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Volksbote
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Page 6 of 14
Date: 05.09.1968
Physical description: 14
sich gleich nach Osten und biegt etwas gegen Norden. Das dritte schaut gegen die untergehende Sonne. Jeder wird es mir glauben, wenn ich sage, daß dieser Frenidenort nette, ge mütliche und moderne Gasthäuser hat. Da gibt es Gaststuben mit abgeteilten, lauschigen Nischen, aus denen man be lauscht werden kann oder von denen man lauschen kann. Es ist nämlich sehr wichtig, daß die Leser das wissen. An einem faulen, faden Montag vor dem letzten abendlichen Bus saß in einem solchen Gastlokal ein Bauer

sich die Amtsstuben später, als auf den Türen verzeichnet war. So mußte der Bauer bis zunt Nachmittag im Orte bleiben. Er war einer aus den Tälern und noch dazu einer ziemlich hoch oben am Berghang. Sein Hof hieß Lahner, weil er sich wirklich an den Berg lehnte, um nicht herabzufallen. Er selbst schrieb sich auch Lahner, was ja öfters vorkommt und früher noch häu figer war, daß Hof und Menschen den gleichen Namen trugen. Der Lahner hatte ein Viertele Roten vor sich. Aus dem Rucksack zog er ein Trumm Speck

. Roggenbrot ließ er sich von der Kellnerin bringen. Er mußte noch die Märende nachholen, denn bis zum Abendessen dauerte es wohl noch lange. Der Bauer kaute grimmig am Speck. Der Tag und mehr noch die Tagschicht in den Aemtern hatten sei nen sonst guten Humor angegriffen. Auf seinem Acker oben schinden schien ihm die kleinere Strapaze als den ganzen Tag Asphaltpflaster und Kanzlcibüdcn zu treten. Draußen vor dem Gasthaus fuhr ein Wagen vor, ein Auto nämlich, kein Heuwagen. Der Bauer sah auf die Uhr

dieser mehr erlauschen. Die ab teilenden Wände hatten zwar normale, menschliche Kopfhöhe, also etwas über die Ohren hinaus. Aber man konnte in dem sonst fast unbesetzten Lokal viele Redefetzen erhaschen, wenn man woll te. Wenn man allein ist und nicht redet, hört man viel, sei es in einem Gast haus, sei es in der Eisenbahn, sei es in einem Bus. „So, das hätten wir geschafft“, be gann der eine. „Gutes Geschäft“, quit tierte der andere. Wie der sich dabei die Hände rieb, sah der Bauer nicht, aber die Worte

, was haben Sie zum Trinken?“ — „Schweinsbraten, Brat würste mit Kraut, Wiener Schnitzel, Gulasch mit Reis“, kam die Antwort aus der Küche. „Ist schon gut, schönes Ding! Sclnveinsbratcn dürfte für den Abend doch zu schwer sein. Aber Schnitzel kann man verdauen. Und Wein, einen Liter, aber vom besten.“ Die Kellnerin schrieb sich das Ge wünschte auf den Bcstcllblock, während einer der Herren an ihr auf und nieder sah. Das bemerkte der Bauer natürlich nicht, wohl aber hatte er sich das reich liche Mahl zur Kenntnis genommen

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Volksbote
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Page 18 of 24
Date: 13.04.1989
Physical description: 24
und einige Reiser auflas, ohne zur angeredeten aufzublicken: „Na, Leni, du kannst wohl mit deiner Christb’scher z’frieden sein.“ „Wahrhaftig, Sepherl,“ sagte treu herzig die Dirne, „ich weiß nit, wie ich dazukomm’.“ Die Alte richtete sich auf und sah dem Mädchen ins Gesicht. „So? No, meinsweg’n, jetzt glaub’ ich dir noch, aber wann d’nit in Unehm davon er fahren willst, so schenk’ du mir auch Glauben, wenn ich dir sag’, der Bauer hat’s auf dich abgesehen.“ „Geh weg,“ lachte Leni, „dazu is er z’viel vernünftig

!“ Sepherl wandte sich brummend ab und störte im Feuer. Plötzlich schattete es im Türrah men. Der Großknecht Heiner hatte sich im Flur breit hingepflanzt. „Gu ten Morgen, Dirn! Neujahr is vor der Tür, verlaubst schon, daß ich dir gleich heut mein Sprüchel auf sag’. Ich wünsch’ dir nur, daß d’ es ebenso gut trifft, dir ’n Bauer vom Leib z’ halten, wie unserein’n.“ Leni trat auf ihn zu. „’s selb hat’s auch gar nit not, daß d’ es weißt,“ sagte sie trotzig. „Er will mir nix nit.“ Heiner tat einen langen

, halbleisen Pfiff. _ „Sie meint“, sagte Sepherl, indem sie die Schultern in die Höhe zog, „dazu war’ er z’viel vernünftig.“ Der Knecht schlug ein kurzes Ge lächter auf. „Wohl, weil ihr ihn nit kennt, wie er is,“ sagte Leni, der die Zornröte ins Gesicht stieg. „Brauchst dich über ein ehrlichen Rat nit zu erbosen und rot z’werden wie ein Biberhahn“, sagte Heiner und schritt hinweg, hinaus in den Garten und folgte dort breiten Fußspuren im Schnee, bis er am anderen Ende auf den Bauer traf, der in das weite

Feld hinausstarrte und seine Morgenpfeife qualmte. „Guten Morgen, Bauer!“ „Auch so viel, Heiner. Frisch is ’s heut.“ „Frisch is’s.“ „’s macht der viele Schnee, aber das is ’n Feldern recht und ’m Menschen g’sund.“ „Wohl, wohl. Aber laß dir sagen, Bauer, jetzt mein’ ich schon, ich hätt’ mich bei dir vom Anfang an recht gut auskennt, und was mer ein’m andern nit vergunnt, drauf hat mer selber a Schneid’.“ „Redst übernächtig? Was hätt’ ich dir nit vergunnt?“ „No, hast mich leicht nit vom Hof gehn

g’heißen, wann ich mit der Dirn, der Leni, was anfang’? Und bei mir hätt’ sich doch alls noch in Ehrn schik- ken können, wozu führt’s denn aber bei dir?“ „Was redst denn für narrisch Zeug? Es is doch da gar nix zu Weg, daß ’s wohinzu führen müßt’! Ich will doch, gottswahrhaftig, nix mit der Dirn.“ „Aber, du mein Gott“, sagte Heiner, indem er die herabhängenden Hände ineinanderfaltete und den Bauer mit weitgeöffneten Augen anstierte, „dann treibst doch mit ihr a ganz verfehlt Wesen! Welche Dirn möcht

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Volksbote
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Page 4 of 16
Date: 13.10.1966
Physical description: 16
Bauer sein ist Dienst am Leben Bauer sein heißt Dienst am Le ben, Dienst am Leben in seinen vielfältigen Formen: Dienst am Le ben in der Natur, an der Frucht, die die Erde gibt und die der Bauer erntet, um sie weiterzugeben. Bauer sein heißt Dienst auch am Leben des Volkes. Aus der Lebenskraft bäuerlicher Familien leben heute noch die Städte. Sie würden bald leer stehen, wenn der Kinderreich tum der bäuerlichen Familien ver siegen würde. Bauer sein heißt Dienst am Le ben

auch in der Gemeinschaft im Staate, im Vaterland. Ohne die Bauern hätten wir die Freiheit nicht gewonnen und die Freiheit nicht bewahrt. Bauer sein ist Dienst am Leben Dienst am Leben aber heißt, Leben bewahren und Leben weitergeben. Dadurch, daß er das Leben bewahrt, ist der Bauer konservativ, dadurch, daß er das Leben weitergibt, ist er progressiv. Erhalten und weiter geben, bewahren und fortschreiten, konservativ sein und fortschrittlich sein, das heißt Bauer sein gerade in unseren Tagen. In den letzten Jahrzehnten

hat sich nicht nur die äußere Welt ver ändert, in diesen Jahren hat sich auch in der Landwirtschaft im Ge samtentwicklungsprozeß der Welt ein entscheidender Wandel vollzo gen, so durch die fortschreitende Technisierung und Automatisierung im landwirtschaftlichen Betrieb. Aber der Bauer, und gerade der fortschrittliche Bauer, erkennt auch die Grenzen der Mechanisierung. Was immer die Maschine dem Men schen an Arbeit abnehmen kann, das soll sie tun. Auch mit der Technik und in der Technik erfüllt der Mensch das göttliche

Kulturgesetz. „Macht euch die Erde untertan!“ Aber auch die Technik kann das andere göttliche Arbeitsgesetz nicht aufheben: „Im Schweiße deines An gesichts sollst du dein Brot essen.“ Wer weiß das besser als der Bauer! Bedeutung des Bauerntums Nur wenn dem Bauerntum die wirtschaftliche Existenzgrundlage bleibt, kann es seine einzigartige Aufgabe im staatspolitischen, be völkerungspolitischen und kultur politischen Interesse erfüllen. Diese nichtwirtschaftlichen Werte aber muß man in Reahnung setzen

wird sich der europäische Bauer nur bewahren können, wenn seine Ar beit sowohl von ökonomischer Ra tionalität als auch von der Gesin nung des Dienstes am Hof bestimmt wird. Es steht einem Bisahof. nicht zu, die ökonomische und technische Seite der Fragen der Agrarpolitik zu erörtern, wohl aber möchte ich diese Gelegenheit benützen, um al len Bauern des Landes, aber auch dem ganzen Volk, von dem die Bauern heute nur eine Minderheit sind, und vor allem auch den Ver antwortlichen im Land zuzurufen: Vergeßt

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Volksbote
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Page 5 of 12
Date: 05.12.1957
Physical description: 12
des Nikolaus in den Händen. Gemein sam wurde nun das Heldenstück gefeiert und aus vollen Backen gekaut. So ergiebig war noch kein Nikolausäbend ausgefallen. M. Thöni Die Adventsgeschichte der allen Magd Die Bärtobelhofleute sitzen alle in der Stube beisammen. Der große, grüne Kachel ofen verströmt behagliche Wärme. Draußen liegt eine stürmische WintemaCht. Der Wind pfeift ums Haius und rüttelt an den Fenster läden. Feierabend®emütlichkedt genießen die Hofbewohner. Die Knechte basteln, der Bauer schmaucht

seine Pfeife, die Mägde stricken eifrig, während die Bäuerin nicht müde wird, süße Bratäpfel zu verteilen. Recht still ist es bis jetzt gewesen. Das scheint dem Bauer zu verleiden, denn er rammt mit dem Ellbogen den neben ihm siteenden Knecht: „Geh, Martin“, sagt er, „erzähl uns eine Geschichte.“ Dieser verzieht griesgrämig den Mund und murmelt: „Ich bin heut nit aufgelegt. Ich hab Zahnweh.“ — „Dann kann ja ich einmal was erzählen, wenns euch recht ist“, fällt'gleich die alte Magd Res ein. „Freilich, Res

fang an“, lärmt die ganze Gesellschaft, der Bauer als der Lauteste. Auf den besten Platz beim Tisch, damit alle sie sehen könnnen, muß sich die Res setzen. Sie richtet sich das Kopftuch und schluckt rasch den letzten Apfelhissen. Dann fängt sie an: „Leicht abzählen an den Fingern einer. Hand kann ich meine Dtenstplätze.“ — „Zwölf Jahre bist jetzt bei uns", lobt sie der Bauer. „Ich hör sofort auf, wenn dreingeredet wird“, widerspricht energisch die alte Res, weil sie verbergen

'will, wie sie sich über das Bauemwort freut. Schelmisch knurrt der Bauer: „Ja, ja.“ — „Also vorher bin ich auf dem Riedegg Magd gewesen“, schleunt sich die Res. „Wir haben heute in der Schule gelernt, daß es die' höchstgelegene Siedlung unseres Heimatlandes ist“, ruft lebhaft das Stallbübd aus. „Halt den Schnabel, sonst können wir uns die Geschichte denken“, schreit der Jungknecht,' aber die Res tut, als wäre sie diesmal gar nicht unterbrochen wor den, und nicht: „Da oben ist einem der Him mel ganz nah, wenn man. auf den steilen

Wiesen arbeitet, kann man ihn fast fassen. Zu Füßen rauschen jedoch finster die Nadel wälder. Zuerst hab ich gern auf dem Ried egg gedient. Der Bauer war zwar streng, aber rechtschaffen und pünktlich hat er den Lohn bezahlt. Eine gute Seele ist die .Bäuerin > gewesen. Mt Essen hat sie den Dienstboten stets zugeklaubt und kein Bittender ging un- beschenkt von dannen. Herzliche Freund schaft wurde mit den Nachbarsleuten gehal ten. Was immer auch für eine Arbeit anflol, sie haben uns geholfen

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Volksbote
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Page 5 of 16
Date: 19.04.1962
Physical description: 16
sich ein Gespräch. Ich'bin ein Heimatvertriebener, sagte er. Ehemals war ich Bauer in einer Ortschaft, die früher zu Oesterreich, nun aber zu Jugoslawien gehört. Es ging mit' gut, Wälder, Felder, Weingärten und Aecker waren mein eigen. Im .Stalle stan den schöne Kühe und mehrere Pferde. Die Anderssprachigen, schauten schon von jeher auf uns Deutsche mit Neid; denn wir hatten es durch uhserer Hände, Fleiß sämtliche zu Wohlstand upd -Ansehen gebracht. Auch am Anfang des Krieges ging es noch gut. .Gegen Ende

; O denk in Trübsal, ln Trauer, lm Bangen: Der Herr ist denselben Weg gegangen! A. D. Saxl geblieben und schaut gänz erschrocken auf den Bärenhofer. Dieser mäßigt seine Stimme: „Bringst du mir das Geld, oder-söÜ ich es holen?“ — „Ja, ja“, stottert der Bauer ver legen und wird gleich darauf entsetzens- ’ bleich,- weil er erfaßt, daß er j« gesagt hat. Er würgt an einer passenden Bitte, aber 1 der Bärenhofer ist ihm. im Reden züvorgekom- men: ,,Weißt“, erklärt er, „so ein moderner Misistreuerahhäriger

des Kleinbauern auf? Fehlt dem Nach bar etwa etwas? Nur seine Geldborgung war ihm angelegen., Scheu zupft er den Dastehenden beim Rockärmel. „Dangler, bist du krank, oder hast Sorgen?“ Der warme Ton findet spielend leicht den Weg ins andere Herz. Aufsohluch- zend bricht es aus dem Mann hervor, wie ge borstenes Eis: „Die Maria liegt im Spital. Sie* ist von der Leiter gestürzt. Wenn sie npr nioht , gelähmt bleibt...“ seufzt der Bauer. Großes Enbarmnis keimt im Innern des r-Bärenhofers. Viel Mut und Vertrauen

, als Bauernbursch, der angehende, junge Bauer, den Kopf in die Hand gestützt, sinnt und denkt: Soll i wohl a Bauer werden? Was ist a Bauer: ein Schinder und Mergler, sein Leben lang, hält eben lei a Rauer. In. den Kanzleien heißt es: lei a Bauer! Beim Hand- ., werker heißt es: er ist gut für an Bauer, lei a Bauer! Beim Studenten heißt es: geh heim und wer-d’ a Bauer! Für an Bauer kanins lan- . gen in deinem Strohkopf! I geh in die Stadt. . und verdien mir ‘s Geld leichter mit Handeln . und Tachinieren, Kab

dann den ganzen Tag - die Händ im Sack, den Stingel im-Mund und a gebügelte Hosn an, hab Kino und Theater, i haib bessere Sozialversicherung für. Unglück, Krankheit unct Alter,. Im Sommer anbelte.doh, im Winter genieß’''ich , die Unterstützung — • tragt mehr, als Bavj^rnarbeit.. Nein und nocheirumai nein!' Zu essen hat der Bauer wenigstens in guten - und schlechten' Zeiten. A Hungerleider will i net werden mit meinen starken A-gffen. Der Bauer ist a Kö nig in'seinem kleinén Reich. Ko.a König

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Volksbote
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Page 5 of 12
Date: 14.11.1957
Physical description: 12
. „Hier, ruht in Gott 1 Matthias Pircher, Ober hofbauer, geboren... gestorben...“ Alt ist er geworden, der Bauer und auch' seine Frau, die Agath. Alt waren viele, die da starben. Ihr Tod wurde hingenommen, weil es eben sein mußte, daß ihr Leben zu Ende ging. Es war erfüllt. Ihr Hinscheiden, der Abschluß ihres Daseins, war nichts anderes als der Lauf . des Irdischen. Das sind nicht die Gräber, über denen das Leid kaum still werden kann. Den Alten ist die Ruhe gegönnt nach ihren arbeitsharten Erdentagen

. Es war ein junger Bursche, den ;sie. zwei'Tage, lang suchen mußten, ehe sie ihn tot unter-dem Schnee fanden./Er hatte sich einen viel zu gefährlichen Weg nicht ausreden lassen und seinen Wagemut dann hart bezahlen müssen. Und da ist noch eine Inschrift: „Beim Holz fahren verunglückt.“ ‘ „Die Fuhre ist g’stürzt und den Hans hat’s mitg’rissn. Wie die Rösser ohne ihn aufn Hof kommen sein, sind der Bauer und der Knecht gleich zurückgerittn damit — aber, der Hans hat sich nimmer g’rührt.“ „Und da“, der Leonhard

Himmel ge richtet, zu dem Licht, das in den nächsten Se kunden sich trüben und vor seinen Augen vergehen mußte. Seine Zunge stammelte Ge- Der Bauer und s< Das war zu der Zeit, als ich noch daheim im Hause des Vaters lebte. Ich sehe alles vor mir, als wäre es gestern gewesen. - Noch ganz jung ist der neue Tag. Ein leiser Wind zieht langsam und rauh über die flachen Hügel von Norden herein. Der Blick in die Weite ertrinkt im grau verhangenen' Morgen- 1 nebel. Die sichtbare Nähe hat nur erd schwarze

, Wurf! Und während er hinein wandert in das neblige, grenzenlose Acker feld. wachsen da und dort die gleichen Ge räusche herauf: am Hügelrand, am Wald, jen seits des Baches, ferner — ferner... In diesem Augenblick kommt mir ein Bibel wort in den Sinn: „Ein Sämann ging aus, den Samen zu säen...“ Es ist ein einfaches Wort, ist zweitausend Jahre alt, und es ist doch noch jung und wahr wie am ersten Tag. Heute wie damals geht der Bauer über das saatbereite Feld. Ueber tau send verlassenen Aeckern

dröhnte und barst die Erde im letzten Krieg. Und als der Donner verstummte, siehe, da kehrte der Bauer zu rück, schöpfte Korn und säte wortlos und ohne Hast von neuem das Korn. Und dort, wo hin kein Bauer mehr zurückkehren durfte, breitete sich in wenigen Jahren eine tote Wild nis aus... , . Eine kurze Weile stehe ich erstaunt und ver wirrt. Mir erscheint es plötzlich, als'trüge der Bauer das Leben in seinen Händen, als etttnde er außerhalb der unruhevollen Welt und er in Menschentum könnte eine Wand

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Volksbote
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Page 3 of 12
Date: 27.03.1958
Physical description: 12
des 16. und im Laufe des 17. Jahrhun derts setzte sich die Zahl vierzehn fest, wie wir diese auch jetzt noch haben. Sünde* de* 3$eeqe Roman von Ernest Simharl 1 „Erzähl 1 nachher“, sagte der Bauer. Er stand auf und zog den Rock vom Körper. „Heiß, was, Tschuli?“ lachte er laut. „Wo her kommst du und wohin gehst?“ „Nach Lienz, Bauer“, antwortete der Land streicher rasch. „Im Hertost und Winter spiel 1 ich zum Tanz auf. Da und dort. Sehr oft in Lienz, du weißt ja.“ Der Bauer bückte sich und löste die Schuh- riemen

. Die Frau hatte die Stube längst ver lassen. Sie führte den. Haushalt am Hof des Roßbauem. Ihre Schwägerin, des Bauern Frau, war im Kindbett gestorben. Und nach einigen Wochen hatte die Ewigkeit auch das Kind, einen dicken, schweren Buben, wieder zu sich geholt. Seitdem war der Bauer Wit wer. „Ja, Tschuli, schlauer Teufel, Tschuli“, lachte er. Auch, der Vagabung lachte. Sie ver standen einander. Die Frau kam .mit einer Schlüssel, einem Teller und Besteck. „Der Tschiull“, lachte der Bauer, „der geht

jetzt nach Lienz. Hat er es dir erzählt? Meinst du, er ginge wirklich nach Lienz, der Tschuli?“ „Der weiß sich immer einzurichten“, ant wortete die Frau verärgert und abfällig. „Hast du schon gegessen, Tschuli?“ fragte der Bauer. „Ein wenig, ja“, sagte der Landstreicher. „Alber hungrig bist du noch, ja, Tschuli?“ „Hungrig bin ich noch“, antwortete grin send der Tschuli. „So hungrig wie du, Bauer, So hungrig wie du auf das eine..." Der Bauer lachte. „Hält das' Maul!“ sagte er freundschaftlich. „Red 1 , wenn's

nötig ist. Bring 1 dem Tschuli was zu essen!“ befahl er. „Komm her, Tschuli. Du warst ja auch ein mal Bauer.“ „Nein“, antwortete der Vagabung. „Nicht ich. Mein Vater.“ „Ja, richtig. Reden wir nicht davon. So geht das eben.“ Und dann, als die Frau wiedefikehrte: „Er will nicht gehen, der Toni. Aber er muß ge hen. Er spekuliert. Hätte er nicht die Gründe vom Rötlitoof in Pacht, dann würde er gehen. Aber so — so spekuliert er.“ „Sie kann sich nicht entschließen“, sagte die Frau. „Ich hab‘ lange

mit ihr geredet.“ „Vielleicht' hast du‘s falsch angefangen' 1 , murmelte der Roßbauer verärgert zu seiner Schwester, „Hast du ihr den Preis genannt, den ich ihr zahlen will?“ „Alles so, wie du es mir aufgetragen hast. Sie will nicht verkaufen. Sie will alles als ihr eigen behalten.“ „Wofür?“ fragte der Bauer. „Will sie einen HOf in die Rinne bauen, wenn der Lawlnen- damm da ist?“ / - Die Frau zuckte mit den Schultern. „Und weiter?“ forderte der Bauer. „Sie kann nicht ja und nicht nein sagen. Sie muß darüber

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Volksbote
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Page 8 of 20
Date: 02.02.1989
Physical description: 20
Der Roman im^falksbotell Seite 18 Donnerstag, 2. Februar 1989 Der Schandfleck © AGRIPINA VERLAG • KÖLN „Das is schrecklich, Bauer“, sagte sie leise, „das is ganz schrecklich.“ „Gelt? Ja, mein liebe Leni, wie das damals so mit eins auf mir gelegen is, da is mir vorerst auch drunter der Atem ausgeblieben. Nun sagt mer wohl, wie ’n Menschen leicht ver- dients Glück hochfährtig und unver- dients übermütig machet, so tat’ ihn auch verdient Elend reuig und unver dientes trutzig machen, weiß’s nit

, daß ich s’ mit freien Willen von mir geben und bemüßt z’ruck- g’nommen hätt, so entfremdt mir s’ das, aber so mag ihr jede Sorg’ und Plag’ erinnerlich sein, ich besteh’ als rechter Vater vor ihr und vielleicht erkennt s’ dann mein Treu’.“ „O g’wiß, Bauer, die Burgerl schon!“ „So hab’ ich s’ halt unter mein und der Leut’ Augen aufwachsen lassen, und hab’s kein’m übel g’nommen, wenn er sich in sein Nöten damit ge- trös’t hat, daß auch ’m Grasbodenbau er ein Kreuz aufliegt, das aus kein’m leichten Holz zimmert

, nur, wie um dem Drucke der fremden auszu beugen, spreizte sie die Finger, so flach über die Tischplatte aus, als es die Spule gestattete, plötzlich aber diese hastig aufgreifend, schnellte sie die Hand des Bauern von sich, und dieser erhob sich gleichzeitig, denn Burgerl kam durch den Garten herzu gelaufen. „Vater“, rief sie, „weißt schon, künftig Donnerstag is Kirchtag?!“ „Weiß’s, weiß’s ja ehnder. Was ist dabei Neus?“ fragte der Bauer. „Nix, nit“, lachte Burgerl. „Aber, gelt, Vater, du setz’st dich wohl heuer

auch wieder af ein oder paar Stund’ zun großen Leuten ins Wirtshaus?“ „No, hinschaun muß ich wohl.“ „No, siehst, weil d’ einmal dabei sein mußt, könnt’st mer auch fein gleich ein Kirtag heimbringen.“ „Werd’ dran denken.“ „Aber der Leni auch.“ „Freilich, freilich, auf die werd’ ich doch nit vergessen“, sagte der Bauer und schritt hinweg. „Burgerl“, sagte nach einer Weile Magdalene, indem sie die Kleine an sich zog und ihr mit beiden Händen über das kause Haar strich, „du weißt’s wohl nit und kannst’s wohl auch noch nit

ihre Lust zu haben, und die Erwartung macht mit teilsam. Um Frühmorgen des Tages, der dem Feste vorausging, kniete Magda lene an einem Gemüsebeete, sie hatte Grünzeug ausgestochen, nun aber lüg- te sie mit langem Halse zwischen den obersten, schwanken, schütteren Zweigen der Hecke hindurch, die die sen rückwärtigen Teil des Gartens vom Grasboden schied. Über die Wie se kamen der Bauer und der Knecht Heiner dahergeschritten. Dunkel und scharfumrissen hoben sich in der kla ren, farblosen Morgenluft

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Page 6 of 12
Date: 16.08.1956
Physical description: 12
noch unbekannt. Die Richtigkeit des Gerüchtes über das Schnapsmagazin auf dem Grund der Save wird durch mehrere Taucher bestätigt, denen es gelungen ist, in das Innere des Schleppers einzudringen, von wo sie jeweils mehrere Flaschen Likör und Schnaps heraufbrachten. Das Wertvollste aus allen Ländern Ein armer Bauer ging des Morgens auf das Feld hinaus zur Arbeit. Für seine Mahlzeit hatte er nur ein Stück trockenes Brot. Er ver barg das Brot sorgfältig in einer Hecke, legte die Hand an den Pflug und trieb

den Gaul an mit einem munteren Hü! Nach zwei Stunden verschnauften Bauer und Pferd müde von der anstrengenden Arbeit. Das Pferd durfte auf der Wiese gra sen. Der Bauer ging der Hecke zu. Er langte nach seinem Brot und fand es nicht. Während der Bauer pflügte, ging ein Teufelchen daher. Er nahm das Brot, kauerte sich hinter einen Strauch und gedachte sich an dem zornigen Bäuerlein nach Teufelslust zu freuen. Allein der Bauer sprach gelassen: „Es wird’s halt einer genommen haben, der Hunger

hatte.“ Mit, leichtem Herzen und leichtem Magen setzte er seine Arbeit fort. Das Teufelchen war um seine Beute be trogen. Es ging zu seinem Meister Satan und berichtete sein Mißgeschick, daß es dem Bäuerlein nichts anhaben konnte. „Tauge nichts!“ donnerte der-Satan den armen Teu fel an, „drei Jahre sollst du Zeit haben; aber dann muß der Bauer mein sein.“ Der kleine Teufel bekam Angst. Er sann und sann, wie er den zufriedenen Bauer dem Satan zuführen könne. Endlich fand er den rechten Weg. Er kleidete

sich in ein Bauerngewand und verdingte sich bei dem Bauern als Knecht. Da ein trockenes Jahr im Anzuge war, riet der Knecht dem Bauern, im nassen Moorland Korn zu säen. Allerorten verdorrte die Saat; nur der Bauer lind, sein kluger Knecht mach ten eine großartige Ernte, so daß die Scheuer das viele Korn nicht fassen konnte. „Es ist schade um das viele Brot“, sagte der Bauer, „das esse ich mein Lebtag nicht.“ Da grinste der teuflische Knecht und sagte: „Kannst du es nicht essen, so mußt du es trinken

. Dann wirst du schon fertig damit und hast noch deine Freude daran und ich auch!“ Das letzte sprach er aber nur ganz leise und rieb sich die Klauen dabei. Nun lehrte er den Bauer das Schnapsbrennen. Der Bauer machte Schnaps aus seinem Korn und der teuflische Knecht ging ihm an die Hand mit wahrer Teufels lust. Der Bauer kostete seinen Trank. Er kostete immer wieder und trank und trank. Da eilte der schlaue Teufel vergnügt zu Mei ster Satan und berichtete: „Der Bauer ist dein, er trinkt!“ Meister Satan

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Page 8 of 12
Date: 17.10.1957
Physical description: 12
, die berufsständischen Aufgaben mit Ausdauer und mit Mut zu lösen. Bauernaibeit ist auch Kopfarbeit Bei diesem Titel schütteln manche den Kopf, sogar viele Bauern, schreibt der „Vor arlberger Volksbote“. Und doch stimmt diese Behauptung. In der heutigen Groß-Industrie liegen Planung und Kalkulation in den Hän den weniger. Dafür sind die Direktoren, die Ingenieure da. Wer muß auf den landwirt schaftlichen Betrieben planen, kalkulieren, einteilen? Der Bauer! Also muß auch der zeitaufgeschlossene Bauer ein geistiger

Ar beiter sein. Die „Wende“, Zeitung der katho lischen Landjugend Oesterreichs, beweist das mit folgenden Gedanken: Tierzucht — ganz wichtig Wer heute Bauer sein und seinen Betrieb richtig führen will, muß in vielen Sparten Fachmann sein. Der Stall verlangt Wissen in Fragen der Viehzucht und der Viehhaltung. Der Bauer muß den Wert der Tiere beurtei len können, sonst kann er bei Kauf oder Ver kauf schweres Geld verlieren. Er muß wis sen, wie man die Milchleistung steigert, wel ches Stück Vieh wertlos

geworden ist. Er muß einfache Krankheiten am Vieh erken nen und Hilfe leisten können. Der Bauer muß sich auskennen in der Füt terung, damit das wertvolle Futter richtig angewendet wird; er muß wissen, welches Futter das Jungvieh, welches Futter die Milchkuh braucht. War einmal eine schlechte Futterernte, muß er besonders klug kalkulie ren und planen. Der Getreidebau ist eine wahre Wissen schaft geworden. Wer den Ertrag seiner Fel der nicht steigert, kann finanziell nicht mehr bestehen

. Wie aber kann der Ertrag gestei gert werden? Der moderne Bauer muß des halb seinen Boden kennen, und zwar jedes Feld, damit er dem Boden jene Stoffe durch Handelsdünger geben kann, die ihm fehlen. Macht er die Düngung nicht richtig, so bringt sie halben oder gar keinen Erfolg, kostet aber Geld. Der Bauer muß also ein gutes Stüok Chemie verstehen, damit er weiß, wel chen Handelsdünger sein Boden braucht. Hier kann er nicht einfach den Lagerhaüsverwäl- ter um Rat fragen, weil jedes Stück Boden eigens behandelt

- ■ unfähige Maschine in vielen Fällen nicht so fort wieder herstellen; das kann aber einen sehr bedeutenden Schaden bei der Ernte arbeit bringen. Vor diesem Schaden kann der Bauer sich nur bewahren, wenn er den einen oder andern Schaden der Maschine selbst be heben kann. Technische Kenntnisse sind auf dem heutigen Hof von entscheidender Bedeu tung. Ohne Technik kann man heute nicht mehr Landwirtschaft betreiben. Die Maschi nen sind sehr kostspielig. In den Maschinen steckt in jedem Hof ein Riesenkapital

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Page 4 of 12
Date: 27.07.1961
Physical description: 12
, den , 27. Juli 1961 Das letzte Garbenbündel Bel den Ermtearbeiten der vergangenen Wochen hat es der alte Bauer eridgtUtig ge spürt, daß es an der Zedt sei, sich ins " Aus gedinge zurückzuziehen. Der Hof und die Felder verlangen-junge, starke Hände und manche ‘Umstellung in der Bewirtschaftung. Er ist wahrhaftig schon müde geworden und kann nicht mehr recht mit Die achtzig'Jahre seines Lebens sind -hart genug mit ihm ins Gericht gegangen. Nachdenklich hob der Bauer seinen Blick zum' Gottesacker hinüber

, während er die letzte Garbe auf den Wagen lud. Dort wird bald gut 'aiusnuhen sein, wenn einer, wie er, Gott, auf den Äckern geholfen hat, die" Brot bitte der Menschen zu erfüllen. Sehr rar war mitunter das Brot im Land geworden, , Wie schwere Unwetter warön die Jahre der politischen Umwälzungen über ihn niederge brochen. Die halbe Welt brannte im Aufruhr gegen Gottes Gebote. Obwohl viele die An sicht vertraten, Gott habe 'nichts mehr zu sagen, hielt er in zäher Bauerngläubigkeit an ihm fest. Der Bauer wurde

. Der Tag jener atemberaubenden Invasion von alliierten Truppen in der Nor mandie spülte seine Leiche ins Meer. Über den’Jüngsten erfolgte nur eine kurze Mittei lung, er sei' vor dem Feind geblieben, ohne weitere Angabe, wann, wo und wie. Damals war der Bauer nicht in« Fluchen gekommen, er raffte sich zusammen und be gab sich zu seinem Bildstock draußen auf den Feldern, das verruchte Hände in der Nacht zuvor umgeworfen hatten.' Dort verharrte er allein bei dem an die Geißelsäule gebundenen Christus

und trug Wohlstand und neues An sehen ein. . Das Bildstöckel am - Feldrain überdauerte diese grausige Zeit, wo die Erde getränkt wurde von Blut und Tränen der schwer getroffenen Menschen, Jedesmal nach vollbrachter Einteai beit legte dort der Bauer das versprochene, letzte Garbenbündel nieder. Es war ein stummes Zeichen seines Vertrauens und seiner Dank barkeit, daß einem „Unser Herr im Elend“ trotz des eigenen Kummers nicht vergaß. Nah war er dem Bauer geblieben, als er, hart heimgesucht

Jahre waren beide untrennbar mit einander verwachsen, der Bauer und „Unser Herr im Elend“. Einer hat dem andern dulden geholfen. Wie hat er dem Bauer Mut zugesprochen, wenn er selber wie ein Gegeißelter dastand und das Elend nicht mehr zum Aushalten war. Die abgerackerten Hände des Bauern griffen dann zuversichtlich nach der Bibel. So anschaulich war in dem alten Menschheitsbuch von den Sorgen und Beschwerden des Landlebens zu lesen, aber auch vom Trost und der Verantwortung des Bauern

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Volksbote
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Page 5 of 12
Date: 24.07.1952
Physical description: 12
weiter. Heuer sind es dreißig Jahre, daß ich Knecht bin. Warum mir das heute wieder einfällt? Und Knecht sein; wie lang muß ich das noch bis zu meinem Ende? Knecht, Knecht! Peter fühlte eine unbekannte Bitter keit aufsteigen. Hab ich einmal in meinem Leben angesdhafft? Hah. Peter, das tut der Bauer! » Da stand er wieder am Ende mit seinem Sinnen. Er ließ sich niedergleiten 'in das Gra» und starrte in den Mond. Aber hinter dem Mond lauerte heute dunkle Gewalt. Der ward gelb und schim mernd weiß; zuletzt fiel

um! In die langen Tage der Hitze fiel ein fremder Ton. Peters verwirrtes Auge sah die Welt wieder. Er griff nach dem Halm, er fühlte die dumpfe Gewalt über dem schlafenden Dorf. Den mur melnden Bach hörte er wieder und sah den Weizen im flachen Tal. Den Weizen!. Fünf Fuhren standen in Mandeln unten, der ganze Brotbesitz des Bauern für das kommende Jahr! Mit einem Ruck erhob sich der Knecht. Ja, zum Bauer wollte er gehen und sagen; Du, das Wetter schlägt um; wir fahren den Wei zen ein! Heil genug ist der Mond

gerade noch! Doch im Heimgehen überfiel ihn die Er regung mit jedem Schritt mehr. Der Bauer fuhr jäh aus dem Schlaf, als Peter an die Tür schlug. «Weizen einforingen? Jetzt in der Nacht?» lachte er unwillig. «Ja», sagte Peter, der Knecht, «jetzt muß es sein!» Einen Augenblick saß der Bauer stumm im Bett. Muß, hatte der Knecht gesagt, mußt «Geh in deine Kammer und schlaf den Rausch aus! Weiß der Teufel, wer- dir den an gehängt hat!» In Peter Langegger stieg ein dumpfes Ge fühl hoch. Seine harten

Muskeln krampften sich. Aber er nahm sich zusammen und sagte sanft: «Bauer, ich weck den Roßknecht und stell den Wagen heraus.» Da sprang der Bauer aus dem Bett und wollte loswettern. Aber der Peter stand schon drüben in der Knechtekammer. «Tu einspan nen! Der Weizen muß eingebracht werden!» Die Stimme war dunkel und spröd; der Roß knecht erwachte gleich davon. «Einspannen, jetzt um Mitternacht? Fahr allein hinab!» begehrte dieser auf. Peter, dem Knecht, brauste es schwül Im Kopf. Das will ich sehen

; der Weizern wird emgebracht! Er kannte sich selber nicht mehr, als er zugritff. Leicht wäre ein Mensch zu er drücken,. dachte er mit halber Befriedigung, als er hörte, wie sich der Roßknecht draußen hinter der Stalltür ächzend erhob. Aber den Weizen, den fahren wir eiir! Hirten im Waldgraben war der Schiefergang weich und mürb. Wenn ein Regen kam, ein Wolken bruch! Peter sog die Luft prüfend ein, als er über den Hof schritt. Untehidem Wagentor draußen stand schon der Bauer. «Peter, hat dich die Narrheit

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Page 8 of 20
Date: 12.08.1982
Physical description: 20
Seite 8 Völksb.ofe* Donnentag, den 12. und 19. August 1982 3 '- '■'i I.!", | Grenzsteinbauer und sein Nachbar Auf seinen Stock gestützt, stapfte der Höliriegelbauer den Feldrain entlang. Am Waldsaum stieß sein Fuß gegen ei nen Ungetümen, verwitterten Granit stein, der eiine alte )ahreszahl eingra viert trug. Hier war sein Besitz zu En de und derjenige seines Nachbarn be gann. Der Bauer setzte sich auf den Stein nieder. Er spürte plötzlich wieder das stechende Rheuma in seihen Kno chen

gar nicht mehr daran erin nern, aber trotzdem schienen seither al le Leute im Dorf diesen blanken Un sinn zu glauben, insbesondere sein Nachbar, als wäre dieser dabeigestan den. Seit damals sprachen die beiden Familien kein Wort mehr miteinander, machten Umwege, wenn sich ihre Wege einmal kreuzen wollten, und konnte der Nachbar es doch nicht vermeiden, dann funkelte der Haß aus seinen Augen dem Bauer entgegen. Wie konnten Men schen sich so verändern? Hatten sie als Nachbarkinder nicht zusammen

gespielt und waren den gleichen Schulweg gelau fen?... Seufzend schüttelte der Bauer den Kopf, als könnte er nicht begreifen. Seit dem Tag war alles so gekommen, spannte der Bauer den Faden seiner Erinnerung fort, an dem das große Unwetter über den Ort hereinbrach, der Bach über die Ufer trat und alles Land im Umkreis wochenlang unter Wasser setzte. Und als die Fluten zürückgihgen, war , eines Morgens beim Ackern der Nachbar hier vor ihm gestanden. .„Der Grenzstein is vorher nit da gwe- sen

. Das frühere gutnachbarliche Verhältnis schien nicht mehr möglich zu sein. Der Bauer stand von seinem harten Sitz auf und streckte die steifgeworde nen Glieder. „Nun mit“, dachte er, „wenn man durchaus den Unfrieden ha ben will, nachher soll man ihn ha ben ...“ Und doch' schmerzte es in der Seele, daß solch ein häßlicher Verdacht überhaupt erst entstehen konnte und al le Versuche, denselben wieder aus der Welt zu schaffen, nichts fruchten woll ten. Während der Bauer auf den Stock gestützt langsam

im Scheine der allmäh lich untergehenden Sonne heimwärts wanderte, vermeinte er plötzlich aus der Richtung des Nachbarhofes fernes Rufen zu vernehmen, das er jedoch nicht beachtete. Erst in der Nähe seines Hauses bemerkte er den zehnjährigen Buben des Nachbarn, der ihm entgegen gekeucht kam. „Hansl — was tust du denn hier?“ wunderte sich der Bauer. „Onkel — hilf!“ flehte der Bub. „Va ter liegt im Brunnen und rührt sich nicht! Und auch Mutter antwortet nicht...!“ Nur einen Augenblick lang überlegte

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Page 18 of 20
Date: 20.02.1992
Physical description: 20
hatte es die ganze Zeit, die Ambros nun daheim war, nirgends gelitten. Hätte es nicht ge gen seinen Stolz verstoßen, wäre er gleich hinüber in den Stall gegangen. Ambros hätte mit der Arbeit dort längst fertig sein können, kam aber immer noch nicht. Das stachelte sei nen Ärger noch mehr an. Von der Stube aus mußte er mitansehen, wie der junge Bauer dem fremden Mäd chen, das nur zur Aushilfe im Haus war, die Milch abnahm und hinüber ins Haus trug. Diesmal fiel ihm das Gesicht seines Sohnes auf. Es gefiel

sich hinter den Kühen zu schaffen. Ambros steckte den Rossen noch Heu in die Raufe und hängte sich den Sonntagsrock über. Die Hengste wieherten ihm nach, weil er vergessen hatte, ihnen zum Abschied wie sonst die Hand voll Hafer hinzu halten. Der junge Bauer hatte keine Lust mehr dazu. Er klopfte jedem noch einmal auf die Schenkel und ging pfeifend aus dem Stall. Als Monika später ins Haus her überkam, betrat sie die Stube nicht mehr. Nein, es gehe nicht mehr, meinte sie zur Bäuerin, die sie freundlich nöti gen

wollte. Daheim wäre noch man ches zu tun, weil die Mutter noch immer nicht ganz gesund sei. Weiß Gott, wo sich die Buben, ihre zwei jüngeren Brüder, heute wieder her umtrieben! „Aber morgen kommst du wieder. Ich brauche dich nötig in der Küche“, sagte die Bäuerin. Monika, die schon den Kopf schüt teln wollte, fragte nach einem kurzen Zögern: „In der Küche? Ja, wenn es meine Mutter haben will!“ Dann ging sie nach der Hofseite zu aus dem Hause. In der Stube wartete der Bauer mit dem Beginn des Nachmahls

noch auf Monika. Ambros stand schweigend am Fenster und blickte starr hinaus zu den Bäumen des Obstangers. Als die Bäuerin kam und berichtete, das Mädchen sei schon fort, nickte der alte Bauer nur, und sie sprachen das Abendgebet. Es wurde ein schweigsames Essen. Die Frau spürte, daß zwischen dem alten und dem jungen Bauern wieder einmal ein Gewitter in der Luft lag. Auch Ambros saß eine Weile schwei gend seinem alten Vater gegenüber. Er wurde jedoch die Unrast und sein schlechtes Gewissen nicht los. Mitten

. „Und gestürzt ist heuer kein Rei ter“, fing Ambros hartnäckig wieder an. „Kann mir’s denken; ihr werdet auch geritten sein wie ein Lahmer auf einem blinden Gaul!“ Der alte Bauer lachte ärgerlich. Ambros fühlte, der g^nze Ärger galt ihm. Der Zorn drängte ihm bitter zum Halse herauf. Zum erstenmal litt er sichtbar und bewußt darunter, noch nicht selber Bauer sein zu können. Schweigen zu müssen, wo man nicht wollte, das bedrückte ihn. Draußen in der Gemeinde war er angesehen und beneidet. Daheim

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Page 3 of 12
Date: 06.10.1955
Physical description: 12
für den Bauern. ' ! Wer ist mehr geeignet,- ein Anwalt und Für sprecher; des Bauern'in der Stadt' zu werden als der Studierte auf dem Dorf? Wie der Bauer gefühlsmäßig von dem Studierten im Dorf gewertet Wird, .ein solches Bild wird all-- mählich durch Presse,, Büch und ^Rundfunk auch der Städter vom -Bauern bekommen. Der Studierte im Dort .kann im besten; Sinn .des Wortes ei n Brückenbauer ’ des güten Ver ständnisses zwischen Dorf und Stadt werden.. Jedem Beruf muß daran gelegen

- bleiben. Der Bauer hatte während'dieser Gedanken seinen Hof erreicht. Sein Haus stand éfhôht über dem Dort- Als er hinab auf das Dorf blickte, konnte er deutlich erkennen, wo zwi schen den , Bauerngehöften • der Doktor, der Lehrer, der Gerichtsbeamte wohnte. Aber auch deren Häuser hoben sich nicht aus den übrigen hervor. Sollte es nicht auch bei den Menschen so sein, daß erst Bauer und Stu-, dierter das ganze, .das volle Dorf bilden? 1 Franz BraUmann Oesterrddiische Dankwallfahrt nach Rom

von einem fj^ltai} c}pr Griadenbasllika, überreicht Werden, j3ab$ r sp!l ein' „Mariazeller Dankgebet“, das noch'kommenden Generatio nen' vom Geschehen unserer Tage künden wird,-, zum erstenmal, gesprochen werden. - Der Bauer und der Studierte Am Sonntag sahen die Bauern den fremden Herrn zum erstenmal auf dem Dorfplatz. Sie kannten ihn nicht, und aus seinem suchenden Blick, mit dem er um sich sah, schlossen sie, daß er nicht zufällig hier vorbei kam. Er war kaum anders als die Bauern in ihrem sonntäg lichen

auf den Fremden zu und fragte: „Sie sind wohl fremd, im Dorf; suchen Sie et was Bestimmtes?“ Da lächelte der Fremde erleichtert. „Danke für Ihre Nachfragel Zum Schul haus möchte ich nur kommen — ich bin der neue Lehrer, der für euren erkrankten Schul leiter aushelfen soll.“ „Ach, so ist es!“ nickte der Bauer. „Do kom men Sie am besten mit mir — ich zeige Ihnen den Weg zum Schulhaus.“ Auf dem Gang durch das Dorf erfuhr der Bauer auch noch, daß der neue Lehrer aus einer größeren Stadt kam

, und daß dies sein erster Dienstposten in einem Dort wäre. '„Da werden Sie sich zum Anfang nicht recht wohl fühlen unter lauter Bauern?“ lä chelte der dörfliche Begleiter fragend. „Das kommt sehr darauf an, wie man als Städter im Dort aufgenommen wird“, entgeg net« eifrig dér Lehrer. „Ueberall dort ist man gern, wo man sich wohl fühlt.“ •Der Bauer schwieg. Sie standen bald vor déni Schulhaus und verabschiedeten sich. Der Bauer kehrte auf den Dortplatz, zurück. Die Männbr unterhielten sich bald über an dere Dinge

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Page 5 of 12
Date: 21.09.1961
Physical description: 12
Donnerstag, den 21. September 1061 'ftjy cTlksbote“ *■'••*!*» :* DIE LETZTE GARBE Bei den letzten Erntearbeiten hat es der alte Bauer endgültig gespürt, daß es an der Zeit sei, sich ins Ausgedinge zurückzuziehen. Der Hof und die Felder verlangen junge, starke Hände und manche Umstellung in der Bewirtschaftung. Er ist wahrhaftig schon müde geworden und kann nicht mehr recht mit. Die achtzig Jahre seines Lebens sind hart genug mit ihm ins Gericht gegangen. . ; Nachdenklich hob der Bauer

seinen Blick zum Gottesacker hinüber, während er, • die letzte Garbe auf den Wagen lud. Dort wird bald 1 gut ausruhen sein, wenn , einer, wie er, Gott auf den Aeckern geholfen hat, die Brot bitte der Menschen zu erfüllen. Wie schwere .Unwetter waren die Jahre der politischen Umwälzungen über ihn nieder gebrochen. Die halbe Welt brannte im Auf ruhr gegen Gottes Gebote. Obwohl viele die Ansicht vertraten, Gott habe nichts mehr Zu sagen, hielt er in zäher Bauerngläubigkeit an ihm fest. Der Bauer wurde

auch an Gott nicht irre, als dieser ihn nicht verschonte und der Post bote dreimal in sein Haus trat und die Nach richt vom Soldatentod der Söhne brachte. Damals war der Bauer nicht ins Fluchen gekommen, er raffte sich zusammen und be gab sich zu seinem Bildstock draußen auf den Feldern. Dort verharrte er allein bei dem an die Geißelsäule gebundenen Christus. Zu diesem Bildstock „Unser Herr , im Elend" nahm er auch an jenem traurigen Nachmit tag den Weg, als er hach der Beerdigung das Friedhofstor zumachte

getroffenen Menschen. Jedesmal nach vollbrachter Erntearbeit legte dort der Bauer das versprochene letzte Garbenbündel nieder. Es war ein stummes Zeichen seines Vertrauens und seiner Dank barkeit, daß einen „Unser Herr im Elend“ trotz des eigenen Kummers nicht vergaß. Nah war er dem Bauer geblieben, als er hart heimgesucht, in Verzagtheit und Ver bitterung zu versinken drahte. Im Verlaufe der achtzig Jahre waren beide untrennbar miteinander verwachsen, der Bauer und „Unser Herr im Elend

“. Und nun war es soweit, das Lebenstagwerk des Bauern ging zu Ende. Zum letztenmal trug er sein Garbenbündel zum Bildstock „Unser Herr im Elend“. Viel langsamer als sonst lenkte der Bauer diesmal den hohen Erntewagen die Dorf straße entlang. Der Abschied von den Feldern und der Gang ins AustragStüberl wurde dem Bauer doch schwerer als er dachte. Angefüllt bis unters Dach standen heuer die Getreidescheunen. Da packte in der guten Stube der alte Bauer seine Habseligkeiten zusammen. Gefaßt schritt er der Kammer

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Page 4 of 12
Date: 07.11.1968
Physical description: 12
die Schulkinder. Auch dies war nun vor über, denn der letzte Abendschein wich nun leiser Dämmerung. Sie umfing auch den stattlichen Burghof, der behäbig da lag, inmitten seiner Felder, auf sanftem Hang, unweit vom Dorfe. Auf der Hausbank saß eine hohe Ge stalt, der Bauer. Im beginnenden Dun kel konnte man seine Züge noch erken nen; sie waren markig und energisch, die Augen aber blickten düster in den, verlassenen Hof. Von der offenen Haus tür her klang eine zaghafte Stimme: „Vater, willst du nicht zum Essen

kom men?“ „Mir ist heut nicht um das Es sen“, sagte der Bauer, „rufe die Dienstboten und geh du selbst zum Nachtmahl!“ „Die Dienstboten sind schon da; ich aber möchte lieber bei dir sitzen!“ sagte die Stimme. „So kom me halt!" Der Bauer rückte zur Seite. Vom Dunkel des Flurs löste sich eine dürftige Jungengestalt, fast war es ein Knabe noch. Lange Weile saßen die beiden schweigend nebeneinander. Von der großen Wohnstube hörte man das Klappern von Löffeln und Tellern und gedämpftes Reden. Lachen

war in seiner Arbeit sehr unzuverlässig. Hatte er einen Kreuzer im Sack, saß er lieber beim Glase. Bald war er in den Gast häusern des Ortes bekannt und später auch „verwandt“, denn cs häuften sich seine Schulden. Als der Bauer davon erfuhr, entließ, er ihn kurzerhand. Damit entfachte er einen wahren Sturm. Der Max begehrte auf, Mutier Maria weinte und bat für ihn, Monika erklärte ener gisch, Max müsse bleiben, ohne ihn sei das Leben auf dem Hofe äußerst lang weilig! Alles umsonst! Hansjörg blic'p hart. Der Max

; „Denkst du Kälte, oder die Aufregung? Heute ist Seelenabend; da sollen die Seelen wan deln. Er will ins Haus gehen. An der Tür dreht er sich entschlossen um. „Ich will doch nicht abergläubisch sein, dar um will ich Klarheit.“ Der schwarze Schatten ist eine Frau, die am Baum zu sammengesunken. Mühsam sucht sie sich aufzurichten. Der Bauer hilft ihr dabei und weicht dann zurück, zu Tode erschrocken. „Monika, du? Was, du willst heim und in diesem Aufzug? Schande genug hast du über uns und unser Haus

de. ln betrunkenem Zustand war er da hineingeraten. All dies vermochte den Bauer noch nicht zu rühren. „Sie hat’s verdient, Sie muß cs tragen! Ich darf nicht weich werden, muß zu meinem Worte stehen!“ Er floh zurück zum Hause und ließ hinter sich das leise Weinen der Verstoßenen. Mit ihm aber ging seine Maria. Ihr Antlitz war zu ihm emporgerichtet und tauchte dann wieder unter in den Schatten der Bäu daran, daß heule Allerscclenabend ist? Geh in die Stube, iß dein Nachtmahl, dann lauf ins Dorf! In der Kirche

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Page 6 of 12
Date: 18.07.1963
Physical description: 12
Existenz einigerma ßen sichern, ihre gesellschaftliche Gruppen eigenart verflüchtigte sich aber immer mehr. Heute hört man nicht selten von Jungbauern den totalen Zweifel an der bäuerlichen Exi stenz in der Zukunft. Diese Wandlung des Bauertums muß im Wesensgehalt und in den äußeren Formen einmal erkannt werden, um ein lebenskräftiges Leitbild für das Bauern tum der Zukunft zu finden. Der Bauer in der Grundherrschaft Die Grundherrschaft nahm die Bauern un ter „Schutz und Schirm". Der Bauer wurde

nach außen gegen feindliche Angriffe durch die Aufnahme in die schützende Burg und nach innen durch das Gericht des Grundherrn beschützt. Der grundherrliche Schutz reichte auch in den wirtschaftlichen Bereich weiter, weil der Grundherr die Verpflichtung hatte, bei einer wirtschaftlichen Existenzgefährdung die entsprechenden Hilfeleistungen zu setzen. Der Bauer war durch die Grundherrschaft in seiner wirtschaftlichen Existenz gesichert und in seiner gesellschaftlichen Position geborgen. Da der Adel

erhalten. Zufolge der Normkraft des Adels für die Gesellschaft wurde auch die soziale Position des Bauern nach außen legi timiert und nach innen gerechtfertigt. Die Bauern hatten ein allgemein anerkanntes Leit bild für sich und eine Standeslegitimation in der Gesellschaft. Das Bauerntum bekam aus dieser seiner ge sellschaftlichen Funktion auch seine soziale Gruppenanerkennung. Der Bauer war in der gesellschaftlichen Gruppenfunktion als einzel ner geborgen und vor sich selbst gerechtfertigt. Dies gab

ihm die äußere soziale und die innere persönliche Gesichertheit. Der Bauer konnte von seiner gesellschaftlichen Aufgabe und sei ner sozialen Position überzeugt sein. Die Revolution des Liberalismus sprengte alle überbrachten Bindungen und daher auch die Grundherrschaften. Die gesellschaftliche Gruppe des Bauerntums verlor dadurch ihren bisherigen wirtschaftlichen Schutz und, was noch bedeutungsvoller war, ihr bislang unan gefochten geltendes gesellschaftliches und persönliches Leitbild. Das adelig-bäuerliche

ist. Die Kostenüberlastung und Preisgefährdung schwächen dauernd die landwirtschaftliche Betriebsführung und bringen die wirtschaft liche Existenz der Bauern in Gefahr. Der Bauer ist in der freien Marktwirtschaft immer in wirtschaftlicher Existenzgefahr. Mit dieser wirtschaftlichen Gefährdung ging auch eine soziale Deklassierung des Bauern tums einher. bie ehemals gesicherte und allgemein an erkannte Position des Bauerntums verlor ihre Geltung, weil die Industriegesellschaft mit ihren wirtschaftlichen Erfolgen

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Page 5 of 12
Date: 20.04.1961
Physical description: 12
du jetzt werden?“ — Der Junge überlegte elnemAugenbltck und murmelte darant: „Eine Waise.“ Der erste Schnaps Ein armer Bauer ging des Morgens auf das Feld hinaus' zur Arbeit. Für seine Mahlzeit hatte er-nur ein Stück trockenes Brot. Er ver barg das Brot sorgfältig in einer Hecke, legte die HajjcJ, an dei}.i?pug : .vind trieb; deu ..Gaul .an mit einem munteren Hü. ! Nach zwei. Stunden ; .verschnauften Bauer und Pferd, müde von »der anstrengenden Ar beit. Das Pferd durfte-auf der Wiese grasen. Der Bauer ging der ,Hedce

zu. Er langte nach seinem Brot und fand es -nicht. Während der Bauer pflügte, ging ein Teufelohen'daher; Es .nahm., das. Brot..kauerte..sich hinter, einen Strauph .und gedachte;, sich ah dem zornigen .Bäuerlein’nach Teufelslüst „zu.'freuen. Allein, "der Bauer sprach, gelaskeh: „Eä Wlrd’s. halt einer genommen-hfiben,' der'Hunger hatte.“ Mit leichtem ,. Herzen-, und., leichtem Magen .setzte er .seine Arbeit fprt... Das Teufelohen war um seine Beute be tragen. Es ging zu seinem Meister Satan und berichtete

sein Mißgeschick,’ "daß es. dem. Bäuerlein nichts anhalben konnte. „Tauge nichts!“ donnerte der. Sa tan den anthen Teufel an, „drei Jahre sollst du.Zeit haben;.aber danri’-iftUß der Bauer- raetmsein;“ • ^ „ Dar kleine Teiifei bekam .Angst. Er sann und sann, wie er den zufriedenen Bauer dem Satan- auführen könne. Endlich fand er den rechten Weg. Er kleidete sich in ein Bauern- gewand .cpd verdingte Sich' bei dem. Bauern als Knecht. Da ein trockenes Jahr im Anzftg war, riet 0er Knecht dem Bauern, ton nassen

Moorland Korn zu säen. Allerorten verdorrte die Saat; nur der Bauer lind .sein kluger Knecht machten eine großartige'Ernte, so daß die Soheuer das viele Köm nicht fassen konnte. „Es ist scheide um das viele „Brot“, sagte der Bauer, „das esse ich mein Lebtag nicht.“ Da grinste der teuflische Knecht und sagte: „Kannst du es nicht essen, so mußt du ,es trinken. Dann wirst .du sctipn. fertig damit und hast- erst noch, deine Freude daran und : ich auch!“ Das letzte sprach er aber nur ganz leise und rieb

sich die Klatien dabei. Nun lehrte er den Bauer das Sohnap9brennen, Der Bauer , machte Schnaps aus seinem Korn und der teuflische Knecht ging ihm an die Hand mit wahrer Teufelslust. Der Bauer 'kostete seinen Trank. Er kostete immer wieder und trank und trank. Da eilte'der schlaue Teufel vergnügt zu Meister Satan und berichtete: '„Der Bauer ist dein, er trinkt!“ Meister Satan wollte aber selbst nachsehen. L>8s“T aulelchen führte ihn in das Haus des BauemTDer saß mit dem Nachbar hinter der Schnapsflasche

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Page 5 of 10
Date: 09.06.1960
Physical description: 10
„Volksbote" Donnerstag, den 0. Juni I960 Seite 7 Die Bra Alls die Dienstboten am Sjolfnerhof nach dem Abendessen die Stabe verlassen hatten, sagte die Haustochter Resl zu ihrem Bruder Michl, dlem Bauern des Sulfnerhofes: „Du Mehl, daß du’s weist, zu Pfingsten tu ich heiraten, rieht’ dich darnach.“ Der lachte und antwortete: „Was dir nit einfällt!“ Die Resl aber meinte kurzweg, sie und ihr Hans, der Bauer vom Breitebnerhof, gingen dieser Tage zum Pfarrer, um das Aufgetogt zu bestellen. Da wurde

, „bist jetzt 35," also auch nimmer der Jüngste, bist ein tüchtiger fleißi ger Bauer, aber wenn du gemeint hast, dir fliegt eine Braut zum Fenster herein, dann hast dich eben getäuscht, da muß man sich schon selber etwas Mühe geben. Warst oft auf Unterhaltungen und hast viele Mädeln kennengelemt, da wird dir wohl eine gefallen haben.“ „Ja, schon“, erwidert der Bruder, „aber an etwas Ernstes hab ich nie gedacht, was soll ich jetzt bloß anfangen?“ „Eine Wirtschafterin nehmen oder heiraten“, rltef die Resl. „Eine Wirtschafterin

reden.“ „Selbstverständlich“, sagte er erleichtert. Das war ja schon eine Indirekte Zusage, er ergriff ihre Hand und drückte sie, indem er stockend hervorbrachte: „Ich danke dir, Anna!“ Indes waren sie am Hausnerhof angelangt. 1 „Da sind wir schon“, sagte sie, nahm ihm die Tasche ab und schlüpfte ins Haus. Von der Tür her rief sie ihm noch zu: „Den Bauer findest im Stall drüben“ und fort war sie. Leichten Herzens ging er dorthin, denn er kannte den Hausner von den Märkten her

:" „Das ist schön von dir“, sagte der Hausner. „Welche meiner Töchter ist es denn, die Sulfneriri werden soll?“ „Die Anna“, ruft der Michl freudig. Der Bauer reißt Mund und Augen auf: „Was — die Anna, ich habe keine Anna, das heißt“, er stockte, und plötzlich ging ihm ein. Licht auf, er stand auf und lachte, daß die Stube widerhallte, während ihn der Michl entgei stert'anstarrte. Dann lief der Bauer zur Tür und rief: „Anna, Anna komm doch herein!“ Diese kam auch, sie hatte jetzt ein ssoberes, einfaches

Hauskleid an und sah belustigt auf den noch immer lachenden Bauer. Der Michl aber rief: „Ja, die ist’s, Anna, gelt du wirst meine liebe Bäuerin?“. Da rief der Bauer lachend dazwischen: „Kommt gar nicht in Frag, Sulfner, daß ich dir meine Bäuerin ab trete und du ‘ Anna kannst dir was einbilden drauf, daß du als Mutter von zehn Kindern noch einen Heiratsantrag bekommst.“ „Was?“ stotterte der Michl kleinlaut, „das ist deine Bäuerin? Wo nehm ich dann aber jetzt für mich eine Bäuerin her?“ „Da kriegst

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Page 3 of 10
Date: 31.01.1952
Physical description: 10
Zeitgedanken zum Lichtmeßtag Zu keiner Zeit des Jahres rücken die Dienstboten oder die Ehehalten — wie der Bauer sagt — so sehr in den Mittelpunkt des bäuerlichen Lebens als zur Lichitmeß- zeit. Zu keiner Zeit aber kommt auch die Bedeutung des Dienstboten für den bäuer lichen Hof so sehr zum Ausdruck als an diesem bekannten „Schlenggeltag“. Nach fast patriarchalischer Tradition findet an diesem Tage der Dienstbotenwechsel statt. — Da hat nicht der Bauer zu reden, son dern der Dienstbote

. Da ist sein Recht und seine Stellung ganz in den Vordergrund getreten. Da wird es sich zeigen, wer ein treuer und guter Dienstbote war. Da zeigt es sich aber auch, ob der Bauer selbst seine Pflicht gegenüber dem Dienstboten erfüllt hat oder ob er ihn mißbraucht und aus genützt hat. „Der Dienstbot ist auch ein Mensch“, lautet ein alter Spruch. Ein ande rer Spruch aber lautet: „Wie der Bauer, so der Knecht!“’ Der „Schlenggeltag“ zu Lichtmeß weckt gerade in unserer unruhigen Gegenwart ernste Gedanken der Besinnung

: vor allem stellen wir das eine fest, daß es einen Gegensatz zwischen Dienstboten und Bauern im alten Tirol nicht gegeben hat. Das Leben, auf dem Hof zwischen Bauer und Dienst boten glich fast dem eines kleinen Staats haushaltes, wo alle zu reden hatten, nicht nur einer. Durch sinnvolle Bräuche kam es zum Ausdruck, daß der Knecht auf dem Hofe für’ die Arbeit im Laufe des Jahres die gleiche Bedeutung hatte wie der Bauer für den Besitz des Hofes. Der Name eines „Baurknechtes“ hatte noch in den früheren Jahrzehnten

und teilweise auch noch in einigen Talschaften eine große Bedeutung. Es hieß schon etwas, bei einem großen Hof „Baurknecht“ zu sein. Einem Baurknecht erzeigte man im Tal oft mehr Ehre und Achtung als einem Bauern selbst. Auf ihm lag die ganze Last der Verantwortung für die Arbeit auf dem Hofe. Beim Mittagessen ist der Baurknecht der erste, der das Zei chen zum Gebet und dann zum Essen gibt. Kein anderer vom Gesinde und auch nicht der Bauer darf aufstehen, bevor nicht der Baurknecht das Zeichen dazu gegeben

hat. In vielen anderen Formen des volkskund lichen Lebens spiegelt sich die Bedeutung eines solchen Baurknechtes wider. Vielfach hat jeder größere Bauernsohn einige Jahre als Baurknecht auf einem an deren Hofe zu,gebracht. Es gehörte gerade zu zur bäuerlichen Ausbildung, auf einem anderen Hofe „in Dienst zu sein“. Meist be stand der Lohn in alten Zeiten in einem Jahreslohn, wozu dann meist noch ein Ge wand und ein Paar Schuhe und anderes gekommen ist. Der Bauer trug auch Sorge für Wohl und Wehe des Knechtes

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