Von der Freiheit des Landes Tirol.- (Von der Ehre und Freiheit des Tiroler Bauernstandes ; 1)
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Author:
Wopfner, Hermann / von Hermann Wopfner
Place:
Innsbruck
Publisher:
Verl. der Mar. Vereinsbuchh.
Physical description:
202 S.
Language:
Deutsch
Notations:
In Fraktur
Subject heading:
g.Tirol;s.Verfassung;z.Geschichte<br />g.Tirol;s.Freiheit
Location mark:
II 102.684 ; II A-17.738/1
Intern ID:
131381
unterstützen. Die Regierung unterstützen heißt aber nicht, alles, was die Regierung macht, für schön und gut er klären. Wir werden vielmehr unsere Meinung auch dann offen sagen müssen, wenn wir in der einen und anderen Frage mit der Regierung nicht übereinstimmen. Das eine ist selbstverständlich,, daß jede Kritik in entsprechender Form vorgebracht wird. Ein Teil des Mißbrauches der Demokratie bestand gerade darin, daß die jeweilige Gegner schaft einer Regierung in ihrer Beurteilung
vermeintlicher oder wirklicher Fehler der Regierung kein Maß zu halten wußte und oft genug alles, was die Regierung tat, schlecht machte, auch dann, wenn es gut war. Anderseits wäre es für eine Regierung der größte Schaden, wenn sie gar keinen Widerspruch mehr vertragen und jedes freie Wort unterdrücken wollte. In der heutigen Zeit begeistern sich viele, namentlich in den Städten, für den Faschismus, das heißt für eine Regierungsform, die der Regierung, den „Führern', eine möglichst unbeschränkte Gewalt
erteilt und den Einfluß des Volkes auf die Regierung tunlichst beschränkt oder ganz beseitigt. Die Faschisten können sich nicht genug tun in der Verfluchung der Volksherrschaft oder Demokratie. Die Feinde der Demokratie übersehen gewöhnlich, daß zwischen Demokratie und Demokratie große Unterschiede bestehen. Die Uebertragung der westeuropäischen Demo kratie auf Oesterreich war gewiß eine ganz verfehlte Sache, geradeso wie heute die Nachahmung des welschen Faschis mus und die aus seinem Geist
erwachsene 'Rückkehr Zu Formen absolutistischer Regierung uns Schaden brächte. Gegen die neue Verfassung Oesterreichs sollen nun vom tirolischen Standpunkt aus Zwei schwere Bedenken vorgebracht werden. Das erste Bedenken richtet sich gegen die Art, wie die neue Verfassung zustande kam und ver-