acht Uhr ausgehen.' „Nun,' antwortete eine Arbeiterin, welche eben eine Halsbinde bügelte, „sie wird in die Messt gehen.' „In die Messe! Die Messe dauert zwanzig Minuten, und Madame Beatrice,' (unter diesen Namen war die geheimniß volle Frau bekannt) „bleibt immer den vollen halben Tag aus.' „Sie hört die Messe des alten Pfarrers, ihr wißt wohl, des Doctor Falleti. Da bin ich am vergangenen Sonntag schön eingegangen; ich habe gemeint, ich müßte alt, mit grauen Haaren herauskommen; ich lüge

Pferden, mit bordirtem Kutscher und mit Lakaien in Livree, welche den Schlag öffnen, den Antritt herunterlassen; und heraus steigt eine vornehme Dame ganz v'n Seide, Spitzen und Diamanten und hinauf, hinauf geradenwegs zum Thurm- stübchen der Madame Beatrice.' „Und ich habe die Baronin von San Fiorenzo, die bei uns arbeiten läßt, gesehen.' „Und ich die Marchese Passani, und nicht bloß einmal.' „Und ich, es sind noch nicht drei Tage, habe eine Dame gesehen, die ich nicht kenne, aber mein Herz sagt

mir, daß es eine Dame vom Hose ist. Stellet euch vor, sie trug ein Kleid von himmelblauem Sammt mit safranrothgeflecktem Ueberwurf, daß es aussah, wie ein sternenbesäeter Himmel; auf dem Hute hatte sie Paradiesvogelfedern, welche zwischen den Juwelen und Blumen ganz bezaubernd wallten. Und gehorsamste Dienerin! auch sie ins Hotel Beatrice; und zwei Stunden ist sie dort geblieben, so lange, daß der Kutscher auf dem Bock Flüche ausstieß, daß die Himmelsdecke hätte bersten mögen. „Warum habt ihr nicht Marianne gefragt

, ob sie sie nicht kennt?' „Marianne, die Portierin da? Ich habe sie gefragt, und sie konnte mir nichts sagen, als daß diese Damen mei stens Fremde sind und französisch sprechen.' So war es in der That. Frau Beatrice, die so Zurück haltende, Zurückgezogene, in ihrer Nachbarschaft so Unbekannte, war dafür sehr wohl bekannt und hochverehrt von nicht weniger vornehmen Turiner Damen, und auch von auswär tigen, welche bei ihrer Durchreise durch Turin sie in ihrem kleinen Quartiere besuchten, wo es außer dem Geist

für Beatrice, Ihre Mutter, die ihm sein Madonnenideal und seine Beatrice und in Wahrheit vielleicht auch ein rettender Engel war.' Max hatte hoch aufgehorcht. „Also Minicuccia hatte den Bertoldo gekannt. Viel leicht weiß sie' — „O schwerlich. Er malte sie uns wiederholt und sie war sterblich in ihn verliebt, und hätte vielleicht auch sein Herz noch besiegt — wenn, wie gesagt, der wahr hast veredelnde Einfluß Ihrer Mutter nicht seine Seele höher gestimmt hätte. Dann kam seine politische Ab schweiferei

, verwebten sie und die Schwester, die meiner theuern Beatrice Mutter ward, so eng mit Italiens Sprache und Sitte. Aber ihr Sinn war deutsch geblieben. Sie zeigte es durch die Wahl des Gatten, den sie, die sür damalige Zeit reiche Erbin, aus dem Kreis vieler Bewerber gewählt. Und wenn sie auch an dem ihr vererbten Eigenthum und dem schönen Lande hing und es nie verlassen wollte, so hat sie doch gerne eingewilligt, daß ich, der ich ihr einziges Kind war, auf lange Jahre nach Deutschland geschickt wurde

zu werden, hielt sie ganz stille und ließ sie an ihr Stelle walten. Bu Leibe unternahm oder änderte sie W ohne Wissen der-.z«me»/:Wohlthäten.;) Marchese a' war stets mit ihrem Rathe und ihrer Börse zur Hand, wenn sie mit ihr sprach, sagte sie nicht mehr: M' Schwestern, meine Waisen, wohl aber: Unsere Schwest unsere Waisen. Die Baronin erzählte diese Dinge wick bei ihren Zusammenkünften den beiden Freundinnen, des sie damit eine unbeschreibliche Freude machte. Beatrice i besondere war darüber unaussprechlich