Seite 6. „Tiroler BolkSbote.' Nr. 26. ja nicht ganz verloren, nur einmal aus den Augen gekommen sind sie dir wie einem kleinen Kind, das mit den Eltern auf das Feld gegangen und Vater und Mutter bei der Arbeit einen Augenblick nicht mehr sieht und nach ihnen schreit. Bald wirst du sie wieder finden und viel schöner und lieber und glücklicher dort in der lieben Heimat und du kannst dich recht warm mit ihnen zusammenhocken und ihr könnt euch alles einander erzählen und Voneinandergehen gibt's
träger eine rechte und helle Weihnachts- freude empfinden? O ja freilich. Schaut, macht 'S g'rad' so: Lupft das Kreuzlein, das euch gehört, mutig auf die Achseln und sagt zum Christkind: „Probieren wir einmal -- Hoppau! O das Ding ist gar nicht so schwer, als ich mir immer vorgestellt hab'; ich bin schon zufrieden damit und sag' recht ,Vergelt's Gott!' — aber, weißt, aus dem Kreuzl mach' ich «ir ein Leiterle und damit steig' ich dir einmal ganz heimlich bei einem Himmels fenster ein; ... das Kreuzl
, die eigentlich das größte Krenz tragen, muß ich auch noch ein Wörtl herschreiben. Trostlos sein sollt ihr Sündenhascher um Weihnachten auch nicht. — So ganz zufrieden sein dürft ihr freilich nicht, wenigstens mit euch selber nicht. Ihr dürft schon ordentlich weinen, meinetwegen einen ganzen Hut voll — dann mögt ihr aber auch zur Krippe hintreten und recht zerknirscht und vertrauensvoll zum Christkindlein beten: „Heiland, verlaß unS nit l Und wenn du einmal kimmst in dein Reich, Nimm un» arme Häuter
eines lieblichen Wallfahrts kirchleins, genannt „Unsere Frau auf dem Waldberg'. Zu diesem Heiligtum pilgern jährlich Tausende von Betrübten und Hilfsbedürftigen aus ganz Oberbayern, aber auch aus Tirol und dem angrmzenden Schwabenland. — Namentlich Mütter und Frauen pilgern da hinauf, die ihre Männer und Söhne in der Fremde haben, um den Schutz der Himmelsmutter auf ihre fernen Lieben herabzuflehen. Wenn man droben steht aus der Spitze des Waldkegels vor dem Liebfrauenkirchlein, genießt man einen herrlichen
Ausblick über das malerische Tälchen. Mächtig türmen sich auf allen Selten die Bergstöcke in die Höhe, gegen Osten hin erblickt man weit fort einige große, ebene, lichtschimmernde Flächen, das sind der Walchensee und der Tegern- see, links tief unten winkt ein lachendes Waldauge, das tiefblaue Gundeljeelein, herauf; gegen Süden hin steigen die Berge immer höher, zuerst dunkelgrün, dann braun, dann schwarz, zuletzt dunstig blau und ganz zuhinterst schließen die bleigrauen, schroffen Wände