Htevolution. So viel ist schon lange nicht mehr geschrien und händegerungen worden, als in der Wiener frei sinnigen Judenschaft über die letzte Rede Dr. Luegers, in welcher der Bürgermeister von Wien die Juden davor gewarnt hatte, durch ihre revolutionären Um triebe den Zorn des Volkes herauszufordern. Man lief zum Ministerpräsidenten, mobilisierte sämtliche Kultus- und sonstige Vereine und zeterte, als wenn mindestens der halbe Salzgries (Judenviertel Wiens) schon am Spieße stecken würde. War die Mahnung
die fünfjährige Seßhaftigkeit verlange, so ist dies leicht zu begreifen. Wir nehmen niemandem sein Wahlrecht; wenn er sein Wahlrecht ausüben will, so soll er dorthin gehen, wo er zuständig ist. Wie kommen wir in Wien dazu, daß jeder, der da herkommt, da auch das Wahlrecht ausübt? Die Wiener haben doch auch das Recht, daß sie über ihr eigenes Schicksal selbst entscheiden. So schnell geht es nicht, daß nach einem halben Jahre aus einem Böhm ein Wiener wird. Etwas anderes ist es, wenn er ein paar Jahre
, die sich vielleicht nur ein paar Monate des Jahres in Wien aufhalten, die keinen Begriff haben, was dem Wiener not tut, dazu, daß sie mit dem Wiener wählen und dann wieder fortfahren und sich um nichts mehr kümmern? Warum soll denn so ein Mensch mit uns wählen, der hat doch kein Recht dazu, wenn er nicht da wohnt; das ist doch keine Beeinträchtigung des Wahlrechtes, sondern eine Beeinträchtigung der Rechte der Wiener. Am Lande wäre es noch viel ärger. Nehmen wir z. B. eine Gemeinde an mit 300 Bauern
laffen werden. Es ist nicht gut, wenn man eine große Angst hat. Von einer Drohung bis zur wirklichen Tat ist bekanntlich ein weiter Weg, den auch die Sozial demokraten nicht so leicht zurücklegen werden. Wenn es bei uns beispielsweise rechtzeitig möglich gewesen wäre, die Wiener Geschäftsleute zu organisieren, dann hätte am 28. November kein einziger zuzu sperren brauchen. So aber war die Sache undurch führbar, weil, wenn zwei Drittel zugesperrt haben und ein Drittel der Geschäftsleute offen gehalten