und freute sich auch, Lydia Ewert! Wie sie >Mt in ihrem blauen Bliisei'kleide durch die Wittenberger Schlucht einh^tam. einen kleinen Strauß Maialöckcben in den Gurret aeickoben. -mit erwartungsvollem Augen nach dem Meer ausspähend, das täglich einen immer neuen Zauber auf sie ausübte, da sagte sich das intel ligente Kind recht eindringlich vor: dein Los ist dir gut gefallen! Denke an die Hölle, die du daheim hattest! Sie war vorläufig noch ohne festen Unter richt. Frau Olga, die seinerzeit ein gutes
Examen als Lehrerin bestanden hatte „wenn gleich nicht das ganze Seminar darüber Kopf stand', wie sie Frau Klärchen Förster lächelnd versicherte, unterrichtete einstweilen ihre Schutzbefohleile selbst — die neue Erzieherin sollte erst nach Pfingsten, diesmal ungewöhn lich spät fallend, in Wettenberge eintreffen. Auf allen Gebieten war natürlich Frau Bur- ikardt den Anforderungen der Neuzeit nicht gewachsen — sie nahm mit Recht an. daß dies keinen Schaden brächte, daß ein so intelligentes Kind
und Wirtschaftsräumen umherzu- fpähen, die Leute bei ihrer Arbeit zu beob achten, nebenbei auch, gleichsam spielend, dies und jenes zu lernen. Sie merkte es recht gut, daß Frau Olga sie nicht zum Spaß in dieses Getriebe hineinsehen ließ, daß sie vielmehr wünschte, Lydia möge das alles ernst nehmen und sich bestreben, Kenntnisse auch auf diesem Gebist zu sammeln. Das aber wollte Lydia keineswegs. Wozu sollte sie es tun? Ihre Anlagen und Neigungen lagen auf ' einem total anderen Gebiet
nicht hinauskommen, Welt und Leben kennen ler nen? Frau Burkardt sprach mit ihr nicht darüber, und Lydia schdute sich, danach zu fra gen. Sie n . i durchaus nicht für das Land leben gefchasl- ihr ganzes Sein und Wesen strebte nach der Großstadt hin, nach Anregung, Betätigung, Einsern Ihrer Persönlichkeit. Als Zufluchtsstätte war ihr Wittenberge hochwill kommen gewesen, und solange der Reiz der Neuheit andauerte, sagte ihr vieles daselbst zu — der Gedanke aber, immer hier zu bleiben, ein solches Stilleben
. Nach wie vor bewunderte Lydia ihre Pflegemutter, fühlte sich in ihrer Nähe geborgen, erkannte ihre vortrefflichen Eigenschaften an. Allein in diese Anerkennung mischte sich eine Art inneren Widerstandes — es reizte das Mädchen, daß Tante Olga so vor trefflich, so gütig, so selbstlos war, daß mais ihr von keiner Seite beikommen konnte. Hätte sie kleine Eigenheiten oder Schwächen gezeigt,' so hätte Lydia, klug wie sie war, sich die zu nutze machen, es zu ihrem eigenen Vorteil ausnutzen können. So aber bot Frau Burkarkt