Mu sikkapelle und den begeisterten Hochrufen der Be völkerung fuhr Dr. Seipel mit dem 2 Uhr-Zug nach Maierhöfen weiter, wo der Erfolg ebenfalls glänzend war. Bayern und das Reich. Aus den von nationalsozialistischer Seite erhobenen Vorwurf, Generalstaatssekretär von Kahr bereite die Wiederausrichtung einer Wit telsbacher-Monarchie in Baydrn vor, erwidert die „Bayerische Bolkspartei-Korrespondenz' u. a. wie folgt: „Hat jemand den Mut in jenen Kreisen, wo seit langem eine stille Hetze gegen den Kron prinzen
Rupprecht getrieben wird, zu behaup ten, daß der Chef des Hauses Wittelsbach sol chen Restaurationsideen nachjage? Es wird sich keiner erheben können, der den Mut hat, an der treudeutschen Gesinnung des bayerischen Kronprinzen, der nur eine Hoffnung kennt, daß das deutsche Vaterland aus seiner Not wieder errettet wird, zu zweifeln. Was das zweite Schlagwort, das die Sepa ration anbelangt, so hat es keinen Zweck, viel darüber zu reden. Es ist eine Lüge und bleibt eine Lüge, daß Bayern Deutschland
verlassen will. Alle Welt weiß, daß Dr. von Kahr und Dr von Knilling ebenso gute Deutsche find, wieder General Ludendorff und Adolf Hitler. Hier Nuancen oder gar Scheidungen zu machen, ist nichts als Demagogie. Die Schlagwörter Separatismus und Dyna stie sind schlechte Bundesgenossen für die Kahr- opposition. Der dritte Bundesgenosse, der sich ihnen Zuzugesellen scheint, ist respektabler. Es ist dies die hohe Reichsregierung, die in ihrer Unkenntnis der Dinge in Bayern den Ehrgeiz besitzt
, mit ihrem Ausnahmezustand in den bayerischen Ausnahmezustand hineinmurksen zu wollen. Wenn man den Nationalsozialisten in München einen Gefallen tun will, dann braucht man Herrn von Kahr nur in den Verdacht brin gen, als ob er irgendwie Beauftragter der Ber liner Diktatur sei. Wenn das Reich einen Aus nahmezustand braucht, so soll es ihn auch haben, aber nicht in Bayern. Wir nehmen an. daß die Reichsregierung doch die Absicht verfolgt, das Reich vor schweren Erschütterungen zu bewah ren. Man hat eine Heidenangst
vor Bayern in Berlin. Bayern kann 'der Berliner Regierung nur den Rat geben, die Hand völlig aus dem Spiele zu lassen. Bayern wird sich selbst helfen. Wir brauchen keine Berliner Pressezensur, kei nen ReiäMaatsgerichtshof, um Gotteswillen nichts, was an die suspekten Republikschutz gesetze erinnert, wir brauchen nur freie Hand, dann wird Bayern und das Reich gut dabei fah ren. Gibt man uns aus politischer Einsicht nicht diese freie Hand, gut, dann müssen wir uns die Freiheit des Handelns nehmen