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Volksbote
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Page 14 of 16
Date: 29.09.1994
Physical description: 16
steckte der Provisor eine ernste Miene auf und wies den Lauf jungen, der sich wie toll gebär dete, in seine Schranken und auf den Hof. Heinrich aber packte bald darauf seine Gerätschaften zusammen, wünschte dem Pro visor einen guten Abend und such te sein Zimmer auf. Denn er hatte heute seinen freien Abend. Als er über den Hof schritt, vernahm er aus dem Hausknechts gelaß ein eigentümliches Gedu del. „Mtata - mtata - mtata - mtata", klang es in verschiedenen Tonlagen in den stillen Abend hin aus. Erst

zögerte Heinrich einen Moment, dann trat er näher. Theodor Winter, genannt Do- res, saß auf dem Tiscne und blies die Klarinette..Sein Gesicht war gegen die Wand gerichtet, an der ein Notenblatt wie eine Prokla mation befestigt war. Mit aufge blasenen Becken saß Dores, ernst in sich zusammengekauert, wie ein Büßender, der seine Andacht sübungen verrichtet, und blies die ewige Melodie! Mtata. Als Hein rich ihn leicht auf die Schulter schlug, wäre er fast vom Tische gefallen, so sehr war er mit Leib

und Seele bei seinen musikali schen Exerzitien. „Guten Abend, Dores. Noch nicht Feierabend?" „Ach, der Herr Pfalzdorf! Das ist aber mal schön von Ihnen, daß Sie hereingekom men sind." Und mit einem Satz war der Hausknecht vom Tisch herunter, fuhr auf den einzigen Stuhl los, den er eiligst mit einem Rockzipfel abstaubte, und lud Heinrich zum Niedersitzen ein. Aber Heinrich, in Anbetracht des freien Abends, dankte. „Nein, nein. Ich wollte Sie nicht stören. - Was spielen Sie denn da?" fragte

er interessiert und ging auf die Wand los, um in der an brechenden Dunkelheit das No tenblatt zu studieren. „Oh, einen Walzer, Herr Pfalzdorf", beeilte sich Dores strahlend zu erwidern. „Einen Walzer? Der ist aber ein tönig." Dores wurde etwas verlegen. „Ja, wissen Sie", hob er alsdann an und kraulte sich den Kopf, „wie ich Ihnen schon sagte, ich spiele die sogenannte zweite Klarinette, welche die Begleitung hat, und das ist dann meistens: Mtata." „Einerlei, ob Walzer, Marsch oder Choral?" lachte Heinrich

. „Einerlei", lachte nun auch Do res. „Nur das Tempo ist verschie den. „Und das ist die Schwie rigkeit", fügte er ernsthaft hinzu. „Das Tempo kann oft alles durch einanderwerfen, im Tanzsaal und im Orchester." Heinrich nickte, um dann von neuem loszulachen, und Dores beteiligte sich an dieser ungeheu ren Freude, als hätte er einen un bezahlbaren Witz gemacht. ,,'n Abend, Dores? vergnügtes Studium!" „Bleiben Sie doch noch 'n bißchen, Herr Pfalzdorf, es ist so nett, wenn Sie da sind." 10 „Heute nicht, Dores

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Volksbote
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Page 6 of 16
Date: 24.11.1977
Physical description: 16
auf gemaltem Pergament wur den die Gemälde und die Skulpturen wurde 1482 ' geweiht. Der Hochaltar hat EUigelschrein, Prc- i Die gotische Magdalcnakirche in Rjdnnun. Vor der Kirche das Schutzdach gegen Regen für die Messebesucher, die in der Kirche nicht Platz finden. Links ist die Sakristei angebaut Die Magdalenakirche Heinrich, und komme mir in Frieden wieder!“ Also trat Heinrich die Reise 'an, um an jenen Ort zu fahren, wo er einst das Licht der Welt erblickt hatte. Als Heinrich Stegauer

in seinem Ge burtsort eine geräumige Gaststube be trat, saßen nur ein paar alte Männer um einen runden Tisch und schienen soeben ihre Kartenpartie beendet zu haben. Heinrich hangle seinen Hut auf einen Halten und nahm gegenüber an eitnem anderen Tisch Platz. Allmählich erhob sich vom gegen überliegenden Tisch einer nach dem anderen und verließ die Gaststube. Nur einer blieb sitzen, scheinbar ein uner müdlicher Zecher, der mit seinen listigen Äuglein den Heinrich forschend beob achtete. So nebenbei sagte

er dann zum Heinrich: „Ach. warum so fremd, junger Mann, nimm doch an meinem Tisch Platz, denn zu zweien ist es kurzweili ger!“ Heinrich dankte für die freundliche Einladung und wechselte zum anderen Tisch hinüber. Bald kam eine angeregte Unterhaltung zustande, wobei der Hein rich erfuhr, daß es sich um einen Ein- heimischen'handelte, an dessen Tisch er Platz genommen hatte, und den man hier schlicht und. einfach den Ulrich nennt. Ausgerechnet mit diesem Ulrich mußte der Heinriph Zusammentreffen. Hätte

es nicht ein anderer sein können? Etwa der Bürgermeister des Ortes, sonst ein ehren werter Mensch und nicht der Ulrich, hinter dessen ungepflegtem Schnauzbart sich nur List und Heimtücke verbargen. Dieser Ulrich verstand es ausgezeichnet, den ahnungslosen Heinrich nach allen Richtungen hin auszufrgjgen, wer er sei, woher er komme • und 'was er eigent lich hier zu tun gedenke. „So. so“, sagte Ulrich, wobei er sich umständlich seine Pfeife anziindete, „also du bist der Stegauer Heinrich? Ja. das trifft sich gut. Du mußt nämlich

vor. im innersten sei nes Herzens sann er auf Rache. Es war kein guter Mensch, dieser Ulrich. Das wußte aber der Heinrich nicht, und es gelang ihm nicht, den Ulrich zu durch schauen. „Also, daß dein Vater gefallen ist, das weißt du ja. Heinrich!“ „|a". sagte Heinrich, „das weiß ich!“ ,!Abcr es war nicht so. Heinrich, wie man sich das so beiläufig denkt, daß es hätte gewesen sein können. Zum Bei spiel. eine Kugel trifft den Soldaten mitten ins Flerz, der Soldat fällt um und ist augenblicklich tot. Nein, nein

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Volksbote
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Page 14 of 16
Date: 08.09.1994
Physical description: 16
zu leiten. Dann trollte sich der Hausknecht, dem sich Hannes, der gerade mit dem blechernen Arznei kästen heimgekehrt war, anschloß, von hinnen, um seine Ration in Empfang zu nehmen. Heinrich aber begab sich ins Kontor und ging bald darauf mit Bärenfeld zu Tisch. Die Herrschaften hatten bereits Platz genommen, als sie eintraten. Der Apotheker mußte sich schon seit einiger Zeit den kulinarischen Genüssen des Mahls hingegeben haben, denn auf seinem Teller be fand sich nur noch ein Stückchen Kotlett

würdigen zu spielen, wurde jedoch von dem Fräulein kaum beachtet. Nur hin und wieder nickte sie mit dem Kopfe zum Zeichen, daß sie noch lebe. Frau Friedrich richtete einige wohlwollende Worte an Heinrich und einige liebenswürdige an Bä renfeld; sonst hörte man nur das übliche „Bitte sehr - danke!". Nach einer halben Stunde erhob man sich. Doch so sehr sich Heinrich auch bemühte, seinen Stuhl zu rückzuschieben, um aufstehen zu können, es ging nicht. Ein peinlicher Moment entstand. Heinrich fühlte

aller Augen auf sich ruhen; er wurde bleich vor Verlegenheit. „Kommen Sie doch, Herr Pfalz dorf", flüsterte Bärenfeld ihm zu. Doch der Stuhl wurde wie von unsichtbaren Mächten gehalten. Jetzt bemerkte Heinrich die tief herabgebeugten Häupter der bei den Knaben. Er sah, wie ihre Schul tern im Lachkrampf tanzten und wie sie unter dem Tisch aus Leibes kräften an etwas zu ziehen schie nen. „Ich glaube", sagte er kläglich, , „die Jungens haben sich einen klei nen Scherz gemacht." Mit zwei Schritten war Lisa

neben den beiden Übeltätern, welche jetzt plötzlich eine Schnur, die Moritz beim Aufheben der Gabel am Stuhl des Neuen befestigt hatte, losließen, so daß Heinrich beim erneuten Ver such, freizukommen, beinahe mit samt dem Stuhl ins Zimmer gestürzt wäre. „Dacht' ich's mir doch", brumm te Bärenfeld, während Herr Rose, zu Frau Marianne gewandt, amüsiert lachte: „Brillante Kerlchen, die beiden Knaben; da steckt was drin." „Jawohl: Ungezogenheit", erwi derte Lisa und zog die brillanten Kerlchen

an den Ohren zu Herrn • Pfalzdorf. „Bittet um Verzeihung! Sofort!" Max und Moritz waren störrisch. „Ach lassen Sie nur, mein Fräu lein", meinte Heinrich peinlich be rührt, „es war wohl nicht böse ge meint". „Einerlei. Ich bürge Ihnen dafür, daß die Buben ihre Strafe erhal ten." Heinrich verneigte sich, und die Herren gingen. Während sich der neue Ange stellte der Firma Engelbrecht Frie drich am Nachmittage in die Ge heimnisse der Frachtbriefe einwei hen ließ, meinte Bärenfeld plötz lich

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Volksbote
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Page 14 of 16
Date: 19.01.1995
Physical description: 16
mit Heinrich besprochen, ei nen ausführlichen Bericht an Herrn Bärenfeld nach Hamburg, in dem sie ihn als Mutter und Sorgerin des Hauses und des Geschäftes bat, das Geschehene zu vergessen und größer zu sein als sein Zorn. Sie bot mm unbeschränkte Tätigkeit. Vor innerer Freude kaum Herr seiner selbst, trug Heinrich den Brief persönlich auf die Post und ließ ihn der Vorsorge wegen einschreiben. Dann eilte er auf die Redaktion des Grafen Schöner, um ihn von dem Umschwung der Verhältnisse zu verständigen

Altenteil gesetzt hätte, um ru higer seinen Kompositionen nach- genen zu können. War's Ihnen so angenehm?" Heinrich sprach dem liebenswür digen Menschen seinen herzlichen Dank aus und behielt sich vor, ihm morgen den bestimmten Termin des Konzerts anzugeben. Soviel er wußte, sollte es Samstag stattfinden. Möglich, daß heute scnon annon ciertwurde. Die Eintrittskarten wur den auch durch Private vertrieben. „Nun", meinte der Graf, „dann ist nicht viel Zeit zu verlieren. Bleiben wir also bei Samstag

. Ich werde schnell noch ein paar Zeilen fürs Abendblatt schreiben und darin die wertvolle Geige beleuchten, deren sich der Künstler bei seinem Auftritt bedienen wird. Bringen Sie einst weilen dem alten herrn die gestrige Nummer." Er packte Heinrich einige Ex emplare der Zeitung auf, aie den Reklameartikel über Meinard ent hielt, und verabschiedete sich aufs freundlichste von ihm. Am Abend saß der junge Mann im Sofa des Meinardschen Wohn- stübchens und beobachtete mit Vilma, deren Hand er in der seinen hielt

Geigenkasten zu. „nehmen Sie die meine", bat Heinrich. Und einer Eingebung fol gend: „Betrachten Sie sie überhaupt als die Ihrige. Schlagen Sie es mir nicht ab. Sollte ich Sie überleben, so vererben Sie sie mir wieder." Der Alte war starr stehengeblie ben. „Pfalzdorfs - Wundergeige?" stammelte er. „Mir - mir?" Und nun kam er zurück und faßte den jungen Freund bei den Schul tern. „Heinrich", sagte er, „ich kann Ihnen nicht danken. Aber wenn ich Sie nicht Zeit meines Lebens lieb

haben will, und, wenn meine Kno chen schon modern, die Vilma das für mich nicht fortsetzt, dann mag der Name Meinard zur Hölle fahren - Kinder", fuhr er nach einer Pause fort, „geht heute abend in dei Kü che. Ich möcht' mal allein ver suchen, ob der Herr, der das Schöne über mich in die Zeitung geschrie ben hat, noch recht hat." Vilma war schon vorausgegan gen, und Heinrich folgte ihr. Sie saß auf der Küchenbank, grübelnd und in sich gekehrt, und er nahm neben □ 12 EUBUJE EU E E DEO HHUD EJEUHH 12QD □□HB UiBUUE Auflösung

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Page 14 of 16
Date: 11.11.1994
Physical description: 16
Seite 14 Donnerstag, 10. November 1994 Der Roman im \folksfooten 4 „Seit er Unglück gehabt hat, hat er den Mut verloren. Er traut sich nichts mehr zu." „So müssen wir ihn aufrichten, Fräulein", rief Heinrich feurig. „Er wird nicht auf uns hören. Seit er mit einem Herrn Roman verkehrt, der ein noch ärgerer Pes simist ist, ist er ganz mit der Welt zerfallen", entgegnete sie traurig. „Ach was, Pessimismus", eiferte Heinrich und sprang vom Sofa auf. „Den treiben fröhliche Gesichter aus. Den Roman

in den Wangen auf. Bestürzt hielt Heinrich inne. „Ich - ich habe Sie doch nicht verletzt", stotterte er, und als sie nichts antwortete, fügte er be schämt hinzu: „Sie werden mich jetzt wohl für sehr aufdringlich halten, besonders, da ich doch selbst nichts bin." Da erhob sie die langen, feucht gewordenen Wimpern und faßte seine Hand. „Sie sind nichts? Sie sind viel, Sie sind ein guter Mensch. Nicht häufig kommen solche Leute zu uns verlassenen. Daher - seien Sie mir nicht böse -, daher war ich Ihre Sprache

nicht gewöhnt. Aber tun Sie es, was Sie vorhin sagten, tun Sie es! Ich will Ihnen wahrhaftig wie eine Schwe ster beistehen und danken." Sie drückte ihm fest die Hand, und Heinrich beugte sich herab und berührte, ohne zu wissen was er tat, ihre weißen Finger mit sei nen Lippen. Es war das erstemal, daß er einer Dame dei Hand ge küßt hatte. Und auch Vilma war eine solche Huldigung nie vorher widerfahren. Ohne zu reden saßen sie bei sammen und blicktenm in den schönen Sommerabend hinaus, der wie der Abglanz

. „Aber was sage ich denn: Sie müs sen ihn doch kennen*2.*2.*2. Daß mir das nicht gleich einfiel." heinrich hatte auf den ersten Blick Fräulein Friedrich erkannt und trat ihr nun höflich grüßend einen Schritt näher. „Herr Pfalzdorf? - Ei, was ma chen Sie denn hier?" „Ich hatte Herrn Meinard einen Besuch abgestattet." „Und dem Fräulein wohn auch? Nas, na! Sie kennen sich, und ich erfahre von meiner gestrengen Lehrerin kein Wörtchen davon, daß außer mir noch ein anderer aus dem Weißen Schwan hier ver kehrt

." „Herr Pfalzdorf schenkte uns das Vergnügen heute zum ersten Male", antwortete Vilma. „In Zu kunft wird er wohl häufiger kom men." „Das glaube ich", lachte Lisa und blickte die jungen Leute nach einander an, bis sie verlegen wur den. „Das glaube ich." Vilma wurde unwillig. „Schon Herrn Pfalzdorfs Vater war ein Freund des meinigen. Und ich freue mich, daß es Herrn Pfalzdorf gefällt, meinem Vater etwas Ge sellschaft zu leisten. - Sollen wir die Stunde beginnen?" Heinrich nahm seinen Hut

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Volksbote
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Page 5 of 12
Date: 26.05.1965
Physical description: 12
Mittwoch, den 26. Mai 1965 V o ! k s b o t e “ aeite 5 M Zum 650. Todestag am 10. Juni Der selige von Bozen In Bozen wie in Treuiso wird in den kommenden Tagen feier lieh, dos Fest des seligen Heinrich von Bozen begangen werden. Am 2. Juni wird ein Südtiroler Pilgerzug zum Grab des seligen Landsmannes nach Treviso fah ren. Der Festtag selbst am 10. Juni soll in Bozen durch eine Feier am Vor abend eingeleitet werden. In Treviso ist zu dem Anlaß ein Buch über den Seligen erschienen

und auch bei uns soll eine Kleinschrift den heiligmäßigen Bozner, den ein altes Bild Schutzpatron der Stadt Bozen nennt, wieder bekannt machen. Eine der liebenswertesten Erschei nungen unter den Tiroler Heiligen und Seligen ist der am 10. Juni 1315 in Treviso, der Hauptstadt der gleich namigen Mark des Heiligen Römi schen Reiches und bedeutenden Stadt der venezianischen Terra ferma ge storbene selige Heinrich von Bozen. Heuer sind es 650 Jahre her, daß der selige Heinrich, ebenso wie die 1266 geborene und 1313 verstorbene hei lige

Notburga, die in Eben am Achen see begraben ist, ein Angehöriger des dienenden Standes, nach beispielhaf tem Leben starb. Die heilige Magd und der selige Taglöhner leben ver ehrt im Tiroler Volk und weit dar über hinaus fort. Bereits Bischof Peter De Baone von Treviso, der 1359 bis 1384 der Diözese Vorstand und zur letzten Diese Bachlechner-Statue des seligen Heinrich von Bozen befindet sich im Benediktinerstift Muri-Gries bei Bozen. Lebenszeit des seligen Heinrich schon Kleriker in Treviso

war, und der 1337 in Vicenza gestorbene Ferreto dei Ferreti beschrieben als erste in lateinischer Sprache das Leben des seligen Heinrich. Indessen folgten erst spät deutsche Biographien dieses beispielhaften Christen aus Tirol. Nach der italienischen Uebersetzung der lateinischen Biographie von Peter De Baone erschien im Jahre 1712 in der Druckerei des Thomas Hell in Durch die Persönlichkeit des seli gen Heinrich ist eine enge Beziehung zwischen den beiden Städten Bozen und Treviso entstanden. Hueber

eine Wallfahrt zum Grabe des seligen Heinrich nach Treviso. Die Busse fahren von Meran, Brixen und Bozen ab. Der Preis der Fahrt ab Meran oder Brixen beträgt 2000 Lire, ab Bozen 1800 Lire. Anmeldungen sind bis 29. Mai zu richten an den Pliger- vereln der Diözese Bozen-Brixen, Bozen, Marienklinik, Tel. 24-3-39. Zusteigemöglichkeiten und genaue Abfahrtszeiten werden den Teilneh mern nach ihrer Anmeldung mit geteilt. Zugleich mit der Anmeldung ist der Betrag für die Fahrt einzu zahlen

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Page 5 of 12
Date: 02.11.1967
Physical description: 12
Der Wilderer Belm Feichtnerhof pochte es an die Stubentür. Eine hagere, aber sehnige Gestalt steckte langsam den Kopf her ein und trat dann entschlossen in die Stube. „Heinrich, heute nacht, kommst mit?“, fragte der Eintretende stürmisch, und seine listigen Aeuglein funkelten vor ungezügelter Leidenschaft. Heinrich schob die Märende von sich und blickte seinen Spießgesellen wort los an. ln seinem Herzen aber brannte es vor Groll; und er mußte es verber gen. Am letzten Sonntag

wieder war er mit ihr, der Feichtnertochtcr Karin, aus gegangen; er hatte das Nachsehen. Und doch hatte sic schon längst versprochen, mit ihm einen Ausflug zu machen. Doch immer war dieser da dazwischen ge treten. „Droben im Kar, Heinrich, ein gan zes Rudel Gemsen hab ich gestern gesehen. Fünf, sechs, glaube ich, waren cs. Von unserem Wald aus hab ich sie gut beobachten können, wie die da dro ben herumgeklettcrt sind.“ Wieder trat die peinliche Stille ein. „Hannes, ich kann nicht mitgehen. Ich bin heut beim Obstpflücken von der Leiter

hcrabgepurzclt. Gar nicht ange nehm! Der ganze Rücken tut mir weh. Kann mich kaum rühren.“ Heinrich saß steif und mit verzerr tem Gesicht hinter dem Tisch. Mit einer langen, enttäuschten Micno mußte Hannes sehen, daß Heinrich nicht allzu- wohl war. Bis nächste Woche, meinte Hannes, müsse dieser „Hexenschuß“ wohl ver gehen. Es sei jetzt die beste Zeit, bevor wieder der Jagdaufseher droben umher spuke. Heinrich schienen jetzt die Gemsen so viel wie gleichgültig; umso mehr aber machte ihm scheinbar der schmer

zende Rücken Sorgen. Denn zuweilen griff er mit der Hand sachte nach hin ten und schnitt dabei Gesichter, als kaue er Rhabarber. Auf die nächste Woche, sagte Han nes, werde er die Gewehre und die Messer hcrrichten. „Teixl, mein Karabiner liegt auch noch bei dir droben. Wird wohl nicht verrosten?", entgegnete Heinrich, als Hannes bereits die Türklinke drückte und mit einem kurzen Gut-Nacht-Gruß wie geschlagen davonhuschte. Schon war es dunkel, als Hannes den Rucksack auf die Schultern nahm

nach. Das klang so seltsam, fast bekannt in seinen Ohren. War das nicht die Dop pelflinte, mit der der alte Feichtner baucr vor wenigen Jahren noch die Wälder nach Rehböcken durchstreifte? Hannes war 'einige Male mit ihm ge zogen. Doch, daß der heute da herauf stieg, er hatte ja den Fuß steif und seitdem rührte er kein Gewehr mehr an. Wer dann? Heinrich? Nein, der auch nicht. Da rief plötzlich eine schrille Stim me, kalt und unbarmherzig: „Halt, du Dieb, keinen Schritt weiter!“ Hannes riß cs erschrocken herum

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Page 5 of 12
Date: 28.02.1974
Physical description: 12
sam meln. Um 1 kg Pollen zu sammeln müßte eine Biene 50.000- bis öO.OOOmal ausfliegen. |edc Biene fliegt durch schnittlich 20- bis 25mal (bei gutem Wetter auch bis 50mal) aus, kann also täglich nur rund dreiviertel Gramm ein tragen, wobei sie bei Weißklee 585 Blii- Der Sommer hing glühend im Laub, und der Wind wanderte flatternd durch das Geäst der Erlen. Zwei junge, glück liche Menschenkinder schritten übers Land. Sie wuren Brüder. Heinrich war der ältere, Bruno der jüngere. Obwohl nicht gleichen

Alters, hatten sie doch ihre Lehrjahre zum künftigen Schmiede handwerk gleichzeitig beendet. Nun wollten sie, die Söhne aus der Dorf schmiede, irgendwo draußen in der Welt die Gesellenjahre verbringen, um später einmal selbst erfahrene Schmiedemeister zu werden. Draußen unter den Stämmen des hochwüchsigen Tannenwaldes trennten sich die Brüder. Heinrich wollte den Bergen zu, an deren Fuß sich die große Stadt mit ihren Türmen und Riesen schloten dehnte. Sie reichten sich die Hände zum Ab schied

. „Viel Glück auf den Weg!“ sprachen sie. Dann ging jeder seiner Wege. Heinrich reiste weiter geradeaus durch Berg und Tal. Mit hellen, wißbegierigen Sinnen lernte er Land und Volk ken nen, und als er eines Abends von einer Anhöhe aus vor sich ein schmuckes Dorf liegen sah, von dessen Rand her die lustigen Hammerschläge einer Schmiede tönten, beschloß er, sich dort niederzulassen. Sein Handwerk hatte Heinrich gründlich gelernt, der Meister fand Gefallen an ihm und seiner Arbeit und behielt ihn sogleich

zur Werkzeugschmiede zurück. Bruno wurde Gelegenheitsarbeiter. All mählich, unmerklich verlor er den Halt und sank tiefer und tiefer. Da starb plötzlich der Vater. Hein rich, der ältere der Brüder, eilte heim, um des Vaters Geschäft fortzusetzen. Auch Bruno kam, und Heinrich lud ihn ein. die Arbeit im Vaterhaus zusammen mit ihm weiterzuführen. Eine Zeitlang ging es ganz gut. Doch durch Krankheiten und Giftverluste ge schwächt ist, so verbleibt dem Imker nichts mehr, ja er muß Zucker kaufen und füttern

, das hier entsteht, ist wie bei einem Decken spiegel auf den Kopf gestellt. Die Land schaft, von der die Fata Morgana ein solches Wunderbild an den Horizont zaubert, liegt durch die Erdkrümmung hinter dem Horizont verborgen, doppelt so weit vom Beobachter entfernt, als der Beobachter selbst von dem (scheinba ren) Horizont entfernt ist. dann brach sich Brunos Neigung zu Spiel und Trunk wieder Bahn. Als er eines Morgens mürrisch heimkam, stellte ihn Heinrich zur Rede. „So kann's nim mer weitergehen, Bruno

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Page 14 of 16
Date: 12.01.1995
Physical description: 16
Seite 14 Donnerstag, 12. Jänner 1995 Der Roman im \blksboten © by PDK, Literaturagentur 25 Sie wandte sich ab und drückte die Stirn ans Fenster. Heinrich verstand sie. Er ehrte ihre Empfindungen so, wie sie sie gab; er hätte sich ihr aufrechtes Wesen jetzt nicht anders ge wünscht. Lisa kehrte sich wieder zu ihm uns sah ihm fest in die klaren Augen. „Ich bin auch nicht der Trotzkopf, den Sie in mir vermuten. Ich habe das Wort sehr wohl mit gewissen Umständen, an die Sie dabei dach ten

, in Verbindung bringen können. Nur gegen Zwang sträube ich mich. Heinrich gab keine Antwort. Es schien ihm heute nicht angebracht, den Namen seines Freundes Bä renfeld mit in die Unterhaltung zu ziehen, und auch Lisa schien das Thema nur nebenbei berührt zu haben. „Denken wir nun an das Zu nächstliegende", begann sie von neunem. „Was glauben Sie was aus dem Geschäft werden soll?" „Ich bin nur Lehrling hier", ent- gegnete Heinrich bescheidend. „sie werden das besser mit Herrn Rose besprechen

." „Der ist mein Mann, der die mei ste Tatkraft zeigt, und der sind Sie wohl." Und sie wies mit der Hand auf seine verbrannte und be schmutzte Kleidung. „Da haben wir schon die Folgen von Vaters über triebenem Sparsystem. Seit dem Ausscheiden des Geschäftsführers ist außer Ihnen keine ernsthafte Kraft da." „Herr Rose sagte mir erst heute", hob Heinrich zögernd an, "daß er Apotheke und Geschäft käuflich er stehen wolle. Dadurch wären Sie ja von allen Sorgen befreit." Ein ge ringschätzender Zug lag um Lisas Mund

. „Herr Rose", antwortete sie wegwerfend, „wird seine Bedingun gen stellen wollen. Lieber aber wür de ich betteln gehen, bevor ich sie erfülle". Heinrich atmete auf. Die schwer ste Gefahr für seinen Freund, von dessen Liebe zu der Tochter des Chefs er längst überzeugt war, war beseitigt. „Wenn ich also raten darf", sagte er .bestimmt, „so möchte ich fol gendes vorschlagen: Herr Rose wird unter den von Ihnen angedeuten Umständen nicht bleiben wollen. Doch hat er bei Konventionalstrafe

Seele", entgegnete Lisa tief bewegt. „Ich hatte einen anderen Vorschlag von Ihnen erwartet, den ich hätte zu rückweisen müssen.lch danke Ih nen herzlich. So, wie Sie es geraten haben, soll es geschehen. Icn bitte sie nur noch, die Annonce über nehmen zu wollen." Heinrich verneigte sich. Auch ihm war eigentümlich zumute, den auch er hatte an Bärenfeld gedacht, als den richtigsten Helfer in der Not. Er wünschte Lisa für die leidende Mutter das Beste und verließ leise auftretend das Haus, um Dores

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Page 13 of 16
Date: 18.08.1994
Physical description: 16
, zu Fräulein Friedrich, mein' ich. Die wird Ihnen auch helfen." Damit stieß er die Tür auf und führte Heinrich ins Lehrlingszim mer, woselbst Hannes sich um-, ständlich mit dem Gepäck zu tun machte, um des Neuen Großmut anzuregen. Heinrich belohnte ihn mit ein paar Groschen, und gleich überließ der Bursche die weitere Sorge Dores und war wie der Blitz zurTür hinaus. Dores aber schaute ihm verächtlich nach. „Hier wohnen Sie, Herr Pfalz dorf", belehrte Bärenfeld, „dort die Tür rechts wohnt der Herr Pro visor

, ich weiß" wehrte er das Vorstellen ab, „ich habe Herrn Pfalzdorf vor mir, unseren neuen Lehrling. Ich bin der Provi sor Rose, der Sie von heute oder sagen wir besser morgen an in die Geheimnisse der Pharmazie ein führen wird. Ein mysteriöser Be ruf; Hauptbestandteil acqua de- stillata." Und nun lachte Herr Rose und nickte mit so freundlicher Herab lassung Heinrich zu, daß die Qua ste des roten Fes dem Provisor quer über die Stirn auf die Nase fiel. Mit Daumen und Zeigefinger schnellte

, Herr Rose." Heinrich Pfalzdorf hatte stumm die Unterhaltung angehört. Was wollte dieser rotbemützte Affe, der sich in eine Wichtigkeit ein hüllte, daß die Stube danach roch? Sein unverfälschtes Gemüt hatte gleich gegen ihn entschieden. Der Herr Provisor erschien ihm in ho hem Grade unsympathisch. Um so mehr freute er sich daher, den Geschäftsführer sagen zu hören: „Und nun wollen wir den Herrn Provisor nicht weiter stören, Herr Pfalzdorf. Die Erholung tut ihm gut. Es lastet

wollen und auch müde von der langen Reise sein. Schla fen Sie also wohl. Wir beginnen der Landkunschaft wegen schon früh, da diese meist ihre Bestellun gen macht, wenn sie zum Markt hereinkommt, um nachher ohne Aufenthalt die fertigen Pakete in Empfang nehmen zu können. Da ist ja auch noch der Dores, der Ihnen beim Einräumen helfen wird. Gute Nacht, Herr Pfalzdorf." Dores zunickend, der neben Heinrich Gepäckstücken stand, suchte er sein Zimmer auf. „Es ist sehr freundlich von Ih nen, daß Sie mir ein wenig zur Hand

gehen wollen", begann Heinrich verlegen. „Ich dachte, der Bursche, der mir das Gepäck hereintrug, würde noch geblieben sein." „Der Hannes ist ein Faultier wie alle Schmarotzer", brummte Do res. „Sprechen Sie mir nicht von dem." Damit begann er die Rie men aufzuschnallen. Wortlos ging die Arbeit vor sich. Die Kleider wurden herausgeholt, gereckt und in den Schrank gehängt, die Leibwäsche in ein Kistchen gelegt, die Bücher auf den Tisch aufgesta pelt und kleine Erinnerungen an verschiedenen Stellen

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Page 14 of 16
Date: 01.12.1994
Physical description: 16
so oder so." Als Heinrich Pfalzdorf am Mitt woch abend, seinem Versprechen gemäß, in das Haus seines Freundes Meinrad trat, hörte er aus dem Wohnzimmer eine laute Stimme erschallen. Er horchte hin und glaube sie an der fetten Klangfarbe zu erkenne, doch wußte er nicht recht, wem er sie zuschreiben sollte. Jedenfalls war Besuch anwesend, ein Um stand, der ihm nicht sonderlich ge legen kam, denn er hatte gedacht, im kleinen intimen Kreise eine Wie derholung des schönen Sonntags abends erleben zu dürfen

." „Ist dort jemand?" ertönte drin nen die fette Stimme. Und gleich darauf schob sich ein ziemlich korpulenter Herr neben Meinard in aie Tür. Jetzt entsann sich Heinrich des Mannes. Es war der Freund seines Chefs, dem vor Monaten in der Apotheke das Kat zenexperiment vorgeführt wurde, das so kläglich endete: Herr Küster Stramm. Er hatte damals schon ei nen Widerwillen gegen den Men schen gefaßt. „Nun", wiederholte Herr Stramm und fixierte den neuen Ankömmling sehr von oben herab. „Wer ist dann da?" „Ein Schüler

von mir", log der Alte barsch und schob Heinrich ins Zimmer. „Da muß ich schon bedauern, Herr Stramm; aber das Geschäft geht vor. Sie beehren uns wohl bald wieder." „Ich könnte mich ja für die Dauer der Stunde mit Fräulein Vilma un terhalten", wandte der Küster, är gerlaich über die Störung, ein. Aber mit großen Augen sah er, wie das sonst so reservierte Fräulein freudestrahlend aufgestanden war und dem jungen Herrn kräftig die Hand schüttelte. „Meine Tochter ist beim Unter richt notwendig", sagte der Alte

und zwinkerte Heinrich zu. „Der Herr nimmt sowohl Gesang- wie Vio- linstunden." „Na, da wäre ich mit anderen Worten überflüssig", entgegnete Stramm und schoß einen wutenden Blick auf den vermeintlichen Schü ler. Und näher an ihn herantretend, Il II BEH E BHOH II □ ÖUJBQU BBHH OQEDB HD IIUULÜ EDHH mulina lAlDI £■ RIUILIYI Auflösung aus der letzten Nummer: SCHLEIM meinte er blinzelnd: „ Sollte ich den jungen Herrn nicht schon irgendwo gesehen haben? Der Herr bringt den Geruch einer ganzen Apotheke

mit ins Haus - richtig! Sie sind wohl der neue Lehrling aus dem Weißen Schwanen?" „Zu dienen", antwortete Hein rich, empört über das aufdringliche Benehmen, und wandte sich wieder Vilma zu. „Der Herr sollte in seinen jungen Jahren auch lieber die kaufmän nischen Wissenschaften betreiben, statt Gesang und Violine. Herrn Friedrich würde das sicher ange nehmer sein." Heinrich fuhr herum. Aber bevor er den Frechen gebührend abfer tigen konnte, hatte sich schon der Musiker ins Mittel geschlagen

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Volksbote
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Page 6 of 16
Date: 07.12.1977
Physical description: 16
Wiederaufbau von Kirche und Kloster nach der großen Überschwemmung vom Jahre 1921. Weil die Kapuziner stets mit dem Vplkc mitiebten und niitiühlten, waren sie auch ganz mit dem Volk verbunden. Nur mit wehmütigem Herzen nahm man darum Abschied von den guten Patres. Ihnen allen aber sei fiir ihr selbstloses und opferfreudiges Wirken noch ein herzliches „Vergelt’s Gott“ ge sagt. Friedrich Pfister rieh", sagte sie milde, „du mußt dpine Mutter wieder heimholen!“ „Ich will nicht“, antwortete Heinrich trotzig

. „Es ist zu viel, was sie mir und- • der Anny angetan hatte." „Ja, Heinrich, war denn deine Schwe ster auch damit einverstanden, daß du die Mutter hinausjagst?“ fragte Brigitte. „Nein, die weiß ja, noch gar nichts davon, es war doch erst gestern, als ich die Mutter hinausjagte!“ ,iNein, nein, Heinrich, so sehe ich deine Mutter nicht an. .Im Gegenreil, wenn ich in die gütigen Augen deiner Mutter blickte, ihre abgerackerten Hände und ihren leicht vorgeneigten Körper betrachtete, dann kam sie mir immer vor wie eine stilje Dulderin, in deren

über wunden. Bist kerngesund und bist ein tüchtiger, schaffensfroher Mensch ge worden, was willst du mehr? Was nützte ■ dir aller Reichtum, wenn du dabei viel leicht'kränk und. siech wärest. Nun sag, einmal. Heinrich, wie viele Menschen hast du an deinem Geburtsort über deine und deiner Schwester Kindheit und über haupt über eure einstigen Verhältnisse befragt?“ „Ich habe niemanden befragt, Brigitte, es hat mir einer erzählt, und zwar ein einstiger Freund meines Vaters,' der Ulrich!“ „Aber wer sagt

dir, Heinrich, daß er auch die Wahrheit gesagt hat? Es gibt so viele Menschen, die wissen über an dere Leute gar viel zu erzählen, dabei täten sie besser, erst einmal bei sich selber anzufangen. Es gibt Leute, die an ihren Mitmenschen kein einziges gutes Haar lassen, die immer nur Negatives zu berichten wissen und dabei vergessen, daß doch jeder Mensch auch eine posi tive Seile hat!" „Doch warum sollte mich dieser Ulrich angelogen haben? Was hätte er schon davon?“ „Jetzt sei einmal ganz ruhig, lieber

Heinrich. Gelt, du hast mich doch lieb?“ Diese Worte zündeten beim Heinrich, denn lieb hatte er seine Brigitte über alles. „Also, wenn du midi wirklich lieb hast, Heinrich, dann befolgst du jetzt meinen Rat. Du nimmst dir aus * dringenden familiären Gründen ein paar Tage Urlaub und ich auch, und wir beide fahren auf der Stelle in deine Heimat gemeinde und erkundigen uns dort aufs neue über deine Mutter. Wir gehen aber nicht zu diesem Ulrich, sondern suchen andere Leute auf und befragen

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Page 5 of 12
Date: 20.05.1954
Physical description: 12
Erzählung von Franz Braumann Der Frühling hing glühend im jungen Laub, und der Wind wanderte lustig; Maier.- tau hing an den Blütenbäumen. Zwei junge, glückliche Menschenkinder schritten übers Land. Sie waren Brüder; Heinrich hieß der ältere, Bruno der jüngere. Obwohl nicht gleichen Alters, hatten sie doch ihr e Lehr jahre zum künftigen Schmiedehandwerk gleichzeitig beendet. Nun wollten sie. die Kinder aus der Dorfschmiede, irgendwo draußen in der Welt die Gesellenjahre ver bringen, um später

einmal, so es ihnen ihr Geschick zuließ, selbst erfahrene Schmiede meister zu werden. Draußen unter den Stämmen des hoch wüchsigen Tannenihorstes, wo zwei Scheide wege sich trafen, trennten sich die Brüder. Heinrich wählte den geraden Weg, der hin ausführte in die Weite der Ebene. Bruno wandte sich gegen Süden, den Bergen zu, an deren Fuß sich die große Stadt mit ihren Palästen und Riesenschloten dehnte. Sie reichten sich die Hände zum Abschied. «Viel Glück auf den Weg, . Bruder, und merke dir den Spruch, den der Vater

uns mitgege ben hat», sprach Heinrich. «Ja, ich weiß ihn schon noch: In. der Fremde wird von euch mehr Arbeit verlangt als daheim. Haltet euch danach!» entgegaeto Bruno. • Dann ging jeder seiner Wege. Heinrich marschierte weiter geradeaus über Berg und Tal, durch Dorf und Stadt. Mit hellen, wißbegierigen Sinnen lernte er Land und Volk kennen, und als er eines Abends von einer Anhöhe aus vor sich im Glanz der scheidenden Sonne ein liebliches Dorf liegen sah, von dessen Rand her die lustigen Hammerschläge

einer Schmiede tön ten, beschloß er, sich dort niederzulassen. Mächtig viel Arbeit war noch in der Schmiede zu tun an dem Tage; obwohl die Sonne bereits im Sinken war, harrten noch zwei Ackerpferde des Beschlagenwerdens. Heinrich bot dem Meister seine Dienste an, und da es der Zufall wollte, daß der Geselle gerade aus der Schmiede geheiratet hatte, hieß ihn dieser gleich zugreifen. Sein Hand werk hatte Heinrich gründlich gelernt, der Meister fand Gefallen an ihm und seiner Arbeit und behielt ihn fortan

, schlappen Gestalt. Bruno wurde Gelegenheitsarbeiter. Langsam, unmerklich verlor er den Halt und sank tiefer und tiefer, Da starb plötzlich der Vater. Heinrich, der ältere der Brüder, eilte heim, der Mutter beizustehen in ihrem Schmerz um den Ver storbenen und das väterliche Geschäft fort- zuführen. Auch Bruno erschien, und Heinrich lud ihn ein, die Arbeit im Vaterhaus zusam men mit ihm weiterzuführeo. Bruno reichte dem Bruder die Hand und sagte: «Ja, ich bleib da und werde mich bemühen

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Page 14 of 16
Date: 26.01.1995
Physical description: 16
© by PDK, Literaturagentur 27 Vilma begann. Sie spielte die Tannhäuser-Ouvertüre mit vollen-, deter Meisterschaft. Von diesem Augenblicke an war es um Heinrich geschehen. Er sah und hörte nichts mehr. Nicht den Applaus des bei fallfreudigen Publikums, nicht die geliebte Geige, die unter Meinards prächtigem Bogenstrich in Beetho- venschen, Branmschen und Cho- pinschen tönen jubelte und klagte, nicht des Alten Kompositionen und Vilmas kleine, aber sympathische Stimme, von der sich aie Zuhö

, um die Fährte des vielvermögenden Direk tors zu folgen, während Heinrich sich durch die leeren Sitzreihen zum Podium hindurchwand. Meinard hatte sich gerade von einigen Kritikern verabschiedet, die auf ihn zugetreten waren, um ihm ihren Beifall auszudrücken, und packte nun sorgsam die Wunder geige ein. Vilma aber hatte die Noten zusammengelegt und preßte glückzitternd die Rosen an den Mund. Heinrich stand jetzt neben ihr und reichte ihr die Hand; und kei nes Wortes mächtig, blickten sich die beiden tapferen

Menschenkin der an. Dann drückte er auch dem Alten die Hand. Als Meinard des jungen Mannes ansichtig würde, verflog der stolze Rausch, der ihn am Schluß des Konzerts übermannt hatte, und machte einer tiefen Dankbarkeit Platz. „Kinder", sagte er, „Kinder, ich bin froh, daß wir dem Heinrich keine Schande gemacht haben." „Oh, Herr Meinard „Lassen Wie gut sein, Heinrich. Wir kennen uns." Heinrich brachte nunmehr den Wunsch des Grafen und seiner Braut vor, in einem separaten Zim mer noch eine Flasche

auf das Er eignis des Tages zu leeren, und der glückliche Musiker willigte mit Freuden ein. Während Meinard sich des Geigenkastens bemächtigte, bot Heinrich der Geliebten den Arm und schritt mit ihr wie ein König über den Korridor, dem Zimmer zu, das ihnen ein Kellner bezeichnete. Er spürte den Druck ihrer Hand und hätte sie am liebsten umfangen und gleich hier auf die Lippen geküßt, wenn nicht das vornehme Stadt hausgebäude zu ehrfurchtgebietend auf ihn gewirkt hätte. So begnügte er sich, ihr liebkostend

Fliegen mit einer Klappe ge schlagen. Daß unser augenblick licher zweiter Kapellmeister sich gerade jetzt nach Hamburg sehnen muß, das ist wirklich ein schöner Zug von dem verehrten Herrn. So bald er erst dort ist, werde ich ihm dafür einen dankbaren Nekrolog widmen - Was ich Sie fragen wollte, Herr Pfalzdorf", wandte er sich lei ser dem jungen Mann zu, „wissen Sie denn schon, daß Fräulein Frie drich morgen früh abreist?" „Fräulein Friedrich? - Abreist?" - wiederholte Heinrich bestürzt. „Ich erfahre

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Page 13 of 20
Date: 01.07.1993
Physical description: 20
Seite ii Donnerstag. 1. Iuli 1993 Die Welt der Kirche im yolksboten Wer „Großer Gott, wir loben dich" anstimmt, singt eine Melodie von ihm. Für weitere acht Lieder des „Gotteslob" hat er den Text ver faßt. In den Diözesanteilen dieses Gebet- und Gesangbuchs ist er ebenfalls gut vertreten. Und doch kennt man ihn kaum, den vor hun dert Jahren gestorbenen Kirchen liederdichter Heinrich Bone. Selbst in katholischen Nach schlagewerken finden sich nur eini ge Zeilen über Heinrich Bone. Seit dem 1897

in der Schweiz erschie nenen „Lebensbild eines deut schen Schulmannes und Schrift stellers" ist wohl keine ausführliche Würdigung mehr erschienen. Wer war denn nun Heinrich Bone, der vom 25. September 1813 bis zum 10. Juni 1893 lebte? Heinrich Bone war sicher kein genialer Dichter. Diesen Anspruch erhob er auch gar nicht. Aber er war ein sprachgewandter, einfühl samer, seriöser Bearbeiter und Übersetzer, dessen Schöpfungen daher zu Recht heute noch gesun gen werden. Eigene Werke hat er kaum ver faßt

de den „theologisch qualifizierten Bei trag zur Diskussion um die Rolle der Frauen in der Kirche" an die Deutsche Bischofskonferenz weiterleiten. Kas per will aber keine Erwartungen wek- ken, „die nachher unter Umständen wieder enttäuscht werden", da die Fra ge nur gesamtkirchlich geklärt wer den könne. (Foto: KNA) Aber auch „Lobpreiset all zu dieser Zeit" und „Das ist der Tag, den Gott gemacht" des „Cotteslobes" gehen auf Heinrich Bone zurück. Heinrich Bone stammte aus dem westfälischen Drolshagen

Exemplaren, obwohl beide Bücher in Preußen und Hes sen eine Zeitlang nicht zugelassen waren. Frau half bei Melodien Heinrich Bone kam 1842 an die kurz zuvor gegründete „Rheinische Ritterakademie" in Bedburg an der Erft, ein Gymnasium des katholi schen rheinischen Adels, das spä ter auch Söhne aus bürgerlichen Familien aufnahm. In die Bedbur- ger Zeit fiel die Herausgabe des bis zum Ersten Weltkrieg maßgeben den Gebet- und Gesangbuches „Cantate" mit vielen Textfassungen von Bone. Bei der Bearbeitung

der Melodi en half Heinrich Bone seine Frau Christina, mit der er seit 1840 ver heiratet war. Er korrespondierte wegen musikalischer Fragen auch mit Komponisten wie Felix Men delssohn-Bartholdy und Max Bruch. Von 1856 bis 1859 war Heinrich Bone Direktor des Gymnasiums in Recklinghausen, danach Leiter des Gymnasiums in Mainz. Wegen po litischer Angriffe, die durch den „Kulturkampf" zwischen Staat und katholischer Kirche ausgelöst wur den, mußte er 1873 in den vorzeiti gen Ruhestand gehen. Die Mainzer

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Page 2 of 12
Date: 17.07.1924
Physical description: 12
, um sich von der kaiserlichen Gewalt möglichst un abhängig, ja selbständig zu machen. Diesen traurigen Bersaüserscheinungm trat Hem, ich in kraftvoller EntschMenheit entgegen. Diel- soch gelang es ihm, durch seine Ehrlichkeit und Gerechtigkeit, durch seine große Milde und ausnehmende Klutzhsrt die Widerstre benden zu gewinnen und in die deutsche Reichseinheit einzufügen. Um des Reiches Frieden. Heinrich war ein Friedenskaiser und faßte seine Regierung auch nur in dem Sinne ans, dem deutschen Volke nach innen und außen

den Frieden zu sichern. Dabei blieb er aber auch fest entschlossen, gegen alle jene, die die sen Frieden stören wollten, mit unerbittlicher Waffengewalt vorzugehen, wenn friedliche Schlichtungsversuche sich als vergeblich erwie sen hatten. Daher kam es, daß Heinrich bei all seiner Friedensliebe während seiner Re- gierungszeit immer wieder zu den Waffen greifen mußte, um des Reiches Grenzen und Frieden zu schützen. \, Am meisten zu schaffen machte ihm der ji Polenkönig Bol« slaus, der ein großes

Slavenreich begründen wollte, zu dem außer j • Polen unter anderen auch noch Böhmen, j Mähren, Schlesien usw. gehören sollten, wel- - che Ländergebiete er auch tatsächlich zeitwei- - lig in seine Gewalt bekam. Heinrich gelang es aber, Boleslaus in wiederaolcen Waffen- i gangen dazu zu zwingen, Deutschlands Ober- \ Hoheit auch für Polen anzuerkennen und den j größten Teil der entrissenen Gebiete wieder j zurückzugeben. Auch in Ungarn wurde die j deutsche Oberhoheit wieder fest begründet. i Trotzdem

Heinrich anders als fein Vor- i gänger das Schwergewicht des Reiches nach jj innen — nach Deutschland selber — verlegt • wissen wollte und nicht nach Italien, zwan- l gen ihn doch wiederholt Aufstände, die dort /gegen die deutsche Oberherrschaft erregt ir wurden urch die Bedrängnisse des heiligen italienischer t \ Adolsfamilien, mit bewaffneter Macht über \ die Alpen nach Italien zu ziehen,, um dort ? Recht und Ordnung wieder hsrzustellen. i 1 || Kaiser Heinrich zieht durch unser Land. s Dreimal zog

Heinrich nach Italien. Alle j diese Züge gingen durch unser Land, der Etsch entlang, i Noch im Jahre 1002 hatte der Markgraf Harduin von Jorea sich für unabhängig er klärt und in Pavia zum König von Italien ji krönen lassen. Der Schlachtruf Harduins und feiner Archänger lautete: „Unabhängigkeit ;< für Italien und Versagung der Deutschen.' ij Um die Aufständischen niederzuzwingen, zog j; Heinrich im Jahre 1004 nach Italien. In Be gleitung zahlreicher Fürsten und Krieger aus den Rheinlanden, Franken

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Page 6 of 20
Date: 15.12.1977
Physical description: 20
und sagte dann: „Nun komme ich endlich dazu, dir. Heinrich, zu erzählcn._.wic cs mir im Urlaub er gangen ist. Ich habe dir viele Neuigkei ten und darüber hinaus eine große Freude zu berichten. Denke dir, meine Litern haben ihren Sinn in bezug auf unsere Bekanntschaft völlig geändert. Sic haben sich bei deinem Firmenchef er kundigt. und dieser sagte ihnen, du seiest ein großes Talent und könntest bestimmt einmal ein tüchtiger Baumeister wer den!“ Heinrich wandte seinen Kopf der Brigitte zu und sah

sie überrascht an. „Da bist du aber jetzt überrascht. Hein rich. gelt?“ „Ja, tatsächlich. Brigitte, aber wie sollte das geschehen?“ „Auch ich richtete ungefähr die gleiche Frage an meine Litern, und denke, sie hatten schon eine Antwort darauf be reit. Meine Eltern selbst haben den Vor schlag gemacht. Wir sollen alle zusam- ntcnhclfen. daß du doch noch studieren und Bauingenieur werden kannst!“ „Da müßten wir dann so lange warten, heiraten zu können, bis ich mit dem Studium fertig bin?“ fragte Heinrich

. ..Keineswegs. Heinrich, meine Eltern Mellen cs uns völlig frei, wann wir hei raten wollen, und in unserem Haus ist Platz genug für so ein liebend Paar, wie wir es sind!“ Da konnte sieh der Heinrich nicht halten, er schloß seine Brigitte in die Arme, herzte und küßte sie, mochten die Leute tim ihnen herum denken, was sie wollten. „Brigitte“, rief er, „mein ge liebtes Mädchen, was seid ihr alle, deine ganze Familie, doch für wunderbare Menschen. Sicherlich war es deine liebe Mutter, Brigitte, die den Anstoß

zu dieser Gesinnungswandlung gegeben hat!" „Genauso war es. Heinrich, denn welche Mutter möchte nicht, daß ihr Kind glücklich wird. So ist meine Mut ter. und so ist auch deine Mutter, Hein rich. Ich habe immer schon gefühlt, wie sehr mich deine Mutter in ihr Herzen geschlossen hat!" „Du bist mir also nicht gram. Brigitte, daß ich so garstig meiner Mutter gegen über gehandelt habe?" „Nein. Heinrich“, antwortete Brigitte, „ich bin dir nicht gram, wie immer es sein mag. Ich kann es verstellen, daß cs eine bittere

Enttäuschung für dielt war. zu erfahren, daß ihr einst so reiche Feilte gewesen seid, wo ihr doch später so viel Not gelitten habt!“ „Siehst du. Brigitte“, sagte Heinrich, „es ist doch alles Schicksal int Leben. Wäre alles anders gewesen, hätte ielt sicherlich nicht dich kennongelcrnt. und da ich nun dielt habe, bin ich über glücklich. Wenn ich nur bei meiner Mutter wiederum alles gutmachen kann, was ich ihr angetan hab!" „Doch Heinrich, es wird alles wieder gut werden, und nun habe ich noch eine Neuigkeit

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Page 14 of 16
Date: 15.09.1994
Physical description: 16
Seite 14 Donnerstag, 15. September 1994 Der Roman im \folksbOten © by PDK, Literaturagentur 8 Sonst wäre er und bliebe er ein Krämer." Bärenfeld erschien Heinrich mehr und mehr als ein außer ordentliches Wesen. Mit leuch tenden Augen hing er am Munde. dieses Mannes, der, eben in den Dreißigern, bereits die Welt um segelt hatte. „Bitte, erzählen Sie - von Ihren Reisen", bat er. Bärenfeld schenkte den Tee ein ,und reichte ihm die Arrakflasche, damit er sich bediene. Auch das kam Heinrich

. Sie haben et was gelernt auf der Schule und das Abiturientenexamen bestanden. Sie waren Primus omnium des Gymnasiums. Ist es nicht so?" „Ja", stammelte Heinrich. „Wo her wissen Sie?" „Das sah ich Ihnen an", lachte Bärenfeld herzlich. „Sie mußten der Beste gewesen sein. Sie haben Ehrgeiz und Pflichtgefühl in den : Knochen, und das ist viel, wenn nicht alles. Wenn Sie diese beiden Eigenschaften während Ihrer Lehr zeit richtig anwenden, so will ich schon dafür sorgen, daß Sie selbst jene Länder aufsuchen, von denen

ihm den Weg." Hannes verschwand sporn streichs. Ein Graf? - Dahinter wit terte er ein Trinkgeld. - Heinrich wollte sich erheben, um die Her ren nicht zu stören, aber Bärenfeld ließ ihn nicht fort. „Unsinn; Sie waren der erste am Platz. Bleiben Sie ruhig sitzen. Der Graf ist ein Mensch wie Sie und ich. Wir sprechen noch mal dar über. Da stolpert er schon über das verdammte Hofpflaster, als wenn er nur an Parkett gewöhnt wäre. Herein!" „Hip, hip, hurra! Alte Kauf mannsseel! Wiegeht's? Gut, gut? - Oh, tausend paraon

." Er hatte Heinrich bemerkt, der kerzengerade hinter seinem Sessel stand. Der Graf trat einen Schritt auf ihn zu. „Schöner", sagte er und ließ, klapp, sein Monokel aus dem Auge auf das gestärkte Faltenhemd' fallen. „Herr Pfalzdorf", stellte Bären- feld vor. „Ein junger Angestellter der Firma." Jovial drückte ihm Schöner die Hand. „Erfreut, mein Herr. Haben da ein brillantes Vorbild Ihres Be rufes. Ein ganz vorzüglicher Mensch, dieser Konrad Bären feld." „Eine Tasse Tee oder einen Arak pure?" fiel Bärenfeld

Rotschläger mähnte hinein wie ein preußischer Ka valleriesäbel, Gott hab' ihn selig. Der meine rostet, da es an Putz pomade mangelte." „Werden Sie nicht sentimental, Joseph", ermunterte Bärenfeld. , „Sie haben recht. Was hilft's. - Bitte, den Arrak. So, danke Herr Pfalzdorf war wohl Ihr Name?" Heinrich hatte sich beeilt, die Flasche herüberzureichen, und bejahte nun freudig die freund liche Anrede. Er hätte die Nacht hindurch horchen mögen. Aber Graf Schöner erhob sich. „Die Hand, Konrad«; Bin glück lich

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Page 6 of 12
Date: 20.05.1954
Physical description: 12
der medizinischen Wissenschaft hat dadurch eine doppelte Bedeutung gewonnen. H. N. Not treibt mich dazu. Sei so gut, und schicke mir ein wenig, da ich nichts mehr zum Le ben haibe.» Dann folgte Unterschrift und Adresse. Enttäuscht legte Heinrich den Brief zur Seite. Also nur Geld wollte er; nichts schrieb er von Versöhnung und Besserung, nicht ein mal der Mutter hatte er gedacht. Der Schmied las die Adresse, und da bemerkte er erst, daß Bruno gar nicht so weit von der Heimat entfernt lebte. Warum kam

er da nicht selbst? Nach längerem Nachsinnen entschloß sich Heinrich, dem Heimatlosen eine kleinere Geldsumme zu senden. Gleichzeitig wollte er ihn einladen, nach Hause zu kommen. Aber Bruno kam nicht. Dafür schickte er nach einem Monat wieder rin Btttechreiben, dann noch einmal, dann wieder und wieder. Zwei-, dreimal sandte Heinrich noch Geld, später jedoch, als rieh der Bruder ganz allein auf ihn erlassen wollte, stellte er seine Hilfe ein. Bruno mochte erkannt haben, daß seine Forderungen nutzlos geworden

waren, denn zuletzt schrieb er einen Brief, der voll war mit Schmähungen und Drohungen. Heinrich ließ all das unerwidert. Die Nacht breitete ihre Fittiche über die schlafende Erde, Weit, weit im Westen flammte von Zeit zu Zeit blendende Helle auf hinter drohend getürmten Wolken; ein Gewitter zog herauf. In der Stube der Schmiede brannte noch Licht. Einige Nach barn saßen beisammen, den Feierabend durch trauliche Unterhaltung zu kürzen. Auf dem Gesicht des Schmiedes zuckte Unruhe, «Was hast du denn heut’, Heinrich

, du bist ja voll Unruhe?» fragte jetzt gerade einer der Nachbarn. «Ich weiß selbst nicht, was mich heute immer ängstigt. Die ganze Zeit hab ich im mer so eine Ahnung, als müßte noch etwas Besonderes passieren», erwiderte dieser. «Ich kann’s selbst nicht sagen. Vielleicht ist das Wetter schuld, das dort hinten aufkommt. Will doch einmal hinausschauen.» Heinrich trat hinaus in die schwüle Nacht. Er bemerkte nichts, das Grund zu seiner Unruhe geben konnte. Gewitter war er doch schon gewöhnt; was mochte

es also sonst sein? Er wollte schon wieder umkehren, da fühlte er einen scharfen Brandgeruch in der Nase. Im nächsten Augenblick sprang er um die Ecke seines Hauses, und was er da er blickte, trieb ihm das Blut siedend heiß tu Herzen. Durch die Ritzen und Fugen der Bretterwand der Scheune sah er züngelnde Flammen über den Heuboden hinhuschen. Und da! Eben schlich durch eine Stalltür eine dunkle Gestalt ins Freie. Der Brandstif ter! Blitzschnell sprang Heinrich an die Fen ster der Stube und schrie hinein: «Helft, Leute, brennen

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Page 7 of 40
Date: 03.09.1995
Physical description: 40
w [ollen sie nicht mehr so recht tuten die Flöten, Tu ben, Kornetts, Oboen, Flü- gelhömer, Klarinetten, Saxophone, Fagotte, Zugposaunen oder wie sie sonst noch alle heißen, dann kommt er ins Spiel: der Blasin strumentenmacher. Besser wäre eigentlich Instrumen tenmechaniker, denn selber bauen tun sie schon lange nicht mehr, die Instrumentenmacher in Südtirol. „Da sind wir nicht konkurrenz fähig“, erklärt Heinrich Plunger. So konzentrieren sie sich aufs Re parieren. „Da bleibt genug zu tun

Gruppen gar nicht eingerechnet Und wo so viel Blech und Holz ertönt, braucht es natürlich einen, der von tu ten und Blasen eine Ahnung hat, sprich einen Blasinstrumentenmacher, ln Süd tirol gibt es nur noch wenige, die dieses Handwerk verstehen. Einer von ihnen ist Meister Heinrich Plunger. ten 11.000 Blasinstrumenten im ganzen Land. Eigentlich sieht es in der Werkstatt eines Instrumentenmachers aus wie in jeder anderen Werkstätte auch. Werkbänke stehen an der Wand, überall liegt Werkzeug her

dazu bewogen, in die Dienste von Meister Heinrich zu treten. immer wieder kleine oder größere „Unfälle“. Peter - seit vier Jahren bei Plunger in der Lehre und mittlerweile be reits Geselle - bearbeitet an der Drehbank die Mundröhre einer Trompete. „Sie ist das wichtigste Bestandteil eines jeden Blasinstru mentes“, erklärt er fachmännisch. Besonders die richtige Länge spiele eine große Rolle und ihr konischer Verlauf. Ist der Kegel falsch ge formt, ist die Stimmung im wahrsten Sinne des Wortes

wieder mal Werkzeugmacher. Schwierig ist auch die Beschaffung von Bestand- und Ersatzteilen. Das meiste muß aus Deutschland oder Japan importiert werden. „Eine teure Angelegenheit“, knurrt Mei ster Plunger. Er sitzt in seinem kleinen Kämmerchen und polstert eine Klarinette. Durch ein Fenster kann er die gesamte Werkstatt überblicken, auch die Eingangstür hat er so immer im Auge. Bevor ein Instrument besagte Tür wieder verläßt, wird es von den drei Männern ausgiebig getestet. Logisch: Heinrich, Ewald

und Pe ter sind auch gute Musikanten. Anders wäre ihr Job auch gar nicht denkbar. Das wäre so, als ob ein Automechaniker den eben erst re parierten Wagen, ohne ihn vorher gestestet zu haben, aus der Garage geben würde. Während Heinrich und Ewald seit Jahren aktiv in den Musikkapellen ihrer Heimatorte St. Pauls bzw. Seis spielen, bläst Peter nur zum eigenen Vergnügen. „Dabei ist er der Beste von uns drei“, schmun zelt Heinrich Plunger. Nie ausgelernt Bis Peter dies auch in Sachen In strumentenbau

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