Federzonis und die jenige treibende Kraft, die für Federzonis deutsch-italienische Versöhnungspolitik maßgebend ist. England möchte die mitverschuidete Völkerbund- krife beilesen. England ist bekanntlich nicht zuletzt daran schuld, daß die außerordentliche Tagung des Völkerbundes, die lvegen der Ausnahme Deutschlands einberufen worden war, ergeb nislos verlausen ist. Jetzt bemüht sich Herr Chamberlain. der mit Mühe dem Sturz als Außenminister entgangen ist, seinen diplomatischen Fehler dadurch
gutzumachen, daß er die Sache einrenken möchte, um das Prestige seiner zrveifel- hasten Diplomatenkunst und «des Völkerbundes wiederherzu- stellen. Journalisten aus «den alliierten Ländern sind nämlich, wie aus London verlautet, von einer diplomatischen Denk schrift in Kenntnis gesetzt wovden, die nach Kenntnisnahme des Kabinetts — allerdings ohne offiziell als Programm der englischen Regierung erklärt worden zu sein — gewisser maßen als außenpolitischer Diskussionsstoff von englischer Seite den Kanzleien
der Großmächte zur gutachtlichen Aeuße- rung übersandt worden ist. Diese Denkschrift geht von der Voraussetzung aus, daß der Völkerbund eine zweite mora lische Niederlage nach Art der Märzvorgänge nicht überleben würde. Es komme also daraus an. bereits, wenn möglich vor September, positive Maßnahmen in Erwägung zu ziehen, um die politische Aktions- und Lebensfähigkeit des Völkerbundes zu erhöhen. Als praktische Vorschläge in die ser Richtung lverden zur Debatte gestellt: 1. Deutschland soll de fakto sofort
als Mitglied des Völkerbundes und des Völkerbundrates behandelt werden. In allen Kommissionen soll es, wenn möglich, stimmberech tigt, sonst begutachtend tätig sein. England und Frankreich sollen sich verpflichten, im Völkerbundrat für Deutschland durch ihre Stimme ein Veto gegen Beschlüsse einzulegen, die Deutschland, wenn es im Völkerbundrat vertreten wäre, durch sein eigenes Veto abgelHnt hätte. 2. Die willkürliche Einteilung der Ratsmitglieder in Großmächte und Vertreter kleinerer Staaten