zur selben Zeit, da Wien und die Wiener als Bollwerk der Christenheit gegen den Islam sich bewähr- ten und die Türkenstürme abschlugen (1683), wetterte in Wiens Kirchen der Jesuit Ulrich Megerle, genannt Abra ham a Santa Clara, gegen die Seuche der Sittenlosigkeit und erlaubt sich in seiner Derbheit die ganze Stadt als ein großes H .... haus zu bezeichnen. Es ist alles schon dagewesen, Herr Dr. Piffl! Schlechter kl§ damals, wo sich der schimpfende Abraham a Santa 'Clara erbötig machte, alles was in Wien
noch Jungfrau sei, kuf einem Schubkarren aus der Stadt zu führen, ist es jetzt bestimmt auch nicht. Auch dann nicht, wenn man Santa Claras Behauptung so korrigiert, wie er's selber auf Be treiben des kaiserlichen Hofes tun mußte, wo sich eine An- zahl unverheirateter Erzherzoginnen, die schließlich auch nicht samt und sonders auf dem einen Schubkarren Platz gefunden hätten, beleidigt fühlten, woraus der gewandte Jesuit den Ausweg fand, daß man ja mit einem Schub karren auch öfters fahren könne. Jedenfalls
läßt Abraham a Santa Claras Mission die Vermutung zu, daß cs damals, wo Thron und Altar auf dem Höhepunkt standen, es in puncto—puncti auch arg gefehlt hat. Und was soll man gar vom gelobten und geliebten Mittelaltsr halten, wenn die Geschichte ganz glaubhaft be richtet, daß auf dem Kirchenkonzil von Konstanz (dem alten Kostnitz) neben 33 Kardinalen, 47 Erzbischöfen, 145 Bi schöfen und 18.000 Mönchen und Priestern vom Magistrat der Stadt, wahrscheinlich dem Vergnügungsausschutz, auch rund 5000
, hat er mit Unverstand und Einsichtslosigkeit ge schlagen. Was vier schreckliche Jahre des Verwüstens, der Um» Wertung aller Werte vertan, das läßt sich nicht durch Ka- puzinaden ausbauen, nicht durch Strafpredigten erzwingen. Das dürfte kaum zu Zeiten eines Capistran und Abraham a Santa Clara gefrommt haben, umso weniger heute. Nicht das Wort sondern die Tat. Und da hat zum Auf bau gesunden Familienlebens, zur Rettung gefährdeter Jugend die Tatpolitik der sozialdemokratischen Gemeinde Wien schon ungleich mehr getan