klommen hatte und eintrat in den dunklen, gewölbten Gang, kamen ihr die Schwestern des Konvents entgegen. Sie erfuhr, daß in ihrer Abwesenheit eine Visitation durch Abgesandte des Kardinals statt gefunden hatte und eine schwere Pön über Sonnenburg verhängt war. Sie schloß die Augen und lehnte sich zurück an die kalte Wand. Das Schicksal kam, es war nicht mehr aufzuhalten. Als sie die Augen öffnete und sich umblickte, sah sie fragende, ängst liche, ratlose Gesichter, die fie hilfeheischend
anblickten. Da wurde sie stra^ und hark. Am Augenblicke hatte sie ihre Schwestern im Refek torium versammelt. Noch in der Reisekleidung setzte sie sich auf ihren fürstlichen Stuhl. Da saßen sie alle in der Runde mit ihren schwar zen Gewändern, die mit weißem Lammfell besetzt waren, auf dem Kopfe über der weißen Binde den schwarzen Schleier mit dem leuch tend weiß gestickten Kreuz. Sie saßen nach ihrem Alter: Elisabeth Kytzin, Walburg Randeckerm, Barbara Rotten steinerin, Veronika Tunnerin, Barbara
Küniglm, Margret Adelshauserin. Nicht mehr als diese sechs Schwestern bewohnten die windige Sonnenburger Höhe. Durch den wetterfesten Ernst ihrer Gesichter sah das wilde Herz der alten Geschlechter von Tirol. Ihrer jede hatte ein beson deres Amt: Mesnerin und Schatzmeisterm war die eine, Aufseherin der Bücher und Vorsingerin die andere, Krankenwärterin die dritte, Kleiderverwalterm, Kellermeisterin und Türhüterin waren die übri gen. Ganz alleine aber, an der anderen Seite des Tisches, Verena Skuberm
