an Stelle alten Gleichmutes und Bevorzugung Einzelner, dann wird der Erfolg nicht ausbleiben. Kritikus. „Piazza Arena“. Oder: »Die dicke Selchermeisterin im Kino". Humoreske von Ernst Neubach, Wien. i die Ehre! schrie zornerfüllt Herr Selcher, von Beruf Selcher in der Straubgasse zu Wien, seiner besseren Ehehälfte zu, faßte seinen Hut, stand vom Tische auf, warf seiner Gemahlin einen vernichtenden Blick zu, schritt zur Türe und sich umwendend, dröhnte er in seinem tiefsten Selcherbaß
, einen Fluch brummend, die Türe hinter sich in's Schloß. „Jessas. Jessas", seufzte Frau Selcher, die Selcherin, „so a Mann, so a Mjänn! Bei die Zeiten so anspruchsvoll sein; was kann i dafür, daß der Mann mit'n Reservebrot um drei Kronen heut' net kommen is. I was sowieso scho net, was i kochen soll. Erdäpfel Mag' er net, Wurst ißt er nicht, Kraut kann er net riechen, Gurken vertragt er net. — — — i geh ins Kino!" „Komm Kathi, wandte sie sich an das Dienstmädchen, eine hoffnungs volle Rose, die jeden Tag
drei andere Verehrer hatte, „geh'n wir ins Kino!" ' < Und so geschah es. Donnernd polterte Frau Selcher mit ihrer Maid, die Haustreppe hinunter. Ehrerbietig grüßte der im Haus wohnende Straßenbahnkontrollorstellvertretcr, tief zog der Herr Haus meister die Kappe, als die Herrscherin der Straubgasse durchs Haustor segelte. * . * * ....... Kaum hatte der Herr Selchermeister nach der Nacht mahlkritik die Tür hinter sich zugeschlagen, erhellte sich sein finsteres Gesicht und fröhlich segelte
er seinem Stammbeisel „zum goldenen Affen" zu, während er brummte: „Gottseidank dem Kino bin ich eutwischt. Jetzt geh' ich Nachtmahlen." Nach einiger Zeit, als der Herr Selchermeister den 6. Stutzen Wein getrunken und die elfte Rund» Tarok darankam, vergaß er seine regierende Straubgassenherrlichkeit und hörte in der Hitze des Ge fechtes oftmals die Kosenamen: Preistreiber, Trottel, Straubgassenaff, und andere mehr. - * ^ * * Unterdessen schwitzte seine Frau Gemahlin auf dem ersten Platz des Kinos