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Tiroler Post
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Page 2 of 20
Date: 29.06.1906
Physical description: 20
98 Seite 16 Bicken 8 zi Schiiakew Brotspec Banehflei Schwein« Preise s Nachnahme Maximil Wien, Xi Bar, leisten bessere ' Nutzen, schärf allein. Der Stück fl. 2 50, f Rudolf <S SostZ Vor Schwind Blpenlulikun u. Schwefelb komfortabel; t rei durch die LI ist a Mt NsM K.l. (Stuf sehn Mur MM sich mit einem plötzlichen Entschluß, Anna zu und- nimmt ihre Rechte in seine Leiden Hände. „O du blinder, guter, hartherziger Apostel der Pflichterfüllung! Ist dir denn nicht der Gedanke gekommen

, daß du vielleicht besser für Lillis Zukunft sorgst, wenn du den Dingen ihren Lauf, und mich so viel als möglich in Lillis Ge sellschaft weilen läßt?" Anna blickt Emil fest in die Augen. „Willst du damit sagen, daß ich dich als einen Bewerber um Lillis Hand betrachten soll?" „Wenn es mir gelingt, Lillis Herz zu erobern, ja. Nun? Du schweigst?" '„Verzeih. Ich befinde mich, in einer sehr peinlichen Lage. Ich muß etwas erwähnen, was zu berühren mein Zartgefühl verletzt. Trotzdem muß ich sprechen. Ich muß dich daran

ist, sich mit rücksichtsvollem Respekt behandelt zu sehen, ihm sagt man geradezu, daß er unzuverlässig, sei, ein Mensch, dessen Worten man keinen Glauben schenken könne. „Wie kannst du's wagen?" fragen seine flammenden Blicke, die Anna mit ruhigem festen An schauen erwidert, bis seine Augenlider zu zucken ansangen und langsam, langsam über die Augensterne herabsinken. Seine Ge danken sind zur Vergiangenheit zurückgeflogen und haben die An klage erhoben, daß Annas Beschuldigung nur Wahrheit enthält. Wie ihn das beschämt

und demütigt! Und neben dem Gefühl der Er niedrigung, das ihn unsagbar peinigt, steigt langsam heiße Angst irr ihm empor. Der Gedianke blitzt in ihm auf, daß die Rück wirkung seiner alten Schuld sich trennend zwischen ihn und Lilli schieben könne. Köstlicher je vorher läßt ihm dies ihren Be sitz erscheinen, verlangender als je macht das Begehren nach ihr sein Blut wallen. Mit leidenschaftlichem Ungestüm streckt er Anna bittend seine Hände entgegen, aber er ist unfähig zu sprechen, es bedarf

einer gewaltigen Anstrengung, um seine Kehle frei zu ma chen. „Du hast recht, Anna," stößt er gebrochen hervor, „ich habe damals tadelnswert gehandelt. Aber nicht mit Vorbedacht, nicht aus Ueberlegung. Mein Herz war voll dankbarer Verehrung für dich und in der Stille unserer Weltabgeschiedenheit Hab' ich geglaubt, daß das genüge, um dein Leben und meines zu vereinen. Bei mei ner ersten Berührung mit der Welt jedoch ist mir klar geworden, daß mich Selbsttäuschung irre geführt hatte. Ich hätte dir frei lich

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Tiroler Post
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Page 1 of 28
Date: 25.06.1902
Physical description: 28
, Fall- merayerstraße (0. A lütrt/ft OP* AA^Ii 4. Jahrgang. Juni, Leo II. Nr. 25. Gratisbeilage zur „Tiroler Jost." 1902. Nachdruck verboten. Die Murne vom ^öfsjöfasse. Von L a r s L u n e l l. Aus deni Schwedischen übersetzt von Karin. — Autorisierte Uebersetzrmg. (Schluß.) In dem hellen Schatten des Sommerabends schwebte die Jugend um die geschmückte Tanne, und die Töne der Violine über tönten den Gesang der Vögel, die auf den Bäumen saßen. Anna nahm nicht an dem Tanze teil. Schweigend

und in sich gekehrt saß sie bei der Tanne, wo sie und Nils in einer Sommernacht vor ihrem Vater gestanden hatten, in die glücklichen Erinnerungen an dahingeschwundene Tage vertieft. Nils, welcher mit seinem Kameraden umherwanderte, erblickte endlich Anna. Er eilte voraus und begrüßte sie. Anna war jetzt schöner als früher, obgleich etwas bleicher. Es war die Blume in ihrer vollen Schönheit, die jetzt vor ihm stand, und er sah es. Auch der Freund fühlte sich von Anna's Schönheit angezogen. Vertraulich legte

er sene Hand auf ihre Schulter und sagte aus Nils blickend: „In Deinen Wäldern scheinen schöne Blumen zu blühen, Nils!" „Sie wird auch Nils Gattin werden," rief einer der Finnen, der sich genähert hatte, mit zuversichtlicher Stimme. Der Fremde warf einen scharfen, forschenden Blick aus Nils, dessen Gesicht sich mit einer dunklen Röte überzog. Hastig führte er den Fremden von Anna fort und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Sie konnte die Worte nicht verstehen, aber er wich ihr aus und ihr spähendes Auge sah

deutlich, wie er fürchtete, sein Freund könnte glauben, er hätte seine Wahl unter den Mädchen des Finnen- waldes getroffen. Nils hatte während seines Aufenthaltes auf der Schule die Blume des Löfsjöfalles vergessen, und kürzlich hatte er sich seine Braut aus einer reichen und angesehenen Familie ausersehen und ihr „ja" erhalten. Die Ursache, warum er sein früheres Verhältnis zu Anna vor seinem Kameraden zu verheimlichen suchte, lag in dem Umstande, daß der Fremde ein Bruder seiner Braut war. Die kurze

Sommernacht näherte sich ihrem Ende, aber immer noch stand Anna schweigend und sorgenvoll an die Tanne gelehnt. Ach, sie war vergessen. Das Gerücht war wahr gewesen. Die Spiele und Tänze waren verstummt und die Strahlen der Morgensonne glitten schmeichelnd über ihre thränenbenetzten Wangen, als sie durch den duftenden Wald ihrer Hütte zueilte. Wohl war jetzt die Welt dunkel und trübe, und das Herz klopfte in Gram und Schmerz, aber der säuselnde Wald, die duftenden Blumen und die Vögel, welche melodisch

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Tiroler Post
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Page 2 of 20
Date: 18.05.1906
Physical description: 20
sich vor, sich durch nichts be irren zu lassen, sondern unentwegt seinem Ziel zuzusteuern. Wo wohl Anna steckt? Eine Tour muß ich ja doch wohl auch mit ihr tanzen. Er sieht sich rrach ihr um, entdeckt sie aber nirgends. Doch ja, dort am Klavier steht sie ja. Neben Frau von Portschach. Mein Himmel — die arme Anna! Sie sticht mit ih rer einfachen Toilette förmlich auf fällig gegen die glänzend geschmück- teu anderen Damen ab. Warum wohl Frau von Portschach gar so liebenswürdig auf Anna einredet? Ah — sie zieht die Handschuhe

aus — blättert in den Noten . . , bren nend heiß läuft's Emil über's Ge-^ sicht. „Ich möchte nur wissen, wiei ich eigentlich zu der Ehre komme, von Frau von Portschach eingeladen beim Herfahren lächelnd hingeworfen. Amerikanische Egge zu werden," hat Anna Emil weiß jetzt, war um sein Büschen eine Einladung erhalten hat — um den andern zum Tanz aufzuspielen! Und er ist so stolz an ihrer Seite in den Saal geschritten. Das hätte er nur ahnen sollen — einmal und nicht wieder! Im nächsten Moment schon denkt

er nicht mehr an sie, jede Dame aber, mit der der gewandte Tänzer eine Tour absolviert hat, ist seines Lobes voll. Ein witziger, galanter, junger Mann! Es ist Herrn Emil Preyer doch gelungen, sich zur Geltung zu bringen! Aus der einen Tour, die Frau von Portschach Anna zu spie len bat, sind zwei, drei, vie.r, sechs Touren geworden. Man läßt sie am Klavier sitzen, als müsse das sein, kommt nur mit einem flüchtigen: „Ach bitte, jetzt einen Walzer, eine Polka . . ." in ihre Nähe und hat nicht einmal ein Wort

des Dankes für ihre Freund lichkeit — selbst die Hausherrin nicht, die in der Zeit, in der Annas Vater der einflußreiche Präsident, und sie die blutarme Komtesse Zorudorf war, von Zärtlichkeit und Schmeichelei gegen Anna überfloß. Nun, ein zweites Mal wird sie sich- hüten, als „Gast" in diesen Räumen zu erscheinen! Wem: man den armen Emil auch so rücksichtslos behandelt — doch nein, das geschieht nicht. Ein Lächeln der Genugtuung erhellt Annas Gesicht. Da fliegt er vorüber — eine stattliche Erscheinung

. Und während er pausiert — sieh' doch! wie gewandt er die Cour zu schneiden ver steht! Das amüsiert Anna und sie behält ihn im Auge. Sie muß es dock) endlich einmal abwarten, wenn er' zu ihr herüberblickt, um zu.erforschen, was sie zu seinen Erfolgen sagt. Man kann ja auch mit Blicken zu einander sprechen. Sie wartet und wartet — und wartet vergebens. Ein Stich fährt ihr dur'ch! die Brust. Sie beobachtet ihn unausgesetzt, nicht einmal, nicht ein einziges Mal grüßen sie seine Augen. Er ist mit seinen Gedanken so fern

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Tiroler Post
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Page 2 of 20
Date: 04.05.1906
Physical description: 20
«eite 16 66 Beachtung zu schenken, nimmt Elisabeth zuvorkommend Anna die Noten ab, die diese in der Hand hält, schlingt den Arm zutraulich um ihre Taille und geht mit ihr zusammen die Stiege hinauf. Be troffen und verlegen blickt ihnen der Bediente nach — er bat die stumme Zurechtweisung feiner jungen Herrin recht gut verstanden. Als die beiden Damen verschwunden sind, dreht er sich um, schneidet eine Grimasse und murrt rä- sonnierend vor sich hin. Es ist ja rein lächerlich, was für Geschichten

Fräulein von Port schach mit ihrer Musiklehrerin macht! Die braucht sich wirk lich nicht so viel einzubilden — sie verrichtet gerade so wie er hier im Haus für Geld eine Arbeit. Was — das ist nicht d e Hauptsache. Arbeit ist Ar beit! Ohne mehr Worte als die einer flüchtigen Begrüßung aus getauscht zu haben, sind Anna und ihre Schülerin in Elisa beths Arbeitszimmer an gelangt. Dort macht ein ziemlich korpu lentes Fräulein mit einem Wischtuch Jagd auf ein paar Staubatome, die sich auf die peinlich sauber

gehaltenen Mö bel niedergelassen haben. Auch sie begrüßt Anna mit großer Herzlichkeit. „Elisabeth hat's kaum er warten können, daß Sie kommen, Fräulein von Moosbach," sckerzt ste gutmütig. „Sie behauptet, daß die Uhren an den Tagen, an denen Sic ihr Unterricht erteilen, weit langsamer gingen als an den andern." „Nur bis Anna da ist," sagt Elisabeth innig. „Dann laufen' die bösen dafür wieder mit unerträglicher Schnelligkeit." Anna zieht ihre Handschuhe aus. „Wenn sie das tun," er widert sic freundlich

lockt." „Wenn Elisabeth einmal heiratet, wird sie gewiß mit Freuden die Oberaufsicht über ihr Hauswesen in Ihre Hände legen, liebes Fräulein Kruse." „Ich werde nie heiraten, Anna." Gemälde von Bel lang er. Das junge Mädchen spricht diese Worte so ernsthaft und mck so eigentümlicher Betonung, daß sich Anna und Fräulein Kru se betroffen anblicken. Anna streckt ihrer Schülerin die Hände eut- gegen. „Wenn das Ihr Vorsatz ist, Elisabeth, dann wird es mir dop pelt Pflicht, unsere Stunden

sind, wenn sie in Klondyke eintreffen. hin mit ihr, liebste Anna — wenn ich Sie nicht habe, spiel' ich dafür mit verdoppeltem Fleiß." „Ganz richtig ist das doch nicht." „Doch, es ist's gewiß. Fräulein Kruse paßt auf und macht mich auf jeden Fehler aufmerksam." „Tun Sie nur Elisabeth den Willen, liebstes Fräulein!" bittet flächliche Bekanntschaften sind nie ein Gewinn für Herz und Vev stand. Sie müssen darum trachten, sich recht, recht intim mit Darm Musrka zu befreunden." „Kluge Worte!" nickt beifällig Fräulein Kruse

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Tiroler Post
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Page 12 of 14
Date: 07.06.1902
Physical description: 14
wird zu kaufen gesucht. Wer? sagt die Verwaltung der „Tiroler Post", Innsbruck, Fall- mernrayerstr. 10, Parterre. selbst reich sind, was bedeutet dann die niedrige Hütte und das knappe Brot? t t __ r , Anna blies noch eine letzte Melodie, während das Walburgts- feuer schwärzer und schwärzer wurde. Allmählich trieb die ein brechende Dunkelheit die frohe Sckar auseinander. Freundlich schau ten die Sterne hernieder, und die milden Frühlingswinde fächelten die jugendlichen Wanderer, die nun den steilen

und im Dunkeln schwer erkennbaren Waldpfad hinunterzogen. Doch ist man in jenen Gegenden bequeme Straßen nicht gewohnt und niemand klagte über den Weg. Bald war die Menge unten am Berge angelangt, von ferne klangen noch hier und dort die Hörner, und bisweilen hörte man einen lauten Büchsenschuß. „Danke für Dein schönes Lied, kleine Anna," ries Nils, der sich auch in der Schar befand, welche jetzt bis zu einem großen Moor gelangt war. Ueber denselben führte ein Steg, auf welchem die Jungfrau

zu ihrer ärmlichen Hütte gelangen mußte. Nils ging stillschweigend unter seinen Kameraden, ohne sich seine Stimmung recht erklären zu können. Eine namenlose Un ruhe hatte sich "seiner Seele bemächtigt und doch hätte er dieselbe nicht entbehren mögen. Als er die hübsche Anna elfengleich über den Steg, der über den Moor führte, gleiten sah, ergriff ihn Sehn sucht; könnte er ihr nur noch einmal für ihre schönen Lieder danken. Ach, in der Seele des jungen Finnen war das lieblichste aller Gefühle, die Liebe, erwacht

in aller Frühe eine Wanderung zum Löfsjöfalle in der Hoffnung, mit Anna zusammenzutreffen, ohne einen Besuch in ihrer Hütte zu machen. Er war mit einer erprobten Büchse versehen, hatte aber keine Lust, die Birschhühner und Auerhähne zu stören. Still, in liebliche Träume versunken, wanderte er durch die Gegend. Bald hatte er den Waldesrand erreicht, der an Anna's Hütte grenzte, und er konnte sehen, wie eine Rauchsäule sich über derselben erhob. Unser junger Mann wollte sich nähern, als er einen schönen Gesang

ertönen hörte. Er konnte sich nicht irren, es war Anna's Stimme. Mit klopfendem Herzen stand Nils und horchte den wohllautenden Tönen, welche so gut mit der Freude und dem Frieden, die über dem Frühlingsmorgen ausgebreitet waren, im Einklang standen. Anna sang: „Jeden Morgen möge ich Denken an des Tages Segen, An die weihevolle Zeit, Da der Gnade Sonne sich Hold der ganzen Welt entgegen Hob in Glanz und Herrlichkeit. Und es hörten Hirten klingen, Aus der Höhe wunderbar, Gottes Engel selig singen

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Tiroler Post
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Page 1 of 20
Date: 10.08.1906
Physical description: 20
, Lilli!" sagt Anna bekümmert zu ihrer Schwester. „Du kommst ja blässer als du fort gingst aus der frischen Luft zurück! Ist dir nicht wohl? Verspürst du irgend etwas, was dir Be schwerden verursacht?" „Mir fehlt gar nichts, liebe Anna." Lilli setzt sich still in die Ecke des Erkers, in der sie von dem in reichem Faltenwurf herabhängenden Vorhang vor den Blicken aller im Zimmer be findlichen Personen verborgen wird. „Ja richtig, war Vetter Emil hier?" „Um diese Zeit besucht er uns ja nie, wie kommst

du denn dazu, das zu fragen?" „Ach, ich meinte nur so." Er ist also nicht von ihr zu Anna geeilt, um ihre Hand zu erbitten. Eine Pause. „Lilli!" „Anna?" „Ich habe dir etwas Betrübendes mitzuteilen, erschrick nur nicht. Die arme Frau von Wölser ist heute früh von ihren Leiden erlöst worden." „Dann kann Hei. . . dann muß ja Mister Whitehead seine Wreise nach England noch ver schieben?" „Allerdings. Willst du nachmittags mit mir in die Stadt fahren? Ich muß einen Kranz be stellen." „Ich möchte auch im Sommer sterben!" sagt

Lilli träumerisch. „Und Rosen — in lauter Ro sen mußt du mich betten." „Törichtes Kind — der Natur der Dinge nach kommt die Reihe zuerst an mich." Wieder Stille. „Anna —" „Nun?" „Diese Todesfälle — so rasch nacheinander — das Cottageviertel ist mir unheimlich gewor den. Geht es nicht, daß wir heute unter irgend einem Vorwand in der Stadt bleiben? Heute und morgen — nur auf ein paar Tage — bis nach dem Begräbnis Frau von Wölsers?" „Was für ein Einfall! Was würde wohl Frau von Portschach sagen

ein wenig über das nach, was du tust und sprichst, dann kommt das richtig und gut handeln ganz von selbst." Lilli seufzt nur tief auf. „Jetzt bleibt Elisa beth natürlich nicht länger bei Wölsers?" wirst sie nach einer Weile hin. „Mich wundert, daß sie noch nicht hier ist." „Jetzt wird es wohl Ernst werden zwischen ihr und Graf Zorndorf." Anna lacht. „Zerbrich dir doch den Kopf nicht über Dinge, die dir vollständig gleichgültig sind." Gleichgültig? Ihr! Das . . . ! Lilli nimmt ein Buch von dem Tisch

, neben dem sie sitzt, und schlägt mit geflissentlich lautem Rascheln ein paar Blätter in ihm um. Sie weiß, daß sie daraufhin von Anna in Ruhe gelassen wird, nie stört sie jemanden, der arbeitet. Sie tut dies übrigens auch, Lilli hört das hastige Kritzeln ihrer Feder. Es tut ihr wohl, so allein mit ihren Gedanken zu sein. Sie ist dies noch keine halbe Stunde, als sich rasche Schritte der Zimmertür nähern. Wie fatal! „Stör' ich Sie, Fräulein von Moosbach?" Aber auch gar niemand trifft es so ausge

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Tiroler Post
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Page 2 of 20
Date: 13.07.1906
Physical description: 20
verscheuchter Tauben ist alles auseinandergestoben, sogar Grete und Martha Wollheim sind unverlobt, wie sie gekommen, in ihr stilles Provinznestchen zurückgekehrt. Ganz na türlich — zu Portschachs ging man, um sich zu amü sieren, das aber war doch in einem Haus nicht mehr möglich, in dem man fortwährend an die entsetzliche Ka tastrophe erinnert wurde, die sich dort abgespielt hatte. Auch Anna von Moosbach hat davon gesprochen, in ihre Stadtwohnung zurückkehren zu wollen. Nicht aus dem Grunde

, der die andern in die Flucht gejagt hat, sondern weil sie und Lilli Elisabeths Gäste waren, diese aber beständig bei Lori weilte. Ganz außer sich hatte jedoch Frau Melanie Anna beschworen, sie nicht zu ver lassen. Die an Geselligkeit so sehr gewöhnte Frau war geradezu unglücklich über die -Stille, die jetzt in ihrem Heim herrschte. Am liebsten wäre and) sie dem Bei spiel ihrer Gäste gefolgt, hätte Reißaus genommen nach irgend einem fashionablen Badeort; ihr Gatte jedoch hatte ihr kategorisch erklärt

nicht mehr von einer Reise, war aber fortwäh rend in der allerschlechtesten Laune. Nein, nein, Anna durfte nicht fort, sie kam sich so schon ganz vereinsamt und verlassen in ihrer langen, lee ren Zimmerreihe vor! Lächelnd hatte Anna eingewilligt, dazubleiben. Es hatte sich ganz von selbst gemacht, daß ihr Wohn , 'nach — ein allerliebster kleiner traulicher Salon war von Elisabeth für Anna ausgewählt und so behaglich als möglich ausgestattet worden — der Sammelpunkt geworden war, an dem sich allabendlich

die Eigentümer und Gäste der Villa Portschach zusammenfanden, um miteinander zu plaudern. Denn einmal war der Aufenthalt in den großen Prachtsalons Frau Melanies für so wenige Personen wirklich ungemütlich, zweitens drängte sich ihnen in den glanzvollen Räumen stets die Erinnerung an die unglückliche Lori auf, die dort in ihrer Mitte gelacht und gescherzt hatte, und mit dem Behagen war es dann jedesmal unwiderruflich vorbei. Bei Anna ließ sich leichter das entsetzliche Unglück, das sie miterlebt

! „Seiner Ansicht nach sei darauf kaum zu rech nen," berichtete Herr Whitehead, der nach einem Besuch in der Villa Salten bei Anna von Moos bach vorspricht. „Salten gefällt mir gar nicht!" fügt er kopfschüttelnd hinzu. „Die trübe, apathische Stimmung des lebhaften Mannes ist ein schlech tes Zeichen." „Ich begreife nicht, wie es der Baronin mög lich ist, sich jetzt um geschäftliche Angelegen heiten zu kümmern," tadelt Fräulein Kruse. „Die Pflege ihres Gatten müßte ihr doch mehr anr Herzen liegen, als irgend

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Tiroler Post
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Page 2 of 20
Date: 17.08.1906
Physical description: 20
Sie uns' treuverbündete Freunde bleiben, über die Periode bräutlichen Empfin dens sind wir hinaus." Er lächelt nur, unendlich gütig, aber auch selbstbewußt und überlegen. „Anna, mein Lieb ling," sagt er zärtlich, „wenn Sie über die Bedingungen nachdachten, die Eheglück ver bürgen, was ist Ihnen dann als das Notwen dige erschienen?" Sie sieht ihn eine Weile mit ernstem Nach denken an und muß plötzlich lachen. „Wie sie das Lachen verschönt und verjüngt!" denkt White- head entzückt und unterdrückt nur mit Mühe

das Gelüst, sie wieder in seine Arme zu ziehen. Seine offen gezeigte Bewunderung verwirrt Anna, scherzhaft droht sie ihm mit dem Fin ger. „Ja, wenn ich das ganz genau und mit unfehlbarer Sicherheit bezeichnen könnte, glauben Sie nicht, daß ich dann eine Entdeckung gemacht hätte, die an Wichtigkeit kaum der Auffindung des Steines der Weisen nachgäbe? Was das Glück in der Ehe verbürgt? Das gemeinsame Glück zweier Wesen, deren Empfindungen und Anschauungen dem Wandel unterworfen sind. Schließt

und offen m das ehrliche, treuherzige Männergesicht, das sich Sie haben Unrecht, Anna. Ich will Ihnen schildern, was mir mrt dem Ausdruck inniger Zärtlichkeit über sie beugt. Ein Gefühl als das Ideal einer Ehe erscheint. Nicht ein Bündnis, das un namenloser Freude durchflutet sie, ihre und Whiteheads Hände um- bedachte Leidenschaft schließt, denn die ist allerdings vergänglich. sMiUgen sich mit festem Druck. Nicht mehr allein! Wenn sich aber zwei zielbewußte Menschen, die sich schätzen und <ste seufzt

schmerzlich auf und ist wieder ganz der Wirklichkeit hoch halten und in ihren Anschauungen und Neigungen überein- gegeben. Wieder Anna von Moosbach. Selbstbeherrscht lächelt stimmen, in sittlichen Anschauungen, in ideellen Neigungen, wenn ste Whrtehead zu. „Seit wann ist es wohl, daß wir in so herzlicher die sich geloben, vereint alles Trübe zu tragen, was ihnen das Schick- Freundschaft einander zugetan sind?" fragt sie ihn träumerisch. „Seit wir geahnt haben, daß wir zu- sammengehören, seit wir erkannten

, daß wir uns ergänzen, daß wir nur Hand in Hand und Seite an Seite zur Vollentwicklung un seres Wesens gelangen können." Staunender Schreck tritt in ihre Au gen. Das? Nein, oh nein! Daran hat sie nicht eine Sekunde lang gedacht, und das ist ja auch unmöglich! „Denn so ist es, Anna!" fährt White-- head mit überzeugter Festigkeit fort. „Wohl sind bisweilen Zweifel in mir aufgestiegen, ob auch Sie sich ebenso wie ich zu.dieser Erkenntnis durchringen würden, die letzten Minuten jedoch haben unwiderleglich darge tan

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Tiroler Post
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Page 11 of 12
Date: 14.06.1902
Physical description: 12
95 Stirn des stattlichen Jünglings zu lesen. Er erinnerte an den jungen Adler, der sich aus seinem Nest hinaussehnt. „Mögen Glück und Frieden Dich begleiten, Nils. Vergiß nicht Deine Freundin hier im Walde, es wird einsam ohne Dich sein Laß sehen, in welcher Richtung Du ziehst." Anna blickte bei diesen Worten fragend nach den hohen Bergen. „Sieh', dort über den Berg, wo der klare Stern funkelt, geht mein Weg." Nils wies mit dem Stecken nach der Richtung, in welcher er ziehen sollte. „Danke

für die Mitteilung. Wenn der Winterabend kommt schicke ich Dir einen Gruß mit diesem Stern, und er blickt Dich an und flüstert: Vergiß nicht Deine Anna im Finnenwalde" Nils und Anna hatten jetzt die schneebedeckte Höhe oberhalb Tallosen erreicht .Der Abend war kalt, aber schön/ Ein rotes Nordlicht färbte den tiefblauen Nachthimmel, der große Bär schwamm in einem Flammenmeer, und an dem prächtigen Him- melsgezelte funkelten tausende von Sternen so bold und freund lich, als wollten sie Hoffnung und Freude

in jedem leidenden Wan derer aus Erden entzünden. Schweigend und von dem herrlichen Schauspiel hingerissen Saatfeld an der Saale. Nach dem Gemälde von Paul L ü b b e ck e. Unter zwei brennenden Herzen las man den Verö l „Dem, der mir dies Buch gegeben, Meinem Freund, Dir Gottes Segen, Immer will ich darin lesen, Bis man mich in's Grab wird legen." Von den Flammen des Nordlichts beleuchtet, las sie die ein fachen Zeilen, und ihre Blicke strahlten vor Freude und Dank barkeit. .. "^^^ohl, Nils," sagte Anna

schließlich, während an den starrten Thränen niederst open, die bald zu Eisperlen er- - rr. Schneeschuhe waren bald wieder befestigt und auf der selben Spur eilte Anna zurück in ihre Hütte. Das Buch, das kost bar^ ße^' an U)m ' 23ru ' t unb "ach Nils zurückschauend, „Gott segne Dich, mein Freund!" Fmige Jahre waren verflossen. Wieder blühten die Kirschen am Lossjofalle, und die Lieder der Hirten erklangen in den Bergen. n,( / un ^ Freude in der Wildnis, und auch jetzt versammelte sich di« fugend

nach Tarif berechnet. Geldsendungen (Bestellungen sind zu adressieren an die Administration der „Tiroler Post" in Innsbruck, Fall- / merayerftraße ( 0 . a blieben die jungen Leute stehen und sahen sich um. Die Winterluft und die rasche Bewegung hatten ihre Angesichter mit Rosenfarbe überhaucht. Sie setzten sich auf einen umgeworfenen Baumstamm nieder. „Wann kommst Du wieder in die Thäler Deiner Heimat^" fragte Anna. „Ich weiß es nicht," antwortete Nils, aber Du sollst von mir Horen. Ich möchte

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Tiroler Post
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Page 10 of 12
Date: 14.06.1902
Physical description: 12
Grosses Lager in- und ländischer Stoffe. NB. Bestellungen nach Aus werden schnellstens ausgeführt. Komme auf Verlangen mit M ins Haus. 114 Alois Achtsclim Zivil- u. Uniformschneider Innsbruck, Bürgerstrasse Nr. 20. »»»»»»»»»»» Für Hausfrau hatte Mats zwei Söhne, die mit derselben Arbeit beschäftigt waren. Die Werkzeuge wurden fleißig gehandhabt und ruhten nur, um die Locken von der heißen Stirn zu streichen. Im Innern der Stube saß Anna und arbeitete an einem Strickstrumpf. Der Vater erzählte

, mit Schnee und Reiffrost bedeckt, trat hinein. Nachdem er den Schnee abgeschüttelt hatte, nahm er neben dem Feuer, auf einem Holz klotz, Platz. Anna begrüßte ihn mit herzlicher Fröhlichkeit, aber nachdem sie ihn eine Weile betrachtet hatte, fragte sie: „Was hast Du heute Abend auf dem Herzen, Nils? Ietzt trocknete auch der Vater mit der linken Hand den Schweiß von der Stirn und sah auf. . „Wir haben einen Plan gemacht und ich denke daran, m die „Ia so," sagte der Alte langsam, und sein gefurchtes Gesicht

auf die noch jetzt in Schweden bestehende Sitte, nach welcher eine Braut an ihrem Hochzeitsmorgen eine Myrthenkrone trägt. (Anmerkung der Uebersetzerin.) Ein neues Wasserfahrzeug. Deine armen Brüder in der Wildnis des Finnenwaldes. Erinnere Dich auch Deines Versprechens am Iohannisfest, erinnere Dich, daß nicht nur der Wald, der Himmel und die Heide Deine Zeugen waren, sondern auch der Vater, der über den Sternen wohnt. Mein Leben ist bald zu Ende, aber noch im Grabe würde ich trauern, wenn Anna verlassen würde." „Folge

mir ein Stück Weges," bat Nils, indem er sich zu Anna wandte. „Das war ein rascher Entschluß," murmelte der Vater, nachdem die beiden jungen Leute die Hütte verlassen hatten. Anna und Nils gingen neben einander auf ihren Schneeschuhen, denn auch er- stere war wie die meisten Mädchen jener Gegend, ge wohnt, auf Schneeschuhen zu reisen. Hand in Hand glit ten die beiden Liebenden vor wärts, aber keines von ih nen schien das Stillschweigen brechen zu wollen. Die Ab schiedsstunde machte sie be klommen

. „So wirst Du aus dem Finnenwalde fortreisen," sag te Anna schließlich wehmütig. „Ja, das werde ich, aber traure nicht deswegen, Anna. Meine Blume vom Löfsjö- falle vergesse ich nicht, und wenn ich die Schule durchge macht habe, bauen und woh nen wir miteinander wie zwei Turteltauben." „Aber dann wirst Du ein Herr, und später ist viel leicht" die Blume des Finnen waldes zu gering für Dich/ fuhr Anna fort, und ihr kla res Auge sah im Sternenlicht forschend auf Nils. „Nein, siehst Du," versicherte Nils mit Wärme „die ver steckte

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Page 3 of 20
Date: 10.08.1906
Physical description: 20
123 hat etwas Lerchenhaftes, dort, wo er seine Zähne in sie eingräbt, perlen kleine Blutstropfen auf seiner Unterlippe. „Und das alles materiellen Vorteils wegen!" denkt Anna empört. Ohne zu sprechen, ohne rhm einen Stuhl anzubieten, steht sie ihm gegenüber. „Ich habe dir vor einiger Zeit meine Absicht ausgesprochen," beginnt er endlich eintönig, „deine Schwester Lilli zu meiner Frau zu machen, wenn es mir gelänge, ihr Liebe für mich einzuflößen. Lewer bin ich zu der Erkenntnis gekommen

, daß mir dies nie gelingen wird. Ich halte -es für meine Pflicht, dir dies mitzuteilen. Daß mit dieser meiner Erklärung auch jede Verpflichtung, jedes Gebundensein -erlischt, das für mich aus meiner Absicht, um Lilli zu werben, entsprang, ist wohl etwas ganz Selbstverständliches. Wenn ich aber auch darauf verzichten muß, Lilli mein zu nennen, emen treuergebeneren Freund als mich wird sie nie besitzen." In Anna kocht es. Auch ein Heuchler ist er also! Er bricht nicht nur in schimpflicher Weise eine eingegangene

zusammen, wie unter ei nem tötlichen Streich, er will sprechen und kann es nicht, müh sam ringt er nach Atem. Sei ne Verwirrung bereitet Anna eine Genugtuung, zu schmerz lich hat sie sein Verrat getrof fen, er hat ihre Geduld er schöpft, ihre Herzensgüte ver stummen lassen. Not. und Ent behrung hat sie für ihn ge tragen, und zum Dank dafür hat er Jahre ihres Lebens ver giftet. Und trotzdem hat sie sich noch ein zweites Mal von ihm mit schönen Worten be tören lassen, mit denen er sie verblendete

bleibt und nicht zittert, „daß Sie sich bewogen fühlen, meiner Schwester Lilli Ihre treuergebene Freund schaft zu offerieren. Ich bin jedoch überzeugt, daß Lilli die Bitte, die ich jetzt an Sie richten werde, als die angemessenste Antwort auf Ihr Anerbieten betrachten wird, die Bitte nämlich, uns in Zukunft nicht mehr als Ihre Verwandten, sondern als Ihnen gänz lich ftemde Personen zu betrachten. Ich bedaure lebhaft, diese Bitte nicht schon vor Jahren an Sie gestellt zu haben." „Anna, mach

aus den meinen." Anna taumelt zurück, klammert sich an einen Stuhl. „Du lügst! Das ist nicht wahr ! Du willst nur deine verächtliche Hand lungsweise beschönigen." Der Erkervorhang wird rasch zurückgeschlagen, hocherhobenen Hauptes steht Lilli vor Anna und Preyer. „Er spricht die Wahr heit, Anna!" sagt sie stolz. „Ich habe Heini vorhin gestattet, mrr durch einen Kuß auf die Stirn Lebewohl zu sagen. Und ich segne den Augenblick, in dem das geschah. Denn vor her, Anna, vor einer Stunde hat Emil mich in seine Arme

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Tiroler Post
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Page 3 of 20
Date: 17.08.1906
Physical description: 20
127 ich werbe um Sie, weil ich in Ihnen die mir von Gott bestimmte Gefährtin erkannt habe, und Sie werden die Meine werden, weil Ihnen sowohl Ihr Herz wie Ihr Verstand sagen müssen, daß Sie nicht das Recht haben, sich und mich zu einem einsamen glücklosen Lelen zu verurteilen. Anna, teure Anna, Ihr Empfinden hat Ihnen vorhin den Weg gezeigt, der der rechte für uns ist, Anna, mein Liebling, du darfst das Glück nicht zerstören, das wir uns durch unsere Vereinigung zu eigen

' ich ein Unterpfand, daß Sie mein sind, Anna!" waren Whiteheads erste Worte. „Ein großes Geschenk begehre ich von Ihnen, meinen Teil an dem Kummer, der Sie bedrückt." Wie wohl tut es ihr, über den mit ihm sprechen zu können! Sie erzählt ihm, was sich heute zugeiragen hat, Preyers schmäh liche Handlungsweise, Lillis Geständnis, ihr Liebesleid, gibt ihm auf seine verwunderte Frage, warum Heini nicht um Lilli werbe, wenn er sie liebe, genauen Aufschluß über die mißliche Lage Zorn dorfs, die sich dem hindernd

aus eigennützigen Beweggründen ropa leider in noch lange nicht genügender Weise. Aber blicken Sie zu uns hinüber, wie da die Kräfte sich rühren! Auch jene, die lei Ihnen noch beinahe gänzlich zur Untätigkeit verurteilt sind — die der Frauen. Sie werden ja die unseren kennen lernen, Anna. Die freie Entfaltung ihrer intellektuellen Fähigkeiten bewahrt sie vor dem, was Ihnen mit Recht Abscheu einflößt. Durch die Ar beit erringt die Frau die Freiheit, unbeeinflußt nach ihrem Em pfinden handeln

zu können. Und das Empfinden der freien Frau ist in den weitaus meisten Fällen gut, rein und edel. Hingebung an die Arbeit übt stets einen sittlichenden Einfluß aus." „Ja, Anna — nicht müßigem Lebensgenuß gehen Sie an meiner Seite entgegen, ernsten Anforderungen an Ihre Tatkraft werden Sie gegenüberstehen. Daß Ihnen grade das Befriedigung gewähren. wird, weiß ich. Ihr auf Ernstes gerichtetes Streben war es ja, was mich zuerst erkennen ließ, daß Sie die rechte Lebensgefährtin für mich sein würden. Wir sind von gleicher Art

, Anna. Aber noch jemand möchte ich zu unserer Lebensanschauung bekehren, Anna — den Grafen Zorndorf. Sie behaupten, seine Werbung um Elisabeth von Portschach werde erfolglos sein?" (Schluß folgt. , Volkszeitung", llten hat, dem fse entnehmen :ern um Hoch- WorteS: „Re st. Der gleiche ie Sterblichkeit e Entdeckungen ch auch diesen Schreiber redet egen die christ- der und schätzt en eine „Tob en Kapitalisten artei zu reden, zerin und Rebse t Schluß seines der Artikler ftlichen Erguß: c heutigen wirt

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Tiroler Post
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Page 3 of 20
Date: 04.05.1906
Physical description: 20
67 Ihre Staubtücher beinahe mit Inbrunst an die Brust drückend eilt fte mit ihnen zur Tür hinaus. Anna und Elisabeth sehen sich lächelnd an. „Fraulem Kiufe ist eine lebendige Illustration Ihrer Worte, Anna halten Lie es für möglich, daß sie etwas vermißt, so lange es Ltaub zu wischen und Ordnung zu machen gibt?" „Grade Fräulein Kruse würde eine prächtige Hausfrau werden nud m der ^orge sur ihren Gatten, ihre Kinder, das größte Glück nnden. Hoffentlich stellt sie das Schicksal auf den Maß

, allen Menschen Gutes tun können, still irgendwo arwits leben und keinen andern Gedanken, kein anderes Streben baten, als die Menschen zu veredeln. Sehen Sie, Anna, das war' mir das Liebste." „Sie werden auch mitten im Leben für das Wohl Ihrer Mit menschen sorgen können." „>za, aber niir iß, als ob ich dort nicht hingehöre, nie heimisch werden könnte. Ich wünschte, man erlaubte mir, der Welt zu ent sagen, mich ganz dem Dienst unseres Herrn und Heilandes zu weihen teinem Beispiel nachzuahmen

, so viel cs in meinen Kräften steht' Ist es Unrecht, wenn ich die Erfüllung dieses Wunsches an strebe "Wenn Sie sich berufen fühlen, allein nctch sind Sie zu jung, Elisabeth, um das bestimmt zu wissen. Warten Sie noch wird er forschen Sie beständig Ihr Gemüt. Was sagt Ihr Vater zu Ihrem Wunsch?" „Sie sind die erste mtb einzige Person, vor der ich ihn aus gesprochen habe. .Trotzdem weiß ich, daß mein Vater nie mit ihm übereinstimmen wird. Und ich sehne mich so unsäglich nach dem Klosterfrieden. Oh Anna, was soll ich tun

?" „Ich Hab' es schon gesagt: warten. Nun aber genug des Aus Alaska, dem Lande der Goldsucher: Ansicht der Hafenstadt Skagwap im Bukon-Gebiek. vor der Alternative, entweder ihre Verwandten einem recht trau- ngku Schicksal zu überlassen, oder auf die eigenen Wünsche und Zu- lunstspläne zu verzichten. Was war in diesem Fall ihre Pflicht?" disabeth hatte Anna, während diese sprach, unverwandt ang'e- tnct^ >wtzt legt ;ie ihren Arm um Annas Schultern und preßt lhr Geßcht zärtlich an deren Wangen. „Das sind Sie, Anna

," erklärt sie bestimmt, „Ihre Geschichte ist es, die Sie mir erzählt haben." „Elisabeth!" Tie küßt Anna auf den Mund. „Leugnen Sie nicht, schenken Sw mir Ihr Vertrauen!" bittet sie weich. „Oh, wie gut sind Sie! Hab ich sie auch so lieb. Ich will auch so gut werden au eie. Bitte, leiten Sie mich immer mit Ihrem Rat. Ich un ^ or über vieles, so unsicher. In mir ist so viel Widerwillen gegen Dinge, die andern kein Mißtrauen einflößen. Vielleicht Hab' ich Unrecht. Aber ich sehne

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Tiroler Post
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Page 1 of 20
Date: 25.05.1906
Physical description: 20
); die größten Opfer konnte Anna alle Ver bindlichkeiten des geliebten Verstorbenen decken. Mer trotzdem sie jetzt so gut wie nichts mehr besaß, hielt sie doch ihr Versprechen. Dies war ihr da durch erschwert, daß ihr Vorsatz, ihre Schwester selbst zu erziehen, sickst als unausführbar erwies. Die Kleine war ganz und gar das Ebenbild ihrer toten Mutter, der die Haupt schuld an der Zerrüttung des Moos- bach'schen Wohlstandes zugeschrieben werden mußte. Lw be durfte einer unausgesetzten strengen Ueberwachung

. Anna aber hatte dazu keine Zeit, sie mußte ja ihren Unterhalt durchs Arbeit verdienen. Und Leni parierte der kleine Wildfang nicht, so ungern sie dies tat, Anna sah ein, daß es ihre Pflicht sei, Lilli unter die Botmäßigkeit geschulter Erzieher zu stellen. Sie übergab sie dem bestberufensten Pensionat, das sie ausfindig machen konnte. Und tatsächlich bewirkte beständige Aufsicht und die Gesellschaft gleich altriger Mitschülerinnen, daß das Kind sich zum Gehorsam beguemte und im Lernen vorwärts kam

. Für dieses Resultat brachte Anna gern die Opfer, die ihr Lilli's Aufenthalt in der Pension auf erlegte. Sie liebte ihre Schwester trotz ihrer Fehler von ganzem Herzen. Sie hatte sich nach ihrer Trennung von Lilli grenzenlos ver einsamt gefühlt. Da kehrte Emil in seine Vaterstadt zurück, um durch den Besuch ber hauptstädtischen Technikums seine Ausbildung zu beschließen. Auch er Hatte sich einschränken müssen, Anna hatte ihm nur die allerknappste Deckung für seine Bedürfnisse zusenden können. Wie schwer

Herrichten zu lassen, die werktätige Hilfe der treuen Leni — das alles hatte ihr ermöglicht, ihr Versprechen zu erfüllen. Auch Emil tat, was er konnte, versäumte keine Gelegenheit, etwas zu verdienen. So war es ge gangen. Sobald sie über diesen Punkt beruhigt war, freute sich Anna rückhalt los über Emils Anwesenheit. In ihm war ihr doch jemand nahe, mit dem sie Bande des Blutes verknüpften, des sen Gesellschaft das Gefühl ihrer Ver einsamung nicht zu stark aufkommen ließ. Nur in einem Punkt

, die sie deshalb ^miteinander hatten, stellte Anna die Forderung aus, diese Frage fortan in ihren Gesprächen unberührt zu lassen. Er versprach dies, ließ aber trotzdem keine Gelegenheit zur Verspottung des weiblichen Bildungshungers unbenützt vorübergehen. Anna schwieg dazu, um neue Erörterun gen über diesen Gegenstand zu vermeiden. Allein es schmerzte sie, dem einzigen Menschen gegenüber, mit dem sie in vertraulichem Verkehr stand, über das schweigen zu müssen, was sie mehr als alles andere anzog

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Tiroler Post
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Page 3 of 20
Date: 11.05.1906
Physical description: 20
, der ihr selbst eher unbequem als angenehm war. Er verbarg es daher sorgfältig vor ihr, daß ihn Pörtschachs Aufmerksamkeit nnt großer Genugtuung erfüllte. Das war doch endlich ein Milieu, m dem es sich verlohnte, sich zur Geltung zu bringen. Und geschehen mußte dies, - war gar kein Kunststück den reichen imd vornehmen Hohl köpfen gegenüber. Die Brust von Siegesgewißheit erfüllt, fuhr er mit Anna nach dem Palais Pörtschach. Als er s-edoch durch em Spalier von reich livrierten Dienern die taghell beleuchtete Stiege

auf den Zahn fühlen/ Es war das erste Mal, daß Emil Preyer eine Einladung m ein reiches und elegantes Haus erhalten hatte. Anna gegenüber hatte er getan, als sei das die allerbelanglosefte Sache’ von der Schlafzimmer. Er war froh, daß er fein Gäschen Anna am Arm hatte, nicht allein dem Kreuzfeuer von Blicken gegenüber,tand, die, wie er meinte, sich sämtlich angelegentlich auf ihn hefteten Er ward ver legen und befangen wie ein Schuljunge. Anna fühlte fernen ^lrm zittern und sah ihn erstaunt

an. Ihr unbewegtes gleichmütiges Gesicht gab ihm seine Ruhe so ziemlich wieder zurück. Nun stan deil sie auch schon vor der Hausfrau, auf die Anna losgesteuert war. Anna stellte Frau von Portschach ihren Verwandten vor, denn als Emil ihr nach der erhaltenen Einladung ferne Auswartung hatte machen wollen, war Frau Melanie nicht zu Hause gewesen. Sie und ihr herzutretender Gatte sagten ihm ein paar konventionelle Phrasen, machten ihn mit den sie umstehenden Personen bekannt und wandten sich neuen Ankömmlingen

zu. Anna geriet mit einigen Bekannten in ein Gespräch, er aber stand allein und verlassen da. Nie mand kümmerte sich 'um ihn. Er sah ein, daß dies ganz natürlich war, ärgerte sich aber trotzdem furchtbar darüber. (Fortsetzung folgt.) nd Vaterland". „Tiroler Post" kann czeit bestellt werden, keife siehe links.) iktionsschl. Mittw. nufkripte werden cht zurückgefandt. serate werden ;st nach Tarif be- tet u. nehmen solche soliden Annoncen- areaus^entgegen. dfendungen (Be- mgen) u. Zeitungs mationen,sowie

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Tiroler Post
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Page 1 of 20
Date: 29.06.1906
Physical description: 20
nimmt. Tausend ge gen eins zu wetten, daß sie es nicht einmal bemerkt, wie er sie umschwärmt. Gegen alle gleichmäßig freundlich, sieht sie auch über ihn mit demselben g ela; jenen Gleichmut hinweg, der einzig Anna gegenüber eine wärmere Färbung annimmt.. Der Herr Graf Zorndorf ist ein großer Narr, die schöne Zeit, in der man sich prächtig amüsieren könnte, so zu vertrödeln! Ja, ein Narr, den sie verabscheut, dessen Wandlung ihr Tränen erpreßt, nachts, rn ihrem Bett, wenn sie niemand sieht. Und dabei

soll sie den Kopf zum Lernen frei haben! Anna treibt und treibt, ihr drittes Wort ist das Examen, zu dessen Ab legung sich Lilli vorbereitet. Dieses verwünschte Examen! Lilli hadert mit ihrem Schicksal. Warum kann sie nicht auch so reich sein wie alle die Personen, mit denen sie zusammen ist! Sie würde das besser genießen, als zum Beispiel Hoheit .Lori, die eben erst wieder von ihrem Gatten die prachtvolle Villa zum Geschenk er halten hat, die bisher der Konsul Ribarz bewohnte. Der geht jeder Wunsch

. Sie kennt das ganz gut, trotz seinen Bemühungen, es ihr nicht zu zeigen. Sie ist darum während Graf Heinis Anwesenheit noch einmal so liebenswürdig gegen. Emil. Das ist ihre Revanche. Und ein Glück ist's, daß Anna von dem allem keine Ahnung hat. Denn die versteht keinen Spaß. Lilli wird Vetter Emil schon dazu bringen, ihr einen Antrag zu machen. Ihn zu heiraten, ist tausend mal besser, als selbst der beste Erzieherinnen-Posten. Schon netzt ist seine Position gar nicht ohne, die Auszeichnung

aber, mit der ihn hier alle behandeln, ist eine sichere Bürgschaft, daß er noch höher steigen wird. Umsonst gesellen sie ihm nicht stets Grete oder Martha Wollheim als Tischdamen zu. Die sollen sich womöglich hier verheiraten, das liegt Aar auf der Hand. Schwerreiche Mäd chen. Im xten Grad mit Portschach verwandt. Und deshalb aus ihrem heimatlichen Provinznest zu ihm auf Besuch! geschickt. Emil jedoch macht sich nicht das Geringste aus ihnen. Aus ihr dagegen, na! Anna wird Augen machen, wenn die Bombe einmal platzt. Tadeln

kann sie sie nicht, daß sie eine Vernunftehe schließen will. Waren denn die Heiraten der Hoheiten etw-as anderes? Sie will ebenso gut wie jene Villenbesitzerin werden. Ein bißchen Zeit hätte es damit freilich noch! gehabt. Der dumme §>eini! Wie prächtig hätten sie sich noch miteinander amüsieren können! Lilli täuscht sich jedoch, Anna ist nicht so blind wie sie annimmt. Die Leidenschaft Emils für ihre junge Schwester ist ihr nicht ent gangen. Sie beobachtet ihn, ohne dies merken zu lassen, sehr auf merksam. Will er mit Lilli das Spiel

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Tiroler Post
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Page 3 of 20
Date: 01.06.1906
Physical description: 20
äines Kontraktes mit Salten verlassen. Der Umschwung in seinen Verhältnissen beschäftigte "ihn so ausschließlich, daß ihm kaum aus- sjei in welch veränderter Weise Anna von Moosbach nach dem' Souper bei Portschachs mit ihn: verkehrte. Außerdem kam ihre kühle Zurückhaltung seiner: Wünschen so sehr entgegen, daß er sich Hütete, au ihr zu rütteln. Er nahm sie hin, als sei sie die na türlichste Sache von der Welt. Die Versicherung allerdings, mit hi-r er von Anna schied: „So bald er könne

, werde er ihr ver- lielteu, was sie für ihn getan habe," war von ihm vollkommen ernst gemeint, für das bittere Lächeln, mit dem Anna seine Worte Emils Besuchen stets länger und länger. Daß er einmal ernstlich den Wunsch gehegt hatte, Anna von Moosbaä) zu seiner Gattin zu machet:, war ihm total aus den: Gedächtnis entschwunden. Ueberhaupt — Heiraten — Frauen - das waren Dinge, über die auch nur nachzugrübeln der vielbeschäftigte Mann keine Zeit fand. Nur durch Anspannung seiner ganzen Energie ward es ihm möglich

. Nach dem ersten größeren Geldgeschenk, das ihm Salten zuwies, war sein erster Gedanke, den erhaltenen Betrag mit Anna zu teilen. Sie wies dies Anerbieten kühl zurück und als er trotzdem weiter in sie drang, brachte sic ihn durch die Erwiderung zun: Schweigen: „Daß sie sich jetzt in sehr guten Verhältnissen befinde und das, was sie ver diene, nicht einmal aufbrauche.. . ." Er stritzte, ward ein wenig verlegen, war innerlich sehr verletzt und suchte sie lange Zeit nicht ans. Nur am zweiten Weihnachtssest

nach ihrer Trennung sandte er ihr eine größere Summe zu, und bat sie, diese Leni einzuhändigen, deren Dienste er so lange ahne Entschädigung habe in Anspruch neh men müssen. Anna händigte Leni das Geld ein, diese bedankte sich erfreut bei Emil, Anna selbst berührte die Angelegenheit auch nicht mit einen: Wort. Von da an wurden die Zwischenpausen zwischen liche Kenntnisse förmlich intuitiv die Mittel und Wege auffindet, um sich ergebende Schwierigkeiten zu besiegen. Sie ergänzten sich, jeder leickt hingeworfene

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Tiroler Post
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Page 2 of 20
Date: 10.08.1906
Physical description: 20
-a-vis Ihrer Höhlenviecher bekundete? Ach Him mel — es gibt wirklich Augen blicke, liebstes Fräulein Anna, in denen man sich ebenfalls - in eine Höhle verkriechen möchte, um nur nichts mehr von dem Tun und Treiben gewisser Menschen sehen zu müssen." „Um wen handelt sich's denn?" „Diesmal um Herrn Emil Preyer." Der Vorhang am Erker be wegt sich leise, Lilli ist ärgerlich zusammengefahren. Woher weiß denn Fräulein Kruse —? Wie ungeschickt von Emil, nicht zu erst mit Anna über ihre Verlobung zu sprechen

! Es muß sie verletzen, die Kunde davon durch Fremde zu erfahren. Ihr ist es absolut unmöglich gewesen, Anna die verhängnisvolle Neuigkeit mitzuteilen. Jetzt hat sie die Folgen! Anna blickt unentschlossen zum Erker hinüber. Soll sie —? Nein, Lilli mag nur mitanhören, was man Preyer zum Vorwurf machen kann. „Weshalb sind Sie denn unzufrieden mit ihm, Fräulein Kruse?" „Es ist wahr, es geht einen nichts an — aber das ist denn doch jedem Gefühl ins Gesicht geschlagen, — Baron Salten ist handelt sich's

, bei dem ist auch nicht ein Funke von sittlichem ^Empfinden vorhanden! Was wird denn Lilli zu dieser schönen Handlungs weise ihres Anbeters sagen?" Ja wohl, was würde Lilli sagen? Angstbeklommen horcht Anna nach dem Erker hinüber, nichts rührt und regt sich dort. Wenn nur Fräulein Kruse ginge! Sie macht aber leider nickt die geringsten Anstalten dazu. Statt dessen — wie fatal! Schritte draußen, — statt dessen erscheint auch gerade jetzt noch ein zweiter Besuch! Blick auf Helgoland. österreil Orga „Wiens Begründ N« Am 15. jed

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Tiroler Post
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Page 3 of 28
Date: 25.06.1902
Physical description: 28
. Alles war noch da, alles in den Thälern der Heiniat war'unverändert, und Nils rief mit Fritjof: „Alles ist wie früher, nur ich bin ein anderer." Jetzt stand er vor der niedrigen Hütte, dem Heim der geliebten Anna. Sollte er es wagen, hereinzutreten. Würde er nicht mit der Nachricht em pfangen werden, daß die früher so geliebte Anna tot war? Er horchte und hörte den alten Mats mit gebroche ner Stimme lesen: „Bald wirst du entschweben zum seligen Strand, Da Wellen nicht stürmen ans ruhvolle Land. Zum Arme des Hirten geht eilend

hat gelitten." Bittend sah sie auf den Barer, in dessen Augen Blitze zwischen Thränen leuchteten, aber das Herz des Alten schmolz vor den Blicken der Sterbenden. Er legte seine zitternde Hand auf das Haupt des reuigen jungen Mannes und sagte: „Vergiß die harten Worte eines unglücklichen Vaters und möge Gott Dich segnen." . Froh und lächelnd schlang Anna ihre Ar,ne um Nils. In der kleinen Hütte wurde ein Fest des Friedens und der Versöhnung gefeiert, während der Engel des Todes schon darinnen schwebte. „Laß

mich noch einmal die Berge der Heimat sehen," bat Anna, und Nils öffnete die Thür. Die Abendsonne versank hinter den Bergen und ihre matten Strahlen ruhten auf dem bleichen Gesicht der Ster benden. Der See tief unten kräuselte seine gelben Wogen, das Horn erklang drüben im Walde, und die bekannten Tö ne erreichten Anna. Milde Westwinde un,fächelten schmei chelnd die Braut des Todes und die Drossel, die vom Sonnenuntergänge sang, sandte ihr noch einige melodi sche Töne. „Die Sonne versinkt, sagte Anna, „aber die Sonne

, die ewige Sonne, geht für mich auf. Lebt wohl, Wald, Thal und See und du singen der Vogel, habe Dank für je des Mal, daß du die arme Anna erfreut hast. Und Du, Nils, lebe wohl, traure nicht um mich, aber laß mich hof fen, Dich einmal willkommen zu heißen in dem Vaterhause, in welchen, keine Bande ge löst werden und wo niemand mehr weint." Anna's Antlitz schien in dieser Stunde wie verklärt. Wie ein Kind sich schlafen legt, so sank ihr Haupt zurück auf ihr Lager. Sie nahm das Ge sangbuch, welches Nils

sind die bittersten. Er küßte die sterbliche Hülle der Dahingegangenen und eilte hinaus. Von dem tiefblauen Himmel leuchtete so manches Licht in Altvaters Hause, aber obgleich Nils mitunter meinte, daß die Sterne ihm einen Friedensgruß von Anna zuwinkten, ward es nicht ruhig in seinem Innern. Manch' ein Winter war dahingegangen und hatte die Erde mit Schnee bedeckt, und auch mancher Frühling war gekommen und hatte frisches Grün und Blumen gebracht. . Juni, Leo II. Tiroler Landltube. Es ist das Moment

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Page 9 of 12
Date: 17.06.1910
Physical description: 12
. Zur Schwurgerichtshauptverhandlung sind folgende Zeugen vorgeladen: 1. Oskar Stecher, Bauer in Eichholz, Gemeinde Fließ; 2. Agnes Stecher, 3. Anna Stecher, 4. Josef Stecher, Kinder des unter 1 Genannten; 5. Josef Kathrein, Bauer in Fließ (Rafein); 6. Emanuel Juen, Bauer in Oberstrengen, Fließ; 7. Matthias Jene wein, Bauer in Oberstrengen, Fließ; Andreas Baumgartner, Gend.-Wachtmeister, Landeck; 9. Anna N e tz er, Kaufmannsgattin, Landeck (auf der Oed); 10. Andrä Schimpfößl, Bauer in Fließ, Eich holz; 11. Josef Pertoll, Taglöhner in Fließ

; 12. Franz 'Josef Zangerl, Knecht, Eichholz, Gemeinde Fließ. Als Sachverständige: 1. Viktor Baron Graff, Branddirektor-Innsbruck; 2. Ludwig Schü ler, Kaufmann in Landeck. Der Tatbestand. Am 2. April 1910, 10 Uhr vormittags, waren die Töchter des Oskar Stecher, Agnes und Anna, in der Küche mit Brotbacken beschäftigt, als der zwölfjährige Josef Stecher, der mit den zwei jüngsten Geschwistern eben von der Schule zurückgekehrt war und sodann die Ziegen aus dem Stalle geführt hatte, ungefähr 11 Uhr, plötzlich

, trällert Rose mit ihrer frischen, klaren Stimme ein frohes Lied chen vor sich hin. die beiden Wände in der Ausdehnung von 1 bis 2 Meter geschwärzt waren. Anna Stecher hatte auch beobachtet, daß die Wände größere und kleinere feuchte Flecken zeig ten, denen — deutlich erkennbar — das Feuer nach züngelte. Am Boden an der Wand fanden Anna und Josef Stecher, die sofort um Wasser geeilt waren, und den Brand löschen konnren—eine Mineralwasserflasche, die mit der Oefsnung der mehrerwähnten Ecke zuge kehrt

war und ungefähr einen Achtelliter Petroleum enthielt. Der Boden in nächster Umgebung der Flasche war nach Angabe des Josef Stecher teilweise naß. Beim Löschen hatte Anna Stecher überdies wahrgenommen, daß es unmittelbar nach dem ersten Begießen der Wände mit Wasser stärker brannte und daß erst eine größere Menge Wasser das Feuer auslöschen konnte. Alle diese Beobachtungen und der Umstand, daß die Vorgefundene Flasche mit Petroleum aus dem Besitze Staudachers stammend sofort erkannt wurde, weckten bereits

bei den Kindern Verdacht und Agnes Ste cher nahm die Flasche, um sie dem Vater zu zeigen. Bevor jedoch der ungefähr eineinhalb Stunden von Hause entfernt auf Arbeit abwesende Oskar Stecher zurückgekehrt war, wurde das ganze Gehöfte von ent gegengesetzter Seite her, nämlich vom Stadelteile aus in Brand gesteckt. Anna Stecher hatte sich, nachdem das Feuer in der Tauschkammer gelöscht worden war, in den Stadel ihres Vaters begeben, um Futter zu holen und hiebei wahr genommen, daß Josef Staudacher

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Tiroler Post
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Page 1 of 20
Date: 24.08.1906
Physical description: 20
Augen leuchtet es freudig auf. „O mein Freund — Sie könnten — Sie wollten — —?" „Bei mir selbst steht ihm ein Arbeitsgebiet offen, auf dem er mir großen Nutzen bringen und leicht zu Wohlstand gelangen kann. Soviel erwürbe er wenigstens sofort, daß er einer Frau ein behagliches Heim bieten könnte." In tiefer Bewegung drückt Anna Whiteheads Hände. „O mein Freund — mein teurer Freund — Gott gebe, daß ich die Tankschuld abzahlen kann, die Sie mir durch dieses Anerbieten auferlegen! Noch mehr

als mein eigenes, liegt mir ja das Glück meiner Schwester am Herzen. Jetzt ist alles von mir genommen worden, was mich bedrückt hat! Dank' dir — du Großmütiger — du Gütiger, den ich nicht nur hochschätze, den ich auch — ich fühle es — von ganzem Herzen liebe!" „Anna, mein teures, geliebtes Weib!" 14. Wieder ist in Annas Salon ein kleiner Meis Menschen um den Teetisch versammelt. Heute jedoch flutet der helle Schein der elektrischen Glühlampen nicht über die blasierten Gesichter Port schachs und seiner Gattin

, Preyers und der Baronin Salten, die nur dann lebendig und interessiert aussahen, wenn von ihren gewinnbringenden Unternehmungen die Rede war, heute beleuchtet es zufriedene und glückstrahlende Mienen. Whitehead und Anna von Moosbach, Elisabeth und Fräulein Kruse besprechen ihre Zu kunftspläne, im Erker beugt sich Lilli mit einem seligen Lächeln über Heini, der auf einem niederen Taburett mehr vor ihr kniet als sitzt — seit heut' morgen sind sie ein glückliches Brautpaar. Wohl überschattet bisweilen

die Erinnerung an die Trauerfeier, der fie heute beigewohnt haben und an den erschütternden Schmerz Wölsers ihre gehobene Stimmung mit leiser Wehmut, aber sie er- fiillt sie dafür auch wieder mit freudiger Dankbarkeit über die glückliche Gestaltung ihres Lebensgeschickes. „Gott weiß, was er getan hat," sagt Fräulein Kruse, als Anna wieder von Lori zu sprechen beginnt, „ohne die schwere Prüfung, die er über sie ver hängt hat, wär' ihr Gemüt wohl nie erweicht und zur Erkenntnis gebracht worden, welche Schätze

, daß er wünschen würde, Ada gänzlich meiner Fürsorge anzuvertrauen. Und so ist es auch richtig gekommen. Ich sehe überhaupt viele Dinge voraus," mit einem recht spitz bübischen Lächeln blickt sie zu Anna hinüber, „nicht wahr, Fräulein von Moosbach? Dinge, die sogar jene, die sie am nächsten be rühren, energisch in Abrede stellen." Auch Anna lacht. „Ja, ja. Sie sind ein scharfsichtiger Pro phet, liebes Fräulein Kruse. Allein auch ich bin dies bisweilen, und wünsche darum herzlich, daß eine Ahnung, die heute

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