noch ganz andere Faktoren, als die Zahl, in Betracht: Bewaffnung, Ausbildung, Führung, Mobilisirung und Verpflegung. Die Bewaffnung ist eine entschieden vorzügliche; denn das Berdangewehr, klein- kalibrig, gehört zu den besten Einzelladern; Deutschland mit semem Repetirgewehr ist aber der russischen Waffe trotzdem über legen. Die Artillerie ist mit Krupp'schen Stahlgeschützen mit Keilverschluß ausge rüstet, dem deutschen Modell fast völlig gleich; aber die Russen haben sich für- schwere Kaliber
entschieden, und dadurch ist das russische Artillerlematenal, ebenso wie alle Wagenparke, ungeheuer schwer fällig gegenüber dem deutschen und öster reichischen. Dagegen ist die Einübung der regulären Truppen nach dem Urtheil deutscher Kenner eine tadellose, wenngleich der Maiigel altgedienter Unteroffiziere für die Haltung der Mannschaften im Felde bedenklich werden könnte. Ueber die Führung läßt sich vor einem Kriege niemals ein Urtheil fällen; denn der Krieg zeigt erst die Feldherren; die Er innerung
an den türkischen Krieg ist in diesem Punkte freilich keine glänzende. Von entscheidender Wichtigkeit für den Er folg eines Krieges ist aber vor allen Dingen die Schnelligkeit der Mobilisirung und die Verpflegung. Angeblich soll der Aufmarsch der russischen Armee sich bis zum sechzehnten Tage nach dem Mobilmachungsbefehl voll ziehen können. Das mag man vielleicht in Rußland glauben, nach der Ansicht von deutschen und österreichischen Fachmännern ist es jedoch sehr wahrscheinlich trotz der großen
Truppenanhäufungen schon in Frie denszeiten, und trotz des Anbaues des Eisenbahnnetzes keineswegs möglich. Der bedenklichste ^Punkt bleibt endlich die Ver pflegung, und da gibt es eine Grenze, an welcher das Massenaufgebot verhängniß- voll werden kann und für Rußland ver hängnisvoll werden wird. Dort liegt aber gerade die Stärke besonders der deutschen Heeresverwaltung. Wie es aber auch sein mag, Rußland mit seinen fast unerschöpflichen Truppen massen ist für Oesterreich wie Deutschland immerhin ein Gegner