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Sterne und Blumen
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Page 4 of 16
Date: 05.04.1914
Physical description: 16
und gelb in der Farbe frischgesägten. Holzes. Es war im Frühling, und der Regen war'fast den ganzen Tag über ge fallen; gegen Abend hatte sich der Wind erhoben und die Wolken verjagt, so daß in dem frischge waschenen Himmel nur einige zerstreute, weiße Wölkchen übrig blieben.. „Der Himmel hat Wäsche gehalten," sägte Jean Derrien, der Mül ler, aus seine derbe Art, „und hängt jetzt die Wäschestücke zum Himmel heraus, um sie zu trock nen. Immerhin ist es ganz wohl möglich, daß Dom Karis

ge- . schäftig in der Küche hin und her, ' um das Abendessen zu bereiten. Sie war klein und mager und huschte mit der Behendigkeit einer Maus in der geräumi gen Küche um her. „Sei ohne Sorgen," sagte sie, „Dom Ka ris wird alles finden, was er braucht: ein wärmendes Feuer und eine dampfende Suppe. Ich wünsche nur, daß ihm unterwegs nichts Schlimmeres als dieser Sturm zugestoßen ist." „Allerdings, allerdings", antwortete der Müller; „aber der alte Pfarrer ist zwar so sanft wie ein Lamm, weiß

sich aber auch so schlau wie ein Fuchs zu benehmen, wenn es sich darum handelt, die Wölfe von der Spur abzu bringen." Plötzlich hielt er die Hand über die Augen und schaute forschend gegen Osten in die Ferne, bis er überrascht ausrief: „Ich müßte mich ge waltig irren, wenn er da nicht schon den Berg herunterkommt, und zwar als Bettler verkleidet." Wonne eilte auf den Herd zu, warf einen Arm voll Späne auf das Feuer und begann die Suppe umzurühren. Der Müller selbst hörte auf zu pfeifen und schritt dem ehrwürdigen Dom

Karis entgegen. Dom Karis, der frühere Pfarrer von Lannion, war ein Priester aus der alten Schule. Wie viele seiner Amtsgenossen, war auch er einer der ersten gewesen, um die Revo lution als das Signal -einer neuanbrechenden Zeit voll Gerechtigkeit und Gleichheit zu be grüßen. „Gott hat zugelassen!" hatte er einst in einer be rühmten Predigt am Sonntag nach der Er stürmung der Bastille von der Kanzel herunter ver kündet. Und später hatte manch einer über ihn gelacht, als die Revolution

eine solche Wendung nahm, daß selbst ihre Prinzipien jeden Augen blick mit FüßeN' getreten wurden. „Aha," pflegte man zu ihm zu. sagen, „Dom Karis, Sie sind anderen Sinnes gewor den." Die Ant wort des alten Priesters aber lautete immer wieder: „Durchaus nicht, durchaus . nicht!. Ich Hab' so manches Gute von ihr erhofft! Hat sie nicht gehal- . ten> was sie versprochen, so ist das nicht mein Fehler." Er weigerte sich, den Ge walthabern in Paris den Treueid zu leisten, war aber auch nicht dazu zu be wegen

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Sterne und Blumen
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Page 6 of 8
Date: 12.04.1914
Physical description: 8
erreichten sie endlich erschöpft die Spitze. Auf 'dem Felsen sah man die verfallenen Mauern eines alten Schlosses. Indem er einen dichten Efeuvorhang beiseite schob, zeigte Dom Karis dem. Ser geanten die dunkle Oeffnung einer Türe, und nachdem sie eingetreten, auch einige Tritte, die ins Innere des Berges zu führen schienen. „Hier!" rief der Priester. „Hier hat mir der kleine Kuhhirte in der Mühle drunten erzählt, sei das Versteck des früheren Pfarrers schon seit mehr als acht Tagen. Die Bauern

. Und was denken Sie auch, welche Rache würden mir hier die Leute schwören, wenn sie auch nur ahnen sollten, daß ich Ihnen Dom Karis Versteck gesagt habe! Ich möchte mich nicht gerne von ihnen zerreißen oder ins Wasser werfen lassen." Damit machte sich der vor gebliche Bettler wieder auf den Rückweg den Abhang hinunter, und der Soldat folgte ihm. „Und jetzt müssen wir uns trennen!" ries Dom Karis, sobald sie den Mühldamm wieder überschritten hatten. „Folgen Sie dem Fußweg dem Fluß entlang; die Lichter

die Kühe auf und erhoben neugierig ihre Köpfe. Dann wandte sich Dom Karis der Gemeinde zu und rief ihr in kurzen Worten die feierliche Bedeutsamkeit des großen Osterfestes ins Gedächtnis zurück. Darauf las er die heilige Messe, und der kleine Hirte war sein Ministrant, während eine Gruppe junger Mädchen das Alleluja an stimmten. Das Gefühl der Ruhe und des Friedens schien über diesem Gottesdienst zu walten und ließ für den Augenblick all das Elend jener traurigen Zeit vergessen. Auf allen Gesichtern

, rief der Greis fast unwillig: „Nein, nein, es muß sein; wir wollen sofort gehen. Denn sonst wird deine Mühle noch vor den nächsten Abend verbrannt und du und die deinen werdet ermordet sein." Im Osten zeigte sich die bleiche Morgendämmerung, als der Pfarrer und der Müller auf dem Felsen oben an kamen. Der Soldat hatte sich an dem verfallenen Tore niedergekauert und kämpfte vergeblich gegen den ihn über wältigenden Schlaf. „Nun, was ist's" fragte ihn Dom Karis lächelnd. „Ich habe nichts gesehen

und nichts gehört", brummte der Sergeant mürrisch. Und als er das Lächeln auf den Zügen des Priesters gewahrte, faßte er seine Pistole drohend und murmelte: „Du hast mich wohl zum besten gehalten?" „Nein, ich versprach, Dom Karis auszuliefern — und Sie sollen zufrieden sein. Aber noch ein Wort! Wo sind die tausend Franken?" Der Soldat zog ein schmutziges Blatt Papier aus der Tasche. „Das ist richtig", fuhr der Priester fort, und auf den Müller weisend, fügte er hinzu: „Uebergeben Sie das Geld diesem Mann

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Sterne und Blumen
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Page 6 of 16
Date: 05.04.1914
Physical description: 16
! . . . Hupp! ... Da lagen die unnützen Schößlinge am Boden, und wohlzufrieden ging Dom Karis davon, während aber die Rosen im nächsten Sommer in voller Pracht und Herrlichkeit blühten. Das war der Mann, dem der Müller von Lannion ent gegenging. Sie trafen sich wenige Schritte von dem länd lichen Opferstock entfernt, wo noch heutzutage die Pilger ihre Almosen abgeben, sobald sie den -Fuß auf dieses Land setzen und sie der Pfad über die Wiesen hin der Kapelle zu führt. Dom Karis war für jedermann, außer

. Auf dem Rücken trug er einen Bettelsack. „Wie gut Sie verkleidet sind, Herr Pfarrer", rief ihm der Müller lustig grüßend entgegen. „Stille, stille", mahnte der Priester; „nennet mich Jean Divalo, solange wir nicht zu Hause sind." „O, sobald Sie einmal auf den Feldern der Mühle sind, brauchen Sie nichts mehr zu fürchten." „Gerade darin täuschest du dich", erwiderte Dom Karis rasch; „aber komm, wir wollen in die Stube treten, und ich werde dir erklären, was ich zu sagen habe." Sobald er im alten Lehnstuhl

. Und diese wilden Gesellen kennen meinen Namen und suchen mich; tatsächlich ist eine Abteilung be reits auf dem Weg hierher. Jnmller Morgenfrühe trat ich auf den Sergeanten zu und bat ihn um ein Almosen, und er packte mich beim Kragen und rief: Nenne mir den Ort, wo dieser Dom Karis sich verbirgt, und tausend Franken sind dein! Ah, sagte ich bedauernd, wenn ich das nur etwas früher gewußt hätte! Doch wir Bettelleute haben ja. feine Nasen, und höchstwahrscheinlich werde ich ihm auf die Spur kommen. Hoffentlich

, erwiderte der rauhe Soldat, und da hast du unterdessen etwas zu trinken; und er reichte mir einen Becher mit Wein, den ich auf seine Gesundheit leerte." „Armer Herr Pfarrer!" seufzte Avonne, die -Hände faltend. „O nein," versetzte Dom Karis, „der Wein war gar nicht schlecht, er gab mir wieder Kraft zum Weiterwandern . . . aber laßt mich fortfahren in meiner Erzählung. Gegen Mittag stand ich im Begriff, mich auf den Weg hierher zu machen, wie ich es euch versprochen, als eine Abteilung Soldaten

taufend Franken; aber sorge dafür, daß du uns immer vorangehst. Ho, ho! rief ich, ikw marschiert schneller als ich; indessen ist es gar nicht unmöglich, daß! ich den Aufenthalt Dom Karis vor euch herausfinde. Nun ja, wir wollen sehen! antwortete der Sergeant. Und damit wandten sie sich lachend und spaßend ab und marschierten weiter. Ich war darauf gefaßt, sie bei meiner Ankunft hier zu finden, und war daher aufs angenehmste überrascht, als mir Jean Derrien entgegenkam und wie sonst aussah. Jedenfalls

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Sterne und Blumen
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Page 5 of 8
Date: 12.04.1914
Physical description: 8
J3 t !r sich der Priester jetzt begab, lag am weiten Bauernhofes: ein geräumiges Innerem es jetzt eben auf fallend sauber und rein lich aussah. Die wenigen Tiere, die sich hier befan den, waren in einer Ecke zusammengedrängt, sodaß das Ganze eher einer- leeren Scheune als einem Stalle glich. Gerade ge genüber der Ecke, wo die Kühe standen, befand sich ein Wagen, der umgekehrt auf dem Boden lag und eine Art Tisch bildete, über welchen ein Stück Lein wand wie zum Trocknen ausgebreitet war. Dom

Karis nahm einige Bün del Stroh zusammen, legte seinen Rucksack wie ein Kissen unter den Kopf und legte sich selbst nieder. Dann betete er den Ro senkranz und wartete. Er hatte nicht lange zu war ten, ehe er das Licht einer Laterne in der Finsternis draußen gewahrte. „Bettler!" rief eine Stimme leise. „Ich bin hier, Biirger." „Nun, was gibt's?" fragte der Soldat und schloß die Türe hinter sich zu. „Dom Karis ist hier; dessen bin ich sicher!" er klärte der Priester. „Man braucht ihn nur zu er greifen

S^e mir, wo er ist." „Folgen Sie mir, vor allem aber löschen Sie Ihre Laterne aus." Dom Karis schlich aus dem Stall hinaus und der Mauer des Hofes entlang, hinter ihm kroch der Ser geant dahin, dem der Pfarrer äußerste Vorsicht anempfohlen hatte. Sie schritten einem schmalen Wiesenpfad zu, der dem Bach entlang führte, und bald vernahmen sie auch das laute Tosen „Halt!" sagte der Priester. „Hier ist anderen Ende des Gebäude, in dessen wir müssen ihn iiberschreiten, um auf die andere Seite zu kommen. Sind Sie auch sicher

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Sterne und Blumen
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Page 7 of 16
Date: 05.04.1914
Physical description: 16
.) j"\ie Beisetzungsfeierlichkeiten in Breslau gestalteten sich zu J-' einer eindrucksvollen Kundgebung der Liebe und des dank baren Gedenkens von Klerus und Volk für ihren verstorbenen Oberhirten. Zu Tausenden und Abertausenden waren sie von allen Seiten" zur Provin zialhauptstadt und bischöf lichen Residenz herbeige eilt, um dem geliebten Vater die letzte Ehre zu erweisen. Im Dom wa ren der Hochaltar, die Chorstühle, Kanzeln und die Träger der elektrischen Lichter mit Flor umhüllt. Kränze schmückten die Wände. Die Seitenschiffe

waren völlig besetzt von un zähligen Fahnendeputatio nen der katholischen Ver eine der ganzer: Diözese, und auf der Straße vor dem fürstbischöflichen Pa lais drängten sich die Tau sende, die keinen Einlaß mehr finden konnten. Nach dem der Sarg aus dem Bischöflichen Palais in die Kirche überführt worden war, begann das Requiem, das Erzbischof Dr. Hart mann von Köln zelebrierte. Die Trauerrede hielt Dom kapitular Herbig im An schluß an das Wort der heiligen Schrift: „Ein Pro phet des Allerhöchsten wirft

nur die Telegramme des Kai sers Wilhelm und des Kaisers Franz Josef von Oesterreich mitgeteilt. Kaiser Wilhelm telegra phierte an das Dom kapitel: „Schmerzlich be wegt durch die Meldung, daß Gott der Herr dem Leben des Kardinals von Kopp ein Ziel gesetzt hat, spreche ich dem Dom kapitel mein wärmstes Beileid aus. Ich nehme an dem schweren Verlust, den das Domkapitel und die Diözese Breslau durch den Tod erlitten haben, lebhaftesten Anteil. Aus gestattet mit reichen Geistesgaben, einem star ken Glauben, lauteren

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Sterne und Blumen
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Page 2 of 8
Date: 02.08.1914
Physical description: 8
beiden Meisterwerke der plastischen Kunst überragen alle anderen Denkmale, an welchen der Dom reich ist, und machen in ihrer vollendeten Ausführung auf den Beschauer einen unvergeßlichen Eindruck. Reiche Wandmalereien schmücken den Dom, und wohltuend empfindet inan, daß dabei alle grellen Farben vermieden sind. Ein Kranz ^>on Kapellen umgibt den Chor, von dem ein berühmter Kunst historiker sagt: „Der Chor ist Polygon, fünfseitig geschlossen und gehört sicher zu den edelsten und glänzendsten

der Arbeiterbevölkerung angenommen. Seit dem Jahre 1906 lebte er ständig in Münster, wo er sich großer Beliebtheit erfreut. Die Leitung des bischöf lichen Kollegiums Ludgerianum lag hier in seiner Hand, und allgemein bekannt ist der segensreiche Einfluß, den er als Jugenderzieher ausübtc. Nachdem Bischof Hartmann, nach nur kurzer Wirksamkeit in Münster, als Erzbischof nach Köln kam, wurde der damalige Generalvikar und Dom kapitular Johannes Poggenburg am 7., Mai 1913 zu feinem Nachfolger auf dem Stuhle des heiligen

als . Dom kapitular installierten seitherigen Pfarrer von St. Martini in Wesel, Theodor Kappenberg, an die Seite zu stellen. Der Papst hat diesem Wunsche entsprochen, und der beliebte Priester, ein Mann von echt westfälischer aufrichtiger Ge sinnung, erhielt die Würde eines Weihbischofs. Theodor Kappenberg ist am 30. Juli 1848 in Nord kirchen, Kreis Lüttinghausen, geboren. Er besuchte das Gymnasium Paulinum und dann die theologisch-philoso phische Akademie in Münster und empfing am 10. August 1873

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