schwebte zwischen den beiden, dann wiederholte er feine Frage. „Ich will wissen, was du da hast!" „Gift!" „Niemals!" Als er dann eine unwillkürliche Bewegung mtt. der Haut' machte, blickte sie ihn feindselig an. aber ohne sich zu regen, wie ein Kind, das zwischen Furcht und Trotz schwebt und dabei ganz genau weiß, doß seine Schwäche die beste Waffe gegen den überlegenen Mgner ist. „Du willst wohl Gewalt brauchen, Richard? Nun, .du kannst mich zerdrücken, wenn es dich gelüstet. Aber vergiß
eines nicht. Vielleicht könnte einmal die Stunde kommen, wo du schläfst und ich in deiner Nähe bin. Und du kennst doch die Geschichte aus dem Hamlet, wie man am däni schen .'.sönigshofe mit dem Gifte umzugehen mutzte?" Dann — in eine plötzlichen Stimmungswechsel, den er häufig an ihr beobachtete, drückte sie den Kopf an seine Schulter und fuhr zärtlich fort: „Du tust mir ja nichts, Richard — Riüiard — ich weiß es, du hast mich viel zu lieb. Und ich werde dir auch kein Leid zufügen, weder im Wachen noch im Schlafen
sie vorsichtig zwischen die Finger und ließ die Flammen des Kamins darauf spielen. „Blausäure?" „Nein," sagte Veronika, „du irrst dich. Zyankali ist zwar ein sehr schnell tötendes Gift, aber der Bitternmndelge- schmack ist unverkennbar, man würde es sehr leicht fest stellen können. Wenn wirklich der Fall crntrcten sollte, Richard, daun will ich aber nicht als Selbstmörderin ge scholten und wie ein Hund eingescharrt werden, sondern alle Leute, die Aerzte cingeschlossen, sollen an einen Herz schlag glauben
Farben erfin den wollte? Ein Wort der Liebe, ein zärtlicher Kuß hätte mich von dieser schrecklichen Arbeit erlösen können, aber ich war allein und blieb allein, und der Dämon in meinem Innern gab keine Ruhe, bis die Natur ihre tiefsten Geheimnisse vor mir enthüllt hatte. Kannst du das begreifen, Richard?" „Ich kann mich hineindenken, Veronika." „Dann ist es gut. Wir müssen zusammen leben — so oder so, und du sollst wissen, wer ich bin. Es ist immer besser, eine Tiefe zu sehen, als sie nur zu ahnen