Tirol im Jubeljahre seines Bundes mit dem göttlichen Herzen Jesu : Gedenkbuch der Säcularfeier im Jahre 1896
72 Die Landesfcicr in Bozen am 1. Juni. wäre auch traurig, wenn wir dem Glauben und den Gebeten jene Kraft nehmen würden, welche es für die Zeit der Trübsal entfaltet. Wenn wir aber zurückblicken auf die kurze Spanne Zeit, so können wir doch nicht leugnen, dafs Tirol trotz aller Leiden heute gestählt und gekräftigt anA dem Jahrhundert hervorgegangen ist. Tirol ist kein reiches Land. Es ist ein armes Land und wird es bleiben. Eines ist dem Lande aber erhalten geblieben: fein Glaube, feine Treue
, der bei jeder Gelegenheit, wo es galt, diese Andacht zu pflegen, am Platze war und an der Spitze stand, jener Mann, der anlässlich des letzten Bundessestes gesagt hat: „Wenn man dein Volke seinen Patriotismus nehmen WM, muss man ihm feinen Glauben nehmen' der zweite, der er lau )te Spross des österreichischen Kaiserhauses, der erst vor knrzen^ von denk Tode hinweggenommene Erzherzog Karl Ludwig, der à M^t)a er von Tirol bei jeder Gelegenheit die Herz Jesu-Andacht befordert hat und Schwierigkeiten zu beseitigen bereit
war. Ich möchte mir erlauben, der Versammlung mit einer gewissen Wehmnth zu erzählen, dasv e? gerade anlässlich der Einladung war, welche die Deputation machte, alt der teilzunehmen ich die Ehre hatte, dass wir zum letztemnale Seine kaiserliche Hoheit trafen. Es war die letzte Audienz, die der verstorbene Erzherzog gab. Seine letzten Worte waren Grüße an Tirol, eine Er innerung voll Liebe und Wehmuth, eine Erinnerung an die Zeit, re er hier verlebt hat. und die ihm nnvergesslich ist. Es sind wenige Jahre her
, dafs ein anderes Centenarmm gefeiert wurde, das der französischen Revolution, ein Centenarmm, an dem M er Geist sich neues Leben geholt, der Geist der Auflehnung, ^eue französische Revolution, von der ein großer Staatskanzler gesagt hat auf die Frage^ wann fie aufhören wird: „Ich fürchte, sie wird nicht mehr aufhören. Jene Revolution hat zu ihrer Grundidee gehabt: Los von Gott, weg nnt Gott aus der Gesellschaft und dem Staate, und ich möchte sagen: W,r feiern in Tirol das Gegentheil