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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 9 of 16
Date: 07.02.1931
Physical description: 16
die Kost, rauh die Sitten der Meister. Und wer von den Gesellen auszumucksen wagte, hatte nicht nur die Meister, sondern auch noch die Obrigkeit gegen sich, die mit den ..Handwerksknechten" nicht viel Federlesens machte. Mancher mittelalterliche Arbeitskamps wurde blutig unter drückt. die „Ausrührer" hart bestraft. Trotzdem aber ließen sich die Knechte nicht immer einschüchtern, und die Geschichte des mittelalterlichen Handtverkes weiß von einer ganzen Reihe von Lohnkämpfen zu berichten, von denen

nicht wenige jahrelang andauerten. Wenn gar zu sehr die Meister an einem Orte die Gesellen gedrückt hatten, wenn alles Protestieren und aller Widerstand, alles An rufen der höheren Gewalten fruchtlos gewesen war dann gab es für die Handwerksburschen e i n Mittel, sie schnürten den Ranzen und zogen aus den Toren der Stadt und ver kündeten in allen Herbergen im Lande und auch über seine Grenzen hinaus, wie man ihnen mitgespielt, was man den Gesellen zugemutet, und da wurde allerorts verboten, die Stadt

zu betreten. Die Meister einer solchen Stadt konnten nirgends „Knechte" finden, die für sie arbeiteten. Es gab auch damals nicht nur Streiks, sondern auch Streikposten. Schildwachen zum Abhalten fremder „Knechte", die noch nicht wußten, daß derjenige für einen Schelm gehalten würde, der in einer gesperrten Stadt arbeite. Und die wandernden Gesellen zogen schneller mit den Nachrichten in alle Windrichtungen, als die Meister es ahnen konnten. Manche Siege erreichten so die Gesellen durch ihre Aus stande

. Ar. beiter, noch andere zum Bergwerk Gehörige wider uns und die Obrigkeit irgendwelche Bündnisse, Ausruhr, Versamm- lung oder anderes machen, mit Worten noch Werken, in keiner Weise. Desgleichen sollen sie sich nicht rottieren, noch versammeln mit kemerlei verbotener Waffe." Neben den Bergknappen hatten auch die Tiroler Hand- rverksgesellen hie und da ein Hühnchen mit ihrem Meister gerupft. Aber auch anderen Leuten war ein Streik durch aus nichts Unbekanntes, und es ist nicht uninteressant, seft

aus fremden Orten mit den Klagen über die heimischen Verhältnisse ausgetauscht. Die Gesellenschenke war Post und Zeitung und Telegraph, Agitationsbroschüre und Volksversammlung dem Gesellen; hier erfuhr man von dem Uebermut der Meister im Norden, von der Art, wie die Gesellen sich den blauen Montag erzwungen hatten, im Süden, hier hörte man. wie irgendwo gestreikt wurde, wie anderswo die Meister klein wurden, wenn die Gesellen drohten, den Zuzug abzusperren. Und blieb auch der zu gewanderte Geselle

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 4 of 8
Date: 06.11.1922
Physical description: 8
!" sagte der kleine Nikas. „Läßt sich in stockrabenschwarzer Nacht auSfüh- ren"; Garibaldi macht eine überlegene Bewegung mit der Hand. — „Und der alte Jeppe lebt? — 'Schneidiger Kerl!" Meister Andres klopft an die Wand. „Er is ja gekommen — er is ja da draußen," sagt er mit weitaufgerisienen Augen. Nach einer Weile ist er in die Kleider geschlüpft und ist draußen in der' Werkstatt, er plaudert aufgeräumt drauflos; aber Garibaldi bewahrt seine Würde, er ist noch ein gerostet von der Nacht her

Willens. Selbst der Meister seht ihm nicht zu, sondern beugt sich seiner Wortkargheit — und der kleine NikaS findet sich darein, wie ein Lehrling behandelt zu werden. Garibaldi erhebt den Kopf. „Ra, man ist doch hier nicht hergekommen, um zu sitzen und zu faulenzen!" ruft er munter aus. „Tüchtig zu tun, Meister?" „Diel is hier nich', aber für dich haben wir im mer Arbeit", antwortete Meister Andres. „Wir haben übrigens eine Bestellung aus ein Paar Brautschuhe — weißer Atlas mit gelber Steppung

; aber wir haben uns nich' recht herangewagt." Er schielt zu dem kleinen Nikas hinüber. „Keine gelbe Steppung zu, weißem Atlas, Mei ster — weiße Seide natürlich, und weißer Schnitt." „Is das jetzt in Paris Mode?" fragte Meister Andres lebhaft. Garibaldi zuck die Achseln. „Kehren wir uns nicht an Paris, Meister Andres, wir haben weder das Leder hier noch das Werkzeug, um Pariser Schuhe zu machen — und auch kein Beinwerk, das wir da hineinstecken könnten." „Zum Teufel auch — find die so flott?" „Flott, das wollt

' ich meinen! Ich kann den Fuß einer gut gewachsenen Pariserin in meiner hohlen Hand halten. Und wenn sie gehen, sie berühren, weiß Gott, das Straßenpflaster nicht! Einem Pa riser Mädchen kann man Schuhe aus Schlagsahne machen, und sie halten doch! Wollt man ihr aber ein Paar gewöhnliche Fräuleinpampuschen an- iehen, sie würde augenblicklich in den Kanal pringen!" „Verdammt und verflucht!" Der Meister beeilte sich, Leder abzuschneiden. „Das is doch des Teu fels!" So leicht hat sich noch nie ein Mensch in irgend

, ist dies geradezu wunderbar. — Und ehe sie sich umge sehen haben, hat Garibaldi alles in Ordnung ge bracht und fitzt nun da und sieht nach dem Meister hinüber, der heut selbst nadelt. Und dann kommt Jeppe hereingestürzt, wü tend, daß ihm niemand Garibaldis Ankunft ge meldet hat. „Tag, Meister — Tag, Zunftmeister!" sagt Garibaldi und steht aus und verneigt sich. -Ja", sagt Jeppe selbstbewußt, „wenn es noch einen Zunftmeister gäbe, so würde ich es sein. Aber es is ein Jammer mit dem Handwerk heut zutage; Respekt

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 8
Date: 02.10.1922
Physical description: 8
, die zuerst dafür eintraten, daß die Glocken zu Mordinstrumenten Verwandelt wurden, wieder möglich ist, Millionen sür neue Glocken hervuszulocken. Ein Vor- 761 Pelle der Eroberer. Roman von Marlin Andersen Nexö. Der Meister war halb ernsthaft, halb schelmisch. „Na, nu kannst du mir denn meinen Portwein holen, er steht aus dem Bord hinter dem Kasten mit den Schwürbändrrn, . mich friert so mörderlich." ■ Pell« kam zurück und meldet«, daß die Flasche leer sei. Der Meister guckte sie sanftmütig an. „Dann geh

hin und besorg mir eine anders! Aber ich Hab' kein Geld, du mußt sagen, ja, denk dir selbst was ans — du bist ja nich' auf den Kopf gefallen." Der Meister sah ihn mit dem Blick, an, der ihm zu Herzen : ging, so daß er oft nahe daran war, in Tränen auszubre- chen. Pelles Welt hatte sich bisher auf der schnurgeraden Landstraße abgespielt, er begriff nicht das Spiel von Witz und Elend, Schelmerei und zum Tode Betrübtsein. Aber er fühlte etwas von des guten Gottes Angesicht, und es zitterte in ihm, er hätte

für den Meister in den Tod gehen können. Wenn es regnerisches Wetter war, wurde es dem Meister schwer, a-ufzustehen — die Kälte drückte ihn nie- der. Wenn er dann in die Werkstätte hinauskam, frisch- - gewaschen und mit nassem Haar, stellte er sich an den kalten Ofen und stand da und klapperte mit den Zähnen — mit ganz eingefallenen Wangen. „Ich habe augenblick- - lich so rvenig Blut", sagte er dann, „aber dss neue is im Anmarsch, fingt mir jede Nach« ,or den Ohren." Dan« .hrrsiet-s ar si«e *&«*. „Da heckm

----- Franken, d.»ö. Noten6'8N/s), Holland 109Gu?den ----- §08 Franken, Newyork ISS Dollar ----- 537 Frauken, London 1 Pfund Sterling ----- 23 46 Franken. Paris 100 Kranes ----- 40-65 KrankM, MaLaNd 190 Live ----- 22-75 Franken, Prag IW Aronsn ---- 16-80 Kranken, Budapest 100 Krmren — 0-211/2 %xantm, 106 polnische Mark — ß-Oey* Franken. „Jetzt is der Meister bald sein« dreißig Jahre", sagte der Gesell«, „dann is die gefährliche Zeit überstanden." „Ja, zum Kuckuck auch, so lange werd' ich doch wohl

noch zusammenhängen können — nur noch ein halbes Jahr", sagte der Meister eifrig und sah Pelle an, als habe de r es in seiner Macht. nur noch sechs Monate! Dann erneuert der ganze Kadaver sich — neue Lungen —- alles neu. Aber neue Beine krieg ich, weiß Gott, nie." Es wuchs ein eigenes, heimliches Verständnis zwischen Pelle und dem Meister auf, das sich nicht auf Worts und Aeußerungen auflrautc, aber in den Mcken, im Tonfall und in ihrem ganzen Wesen zu spüren war. Cs war, als strahl« die Lederjacke des Meisters

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 8
Date: 07.11.1922
Physical description: 8
, wo er sich bewegt, liegen Medaillen ausge streut. „Ja, da sitzen ringsumher an die hundert Mei ster und prahlen jeder mit seiner Auszeichnung: Erstklassige Werkstatt, hier können Sie selbst sehen — silberne Medaille. Aber der, der die Arbeit ge macht hat, der bekam seinen Tagelohn und einen Extraschnaps und dann — fertig, Garibaldi! Was hat man dafür, Meister Jeppe? Da sind Bäume genug, hinter denen man die Wäsche wechseln kann — aber das Hemd, Meister?" Einen Augenblick be fiel ihn Mißmut. „Lorrain in Paris

Garibaldi ärgerlich. Ich fürchte, dies hier langt nicht zur Medaille. Meister, sage ich — da ist zu viel Unruhe in der Luft. Da bot er mir mehr und noch mehr — es langt, weiß Gott, nicht zur Medaille, sage ich nur. Schließlich schickt er die Madame mit Kaffee und Wienerbrot mir heraus — und sie war sonst eine Dame, die mit 'm Lakai auf dem Dock fuhr. Aber man war ja nu mal wütend! Na, 'ne rühmliche Auszeichnung wurd' er denn ja — der Madame zuliebe." *|k*t ic viele Gesellen?" fragt« I :pe. „Ach, woll

so 'n dreißig, vierzig Stück." „Aber denn muß da doch was an ihm gewesen sein." Jeppe spricht in tadelndem Ton. „Was an ihm, ja, 'n Schuft war er also! Was schert das mich, daß er viele Gesellen hat — ich will sie doch nicht um ihren Arbeitslohn betrügen." Nun ist Garibaldi verstimmt, streift die Schürze ab, setzt den Hut schief aus den Kops und geht in die Stadt. „Jetzt geht er hin und sucht sich 'ne Braut," sagt der junge Meister — „er hat 'ne Braut in jeder Stadt!" Um acht Uhr kommt er in die Werkstatt

hinein- aesegelt. „Was, sitzt ihr da noch?" sagt er zu den Lehrlingen. „Anderswo in der. Welt haben sie schon vor zwei Stunden Feierabend gemalt. Was für Sklaven seid ihr doch, sitzt hier und käut vier zehn. Stunden wieder. So streikt doch, zum Kuckuck auch!" Sie sahen einander dumm an. Streiken — was ist das? Dann kommt der junge Meister. „Nun könnt' es gut tun. sich die Augen ein bißchen zu wärmen," sagt Garibaldi. „Ein Bett für dich ist in der Zuschneidekammer ausgemacht," sagt der Meister

. Aber Garibaldi rollt seine Jacke unter dem Kopf zusammen und legt sich auf den Fenstertritt. „Wenn ich schnarche, dann zieh' mich nur an der Nase," sagt er Zu Pelle und schläft ein. Am nächsten Tage macht er zwei Paar Ziegenlederstiesel mit gelber Steppung — für den kleinen Nikas ist das eine Arbeit für drei Tage. Meister Andres hat' alle Pläne fertig — Garibaldi soll Teilhaber werden. „Wir schlagen ! ! ein Stück Fachwerk heraus und setzen ein großes j ! Ladenfenster ein!" Garibaldi ist einverstanden

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 8
Date: 31.10.1922
Physical description: 8
, den Abbau der in einer Gemeinde von 12.000 Einwohnern so not wendigen neun Kanzleiangestellten und Diener, den Abbau der für die Ausrechterhaltung der Ord- ^ Pelle der Eroberer. Roman Marti« Andersen Jlego. i Hundertmal war der Meister in der Haustür, . lies aber gleich wieder hinein — er konnte die Kälte nicht vertragen. In seinem Blick träumten andere Länder mit milderer Witterung, er sprach von sei nen beiden Brüdern, von denen der eine drüben in Südamerika verschollen war — wohl ermordet

. Aber der andere war in Australien und hütete die Schafe; er verdiente mehr damit, als der Stadt richter an Gehalt hatte — und war der tüchtigste Boxer im Umkreis. Dann verschlang der Meister die blutlosen Hände ineinander und ließ sie ge ballt auf Pelles Rücken niedersallen. „Das nennt man Boxen," sagte er überlegen. „Bruder Mar tin kann einen Mann mit einem Schlag zum Krüppel schlagen. Er wird dafür bezahlt — Pfui Kuckuck!" Der Meister schauderte. Der Bruder hatte sich mehrmals erboten, ihm eine Fahrkarte zu schicken

— aber das verdammte Bein. „Willst du mir sagen, was ich da drüben ansangen soll — willst du mir das sagen, Pelle?" Pelle mußte täglich Bücher von der Leihbiblio thek holen und lernte bald, welche Schriftsteller die spannendsten waren. Er versuchte auch selbst zu lesen, konnte aber nicht damit zurechtkommen; es war amüsanter, bei der Schlittschuhbahn zu stehen und zu frieren und zuzusehen, wie die anderen über das Eis hinjagten. Aber von Morten ließ er sich spannende' Bücher nennen und brachte sie dem Meister

, so den „fliegenden Holländer". — „Das is ein Dichterwerk — Herr du meines Lebens!" sagte der Meister und erzählte Bjerregrav den In halt wieder, den dieser für Wirklichkeit nahm. „Du hättest Anteil an der großen Welt haben foll'n, du. Andres — ich für mein Teil tue am nung unzulänglichen Polizeitruppe von sechs auf vier Mann. Das nennen sie Ordnungsliebe?! Nein! Sie wollen dadurch die ihnen mißliebigen Ange stellten entlasten und dann ihre Protektionskinder und willigen Werkzeuge in die Kanzleien ein- chmuggeln

— das sag ich!" „Die große Welt!" — sagte der Meister höhnisch. Da er nicht teil daran haben konnte, war sie ihm nicht groß genug. „Wenn ich auszöge, wollte ich den Eingang in das Innere der Erde suchen — aus Island soll es solche Eingänge geben. Spaßig wäre es auch, eine Fahrt auf den Mond zu machen; aber das bleibt wohl eine ewige Lüge." Zu Anfang des neuen Jahres kam der verrückte Anker und diktierte dem Meister einen Freierbrief an die älteste Tochter des Königs. „Dies Jahr muß er doch woll

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 7 of 8
Date: 20.01.1928
Physical description: 8
, in welchem die Angestellteneigenschaft der Meister klipp und klar ausgesprochen wurde. Nachdem aber am Arlberg der Wirkungsbereich der sozialen Ge setze anscheinend aufhört, hat der Verband der Industriel len Vorarlbergs in den letzten Tagen durch die Presse und mittels Rundschreiben erklärt, er werde das Urteil des Landesgerichtes , Feldkirch nicht anerkennen. Daraufhin hat der Bund der Jndustrieangestellten am 15. in Dorn birn eine allgemeine Meisterversammlung abgehalten, die von mehreren hundert Meistern aus dem ganzen Lande besucht

war. Das Vorgehen der Industriellen Vorarl bergs löste stürmische Empörung aus. Die Meister sind entschlossen, ihr auch von dem Gerichte anerkanntes Recht mit allen Mitteln zu schützen. Wenn die Industriellen wollen, daß sie einen kostspieligen Prozeß um den andern aufgehalst bekommen, so können sie ja ein Tänzchen mit dem Bunde der Jndustrieangestellten wagen. Es wird ihnen hiezu kräftig aufgespielt werden. Die Versamm lung faßte sodann nachstehende, von entschlossenem Kampfwillen getragene Resolution

. Mit großer Befriedigung nimmt die von der Berufs gruppe der Werkmeister innerhalb des Bundes der Jndu- strieangeftellten am 15. Jänner 1928 in Dornbirn abgehal tene und aus allen Teilen des Landes äußerst zahlreich be suchte Melstertagung den Bericht über das vom Bunde der Jndustrieangestellten erzielte, den Angestelltencharakter der Meister bejahende Urteil des Landesgerichtes Feldkirch zur Kenntnis. Die versammelte Meisterschaft erblickt in der Begründung dieses Urterles die grundsätzliche Anerkennung

des ihr durch Jabre vorenthaltenen Angestelltenrechtes und spricht dem Bunde der Jndustrieangestellten, dessen zäher Arbeit dieser Erfolg zuzuschreiben ist, den besten Dank aus. Mit großer Entrüstung entnehmen die versammelten Meister aus der Veröffentlichung des Jndustriellenverban- des in der Tagespresse, daß dieser sich bereits anschickt, das nun von dem Berufungsgericht anerkannte Angestellten recht der Meister zu mißachten. Die Meister erklären in diesem, die Klassengegensätze verschärfenden Vorgehen

des Jndustriellenverbandes eine unnütze, den Wirtschafts frieden schwer gefährdende Provokation der Meisterschaft. Die versammelten Meister sind fest entschlossen, ihr Angestelltenrecht mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mit teln zu verteidigen und werden keinesfalls die vom Jn- duftriellenverband geplanten Rechtsbeugungen ruhig hin nehmen. In diesem Kampfe um dre restlose Durchsetzung ihres Rechtes appelliert die versammelte Meisterschaft an die Einigkeit aller Meister und fordert sie zur geschlossenen Abwehr aus. Bezeichnend

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 8
Date: 27.10.1922
Physical description: 8
auch einer Reihe 951 Pelle der Eroberer. Roman von rllacüa Andersen Nexö. „Ja, zu Vaters Zeiten — da war ja alles so herrlich," sagte Meister Andres. „Das war ja da mals, als die Engel mit weißen Stöcken im Mund Herumliesen." Im Laufe des Abends sah bald dieser, bald je ner herein, um nach Neuigkeiten zu fragen und zu erzählen. Und wenn der junge Meister guter Laune war, so blieben sie da. Er war ja das Feuer und die Seele, wie der alte Bjerregrav sagte — er konnte infolge seines Lesens Erklärung über so viele

. „Ach, meint Ihr, sie leuchtet nickst?" entgegnete Meister Andres, die Sache umdrehend. Aber eines Tages brachte der Knecht des Eisen- krämers etwas in einem großen Korb — eine Hängelampe mit Rundbrenner; und in der Dun kelheit kam der Eisenkrämer selbst, um dem ersten 'Anzünden vorzustehen und Pelle in die Behand lung des Wunders einzuweihen. Er ging sehr umständlich und vorsichtig zu Werke. „Sie kann ja explodieren, versteht sich," sagte tt, „aber dann muß man den Mechanismus auch schon sehr sch

weg, und der junge Meister stand ganz hinten und trip pelte hin und her. „Ich will, zum Kuckuck auch, nicht bei lebendigem Leib zum Himmel fahren!" sagte er mit seinem amüsanten Ausdruck; — „zum Teufel auch, wo hast du bloß den Mut her, Pelle? Du bist ein frecher Bengel!" Und er sah ihn mit seinem großen, verwunderten Blick an, der einen doppelten Boden aus Scherz und Ernst hatte. Endlich strahlte die Lampe ihr Licht aus, da war nicht das entfernteste Bord unter der Decke, an dem man nicht alle Leisten hätte

zählen können. „Das is ja eine förmliche Sonne," sagte der junge Mei ster und faßte nach seinen Wangen, „ich glaub', weiß Gott, sie erwärmt die Lust." Er war ganz rot, seine Augen glänzten. Der alte Meister hielt sich von der Sache fern, bis der Eisenkrämer gegangen war, dann kam er gestürzt. „Na, seid ihr denn noch nickst in die Luft g eflogen?" fragte er ganz erstaunt. „Ein ekliges icht gibt sie — ein ganz abscheuliches Licht. Pfui, sag' ich! Und ordentlich hinausleuchten tut sie auch nich', beißt

sich in die Augen fest. Na ja, ver derbt ihr euch meinetwegen die Augen!" Aber für die anderen war die Lampe eine Er neuerung zum Leben; Meister Andres sonnte sich in ihren Strahlen. Er war wie ein sonnentrunkener Vogel; während er so ganz ruhig dasaß, überkam ihn plötzlich ein Jubel. Und den Nachbarn gegen über, die kamen, um die Lampe zu sehen und ihre Eigenschaften zu erwägen, erging er sich in großen Redensarten, so daß sich das Licht für sie ver doppelte. Sie kamen fleißig und blieben leichter hängen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 17.11.1922
Physical description: 8
, eine schärfere Kontrolle dnrchzuführen. Diese Kontrolle ergab ein sehr be merkenswertes Resultat. Cs wurde eine Reihe von unberechtigten Anschlüssen konstatiert, sogar bei Personen, die dies nicht notwendig gehabt Hütten. uui»7i wMHTOTBWL.3is.ay«iewaa m r w—w v gerte an dein Schuhzeug herum, um den Fehler ausfindig zu machen. Seine Gedanken umkreisten beständig dies Neue: es kam kein Lobgesang über das Fach mehr von seinen Lippen. Wenn die jün geren Meister kamen und um seine Hilfe in einem schwierigen Falle

llaten, sagte er nein; er fühlte kein Bedürfnis mehr, mit den alten Kunstgriffen über die Jugend zu triumphieren, sondern schlürfte umher und fiel zusammen. „Und alles, was wir so hoch gestellt haben, was is eS damit?" konnte er fragen. „Denn Maschinen machen doch wohl nich' Meisterstücke und Mvdaillenarbeit, wo bleibt da die Tüchtigkeit?" Der junge Meister sah nicht so weit, er dachte hauptsächlich an das Geld., das ihnen jetzt fehlte. „Zum Teufel auch, wie sollen wir jetzt jedem ge recht

werden, Pelle?" fragte er trübselig. Der kleine Nikas mußte sich nach etwa? anderem umsehen, die Mittel erlaubten ihnen jetzt nicht mehr, einen Gs- lelle« zu hakten. So beschloß er denn, sich zu ver heiraten und sich als Meister nach Norden zu nie derzulasten. Der Schuster der Baptistengemeinde war gerade gestorben, und er konnte Kunden ge- , nuq bekommen, wenn er fich in die Sekte einschlich, er lief schon zu ihren Ä^rfammlungen. „Geh aber vorsichtig zu Werkel" sagte Jeppe,' „sonst geht die Sache schief

!" Es war ein harter Stoß für sie alle. Klausen machte Bankrott und mußte Arbeit am neuen Hafen annehmen. Wohin nahm Reißaus und hinterließ Frau und Kinder, die mußten nach Hause zu ihren Eltern gehen. I« der Werkstatt war es schon lange zurückgegangen. Nun kam das noch dazu und warf ein grelles Licht auf den gan zen Rückgang. Aber der junge Meister schob es »von fich. „Jetzt bin ich bald wieder gesund/ sagte .er, «und dann sollt ihr nur sehen, wie ich das Ge- schM m dik Hohe -ringen werde!" Er lag jetzt Ueber

hin und pumpe!" sagte der Meister nur. Und wenn Pelle mit einem Nein zurückkam, sah er ihn mit seinem großen, verwunderten Blick an. „Solche Krämerseelen!" rief er aus. „Da müssen wir die Sohlen festpflöcken." „Bei Damenlackschuhen geht das nich'!" erwi derte Pelle sehr bestimmt. „Verdammt und verflucht, das geht! Wir putzen den Boden mit schwarzem Wachs über!" Aber als das Schwarze abgetreten war, kamen Fräulein Lund und die anderen und waren böse. Sie waren nicht daran gewöhnt, mit gepflöckten Schuhen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 8
Date: 22.11.1922
Physical description: 8
sollte. Er hatte schon Räder und die Feder und das ganze Werk mitgebracht und erklärte, während seine grauen Augen von einem Gegenstand zum andern da draußen hüpften. Sie waren nie bei dem, was er vorzeigte. Er hatte wie alle anderen dieses blinde Vertrauen zu dem jungen Meister und er klärte weitläufig. Die Uhr sollte so eingerichtet werden, daß sie nur die Zeit angab, wenn jeder im Lande hatte, was er bedurfte. „Dann kann man immer sehen und wißen, ob jemand Not leidet — und Ausflüchte gibt

es dann nicht! Denn die Zeit geht und geht, und sie bekommen kein Essen; und eines Tages schlägt sie für sie, und dann gehen sie hungrig ins Grab." In seinen Schläfen arbeitete dies Ewige, das Pelle vorkam wie das Pochen einer ruhelosen Seele, die eingefperrt war; und die Augen hüpften mit ihrem grauen, unbeschreib lichen Ausdruck. Der Meister konnte sich ganz mit fortreißen lassen, solange es währte, aber sobald Anker zur Tür hinaus war, schüttelte er das Ganze von sich ab. „Das is ja nichts weiter als das Gewäsch

eines Verrückten," sagte er erstaunt über sich selbst. Dann kam Anker wieder und hatte etwas Neues zu zeigen. Es war ein Kuckuck; jedes zehntausendste Jahr sollte er aus der. Uhr herauskonunen und Kuckuck rufen. Die Zeit sollte gar nicht mehr an gegeben werden, nur der lange, "lange Zeitlauf, der nie ein Ende nahm — die Ewigkeit. Der Meister sah ihn verwirrt an. „Schaff ihn weg, Pelle." flüsterte er dann und strich sich den klaren Schweiß von der Stirn — „mir wird ganz schwindlig, er macht mich verrückte

mit seinem Gequatsch!" Pelle hatte das Weihnachtsfeft eigentlich zu Hause zubrinaen sollen: aber der Meister wollte Pelle der Eroberer. Aonrav md Varkin Anderst Ttejrä Vor der Tür auf einem Stuhl saß ein alter Mann und starrte unerschütterlich einen kleinen Jungen an, der sich beständig im Kreise drehte. Plötzlich hielt das Kind in seinem Treiben inne, legte die Hände auf die Knie des Greises und sagte entzückt: „Vater läuft um den Tisch herum, Mut ter läuft um den Tisch herum, Vater schlägt Mut ter, Mutter läuft

gegen die Fenstersprvsten gepreßt. Pelle erkannte sie und grüßte erfreut. Sie winkte ihn an die Haustür. Ihr Busen war noch immer üppig, aber über dem Gesicht lag etwas Vergrämtes. „Du, Hans!" ries 1 sie unsicher — „hier is Pelle! Hier is Pelle, der schuld daran is, baß wir beide uns gefunden \ haben!" Der junge Arbeiter fuhr in die Stube hinein: j „Dann soll er man machen, daß er wegkommt, und j zwar ein bißchen schnell!" sagte er drohend. ; Meister Andres lag fast immer zu Bett, trotz des milden Winters. Pelle mußte

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 8
Date: 05.10.1922
Physical description: 8
gewesen! sein. Es wurde amtlich festgestellt, daß der Ermordete) durch vier Schüsse getötet und vom Rade herunter-: geschossen worden ist. Don dem Täter hat man noch keines Spur. Eisenbahnerlos. Am 21. September waren Paffauer Bahnarbeiter zwischen dem Rangierbahnhof und der nah«. gelegenen Station Neustift mit Erdreich auf- und abladen beschäftigt. Plötzlich kamen bei dem starken Gefälle die Materialwagen ins Laufen. Der verheiratete Bahn meister Herr Johann Schliederer, Vater einer zahlreichen Familie

liegen. Man glaubt, daß der Verunglückte beim Herabgehen den Rie men berührt und er in die Transmission hineingezogen wurde. Die Leichenschau konstatierte einen Bruch des ! Schädels und der Halswirbelfäule. ,S| Pelle der Eroberer. Roman von Marlin Andersen IlexS, ■ Der junge Meister stand in der Haustür und guckte aus, 'mit Lederjacke und Schurzfell aus grünem Billardtuch; er pfiff leise vor sich hin und sah aus wie ein ausgewach sener junger Vogel, der nicht wagt, sich aus dem Rest herausfallen

in den Hasen gelaufen war, und was sonst vorgefallen sein mochte. Heute waren da nur die Stiefel. „Die sind von dem Bergungsdampfer — sie sollen versohlt werden." „Hm," der Meister sah sie mit einem gleichgültigen Blick an. ,Zst der Schoner Andreas fertig zur Abfahrt?" Aber das wußte Pelle nicht. „Was für ein Schafskopf bist du denn, hast du denn ’ keine Augen im Kopf? Na ja, denn hol' mir mal drei Flaschen Bier! Steck' sie aber unter die Bluse, damit Vater sie nicht sieht, du Ungetüm!" Der Meister

war .gleich wieder gut. Und dqnn kroch Pell« in die Schürze und schnallte fegp Sponxrieme» übers K«i«. Jeder My-m tag «b, und Meister Andreas los; man 'hört« keinen anderen j Laut als den der Arbeit und hin und wieder einen lei- j fen Tadel von dem Gesellen. - Jeden zweiten Nachmittag gegen fünf Uhr glitt die ! Werkstattür ein klein wenig auf, und ein nackter, meh- j liger Arm steckte die Zeitung hinein und legte sie auf den f Tisch. Das war Bäcker Sörens, er selbst jedoch ließ sich nicht sehen

; er bewegte sich am liebsten umher wie ein Dieb in der Nacht. Wenn der Meister ihn hin und wieder einmal abfaßte und ihn in die Werkstatt hineinzog, war er wie ein eingeschüchterter Waldteufel, der sich aus seinem Dickicht verirrt hat; er stand mit gesenktem Kopf da und versteckte scheu die Augen, man konnte kein Wort aus ihm herausbringen. Wenn er Gelegenheit hatte, schlüpfte er hinaus. Die Ankunft der Zeitung brachte neue Fahrt in die Ar- beit. Wenn dem Meister der Kopf danach stand, las

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 05.10.1922
Physical description: 8
. Der Vulkan der Insel Mromboli, der nördlichsten der zwischen der Nord küste Siziliens und dem italienischen Festland gelegenen Liparischen Inseln, ist seit geraumen Zeiten ohne Unter- brechung tätig. Das Steigen der in seinem Krater sicht- baren weißglühenden Lava und die Rauchentwicklung : sind vom Luftdruck abhängig, so daß- die Umwohner sich ' nach dem Vulkan wie nach einem Barometer richten. Hef- ' tigere und häufigere Explosionen und dicker Rauch deu Jahren jeden Tag hierher gekommen. Der Meister

war, und ! warum Wasser Feuer lösche. Die Leute antworteten ihm ! dann auch nicht, sondern zuckten mitleidig die Achseln. »Er i ist im Grunde ganz klug" — sagten sie —, „seinem Kops ' fehlt nichts. Aber er fängt es nur verkehrt an!" Der junge Meister sah von seinem Buch auf. „Soll ich denn, Bjerregravs Geld erben?" fragte er schelmisch. „Nein, du hast mir nur Gutes getan; ich will dein Un glück nicht!" ■ „Mir könnte wohl Schlimmeres geschehen als das, meint Bjerregrav nicht auch?" »Nein, denn du hast

im nächsten Frühjahre be gonnen werden, u. zw. wird man-in derselben Weise vorgehen, wie bei der Anlage des Simplontunnels. Man hofft aber, daß durch die Verwendung verbesserter Werk zeuge und Maschinen das Werk schneller und ohne alle Menschenopfer durchgesührt werden wird. Nach der Schätzung der Ingenieure wird die Durchstechung fünf Jahre in Anspruch nehmen, und die Kosten werden auf etwa 25 bis 35 Millionen Frank berechnet. | „Gewisse Leute haben doch selbst Geld in der Kiste," sagte Meister Andres

mit einer Anspielung. »Nenr, das ist nun vorbei," antwortete der Alte froh. »Ich bin jetzt ebenso reich wie du, akkurat." „Zum Teufel auch — hat Bjerregrav das Ganze denn durchgebracht?" Der Meister fuhr aus seinem Stuhl her um. „Ihr mit eurem Durchgebracht! Immer habt ihr auch über mich zu Gericht zu sitzen und Anklage zu führen. Ich bin mir nichts Schlechies bewußt, aber das ist wahr, die Not nimmt mit jedem Winter zu. Es ist eine Last, Geld zu haben, du, Andres, wenn rundherum die Men schen sitzen und hungern

; und wenn du ihnen hilfst, dann kriegst du nachher zu wissen, daß du ihnen nur Schaden zugefügt hast. Sie sagen es auch selbst, also muß es doch wohl wahr fein. Aber nun Hab ich dem Wvhl- tätigkeitsverein Las Geld gegeben, dann kommt es wohl an den rechten Mann." „Fünftausend Kronen," saugte der Meister träumend. „Dann wird die Freude unter den Armen in diesem Win ter groß sein." »Ja, für Essen und Feuerung kriegen sie es ja nicht so direkt, sagte Bjerregrav, „aber es sollte ihnen aus an dere Weise zugute kommen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 16
Date: 05.03.1927
Physical description: 16
. Die Malermeister von Tirol scheinen nicht gut beraten zu fein, denn bei den letzten Vertragsverhandlungen führten sie eine Komödie auf, die sie sich ruhig hätten schenken kön nen. Besonders Herr Arnold glaubte eingangs der Verhand lung an die übrigen Meister die Frage stellen zu sollen, ob sie mit der Anwesenheit des Sekretär? der Baugewerkschaft einverstanden seien. Und dies trotzdem, wo doch in ihrer letzten Vollversammlung der Beschluß gefaßt wurde, nur mehr mit dem Gehilfenausschuß zp verhandeln

. Seine Be rufskollegen belehrten ihn aber eines anderen. Nur Herr Holluschek glaubte berufen zu sein, als Adjutant des Arnold auftrcten zu müffen. Nach dieser Episode konnte dann in die Verhandlung eingegangen werden. Und nun höre und staune man. wie die Meister von ihren Gehilfen betrogen werden: Die Ge-' Hilfen richten nämlich die Meister zugrunde, weil sie immer länger arbeiten wollen und dagegen müffen sich die Meister wehren. Und nun beantragten die .Herren Meister folgendes:. „Für Mehrstundenarbeit

. die vom Arbeitgeber nicht verlangt werden, gebührt keinerlei Zuschlag!" Aha? Da liegt der Hase im Pfeffer. Nicht um die Längerarbeit ist es den Mei stern zu tun. da können auch 16 Stunden im Tage gearbei tet werden, aber um die höhere Bezahlung, von ih? wollen sie nickts wiffen. Nun ist es Heraußen, das schwere Wort. Das gleicke Manöver wurde auck in Punkto Löhne aufi gerührt. In Anbetracht, daß das Malergewerbe total am Boden liege und auch keine Aussicht auf eine Besserung vor handen lei. müffen die Meister

auf einer Lohnred utie-. rung bestehen. Weil sie aber ein so grobes Mitgefühl zu den Gehilfen haben, wollen sie gestatten, daß darüber gespro chen werden kann, wenn die Gehilfin zu allen andren Wün schen. die die Meister in ibrem Programm lVertraasent- wurf) aufgestellt haben — und deren sind nicht wenige — Ja und Amen sagen. Die Gehilfen aber erklärten in einer unzweideutigen Art und Weise, daß die Wünsche der Meister nur Wünsche bleiben werden. Diese Erklärung brachte Herrn Holluschek so in Aufregung

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 8
Date: 18.10.1922
Physical description: 8
Wirtschafts- und Geschäfts leben ist unterbunden. Welch ein Zusammenbruch nach den herrlichen Verheißungen, welch eine trau rige wirtschaftliche und soziale Bilanz auf den stol zen Siegeszug der nationalen Revolution des tschechischen Volkes. Das alte reaktionäre Oester reich wurde zu Grabe getragen, ein zweites Oester reich gleicher Marke ist auf unserm Boden wieder- erstanoen. Das alte österreichische Vorbild ist übertrumpft, der Meister übertroffen. Unsere Hoff nung ist das Wiedererwachen

hatte — aber da M ihm ejn, daß es ja das Geld des Meisters war. Dr hatte es gestern für ein Paar Damen- Versohlungen bekommen und nicht daran gedacht, es abzuliefern, und der Meister hatte merkwürdi- gßttveift ganz vergeffen, danach zu fragen. Pelle stand kopfüber draußen am Brunnen in Änem Kübel und schrubbte sich, so daß das Blut brannte» Dann fuhr er in seine besten Kleider, er zog die Schuhe aus die nackten Füße, um das peinliche Gefühl der durchlöcherten Strümpfe zu Vermeiden. Der Gummikragen wurde

vor tratschen — und ihn aufgeräumt hinschicken, um eine halbe Flasche Portwein zu holen. Das Geld für das Versohlen bekam er nun nicht; die Hälfte hatte er für Leder ausgegeben, und mit dem Rest hatte es lange Beine, denn der Bäckerjunge war ein armer Tropf. Aber er zweifelte nicht an feiner eigenen Redlichkeit — der Meister konnte feines Geldes so sicher sein, als stünde es auf der Bank. Noch ein paarmal ver gaß er es, kleinere Beträge abzuliefern — wenn irgendein Bedürfnis unabweisbar über ihm schwebte

. Es waren ja alles Darlehen — bis die goldene Zeit kam. Und die war nie fern. Eines Tages kam er nach Haufe. Der junge Meister stand in der Haustür und starrte zu den treibenden Wolken empor; er krallte die Hand vertraulich in Pelles Schulter: „Wie war doch die Sache, Käm merers haben ja gestern die Schuhe nich' bezahlt?" Pelle wurde dunkelrot, feine Hand fuhr in die Westentasche: „Ich hatte es vergeffen," sagte er leise. „Na ja, ja!" Der Meister schüttelte ihn gut mütig — „nich' weil ich dir mißtraue. Mer der Ordnung

es auf der ganzen Welt nicht mehr. In Zukunft konnte ihm ja kein Mensch mehr glauben, und er selbst konnte niemand mehr ftei in die Augen sehen — falls er nicht sogleich zum Meister hinging und sich und seine Schande auf Gnade und Ungnade auslieferte. Eine an dere Rettung gab es nicht, das wußte er. Mer er war nicht sicher, daß der Meister die Sache vom großen Gesichtspunkte auffaßte und daß sich alles zum Guten wenden würde — das Märchen hatte er ja aufgegeben. Dann würde er ganz einfach weggejagt, vielleicht

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 8
Date: 28.09.1922
Physical description: 8
Nexo. Aber Pelle war nicht, zum Scherzen aufgelegt und schlich vom Wagen fort. Uebrigens mußte er nach Hause an die Arbeit; di« kleinen Meister, die eifrig von einem Wagen zum anderen huschten und das Fleisch befühlten, schiften schon zu ihm hinüber. Sie hingen zusammen wie Erbsenstroh, wenn es sich darum handelte, die Lehrlinge im Zaum zu halten, sonst waren sie neidisch genug auf einander. — Bjerregraos Krücken standen hinter der Tür, er selbst saß in steifstem Degräbnisstaat neben

dem Fenstertritt; er hatte ein weißes, zusammengelegtes Tuch zwischen den gefalteten Händen und trocknete fleißig die Augen. „War er vielleicht ei« Angehöriger von Ihnen", ftagte der junge Meister verschmitzt. „Nein, aber es ist so traurig für die, die Zurückbleiben j — Frau und Kinder. Irgend jemand ist da ja immer, der ! trauert und vermißt. Die Menschen führen ein sonder- j bares Dasein, Andres." „Ja, — die Kartoffeln sind l schlecht m diesem Jahre, Bjerregrav!" Der Nachbar Jör- > gen füllte die ganze

einen anständigen Leichenschmaus bekom men könnt'." „Das sollte gesetzlich verboten werden", sagte Meister Andres, „so eine mit kleinen Kindern hat nich' das Recht, Geld für die Toten wegzuschmsißen." „Sie erweist ihrem Ehegatten die letzte Ehre", sagte Jegge tadelnd. „Das !s die Pflicht jeder guten Ehefrau." „Natürlich", entgegnete Meister Andres — «etwas muß, weiß Gott, getan werden! So wie zum Beispiel drüben aus der anderen Seite der Erde, da wirft sich di« Frau auf den Scheiterhaufen, wenn der Mann tot

i§ und verbrannt werden soll." „Bäcker Jörgen kratzte sich an den Schenkeln und grinst«: „Du willst uns woll 'ne ausgestunkene Lüge auf binden, du. Andres — dazu kriegst du keine Frauens person, wenn ich das Weibsvoi? recht kenne." Aber Bjerregrav wußte, daß der junge Meister nicht log, und griff mit seinen dünnen Händen in die Luft hinein, als wolle er sich etwas -Unsichtbares vom Leibe \ halten. „Gott fei Dank, daß man hier auf der Insel auf die Welt gekommen ist", sagte er leise. „Hier geschehen

; kein anderer Mensch würd' so schafsdämlich sein!" sagte er drohend. «Laß mich in Ruh", stammelte Bjerregrav, „ich hob' euch nichts getan. Und sie hat einen frohen Tag mitten m all ihrer Trauer." Seine Hände zitterten. „Du bist 'n Rindvieh!" sagte Jeppe kurz. - „Was denkt Bjerregrav eigentlich, wenn Bjerregrav so dasteht und in das Grab hineinsieht?" fragte der junge Meister, um das Gespräch abzulenken. „Ich denke: Nun ziehst du dahin, wo du es bester hast als hier!" sagte der alte Schneider treuherzig

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 10 of 20
Date: 13.10.1928
Physical description: 20
, und zwar vor dem Bregenzer Arbeitsver- hältnis in Landeck in einer versicherungspslichtigen Beschäftigung gestanden sind, haben Sie innerhalb eines Jahres mehr als 6 Mo nate versicherungspslichtige Arbeit nachzuweisen. Daher ist die letzte Krankenkasse, bei der Sie versichert waren, und das ist die Bregenzer, verpflichtet. Ihnen die Wöchnerinnenhilfe zu gewähren. * * Arbeitgeber-Beiträge — Sch. P., Pradl. Frage: Kann der Meister den Gehilfen, der für ihn zuhause arbeitet (Heimarbeiter), dazu verhalten, die sozialen

Abgaben, einschließlich der Lohnabgabe, selbst zu bezahlen, bezw. hat er das Recht, ihm diese Beträge vom Wochenlohn abzuziehen? — Wenn nicht, kann der Gehilfe die für den Meister bereits bchahlten Be träge zurückverlangen? Der Meister hat das alles zu Unrecht getan. Die Lohnabggbe muß voll und ganz ausschließlich der Meister tragen und darf sie nicht durch Lohnabzug Here iub ringen. In die Arbeitslosenversiche rungsbeiträge teilen sich Gehilfe und Meister zur Hälfte und für die Krankenversicherung

trifst's den Meister ein Drittel der Bei träge. Wenn der Meister alle auf ihn fallenden Pflichten auf Sie abgewälzt hat und Ihnen die gesetzlich von ihm zu zahlenden An teile vom Wochen, oder Stücklohn abgezogen hat. so ist das erstens «ine grobe Gesetzwidrigkeit, zweitens eine außerordentliche Schmut zerei. Sie haben natürlich für solche gesetzwidrig vollzogenen 1- züge ein Rückforderungsrecht. Kufstein, A. Beantwortung folgt brieflich. Gruß P. Fügend-Feier (Willen-West) Samstag den 20. Oktober

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 18.10.1922
Physical description: 8
. Eines Tages warf der junge Meister alle Be- i denken über Bord und trug ihm Essen hinauf. „Du wachst dich lächerlich," höhnte Jeppe — „auf die ; Weise wirst du nie Leute halten können!" Und die Kgdame schimpfte. Aber Meister Andres pfiff. Vis er außer Hörweite kam. j Der arme Pelle lag da und erging sich in Phan- ! tasten, sein kleiner Kopf konnte nicht so viel fassen; ! jetzt war der Rückschlag eingetteten, und er lag da ;ünd schwelgte in alledem, woran es ihm gebrach, i Der junge Meister saß viel oben

ren, die einzelnen Glieder vom Lande in die Stadt, über das Meer und zurück zu verfolgen und nack zuweisen, daß Andres und der Stadttichter Ver- tern zweiten Grades sein müßten. Aber wenn dann irgendein kleiner Mann sagte: „Wie war es doch, waren nicht mein Vater und der Meister Ge- E isterkind?", so antwortete Jeppe kurz: -Mag aber die Suppe wird allmählich zu dünne — Verwandtschaft." „Dann find Sie und ich ja, weiß Gott, Halb- vettern — und Sie sind auch mit dem Stadtrichter verwandt!" sagte

Meister Andres, der anderen S eine Freude gönnte. Die Armen sahen ihn ar an und fanden, daß er so gute Augen hatte — ein Jammer, daß es ihm nicht vergönnt sein sollte, zu leben. Außerdem war Jeppe auch der älteste Hand werksmeister in der Stadt, und unter den Schu stern hatte er die größte Werkstatt. Tüchtig war er auch, oder vielmehr, er war es gewesen; er be saß noch die Handfertigkeit der alten Zeit, wo es sich um schwierige Gebiete handelte, um die die Entwicklung gern den Weg herumlegte

, hatten sie einen großen Tag. „Was soll das heißen? Wo willst du ohne Er laubnis hin?" fragte Jeppe, wenn einer von ihnen ausstand, um in den Hof hinauszugehen; er ver- gaß immer wieder, daß die Zeiten sich verändert hatten. Sie antworteten nicht, und dann geriet er in Harnisch. „Ich bitt' mir Respekt aus!" rief er und stampfte auf den Fußboden, so daß der Staub um ihn aufwirbelte. Meister Andres er hob langsam den Kops. „Was habt Ihr nur ein mal wieder, Vater?" ftagte er müde. Dann stürzte Jeppe hinaus und wütete

gegen die neue Zeit. Wenn Meister Andres und der Gehilfe nicht zu gegen waren, ergötzten sie sich damit, den Alten in Wut zu versetzen; das wurde ihnen nicht schwer, er erblickte überall Auffässigkeit. Dann griff er nach einem Spannriemen und sing an, auf den Sün der loszuprügeln. Aber der schnitt die merkwür digsten Grimassen und gab einen sonderbar gluck senden Laut von sich. „Da, nimm das, obwohl es mir leid tut, zu harten Mitteln zu greifen!" fauchte Jeppe. „Und auch das! — und das! Denn daS gehört

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 16
Date: 09.02.1929
Physical description: 16
der Kaminkehrergehilfenorganisation war und als solcher pflichtgemäß auch die Rechte der Gehilfen zu wahren und für sie einzutreten hatte. Das paßte natür lich den Herren Meistern nicht und so warnte Herr Martm- stätter den Gehilfen des öfteren wegen dieser Tätigkeit und drohte chm mit der Entlastung. Brixi trug sich nun mit dem Gedanken, sich selbständig zu machen und um eine Konzession beim Stadtmagistrate Innsbruck für das Gebiet der Stadt Innsbruck einzukom men. Sein Meister scheint von diesem Plane Wind bekom men zu habett und im Herbste 1928 flog Brixi

zwölf bis vierzehn Stunden ohne Bezahlung der Ueberstundenprozente arbeiten müßten und die Meister dadurch einen großen Profit herausschla gen. Die Kehrarbeiten würden aus das mangelhafteste durchgesührt und bleiben 60 Prozent der steigbaren Ka mine ungekehrt, für die sich jedoch die Herren Rauchsang- tehrermeistcr bezahlen lasten. Im Sommer würden eben falls. wo doch weniger geheizt wird, die Kaminrechnungen gestellt. Wenn die Kehrarbeiten gewissenhaft und reell aus geführt

Anwürse, die der Meister gegen ihn erhoben hatte, antwortet und ihm mitteilt. ..daß es mir Vergnügen mache, wenn Sie mich klagen, weil dann endlich der Schwindel aufkommt und Sie endlich einmal in der Zeitung hermngezogen werden, auf das können Sie sich bestimmt verlaßen." Auf Grund dieser Eingabe und dieses Brieses erstat teten nun sämtliche Rauchfangkehrermeister von Innsbruck und Hötting, vertreten durch Dr. A f ch b e r g e r und F e r a r i. gegen Brixi die Anklage wegen Ehrenbeleidigung und fand

, jene nicht mit eingerech net. die man nicht gemerkt hat. Ein Kartell zur Ausbeutung der Bevölkerung. 7. Besonders interessant war auch ein Vertrag, welcher von Dr. Höslinger unter Beweis gestellt wurde, den die zehn Kaminkehrermeister Innsbrucks im Jahre 1927 unter sich abgeschlossen haben, in dem die Stadt Innsbruck in verschie dene Kehrbezirke eingeteilt und den verschiedenen Meistern zugewiesen wird. Kein Meister darf im Kehrbezirk eines andern arbeiten und wenn dies eine Kundschaft ausdrück lich verlangt

, so ist dieser Meister verpflichtet, dem andern als Entschädigung für den Verlust der Kundschaft ein an deres gleichwertiges Kehrobjekt mit den gleichen Erträg- nisten zu überlasten, wenn dies aber unmöglich wäre, eine bare Abfindung in der Höhe des dreijährigen Brutto- ertrügnistes des abgegebenen Sauses in drei gleichen, je im Monat Jänner Jet drei nächstfolgenden Jahre fällig wer denden Raten z;? bezahlen, lieber Streitfälle entscheidet ein Schiedsgericht, bestehend aus drei Meistern, nüd ist eine wer- 1 | iere

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 10 of 16
Date: 08.08.1925
Physical description: 16
: Obwohl das Lehrverhältnis aus gewissen Gründen, nicht zuletzt aus den im 8 82 G.-O. aufgezählten, vom Lehr meister gelöst werden kann, wird man bei Beurteilung dieser Gründe einen anderen Maßstab anlegen müssen. Das beson dere Kennzeichen des Lehrvertrages ist nicht nur „ein Ver trag auf bestimmte Zeit", sondern die Absicht, ein bestimm tes Ziel zu erreichen, darf nicht durch untergeordnete Dinge durchkreuzt werden. Dazu kommen noch die Unerfahrenheit und das jugendliche Alter des Lehrlings

, also zwei Dinge, die bei Beurteilung einer Vertragsverletzung anders gewer tet werden müsien, als bei erwachsenen Menschen. Nicht unbeachtet bleiben darf auch das Verhalten des Lehr meisters, das in gar manchen Fällen dem unbedachten Han deln des Lehrlings geradezu Vorschub leisten kann. Ein sol cher Fall lag im März 1925 dem Bezirksgerichte Klagenfnrt vor: Nach fast zweijähriger Lehrzeit hatte ein Schuhmacher meister eines Tages dem Lehrling keine Arbeit zugewiesen, worauf dieser ohne Erlaubnis

gegen Mittag die Werkstätte verließ, ohne das Ende der Arbeitszeit abzuwarten. Am nächsten Tage erschien der Bursche wieder zur gewohnten Stunde in der Werkstätte und fragte den Meister um Ar beit. Er tat also das, was er den vorhergehenden Tag schon hätte turr sollen. Anstatt den Jungen zur Rede zu stellen, antwortete der weltkluge Meister dem Jungen: „Weil du gestern fortgegangen bist, kannst .du auch heute gehen, ich habe auch heute keine Arbeit für dich, ich brauche dich nicht mehr." Nunmehr sprach

der Vater beim Meister wegen Fortset zung des Lehrverhältnisies vor, was letzterer cckrer verwei gerte. Der Leiter der Lehrlingsschützstelle brachte daher eine Klage auf sofortige Wiederaufnahme in die Lehre ein. Der Meister berief sich auf die 88 101, lit. b, und 82, lit. f G.-O., die ihn berechtigten, das Lehrverhältnis wegen „unbefugten Verlasiens der Arbeit" noch vor Ablauf desselben zu lösen. Das Gericht konnte jedoch in dem sestgestellten Sachver halt den angeführten Auflösungsgrund nicht finden

und ver urteilte den Meister zur Wiederaufnahme des Lehrlings binnen drei Tagen. Das mit Recht, denn die Pflicht zur Er lernung des Gewerbes erheischt ja, den Lehrling nicht unbe schäftigt zu lasien. Die Lehrlinge nehmen nicht immer die Aufgabe des Lernens so leicht, daß ihnen die Freizeit zur Nebensache wird, sie unterliegen leicht einer Verlockung, die man in den Flegeljahren nicht so tragisch nehmen darf. Und wenn, dann eben das Meisterrecht anwenden, aber nicht mit der harten Strafe

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 2 of 16
Date: 01.03.1924
Physical description: 16
- dert. Aus Stadt und Land. Herr Dolleneck beklagt, daß die Meister ihre Lehrlinge nicht prügeln dürfen. Man schreibt uns: Sie haben gestern berichtet, daß die „Innsbrucker Nachrichten" einen prügelnden Meister in Schutz genommen haben und den betreffenden Lehrling pauschaliter als schlecht und nichtsnutzig verdäch tigten. Es dürste Sie wohl intereffieren, daß der Verfasser der in den „Innsbrucker Nachrichten" erschienenen Gerichtssaalnotiz ein gewisser Dolleneck ist. Der Mann ist sonderbarerweise

, fragt schon einleitend ganz entrüstet: „Hat der Meister ein Züchtigungs recht auf den Lehrling?" Dann berichtet er in ganz einseitiger Weise über den Gang der Verhandlung und -bemerkt, nach der Feststellung, daß der Mei ster zu 300.000 Kronen Geldstrafe und zur Zah lung eines Schmerzensgeldes verurteilt worden ist, entrüstet: „Diese Verhandlung hat deutlich gezeigt, wie schwer es jetzt manche Meister mit ihren Lehr lingen haben. Die jungen, unreifen Burschen wer den von gewissenlosen Agitatoren

gegen ihre Lehr herren aufgehetzt und wenn einmal einem Meister die Geduld reißt, rennt der Junge gleich zur Ar- beitertammer, um sich zu beschweren." — Es ist wohl gänzlich überstüssig, darauf hinzuweisen, daß Herr Dolleneck, recte Dolleczek, von der Gewerbe ordnung so viel versteht, wie eine Kuh vom Kla vierspielen. Das beweist schon seine — sagen wir naive — Frage ob der Meister ein Züchtigungs recht über den Lehrling hat. Natürlich hat der Mei ster ein Züchtigungsrecht, Herr Dolleneck! Dieses Recht

besteht jedoch nicht darin, den Lehrling der art zu mißhandeln und zu prügeln, daß er mehrere Beulen am Kopfe und Hautabschürfungen im Ge sichte davonträgt und eine ganze Woche arbeits unfähig ist. Davon hat Herr Dolleneck in seinem Bericht kein Wort gesprochen. Nur darüber, daß ein anderer Meister den Angeklagten herauszu reißen versuchte, während er den Lehrling als grundschlechten Menschen hinstellte. Sollte Herr Dolleneck, recte Dolleczek, von dem Sprichwort, dah eine Krähe der anderen kein Auge

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 22.09.1922
Physical description: 8
und darüber gebetet?- — Ja, dann kannst du ja hingchen und dich setzen." Pelle ging stumpfsinnig hm und setzte fich — ihm war jetzt alles ganz egal. Aber er .fuhr mit einem Angstschrei in die Höhe und sah sich gehässig um, er hatte einen Hammer in die Hand genommen. Der entfiel ihm jetzt wieder, und' nun weinte er aus allen Schleusen, „Was zum Teufel stellt chr da eigentlich mit ihm an?" Der junge Meister kam aus der Zuschneidekammer her- ausgesahren. „Was für Niederträchtigkeiten habt

!" schrie Meister Andres ganz außer sich. „Ihr sollt 'rausgehen, Vater!" Er git terte und war ganz grau im Gesicht. Und dann schob der alte Meister ab, ohne Pelle den Schulterschlag gegeben und ihn ordentlich ins Handwerk ausgenommen zu haben. Pelle saß da und besann sich, er war im Grunde ver legen. Aus allen den verblümten Andeutungen war erwas Schreckliches, aber zugleich auch Imponierendes emporgesprotzt. Er hatte die Probe in seiner Phantasie , zu etwas von dem aufgebauscht, was die großen Grenz

scheiden im Leben setzt, so daß man aus der anderen Seite als ein ganz anderer hervorgeht, etwas in dem Sinne der geheimnisvollen Beschneidung m der Bibel — eine Einweihung zu dem Neuen. Und dann war das Ganze nur eine boshaft ersonnene Tortur! Der junge Meister warf ihm ein paar Kinderschuhe hin, die zu besohlen waren; in das Fach ausgenommen war er also und brauchte sich nicht länger damit zu be gnügen, Pechdraht für die anderen anzusertigen. Die Tat sache wollte sich nur nicht in Freude verkehren

auf ihn einstürmsn mußte in { diesem Augenblick, wo er sich eigentlich als Sieger füh- ! len sollte: alle Drangsale der Probezeit h'er in der Werk- Nenztag. Au Meister, wie er nicht sein soll. Es ist ein mal nötig, den sauberen Herrn Obermeister Adler der Firma Getzner in Nenzing, der fich auch gerne Direktor titulieren läßt, unter die Lupe zu nehmen. Es ist gerade- zu ekelerregend, wie dieser Mensch.in seinem Haffe geg-v die Sozialdemokraten vvcgeht. Am Sonntag den 3. brs. abends begleitete

, die Lehrlinge, die ihn nicht an- erkennen wollten, alle seine eigenen Ecken und Kanten, mit denen er hier in der Fremde beständig anrannte. Und dann diese düstere Werkstätte selbst, wohin nie ein Sonnenstrahl kam — und der Respekt! Der Respekt, der bei ihm immer zu kurz kam. Wenn der Meister nicht zugegen war, ließ sich der klein« Nikas zuweilen zu einem Geplauder mtt den ältesten Lehrlingen herab. Dann konnten Aeußerungen fallen, die Pelle neue Gesichtskreise eröfsneten — und er mußte fragen

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