. Dieser entschliche Tiefstand unseres Geldes, der eine geradezu wahnsinnige Ver teuerung aller Lehensmittel und Bedarfsartikel und in weiterer Folge Lohnbewegungen aus der ganzen Linie auslösen muß, ist zum guten Teile die Frucht der Wirtschaftspolitik des sichten Jah res. Jeder Arbeiter, jeder Beamte, die Pensioni sten, die kleinen Rentner, alle, die auf ein festes Einkommen angewiesen sind, bezahlen die Frei heit, welche uns die rein bürgerliche Regierung gebracht hat, mit einem bis zur Unerträglichkeit
gesteigerten Elend! Heute beherrscht die ungeheure Mehrheit der Bevölkerung das Gefühl, daß „es so nicht mehr weitergehen könne". Auch die Parteien, die von einer rein-bürgerlicher? Regierung alles Heil er warteten, wollen „Maßnahmen", ohne jedoch nur andeuten zu können, worin diese zu bestehen haben; in Wien glaubte jüngst eine Schar An hänger der christlichsozialen Partei, die beste .Maßnahme sei, die Börsenjobber gehörig zu ver prügeln und sind an einem der letzten Tage gleich zur Tat geschritten
. Aber während vor der Börse einige. Jobber mit Stöcken bearbeitet wurden, setzte in der Börse ein neues stürmisches Auf wärtsbewegen aller fremden Zahlungsmittel ein. Daraus scheinen einige bürgerliche Zeitungen ge- folgert zu haben, daß der Stock des Bürgers den Stock der Regierung doch nicht ersetzen kann und sie, die Anhänger des „freien Handels" von ge stern rufen heute selbst nach Maßnahmen, welche den freien Handel mit Valuten einschrän- ken. Die gleiche Erscheinung haben wir auf allen . anderen Gebieten
Handels", also des leitenden Gedankens der Sie ger in den Oktoberwahlen. Wollen wir nicht den vollen Zusammenbruch mit seinen katastrophalen Folgen erleben, dann müssen wir Umkehr halten und andere Wege beschreiten, die bürgerliche Wirtschaftspolitik, die zur Anarchie führt, muß abgelöst werden durch eine Planwirtschaft, durch die Wirtschaftspolitik der Arbeiterklasse. Das setzt freilich eine andere Regierung voraus, die indes bei den in der Nationalversammlung gegebenen Machtverhältnissen kaum
einen Boden hat für durchgreifende Maßregeln. Es ist darum nicht bloß notwendig, daß die Regierung, die sich auf die Oktoberwahlen stützt, liquidiert, sondern daß auch der Wahlsieg der Christlichsozialen liquidiert werden Einem Regierungswechsel, der unver meidlich ist, müssen Neuwahlen vorangehen; die erbitterten Volksmassen müssen die Möglichkeit bekommen, der vollständigen Abkehr'von der bis herigen Wirtschaftspolitik politisch wirkende Kraft zu verleihen. Vas bade Kahrs und das Ende der bayerischen