Seite 4. ^Neueste SeUuttr Nr. 112. Volkswirtschaft. Zer Mtklikttm in Marinzell. Die Ueberbefteuerrrng der Hotels. TNariazell. 14. Mai. Das Hauptthema des Hoteliertages bildet d-ie Frage, ob Oester reichs Hotels, deren Erhaltung auf der Höhe des europäischen Kom forts für den Fremdenverkehr unerläßlich ist und die deshalb einen großen Wert für die Volkswirtschaft darstellen — ob unsere Hotels angesichts der übermäßigen Besteuerung noch konkurrenzfähig blei ben können. Zu diesem Thema sprach
der als erste Autorität aner kannte Generaldirektor des Hotels „Imperial" in Wien, Kommerzial rat Oskar L e h n e r. Der Vortragende fetzt zunächst auseinander, daß man die öfter- reichische Hotelindustrie nicht ihrem Schicksal überlassen dürfe, weil man sonst auch den Fremdenverkehr, der schon überall und nun end lich auch bei uns als Staatsnolwendigkeit erkannt wurde, einen t-Michen Stoß versetze. Die Wiener H o t e l i n d u st r i« ist außerstande, allein und aus eigener Kraft den zeitgemäßen
Anforderustgen nachzukmnmen, Neuanschaffungen zu machen und das Inventar zu ergänzen. Denn, um dies tun zu können, müßte sie höhere Preise fordern, die nie mand mehr bezahlen will. Es bleibt ihr daher nichts übrig, als das Inventar zugrunde gehen zu lassen, nichts nachzuschaffen und schließ lich zu einem Zustand zu gelangen, in dem die Hotels nicht mehr weiter geführt werden können. Die Spesen, das heißt, diejenigen Pasten, die ausschließlich auf Zimmervermietung entfallen, betragen in Kronen 416,610.760
gleichrangiger Unternehmungen und Zimmer ver glichen werden müssen. So kostet zum Beispiel im Carlton Hotel in London das billigste Zimmer mit einem Bett und Bad 25 englische Schillinge: dies entspricht einem Betrag von zirka 100.000 X, wäh rend bei uns in Wien in gleichrangigen Hotels das gleiche Zimmer 280.000 X, jedoch inklusive der hohen Zimmerabgabe kostet. Im Hotel „Meurice" in Paris kostet dasselbe Zimmer 130 Franken; das entsprichst einem Betrag von zivka 470.000 X; wir sind also um 190.000
X billiger. Das Bilanz saldo bezüglich der Zimmervermietung der Wiener Hotels ist also derzeit passiv. Aus diesem Grunde könnten wir nicht, mehr leistungsfähig bleiben, wenn wir nicht Unterstützungen in Form von S t e u e r n o ch l ä s s e n oder sonstiger Hilfe erhielten. Es handelt sich nicht um den Nach laß einiger Prozente, sondern nur um diejenigen Beträge, die es der Hotelindustrie ermöglichen, zeitgemäß zu investieren und auch über das notwendige Betriebskapital zu verfügen. Es müßte