steckte der Provisor eine ernste Miene auf und wies den Lauf jungen, der sich wie toll gebär dete, in seine Schranken und auf den Hof. Heinrich aber packte bald darauf seine Gerätschaften zusammen, wünschte dem Pro visor einen guten Abend und such te sein Zimmer auf. Denn er hatte heute seinen freien Abend. Als er über den Hof schritt, vernahm er aus dem Hausknechts gelaß ein eigentümliches Gedu del. „Mtata - mtata - mtata - mtata", klang es in verschiedenen Tonlagen in den stillen Abend hin aus. Erst
zögerte Heinrich einen Moment, dann trat er näher. Theodor Winter, genannt Do- res, saß auf dem Tiscne und blies die Klarinette..Sein Gesicht war gegen die Wand gerichtet, an der ein Notenblatt wie eine Prokla mation befestigt war. Mit aufge blasenen Becken saß Dores, ernst in sich zusammengekauert, wie ein Büßender, der seine Andacht sübungen verrichtet, und blies die ewige Melodie! Mtata. Als Hein rich ihn leicht auf die Schulter schlug, wäre er fast vom Tische gefallen, so sehr war er mit Leib
und Seele bei seinen musikali schen Exerzitien. „Guten Abend, Dores. Noch nicht Feierabend?" „Ach, der Herr Pfalzdorf! Das ist aber mal schön von Ihnen, daß Sie hereingekom men sind." Und mit einem Satz war der Hausknecht vom Tisch herunter, fuhr auf den einzigen Stuhl los, den er eiligst mit einem Rockzipfel abstaubte, und lud Heinrich zum Niedersitzen ein. Aber Heinrich, in Anbetracht des freien Abends, dankte. „Nein, nein. Ich wollte Sie nicht stören. - Was spielen Sie denn da?" fragte
er interessiert und ging auf die Wand los, um in der an brechenden Dunkelheit das No tenblatt zu studieren. „Oh, einen Walzer, Herr Pfalzdorf", beeilte sich Dores strahlend zu erwidern. „Einen Walzer? Der ist aber ein tönig." Dores wurde etwas verlegen. „Ja, wissen Sie", hob er alsdann an und kraulte sich den Kopf, „wie ich Ihnen schon sagte, ich spiele die sogenannte zweite Klarinette, welche die Begleitung hat, und das ist dann meistens: Mtata." „Einerlei, ob Walzer, Marsch oder Choral?" lachte Heinrich
. „Einerlei", lachte nun auch Do res. „Nur das Tempo ist verschie den. „Und das ist die Schwie rigkeit", fügte er ernsthaft hinzu. „Das Tempo kann oft alles durch einanderwerfen, im Tanzsaal und im Orchester." Heinrich nickte, um dann von neuem loszulachen, und Dores beteiligte sich an dieser ungeheu ren Freude, als hätte er einen un bezahlbaren Witz gemacht. ,,'n Abend, Dores? vergnügtes Studium!" „Bleiben Sie doch noch 'n bißchen, Herr Pfalzdorf, es ist so nett, wenn Sie da sind." 10 „Heute nicht, Dores