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Tiroler Grenzbote
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Page 6 of 8
Date: 13.05.1933
Physical description: 8
bestand darin, daß er sich abends zu der nun auch einsamen Frau Lehner und dem alten Johann setzte, daß sie von Hermann sprachen, seine Briefe immer wieder hervorsuchten und lasen, bis sie sie auswendig kannten. Manchmal aber sprach Johann auch von seinem früheren Herrn, und da erfuhr Johannes Braumüller so manches, was er noch nicht gewußt hatte. War er jedoch in den Bergen allein, so irrten seine Gedanken immer wieder zu jenem Paare, das ihn hatte betrügen wollen und auch wirklich betrogen

hatte um sein Glück. Er dachte an Alix und den Freiherrn von Pernheim und war froh, daß bisher noch keine Spur der beiden ent deckt worden war. Es wäre ihm furchtbar gewesen, vor Gericht gegen diese beiden zeugen zu müssen — gegen diese Frau, die er geliebt hatte mit aller unverbrauchten Kraft seines starken .Herzens. Um sich selber kümmerte Doktor Johannes Braumüller sich wenig Niemals schaute er in den Spiegel, außer morgens, wenn er es tum mußte. Er hatte sich den Bart lvachsen lassen, und wenn die Leute

..." „Und?* fragte Johannes Braumüller fast barsch. »Denken Sie, ich soll mich freuen über die Aussicht, die sich da eröffnet, einen neuen Patienten zu kriegen? Ich sage Ihnen gleich heute: falls man nach mir schickt, melden Sie den Leuten, daß ich nicht kommen würde. Ich will meine ärztliche Hilfe den Hiesigen angedeihen lassen, nicht jedoch Fremden!" Betroffen schaute die Witwe ihn an und meinte: »Deswegen habe ich es wahrhaftig nicht gesagt, Herr Doktor Aber weil Sie sich gar so kratzbürstig stellen

— ich weiß doch, wenn es not tut, werden Sie auch diesen Leuten Ihren Beistand nicht versagen..." »So?" knurrte Johannes Braumüller. »Da wissen Sie mehr, als ich selber weiß, meine Liebe!" Die Frau ließ sich indessen nicht beirren. Dazu kannte sie diesen Mann zu genau, und so fuhr sie gelassen fort: »Ich sagte es nur. weil doch das Brucknerhaus bisher seinem Besitzer nie Freude gemacht hat. Sie sind alle ärmer wieder vavongezogen. als sie gekommen waren." »Das hätte der neue Herr von jedem im Dorf

erfahren können, hätte er es der Mühe für wert gehalten, danach zu fragen", erwiderte der Doktor und paffte gewaltig aus seiner Pfeife. »Wenn er es nicht getan hat, so trägt er allein die Schuld an dem. was ihm beschieden sein wird." »Vielleicht hat man ihm das Gut aufgeschwatzt, ohne daß er es prüfen konnte", wandte die Frau ein. Johannes Braumüller antwortete jedoch nicht mehr, und da lenkte die Witwe das Gespräch auf ein anderes Gebiet. Sie ahnte nicht, daß der Doktor währenddessen immer fort

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Alpenzeitung
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Page 3 of 6
Date: 13.10.1940
Physical description: 6
klettern bis zur 6. Etage empor. Der Mann läutet. Niemand öffnet. „Hm. Herr Dupont scheint nicht zu hause zu sein.' „Doch, er sitzt doch unten vor der Haustür. Wir sind eben an ihm vorbei gegangen!' Die Dame» àie àen Aaffee umrührte Von Io Hanns Rösler Johannes hat Glück im Leben gehabt. Johannes hat eine schöne Stellung, ein auskömmliches Einkommen, ein kleines Haus, ein wenig Geld auf der Sparkasse und auch sonst noch a'lerlei Dinge, die das Leben tebenswert machen. Nur in einem Punkt hapert

es bei Johannes. Und das ist in der Liebe. Johannes hat kein Glück bei Frauen. Wenigstens glaubt er es. Er hat es noch nie ernstlich versucht. Johannes geht nicht tanzen, nicht eislaufen, nicht skifahren, nicht rodeln, segeln, rudern» schwimmen und nicht spazieren, er geht nicht in die Oper und nicht ins Kaffeehaus oder, wie sonst die Orte heißen mögen, wo die Män ner hingehen, eine Frau kennenzulernen. Dabei ist Johannes des Alleinseins ernst lich müde. In ein trautes Heim gehört eine vertraute Frau

. An einem RÄi? können für das gleiche Geld zwei hören, aus einem Fenster können zwei die glei che 'Aussicht betrachten und an einem Ofen wärmen sich zwei Menschen leichter als einer. Und so beschloß Johannes, in den Ehestand zu treten. Er inserierte in der Morgen^eilung: „Besserer Herr in besse rer Stellung sucht bessere Dame zu Ehe'. Acht Tage später waren zweitausend- zweihunderizweiundzwanzig Briefe ein gelaufen. In roten, gelben, grünen, blau er und weißen Umschlägen lagen ausführ liche Lebensläufe

war sie noch sehr jung, vielleicht sogar sehr schön. Johannes schrieb einen Brief. In herzlichen Worten bat er die Unbekannte um ein Stelldichein. Sein Herz klopfte, als er den Brief in den Kasten warf. Am nächsten Morgen kam die Anwort: „Erwarte Sie heute acht Uhr im Graben- ÄSASANUNA a/1 «to? Raüs»ts//s Von K. R. Neubert. Peter hatte sich mit Edith in einem scassee verabredet. Edith war seine Ku sine. Er beabsichtigte, Edith mit seinem iìreund Gärtner zusammenzubringen, von dem er wußte

yegen mich waren, so sabelhast für mich eingesetzt hat', fuhr Peter fort. Sie war sehr verwirrt. „Ich Hab' ihn mir ganz anders vorgestellt', slüsterie sie; „nun soll das der eingebildete Menici) von der Haltestelle sein?' ^ Sie blickte zu Gärtners Tisch hinüber. cafe'. Kennzeichen: ich rühre den Kaffee um. Die Dame aus der Morgenzeitung.' Johannes besah sich noch einmal in Spiegel und trat ein wenig unsicher durch die Drehtür des Kaffeehauses. Es waren noch fünf Binuten vor der Zeit. Aber die Dame

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Tiroler Grenzbote
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Page 5 of 8
Date: 13.05.1933
Physical description: 8
von S 21.— aufwärts. Janker in allen Qualitäten bei Franz Schweiger, Kufstein, Kinkftraße 16. 337 Copyright by Martin Feuchtwanger Halle (Saale) [24 Hier an dem Schmerzenslager dieser armen Frau fand Doktor Johannes Braumüller sich zum Leben zurück, das er hatte von sich werfen wollen. Hier kam die Erkenntnis, daß er wie ein Feingling hatte handeln, sich um seine Pflicht drücken wollen — um die Pflicht, die ihm vom Vater hinterlassen worden war. Jetzt auf einmal meinte er das gütige Antlitz des Ver storbenen

. „Nun ist es gerade, als wäre der alte Doktor wieder lebendig geworden!" sagte man. Und doch war es nicht ganz so. Doktor Johannes Braumüller half zwar den Armen und den Kranken, wie sein Vater es getan hatte. Er nahm sich den jungen Hermann Lehner als Schüler, wie Doktor Georg Braumütter ihn zu sich genommen haue, aber er schloß sich im übrigen ab von der Gemeinschaft seiner Mit menschen und lebte still für sich in seinem Hause. In tagelangen Ausflügen durchstreifte er mit Hermann die Gegend und kehrte immer

schwerbeladen zurück. „Eine Liebe muß der Mensch haben", sagte er sich, „und die meine soll der Natur gehören, ihr, die allein ohne Falsch ist." Er legte Sammlungen an, die er sorgsam betreute, und außerdem unterrichtete er Hermann Lehner, der viel nach zuholen hatte, da ja kein Gedanke daran gewesen war, daß der arme Försterssohn jemals studieren könnte... Nicht, wie der alte Doktor es mit seinem Adoptivsohn getan hatte, schickte Johannes Braumüller den jungen Menschen in das Gymnasium

auf diesem Gebiete aufweist. Paulin stellte dies unter Beweis mit dem Vortrag einiger charakteristi scher Schönherrscher Prosadichtungen, in denen sich ein seltsamer Ernst mit einem so derbkräftigen Humor paart. Beides brachte Herr Paulin mit vorbildlicher Eindringlich keit zum Ausdruck, das tiefe Gemüt des Dichters offen- Ja, Doktor Johannes Braumüller war aus Dem besten Wege, ein Sonderling zu werden, und wenn er manchmal über sich selber nachdachte, so lachte er wohl und sagte zu sich selbst: „Ein Narr

, dem er freilich nur vem Namen und dem Rufe nach bekannt war, sicherte ihm zu, daß man den jungen Mann unparteiisch prüfen werde, und doch bebte Johannes Braumüller, als sein Pflegesohn vorgefordert wurde. Um so größer war dann seine Freude, als Her mann ihm freudestrahlend melden konnte, daß er mit der ersten Zensur bestanden habe, als er ihm dankte für alles, was er ihn gelehrt hatte, und ihm versprach, ihm jederzeit Ehre zu macherü Doktor Johannes Braumüller war ohne weiteres ein verstanden. als Hermann

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Alpenzeitung
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Page 3 of 6
Date: 08.09.1937
Physical description: 6
: „Küssen verboten'. Dies bezieht sich selbstverständlich auf die Kußsze nen bei den Filmaufnahmen. In Hollywood herrscht nämlich zurzeit eine Erkältungsepidemie, und da die Filmregisseure große Zeit- und Geld« Verluste befürchten, falls sich die Künstler anstek ken und wegen Krankheit nicht weiterfilmen kön, nen, werden einstweilen alle Szenen zurückgestellt, in denen Zärtlichkeiten ausgetauscht werden. er Absturz Erzählung von H. R e lnh o ld. lö sich Johannes vorbeugte, um nach dem Kameraden

gewonnenen Zentimeter zurückgleiten und faßte glücklich wieder Fuß auf dem Sims. Dann balan cierte er sich aus, packte mit der Linken einen winzigen Griff und schüttelte sich den Krampf aus der Rechten. Dann rief er Johannes zu, jetzt aufzupassen. Das nächste Mal mußte es gelingen. Gerade als er sich von neuem und nun sicherer hochdrückte, tat Johannes jenen leisen Seilruck. Der Kamerad hatte den Kiesel gefaßt, war mit der Linken schon auf der erstrebten abschüssigen Felsleiste und zog die Beine

weitgespreizt nach. Da ging es wie ein fürchterlicher Schlag durch ihn! Er krallte sich in das Gestein und versuchte das Gleichgewicht zu erhalten, aber der Ruck war trotz seiner Geringheit zu stark gewesen. Der Bergfahrer sah in diesen Bruchteilen von Sekun den, wie sich seine Finger öffneten, spürte die Beine ins Leere rutschen, erblickte nahe über sich den Gipfel und einen Zipfel sonnigen Himmels, dann stürzte er in die Tiefe. Johannes erkannte sofort, was geschehen war. Das Seil surrte toll selsab

ihn aus. Sein Schädel prallte gegen den Ueberhang. Jo hannes stemmte und stemmte und spannte alle Muskeln bis aufs äußerste an, und erst als die Last gleichmäßiger wurde, spürte er, daß es ihm den Nacken, die Schultern und die Hände blutig gerissen und verbrannt hatte. Jetzt war das Aergste geschafft, aber noch galt es behutsam und überlegt zu handeln. Der Freund hing am Seil, es hatte gehalten, aber ob er verletzc war oder nicht, konnte Johannes nicht feststellen. Sein wiederholter Ruf blieb unbeantwortet

. Ihm blieb somit nichts anderes übrig, als das Seil langsam nachzulassen, so lange eben, bis der Freund auf dem dreißig Meter tiefer gelegenen Absatz lan dete. Endlich gab sich das Seil locker, obschon es bei weitem noch nicht abgelaufen war. Lange blieb Johannes in der angespannten Hal tung und ließ das Seil nich? aus den Händen. Lag der Kamerad auf dem Absatz? Viel hätte er darum gegeben, das zu wissen. Er wagte es nicht, loszulassen und sich vorzubeugen. Zwar sah er die Tiefe und den Pfad, der am Fels

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Tiroler Grenzbote
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Page 5 of 10
Date: 03.06.1933
Physical description: 10
?" wiederholte Johannes Brau müller und lachte mißtönend. „Wen denn? Uns beide? Glaubst du vielleicht —" Jäh verstummte er. Er konnte doch nicht sagen, was ihm auf der Zunge schwebte: „... daß wir beide ein Liebes- pärchen sind?" „Ich bin Ihr Nachfolger geworden, Herr Lehner!" rief da Johanna. „Doktor Braumüüer hat die Freundlichkeit, nun mich als seine Schülerin mitzunehmen, und ich danke ihm schon so manchen herrlichen Tag! Aber Sie wissen ja selbst, welcher Genuß es ist, mit ihm wandern und seinen Worten

. zu dem er voller Freude geeilt war, um ihn teil nehmen zu fassen an seinem Glück, und der nun — Aber schon hatte Johannes Braumüüer ihn an seine käufern für Holzteer. Der bei der Stockholz- und Ab destillation anfallende Rohholzessig kann auf leichte Art auf essigsauren Kalk (Rohmaterial für Essigsäurefabri kation) verarbeitet werden, Deutschland importiert jährlich 160.000 Tonnen essigsauren Kalk aus Polen, Schwe den und Kanada. Die Ausbeute an Destillationsprodukten sei hier an einem Beispiel vor Augen

des „Handelsbilanz-Passivums" verwirren zu lassen. Da aber kam er schlecht an. „Nichts gibt's!" rief Johannes Braumüller. „Du lagerst dich zu uns und erzählst von deiner Prüfung! Hast du auch den Doktor gemacht?" Er selbst warf sich wieder ins Gras, und so lagerten die beiden anderen sich neben ihn. Aber während Her mann Lehner berichtete, waren die Gedanken der drei weit fori. Etwas Fremdes stand zwischen ihnen, dem sie keinen Namen zu geben wußten, und erleichtert erhoben sich alle, als die Abendglocken

des Städtchens aus der Ferne zur Heimkehr mahnten. * * * . Auf dem Wege nach seinem Hause hatte Doktor Brau müller fast ununterbrochen geredet, von Sachen, die ihnen beiden vollkommen fernlagen, bis er endlich auf die Reise kam, die Hermann antreten sollte. Den Plan dazu hatte Doktor Johannes Braumüller nicht etwa schon entworfen gehabt, sondern entwickelte ihn nun erst und freute sich seiner List, durch die er den Störenfried wieder aus seiner Nähe entfernen konnte. Innerlich schämte

er sich vor sich selbst deswegen, haderte mit sich und konnte doch nicht dafür, daß alles.in ihm sich auflehnte gegen die Gesellschaft dieses jungen Menschen, der sicher Johanna gleich beim ersten Blick ge fallen hatte. Und Johannes Braumüller schämte sich erst recht, als er sah, wie Mutter Lehner ihren Sohn begrüßte, wie die Mutter Freudentränen vergoß und er die Dankesworte hinnehmen mußte, die sie ihm zurief — schluchzend — immer wieder seine Hände pressend. „Nun ist es aber genug!" schrie er endlich. „Nehmen

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Tiroler Grenzbote
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Page 4 of 8
Date: 27.05.1933
Physical description: 8
) [28 In ihrem Eifer hatte sie beide .Hände über den Arm verschlungen, an vem er sie führte, und Doktor Johannes Braumüller konnte und konnte nicht in diese herrlichen, bittend zu ihm erhobenen Augen schauen — er konnte es nicht... Ebensowenig konnte er ihr die Erfüllung ihres Wunsches versagen. „Sie verstehendes, Ihren Willen durchzusetzen, mein Fräulein!" knurrte er verlegen. „Ich mich mich wohl fügen —" Da zog sie ihren Arm aus dem seinen und schickte sich an, allein weilerzugehen. „Wahrhaftig!" stieß sie dabei

ich gehöre —" „Das gelobe ich Ihnen ohne weiteres", erwiderte Johannes Braumüller. „Und Sie sehen ja auch, oaß ich alt genug bin —" „Um Ihr Vater sein zu können", hatte er sagen wollen; aber er kam nicht dazu, denn die großen blauen Augen schauten ihn forschend an, und dann sagte sie: „Sie sollten mir gegenüber immer bei der reinen Wahr heit bleiben. Herr Doktor. Sie wissen, daß Sie nicht alt sind, und Sie sehen auch noch nicht alt aus. Der Bart — ohne ihn würden Sie um Jahre jünger erscheinen

—" „Dann werde ich ihn heute noch abschneiden!" rief der Doktor lachend; aber innerlich empfand er es wie eine un beschreibliche, beglückende Wohltat, daß sie ihn nicht für alt hielt — ohne daß er einen Grund dafür hätte angeben können! Denn daß er dieses reizende Geschöpf je für sich würde gewinnen können und gewinnen wollen, diesen Ge danken wies Doktor Johannes Braumüller weit von sich und wußte wiederum nicht, warum er ihn mit solchem Un behagen erfüllte. „Lassen Sie den Bart nur getrost weiterwachsen, Herr Doktor

, sie zu bestehen, so daß er dann heimkommen könnte —" Doch Johannes Braumüller nahm den Brief nicht, um ihn freudig zu lesen. Die Sonne schien noch ebenso hell wie vorher, und doch war ihm. als fiele ein Schatten über die Landschaft — über das Glück, das er sich erhofft hatte. Wenn Hermann heimkam, dann würde er wieder mit ihm wandern wollen, und dann — Ja, dann kam Jugend zu Jugend, und er wurde über flüssig — er war ja doch wirklich alt — ihr gegenüber — und ihm gegenüber! Verwundert sah die Frau

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Volksbote
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Page 3 of 12
Date: 01.12.1932
Physical description: 12
mir. Jetzt wollen wir von etwas anderem sprechen —“ „Von der Art deiner Krankheit. Vater?' „Die gar nicht vorhanden ist!'' Lachend rief es der Doktor und freute sich über das verdutzte Gesicht seines Sohnes. Alsbald jedoch wurde er wieder ernst, öffnete mit der einen Hand sein Hemd über der Brust — Da zeigte sich, daß diese verbunden war. „Du bist irgendwie verwundet?' stieß Johannes bestürzt hervor. - „Irgendwie? Es ist ein regelrechter Lungenschuß, dicht am Herzen vorbei, mein Junge —' ............. „Latz mich sehen, Vater —' „Wozu

werden wir nichts weiter miteinander sprechen können, denn wenn die Wirkung des Stimu lans aufhört...' „Da. . .!' Der Doktor strich sich matt über die Stirn, auf der plötzlich große Schweißtropfen standen. Er murmelte unverständliche Worte vor sich hin und verlor schließlich das Bewußtsein ganz, Run erst erkannte Johannes Vraumüller das ganze Heldentum dieses tapferen Man nes, dessen Willenskraft . . . Sein Leben hätte er mit .Freuden hin- gegeben, um das scheidende seines Wohltäters und Vaters zurückzuhalten, aber Menschen kraft

vermochte nichts mehr. Doktor Brau müller hätte richtig geurteilt — er erwachte nicht wieder zum Bewußtsein, sondern ent schlief, als eben die Sonne die Kirchturmspitze mit ihren ersten Strahlen vergoldete. Am dritten Tage wurde er zur ewigen Ruhe gebettet. Und hätte Johannes Brau- müller nicht gewußt, wie viele den Ver storbenen geliebt und geachtet hatten im Lehen, so hätte die unzählige Menge, die Doktor Vraumüller das letzte Geleit gab, ihn darüber belehren müssen. Gr mußte Menschen die Hand drücken

, die er nie gesehen hatte. Jeder hatte für ihn Worte echter Teilnahme.Immer wieder aber hörte er auch Verwünschungen gegen den verruchten Mörder. Rach dem Begräbnis begab er sich zu Doktor Mildner, dem Notar, der ihm das Testament des Arztes aushändigte und alles sonst Nötige mit ihm besprach. ' Das Grundstück wollte er behalten und durch den treuen Johann behüten lassen, dem eine ausreichende Rente ausgesetzt war. Sonst hatte Johannes Vraumüller nur noch einige Legate auszuzahlen und war gar

Berger nicht, schloß sich indessen auch nicht mehr so streng von seinen Kom militonen ab, wie er das vordem getan hatte. Unter diesen stand einer ihm besonders nahe, wahrscheinlich dem Gesetz zufolge, daß Gegensätze einander anziehen, denn was Johannes Braumüller an Weltgewandtheit und guten Manieren abging, das besaß Wol fram Erkner im lleberfluß. Manchmal schüt telte er verständnislos den Kopf, wenn er darüber nachdachte, warum gerade dieser ele gante und vornehme Mensch, seinen Umgang suchte. Etwa

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Südtiroler Heimat
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Page 2 of 8
Date: 15.11.1935
Physical description: 8
!). G. P. ist in Casteluccio (Potenza), Albergo Salerno. Mutter: Regina Pichler, Aldein. Außerdem Johannes Anderlan. Roman von Ariel. Verlag von Benno Schwabe u. Co., Basel. Wintermorgen in starrem Frost. Täler und Hänge lagen unter silbernem Brokat. Bergwafser schäumten eisiggrün mit bläulichen Reflexen. Die Büsche an den Ufern standen im Rauhreif, wie Wundergebilde aus den Händen eines himmlischen Silberschmiedes. Gipfel tauchten auf, lockten, riefen, waren kühn und sanft und feierlich gegen den win terlich kalten

Himmel gestellt. Johannes stand am Fenster und sah hinaus in das schim mernde Land. Da war es, als träfe ein jäher Schlag sein Herz. Hoch in der klaren Morgenluft flattert die welsche Fahne. Der Zug war an der Grenze angelangt. War ich es, der hier vorüberfuhr in blumenbekränztem Zug, dachte Johannes. Liegt nicht ein Menschenleben dazwi schen. Wie war ich jung und hingegeben der Zukunft, was immer sie bringen mochte. Oesterreichs Farben wehten von allen Zinnen und dazwischen breitete der rote Adler

die starken Schwingen. Und Dust von Heu und Sonnenwärme trug der Wind uns zu. Heimat, o Heimat wie warst du stolz und schön. Johannes fühlte sich vergehn. Wa.'rum, schrie es in seiner Seele, warum bin ich nicht fest geblieben? Warum lasse ich Freunde, Zukunft, Geliebte, um unter den Verhaßten zu leben? Ich werde hingehen, um noch einmal den Schiern zu sehn und den Rosengarten, wenn er im Abendschein brennt. Und dann zurück, um nie wiederzukehren. Der Zug fuhr an. Alle Fremdheit verflog, chls Johannes

sich aus dem geöffneten Fenster nngte. Draußen auf ver- schnetten Wegen trotteten die altve.trauten Bauerngestalten. Ein Juchzer flog zu ihm, die herbe Luft strich über seine heiße Stirne. In den Telegraphendrähten sang der Wind sein Lied von der Ferne. O du Antlitz der Landschaft, wie kann ich dich vergessen wollen? dachte Johannes. So weit ich zurückdenken mag, hast du mir gelächelt. Hier war er ausgestiegen, wenn er von seinen Studien in Wien kam, um auf diesem Wege mitten hinein in die Dolomiten zu wandern

, in diese verwunschenen Berge, die so kalt und doch voll Feuer sind. Seltsam verwehrend, ganz in sich beschlossen, um sich eines Tages der Seele aust zutun und zu offenbaren, daß es sie fast zerreißt. Johannes konnte sich ihrer noch so gut entsinnen, dieser Stunden, übervoll von Glück, in denen das Auge die leuchtende Herr lichkeit der Berge nicht mehr fassen kann, so daß man sein Angesicht tief hineinsenken muß in das Blühen eines som merlichen Hanges und des Herzens schwingende Glocke nur mehr die eine Melodie

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Tiroler Grenzbote
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Page 5 of 8
Date: 27.05.1933
Physical description: 8
Ihres Gartens, ihrer Wies' — Soll ich wagen, zu betreten Dieser Alpe Paradies? B. D e l - P e r o. Johannes Braumüller war fest davon überzeugt, daß das. was ihm aus oen Augen des Mädchen entgegen gestrahlt hatte, Liebe gewesen war — daß er nochmals auf ein seliges, beseligendes Glück würde hoffen dürfen. Und so oft er in oen nächsten Tagen in die Berge stieg, ohne Johanna zu treffen, es ärgerte ihn nicht. Er saß da, schaute nach dem Brucknerhause hinüber und plante sogar, das nächste Mal sein Zeißglas

werden: die Rückfahrt von Klagenfurt Hb. muß spätestens um 24 Uhr des 19. Iuni 1933 beendet sein. Jugendliche unter 20 Jahren erhalten in Gruppen von 6 Personen mit einem Führer eine Ermäßigung von 60 Prozent. Johannes Braumüller aber schaute fast andächtig auf die schlanken, weißen Hände und streckte eben die seinen vor, sie zu erfassen, da gellte ein Jubelschrei auf... Und da wußte er, daß er die Zeit doch versäumt hatte! Dort drüben stand Hermann Lehner und schwenkte in der einen Hand den Hut

, in der anderen den Wanderstab. Von weitem war die Freude zu sehen, die aus seinen Augen strahlte. Doktor Johannes Braumüller wäre aufgesprungen und ihm entgegengeeilt, wenn — Ja, weün nicht inzwischen alles anders geworden wäre, als es gewesen war! Wenn nicht neben ihm das blonde Mädchen gelegen hätte, nach dem er jetzt blickte. Und das nun tat, was er unterlassen hatte — das auf sprang und zu dem jungen Manne eilte, ihm beide Hände entgegenstreckend, in den Augen die gleiche Freude, die aus den seinen leuchtete

. Und Doktor Braumüller sah die bewundernden Blicke Hermanns, sah ihn erröten. Da sprang auch er auf und hörte Johanna eben rufen: „Sie sind Hermann — nicht wahr? Und Sie haben die Prüfung glänzend bestanden?" Ehe sie aber seine Hände wirklich fassen konnte, trat Johannes Braumüller zwischen sie. Er hatte aus sein Ge sicht den Ausdruck der Wiedersehensfreude gezwungen, faßte die Hände Hermanns, drückte sie und rief: „Junge — Junge! Wer hat dir denn verraten, daß wir hier oben zu finden

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Volksbote
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Page 14 of 24
Date: 21.12.1933
Physical description: 24
! Mein göttliches Kind! Flocken umtanzen das Fenster geschwind! Es schweigen Efelein, Flocken und Wind! Wollen durch alle Ritzen und Lucken! Drücke dein Köpflein mir an die Brust! Möchte« so gerne mein Kindlei« begucke«. Ilno beiden zur Wonne! Uns beiden zur Lust! Flocken» « haltet den Reigen an, Grd' und Himmel, haltet de« Atem an, Daß mein Nein Jesulein schlafe« kan«! Daß «ein Nein Jesulein schlafen kan«! Der Johannes-Segen Am St.-Johannes-Feste, den 27. Dezember, segnet die Kirche den Wein, den die Leute

nach dem Gottesdienste reichen lassen, um ihn. zu Hause unter gegenseitigen Glückwünschen zu trinken. Dieser Wein heißt im Volksmunde St.-Johannes-Segen oder auch Iohan n e s- Minne. Diese war zuerst weltlicher Brauch und Ist Im frühen Mittelalter entstanden. Den Göttern aus Verehrung zuzutrinken war am Schlüsse der Mahlzeit schon den alten, heid nischen Griechen geläufig. Cs war ihr Tisch gebet. Auch die alten Germanen tranken ihren Göttern, am Ende der Opferhandlung die Minne. Sogar den Toten trank man die Minne

. Die Kirche verbot diese heidnische Sitte, aber vergeblich. Da diese Bräuche nicht auszurotten waren, jo bemühten sich die Glaubensboten, dem heidnischen Brauch einen christlichen Sinn unterzulegen. So kam es, daß man nicht mehr auf die germanischen Götter Donar und Wotan, sondern auf die Engel und Heiligen Minne tranken. So gab «« dann eine St.-Michaels-, Martins-, Jo hannes-Minne usw.' Aber in den kirchlichen Gebrauch ging fast nur die Johannes-Minne über; und nur diese hat sich unter den kirch lichen

Segnungen erhalten. Dafür waren folgende Gründe maßgebend: Nach einer aus dem 6. Jahrhundert stam menden Legende wollte der hl. Liebesjünger Johannes in Ephesus den heidnischen Ober priester Akistodemus bekehren. Der Heide ging darauf ein. stellte aber die Bedingung, daß Johannes vorerst einen Giftbecher leeren müsse. Schade ihm dieser nicht, so wolle er gläubig werden. Im Vertrauen auf Gott und um die Seele des Helden zu retten, erklärte sich Johannes dazu bereit. Zwei Ver brecher, die zur Probe

vom Gifte nehmen mußten, starben sofort. Nun segnete der Evangelist seinen Giftbecher und leerte ihn ohne Schaden. Trotzdem blieb der Oberprlester noch verstockt. Da gab ihm Johannes seinen Mantel mit den Worten: „Breite Ihn üher die toten Verbrecher aus und befiehl ihnen, im Namen Jesu aufzustehen.* Aristohemus tat, wie ihm befohlen. Die beiden Verbrecher kehrten wieder zum Leben zurück und der Oberpriester wurde Christ. Das Gebet, das der hl. Johannes vor dem Trinken des Gift- - bechers verrichtet

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Volksbote
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Page 10 of 16
Date: 18.05.1933
Physical description: 16
in der Stube. Helene fuhr überrascht auf, doch der jähe Schreck machte einem freudigen Erkennen Platz. Eine Blutwelle stieg chr in die Wan gen. „Johannes Burscherl' rief sie. „Jungfer Helene! Sind Sie böse, daß ich gekommen bin?' „Aber nein! Sie sind der einzige, dem ich gut bin.' Es klang zaghaft. „Helene!' jubelte er. „Sag, hast du mich lieb?' Ein bedeutungsvolles Schweigen. Sie senkte den Kopf. Da riß er sie an sich und küßte sie. Und glücklich bekannte er: „Ich liebe dich, schon lange, Helene

!'. — Und forschend und hoffend fuhr er fort: „Bist du mir wirklich gut?' Sie nickte und schmiegte sich an ihn. „Ja, Johannes!' Aufjauchzend zog er sie nochmals an sich und Helene schlang ihre Arme um seinen Hals und lachte und weinte vor Glück. Am Ausgang« des Dorfes ertönte ein Trompetensignal., Johannes horchte auf. „Helene, sie rufen mich!' Ein letzter Kuß, ein letzter Druck der Hand. „Leb' wohl! Ich komme wieder!' Helene hörte den enteilenden Hufschlag des Pferdes. Er klang wie ein höhnisches Lachen

einer Schild kröte. Es ist vielleicht der schönste Küfer der Welt. Und Insekten können von großer Schönheit fein. Obwohl der Marienküfer an Schönheit mit unfevem neuesten Juwel nicht Mechanisch faltete sie die Hände, suchte nach Worten für ein Gebet und fand nur ein trockenes Schluchzen . ., Die Tage, an denen Helene vom Vater oder von Johannes eine Nachricht erhielt, waren, immer ein Fest. Nur einmal nicht, als mi Februar ein Brief aus dem Lazarett in Bingen am Rhein kam. Eine fremde Hand schrieb

: „Mein liebes Kind! Dir und der Heimat einen Gruß! Ich bin verwundet. Jenseits des Rheins hat mich eine Kugel getroffen, gerade, als unsere Kavallerie vorging. Und denke Dir! Als ich hilflos auf der Erde lag, hielt ein Reiter vor mir, sprang aus dem Sattel und bracht« mich in Sicherheit. Wer der schneidige Reiter war? — Johannes Burscher aus unserem Dorfe. Wachtmeister ist er geworden. — Wenn er nach Hause kommt, sollst Du seine Frau werden! Den Johannes wünsche ich Dir! Er hat mir alles erzählt

und ich bin überzeugt, daß Du mit ihm glücklich sein wirst. Nun lebe wohl, mein Kind, ich segne Dich! Dein Vater.' Was für eine Unterschrift war das? Drei Kreuze nur standen da. Eine krankhafte Bläffe bedeckte die Wangen. Vor dem Christusbilde stürzte sie nieder und rang die Hände. „O du! Hilf mir! Hilf mir!' Dann verließen sie die Sinne. Die Nach barn mußten sich Ihrer annehmen, Monate lang. Der Vater war tot. Helene trug Ihr schweres Los mit Hoffnung. Sie wartete auf Johannes und wartete. Eines Tages kam

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Südtiroler Heimat
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Page 9 of 10
Date: 15.07.1936
Physical description: 10
Johannes Anderlahn. Roman von Ariel. Verlag von Benno Schwabe u. Co., Basel. Ms unseren Leserkreisen wurde der Wunsch ansgedrückt daß der Roman nachgekeferL werden möge. Wtt geben diesem Wunsche gerne Raum und bringen den Raman aks BeKage zur heutigen Folge. Der Ruf der Heimat. Ich will euch erzählen, wie es kam, daß der Ruf der Heimat m dem Herzen des Johannes Anderlahn so übermächtig wurde daß er ihn alles andere, dem er viele, viele Jahre angehangem vergessen ließ. Vergessen

, daß er einer der erwählten Menschen war. denen früher Erfolg die Stirne krönt. Vergessen selbst die Liebe, die ihn mit der schönen und stolzen Anette Wilbrunn verband Dann will ich euch erzählen, wie Johannes auf die Suche nach der Heimat ging und sie wirderfand. Oder sollte ich nicht sagen: wie er sie erst wirklich fand, die arme blut- und tränen gettänkte Heimat. Die stolze, reiche, süße Himat mit ihren Ber gen und Tälern, mit Wolken und Sternen und raunenden Wäldern. Mit betauten Wiesen, blütenüberschüttet

. Die einzige, heilige, unverlierbare Erdenheimat, die wir nie und nimmer las sen können. Es fing damit an, daß Johannes an einem der trüben Win terabende, die den großen Städten eignen, in ein Konzert Mg. Wie anders ist doch der Winter in unfern klaren Höhen. wo sein Lehensmann, der Frost, silbern geharnischt von Kopf bis zu Füßen, auf schimmernden Wegen, entlang den vereisten Wildwassern, klirrend und klingend zu Tal schreitet. Oder die Nächte des Advent, wo die Schleier, die über den letzten

Ge heimnissen liegen, hauchdünn werden, so daß man vermeint, setzt und jetzt müßtm die großen, zauberhaften Wunder sich uns er schließen. Nur ein kleiner Schritt ist dann zwischen Leben und Tod. Ms den sternbunten Gärten der Ewigkeit steigen die lichten Geister herab und wandeln, unsichtbar unfern Augen, zwischen uns. Sie flüstern durch unsere Träume und füllen unsere Herzen mit Sehnsucht nach einem fernen Ziel, wo die Seele die letzte, die allertiefste Heimat findet. Aber an all das dachte Johannes

Flügelschlagen des Erwachens regte es sich in seiner Seele. Dieses versonnene Hingegebenfein war geblieben, als er durch die verhangene Nacht schritt, es hatte ihn nicht schlafen lassen. Müde und verträumt ging der nächste Tag zur Neige. Und am Abend hatte Johannes sich halb widerwillig, halb aus dem Wunsche heraus, der Gebundenheit seiner Kräfte zu entgehen, von Freunden mitschleppen lassen. Aber selbst hier, unter dem Gejohle der Jazzband, lag die leichte Benommenheit über ihm. Wie durch einen Schleier sah

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Alpenzeitung
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Page 8 of 8
Date: 15.03.1938
Physical description: 8
Mn-- dern àfacher. wenig bemittelter Landleute^ erhielt er in der ^aufe den Namen Johannes.! Neben der Bauernarbeit übte der Dater such den Berus «eines Metzgers aus. Schon -im! zaàn Alter non 7 Jahren -verlor Johannes! Vcn Vàr und im Wer -von TZ Jahr«, muß-! c Johannes — der überaus fromme Knabe,! !« io gerne zum Priester studiert Hatte, Doch! Wegen der Notlage der .Familie seinem Her-! zenswunsche entsagen mußte — nach Znaim> zu einem Bäcker in die Lehre. Der angehendej Heilige oblag

es so dahin, mit Riesenschritten eilte Johannes dem Ziel seiner Sehnsucht zu. Da starb der Prälat. Im Jahre 1778 zog Johannes nach Wien und trat beim Bäckermeister Weyrig in 5er Bäckerei ^Zur eisernen Birne' in Dienst. Hier verblieb er durch weitere drei Jahre Bäcker und führte ein Leben der Arbeit, geheiligt durch eifriges Gebet und steten Wandel >wr Gott. Täglich besuchte er den Stephansdom und ministrierte dort. In der Nähe der Bäcke rei — dieselbe war in der Johannesstraße — war die Kirche

der Ursulinen. Wie oft schlüpfte er dort hinein, um oen Heiland im Sakra ment zu besuchen! Johannes Hosbaue war schon Zt Jahre alt. noch immer Bäcker und er wollte doch Prie ster werden. Gemach, Johannes! Gott weiß die Wege, dich zum Ziel zu führen Eines Tages war Johannes in der Ste- phonStirche. da entlud sich ein Gewitter. Drei adelige Damen wollten zum Schlüsse des Got tesdienstes nach Haufe gehen, wußten aber nicht, das Vorhaben ob des gewaltigen Re gens auszuführen. Johannes bemerkte die;, ging

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Südtiroler Heimat
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Page 3 of 8
Date: 01.11.1935
Physical description: 8
und seltsam entseelt standen sie herum. Johannes setzte sich an seinen Arbeitstisch, um, wie von einem fremden Willen getrieben, ein paar Ab schiedsbriefe zu schreiben. Als er den Brief an Anette begann, kam heißes Erschrecken über ihn: wohin trägt mich die Welle? Anettes schönes Gesicht mit den festen Zähnen und den ernsten, kühlen Augen tauchte vor ihm auf. Zärtlichkeit überflutete sein Herz. Konnte es sein, daß er Anette verließ? In den Winkeln begann es zu raunen. Auf leisen, zagenden Füßen kamen

die Stunden der Liebe zurück, standen um ihn, rosenbekränzt, mit Augen, in denen die Leidenschaft ihre Flamme entfacht hatte und streckten bebende Hände nach ihm aus. Weißt du noch? flüsterten die einen. Kannst du vergessen? klagten die andern. ^ Johannes vergrub sein Gesicht in seinen Armen. Ttark war seine Liebe gewesen, jung und voll Ver heißungen. Aber stärker als sie brannte der Ruf der Heimat in seinem Herzen: er fühlte, daß er ihm folgen müsie, daß es keilt Entrinnen gab. Nie mehr

. Der kommende Tag verflog unter tausenderlei Not wendigkeiten, ohne dag Johannes aus seinem Traum, aus Sehnsucht undHeimweh gewoben, erwachte. Abends fuhr er nach dem Südbahnyof; sein liebster Freund, der Herzenskamerad langer Jahre, war bei ihm. Krampfhaft sprachen sie über das hinweg, was in ihnen brannte. Jeder fühlte die große Wende. Würde die tiefe Verbundenheit auch weiterhin wie ein Licht über ihrem Leben stehen? Leidvoller noch als Johannes empfand der Zurückbleibende die Trennung, die er lange

schon vorausgeahnt. Denn früher als Johannes selbst, hatte der erdfremde, heimatlose Jude den Ruf der Heimat in dem Herzen des Freundes erlauscht, die durch alle Bitterkeiten der Nachkriegszeit immer sehn süchtiger den verlorenen Sohn zurückrief. Als die Freunde schon vor dem Wagen standen, in dem Johannes seinen Platz hatte, kam Anette, sehr blaß, doch lächelnd. Die Vornehmheit ihres Fühlcns zwang sie, dem Manne, dem sie Jahre hindurch in Liebe verbunden gewesen war, ein paar Worte des Abschieds

zu sagen. Sie begriff, daß Johannes sie nicht bitten konnte, mit ihm zu gehen. In der großen Stadt, auf den Wegen der Arbeit und des Erfolges, untrenn bar waren ihr die beiden Begriffe, da war sie die rechte Gefährtin. Das einsame, weltfremde Gelehrtenleben, das nun für Johannes kommen mochte, war ihrem Wesen fremd, war außerhalb ihres Erlebens gestellt, wie das Antlitz einer Landschaft oder die Stimme von Wäldern, wie Wolkenziehen über besonnte Hänge. Nie war ihr diese weite Umwelt mehr

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Alpenzeitung
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Page 2 of 8
Date: 17.08.1932
Physical description: 8
auf die überaus zahlreichen Anfragen um Aufklärung über die Neserveoffizierskurse mit, daß die diesbezüglichen Manifeste bereits im Be sitze der Gemeindeämter sind und bei diesen von den Interessenten eingesehen werden können. Es wird den Aspiranten in Erinnerung ge bracht. daß die Aufnahmegesuche bis spätestens 31. August 1932 eingereicht werden müssen. Aoman von Ida Segalla ZNaksa, Merano (29. Fortsetzung) - .Wie auch Johannes seinen Zustand vor den Augen seines Vorgesetzten zu verbergen sich be strebte

, die Ueberspannung seiner Kräfte war ä'u offensichtlich. Er mußte zu Bett, der milde Befehl wurde wiederholt. Hätte er der Wahr heit gemäß doch antworten dürfen: Die Wurzeln Hes Fiebers sind nicht körperlichen Ursprungs, sie liegen auf dem Grunde meiner Seele und kein Arzt und kein Heilmittel kann sie aus meinem Herzen reißen. Noch mußte er sein /Geständnis an Ketten legen, das dem Gütigen jeidvolle Stunden bringen würde: er mußte vor her ruhiger, gefestigter werden. Johannes ahnte nicht, daß das von Gott

er getene Wunder zu seiner Erlösung bereits die ^Schwelle seiner Zelle überschritten hatte, als er Lein Lager aufsuchte. Xl. Krieg in SichtI Sei bereit. Ruft die Pflicht Dich zum Streit! . Johannes war in die von Liebe anbefohlene ^Zerbannung gegangen. Still lag er auf seinen jKissen. Sein Sichdagegenwehren hätte für Eigensinn oder Stützigkeit gelten können, und da ergab er sich lieber in das Unvermeidliche. Zudem sehnte er sich nach Ruhe. Doch diese sollte jihm nicht beschieden sein. Kaum

. 'Und das ist für Dich das allerbeste', versicherte der Dickbackige. »Ich schwitze ja schon beim Duste Deines Ele- xiers übergenug. Sieh, wie mir das Wasser aus allen Pyren rinnt!' lehnte Joliannes ab. lieber die Hornbrille hinweg salien ihn die Aeuglein vorwurfsvoll an. „Weißt, ich hab's gut gemeint, Bruder, es tät Dir gewiß nicht schlecht — aber natürlich, die Kücken wollen immer pfiffiger sein, als die Hennen!' „Aber nein, liebster Engelbert, so war es nicht gemeint', lenkte Johannes ein. „Gib her, ich werde die Tasse leeren

am Lagern als er auch schon lospolterte: „Habe ichs nicht in meiner großen Zehe ge spürt, daß Du mir den Rang wieder ablaufen willst! Hast Dich schon in Deiner Zudringlichkeit auf den Arzt aufgespielt? Armer Johannes! Mit -wahrer Heldengröße hast Du schon das Ge- süff hinuntergespült! Wirf den Rest dem Kut- ten-Aeskulap dort an den Hals! So ein Spül wasser!' „Verschimps mir meinen wundertätiaen Kräu tertee nicht. Du!' „Hat sich was, Dein Gebräu! Höchstens daß sich der Arme einen glänzenden Magenkatarrh

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Dolomiten
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Page 4 of 8
Date: 28.09.1940
Physical description: 8
in einer norditalienischen Stadt Zusammentreffen, um verschiedene Fra gen, betreffend die deutsch-italienische Zu sammenarbeit in Bezug auf die Landwirtschaft und die Lebensmittelversorgung, zu besprechen. Rovene Anleitung zum fruchtreichen Halten von Novencn, vor allem zum Diener Gottes L-ll.Freinademetz.8VO. von De. Johannes Baut. 2t Selten. Preis:L 1,50: belAbnahme ab 20 StückL 1.40. ab 100 Stück L 1.30. Athefia,Bolzano. In allen Buchhandlungen erhältlich. -n der Sonniags-Stille Das Neue Testament Das Nene Testament

berichtende Bücher der Apostel Matthäus und Johannes, bzw. der Apostelfchlller Markus und Lukas vermittelt wird, so ist der Name „Evan gelium' in übertragenem Sinne vorzugs weise jenen vier Büchern zugeeignet worden. Die Heilige Schrift spricht immer nur voist Evangelium Jesu Christi, d. i. der frohen Bot schaft von der Geburt sowie vom Leben und Wirken des Heilandes. Deswegen trug man feit jeher Bedenken, die Ausdrücke „Evan gelium von Matthäus', „Evangelium von Markus', „Evangelium von Lukas

' und „Evangelium von Johannes' zu gebrauchen. Diese Ausdrucksweife könnte den Schein er wecken, als hätte jeder dieser vier biblischen Schriftsteller eine verschiedene frohe Bot schaft, sein eigenes Evangelium, verkündigt, während uns in Wirklichkeit jeder von ihnen tu anderer Form die gleiche frohe Botschaft von Christus übermittelt. Man bediente sich daher in der Kirche stets der Ausdrücke „Evangelium nach Matthäus', „Evangelium nach Markus', „Evangelium nach Lukas' und „Evangelium nach Johannes

', was zu bedeuten hat: Evan gelium über Geburt, Leben und Wirken Jesu Christi nach dem Berichte von Matthäus, oder Markus, ufw. Das eine Evangelium führt uns den Heiland vornehmlich als Menschen, das andere als Pro pheten, das dritte als Priester, das vierte als Gott vor Augen. Daher hat man von altersher einem jeden der Evangelisten ein anderes Sinn bild beigelegt, dem Matthäus einen Menschen» dem Markus einen Löwen, dem Lukas ein Opferkalb, • dem Johannes einen Adler. Mat thäus beginnt ja bezeichnenderweise

sein Evan gelium mit dem Stammbaum Jesu Christi, also einem Bericht über die Herkunft des Heilandes seiner Menschheit nach, der heilige Markus be ginnt sein Evangelium mit dem Bericht über die Büßpredigt des hl. Johannes des Täufers, welche dem Brüllen des Löwen in der Wüste verglichen wird, Lukas beginnt mit der Engels botschaft, welche Zacharias eines Tages bei der Ausübung seines Priesteramtss im Tempel er hielt, Johannes aber schreibt gleich am Anfang seines Evangeliums von der Eottessohnschaft Jesu

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Südtiroler Heimat
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Page 6 of 8
Date: 01.08.1936
Physical description: 8
mitzuziehen. Solche Fälle lassen sich verschiedene anführen. Wo bleibt die aus gleichende Gerechtigkeit? Für die Muttersprache. Der bekannte Romanist Karl Voßler hielr vor der Gesellschaft der Freunde der Deutschen Akademie zu Florenz eiwen Vortrag, der durch seine Stel lungnahme zu dem Sprachenkampf auch in italienischen Krei sen besondere Beachtung fand. In seinem Vortrag führte Voßler nach Pressestimmen, u. a. aus: „In früheren Jahr- Johannes Anderlahn. Roman von Ariel. Verlag von Benno Schwabe

u. Co., Basel. (Fortsetzung). Johannes kann nicht schlafen in dieser Nacht. Wieder ein mal ist es so weit, daß er verzagen will. Und so spricht ec am nächsten Morgen zu seiner Moi: Du Liebste, wie, wäre tl, wir ließen hier alles fahren und bauten uns drüben über der Grenze ein neues Nest? Da aber wird Mor bitterböse, nie hätte Johannes geglaubt, daß die stille, verschlossene Frau so arji- loderu kann. So, sagt sie, und unser liebes, schönes Heimatb. so.r wohl ein Welscher kaufen.? Und macht hark

hinter sich dre Türe zu. Was kann Johannes tun, als er sich von seinem Staunen erholt hat? Er geht ihr nach und sagt: Du hesst recht Moi; sei wieder gut. Wie er die Arme usni sie legt, um slie an sich zu ziehen, sieht er, daß ihre Augen voll Tränen stehn. Und wie einmal schon, wird sie ihm auch heute wieder die Verkörperung der. Heimat. Der leidenden, gebeugten, so oft verratenen und doch so heiß geliebten Heimat. In einer Schlucht, eingebettet in eine kleine Mulde, liegt eine schm merweiße Schneekatze

dein« Schalmeien heller. Du stägst nicht nach den Fahnen, die im Winde flattern. Menschenwerk, Menschenkeid, es vergcht und verweht. Ewig bist du! Johannes wandert mit Moi über die Höhen. Silbern stehen die Gipfel auf blauem Grund. Doch wenn die Sonne untergeht, fangen König Laurins Rosen an zu blühen. Lange, lange, wenn in den Tälern schon die Schatten geistern, stehn LaurinK Gärten noch in rosiger Glut. Aber dann, verblassen jie und ver? dämmern traumhaft in blauem Dust. Nur der Schiern steht mächtig

und einsam und schimmert durch die sinkende Nacht. Immer wieder zieht es Johannes an die Stelle, wo er ihn gerade vor sich hat und immer wieder faßt es ihn mit in brünstigen Schauern, als stünde er einer.Gottheit gegenüber, groß, unnahbar und doch zutiefst vertraut' und verwurzelt jn den dunkeln Gründen der Seele. Moi weiß das auch. Der Schiern, sagt sie, das ist der Berg, von dem Du nicht loskannst. Nicht im Wachen und nicht .im Schlaf. Er ruft Dich zurück, wenn Du fern bist und glaub

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Südtiroler Heimat
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Page 3 of 8
Date: 01.01.1936
Physical description: 8
da reudere' (Rechiumgen zu begleichen) statt, zu dem die Aiigestellteu dilrch das Syndikat gezwungen wurden, zu erscheinen. Dabei wurde vorgeschrieben, daß denen, die nicht erscheinen, ein Tages lohn zugunsten der Aiigehörigen der Soldaten abgezogen O du Frühling in unseren Bergen, nirgends klingen deine Schalmeien hellec. Du fragst nicht nach den Fahnen, die im Winde flattern. Menschenwerr. Menschenleid, es ver geht und verweht. Ewig bist du! Johannes wandert mit Moi über die Höhen, kälbern stehen

die Gipfel auf blauem Grund. Doch wenn die Lonne untergeht, sangen Körrig Laurins Rosen an zrr blühen. Lange, lange, wenn in den Tälern schon die Schatterr g.'irtern, ltehn Laurins Gärten noch irr rosiger Glitt. Aber dann verblarieu sie und verdämmern traumhaft in blauenr Drttt. .cur er Ichlern steht mächtig mrd eiirsam nnd schiimnert durch Du linkende Nacht. LMiner wieder zieht es Johannes die Ltette ^ wo er m>t gerade vor ml; yat und tntniev nu.j.'i ll ) n '*- 1 mit inbrünstige» Schauern, als Htm.v

. Und eines Tages sagt Moi: Du Hanns, die Leut reden mir zuviel von dir. Gib obacht mit dem, was Du sagst. Die Watschen sein wie Bluthund hinter jedem offenen Wörtl her. Johannes lächelte gequält: sei ohne Sorge Moi, ich bin ja kein Hetzer. Roch kanir ich ja nicht so klar über alles sprechen, was in mir ist. Es ist wohl auch noch nicht so feststehend, um es in Aborte fassen zu können. So ist es auch. Johannes könnte die Frage, was ihn so unwiderstehlich hin zieht zu den Menschen, vielleicht wirklich

nicht beantworten. Er fühlt es reisen in seiner Seele und weih noch nicht, rvelche Frucht es bringen wird. Ein Weg- sucher ist er, das beiße Erbarmen seines Herzens ist das Licht das ihn geleitet. Und das Vertrauen, das ihm wird, ist nue der sichere federnde Bogen einer Brücke, über die er hinüberschreiten wird über alle Gründe. Immer weite, zieht Johannes seinen Kreis. Wenn er aach Hanse kommt, ist nun auch er schweigsam. Moi fühlt, wie es in ihm arbeitet, doch kein kleines Wort der Frage toinntt

über ihre Lippen. Sie hält es mit der alten Weis beit der Bauernregeln: wenn die Keschten reif sind braucht inan den Baum nicht zu schütteln. An einem Tag, von schimmernden Molken überweiht, holt Johannes seinen Freund Heinz vom Bahnhot ab und schl.ppt ihn tut Triumph zu seinem Hause. Zuerst, wie Johannes den Freund aus dem Zua steigen liebt, erschrickt er. Sv schmal sind dessen Wangen geworden, so brennend die Angen. Und dazu die heißen .Hände. Aber Heinz beruhigt ihn, er spricht von Ueberarbeitung und Reise

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Südtiroler Heimat
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Page 2 of 8
Date: 15.12.1935
Physical description: 8
— Oppido Lu cano, Jahre; 10. Grones Franz, Klausen Carceri, 2 Jahre; Poggio Reale (Napoli) Johannes AndeNan. * Roman voa Ariel. Verlag von Benno Schwabe u. Co., Basel. Johannes erfuhr es aus einem Brief seiner Schwester. Die Moi hatte ihm bitter Leid getan, denn er hatte immer was übrig gehabt für das zarte, junge Ding, das so zäh gegen den Verfall ankämpfte. Einmal noch hatte er sie ge- sehn, als er zum Begräbnis seines Vaters kam. Dann war der Zusammenbruch gekommen mit all seinem Jammer. Die Jahre

nur große, etwas traurige Braunaugen und einen sehr stolzen Mund, der sicher viel verschweigen konnte. Sonst war sie damals wohl noch ein ziemlich unausgebackenes, blasses Jüngferlein gewesen. Zu Mittag frug die alte Burgl: was ist denn aus der Moi vom Rainalterhof geworden? Die Moi, entgegnete die Burgl, ha woll die Moi, die sell isch bei dr Frau von Weber. Und fügte nach einer Weile brummend hinzu: a znichts Weibels isch sie schon, die alte Gnädige. Nachmittags machte Johannes

sich auf den Weg, um Frau von Weber auszusuchen, deren großer, schloßartiger Ansitz auf dem Wege nach Wolfsgruben zu lag und den sie auch im Winter nicht verließ. Sie war eine verbitterte alte Frau, die alle Welt dafür verantwortlich machte, daß ihr im Le ben nicht immer alles nach Wunsch gegangen war. Und da war die kleine Moi hingeraten. Wie mochte sie geworden sein? Die alte Dame empfing Johannes ungnädig, weil er mit seinem Besuch so lange gewartet hatte. Von der Moi war nicht einmal ein Zipfelchen zu sehen

und Johannes kannte sein Gegenüber zu gut, um auch nur den Hauch einer Frage zu tun. Aber als er auf dem Heimweg war, kam ihm von Ober bozen her eine Frau entgegen, fast so groß wie er, mit fe sten Schultern und biegsamen Hüften. Schwere, braune Zöpfe lagen um den schmalen, stolzgetragenen Kopf, klare, gold braune Augen sahen ihm ernst und forschend entgegen. Die Wangen waren weich gerundet, der Mund herb und doch voll Süße, wie er lächelte. Johannes blieb stehen: Moi? bist Du es Moi? Sie stellte

den schweren Korb nieder, den sie trug, und gab ihm die Hand: Du bist da Johannes. Du bist da Johannes. Erst wollte er lachen über die ein- fache Feststellung. Aber dann überkam ihn mit einemmale eine heiße Rührung, eine unsagbare Dankbarkeit. War es nicht, als spräche die Heimat durch den Mund des Mäd- chens, so still und selbstverständlich: Du bist da Johannes. Wo die Waldhänge zu Seiten des Eisack emporsteigen, auf halber Höhe, zwischen feldumstandenem Dorf uuo Berg einsamkeit, am Rande

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Dolomiten
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Page 7 of 12
Date: 05.12.1936
Physical description: 12
In Ler Sonntagr-Ltille Rechtfertigung -er Gotteskin-er vot den Welkkindern Infolge der Tyrannei des feigen Merodes und der Ränke der sittenlosen Herodias liegt Johannes der Täufer in der Bergfeste Machärus in Kerker und Banden. Da schickt er zwei seiner Jünger zu Christus mit der Frage: „Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen andern warten?' Bist du der von Gott verheißene und von den Völkern so sehnsüchtig erwartete Erlöser, oder bist du auch nur ein Vorbote, ein Vor läufer

eines Größeren, Mächtigeren, der nach dir kommen wird? Auf eine solche Frcktze aus dem Munde des Johannes sind wir nicht gefaßt.. Wie sonderbar! Ist auch Johannes an Chri stus irre geworden? Ist er während seines einsamen Aufenthaltes im Gefängnis ein Opfer des nagenden, bohrenden. Zweifels geworden? Johannes war doch Zeuge der Taufe Jesu, er hat mit eigenen Augen ge sehen, wie der Himmel sich öffnete und der heilige Geist in Gestalt einer Taube auf ihn herabkam. er hat mit eigenen Ohren die Stimme

des himmlischen Vaters gehört: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe: ihn sollt ihr hören.' Johannes hat zweimal, auf Jesus bindeutend, den Juden zugerufen: „Sehet das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünden der Welt.' Wirklich möchte man meinen, auch Johannes sei an Christus irre geworden, wenn er fragen läßt: „Bist du eg, der da kommen soll,' oder sollen wir auf einen andern warten?' Und er mag auch manchen seiner Zeitgenossen als ein schwankendes Rohr erschienen

sein, als eine Wetterfahne, die heute nach Open, morgen nach Westen zeigt, als ein zweifelnder, unbeständiger Mann, der heute bejaht, was er morgen ver neint. Aber nein, auf Johannes fällt kein Schatten, nicht er zweifelt, sondern seine Jünger, das Volk, und diese will er zum Herrn führen: er läßt darum im Namen seiner Jünger, des Volkes, ja der ganzen Menschheit fragen, ob Christus der wahre Messias (Erlöser) ist; aus dem Munde Christi selbst sollen alle Zweifler hören, daß an ihm und nur an ihm die Verheißungen

der Propheten in Erfüllung gehen. In wunderbarer, ergreifender Liebe nimmt sich Christus selbst seines Vorläufers an. ver teidigt seine Ehre, weist alle Zweifel an seiner Rechtgläubigkeit zurück: Johannes ist kein schwankendes Rohr, kein Zweifler, keine Windfahne, nein, er ist ein Charakter aus Eisen und Stahl, er ist-mehr als ein Prophet, er ist mein Vorläufer, mein Herold, der Königsbote, der wie ein Engel dem Gottes sohne den Weg bereitet. Wahrhaftig, mit diesen warmen und entschiedenen Worten

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