selbst ein durchlöchertes Gewissen haben oder von solchen Oberbehörden zur Zensur bestellt sind, denen das Wohl des Volkes und der Jugend schnuppe ist. Ein solcher Fall scheint in Wien vorzuliegen, wo laut Be- nicht der „Reichspost" dieser Tage "im Hause Ecke Neubaugasse und Mariahilferstraße ein neues Kino eröfnet wird. Die „Reichspost" schreibt dazu: „Seit Wochen sind zu einer Zeit, in der man keinen ^Mau rer für eine notwendige Verpützarbeit austreiben kann und um kein Geld einen gebrochenen Sessel repariert erhält
, in denr genannten Hause ganze Trupps von Handwerkern daran, emsig im Untergeschoß das Werk zu vollenden. Alles in Marmor, Kunsttischlerarbei ten, zeitraubende Jnstallateurarbeiten in Menge. Wo- »zu? Damit ein neues Kino den Massen von Näherin inen, Lehrmädchen, Kontoristinnen, Lehrbuben, Schul- hnngen und Praktikanten, die heute ohnedies so kauf- schwachen Kronen ans den Taschen lockt und der ge botene Schund die jungen Seelen frühzeitig verdor ben mtzcht. Der Bedarf nach einem Kino, jufi
an dieser Stelle, ist zweifellos ein riesiger, denn gegen über ist das Flottenverreinskino, in der Neubangassc gegenüber auf zehn Schritte auch ein Kino, weiter in der Neubaugasse noch ein Kino und das Haydn-Kino und noch so an die zehn andere, keines weiter wie fünf Minuten Weges." Dis ist Kinowahnsinn. Wahnsinn offenbart das kinolüsterne, geldverschwen dende Publikuni, Wahnsinn offenbart aber auch die Behörde, die diesem Publikum so leicht entgegen kommt. Das Kino, wie es heute größtenteils beschaf fen