an das Kommen des tausendjährigen Rei ches. In glühenden Farben stand die sozialistische ! Zukunftsgesellschaft vor ihren gläubigen Seelen. Täglich nialten sie sich die Zukunftsbilder neu- sie waren die Leitsterne ihres Lebens, zu denen sie un entwegt aufschauten. Im Emporschauen zu dem - nie Beweisbaren, im Glauben an sein Ziel ver gasten sie ihre Umgebung. So wandelten sie wie die Träumenden durchs Leben, als wahrhaftige Gläu bige, denen der Mund überging von dem, was ihr ! Herz erfüllte
des Verfalles, die Bedingungen eines neuen, des sozia- jliftijdjen Lebens der Zukunft. Nunmehr vermochte man Beweise für das Kommen dieser sozialisti schen Zukunft zu bringen. Man wußte nun, daß sie kommen werde, kommen müsse. Etwas Glauben freilich blieb noch: Man i träumte, zunächst, nur noch einen kurzen Weg bis jpt Ziele zu haben. Aber als man erkannte, dast ! Hindernisse über Hindernisse aus dem Wege ge räumt werden müssen, dast man nicht mehr war ten, sondern arbeiten müsse, bis das Ziel erreicht sei
will. Deshalb sei es am 1. Mai unseren jungen Freunden besonders eingeprägt: Der begeisterte Glaube an die sozialistische Menschheit, die unver brüchliche Ueberzeugung, daß wir so handeln kön nen und müssen, wie unsere forschende Vernunft als Notwendigkeit erkannt hat, dieses kühne Vor dringen zu dein Ziel, das wir uns setzen, zu dem die Vernunft führt, von dem aber das zage Ver nünfteln über die „Folgen" ablenkt — das ist Re ligion in Fichtes Geist, wie er uns am Weltfeier tag der Arbeit erfüllt
Gesellschaftsord nung, die Religion der Unsterblichkeit der mensch lichen Kulturarbeit — kurzum: die Religion des Selbstbewußtseins unserer weltschöpfenden Kraft! Und weil wir Sozialdemokraten — wir allein! — diese Religion des Glaubens an unser Ziel und die Begeisterung für unsere Sache haben, und weil wir — wir allein! — ohne über die Folgen zu der-, nünfteln, so handeln, wie wir handeln müssen, darum können wir mit Fichte bekennen: Wir nur sind die Gottgläubigen, die anderen aber, wie fromm