. 3 ) Largiadèr A., a. a. O., S. 31 ; Escher Konrad, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Bd. IV, Die Stadt Zürich, I. Teil, S. 162. (Angaben teilweise nach der vorliegenden Arbeit zu berichtigen!)