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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 2 of 8
Date: 28.08.1908
Physical description: 8
Pause eintrat. Was für ein wohltuendes Gefühl der Sicher- „Welcher Art Ovaren denn die Ansprüche^ die, Sie an eine heit das in ihr wachrief! ^ ^ ^ - zuverlässige Person stelleii würden, Frau Wenkheim, und wie Und wie sie erstarkte durch den beständigen Aufenthalt in würde sie Entschädigung Ihrerseits für die geleisteten Dienste der freien Luft, durch ihr rastloses Herumwirtschaften zwischen sein?' frug Frau Weingartner,-die sofort an Mali dachte, den Blumen- und Gemüsebeeten. Jetzt hätte Frau

, würde ich gern geben, wenn zemand dies förmlich durch alle Poren in ihren Körper drangen. Ein köst- übernähme.' licher Sommer lag vor ihr. „Selbstverständlich können Sie Ihre Kleinen nur einer mit Auch Frau Weingartner erholte sich jetzt zusehends. Der der Behandlung von Kindern vertrauten, durchaus zuverlässigen Hausarzt ihrer Verwandten hatte Recht gehabt. Nun ihr Ge- und womöglich gebildeten Person überlassen,' fiel ihr Frau müt ruhig war, ging es mit der Rückkehr ihrer Kraft und Ge- Weingartner energisch

ins Wort. „Dieser bliebe bei Einhaltung sundheit stott vorwärts. Sie freilich schob das hauptsächlich Ihres Programms allerdings nur wenig Heit übrig, sich ander- auf die minutiöse Pflege Mali's, die ja m der Tat auch tüchtig weitig noch viel zu verdienen. Würden Sie sie auch beköstigen?' dazu mithalf. Es war mit Bestimmtheit vorauszusehen, daß Wenn die Betreffende sich unseren Lebensgewohnheiten sich Frau Weinaartners tägliche Behauptung: „Bis Mitte anpaßte,' antwortete Frau Wenkheim leicht errötend

. „Wenn aufgehoben wären, wie bei Ihnen selber . . . meine Mali.' mir auch der Tag manches Schwere gebracht hat, der Abend „Mali?' schrieen beide Frauen auf. „Sie würde das tun?' ist jetzt dafür um so schöner!' „Warum denn nicht? Da sie erst um elf, halb zwölf hier Schon im Juni hatte sich Frau Weingartner so weit er- zu sein braucht, und auch Abends immer wieder zeitig nach dem holt, daß sie ohne sich anzustrengen wieder ?m Stanv war, ihre Lindenhof zurückkehren würde, hat sie Zeit genug, öandluft

„Wenn Fräulein Mali einwilligte, wäre das eine Wohltat ^ Einsätzen versehenen Korbes, in dem die duftenden Früchte ver- für uns,' rief Großmama Krüger. ^ packt waren, verursachte ihr nicht die geringste Beschwerde. „Mit der vegetarianischen Kost ist's allerdings bei ihr nichts,' Wenn ihre geschäftlichen Wege erledigt waren, pflegte sie gern meinte Frau Weingartner lächelnd. „Da sie blutarm ist, muß bei einem oder dem anderen ihrer Bekannten einen Besuch ab- sie Fleischnahrung

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 6 of 8
Date: 07.03.1913
Physical description: 8
. Was war mit ihm geschehen? Sie vermochte es durch aus nicht zu ergründen, denn sie kannte ^ nicht die große, gewaltige Triebkraft, die fern von der Trauminsel Oldenshof ihre Flügel sÄvang, und die ihren Schein auch über Wulff geworfen hatte — das Leben! Natürlich handelte es sich auf Oldenshof bei allem Geschahen immer nur um Be schlüsse des Familienoberhauptes, . niemals um Familienberatungen. So erfuhr denn Frau Egbertsen ohne Vorbereitung, daß Wulff auf einem auswärtigen Gymnasium sein letztes Schuljahr absolvieren

und dann sogleich seine Militärzeit antreten solle. Und wie sie immer nur an Unglück glaubte und stets von Prüfungen sprach, so hielt sie auch diese Wendung der Dinge für böse, bis es Frau Pastor Lindner gelang, sie andern Sinnes zu machen. Sie war zum ersten mal die Bundesgenossin des Hausherrn, und Marx Egbertsen dachte grollend, wie die braunäugige Frau ihm hätte helfen kön nen so manches liebe Mal und hatte es nicht getan. Aber er hatte nichts zu for dern, sie kassierte von ihm schweigend Jahr um Jahr

ihres Giebelstübchens und sah hinaus in den Garten, in dem bei leisem Früh lingsregen die Knospen sprangen. Dumpf regte sich die Sehnsucht in ihr — Sehnsucht smcker Weg und Ziel. Ueber die First von Oldenshof zogen die Reiher mit rauschen dem Flügelschlag. „Ich möchte auch — ich möchte auch!' flüsterte sie, aber sie wußte nicht, was sie wollte, und das dunkle Sehnen schlief noch einmal ein im Gleichmaß der Tage. — Frau Elfriede hatte viel geweint in den Tagen, da die Krokusse blühten, die Störche wiederkehrten

und der erste Kuckucksruf von der Geest herüberscholl. Erst Kamilla fort und nun auch, schier Hals über Kopf, er, den sie lieb gehockt, seit er zuerst, kaum zwölfjährig, seine schönen, verschüchterten Augen Vertrauen fassend zu ihr aufgeschlagen hatte. >— Aber nun kamen die Pensionäre wieder, auch Kamillas und Wulffs Zim mer im West- und. Ostgiebel wurden be setzt. Frau Pastor Senneberg führte selbst die Neuen in dem frisch nach Oel und Fir nis duftenden Haus umher. Dabei wur den ihre Augen Heller

— die geliebte Ju gend! Wer konnte in ihrer Mitte Gril len sangen? Sie war herzensstark und jung, die Predigerwitwe aus der schwermütigen Marsch. Schade nur, daß kein Mädchen mehr unter dieser frohen, lärmenden Jugend war. Sie liebte Mädchenzöpfe und helle Mädchen kleider. Das Häuschen war freilich von unten bis oben besetzt wie ein Bienenhaus, aber mit gutem Willen ließ sich wohl Rat schaf fen. Und sie schrick an Frau Egbertsen und bat inständig, es möchte doch Hedwig für kurze — sei's auch nur ganz kurze

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 2 of 10
Date: 04.06.1909
Physical description: 10
, lief ihm seine Frau mit Richter war aufgestanden und zog eine blonde Dame, welche glänzenden Augen entgegen. die Erkerstufen hinaufschritt, näher — „haben wir Eva Reich, „Denke dir, Heinz, wer bei mir war! Die Gräfin Stab- geistreiche Romanciers, Rezitatorin, lieber Kerl und — was lewska! Ich bin entzückt von ihr und habe ihr versprechen Ihren Ohren, Herr Wiegandt, am schönsten klingen wird — müssen, daß wir bestimmt zu ihrem Ball, den sie in zwei Wochen ,Kenigsbargerin'. Und nun, meine Verehrten

nach dem Erkerwinkel wandte, aus dem diesen Ball plädiert?' das heute so häufige und so besonders fröhliche Lachen seiner Sie lachte und hing sich an seinen Arm. Frau erklang. „Aber Heinz, bedenke doch, es ist ein Ball, ein gewiß sehr Am nächsten Nachmittag zur Teestunde ließ sW Heinz glänzender Ball, und ich habe doch so wenig in meinem Leben Schumann bei Frau Gräfin Stablewska melden. Der Diener, getanzt. Das ist. doch entschieden ein Mangel, dem man ab- der ihm sonst übereifrig Hut und Mantel abgenommen

, meldete : helfen muß.' „Frau Gräsin lassen bedauern, Frau Gräfin wären unpäßlich Doktor Schumann wollte ein energisches Nein herausstoßen, und empfingen heute nicht.' — Mit rotem Kopf schritt Heinz aber ein paar schillernde Augen lockten und winkten heimlich, die breiten, teppichbelegten Treppenstufen hinab, dabei bemüht, und so sagte er, während sich seine Augen unwillkürlich senkten, , sich einzureden, daß diese Abweisung ganz seinen Wünschen achselzuckend: „Wenn es durchaus sein muß

!' . . entspreche. Er hatte ja nur der leidigen Form genügen wollen, Dann ging er eilig, wie jemand, der fürchtet, sein Ent- die ihn zwang, der Dame auch persönlich seinen Dank für die schluß.könne ihn gereuen, an den Schreibtisch, um Frau Gräfin so schmeichelhafte Form ihrer Einladung auszusprechen. Gut, Iadwiga Stablewska mitzuteilen, daß Doktor Schumann und daß auch sie es so aufgefaßt und ihn der lästigen Pflicht ent- Frau mit ergebenem Danke die so liebenswürdig an sie er- hoben! Denn natürlich

war sie nicht krank. Sie hatte sich gangene Einladung annehmen. wahrscheinlich eben jetzt tief in das weiche Eisbärfell ihres Prinz Wartenberg wurde rot vor Freude, als er am Abend Diwans geschmiegt und hielt die schneeigweißen Arme, welche dieses Tages die Nachricht vernahm, und sicherte sich sofort die weiten Aermel, die sie an ihren malerischen Haustoiletten Tischwalzer und Kotillon von Frau Lore. Oberförster Wiegandt, bevorzugte, willig freigaben, unter dem rötlich flimmernden der auch zugegen war, verstummte

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 6 of 8
Date: 03.04.1914
Physical description: 8
Seite 94 zu ihren Gunsten sprechen? Und vielleicht, vielleicht brach langsam die alte Liebe wieder durch — — Es ist unmöglich, der Hoffnung zu ent sagen, wenn man erst vierundzwanzig Jahre zählt. Auch Frau Konstanze richtete sich an ihr auf, ein freudiger Schimmer erglänzte in ihren schönen Augen. Wohlan denn, sie wollte Geduld haben und warten — und schweigen. — Der Vorsatz war gut, aber es fiel der jungen Frau in den nächsten Wochen doch oft recht schwer, ihn auszuführen. Willers feld ging

entweder finster brütend umher, mied die Seinen und sprach tagelang kein Wort, oder er zeigte eine nervöse Gereizt heit, in der er alle Hausgenossen quälte. Zumeist natürlich seine Frau, für die jedes Wort eine vergiftete Spitze enthielt. Die Dienerschaft klagte, dem gnädigen Herrn könne nichts mehr recht gemacht werden, die Kinder begriffen nicht, warum der zärt liche Vater jetzt so unwirsch und unfreund lich gegen sie war und quälten in ihrem kindlichen Kummer die Muitter mit Fragen

in der einen, das Kurs buch in der andern Hand, aus seinem Stu dierzimmer. ^ „Ein Augenblickchen, liebes Männchen,' entgegnete die Frau Doktor, drehte den Schlüsseil an ihrem großen Koffer um.und wandte-sich an ihren Herrn Gemahl. Sie erschrak bei dessen Anblick — und das mit Recht. Denn der .Doktor war mit seinem schwarzen Strohhut geschmückt, — schwarz, soweit' ihn nicht die Sommerreisen gebleicht hatten, die der Doktor seit Beginn seiner glücklichen Ehe, und das waren zehn Jahre, unter' Bedeckung

dieses dauerhaften Stroh hutes alljährlich gemacht Hatte. Wind und Regen, Sonnenschein und Wagenecken hatten deu Guten abenteuerlich zugerichtet, ihn je doch deshalb zu einem teuren und geschätz ten Freund des Doktors gemacht. Immer hin aber konnte dieser Freund nicht gut ver langen, in Gesellschaft einer Frau von 34 Jahren, die sich zwar nicht mehr für sehr jung, aber auch nicht für alt hielt, eine Ferienreise nach der Schweiz mitzumachen. Also, die Frau Doktor erschrak wie in« einem bösen Traum, doch faßte

sie sich Auch der Staatsanwalt besorgte mit größter Unlust, was noch zu der Gesellschaft zu besorgen war. Wie sollte er den Anblick fröhlicher Fremden um sich ertragen, da aus seinem Familienkreise die Freude gewichen war? Auch regten ihn die mit der Soiree verbundenen Geldsorgen furchtbar auf. Wie leicht hätte sich das alles erledigen lassen, wenn ihn nicht der unsühnbare Leichtsinn seiner Frau um ein Vermögen gebracht hätte? Jede neue Ausgabe verschärfte seinen Groll gegen sie, verschärfte ihn umsomehr, als ihn trotz

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 10 of 10
Date: 22.12.1916
Physical description: 10
Städtchen und deren Bewohner in bleibender, dankbarer Erinnerung behalten. — Bruneck. Die Stadt Bruueck hat der KriegSfürsorgestellesürdieWeihaachtSbtscheeruug der Truppen im Felde und Soldaten im Laza zette den Betrag von 200 Kr. gespendet. Be der Fürsorgestelle sind zum selben Z«ecke noch folgende Sp.'vden eingelaufen: Hochw. Herr Pfarrer von Aufhofen 10 Kr; Herr Abgeord veter Anton Winkler in Aufhofen 40 Kr; Frau Anoa Voigt 30 Kr.; Herr Anton Wojta 12 Kr. Frau Gräfin Martha Künigl, Ehrenburg

20 Sr. Frau Grüfia Emma Küvigl, Ehrenburg 20 Ar. Frau Marie Schlosser 10 Kr.; Baron Nikolaus Fedrigotti 20 Kr.; Herr Franz Steger, Kauf manu Saud in TauferS 20 Kr.; Hofrat Dr. Emil und Jostfie von Ottenthal, Sand i. Tau fers 30 Kr. uud Herr HanS Feichter 30 Kr. hievon 10 Kr. für die Gefangenen in Rußland Allen Spendern sei eine herzliches Vergek's Gott gesagt. — Vrnneck. Für dir Kinder-WeihnachtS Bescheerung wurde weiter gesp.'ndet: Herr Ober Inspektor G. Thornton uud Frau Ke. 10.—; Familie v. Grebmer

Kr. 10.—; Frau v. Strele Kr. 20.—; Ungenannt Kr. 4.—; Frau v. Zieg lauer Kr. 30.— ; Frau Hohr Kr. 1.—; Frau Maier Kr. 5.—; Frau Dr. Nocker Kr. 10.—; Herr Apotheker Zieglauer Kr. 50.—; Frau Emma Hölzl Kr. 20.—; ferner gingen eine größere Menge von Materialspendeu ein, für welche das Komitee au dieser Stelle sein herzlichstes „VergeltS Gott' ausspricht. — Die WeihnachtSbescheeruug findet am 24. De- zember puukt 3 Uhr nachmittag im Kathol. VereiaShauS (Kino-Saal) statt. — Bruneck. Letzte» Sonntag mittag fand

teiluahmeu. Das Vieh wurde alles ausgebracht, doch die Futtervorräte giugeu verlöre» — Brnneck. Frau Konsul Anna Steffi», (Schloß Kehlburg) zeichnete auf die 5. Kriegs anleihe 100.000 Kr. bei der Filiale der Bank für Tirol nnd Borarberg i« Brnneck. — Brnneck. (Todesfall.) Unerwartet schnell, infolge eines Schlaganfalles, verschied hier am 19. dS. nachts Frau KreSzeuzia Thum, geb. Mair, Gastwirtin vou NenhanS, im Alter vou 52 Jahren. Die Leiche wurde der hier nach NeuhauS überführt und wird Samktag

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 6 of 8
Date: 14.03.1913
Physical description: 8
— denn, war dort gleich keiner mehr, der sich die Augen nach Krischan FÄdersen hätte blind sehen können, so gab's doch Tränen um Tine Stüermann, die als letzte ihre Flügel gerüttelt hatte und von bannen geflogen war. Sehr verschieden freilich war die Art, wie sich die verschiedenen Parteien mit ihrem Schicksal abfanden. Am schwersten trug ohne Zweifel — trotzdem ihr Hedwig zum Trost blieb — Frau Egbertsen, denn das Leben hatte immer wie eine schwere Decke über ihr gelegen. Wulfs

war ihr Liebling. Es war auch, so viel sie wußte, gar nicht Hedwig, die ihr die Trennung leichter machte, sondern das war Frau Pastor Lindner. Was immer in dieser Frau stecken mochte — und daß es nicht lauter Milch und Honig aus dem Lande Kanaan war, wußte wenigstens Marx Eg bertsen — gegen die Frau auf Oldenshof war ihr Wesen stets von tragender Kraft und Güte. Niemand verstand zu trösten wie sie, niemand so interessante Plauder stunden zwischen träg schleichende Tage ein zufügen

wie sie. Von allem, was vor und hinter des Dorfes Türen geschah, wußte sie' Bescheid, und wenn sie Frau Egbertsen gegen übersaß auf dem Thron am Fenster, war's, als schlüge sie Bücher voll bunter Märchen und .Geschichten auf. Das waren die Tage^ an denen Johanna Egbertsen lebte, in jenen Stunden hakt« sie rote Backen, und „Kom men Sie bald wieder, Frau Pastor,' bat, ja, man könnte wohl sagen, bettelte sie beim Scheiden. Am Westerdeich stand schon am frühen Morgen die Arbeit vor der Tür und setzte sich erst abends spät in einen Winkel

in eine Ecke setzt zu flennen, bis Tine auch in Sicht ist.' Geredet wurde am meisten von den aus geflogenen Vögeln am Geestweg. Und nicht etwa nur von Kamilla und allenfalls noch von Wulff, sondern auch von den Wester- deichern, weil die nun doch einmal Freund schaft gehalten hatten mit den andern beidm. Der, mit dem Frau Pastor Senne berg in stillen Stunden darüber sprach, war der alte Musikmüller. „Sie werden schon alle wiederkommen, Frau Pastor,' tröstete der alte Herr, von dem allerdings behauptet

wurde) daß er rosenrote Gläser in seiner Brille trüge. „Wir sollten dann nur inzwischen ihre Stätte hüten, daß sie nicht heimatlos werden.' Und das Letztere, das vom Hüten der Stätte, sagte er mit einem so listigen und bedeut samen Lächeln, daß Frau Pastor Senne- bcrg merken mußte, er führe etwas im Schilde. Der alte Herr Müller war durch aus keine versteckte Natur. Sie gingen aber eben durch den Garten, in dem der alte Braak mit Spaten und Harke dem kommenden Frühling die Wege ebnete. Vom oberen

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 2 of 8
Date: 11.12.1908
Physical description: 8
nicht. Und 6 5 5 nun? Was nun? Was würde nun werden? Konnte sie hier bleiben? Was konnte sie Frau Hach sagen? Sie lag schlaf- Der Park in Struvenhof stand in Blüten. Träumerisch los und sann, ging Lucie Volkert durch die Wege, sie dachte an den Herbst- Am anderen Tage fuhr Frau Hach früh zür Stadt, sie tag, an dem sie zum erstenmal hier geschritten war, in Kummer hatte ihre Gesellschafterin nicht zu sprechen gewünscht. Erst als und Heimwehgefühlen. Und nun war der Struvenhof 'eine sie gegen Mittag zurückgekehrt war, ließ sie Lucie zu sich rufen. Heimat

für sie geworden, der gegenüber alles andere langsam Lucie trat ahnungslos in das große, behagliche Zinnner, zurückgerückt war. Wenn ihr eine Frau wie die Rätin früher neue Bücher lagen auf dem Tische, das sonnige Mittagslicht begegnet, früher jemand mit solch unverhüllter starker Güte, kam durch die Fenster. Frau Häch trat vom Fenster her lang- solchem Verstehen an sie herangetreten wäre — wie vieles wäre sam auf Lucie zu. anders, wieviel besser wäre sie geworden! ' „Fräulein Volkert

: ein zärtliches Rendezvous, das belauscht Raemisch trafvor sie hin, unb sie blickte ihn befremdet an, und beobachtet wurde — Alles ändere weiß ich nicht. Will, weil sie etwas vollkommen Neues und Ungeahntes, etwas Un- auch nichts weiter wissen. Ich frage Sie nur noch-einmäl: ist beherrschtes an ihm erkannte. Er sagte etwas, was sie im es wahr? Ist an der ganzen Sache etwas Wahres?' Augenblick nicht verstand, so sehr fern lag es ihr ... Dann „Gnädige Frau —' aber hörte sie wie betäubt auf das, was er sprach

, in der Stim- „Ich frage Sie, ob es wahr ist, Fräulein Volkert?' mung der Sekunde, im Anblick der weißen, schimmernden Lucie stand regungslos. Svnderbar matt sah sie der er- Blütenwelt sprach — was er ihr zn Füßen legen wollte, ihr, regten Frau in die.Augen. - . ^ ^ der herumgestoßenen Frau — der Armen. War das nicht ein „Ist es wahr, Främein Volkext?' Märchen — das Märchen, das sie in jungen, süßen Jugend- In dem heißen Gesicht der Frau las Lucie ihr bereits ge- tagen einmal gesucht, das sie glaubte

eines Tages sicher zu sich sprochenes Urteil. heranschiffen zu sehen, mit weißen Segeln, von blauen Wellen „Ja,' sagte sie leise. ' . getragen — — — ' „So haben wir uns nichts mehr zu sagen, Fräulein Er sprach und sprach und endlich begriff sie ihn ganz und Volkert.' — — — begriff seinen Irrtum. Die war sie nicht, die ersuchte. Und ' Lucie blickte die Frau an. Tausenderlei brauste in ihr — vor. seinem heißen, braunen Gesicht stiegen Fritz Herzogs Züge drängte sich ihr auf die Lippen — da wandte

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 2 of 16
Date: 25.01.1901
Physical description: 16
lichster Weise den Käufer ihres Bildes und die Damen Martini dazu ein. Weybrecht sagt freundlich sein Er scheinen zu, Helma meint ausweichend: „Wir wollen sehen.' Edith empfiehlt sich nun — von Weybrecht wie von einem lieben, alten Bekannten — und dieser macht mit Frau von Martini und ihrer Tochter noch einen Rundgang durch die Räume. „Wo ist das Bild von Fräulein Sanden?' fragt Frau von Martini. „Ich bin gespannt, es zu sehen/' Weybrecht sührt sie sogleich zu seinem nunmehrigen Eigenthum

, dann richtet sie sich hastig wieder auf. „Ich danke Ihnen — es ist nichts — die dicke Luft hier . . . „So lassen Sie uns gehen.' Schweigend treten sie den Heimweg an; Frau von Martini in schwerer Sorge um ihr Kind, dessen Fühlen sie wohl erräth; Helma bleich und gedrückt. Weybrecht allein ist froh bewegt von den genußreichen letzten Stunden, auch ist sein Herz von einem ganz schwachen Strahl neuer Hoffnungen erfüllt. «Höre Edith, es ist höchste Zeit, an die Wahl Deines Kostümes für den Künstlerinnenball

zu denken,' sagt am Abend desselben Tages Frau Sanden zu ihrer Tochter. Die Familie hat eben zu Abend gespeist, und während der Hausherr die Tageszeitungen studirt, greift seine Gattin nach den bereit liegenden Modeblättern, und dabei sällt ihr die wichtige Toilettenfrage ein. „Du hast recht, Mama,' erwidert die Angeredete, „ich will gleich einmal das große Album der Kostümkunde holen, dann können wir's zusammen durchsehen und berathen.' Frau Sanden winkt ihr eifrig zu; es macht sie glück lich

, der vielleicht ein oder zweimal ge tragen wird, solche Summen Geldes auszugeben, und dann muß ich, gerade ich es vermeiden, als wandelnder Juwelen laden aufzutreten.' „Warum gerade Du? Wenn man doch die Mittel dazu hat ...' Edith zieht ungeduldig die Brauen zusammen. „In diesem Tone verstehen wir uns nicht,' sagt sie beinahe schroff. Frau Sanden seufzt resignirt und blättert weiter. „Hier eine Edeldame aus dem 1V. Jahrhundert, alt- cos^ Plüjch mit Silberstickerei, ist Dir das auch nicht ein- sau) genug

?' Die Gefragte muß unwillkürlich lächeln. „Das Ein fachste ist's gerade auch nicht — aber es ist nicht so kost spielig wie die Orientalin und paßt gut für mich, laß sehen.' Sie studirt aufmerksam die Einzelheiten des Bildes und nickt dann: . „Dabei könnten wir bleiben.' Frau Sanden ist zufrieden; wenn man schönen Plüsch und breite Stickerei nimmt, wird das Kostüm Prächtig aus sehen sie wird gleich morgen früh alles Nöthige be sorgen. Sie lehnt sich sinnend in ihren Sessel zurück und schmückt bereits

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 2 of 8
Date: 01.08.1902
Physical description: 8
, der allen im Hause mit derselben milden Freundlichkeit begegnete, mit aufrichtiger Hochachtung. Auch die Frau des Hauses kam der Hausgenossin freundlich entgegen, und so atmete Felicia auf und sah mit Ruhe und Vertrauen in die Zukunft. Freilich, das sah sie schon in der ersten Woche ein, so leicht und bequem, wie sie anfangs, in Unkenntnis der Verhältnisse und Personen, es sich gedacht, war ihre Stellung nicht. Ihre beiden Schutzbefohlenen, ein KUabe von fünf und ein Mädchen von drei Iahren, nahmen ihre ganze

Zeit in Anspruch; sie stellten hohe Anforderungen an ihre Ausdauer und Geduld. Oft fühlte sie sich des Abends wie zerschlagen, und sie wunderte sich selbst, daß sie so müde war, denn eigentlich hatte sie doch nichts gearbeitet, sondern nur mit den Kindern gespielt und g.»obt. „Meine Kinder sind gut geartete und gut erzogene Kinder,' hatte die Frau Professor am ersten Tage, als sie ihr neues Kinderfräulein in ihre Pflichten einweihte, mit unverkennbarem mütterlichem Stolze gesagt. „Sie lassen

über die Personen und Verhältnisse bilden und danach ihr eigenes Verhalten einrichten konnte. — „Wissen Sie,' hatte die alte Christel noch weiter geplaudert, „unsere Kinder schlagen genau ihren Eltern nach, nur daß umge kehrt das Mädchen sanft und freundlich ist wie ihr Vater, während der Junge, der Eddy, die ganze Mama ist.' Dazu hatte das Stubenmädchen, die Flora, gelacht und noch bemerkt: „Da haben Sie mal recht, Christel! — Die gnädige Frau ist manchmal — wie nannten Sie's dock gleich, höllisch nirköpfisch

.' Aber die Köchin, die überhaupt in beständigem Krieg mit dem schnippischen Stubenmädchen zu leben schien, hatte sich durch diese Zustimmung keineswegs geschmeichelt gefühlt, sondern war viel mehr heftig aufgefahren: „Ach was! Sie haben immer an unserer Frau was auszusetzen. Aber ich lasse auf die Frau Professor nichts kommen. Ich kenne sie ja doch von Kindheit an, als sie noch so 'ne ganz kleine Margell war. Natürlich, wenn einer so 'n fahriger Windbeutel ist, wie Sih und am liebsten den ganzen Tag vor'm

Spiegel stehen möcht' und immer die Augen mehr auf die Mannsleut' hat als aus seinen Dienst, da kann einem natürlich die Geduld ausgehen. Na ja, und wenn man unsere Frau reizt, dann kann sie ja höllisch un angenehm werden, dann zischt sie aus, gerade, als wenn man Fett in's Feuer gießt.' Felicia legte auf diese Aeußerungen keinen Wert; sie hielt sie für leeres Dienstbotengeschwätz, um so mehr, als nichts in dem Verhalten der Arau Professor auf das sogar von der alten Christel zugegebene, hitzlge

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 3 of 22
Date: 10.09.1915
Physical description: 22
. . . ' . Aus dem Hamburger Schiffsbureau, zu. dessen Eigentum die „Viktoria' gehörte, kam die Nachricht, daß sich mit dem genannten Schiff am 20. Oktober wirklich eine Anna Müller, ordnungsgemäß mit Paß und son stigen Papieren versehen, nach Netvyork ein geschifft habe. Eine Personalbeschreibung lag bei und diese wich in manchen Punkten von jener der Gefangenen aus der Drei Myrten schenke ab. . Jnsbcsonders sollte die wirkliche Anna Müller einen kleinen Sprachfehler haben, was auch die Frau, bei welcher sie in Wien

in der Gefangenen die Begleiterin der Buckligen er kannte, nicht aber der Fiaker Mairegger in ihr eine der Damen, welche er ge führt hatte. . . Wohl hatte er deren Gesichter nur Un deutlich sehen können und meinte, er könne sich immerhin irren, doch glaube er, die jüngere seiner Pafsagierinnen sei kleiner und stärker gewesen als die Frau, ««lcher er nun gegenüberstehe. Wasmut triumphierte. Diese Aussage be stätigtes ja seine Annahme, daß die Bucklige und ihr? Begleiterin nicht identisch seien mit den beiden

in die Angelegenheit zu bringen, oder— dieselbe noch mehr zu verwirren. Es meldete sich eine gewisse Anna Bolzer beim Untersuchungsrichter, welche folgendes angab. Ihre Mutter, eine fünfundsechzig- jährige Frau, die in der Währingerstraße eine kleine Hostvohmmg inne hatte, vermie tet? ab und zu ein Kabinett an alleinstehende, streng solide Damen. Die Solidität war für Frau Bolzer Bedingung und sie ließ ihr Ka binett, vbwohl sie den Ertrag desselben recht nötig hatte, zur Ergänzung ihrer winzigen Pension lieber

leer stehen, als eine hübsche Dame Hineinzunehmen, von deren Moralität sie nicht überzeugt war. So stand das Kabinett auch gegenwärtig vier volle Wochen lang leer, da sich keine, Frau Bolzer zusagende Mieterin' fand, bis vor zwei Tagen, also am 5. November, Plötzlich eine kleine Bucklige kam. und das Kabinett unter Vorausbezahlung der Miete für einen Monat mietete. - . Sie gab an, Mila Coronski zu heißen und als erste Zuschneiderin in einem Schneider atelier angestellt zu sein. Da eben

nun bei beginnender Saison sehr viel zn tun sei, träfe es sich oft, daß sie bis spät abends be schäftigt sei und dann gleich bei ihrer Brot- geberin übernachte. . Man möge sich also nicht beunruhigen, , wenn sie einmal über Nacht nicht heimkomme. Wäre sie jung und hübsch gewesen, so hätte dieser Umstand Frau Bolzers tiefstes Miß trauen erweckt Und sie hätte sie sicher nicht als Hausgenössin aufgenommen. Aber Mila Corenski war nicht nur ver wachsen, sondern auch längst über die Ju gend hinaus, mit furchigen

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 2 of 8
Date: 27.02.1914
Physical description: 8
zusammengefun den hatten. In größeren und kleineren Grup pen standen sie herum, beobachteten durch die Tür die tanzende Welt, kritisierten und medi- sierten und versicherten einander, es sei hier zum Sterben langweilig — blieben aber doch. Es hat ja auch seinen Reiz, sich zu lang weilen — besonders, wenn es im Interesse der Wohltätigkeit geschieht... „Unser Staatsanwalt wird eben vorziehen, daheim mit seiner schönen Frau ein Schäfer stündchen zu halten,' spöttelte als Antwort auf des Präsidenten Bemerkung

Sie mich wirklich neugierig machen,' lachte der Airdere. „Es sind deren zwei, Freundchen, und die zweite ist schon auch der Beachtung wert, nur rate ich Ihnen wohlmeinerrd, sich nicht etwa in sie zu verlieben — es wäre schade um Sie, wenn sie an gebrochenem Herzen sterben sollten, und Frau von Willersfeld — nun, sie hat eben aus der Provinz recht spießbürgerliche Ansichten mitgebracht — oder wenigstens tut sie so.' „Aber Graf Röllsperg,' unterbrach Toktor Harden unwillig den frivolen Spötter. „Ach — Verzeihung

, lieber Toktor,' ent schuldigte sich der Zurechtgewieseue herab lassend, absichtlich mißverstehend, „ich be dachte nicht — und wollte Sie doch auch nicht kränken.' „In der Beziehung wäre es Ihnen auch nicht möglich gewesen,' erwiderte Harden ruhig, „ich achte den Bürgerstand zu hoch, um mich durch den Hinweis, daß ich dem selben angehöre, verletzt fühlen zu können, aber ich muß Sie ersuchen, in etwas ande rem Tone von Frau von Willersfeld zu spre chen, die ich hochverehre —' „Lieber Toktor

entbehren zu müssen,' bemerkte Steltheim? Sie haben keine Ahnung, wel che Beharrlichkeit eine Frau im Dienste der Wohltätigkeit entwickeln kann. Meine Frau würde mich hierher geschleppt haben, wenn es Zigeuner geregnet hätte, so durchdrungen ist sie von der moralischen Verpflichtung, sich hier für die armeu Idioten zn Tode tanzen zu müssen,' spöttelte Willersfeld. „Er natürlich hätte sich lieber daheim hin ter einem Berg Akten vergraben,' beschwerte sich die junge Frau lachend

sein werde, heißt das. Wie ich sehe, wird das leider bald der Fall sein, denn schon naht man sich, Sie uns zu entführen.' Er meinte damit Baronin Stannes, eine ältere Dame, die soeben herangerauscht kam und die mit Vorliebe die junge, hübsche Frau im Ballsaale zu bemuttern pflegte, wohl wissend, daß sie dadurch selbst an Ansehen gemaim. Willersfeld gab den Arm seiner Frau srei. „So tanze und amüsiere dich denn, liebes Kind, was ja beides auf eins herauskom men soll.' Frau von Willersseld

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 3 of 8
Date: 22.05.1908
Physical description: 8
diese und geleitete die geängstigte ganze Material für seine Forschungen in seine Wohnung. Daß Mutter bis in ihr Schlafgemach, das man während ihrer Ab- deren schmuckes Aussehen hierunter litt, war leider unvermeid- Wesenheit zusammengeräumt und gelüftet hatte. Hier sänftiate lich. Frau Hillmann war in Verzweiflung. An allen Fenstern, sich das Weinen des Kindes, noch einmal zog es das Gesicht in allen Ecken standen Gläser, Keimapparate und Glasschüsseln chen in krauses Faltengewirr, machte: „Zzs!' und schlief

sofort und beileibe durfte keines dieser Objekte angerührt werden. In wieder so ruhig und sanft, als sei nicht em einziger mißtönen dem einen wurden mikrostopische Schimmelpilzkulturen gepflegt, der Laut aus seiner kleinen Kehle gekommen. Aus befreiter andere — o Gott, und welche Düfte diese verbreiteten! — Brüst, tief aufatmend, blickten der Professor und seine Frau dienten zur Erforschung der Nahrungsaufnahme der Cerealien, den Arzt an. bei der alle ordentlichen Düngemittel durchprobiert wurden

— „Was hatte das Kind?' wiederholten sie gleichzeitig ihre lurz, es war gräulich! Am meisten Ärger jedoch bereitete der frühere Frage. p inlich ordenttichen Frau Hillmann des Professors Wißbegierde Der Herr Doktor sagte aber immer noch nichts, nahm nur über die Wurzelknöllchen der Leguminosen. Mit einem Eifer den Kleinen aus den Armen seiner Mutter und legte ihn in und einer Andacht, als sollten die entzückendsten Wunderblumen das blütenweiße Bettchen, das neben dem der Frau Professorin aus ihnen emvorsprießen

folgte sogar noch aus Feld und Wiese große Botanisiertrommeln voll ihm das Ehepaar auf dem Fuße, als er ohne weitere Erklärung von dem Zeug herbei — dies bei trockenem, jenes bei nassem nach ihrem Wohngemach zurückschritt. Dort angelangt, wendete Wetter dem Boden entnommen, und dann ging's an ein Plant- er sich nach ihnen um. schen und Manischen, daß Frau Hillmann oie Haare zu Berge „Nun?' frug er, „jetzt, wo Sie aus der frischen, reinen stiegen. Und in welchem Zustand das Ehepaar von seinen Luft

das Tun mal bester Professor, was für erne höllische Mischung eniduftet und Treiben in der. hübschen Wohnung, die sie mit so viel Vor- denn so anmutig den Gläsern dort am Fenster, neben denen sorglichkeit geschmückt hatte, zuletzt nicht mehr mit ansehen, und allem Anschein nach Ihre Frau Gemahlin mit dem Kleinen zog sich deshalb in die für ihren Gebrauch vorbehaltenen Räume gesessen hat?' zurück, in deren reinlichem Frieden sie eifrig die schneeweißen „Das — ? Das ist teils Stickstoff, teils

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 3 of 16
Date: 23.01.1914
Physical description: 16
^eite S „Ich dachte, Sie tanzten nicht, Graf. Sie überließen dies der — Jugend?' „Sie haben recht. Gnädigste, es ist ent schieden besser, ich nehme mir Ihren Herrn Gemahl zum Beispiel und begnüge mich damit, Sie an der Seite von — Jimgeren und Schöneren vorüberschweben zu sehen .. „Gewiß, Graf, und diese Entsagung wird nur dazu dienen, Ihne« in den.Augen des Schauspiel- und Ballettkorps einen neuen Reiz zu- verleihen — seien Sie dessen ver sichert,' lachte die schöne Frau spöttisch auf. Ter

Graf beugte sich über den Tisch zu ihr hinüber. „Sie werfen mir vergangene Torheiten vor, verehrte Freundin? Sie würden mich bitter kränken, wenn Sie mir nicht dadurch den Beweis lieferten, daß Sie sich über! diese Torheiten — ärgern!' Frau von Willersfeld stieg das Blut in die Wangen, aber sie fühlte, sie durfte sich jetzt keine Blöße geben, und so zwang sie ihre Empörung nieder und lachte abermals hell auf. „Sie besitzen wirklich eine groß artige Einbildungskraft, Graf Röllsvecg! Schade

, daß Sie kein Romanschriftsteller ge worden sind, Sie hätten mit derselben ent schieden aufsehenerregende Werke geschaffen — doch nun muß ich Sie verabschieden, denn —' „Ja, mein langes Verweilen an Ihrem Stand könnte zu Mißdeutungen Anlaß geben, die weder Sie noch ich wünschen,' fiel Röllsperg schnell ein, „verzeihen Sie, daß ich das nicht früher bedacht habe. So will ich mich denn mit einem Handkuß ver abschieden, schönste Frau —' Er haschte nach ihrer Hand, aber die junge Frau brachte sie energisch in Sicher heit. „Lassen

Sie's gnt sein, Graf, ich liebe dergleichen nicht,' wehrte sie verächtlich. „Grausame, also sogar diese Gunst ver weigern Sie mir? Ja, kränkt Sie denn meine Bewunderung?' „Graf Röllsperg, es gibt Fälle, in wel chen die Bewunderung eines Mannes kränken der, ja schimpflicher für eine Frau ist, als sogar seine Feindschaft — Adieu!' Für einige Sekinü>en verlor der gräfliche Lebemann seine sichere Haltung. Sein ab gelebtes Gesicht verzerrte sich, in seinen tief- gHnnkenen Augen blitzte es drohend

auf und er gab sich sichtlich Mühe, seine vornüber- Sckeugte Gestalt straff zu richten. „Sie ziehen also meine Feindschaft meiner Bewunderung vor?' zischte er. „Gut denn, meine Gnädigste, Sie sollen noch an dieses Wort denken!' Er wandte sich und verschwand in der Menge, während die junge Frau ihre Hand zwischen den Falten ihres Kleides ballte. „Frecher Mensch!' dachte sie zornglühcnd, und dabei darf ich das nicht einmal Alexander erzählen. Er würde den Grafen Hur Rechen schast ziehen, ihn züchtigen

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 6 of 8
Date: 27.07.1906
Physical description: 8
, so grillenhaft und unbeholfen in ihren Mitteln — konnte sie Mutterliebe ersetzen — das farbenbunte Gewebe der kindlichen Vorstellungen mit Hellem wegleitendem Schein durchdringen? Die junge Frau unterbrach die eingetretene Stille dadurch, daß sie die Kleine des blauen Bandes wegen belobte, das ihr der Großvater um den Hals geknotet hatte. Dann nahm sie das Püppchen an sich und fragte: „Wie heißt auch das Ee- schöpfchen?' „Liselott,' sagte das Mädchen mit Stolz. „So, so,' machte der Arzt. „Ja, Frau Doktor

, der ihnen wohl gleichzeitig aufgedämmert war. Sie faßten dann den kleinen Gast an der Hand und führten ihn ins Wohnzimmer. Hier trat die Frau Doktor an den großen, alteichenen Schrank heran und öffnete eine Schublade. Eine breite, rätselhafte, doch viel versprechende Schachtel ward sichtbar. Sie mußte wohl etwas Köstliches bergen, denn nachdem die junge Frau den Deckel aufgehoben hatte, streifte sie gar sorgfältig und mit zögernder Hand das flitterbunte, blinkende Seidenpapier zurück, das sich zuerst

eines solchen vornehmen Dämchens. Sich sanft an ihres Mannes Schulter zurücklehnend, musterte die junge Frau einen Augenblick liebevoll und wie mit verträum tem Auge all' diese Gegenstände, an die keine Hand mehr gerührt hatte, seitdem der kleine Liebling von ihnen, gegangen war, dem sie gehört hatten. Das war vor zwei Iahren ge wesen, an dem dunkelsten Tag ihres Lebens, dessen herbe Er innerung sie getragen mit klaglosem doch tief .verwundeten! Mutterherzen. Jetzt wollte der Schmerz wieder die Fibern dieses armen

Herzens spannen und die Qual des großen Verlustes ihr schwaches Wesen erschüttern. Ihre so blassen Wangen waren auf einmal erglüht, als sie sich zum Kinde wendete. Aber statt ihrer nahm ihr Mann das Wort. ^.Da, du Wild fang// sagte er, „das schenkt dir jetzt meine Frau. Geh ein zpenig säuberlich um mit der Puppe, gelt? Und daß der Hemer Semper und der Mohrle sie nicht etwa unter die Tatzen bekommen!' Er sprach den letzten Satz mit gar bedrohlichem Stirnrunzeln und einer Stimme, die allerlei Schlimmes

ahnen ließ. Die Kleine sprach zuerst kein Wort. In ihrer Betretenheit nagte sie eifrig an einem Finger und schaute bald das präch tige Baby in der Kartonschachtel, bald den Doktor und seine Frau, bald ihr eigenes armseliges Liselottchen an. Zuletzt fragte sie den Doktor: „Woher hast du sie?' Er sagte, den warmen freundlichen Blick in das umschleierte Auge seiner Frau senkend: „Wir hatten einen kleinen Engel, dem hat fie einmal das Christkind geschenkt.' Dann gab er der Kleinen die Puppe in den Arm

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 6 of 8
Date: 17.10.1913
Physical description: 8
Wirkung meiner Worte war die, daß in der Tat das Ungeheuer einige Sekunden betroffen schwieg, um dann zwar schüchterner, aber ebenso beharrlich seinen Sonnengruß weiterzuschmettern. Also ging ich wieder zn meiner Frau hinüber, und bat um die Er laubnis, mich für dm Rest der Nacht auf die Chaiselongue legen zu dürfen. „Meinet wegen,' war die kurze, gnädige Antwort. Ich lag und lag, lauschte und lauschte, ob ich meinen Freund nicht auch hier hören könne. Richtig, er krähte

auch hier. Da war es ja im Grunde einerlei, ob ich ihn nun lauter oder leiser hörte. Darum stand ich wieder aus und wanderte bis zum späten Morgen auf dem Korridor hin und her und überlegte, welche der mittelalterlichen Fol terungen wohl die. gemeinste gewesen war. Schließlich kam ich zu dem Entschluß, daß ich den Hahn lebendig verbrennen lassen würde, nachdem ich sein buntes Gefieder vor her ordentlich mit Petroleum getränkt hätte. Und meine Frau? Für die erschien mir die Art am würdigsten, ihr die Fußsohlen mit Salz

einzureiben und sie so von leckenden Ziegenböcken zu Tode kitzeln zu lassen. Das war grausam, aber gerecht. Meine Frau mochte wohl so etwas ahnen, denn sie kam mittags zu mir in das Bureau: Sie habe Rupfen gekauft; man müsse die Fenster des Hühnerstalles dicht verhängen, und die Tiere nicht vor acht Uhr ins Freie lassen; namentlich Hähne könne man so sehr leicht tauschen, ich sollte nur in Brehms Tierleben nachlesen. Ich las nicht in Brehms Tierleben nach, sondern lachte nur verzweifelnd. Am andern Morgen

hatte ich noch die Kraft, mit unserm Dienstmädchen eine ge heime Unterredung zu haben, die ich mit einem blanken Taler bekräftigte. Zu meiner Frau War ich so liebenswürdig wie nur mög lich, spielte den Versöhnten und versprach ihr freiwillig, am Abend eine köstliche Pou larde mitbringen zu wollen. — „Ich wußte doch immer, daß du ein vernünftiger Mann bist. Das Abendessen soll uns ausgezeich net schmecken!' Meine Frau strahlte. Ich kaufte die Poularde nicht; dennoch trug nnser Mädchen abends eine Poularde

auf, die zwar nicht ganz weich war, aber von meiner Frau und mir völlig vertilgt wurde. Dazu tranken wir zwei Flaschen Boxbeutel aus Würzburg. Nachher saßen wir wieder auf unserm Balkon. Meine Frau begann: „Siehst du, jetzt hat sich der Hahn schon völlig an seine neue Umgebung gewöhnt. Man hat ihn heute fast gar nicht wehr gehört. Aber auch für den Fall, daß «er wieder unruhiger wird, habe ich gesorgt. Ich habe einen Käfig machen lassen imd im Keller aufgestellt. Da hinein will ich ihn gern jeden Abend eigen händig

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 2 of 8
Date: 17.05.1907
Physical description: 8
nehmen, Ivenil sie uicht auch twn den Rosinen in der Tasche gehabt hat!' „Junge Mädchen naschen nun einmal gern!' warf er dazwischen, um sich vielleicht noch vor dem Kommenden zu retten. Denn er wußte ganz genau, wo hinaus seine Mutter steuerte. „Die meisten wenigstens!' bestätigte Frau Erdmann. „Aber, Gott sei Dank, doch nicht alle! Und darum sage ich: hol' dir nun endlich eine Frau ins Hans, Hubert, eine, die flink ist und offene Augen hat —' „Und nicht nascht!' scherzte er. „Meinetwegen darf

aber stirbt deine Mutter, solange sie sich auch dagegen wehren wird — na, und dann —' „Mutting, hör' auf!' unterbrach er sie innig. „Du weißt, daß ich so etwas nicht hören kann!' „Dann versprich mir, morgen abend zu dem Fest zu fahren, das Schillbachs geben, und dir dort mal die Kusine der jungen Frau Schillbach anzuseheu, die da seit vierzehn Tagen zu Besuch ist —' „Ich habe sie aber schou gesehen, Mutting!' erklärte er miß mutig. „So? — Und sie hat dir nicht gefallen, Hubert?' „Ach Gott, daranfhin

, halb belustigt auf. „Ach Unsinu, Junge. Aber sag' mal im Ernst: hat sie sich nett gezeigt dir gegenüber?' „Wer?' „Die Kusine von Schillbachs Frau!' . „Ich weiß es uicht mehr. Jedenfalls war sie nicht stacheldrähtig.' „Soll aber sehr wirtschaftlich sein!' „Natürlich!' spottete er. „Wie Dora Zeplin es auch war!' - „Darüber habe ich zuverlässige Nachrichteu. Nur ob sie verträg lich ist, weiß ich uoch nicht recht. Eiue Herrische könntest du nicht gebrauchen, .Hubert. Aber das wollten wir bald heraus

. Ich verlasse mich auf mein Gefühl!' „Das ist mitunter recht trügerisch, Hubert! Geh' mir zuliebe und verfuch's mal morgen! Am Ende bin ich ja anch noch da und habe gesunde Augen im Kopse, wenn sie auch schon alt sind. Leichte Ware lasse ich nicht passieren!' sagte Frau Erdmann kopfnickend. „Das ist es vielleicht, wovor ich mich am meisten fürchte, Mutter!' sagte er zögernd nnd sah an ihr vorüber in den sonnig« kühlen Oktobertag hinaus. „Denn wer kann gut stehen dafür, dab dir gefällt

, was mir einmal das Herz aufgehen läßt? — Wieder aufgehen läßt!' fügte er nach einer kleinen Pause etwas leiser hinzu. „Auch dariu kannst dn recht haben, Hubert!' antwortete die alte Frau. „Obgleich ich damals, wenn auch nur heimlich, auf deiner Seite war. Aber Vater hatte doch woU die bessere.Einsicht als wir beide. DU hättest Klein-Selkow nicht halten können mit einer solche!» Frau. lind auf der Bühue hättest du sie doch nicht ge lassen, nicht wahr? Oder wäre es dir angenehm gewesen» mit ihr von einem Theater

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 2 of 20
Date: 28.06.1912
Physical description: 20
. „Ja, der Herr Pfarrer und die Frau Pfarrer! das ist eine Ehr! Warum hast sie nicht in die Stube gelassen?' schalt sie Vroneli. — „Ist schon Feuer gemacht? Sind die Buben daheim?' Vroneli ging mit dem schlafenden Kind hinein. An seine Stelle setzte sich die müde Frau, lüftete das Kopftuch, das sie gegen die Sonne getragen, und redete nun auch von dem Unglück ihres Mannes. Sie schien gerade einen sauren Gang hinter sich zu haben. Der Pfarrer sprach ihr Mut zu. Er wollte da und dort ein Wort für sie einlegen

; der Wenger sei ein wackerer Mann, der schon durchkommen werde. Gerade bei diesem Lob und den tröstlichen Aussichten fing das Weib an zu weinen über ihr Mißgeschick, den Schaden, und kein Verdienst, und die vielen Kinder, die doch alle Tage essen wollen, und 's Vroneli so ein armer Narr „Schickt das Vroneli mir ein paar mal in der Woche, Frau Wenger', sagte die Pfarrerin, „vielleicht hat es zu etwas Talent, was es beizeiten lernen kann.' Das wäre der Wengerin schon recht gewesen, aber sie brauchte

den „armen Narren' zu» Hause eben auch. Doch so etwas durfte man nicht abschlagen, und so bedankte sie sich dann gehörig und rief Vroneli heraus, damit es gleich höre, was ihm bevorstehe. Das Kind stand da, als täte sich der Himmel vor ihm auf.. . „Willst du?' fragte die junge Frau. > Es blickte seine Mutter an, und in dem armen Gesichtchen malte sich beredt der Zwiespalt von Pflicht und unsäglicher Freude. „No, besinnst dich erst?' Vroneli nickte bloß glückselig zu seinen Wohltätern auf. Von da an ging

Vroneli zu bestimmten Nachmittagen ins Pfarrhaus und lernte unter der Anleitung seiner jungen Schutz frau allerlei Handarbeit. Es durfte auch in Haus und Garten j helfen, wenn es etwas zu tun gab, nnd da erwies es sich immer am anstelligsten. Man sah bald, daß Vroneli so recht eigentlich ein gebornes Hausmütterchen war und zu dem das meiste Talent hatte, wozu es das Schicksal wahrscheinlich nie machen würde. Denn an die Zukunft dachte man nun doch, nachdem es so lange und tapfer sein Leben behauptet

. Am schönsten war es zur Winterszeit, wenn Vroneli gleich aus der Schule hinüber ins Pfarrhaus ging, dort zum j Mittagessen und nachher mit einigen andern Mädchen mehrere Stunden des Nachmittags bleiben durfte. Die Frau Pfarrerin gab ihr Hemdchen zu nähen und sagte, die dürfe es für die kleinen Geschwister zu Weihnachten arbeiten; sogar eine Schürze für die Mutter kam dazu. Vroneli sollte zeigen, was es konnte ^ und zugleich die Seligkeit des Gebens kennen lernen. Aber H auch andere Seligkeiten bekam

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 90 of 414
Date: 29.12.1911
Physical description: 414
„Was? Hierher will er ziehn? Das ist ja eine glänzende Was galt Hm da der dumme Päragraph, auf ^n seme Idee von ihm! Der reine Finger Gottes! Nicht, Angelika?' Frau trumpfen wollte? Hatte er nicht selbst einmal bei der Angelika, bestätigte mit einem gefühlvollen Augenaufschlag Begutachtung einer Herdreparatur das errötende Frauchen mit die fromme Anficht Frau Malwines über die göttliche Welt- dem Auswaschen einer Spitzenbluse beschäftigt getroffen und ihr regierung. lachend abgewinkt

so wild d raus „Ja, dir!' unterbrach ihn geringschätzig seine Ehehälfte, ist, gerade in eins von unseren Häusern zu ziehen!' ließ er sich „Weil kein Mensch da wüßte, wie du noch selbst . . .' Hören. ^ „Aber Mama!' fiel ihr jetzt die Tochter ms Wort. Sie ,Zch weiß aber, daß es gut ist, wenn es so wird! Für hielt es für unpassend, auch im engsten Familienkreise den uns nämlich! Und daß du diese Frau Willisen durchaus im Schleier von der Tagelöhner-Vergangenheit ihres Vaters zu Hause behalten willst

, fängt an, mir doch recht merkwürdig aus lüften. Denn sie war eine „höhere Tochter', wenn das auch zustoßen!' nur für die letzten Schuljahre galt, und.ihre höhere Bildung „Na, erlaube mal . . . .' wehrte er sich erschrocken. Aber unter Verzicht auf die letzten drei Oberklassen ihren nicht ge- Frau Malwina ließ ihn nicht noch einmal unnütz zu Worte rade ruhmvollen Abschluß gefunden hatte. kommen. „Ach was!' wehrte sich die Mutter. „Es ist doch die „Diesen eingebildeten Nuppels ist alles zuzutrauen

! Wohnst hier, als ehemaliger zwanzigjährigen Ehefehde bekannt geworden. Maurergeselle, im Luisen-Viertel, und ein Mann von Bildung Aber die in dieser Beziehung wirklich naiven Alten ahnten und Vermögen — seine dreimalhunderttausend hat er wenig- das nicht. Mit grandioser Matronenwürde winkte denn auch stens! kann ich dir sagen — der spaziert halb nach Diesdorf Frau Malwine ab, als ob sie sagen wollte: „Beruhige dich, hinaus! Nicht einen Nickel vermacht er dir, wenn du so'n Trau-, alter Sünder

für wollte Hiftelmann einwenden. ihn. Alle diese Stilübungen waren ihm ein Greuel. Aber „Paragraphen sind dazu da, daß man sich nach ihnen dieses Schreiben verursachte ihm ein besonderes Mißbehagen, richtet!' schnitt Frau Malwine ihm energisch das Wort ab. Und als er gar mit einem ziemlich umfangreichen Klecks be- „Und diese Frau Thöra Willisen unten im ersten Stock tut gar- gann, wie er „Magdeburg' und das Datum dahinter zu Papier nicht so, als ob sie der Kontrakt auch nur so viel anginge!' bringen wollte, wäre

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 6 of 8
Date: 26.08.1910
Physical description: 8
Oer Regenschirm. Humoreske von feräinsna (Zruner. ermann Edinger war Bibliothekar an der Stadtbibliothek: also weder selbst Professor, noch war in der Familie I I Edinger, soweit eruierbar, je ein solcher gewesen; und trotzdem besaß der Bibliothekar eine Eigenschaft, die vor zugsweise Professoren zugeschrieben wird: er war zerstreut. Dabei war er aber'nicht verliebt. Das lag so im Charakter. Frau Hanna Edinger, Hermanns Mutter, die den toten Gatten noch jetzt, nach zwanzig Jahren, beweinte

als jene, die er unfreiwillig dagegen umgetauscht. Das beklagte Frau Hanna Edinger, die zeitlebens auf peinlichste Ordnung bedacht gewesen, mit schwerem Kummer, und sie sann auf Mittel und Wege, ihren Hermann, der sonst ein ausgezeichneter, tadelloser Mann war, von dem Übel der Zerstreutheit zu befreien. Schließlich meinte sie, an seinem Schirm müsse ihm etwas Ungewohntes auffallen, dann werde er mehr auf die Wahrung seines Eigentumes bedacht sein. Sie erwarb daher, als der Bibliothekar wieder mit einem baumwollenen

ausgefransten Parapluie nach Hause gekommen war, einen Regenschirm, der eine ' Den Abschluß des Stockes bildete nämlich ein geschnitzter Bull doggenkopf, en miniature natürlich. Das Tier zeigte die Zähne und hatte braune Augen, von denen man nicht wußte, ob sie aus Bernstein oder aus Glas waren. Diese Zierde des im übrigen eleganten Schirmes mußte ihn natürlich auffällig inachen. Aus diesem Grunde wurde wohl die Type wenig ge kauft, was gerade den Wünschen der alten Frau Edinger ent sprach. Sie empfand

über sein Eigentum zu wachen. Als Hermann Edinger an einem Abend,' da die letzten Sonnenstrahlen mit einem leisen Regenschauer stritten, den neuen Schirm zum ersten Male in Benutzung nahm, gab ihm die besorgte alte Mutter noch die Mahnung auf den Weg, den selben weder zu vergessen, noch zu vertauschen. Es sollte nicht geschehen, versicherte der Bibliothekar. Als er ziemlich spät, zurückkehrte, war die alte Frau schon zur Ruhe gegangen. Doch als Hermann ihr, wie er es seit der Kinderzeit gewöhnt

, durch die vorsichtig geöffnete Tüe einen leisen „Gute Nacht'-Gruß zurief, war nach dem Danke ihre Frage: „Hast du auch den Schirm mitgebracht?' „Ja, Mutter', erwiderte der Bibliothekar. „Einen Kopf hat er?' „Jawohl, einen Kopf, Mutting', lächelte Frau Hannas Einziger, der gut gelaunt schien, und schloß die Tür wieder vorsichtig. Am nächsten Morgen, als er mit der Mutter beim Früh stück saß, bemerkte er, wie die treuen Augen vorwurfsvoll auf ihm ruhten. „Fehlt etwas, Mutter?' fragte er teilnahmsvoll. Die Matrone

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 2 of 8
Date: 29.03.1901
Physical description: 8
aus. Da schlug die Uhr sieben. Hedel sprang entsetzt auf: „Schon sieben Uhr, was wird üiein Muttel sagen,' rief sie, „ich muß schnell heim gehen.' ' Die Kranke streckte ihr noch einmal die Hand entgegen. „Wollen Sie mir nicht sagen, wem ich alte Frau diese Freude zu verdauten habe?' fragte sie herzlich. Hedel wurde verlegen. Richtig, sie hatte ja nicht einmal ihren Namen gesagt. „Ich bin Hedel Setter von da drüben,' stellte sie sich vor. „Und ich bin die Frau Nach Tolt, liebes Kind, und ich bitte

Sie herzlich, mich manchmal zu besuchen,' beant wortete die alte Dame lächelnd Hedels klassische Vorstellung. „Gern, v wie gern, wenn es Muttel mag,' erwiderte Hedel lebhaft. „Auf Wiedersehen denn,' sagte die Frau Nath herzlich, uud Hedel nickte ihr fröhlich zu. Hedels Mutter machte ein etwas erstauntes Gesicht, als Tochter ihr brühwarm und mit strahlenden Angen das ganze Erleb«iß ihres langen Ausbleibens beichtete. Doch hatte sie nichts einzuwenden, als Hedel darum bat, die Frau Rath alle Tage besuchen

zu dürfen. Hedel war den Abend so glückstrahlend, dah sie sogar ihrem Bruder Erich vergaß über seine Moritzthat die ^ viten zu lesen. . ^ Die Frau Rath Tolt blieb an diesem Abend nicht lange allein. Hedel mochte ungefähr eine halbe Stunde fort sein, da kam ein neuer Besuch. Ihr Neffe, .v ermann Walther, der Chefredakteur des „Täglichen', kam nach langer Zeit wieder einmal, seine alte Tante zu besuchen. Er war in rosigster Stimmung, und im Knopfloch hatte er ein ganzes Sträußchen von frischen

Erdbeerblüthen stecken. „Sieh, Tante Lene, ich bringe Dir den Frühling ins Hans,' sagte er fröhlich, als er der alten Dame die Hand küßte, und zeigte dabei lächelnd ans den Schmuck seines Knopfloches. > „Also bei Dir war es. Du hast die grimmige Uede über die Frau'nslente gehalten!' fragte die Frau Nach herzlich lachend. Verblüfft sah der Doktor seine Tante an. - Da hielt ihm diese das Glas mit dem Sträußchen hin und fuhr neckend fort: „Ja, ja, mein . Herr Neffe, sieh es Dir nur genau an. Der Frühlingsbote

fragte: „Hat sie Dir nicht - auch gefallen?' Da erwiderte er doch: „O, sehr gut. Es thut mir leid, daß sie meinen Sermon über die Frauens leute mit angehört hat. Aber weißt Du, man bekommt manch mal schauderhaften Besuch. Ne, und dabei muß man Hegen diese Sorte noch höflich sein, weil es eben Damen sind. Ich sage Dir, ich habe diese Dameubesuche ordentlich im Magen. Freilich, so eine wie die Kleine, die könnte mir y alle Tage kommen.' Die Frau Rath sah ihren Neffen forschend an — aber sie sagte

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 6 of 20
Date: 19.04.1912
Physical description: 20
„hübsch folgsam!' Humoreske von flclolk Ihiele. ^ n-»-,».» ^^chon wieder einmal das Hundevieh! Scher' dich weg zu dem, wo du hingehörst!' Mit diesen mehr aufmuntern- den als schmeichelhaften Worten, die von einem Fußtritt begleitet wurden, jagte Frau Schuhmachermeister Jhleke einen Hund aus der Küche. Das noch junge Tier quittierte mit einem tiefgefühlten Quieksen und eilte über den Hausflur zur Werkstatt. Sofort öffnete sich hier die Tür, und heraus trat Vater Jhleke, ein gutmütig blickender

Mann, dem aber jetzt die Nöte des Zorns ins Gesicht stieg. „Was hast du denn, mein Tierchen?' lieb koste er den Hund, und dann ging er zur Attacke über, stellte sich in die Küchentür und fragte ärgerlich: „Was ist denn nun wieder los, was hast du denn mit dem armen Tier?' „Armen Tier?' echote die entrüstete Frau Meisterin. „Da, die Milch hat er ausgesoffen und den Topf zerbrochen, der Racker!' Meister Jhleke sah ein, daß sein Schützling auf unrechtem Wege gewandelt war, er erwiderte daher ziemlich

du ein drolliges Tier chen, du bist selber drollig!' eiferte die ihres Topfes beraubte, zürnende Gattin. „Und überhaupt — der Hund muß weg, zumal nächster Tage die Hundesteuer zu be zahlen ist! Das wäre ja noch schöner, zwanzig Mark das Jahr für solch einen Nichtsnutz zum Fenster hinauszuwerfen!' „Sei nur nicht gleich so böse, es wird ja alles wieder gut,' mit diesen Worten trat der Meister den Rückzug an. So zornig hatte er seine Frau noch nie gesehen; allen Reibereien und Zän kereien, die beide

auf, sodaß sie ein Pendant zu seinem stets offenen Munde bildeten, als der Meister zu ihm sagte: „Du, Peter, paß einmal Achtung! Wenn nachher meine Frau auf den Markt geht, dann geb' ich dir zwanzig Mark, und dann nimmst du den Hund, den Azor, und gehst mit ihm aufs Rathaus, Zimmer zwölfe, und versteuerst ihn.' „Versteuern, wie mach' ich denn das, Meester?' fragte Peter. Meister Jhleke unterdrückte seinem Vertrauensmann gegen über einen scharfen Ausdruck und belehrte ihn eingehend, und endlich

hatte Peter begriffen. „Aber nun die Hauptsache!' sagte jetzt der Meister ge radezu feierlich: „Meine Frau darf nichts davon wissen — Qeclulä. D^irgt äie Lonne ihren Schein hinter Nebelwogen. ZchlNt ciie freucle wieder ein, kommt das Leiä geiogen. flder halt äu treu gespart von clem Qlan? ein (Zlühen: wenn in (Zrau die Ercle Narrt, wirä's verschwiegen blühen. halte, was dir Lottes hulä will in (Znaclen schenken: Neues Leben birgt (Zeäulcl llncl ein treu (Zeclenken. Löbner, du weißt, ich bin gut

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