gemächlich dahin- schlenderte, kreuzte plötzlich hastig die Straße und bog in eine der schmäleren Nebengassen ein. (Fortsetzung folgt.) Der Geldbrief. Humoreske von Hermann lVagner. AK.'!? Der Architekt Felix Krügel, der schon seit vier Monaten' ohne Stellung war, nahm mit großen, hastigen Sprüngen die drei Treppen zu der Wohnung seines Freun des und Kollegen Bruno Krusch. Ohne anzuklopfen, riß er die Zimmertür auf, verschnaufte ein wenig, zog einen Brief aus der Tasche, überreichte ihn dem Freunde
und sagte atemlos: „Mensch, ich hab's!' Und damit sank er in den nächsten Stuhl. Bruno Krusch entfaltete den Brief, las ihn und atmete in freudiger Ueberraschung auf. „Donnerwetter, ich gratuliere! Das ist ein feiner Posten, den man dir da anträgt.' „Ein Posten, den ich außerstande bin, an zutreten !' ächzte Felix Krügel. „Außerstande —?!' <Äatt jeder Antwort erhob sich Felix Krügel und präsentierte sich dem Freunde in seinem schäbigen Aeußeren. „Sieh mich an! Kann ich mich in diesem Anzüge
und. in diesen Schuhen in einem erstklassigen großstädtischen Baubureau sehen lassen?' Bruno Krusch schüttelte den Kopf . „Hast du nichts anderes?' „Nein! Ich mußte nach und nach alles verkaufen. Und ich habe keinen Pfennig mehr,, um mir etwas Neues anzuschaffen. Du mußt mir zweihundert Mark erstrecken! !Du mußt! Ich benötige unter allen Um ständen einen neuen Anzug, ein Paar Schuhe und etwas Wäsche.' Bruno Krusch wendete seine beiden leeren Hosentaschen um und sah den Freund mit stummer Eindringlichkeit an.' „Hast
du gar nichts?' fragte Felix Krügel verzweifelt. „Gar nichts,' sagte Bruno Krusch^ „nur eine Idee. Sprich, wirst du zahlen^ sobald du Geld hast?' „Ich schwöre es dir!' „Gut, so höre!' Und er setzte flüsternd dem Freunde seine Idee auseinalcker. Am Morgen des zweiten Tages darauf klopfte es. erst einmal, dann ein zweites Mal sehr respektvoll an die Türe der Woh nung von Felix Krügel. „Herein!' rief Felix Krügel. Es war Herr. Friedrich Zieselhuber, der eintrat, einer der drei Briefträger
