212 items found
Sort by:
Relevance
Relevance
Publication year ascending
Publication year descending
Title A - Z
Title Z - A
Newspapers & Magazines
Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/pub/S/1909/14_05_1909/IS_1909_05_14_6_object_1004436.png
Page 6 of 8
Date: 14.05.1909
Physical description: 8
Herr Müller wählte mit Bedacht ein Gefährt, das am ältesteii Im gleichen Moment stieß Frau Müller einen lauten und klapprigsten aussah. Er hatte sich nichb getäuscht. Der Schrei aus. „Mein Täschchen, o Gott, ich habe es im Schlaf- Karren machte beim Fahren ein so höllisches Geräusch, daß zimmer stehen lassen!' man sein eigenes Wort nicht hören konnte und Frau Müller Herr Schulze runzelte die Stirne. „Hm, das ist fatal die für die Fahrt geplante Gardinenpredigt zum zweitenmal Wenn die Burschen

den Schlüssel finden, dann — jetzt heißt verschieben mußte. ' es schnell handeln. Eilen Sie rasch auf die nächste Polizei- So gelangte Herr Müller verhältnismäßig wohlbehalten station, am Hasenberg.' in sein Schlafzimmer. Seufzend tastete er nach dem Knopf der „O Gott, so weit, das ist ja fast eine Stunde!' stöhnte elektrischen Leitung. Jetzt kam das Unvermeidliche. Herr Müller. Aber was war das? Im Dunklen fühlte er, wie die „Ja, die nähere Station ist momentan geschlossen, weqen Finger seiner Ehehälfte

seinen Arm umspannten und ihre — wegen Lokalreinigung. Also, gehen Sie nach dem Hasen- Stimme, so leise, wie er sie noch nie gehört, hauchte in sein berg und holen Sie Hilfe. Inzwischen will ich die Bursch.n Ohr: „Du, Karl ' überwachen. Wo. haben Sie denn den Haus- und Zimm r- „AZas denn?' ' schlüssel?' „Pst, nicht so laut. Schau hin, dort, die Türe zum Speise- „Was, Sie wollen — so allein bewunderte Frau zimmer , Müller. „Ich sehe nichts in der Dunkelheit!' „O, ich fürchte

mich nicht! Doch wir haben keine Zeit zu „Leise, um Gotteswillen! Unten, der Spalt, es schimmert verlieren!' Damit eilte der Mann von dannen. Licht durch!' Herr Müller mußte zum Glück nicht bis zum Hasenber^ ^ Wirklich, jetzt sah er es auch. Was hatte das zu bedeuten? laufen. Zehn Minuten später traf er einen Schutzmann, der Atemlos lauschten die beiden. Deutlich hörten sie eine rauhe, ihm eine Polizeiwache ganz in der Nähe nachwies. T07. ihnen unbekannte Männerstimme. brachte er seine Erzählung vor. Kopfschüttelnd hörte

der „Einbrecher!' hauchte Frau Müller; ihr-drohten schon Kommissar zu. „Geheimpolizist Schulze? Kenne ich nicht, die Sinne zu schwinden, sie sah sich bereits überfallen und er- Und bis auf den Hasenberg hat er Sie geschickt? Das ist ja mordet. die reinste Uzerei, wenn nicht Schlimmeres! Na, wir werden In dieser gefährlichen Lage bewies ihr Gatte eine staunens- sehen. Inspektor Mayer, nehmen Sie drei Mann und gehen werte Geistesgegenwart. Mit einer Geschwindigkeit, die man Sie mit dem Herrn

1
Newspapers & Magazines
Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/pub/S/1915/20_08_1915/IS_1915_08_20_7_object_988591.png
Page 7 of 12
Date: 20.08.1915
Physical description: 12
. Inzwischen beschäftigte sich Wasmut mit der angeblichen Anna Müller. Sie blieb in allen Verhören bei ihrer ursprünglichen Aus sage, behauptete unentwegt ihre Unschuld, was immer man ihr auch dagegen vorhielt. Messungen nach Bertillonschem System und der Vergleich derselben mit den von der Polizei geführten Aufzeichnungen, sowie die Zuhilfenahme des Verbrecheralbums ergaben kein Resultat. So kam Wasmut Ol der Ansicht, daß es sich trotz des österreichschen Dialektes um >eine hier noch nicht abgestrafte

Verbrecherin handelte. lAuch bei d:m Toten wies Manches auf das Ausland hin. Seine Kleider waren in Form, Schnitt und Zusammenstellung anders, als man sie in Oesterreich gewöhnlich ver fertigt. Stiesel und Hut konnten mit Be stimmtheit als amerikanisches Fabrikat be zeichnet werden. Dazu käm, daß der gefundene Revolver Unzweifelhaft aus einer Newhorker Fabrik stammte und Anna Müller^behauptete, ur sprünglich zu Bekannten nach Amerika ge wollt zu haben. Wo diese sich gegenwärtig aufhielten, wußte

sie allerdings nicht, wollte vielmehr eben deshalb die Reise aufgegeben haben, da sie auf eine Anfrage keine Ant wort erhielt. . In der Sache selbst aber glaubte man ihr, nach dem alten Erfahrungsgrundsatz, daß Verbrecher in ihre erfundenen Verant wortungen unwillkürlich immer ein Körn chen Wahrheit einmengen. Von dieser Voraussetzung ausgehmd, be schloß Wasmut, einen Versuch zu wagen.' Wenn. Anna Müller aus Amerlla stammte vder je dort gewesen war, mußte sie die englische Sprache beherrschen. Er sprach

würde ja nicht darin stehen. Vermutungen. Kombinationen, die keinen Wert hatten in Hempels Augen, weil sie alle aus der nach seiner Ueberzeu- gung falschen Basis standen, welche Richter Wasmut der ganzen Angelegenheit gab. Ein spöttisches Lächeln umspielte den Mund des Privat-Detektivs, während er die erste Zeitung entfaltete. ' Der gute Wasmut! Wie er sich wieder verrannte in seine fixe Idee, diese Anna Müller sei eine vorbestrafte Verbrecherin, die den kostbaren Diamantring gestohlen habe, sich einen lästigen

Liebhaber vom Hals schaffte, aber zuletzt wirklich Dienstmädchen gewesen. „Wenn ich ihm UUr eln Quentchen von meiner felsenfesten Ueberzeugng einimpfen könnte, daß die Anna Müller nie im Leben gedient und so gewiß die rechtmäßige Be sitzerin des kostbaren Rosendiamanten ist, als ich Silas Hempel heiße...' dachte er. Aber im nächsten Moment riß er die Augen groß auf, und richtete sich straff empor. Was stand denn da in der Zeitung? „Neue Nachrichten über den Mord in der Drei Mrytenschenke!' ^,Das Dunkel

2
Newspapers & Magazines
Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/pub/S/1915/20_08_1915/IS_1915_08_20_6_object_988580.png
Page 6 of 12
Date: 20.08.1915
Physical description: 12
Sie be weisen könnten, wirklich Anna Müller, das im Aindelhaus geborene Dienstmädchen zu sein! Ist das nicht sonderbar? Es lebt doch kein Mensch — und wäre er der Ge ringsten einer — völlig ohne Spuren zu hinterlassen!'.. jAnna Müller schwieg Und Wasmut fuhr fort: „Wollen Sie uns nicht lieber die Wahr heit sagen? Ich bin überzeugt, daß Sie durchaus nicht Anna Müller heißen und zufällig in die Drei Myrtenschenke gerieten., ich glaube vielmehr, daß Sie mit einer be stimmten Absicht hieher kamen, und den Mann

verächtlicher Blick streifte den Richter. Dann breitete sich wieder völlige Gleichgiltigkeit über Anna Müllers Züge und sie antwortete ruhig: „Nichts. Es ist alles so, wie ich es angab.' Silas Hempel hatte inzwischen die Ecke, in welcher die Frau gestanden -hatte, einer genauen Untersuchung unterzogen. Jetzt rich tete er sich triumphierend auf und reichte dem Richter einen Gegenstand. „Fragen Sie die angebliche Müller, wie sie als Dienstmädchen zu einem so kostbaren Ring kommt!' Wasmut betrachtete erstaunt

einen schmalen Goldreifen, dessen Mitte in selten großer Rosendiamant, von Perlen umsäumt, bildete. „Wohn haben Sie diesen Ring?' Unna Müller verzog keine Miene. „Er gehört nicht mir. Wie sollte, ich zu einem so kostbaren Stück kommen?' „Der Ring lag dort, wo Sie standen!' „So wird er schon früher dort gelesen haben. Ich habe ihn nie zuvor geZehen.' Dem Richter schien plötzlich ein Gedanke ge kommen zu sein. Er lächelte und gab dann Auftrag, die Gefangene nach der Stadt zu bringen und sie hinter Schloß

und Rie^cl zu setzen. Sein Befehl Wurde sofort vollzogen. Mail hatte bereits früher für Wagen gesorgt und Anna Müller nahm in einem derselben zwi schen zwei Gendarmen Platz. Wasmut und Hempel waren die letzten, welche die Gaststube verließen. ' „Nun,' meinte letzterer, sich die Hand2 reibend, „was sagte ich? Ein feiner Fall — nicht? Wenn Sie klug vorgehen, kön nen Sie Ihr Glück dabei machen, Was mut!' Der Untersuchungsrichter lächelle über legen. „Sie hatten wirklich besser zum Roman schriftsteller

gepaßt als zum Kriminalisten, lieber Silas! Bei diesem Fall sein Glück machen — bah! Die Person heißt vielleicht nicht Anna Müller, zugegeben, aber im übrigen ist mir die Sache jetzt ganz klar: sie will ihren Namen nicht verraten, weil sie schon öfter mit der Justiz zu tun hatte. Das ist eine raffinierte Verbrecherin, ver lassen Sie sich darauf, und der -Tote war zweifellos ein unbequemer Liebhaber, d' l sie aus dem Wege räumen wollte.' Hempel sah seinen Begleiter verblüfft an. „Und der Ring

3
Newspapers & Magazines
Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/pub/S/1901/12_04_1901/S_1901_04_12_6_object_1016571.png
Page 6 of 8
Date: 12.04.1901
Physical description: 8
auftreten lassen. Er hatte Borsorge halber schon jetzt seinen Namen angegeben. Die Gerichtsverhandlung nahm den gesetzlichen Verlauf. Es wurde nach Deutschlano > '.raphirt, alle Angaben des Verhafteten ent sprachen der Wah^.tt, aber diejenigen, welche sich auf den Mord bezogen, konnte er nicht beweisen und belasteten ihn. Der Tag der Hauptverhandlung war schon festgesetzt, Müller hatte sich einen berühmten Advokaten aus seiner Heimath als Berather nach Dijon kommen lassen. Da folgten rasch aufeinander

einige Ereignisse, die der ganzen Angelegenheit einen anderen Verlauf gaben. Es war etwa sechs Wochen nach dem Borfalle, da ging der Kriminal-Kommissar Monsieur Lepin eines Abends in den Straßen von Paris seinem Dienste nach. Lepin hatte damals denselben Zug benutzt, in dem der Mord geschah, aber er hatte die Sache fast vergessen. Da hörte er, daß der eine der beioen Herren, die vor ihm hergingen, sich auf dieselbe Weise ränsperte, wie er es damals von dem deutschen Bankier Müller vernommen hatte. Der Polizist

, und alle begaben sich nach dem nächsten Wachlokale. Lepin zweifelte nicht im geringsten daran, daß er die beiden Gauner gesaßt hatte, von denen der Angeklagte Müller mit aller Bestimmt heit aussagte. Er ließ die beiden Verhafteten untersuchen: es fand sich auch eine Brieftasche, aber keine Banknoten. War diese Brief tasche vielleicht die geraubte? Sie wurde dem Angeklagten in Dijon vorgelegt: er mußte gestehen, die Brieftasche gehöre nicht ihm. Wie kann man auch annehmen, daß so geriebene Gauner, wie die zwei

dem Kommissar entgangen, jetzt aber fiel es ihm auf. Er ergriff rasch die beiden Hüte, nahm die Handschuhe heraus, untersuchte das Seidensutter und siehe da: Zwanzig Tausendfrancs- scheine kamen zum Vorschein. Die beiden leugneten immer noch, sie könnten ihr Vermögen da aufbewahren, wo eS ihnen beliebe n. s. w. „Haben Sie die Scheine vielleicht gezeichnet, meine Herren?' fragte Lepin. Sie verneinten. Lepin telegraphirte den Fund schleunigst nach Dijon. Müller als Geldmensch und vorsichtiger Geschäftsmann

hatte ganz gewohnheits- gemäß die Kassenscheine in ibrer oberen lircken Ecke mit semer Busen nadel durchlöchert. Jeder Schein hatte ein Löchlein erhalten. Der Kommissar prüfte beim Lichte die Scheine daraufhin und richtig, bei jedem derselben saß links oben ein kleines Loch. Dieses Beweis mittel gab den Ausschlag. Die beiden Gauner hatten thatsächlich die Frau ermordet und den Deutschen beraubt. Der Borgang im Eisenbahnwagen war etwa folgender: Kurz nachdem Müller eingeschlummert war, nickten

4
Newspapers & Magazines
Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/pub/S/1908/10_01_1908/IS_1908_01_10_6_object_1014202.png
Page 6 of 8
Date: 10.01.1908
Physical description: 8
er zum Zahnarzt, um den schlimmen Gast er- .Himmel, hat die mich abgeführt!' dachte er. „„So ein mittieren zu lassen. Racker! Aber was für ein fabelhaft hübscher Nacker! . . . Na, Das Wartezimmer war voller Leidensgenossen, die seine ich weiß jetzt wenigstens, wie sie heißt: Müller, Fräulein Müller! Schmerzen teilten, ohne sie, wie es schön, aber in diesem Falle Allerdings ein ganz seltener Name in Deutschland; aber immer unpassend heißt, zu halbieren. Im Gegenteil, ihm wurde beim hin ein Anhaltspunkt

ist die Seele, Es war wie ein elektrischer Schlag, der ihn durchzuckte, und die keine Zahnschmerzen hat! Ohne Widerrede! ... natürlich waren auch die Schmerzen sofort wieder weg. Elek- Endlich kam auch die Reihe an Hans Baumgarten. Tapfer trizität ist wirklich ein großartiges Mittel. hielt er stand, als der Zahnarzt, eifrig wie Schliemann, seine „Adieu, Fräulein Müller!' sagte der Kreferbohrer mit einer Ausgrabungen begann, obwohl sich der Schmerz nach seiner überaus höflichen Verbeugung, die oem

Dr. Baumgarten ordent- zweiten Begegnung mit Fräulein Müller nicht wieder eingestellt lich das Blut in Wallung brachte. „Grüßen Sie, bitte, den hatte ... Natürlich meldete er sich jetzt wieder und bildete sich Herrn Papa! Ist sein Katarrh wieder besser? . . . Ja? . . . im Handumdrehen — die Hand drehte Dr. Montag um und Wer ist der nächste von den Herrschaften?' hatte niederträchtiger- und heimtückischer Weise eine Verborgen Hans Baumgarten wartete es kaum ab, bis sich die Tür gehaltene Zange darin

!. Da war es doch Noch unter dem Gurgeln und Spülen fragte Hans Väum- gescheidter, Fräulein Müller mit dem katarrhalischen Papa schnell garten, obgleich er das selbst nicht für fein hielt, nach dem . .. noch auf der Treppe einzuholen. Mit drei Sprüngen war er Fräulein Müller ... ^ ^ hinaus. . . „Ach, ja,' erklärte der Arzt, „Fräulein Müller! Eine sehr „Der hat die Kourage verloren!' meinte schmerzlich lächelnd tapfere Patientin! Keinen Laut beim Plombieren! Der Vater ein alter Herr. wacht viel Spektakel! Ein alter geplagter Herr

5
Newspapers & Magazines
Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/pub/S/1915/27_08_1915/IS_1915_08_27_3_object_988774.png
Page 3 of 14
Date: 27.08.1915
Physical description: 14
Hempel fuhr sich ungeduldig durch das weiche, blonde Haar...^..«- ' .Mielleicht! Vielleicht! Aber mit diesem „Bielleicht' darf der Kriminalist nicht ar beiten!'. ,/Die weitere Untersuchung wird es schon herausbringen. Die Hauptsache ist, daß wir diese Anna Müller fest haben! Sie hat sich gestern abend sofort nach Auffindung des Koffers als Eigentümerin desselben bekannt.' „So! Haben Sie sie vorher befragt, was in dem Koffer fein soll?' „Nein. Man wies ihr den 'Inhalt Und besonders die Bücher

vor, welche ja ihren Namen trugen, und sie bekannte sich sofort dazu. Auch zeigte sie sichtlich Freude dar über, daß sie durch die Auffindung der Ef fekten die Wahrheit ihrer Aussagen bestä tigte. „Was waren es denn für Bücher?' Wasmut kramte in den Papieren herum, welche seinen Schreibtisch bedeckten, und zog dann zwei zusammengebundene Packe hervor. .Es waren die Hefte von Kolportageromanen: „Die blutige Hand oder das Geheimnis einer Prinzessin und „Der Räuber ohne Kopf'. „Sie sehen, daß diese Anna Müller

unter brochen, ergaben. „Sie glauben?' murmelte er endlich ganz zerknirscht. „Glauben! Ich weiß es so sicher, als daß dieser mysteriös am User der Donau auf gefundene Koffer n« zuvor der angeblichen Müller gehörte. Die Komplice — diese Bucklige — hat einfach einen alten Koffer mit Kleidern und Wäfche gefüllt, weil die Gefangene von einem Koffer sprach, was die Bucklige natürlich aus. den Zeitungen ersah, die .ja immer alles ausplaudern. Dann hat sie den Koffer heimlich an die Donau geschafft

einen braunen Handkoffer zur S:elle, angefüllt mit unv.r'ächtigem Kram, wie ihn ein Dienstmädchen etwa in Besitz hat. Die Gelegenheit ist so günstig — sie schmuggelt also, gleich Instruktionen für die Gefangene mit hinein. Anna Müller errät natürlich beim Anblick des Koffers und der Bücher, welche natürlich ihren Namen tra gen, obwohl sie dieselben nie in ihrem Lebdn sah, den Streich ihrer Helferin und ihre sichtliche Freude ist nur zu begreiflich! Wäre ich an Ihrer Stelle getvesen, ich hätte die Gefangene

abgereist sind. Ich habe übrigens, obwohl Anna Müller behaup tet, ihre Absicht, das gräfliche Paar auf zusuchen, nicht ausgeführt zu haben,! ge stern bei den Damen anfragen lassen, vb im Lause der letzten Wochen eine Amia Müller sich bei ihnen vorstellte.' ! „Nun und k' „Die Antwort lautete verneinend. Der Portier,' der im persönlichen Auftrag der Gräfin mit meinem. Abgesandten sprach, fügte hinzu, daß er die Müller überhaupt nur dem Namen nach'keMle, da die gräfliche Fa>

6
Newspapers & Magazines
Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/pub/S/1897/24_09_1897/S_1897_09_24_6_object_983278.png
Page 6 of 8
Date: 24.09.1897
Physical description: 8
für ein feines Kraut!' Heinrich Paffte mit einigem Behagen eine mächtige Wolke von sich. „Kriegsbeute,' brummte er lakonisch. Ja, besser war die'e Cigarre nun doch w e seine eigene Sorte. Ah, ein wirklicher (Söttergenuß, diese würzigen Ringel in die Luft zu blasen. „Ach was — ich rauche zweie daoon!' beschloß er. In den folgenden Tagen bekamen die Kameraden noch manches mal von Pannemanns „Kriegsbeute' zu riechen. Der Inhalt des Kistchens war bereits stark „gemischt', als Lieutenant Müller eines Abends

.' „Donnerwetter — ich weiß nicht, was es ist, aber irgend etwas vermisse ich noch,' nahm Lieutenant von Feuerstein das Wort. „Allerdings — mir geht es ebenso — was ist es nur gleich?' Auch Schmieding schien nicht ganz befriedigt zu sein. „Mir fehlt zur völligen Behaglichkeit eine gute Cigarre,' meinte er. „Das ist es — das ist's!' ertönte es mehrstimmig. Kamerad Müller erhob sich uud schritt nach seinem Paletot. „Daß ich auch nicht früher daran gedacht, ich habe ja ein ganzes Kistchen Cigarren mitgebracht

.' „Ah — superb! — famos!' riefen die übrigen. Lieutenant Müller hatte das Kistchen bereits geöffnet. „Darf ich bitten, zuzulangen?' „Danke, Danke!' „Sie sind ein liebenswürdiger Mensch!' „Ich werde mich bei Gelegenheit revanchiren.' „Darf ich Ihnen Feuer anbieten!' So schwirrte es lustig hin und her. Lieutenant von Schmiedings Kopf war bereits in eine dichte Rauchwolke gehüllt. „Nun, wie schmeckt das Cigärrchen?' fragte Müller. „Hm, hm' — hüstelte Schmieding; er hatte eine Dreipsenniger erwischt. Ich finde

, während de^eu jeder Ossizier seine Cigarre einer mehr oder minder eingehenden Prüfung unterzog. Hin, Hm! — Großartig — magnisique! — wurden die ver schiedenen Meinungen laut. Zweifelndes Kopfschütteln auf der einen beifälliges Nicken auf der anderen Seite. Lieuteuaut von Feuerstein sprang plötzlich von seinem Sitze auf — ganz blaß im Gesicht. „Die Cigarre taugt gar nichts — mir ist übel darnach ge worden.' „Aber Feuerstein — dann können Sie eben eine echte Havana gar uicht vertragen,' sprach Müller beleidigt

Bruckmann einen dankerfüllten Blick nach oben. „Herr des Himmels, welch' Glück, daß die Kameraden ver schiedener Meinung bezüglich der Cigarren waren. Denn sonst säßen wir alle noch hier beisammen und der „Al e' hätte uns io eorxors auf verbotenem Pfade überrumpelt. Wus darauf gefolgt wäre — ich mag's nicht ausdeuken.' Bald wußten alle Betheiligten von der Gefahr, der sie ent ronnen waren. Lieutenant Müller wurde doch etwas nachdenklich; er wollte seinem Pannemann ein bischen auf den Zahn fühlen

7
Newspapers & Magazines
Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/pub/S/1915/27_08_1915/IS_1915_08_27_2_object_988763.png
Page 2 of 14
Date: 27.08.1915
Physical description: 14
Wasmut war in seinem Bureau und stand eben im Begriff, Anna Müller zu einem Verhör kommen zu lassen, als sein Freund Silas Hempel eintrat. Wenn wir sagen „Freund', so entspricht dies nicht ganz der Wahrheit, denn in Wirk lichkeit bestanden die Beziehungen dieser bei den Männer aus Gefühlen, welche eine ehr liche, wahre Freundschaft so ziemlich aus schließen. Georg Wasmut war ein junger strebsamer Beamter von mittelmäßiger Begabung, des sen Ehrgeiz darin bestand, für einen her vorragenden

ein stummer, ehrgeiziger Kampf, der von Wasnmts Seite versteckt .mit bitterem Ernst, von Hempel-aber offen mit humoristisch gutmütiger Ueberlegenheit geführt wurde. Vor der Welt nannten sie einander „Freunde'. Mi^ Srläoönls ter verlazÄnstält Ven'Ager A^G^Eiasiedeln. , . .Als Hempel nun in Wasnmts Bureau trat, stand dieser sofort auf und ging ihm mit triumphierendem Lächeln entgegen. „Nun, lieber Silas, was sagen Sie jetzt zu unserem Fall? Hatte ich recht mit der Anna Müller oder nicht?' Hempel zog

sich einen Stuhl an den Schreibtisch des Richters und ließ sich darauf nieder. „Erst muß ich doch wissen, was Sie her ausgebracht haben. Die Zeitungen behaup ten allerdings, jAnna Müllers Identität sei festgestellt.' ,Hawohl. Gestern erhielt ich auf meine Anfrage die ausführliche Antwort aus Bruck bezüglich der verstorbenen Baronin Elsberg. Diese führte in der Tat das völlig von aller Welt' abgeschlossene Leben eines weiblichen Sonderlings: ^Zuletzt wurde sie bedient von einer gewissen Anna Müller

, einem auf fallend Hübschen Mädchen, braunhaarig und blauäugig, das indessen nur äußerst selten das abgelegene Haus der Baronin verließ. Anna Müller ist ordnungsgemäß in.Bruck a. d. Mur abgemeldet und sprach die Ab sicht aus, sich nach Amerika zu Hegeben, wo sie Bekannte hat. Sie ist ein Findelkind und besitzt keinerlei Verwandte. Das Reise billett löste sie bis Wien, da sie auf der Durchreise nach Hamburg die einzigen Ver wandten ihrer verstorbenen Herrin aufsuchen wollte. Sie sehen, es stimmt

alles mit den Aussagen der Gefangenen. Hier in Wien wurde sie andern Sinnes, gab die Reise nach Amerika auf, wahrscheinlich weil sie Liebschaften anknüpfte urck dabei unerwartet bessere Chancen für die Zukunft gewann. Dabei war ihr der Tote vielleicht als ehe maliger Liebhaber im Wege.' „Einen Augenblick, lieber Wasmut: haben Sie die Vorführung irgend welcher Zeugen aus Bruck veranlaßt, welche persönlich die Identität der Geftmgenen mit Mnna Müller feststellen können?' „Vorläufig nicht, da der amtliche Bericht

8
Newspapers & Magazines
Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/pub/S/1908/17_01_1908/IS_1908_01_17_6_object_1013633.png
Page 6 of 8
Date: 17.01.1908
Physical description: 8
durch Vermittelung Theo Rings, der Beziehungen zur Presse hatte, in der Zeitung: „Seltene Blüte. Wie uns von einem Naturfreunde mit geteilt wird, befindet sich im Erkerfenster^des Herrn Eisenbahn sekretärs Müller, Nürnbergerstraße 48, eine Philodendron per tusum, auch Baumwürger genannt, die trotz unseres nordischen Klimas zur Blüte gelangt ist. Wir zweifeln nicht, daß der glückliche Besitzer dieser für uns seltenen Erscheinung gern be reit ist, auch anderen Naturfreunden Gelegenheit zu geben, die fast zehn

Zentimeter lange herrliche Blüte, die wie eine Gondel anmutet, in der Nähe bewundern zu lassen.' Natürlich begann an dem Tage eine kleine Völkerwande rung zu Müllers. Papa Müller belegte abwechselnd bald die verrückte Philodendron, bald die nichtsnutzigen Zeitungsschreiber mit seinem Bannfluch, als er mittags aus dem Bureau kam, wo er die famose Notiz schon gelesen hatte. „Wenn ich wüßte, welcher Satan das losgelassen hat', ver sicherte er, „umbringen könnt' ich ihn! Die ganze Wohnung

nach dem Verwaltungsgebäude der Eisenbahn, um seinen Freund Heinrich Müller zu überraschen; Hans aber flog spornstreichs in die Nürnbergerstraße, kletterte die zwei Treppen hinauf bis zu Müllers Wohnung und klingelte. / „Darf ich mir vielleicht . ^ „Ach, Sie kommen wegen der Philodendron!' schnitt ihm der Küchendrache das Wort ab. „Bitte gleich links!' Er klopfte an. „Herein!' rief eine ihm bekannte Stimme und er trat in das Erkerzimmer. ^ „Na, habe ich Wort gehalten?' flüsterte er triumphierend. „O Gott, du hast schön

, daß du mich unter wegs trafst. Junge. Wenn man erst festsitzt, ist manchmal kein Loskommen!... Sie, Marie, waren noch viel hier wegen des dummen Blumenkübels?' „Fünf oder sechs! Ein Herr ist noch drinnen!' „Es ist, um die Schwerenot zu kriegen! Und auf der Redaktion sagen sie einem nicht einmal, wer der Halunke ge wesen ist!' „Ja, was ist denn?' fragte der Besuch und Papa Müller berichtete kurz über die blühende Amerikanerin und die Notiz darüber. . Von diesem ganzen Gespräch hatte das überraschte Paar jedoch

zu, daß du sie hinüberschaffst ins Wohnzimmer, damit Hans . .. Herr Dr. Baumgarten unbemerkt hinaus kann!' . ??? Mutter ins Erkerzimmer hinaus 'I^^chloß die Tur. Es war die höchste Zeit gewesen. Fast gleichzeitig brückte Papa Müller auf die Klinke der anderen Tür und bat seinen Freund Eduard Klingler, näher zu treten. 'GruH Gott, Frau Müller. Kennen Sie mich noch?' fragte der alte Graubart. Verwirrt von der eben erlebten Szene schaute die Alte ihn an. . ^ „Mein Freund Klingler!' erläuterte Papa Muller

9
Newspapers & Magazines
Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/pub/S/1901/12_04_1901/S_1901_04_12_3_object_1016554.png
Page 3 of 8
Date: 12.04.1901
Physical description: 8
und macht sich aus den Weg. um noch heute Tante Sidonie auszusuchen. Dort werden ihm schon die thörichten Ge danken, die ihn so hartnäckig verfolgen, vergehen. (Fortsetzung folgt.) 5? Die beiden Gauner. Novelle von Wilhelm Roth. (Nachdruck verboten.) ankier Müller hatte die Wintermonate an der Niviera zu- «^5 WH gebracht, nicht etwa aus ärztliche Anordnung Hin, denn Müller war nie in seinem Leben krank, und von jemand >5^ zu den engbrüstigen Luftschnappern gerechnet zu werden, Ware

für ihn eine sehr starke Beleidigung gewesen. Er rechnete sick zu den reinen Abkömmlingen unserer Urvätern, der Germanen, speciell der Mattiaker, von denen es in dem Tacitus heißt: es waren sieben Fuß hohe Gestalten mit breiter Brust, breitem Rücken, aber verhältniß mäßig schmalen Husten, mit röthlich blonder Mähne und weißer Haut. Müller glich diesem Urbilde der altgermanischen Helden aus ein Haar» auch die blauen Augen fehlten nicht, nur mit der Mähne haperte es ein wenig; rothblond

war sie ja zwar auch, aber nicht mehr so ganz dicht, besonders am Hinterhaupte, dem Punkte, den man mit Haarwirbel bezeichnet, war eine bedenkliche Lichtung, und diese Lichtung zog sich als schmale Etappe bis zur Stirne. Doch das war eine Nebensache, besonders sür einen Mann wie Hermann Müller, der dem Satze huldigte: Heirathen ist sehr gut, Nichtheirathen ist noch besser. — Der Aufenthalt in dem milden Klima des Südens hatte für ihn nicht die Reize, wie man sie so häusig in Beschreibungen aufgezählt findet. Das quecksilberne Volk

Herren einstiegen. Die Dame hatte ihren Platz noch inne. Ihre glänzenden Augen, von denen man nicht sagen konnte, ob sie schwarz oder blau waren, ob sie einer Französin gehörten oder einer Miß, erhoben sich nur flüchtig, um dann wieder nach dem Fenster in die Dunkelheit zu starren. Die beiden neuen Fahrgäste plazirten sich nach einer Verbeugung einer neben die Dame, der andere neben den Herrn Müller. Sie begannen sofort ein lebhaftes Gespräch, zogen auch unsern Freund in die Konversation und schienen

10
Newspapers & Magazines
Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/pub/S/1915/27_08_1915/IS_1915_08_27_6_object_988808.png
Page 6 of 14
Date: 27.08.1915
Physical description: 14
, .Was mut?' „Gerne. Welchen?' „Haben Sie der Anna Müller schon mit geteilt, was Sie über die Person des Toten wissen? Ich meine, daß er ans Amerika kam und sich für einen Grafen Saluga aus gab?' „Kein Wort.' „Gut, dann tun Sie es jetzt und lassen Sie mich Zeuge des Verhörs sein. Ich möchte mir die Perfön gerne bei vollem Tageslicht noch einmal genau ansehen.' „Ich war eben im Begriff, sie zu ver hören, ehe Sie kamen,' antwortete Was- inut. „Der Protokollführer wartet bereits seit einer Stunde.' „Wissen

Sie was? Lassen Sie mich das Protokoll schreiben! Meine Anwesenheit fällt der AugeKagten dann weniger auf.' Wasmut zögerte noch ein wenig, entschloß sich aber dann doch, Hempels Wunsch zu willfahren, und gab Besehl, daß man die Gefangene vorführe. Inzwischen legte ihm Hempel Usch einige Punkte besonders Ms Herz, welche, er berühren sollte. » » » Als Anna Müller wenige Minuten später eintrat, riß Silas Hempel, welcher den Platz des Protokollführers eingenommen hatte, die lAugen Unwillkürlich weit

: Graf Peter Saluga?' > . . , Es war, als führe ein Blitz Unmittelbar vor der Angeklagten in die Erde. Sie wantte und jeder Tropfen Blut wich aus ihrem Antlitz, während die Augen mit entsetztem, starrem Blick auf dem Richter ruhten. Nichts von all dem entging den beiden Männern. Hempel frohlockte innerlich schon. Aha, da war der wunde Punkt! Sie kannte den Toten also unter diesem Namen Md erschrak, daß man nun darum wußte. Aber Anna Müller hatte nur einen Mo ment die Geistesgegenwart verloren

Koffers gar nicht .Anna Milller wären.' >- / . / < „Und wer sollte ich denn sonst sein?' gab die Angeklagte mit breiten^ spöttischem Lächeln zurück. , . „Etwas Besseres vielleicht. Eine vornehme Dame, die Gründe hat, in einer Lage, wie die Ihre, ihr Inkognito zu wahren!' Jetzt lachte Mna Müller schallend heraus. „Ah, eine Herzogin oder gar Prinzessin soll ich sein ? . Nein, das ist KU gUtL 1S0 vornehm bist also. Anna?' Sie schütz sich immer »roch lachend auf die Hüfte Und stemmte dann die Arme

Stimme klang plötzlich triumphierend.: . ,Hier schreibt mir eine Frau Katharina Lagler, Pvrtierswitwe, Laudongässe 8, daß Anna Müller, zuletzt Dienstmädchen bei der verstorbenen Frau Baronin Elsberg, vor

11
Newspapers & Magazines
Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/pub/S/1908/17_01_1908/IS_1908_01_17_7_object_1013637.png
Page 7 of 8
Date: 17.01.1908
Physical description: 8
hinein, was sie eigenartig verschönte. „Na, dann also Bahn frei', sagte Papa Muller und schritt ! auf die Türe zu, während Onkel Eduard der Entwicklung dieses geheimnisvollen Dramas kopsschüttelnd zusah. Indem erschien glutrot Lucie Müller auf der Schwelle. „Wenn du dir emen Ärger ersparen willst, Papa, so geh' hier nicht herein', bat sie. ' ^ „Nun erst recht', erklärte der Alte. Doch dann prallte er plötzlich zurück. Hinter dem Haupte seiner Tochter war der „un verschämte Kerl aus dem Theater

' aufgetaucht. „Herr!' schrie er und schnappte vor Wut nach Atem. „Hans!' rief im gleichen Moment Onkel Eduard. „Kennst du diesen Kerl?' jappte Papa Müller. „Na, natürlich, das ist ja mein Neffe!' „Ein nettes Exemplar von einem Neffen! Herr, wie kom men Sie hierher!' „Na, ich denke doch, er gibt hier Mathematikstunde!' . »Na, ich würde mich schön bedanken!' tobte Müller, „Das ist der schlechteste Mensch, den ich kenne!' „Dieser Lammsbraten in Milchsauce?' lachte Onkel Eduard. «Das stimmt denn wohl

doch nicht ganz! Was hast du denn bloh ausgefressen, mem Junge? Aber flunkere nicht wieder une vorhin! Ein schöner Mathematikschüler das, wahrhaftig! Und die Eltern sehen es nicht gern, wenn du mlsbleibst! O ja, das merk ich, zumal der Vater!' „Verehrter Herr Müller!. Lieber Onkel! Hören Sie mich m Geduld an!' sagte, tief Atem holend, Dr. Hans. „Das Schauspiel meines Freundes Ring und eine alte, bösartige Zahnwurzel sind an allem Schuld. Denn wenn das erste nicht gewesen wäre, hätte

ich mit meinen Zahnschmerzen nicht im Theater gesessen damals. So aber war ich als Klaquer ver pflichtet! Und wenn die Zahnwurzel nicht gewesen wäre, die nnch beinahe wahnsinnig gemacht hat vor Schmerz, so hätte ich ^yren Husten, verehrter Herr Müller, ohne jede Äußerung er tragen! Gewiß, ich war unhöflich an jenem Abend. Aber ich kann nicht mehr, als es zugeben und um Verzeihung bitten, um so mehr, da ich mein Leben daran setzen werde, Ihre Lucie zu meiner Frau zu machen!' »Ich habe zwar noch nicht alles verstanden

12
Newspapers & Magazines
Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/pub/S/1908/13_03_1908/IS_1908_03_13_6_object_1013204.png
Page 6 of 8
Date: 13.03.1908
Physical description: 8
vie gute pklegerin. !^> Novelette von Emil Beßer. (Nachdruck verboten.) Tief im Walde drin bei W. lag in einer romantischen Schlucht eine alte, halbzerfallene Mühle, deren Räderwerk nicht immer ging. Die Dampfmühlen waren aufgekommen und hatten der einst flott im Betriebe befindlichen Mühle den Verdienst arg ge schmälert. Der Müller Johann Bertram war tief betrübt über den immer mehr vorschreitenten Verfall der seit Generationen im Besitze seiner Familie befindlichen Mühle, konnte

übrig von dem früheren Überfluß. Sorgenvoll bli^te oft der nun sechzig Jahre alte Müller zum Fenster der Wohnstube hinaus auf den nicht sehr breiten Weg, ob sich nicht ein Fuhrwerk zeigen wolle, dessen Lenker endlich wieder einmal Bestellungen brächte. Aber meist vergebens. Dabei flöteten die Amseln in den von zwei Seiten fast an die Mühle herantretenden Tannen, die Rotkehlchen zwitscherten, die Nachtigallen, deren es in der Nachbarschaft eine ganze Menge gab wegen des die Schlucht durchhüpfenden

aber nicht weiter aus, um später nicht allzu sehr enttäuscht zu werden, denn derartige Lieblinqswünsche gehen selten in Erfüllung. Die früher so rüstige Wirtschafterin, Frau Belisch, hatte in der letzten Zeit arg mit Rheumatismus zu tun und mußte zu ihrem großen Leidwesen oft das Bett hüten. Aber ihr Töchterchen hielt alles im besten Stande, weder der Müller, noch die Mutter mußten auf irgend eine gewohnte Bequemlichkeit verzichten. Wenn Evchen mit ihrer einschmeichelnden, schönen Stimme ihre kleinen Volksliedchen sang

, dann schlummerte oft ihre sonst von Schlaflosigkeit geplagte Mutter ein, und der Müller lauschte stets mit großer Aufmerksamkeit dem lieblichen Gesänge. „Solch köstlicher Humor ist doch ein Gottesgeschenk!' flüsterte er, „solch herzerfrischendes Wesen kann man sich nicht kaufen, das ist nicht mit Geld zu bezahlen, das entspricht aber ihrem goldreinen Gemüte!' Der Abgang Florians vom Militär stand nun bevor, der gebeugte Vater blickte aber der Ankunft seines Sohnes einiger maßen mit Sorgen entgegen

13
Newspapers & Magazines
Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/pub/S/1907/27_12_1907/IS_1907_12_27_3_object_1014644.png
Page 3 of 6
Date: 27.12.1907
Physical description: 6
du —. nicht aber meinen Segen!' sehen> wie der alte Müller auf dem Querbrett steht, das be- Sie war zurückgetaumelt — es war doch.ein bitterer Schritt, -staubte Käppchen in der Hand — stumm — staunend — betend^ die Trennung von daheim./Nun hatte sie ihr ersehntes Glück Was ist geschehen? Selt Monaten stand die Mühle still -7 — war es wirklich ein Glück? . haben Geisterhände sie wachgerufen? Silberweiß fällt das Haar . ' Darüber war die Zeit verstrichen, auf der Mühle lag es auf die Schultern des schnell gealterten Mannes

der Da ist ja aber plötzlich etwas mehr wie Leben. Drinnen ^wille zum Groll. Es^währte nicht gar lange, so stand die kreischt und schreit es - verständnislos blickt der Müller nach ÄÄ» ? V Meister, dessen Herz so hart war wie sem der offenen Tür. Sie tritt gerade heraus, die Müllerin, in den Muhlftem, brauchte man kein Korn mehrautzusckMten. ^ blendenden Mondschein, um sich das - was in dem Bündel- . Und dies traf ihn ms Innerste; eme Me Muhle gleicht chen steckt, näher anzusehen. Sorgsam, zärtlich! Ach, schauen

, ohne Versöhnung beginnen?^ . ^ ^. Nur das nicht! schrie es im Herzen der jungen Muttermund . ' nach und nach faßte sie einen Plan. Ein schuldloses Kind wird / ' ' Mpiner Wintersport und seine Sefahren. llnd der junge Müller wußte, was einem alten Müller- . , . Arauz Wichmann. «rb»t-n,i he^en Not tat. Das k^nte nicht leb^ und nicht sterben, wenn Den König aller Sporte haben begeisterte Freunde den mcht das W^ser rauschte und das M^lrad mcht klapperte. Skisport genannt. Und ebenbürtig zur Seite steht ihnt

14
Newspapers & Magazines
Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/pub/S/1907/22_03_1907/IS_1907_03_22_7_object_1019917.png
Page 7 of 8
Date: 22.03.1907
Physical description: 8
kein Vernünft'ger seine Hand. >' cv . - - u,l Ruhm ist so süß und ehrenvoll als der Nachruhm der Ittnex Zeitenossen. Boralts die Biene zieht den Honigsaft Daraus die Spinne sich ihr Gift verschafft. Iit dir auch hartes Los beschieden. Abend und Morgen macht vieles gut. Der Abend bringt der Not den Frieden, Der Morgen bringt der Not den Mut. Oberst Armln Müller> zum Generalinspektor der marokkanischen Polizei ernannt. Oberst Armin Müller, zum Generalinspektor der marokkani-' Den Polizei ernannt

. In der .Algecirasakte ist der Schweiz die Befugnis zugespro chen, den Generalis spektor der marolkani- schen Polizei zu stel len. Der Bundesrat hat nun für diesen Posten den Oberst Armin Müller vorge schlagen und die, er wurde auch vom Sul tan zum Generalpo- lizeiinspektor ernannt. Oberst Armin Mül ler, bis dahin Jn- struktor erster Klasse m Bern, ist 1855 als Bürger von Biel geboren. Er absol vierte die landwirt schaftliche Schule Nutti und studierte dann am Polytechnikum. 1874 zum Artillerie leutnant ernannt

, trat er 1876 in das Jn- strultionskorps der Ar tillerie ein, dem er bis heute ununterbro chen angehört. 1LL5 wurde Müller Stabs» ofsizier, 1899 Oberst der Artillerie, als welcher er 1904 das Korpsartillerieregiment 3 kommandierte. Er gilt als tüchtiger Militär und liÄenswürdiger Mensch. Sein praktischer Verstand und sein ruhiges Temperament, verbunden mit seiner sprach lichen Bildung lassen ihn als recht geeignet für den gewiß Vicht leichten Posten in Marokko erscheinen. Straßenjungen

16
Newspapers & Magazines
Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/pub/S/1907/27_12_1907/IS_1907_12_27_2_object_1014639.png
Page 2 of 6
Date: 27.12.1907
Physical description: 6
hier die Klostermühle. Still und öd, denn das Mühlrad ist vereist — schon wochen lang — und der alte strenge Müller hat Befehl gegeben, daß niemand, keiner von seinen Leuten die eisigen Fesseln löse, um wieder frohes, geschäftiges Leben in dem alten Erbe zu er wecken. Auch sein Herz ist von einem Bann umschlossen, den weder das strenge Gesetz, noch die Macht der allerbarmenden Liebe zu brechen vermocht hätte. Wie im Todesschlaf ruht die Mühle mit allem, was darin und darum war. Und selbst wenn es Tag gewesen wäre

Lieschens, deren Herz er schon lange besaß! Das hatte aber der Müller nicht erwartet. Seine Geöckktken waren mit anderen Plänen beschäftigt. Drüben im Nachbar land hauste sein bester Freund, dessen stattlichem Sohn hatte er sein Lieschen mit samt der Mühle zugedacht — das Müllet- handwerk lernt sich schnell — in nächster Zeit sollte der von ihm Erwählte hier eintreffen, um die Mühle samt der jungen Mül lerin kennen und lieben zu lernen. . Und so tief hinein hatte er sich in seine Pläne versponnen

, daß ihn eine förmliche Wildheit überkam, als er die Bitte erst recht verstanden hatte. , Anstatt der Antwort warf er dem Bewerber die gerade, in seinem Reich befindliche Metze, mit welcher er, ^reichlich und ge recht schon Tausenden das Mehl zugemessen, an den Kopf ukd der blinkende Messinarand flog so heftig an die weiß^Ztirjj des jungen Müllers, oaß er blutüberströmt zusammensank. Die.Leidenschaft macht blind' der Müller stürzte hinweg, ohne das Unheil gesehen zu haben. Eine aber war da. — Lieschen

18
Newspapers & Magazines
Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/pub/S/1913/28_11_1913/IS_1913_11_28_2_object_1015645.png
Page 2 of 8
Date: 28.11.1913
Physical description: 8
. Augen, Dann ließ er die Stiefel, fallen und nahm den Hut ab, tief sich verneigend. „Genehmigen Sie, holde Fee dieses Re viers, den Dank eines mit Oelfarben malen den Sterblichen, den Sie durch Ihren Ge sang aus tiefem Sumpf gerettet. Im übri gen heiße ich Herbert Müller und bin, wie gesagt, Landschaftsmaler.' ' . „Und ich heiße Erna Allner,' gab ich lachend zurück. „Haben Sie sich verirrt?' „Ich bin erst seit drei Tagen hier,' ant wortete er, „und kann also unmöglich schon jedes Sumpfloch

als ich bis über die Knie eingesunken war, wie Sie hier an mir sehen. Verzeihen Sie dies Kostüm, aber es ist durchaus nicht meine Wahl!' Wieder fuhr ein Heller Blitz von Jugendlust aus seinen Augen, die er nicht von mir ^ver wandte. „Fünf Minuten von 'hier weiß ich einen Bach, mein Herr Müller; der brachte mich gerade auf jenes Lied, da können Sie sich waschen.' „Auch das wissen Sie? Sie retten mir zweimal das Leben. Wo fließt er?' „Kommen Sie mit!' Ich hatte mit einemmale einen Wander gefährten; zwar einen schmutzigen

er auf meine Hand. „Sie tragen einen Ring?' „Ja, ich bin verlobt!' — Erst schien ihm die Antwort nicht recht zu sein, aber gleich darauf flog es wie Sonnenschein über sein Plötzlich bedenklich gewordenes Gesicht hin. „Das ist schön!' - „Das kann Ihnen doch ganz gleich sein, Herr Müller!' „Nein, denn nun darf ich Sie wieder sehen, und wir können uns als gute Ka meraden im Walde treffen, ohne daß Sie denken, ich wollte Ihnen den Hof machen. Habe ich nicht recht?' „Das ist auch wahr,' gab ich schnell zur Antwort

20