Tirol und die Reformation : in historischen Bildern und Fragmenten ; ein katholischer Beitrag zur näheren Charakterisirung der Folgen des dreißigjährigen Krieges vom tirolischen Standpunkte aus
W9 ihren Gluthpredigten aus Herz her Glaubenskämpfer anleg ten, aufregend alle göttlichen Keime der Menschenbrust zur Verteidigung der katholischen Kirche, bereiteten sich die Zu rückgebliebenen zum milchigen Tode für Gott und die Lan- desreligion unter dem eindringenden Schwerte der Schweden vor, heißathmend in stillen Seufzern, darbiethend Leben, Gut und Kraft, um den Beistand Gottes für die heilige Sache der Katholiken zu verdienen. Die Lehrer in den Schu len, darunter in Südtirol viele
ausgezeichnete Frauen, lie ßen für den Augenblick die gemeinen Lese- und Schreibe- künste fallen, und lehrten den „Martertod' vor den feuer fangenden Zöglingen. Bei jeder Zusammenkunft, bei jedem Auseinandergehen der Schüler wurde die Mahnung des Leh rers laut: »Kinder! Sterben für die heilige Kirche, aus Liebe zu Gott, ans Liebe zum katholischen Vater lande !' Aus der Schule ging ein anregendes Drängen und Treiben Zur Glanbensstandhaftigkeit ins Leben zurück, es senkte sich tief ein in die Milch der Mutter
, um einen Streiter zu Gottes Ehren aufzuziehen. Die Tapferkeit wurde das Ange binde der Wickelkinder, mit den Thränen der Gebabrerin, der mitfühlenden Geschwister befeuchtet, durch des Vaters Theilnahme am Religionskriege thatenlustig ausgebildet. Es wurde eine Art Lebensbedingung im Tirolerlande, daß jede freie edle Männerseele das Schwert des Glanbens führe, siegend und besiegt, ein Opfer für die Kirche, daß jede edle Fran sich lieber den geschärften Dolchstichen darbiethe, als daß sie auch nur im leisesten
Gedanken ablasie vom Glau ben der katholischen Kirche. Aus dieser Landesgesinnnng gin gen so viele ausgezeichnete Streiter für die katholische Sache hervor, allesammt mit den verzückten Bethern zusammenhan gend, von ihnen gehalten und siegesstark gemacht, stets wie- ') Giovanna.