Kreisen als eine Art von Nationalheiligtum verehrt und verteidigt wird. Den stärksten Ausdruck hat diese Auffassung in der Kund gebung des Deutsch-österreichischen Lehrer bundes gefunden, aus deren kurzem Wort laute zwei Punkte besonders beachtenswert sind. Erstens wird die Erhaltung der deut schen Schrift mit der Verteidigung deutscher Eigenart überhaupt in Verbindung gebracht, und zweitens wird es als „selbstverständlich' erwartet, .daß der deutsche Reichstag den auf die Abschaffung der deutschen
des Deutschtums in Wort und Schrift verehrt werden wird, mit der ganzen Macht seines Urteils und seiller Wissenschaft für die Abschaffung der deut schen Schrift und für die alleinige Ammhme der lateinischen eingetreten. Diese Tatsachen aber sind so oft wiederholt worden, daß man bei ihnen nicht zu verweilen braucht. Ein anderer Punkt, der wenigstens nicht ganz übergangen werden kann, ist die Häß lichkeit und Unbequemlichkeit der sogenann ten deutschen Schriftzeichen. Daß sie im Vergleich zu den abgerundeten
lateinischen Buchstaben in ihrer eckigen Form unschön sind, kann als eine Frage der Geschmacks richtung betrachtet und daher auch bestritten werden. Es gehört aber wohl eine Selbst täuschung durch Gewöhnung von Kindes beinen an dazu, die Unbequemlichkeit der deutschen Schrift zu leugnen. Ich weiß mich noch jetzt genau darauf zu besinnen, wel ches Erstaunen und Mißfallen mich als jungen Oktavaner befiel, als ich zum ersten mal ein kleines deutsches „e' schreiben sollte. Schon damals kam es mir ganz
der deutschen Buch staben durch Gewöhnung völlig überwunden werden kann, so muß man der Bedeutung, die der Abschaffung der deutschen Schrift beigemessen werden kann, eine gerechte Ueberlegung widmen. Nach meiner Meinung ist es geradezu ein Zeichen für eine noch ungenügende Stärke des Nationalbewußtsems der Deutschen, wenn weite Kreise gebildeter Leute in der Wahrung der deutschen Schrift eine heilige Aufgabe des Deutschtums er blicken. Die Engländer, die doch sonst immer als Heroen des Selbstbewußtseins
, oder wenn sich solche Stim men erhoben haben, sind sie wirkungslos ver hallt. Der englische Name Kashmir unter scheidet sich also von der deutschen Schreibart Kaschmir nur noch durch die Wiedergabe des Zischlauts als sh gegen sch, und dazu ist zu bemerken, daß sich «jetzt in Teutschland sehr verständige Leute haben hören lassen, die für sch entweder ein einziges Schrift zeichen setzen oder das c daraus tilgen wollen. Es ist klar, worauf diese Entwicklung, die nicht auf Deutschland beschränkt