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Page 4 of 4
Date: 01.01.1918
Physical description: 4
“-Haustrunksubstanzen za L 2.2V. Allein zu haben : »Zur Hygiea“ L°" lotet Joris MO" Jeden Donnerstag, Sonn- und Feiertag Konzert ür Näheres beim Hoteleingang ersichtlich. H Mittagssonne. , Roman von Volsgang Kemker. 'ßl- Dieses Zusammentreffen mit dem jungen Paare hatte «für Hans Reichmann viele bittere Stunden zur F lg'. Tare- und wochenlang mußte er an Eksriede denkm und an das, ;was sie an der Seite eines ungrliebten Mannes durchmachen i hatte müssen. j Das war ja entsetzlich. Da hatte er dagegen noch rh schönes

Los gehabt, obwohl das Schicksal auch ihm schmerz liche Schläge versetzte. Und er hatte von alldem nichts gewußt. .Hätte wohl auch nicht helfen können, wenn er es gewußt hätte, dazu hatte er k.in Recht mehr. Arme Elfriede! Welche furchtbare Enttäuschungen hatte ihr das Leben gebracht; ihr, für die das höchste Glück gerade gnt genug gewesen wäre. Eines lehrten Hans Reichmann diese Stunden, daß d'e alte, die. erste und einzige Liebe immer noch neben schmerz licher Erinnerung und weher Trauer

um schon lange Heim gegangene in seinem Herzen lebte . . . s. Bald nach Schluß der diesjährigen Kursaison übergab Hans Reichmann seine einheimischen Patienten für ei-'ige -'Zeit einem befreundeten K.siegen und reiste ab. Der Win ter war für ihn überaus streng gewesen, jahrelang hatte er nie mehr ausgespannt, er muhte wieder einmal für ein paar Wochen hinaus. Zunächst machte er weite Fußwanderungen durch di? Drvler und bayrischen Alpen, hickt sich einige Zeit in München auf und fuhr dann nach Birke

in Innsbruck zuöringen, dessen herrliche Umgebung besuchen und dann noch einige Bergtouren ir den Dolomiten machen. An einem Frühsommerabend kam er in Innsbruck an und nahm sich in einem Hotel in der Nähe des Bahnhofes ein Zimmer. Dem schönen Tag war ein« ebensolche Nacht gefolgt. Bald nach dein Nachtessen schlendert« Hans Reichmann im Bum melschritte durch Innsbrucks hellerleuchtete Straßen, auf denen noch! das regste Leben herrschte. Eine Menge Men schen erging sich noch in der köstlichen Abendluft

, die Gasthöfe und Cafes waren gefüllt und vollbesetzte Stra ßenbahnen fuhren unablässig hin und her. Als Hans Reichmann vom Burygraben her in die Maria Theresienstraße ciubiegen wollte, da wäre er beinahe mit einem älteren, großen Herrn, der ziemlich rasch um d'e Ecke kam, zusammengeprallt. „Verzeihung!" tief ber Herr und im nächsten Augen blicke: „Herr Dr. Reichmann, sind Sie es denn wirklich?" Hans Reichmann stutzte einen Augenblick, sah sich den anderen genauer cur und sprach auch schon: „Siehe da, Herr

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Neueste Zeitung
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Page 4 of 4
Date: 06.01.1918
Physical description: 4
Kronen welche an den Gefchäflsergebnisien der Bank vom 1. Jänner ISIS ab partizipieren z«M Kurse von K 570.— tel-que! per Stück .zu den nachfolgenden Bedingungen ang-boten: 1. Den Inhabern der derzeit in Umlauf befindlichen Aktien wird das Recht eingeräumt, * auf je fünf alte Aktien eine neue Aktie zu beziehen. Auf weniger als je 5 alte Aktien wird kein B-zugsrecht gewährt. Mittagssonne. Roman von Wolfgang Lemler. „Aber Papa!" wehrte Hans Reichmann fast erschrocken ab. „Ihr mir etwas schulden

, wo ich doch gerade von El friede all-'s empfange, was mein weiteres Leben schön machen wird"'..... Als der Kurdirektor von dem glücklichen Ereignisse er fuhr, ließ er es sich nicht nehmen, es auch zu feiern. In aller Schnelligkeit wurde ein kleines Festessen angerichtet und, während der Schaumwein in . den Gläsern perlte, brachte er dem Brautpaare seine Glückwünsche dar, denen sich alle Kurgäste, am frohesten und bewegtesten aber der Oberst und seine Frau selbst, anschlossen. Hans Reichmann dankte

in seiner Braut und seinem Na men und leerte sein Glas auf das gastliche Obladis, das für ihn von solcher Bedeutung geworden war.... Am anderen Tage hieß es, von Obladis Abschied neh men; Hans Reichmann mußte nach Meran zurück, aber er . ging nicht allein, Parths fuhren mit ihm. »Es kommt zwar jetzt für Meran die heiße Zeit, aber Clfriede wind sie in ihrem Glücke nicht spüren und kür Mutters und meine alten Knochen ist sie besser als die ' Kälte , hatte lachend der Oberst gemeint. Dis Gruppe der Kurgäste

, mit denen die Familie Parth naher verkehrt hatte, geleitete die Scheidenden bis nach Ladtr; dort wurde herzlicher Abschied genommen und, wagend die Kurgäste wieder umkehrten, stiegen die vier glücklichen Menschen nach Prutz hinunter. Mit dem Post auw fuhren »ie durch das Vintschgau nach Meran, wo Hans Retchmann für seine Braut und deren Eltern bei Frau von Rößler telegraphisch Zimmer bestellt hatte. — 2. Das Bezugsrecht ist bei sonstigem Erlöschen desselben in der Zeit vom 5. bis inklusive 12. Jänner

. Filiale Frankfurt a. M. bei der Deutschen Vereinsbank, bei der Deutschen Effekten- und Wechsel-Bank, bei der Dresdner Bank, Filiale Frankfurt a. M.; in Stuttgart bei der Dürttemberglschen vereinsbank. Dort wurde dann über die Zukunft beraten. Hans und Elfriede wollten nicht mehr lange warten. „Wir haben schon viel versäumt," erklärte Hans Reich mann, „jetzt wollen wir keinen Tag mehr verlieren." Es wurde also verabredet, im Herbste Hochzeit zu halten. Dann gab es eins kurze Trennung für das Brautpaar

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Page 4 of 4
Date: 30.12.1917
Physical description: 4
. Endlich kam auch Hans Reichmann daran. Flüchtig und ohne jeden Druck lag der Gräfin 'Hand nur für einen kurzen Augenblick in der seinen, wäh lend es schien, als zucke ein leises, spöttisches Lächeln um !ihre Lippen, sprach sie ein gleichgültiges: „Leben Sie wohl. Herr Doktor!" und wandte sich' dem Nächsten zu. Hans Reichmann trat zurück, wartete auf dem Bahnsteige -bis der Zug abfuhr, und begab sich dann in die Stadt zu rück. _ Wieder war eine Episode seines Lebens zu Ende

. Eine, -über die er nicht so schnell hinwegkam, trotzdem sie vorüber war. Das lag in seiner ernsten Natur begründet. Es war wie Scham in ihm. daß er so schnell dem Zauber eines schonen Weibes erlegen war; noch mehr aber, daß er die Hand nach fremdem Eigentum in dem Augenblicke aus- ftrecken wollte, da der Besitzer mit dem Tode rang. Das Merwand Hans Reichmann lange nicht. Was andere spie lend leicht mit ihrem Gewissen abgemacht hätten, kostete ihm noch manche bittere Stunde, in der er mit sich scho- 3 * U u®v, rl l£ c Sing

sein Glück der Pflicht geopfert hatte, lange aber schon war diese Sonne vertschwunden. So glich heute sein Leben einem stillen, nicht unfreundlichen, aber trüben Sommertage. Würde die Mittagssonne aus diesem Dunste noch einmal hervorbrechen und ihm leuch ten? Hans Reichmann fand nicht oft Zeit, sich mit solchen Fragen zu befassen. Dann und wann wurde er von be freundeter Seite auf eine gute und für ihn paffende Partie aufmerksam gemacht, in dieser und jener Familie erhielt er die Beweise

, daß seine Werbung um die Tochter des Hauses angenehm, ja erwünscht wäre, aber er hatte bis her keine Lust und Neigung verspürt, sich wieder zu bin Es war um die Osterzeit eines neuen Jahres. Hans Reich mann hatte von der schönen Gräfin Nerinski nichts mehr gehört; überhaupt lag jene Episode schon weit wie ein Traum hinter ihm. Die Feiertage waren vorüber, da fügte es der Zufall daß Hans Rerchmann, als er, wie alltäglich, aeaen Abend m seinen Stammgasthof kam. dort Bekannt aus seiner Schwanbacherzeit traf. fihtl

r r £ 0t) y EMES Schwanbacher Fabrikbe sitzers und die Tochter des Bürgermeisters der Stadt Als Neuvermählte befanden sie sich auf der Hochzeitsreise wa ren auch nach Meran gekommen, um hier ein paar Taae zu venvellen. Hans Reichmann hätte die beiden wohl ubersehen, aber als er an ihrem Tisch vorüberging, da rief ihn der funge Ehemann an. 9 r "Gruß Gott, Herr Doktor Reichmann!" Hans Reichmann mußte sich einen Augenblick besinnen dann erkannte er aber den jungen Monn gleich wieder ' „Ah. Herr Engel

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Page 4 of 4
Date: 18.12.1917
Physical description: 4
, Theater und Kunst. Stadttheater Innsbruck .Heute, Dienstag, den 18., und morgen. • Mittwoch, den 19. Dezember finden die zwei letzten Aufführungen der Oper „Hoffmanns Erzählungen" von I. Offenbach statt. Als Olympia gastiert Frl. Litt Hardegg von der Wiener Lolksoper und als Hoffmann Herr Hans Auer aus Innsbruck. — Am Donners tag. den 30. d». gelangt zum erstenmale in dieser Spielzeit das Schauspiel „Prinz Friedrich von Homburg" von Heinrich Kleist zur Aufführung. (Rote Stammsitzhefte, Dutzend

an die Stadtgemeinden wegen Bewilligung Mittagssonne. Roman von Wolfgang kemker. Als Hans Reichmann nach Schwanbach zurückkam, wartete seiner dort schon der Ruf ins Haus des Bürgermeisters, dessen Sohn, ein fünfzehnjäh.iger Gymnasiast, plö^lich- von einer heimtückischen Krankheit bejallen worden war. Es bedurfte der ganzen Kunst des Arztes, um das blüheme Leben den gierigen Knochenhänden des Sensenmannes zu entreißen. Freilich, zwei volle Mchte wachte er selbst am Lager des Krankeir; dann, an: zweiten Morgen konnte

er den hocherfreuten Eltern mittelen, daß die K.i,is übe.- standen, ihr Sohn gerettet sei. ?Auch die b.idsn kommen den Tage nahm Hans Reichmann sein Beruf so in Anspruch, daß er erst in der Nacht des vierten TageS nach Birkenau fahren konnte. Während dieser äii. war es ihm nicht ^möglich gewesen, auch nur «ine Viertelstunde seu.er L>e.t E abzustehlen, und nach Freienseld hinaus zu fah.en und ^der Familie Parth Guten Tag zu sagen. Er nahm sich aber vor, glri^, nach seiner Rüclkchr von Birkmau das Ver säumte

nachzuholen. Fünf Tage hatte er dann Elsriede nicht geseheli. Eine Zeit, die ihm unerträglich lang e.scyien. ,.So war, als er nun wieder Birkenau zusuhr, neben der Sorge um Kläre auch die Freude in ihm, El.riede vielleicht schon am nächsten Aoend wiederzuschen. Wenn Hans Reichmann ehrlich sein wollte, so mußte er sich gestehen, daß der Zwiespalt in seiner See.« immer gvötzer wurde, denn schon geraume Zeit stand er am Scheidervege und immer näher sah er die Stunoe rücken, in der er sich entscheiden mußte

, welchen Weg er ging. An der Haltestelle wartete wieder der Wagen. Diescsmal war auf Hans Reichmanns ausdrücklichen Wunsch Vetter Franz nicht selbst gekommen, sondern ein Knecht. Auf Birkenau erwartete ihn die alte Haushälterin und , führte ihn nach kurzer Begrüßung auf sein Zimmer. Hans Mchmann i ragte siL,. wi e es Klare gehe,, und da schüttelte das alte Fräulein, das schon Hansens und Kiäres Kmder- zcit überwacht hatte, betrübt sein Haupt und meinte trau rig : „ES Ost immer dasselbe. Keine Lßlust

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Page 4 of 4
Date: 26.12.1917
Physical description: 4
. M Mittagssonne. Roman von Wolfgang kemker. Die Zimmer, die das g.äfiiche Paar gemietet hatte, lagen am Ende des Mures und waren Ue besten de. %t. fiun. Zn das erste, das als Salon eingerichtet war, wur^e der Arzt geführt. Dort empfing ihn .i Gräfin. Hans Reichmann verreugte Ach und w l.te eben s i en Namen nennen, da aber blieo^chm vor Sla nen das Wo.t im Munde stecken. Sprachlos starrte er rie Gra i. an, in deren Gericht wohl eine leise, flucht ge Röte st.eg, die iaber mit ruhiger, gelassener, fast

ein i reuig spdtuscher -Stimme sprach. „Guten Tag, Herr D-ktor Reichmann. Si kennen mich also noch, Ein r.einer Zu,a.l, daß wir hrer Ausanimentrefsen. Nicht wahr?" Hans Reichnrann hatte ig von sei.iem S a nen iinmcr »wch nicht ganz erholt, er glaubte, seinen Augen nicht trauen zu dür.en, denn die Gru i t Nerin ft, diese stattlich., blendende Erscheinung, war niemand anderer, als Marta Großmeister, rie Bäckerstochl^r von Schwaitbach. „Sie verzeihen, ^rau Gräfin; allerdings bin ich von die>em unerwarteten

ins Nebenzimmer. Am Fenster, in einem L.hrr- stuhle, ganz in Decken <i.lgehMt, saß eine gebrech iu,e Greisengefhatt, der man schiv-ere Krankh i. auf den ersten Blick ansah. Es war Graf Nerinski. Eme ältere Frauens person in der Tracht einer P.l g i r, war um ihn bemüht. Unwillkürlich fast trafen Hans Reichma ms und der G ä in Blicke zusammen. In denen der Gräfin war wieder bi.- seloe .eifige Abwehr. Ich wußte, was i h wollte und tat. Gräfin Marta eilte auf ihren Gat.en zu und sprach: „Ottokar, da bringe

ih. dir den Herrn Dr. Nrichmann, den uns Frau von Rvpler so sehr empfahl. Herr Doktor, hier mein Mann. Uber die Krankheit wird Ihnen Schwe ster Berta Auskunft geben. Ich kann mit K'ranien l icht so recht umgehen. Also bitte, Herr Drk.or. Auf Wie dersehen, Ottokar." Sie nickte i.-rem Manne und Hans Reichmann zu und rauschte aus dem Zimmer. Graf Nerinski wollte etwas sagen, aber rin Husten anfall verhinderte ihn. Hans Reichtmann ging nun an die Untersuchung, wobei ihm Schwester Barta half, die dem Arzte

a is seine F wg n wogen der Krankheit des Grafen Antwort gab. Mehr wie eine halbe Stunde beschäftigte sich Hans Reichmann mit dem Kranken, verschrieb ihm dann vor allem ein Mcktel, das den Hustenreiz beseitigen oder doch m.ldern soll.e und erteilte der Schwester Aufträge wegen Ps.ege und Be handlung. Ms er sich dann vom Grasen verachcliidet hatte und in den Salon zurückkehrte, fand er Gräfin Marta dorr ein Buch lesend vor. Bei seinLM Eintritte legte sie das Buch zur Seite, lud ihn mit einer Handbewegnng znm Sitzen

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Page 4 of 4
Date: 19.12.1917
Physical description: 4
. Herr .Hans, ich weiß, Sie verstehen mich; ich hätte es sonst nie gewagt, mit Ihnen über diese Sache zu sprechen. Sie wissen am besten, was unsere fiele Kläre wieder gesund machen kann, die Kunst des Arztes und auch der Aufenthalt im Süden vermögen es nicht." Hans Reichmann war leicht erblaßt und sah mit seltsam starrem Blicke vor sich hin. Dünn trat er a lf das alte, dem Hause Reichmann treu ergebene Fräulein zu, reichte ihm die Hand und sprach: „Marie, ich danke Ihnen. Ich habe Sie recht

und während ihr Voivc Tränen in die Augen traten, sprach sie mit sreudodnrchzitternder Stimme: „Das danke Ihnen der Herrgott, Herr Hans. Wie wird Kläre glück lich sein und glücklich werden. Daß ich das noch erleben durfte. Nun habe ich Sie aber lange gestört, schlafen 'Sie noch ein paar Stunden. Nicht wahr? Ich werde Sie um lacht Uhr wecken." Nochmals drückten sie sich die Hand, dann verließ da- Fräulriu' Marie bas Zimmer. Hans Reichmann aber dachte nicht ans Schlafen. Ter Sturm, der sein Inneres durchbrauste

, hätte ihn keine Ruhe finden lassen. > ./ ' , Tie Pflicht über alles! So hatte Elsriede gesagt. Wenn sie geahnt hätte, welche furchtbare, grausame Bedeutung diese Worte haben wür den; gerade für sie beide. Hans Reichmann sah nun freilich klar, welchen Weg er zu gehen hatte. Nicht den des Glückes, sondern den ier Pflicht. Die beiden lieben Menschen, die das Haus be wohnten, in dessen einem Zimmer er nun ruhelos hin- und herwanderte, denen er alles.verdank.«, was ec besaß und was er. war, durften

mit vollem Rechte Anspruch auf ihn erheben. Während er mit Rührung Klares dachte, bcieit Liebe zu ihm ihr bald verhängnisvoll geworden wäre, konnte j er El-friedens Bild doch nicht aus seinen Sinnen ban nen. Ein halbes Jahr früher wäre ihm der Entschluß, der ihm heute eine stark blutende-Wunde ri& doch noch leich ter gewesen. Im Hause regte sich schon lange Leben, als Hans Reich mann immer noch in seinem Zimmer auf und ab wandert«. Vor acht Uhr begab er sich ins Frühstückszimmer und be grüßte den Vetter

Franz, der bereits anwesend war. 'Wenig später kam auch Kläre. Hans Reichmann ging ihr ent gegen nnd erkundigte sich nach ihrem Befinden. „Mir geht es ganz gut, Hans. Ich will nicht, daß du meinetwegen deine kostbare Zeit versäumst. Gestern hatten wir ein Gewitter mit starkem Regen; es hat sehr abgekühlt, da fühlte ich mich gleich viel wohler. Ich 'sagte es ja, es kommt rntr von der unerträglichen Hitze der letzten Wochen." ! $ .So sprach Mare, jedoch' ihr Aussehen und ihre müde matte Stimme

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Page 4 of 4
Date: 24.11.1917
Physical description: 4
7,000.000 K (hievon Teilbeträge bei anderen Stellen); Ignaz Maier, ärarischer (Nachdruck verboten). 62 Einer Mutter Liebe. Roman von 3osef Lchade-Haedicke. Schwere Sorgen drückten die junge Frau seit einigen Tagen. Hans verbarg ihr etwas, aber sie k.nnte nicht ra- hinterkommen, was es war. Er hatte s i. langer Zeit mit einem seiner Mitschüler, Joachim von Reo. bar, d.m Sohne eines Majors, sehr angrsreunoet. Sir halte gegen diese Freundschaft auch nichts einzuwenden gehabt. drnn der junge Redebvr schien

ihr ein vertrauenerweckender, of, en- herziger und gutmütiger Junge zu sein. Er war ein halbes Jahr älter als Hans, von etwas schwerfälligem, aber ernstem und grübelndem Wesen. Trotz der Ver,ch edcnheit der Charaktere hingen die bei>en Knaben bald unzer trennlich aneinander. Li a fühlte, wie auch diese Fr.uno- schaft ihr wieder einen Teil ihres Sohnes raubte, aber fle begriff, daß es iit der jungen, erwachenden Knabenfle'e mancherlei gab, was er mit der Mutter nicht besprechen lvollte und konnte, und sie gönnte

ihm diese Freundschaft von Herzen, wenngleich sie innerlich dadurch einsamer wurde. Bisher hatte Hans, der nun schon fast sechzehn Jahre zählte, ihr doch sein volles Vertrauen geschenkt. Abends fand sich immer noch eine stille Stunde, in der er der Mut ter sein ganzes Herz öffnete und ihr erzählte, was er tags über getrieben, wo er mit seinem Freunde gewest n, was sie zusammen gelesen und gesprochen hatten. Sie freu e sich an seiner jugendlichen Begeisterung für alles Gute und Schöne, die aus seinen Worten sprach

und die sich nun, wo er einen gleichdeukeuden Genossen gefunden, ins Unendliche steigerte. So schien diese Freundschaft Hans' und Joachims zu allseitiger Zufriedenheit zu bestehen, zumal Lisa bald merke, daß der junge Redeüor einen guten Einfluß auf Hans go- wann, daß dieser durch des Freundes Beispiel ruhig r und überlegter wurde und auch seine Anfälle von Trotz und Heftigkeit sich fast ganz verloren. Ta auf einmal bekam die Sache ein anderes Aussehen. Hans wurde still und schweigsam. Ein nachaenkli her, grüb lerischer Zug trat

in seinem Gesicht hervor, und wein Joachim bei ihm war, flüsterten und tuschelten die beiden mitcinader, um sofort zu verstummen, wenn Lisa zu ihnen ins Zimmer trat. Eine Weile ließ die junge Frau die Sache gehen, dann aber, als Hans begann, jede freie Minute außer dem Hause zu verbringen und selbst b.i schlechtem W.t.er draußen zu bleiben, wurde sie stutzig. Auf ihre Fragen erklärte er, seine Zeit bei Joachim von Redebor zu verbringen. Lisa faßte das so auf, daß er im Hause des Majors weile

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Page 4 of 4
Date: 20.12.1917
Physical description: 4
mit äs»» den neuesten technischen Einrichtungen, mm Mittagssonne. Roman von Wolfgang kemter. „Ach, Hans!" unter Tränen lächelnd mit scheuer, zärt licher Stimme sprach es das Mädchen, „ich glaubte schon ■ im wolltest mich nicht." Dabei sah sie mit solch glücklichem Musdrucke zu ihm auf, daß Hans Reichmaan gerührt das 'liebe, süße Gesichtchen' küssen mußte. „Kläre, was du dir für dumme Gedanken gemacht hast." „Man ist oft so, Hans. Doch das ist vorbei, wir wol len nicht mehr darüber reden." . Als der alte Herr

Reichmann eine Stunde später zu- , rückkehrte, da glaubte er seinen Augen nicht trauen zu Mnnen. War das noch dieselbe Kläre, die er eine Stunde i Au vor verlassen hatte?. l Als er erfuhr, was geschehen war, was bi:fe ge wütige ! Veränderung in Klares Wesen verursacht ha te, da überlam den Mann plötzlich' ein großes Verstehen. Kläre hatte um Haus gebangt; sie hatte sein langes Zögern falsch aus- t gefaßt. Voll herzlicher Freude schloß er sein Kind in die Arme und reichte Hans Reichmann mit warmen Drucke

die Hand. „Hans, du weißt, du nimmst mir meinen Sonnenschein. .Doch ich klage nicht, mache mir Kläre nur glücklich." !'. „Vetter Franz, du hast mein heiliges Versprechen, daß ich alles tun werde, was in meinen Kräften steht, um Klare das Leben reich und schön zu gestalten." [ Das war nach bangen, sorgenvollen Stunden wieder ein ^ Freudentag auf Birkenau. Niemand ahnte, was dieser Tag 'dein Manne gekostet hatte, dem er zu verdanken war. Als das Fräulein Marie ihre geliebte K.äre so glücklich sah

, da war sie selbst so glücklich, als ob sie erst Zwanzig und eben Braut geworden s.i, vor Freude darüber, daß -bas bißchen Schicksalsspielen solche Folgen hatte. ^ Wahrend in aller Eile für das zahreiche Gesinde eine reichliche Tafel gerüstet wurde, damit auch es Anteil habe an diesen Tag, saßen Herr Reichmann, Kläre und Hans ebenfalls an festlich gedecktem Tische und die Gläser der drei Menschen klangen aneinander auf eine frohe Zukunft. Der silberne Klang gab zwar Hans Reichinann einen .Stich ins Herz, doch war er rein

und hell. Hans Reichmann erklärte Kläre und ihrem Vater, wie er sich die nächste Zukunft denke. Wie er Kläre schon ge sagt hatte, erfuhr er erst vor wenigen Tagen, daß sich ein zweiter Arzt in Schnmnbach niederzulassen gedachte. Da würde es ihm keine Schwierigkeiten bereiten, seinen Ver trag mit der Stadt zu lösen, umsomehr, als der andere der Sohn von Schwanbacher Bürgersleuten war. Dann wollte er gleich nach Meran übersiedeln, dort seine Praxis als Kurarzt beginnen und eine geeignete Wohnung suchen

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Page 4 of 4
Date: 17.12.1917
Physical description: 4
sind "3000 Tote. | Kunst und Wissenschaft. Stadtthealer Innsbruck. Heute, morgen und übermorgen finden 'die drei letzten Aufführungen der Oper „Hofsmann» Erzählungen" von 2. Offenbach statt. Als Olympia und Hoffmann gastieren Frl. Lift Hardegg von der Wiener Volksoper und Herr Opernsänger Hans Auer aus Innsbruck. — Weiterer Spielplan: Donnerstag, den 20. Dezember, zum erstenmal« „Prinz Friedrich von Homburg". Rote Stammsitzhefte. Freitag „Die Rose von Stambu-l". Samstag .zum erstenmale „Die Königskinder

und der in manchen Teilen sich Mittagssonne. \ Roman von Wolfgang kemter. bitte, Herr Doktor, lassen Sie sich nicht auftate firn. Vielleicht sehen wir uns morgen oder übermorgen ? wieder und hoffentlich bringen Sie uns die Nachricht, daß fJhr Herr Vetter zu schwarz gesehen hat." sprach lebhaft 'der Oberst. I Die ganze Familie begleitete Hans Reichmanu bis zum f Gartentore. Dort verabschiedete man sich, j „Wir lassen alle recht gute Besserung wünschen!" sagte - die Frau Oberst in herzlichem Tone, t- ,^3ch danke vielmals

. Auf Wiedersehen!" I Hans Reichmann erledigte, in seiner Wohnung angekom- ' ■Men, noch einiges, gab seiner Haushälterin verschiedene j Wer jungen, vor allem sollte sie die zu den Ordinationen er- ! scheinenden Patienten auf fünf Uhr nachmittags bestel- flen und ging dann zur Bahn. Es war ein richtiger 'Aacht- t burnmel-Zug, der volle vier Stunden zu der Strecke lenö- tigte, die der Schnellzug in kaunr zweien durchlief. So war s es halb vier Uhr, als er in der heimatlichen Station j anlangte, fand

aber zu seiner Ueberraschuirg den Vetter . Mit dem Jagdwagen seiner harrend. I „Grüß dich, Hans!" sprach der alte., Herr und seine stimme klang müde und sorgenvoll, „ich habe mir ausge- [ rechnet, daß du vielleicht schon mit diesem Zuge kommen s Ikömrtest. Ans alle Fälle bin ich hergefahren." \ Sie nahmen ans den: Wagen Platz und sogleich zogen [ die Pferde an. . „Vetter Franz," begann Hans Reichmami, „dn hast l mir einen schönen Schrecken eingejagt. Was ist denn mir j Kläre?" j Da erwiderte der arte Herr bekümmert: „Hans

, könnte auch sie ergriffen haben." Hans Reichlmann schüttelte den Kops. „Kläre war immer zart, aber sonst doch gesund. Ich glaube, die Sache wird nicht so schlimm sein." „Wir wollen es hoffen. Jedenfalls möchte ich Gewißheit haben und nicht länger mehr warten." „Weiß Kläre, daß du nnch riefst?." „Ja. Sie hatte es zwar nicht gerne, aber ich gab nicht nach." Als sie Birkenau erreicht hatten, gingen beide noch für einige Stunden zur Ruhe. Wie nun Hans Reichmann daun am Morgen Kläre sah und begrüßte, da erkannte das scharfe

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Page 4 of 4
Date: 23.12.1917
Physical description: 4
, sowie Kautionen jeder Art verwendet werden können. Auskünfte jederzeit kostenlos. Mittagssonne. ; Roman von Wolfgang ftemter. ) Am änderen Vormittage fuhr er mit dem Hauogepäcke, das große Gepäck war bereits nach Meran vorausgegan- gen, zur Bahn. Ter Bürgermeister, Dr. Bergleitner mi. seinem Onkel und noch ei..ige andere Herren hatten sich persönlich zur nochmaligen Verabschiedung eingesunden uno knapp vor Abgang des Zuges fuhr noch der Parth'sche Wagen vor, dem der Oberst entstieg. Hans Reichmann

meinen Dank und Gruß an di: gnädige Frau und Fräulein Elfriede." Der Zug fuhr ein. Noch ein letzter Händedruck, dann vestlög ih* Hans Reichmann. Bald setzte sich der Train wieder in Bewegung. Nochmals grüßte Hans Reichyrann dre Herren, die auf dem Bahnsteige die Hüte scha raffen, dann entzog ihm ein aus dem anderen Geleise- ereil ein fahrender Lastzug den Blick auf die Station. Heller Sonnenschein lag auf Schwanbachs Tünnen und Dächern, als Hans Reichmann di: Stadt verließ. In einem gvoßen Bogen sichr

die Bahn um die Stadt, bevor sie deren Weichbild verließ. Hans Reichmanns Blicke um- faßten das Bild der blühenden Gemeinde, die er mit .vielen Hoffnungen und Erwartungen betreten hatte und die er nach verhältnismäßig so kurzer Zeit wieder verließ. Eine kurze, aber umso bedeutsamere Ehi'ode seiiles Le bens hatte sich hier abgespielt, eine Episode, die er nie vergaß. Hans Reichmann war ein durch und durch pflichtbewußter Mensch und in dem Augenblicke, da er aus Schwanbach ging, kannte er nur mehr

, von der man noch einen letzen B ick ans Schwanbach hatte, da setzte gleichsam zum Abschiede für Hans Reichmann das Elftchrläuten ein und noch lange klang der Ton der Glocken in ihm nach. Seitdem waren sechs Jahre vergangen. In früher Mor genstunde betrat ein einzelner Herr den Meraner F.ieehof Es war eine hochgewachsene, kraftvolle Gestalt. In den blühendsten Mannesjahren, doch waren die Schläfen l icht ergraut und auf den energischen, offenen Zügen lag ein tiefer Ernst. Dr. Hans Reichmann, denn kein anderer war der mor

gegen Ein lagebücher oder in Konto-Korrent zu günstigsten Bedingungen. „Hier ruht in Gott Frau Kläre Reich,mann, geb. Reichmam Kurarztensgattin Mit ihrem SöHuchen Hans Werner." Dazu noch die Geburts- und Sterbedaten von MM und Kind. Die letzteren sagten, daß sich gerade he^ zum drittenmale der Tag jährte, an den: K.äre ReichnM ihre Augen zum letzten Schlafe geschlossen hatte und des schon ein Jahr «später ihr Söhnchen der Mutter {#1 Kläre Reichmann hate das sehntlichst erhoffte Glück m ! der Seite ihres Vetters

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Page 4 of 4
Date: 16.12.1917
Physical description: 4
wir uns, daß wir auch dasselbe dachten. Da war der Bann ge- Kibvochen und noch am selben Tage begannen wir zu packen. 'f'-Aa, Herr Doktor, Mama ist wieder gesund; wir sind tief Ihrer Schuld." L Doch Hans Reichmann wehrte ab. „Fräulein Elfriede, Z4>a war nicht viel dabei. In W. sind schon viele solcher Heiden geheilt worden und es war auch in diesem Falle \ noch nicht zu spät." „Gott sei Dank," sprach leise die Frau Oberst, „wenn } nicht Papa nnd Elfriede auf einmal- so energisch darauf ge- s drungen hätten

auch ein Glas auf das Wohl- der gnädigen Frau leeren." „on Befehl, Herr Oberst!" Schmunzelnd verschwand der Diener. . . Wenige Tage sMer. Hans Reichmann war wieder re gelmäßig an den Abenden Gast im Landhause des Obersten. hatte eine prachtvolle Spätsommernacht einen ebenso i herrlichen Sommertag abgelöst. An den vielen Rosen- stämmchen- und Stränchern, die im Garten des Landhauses standen, hatte sich die zweite Blüte entfaltet und ihr süßer Duft vermischte sich mit der vom Ozon der vielen Nadelhölzer

duvchtränkten, würzigen Lust. Ter Abend- lvind, der leise durch Bäume nnd Strancher strich, tmg dann «und wann verworrene Geräusche aus den Nachbar villen vder auch von weiter her, sonst lag ein köstlicher Abendfrieden «über dem Lande. Ziemlich schweigsam, wie von der unsagbaren Schön heit und der überwältigenden Größe der Natur bezwungen, gingen Elfrisde Parth und Hans Reichanann auf den Park wegen langsam dahin. Ab und zu warf Hans Reichmann einen Blick auf seine heute fo schweigsame Begleiterin

und er sah Elfriedens Angen mit einem stillglücklichen, träumerischen Ausdruck in die Ferne gerichtet. Da überkant es den Mann plötzlich wie eine Erleuch tung. Heute war die rechte, vielleicht die eiuzige Stunde. Die Sehnsucht überwältigte ihn, nach dem schimmernden Glücke zu greisen, das nur handbreit neben ihm ging, und die bedeutsame Stunde nicht ungenützt verstreichen 'zu lassen. „Herr Dvktor, Herr Doktor!" rief da eine laute Stimme vom Landhause her. i Hans Reichmann und Elfriede waren unwMkürlich

zu- sammengezuckt. IN des Mädchens Angen erlosch der l>clle Schein und wie Enttäuschung flog es über ihr Gesicht. „Das war Johanns Stimme," sprach sie dann, „Sie werden zu einem Kranken gerufen werderr." „Schade," Hans Reichmann suchte Elfriedens Angen, „es war so wunderschön heute." Aber Elfriede hatte sich schon umWvendet und ging den Weg zurück, dabei sprach sie: „Die Pflicht über nll.s." Tie Pflicht über alles. Elfriede war es wohl ernst mit diesen Worten, sie konnte freilich nicht ahnen, welche grau same

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Page 4 of 4
Date: 24.12.1917
Physical description: 4
den Höhepunkt -erreichte, als Hans Werner zur Welt kam und auch Hans sReichmann vergessen lernte, zurückzudenk^n, da war Kirres ^Glück auch schon am EniX. angelangt. Ter ungewöhnlich iikräftige, blühende Junge hatte Uz Kraft der zart n Mut- iter aufgezehrt; alle ärztliche Kunst half nichts, ii einer •tauen Mainacht ging Kläre schmerzlos hinüber in das 'Reich der Schatten, von wo es k.ine Wiederkehr ine.-r Mt. Hans Reichmanns Schmerz war tief und echt; er wußte, was er verloren hatte, und wenn der starke

Main auch Tränen fand, die den heftigsten Schmerz lindcrten, in in jenen Tagen waren seine Schläfen ergraut. Sein Glück 'und seine Freude war nun der teuren Toten Vermächti is,! P& kleine Hans Wernex. W gedieh, der Junge, und f Hans Neichmann wiomete ihm einen guten Teil seiner freien Zeit. Kläre war kaum ein Jahr tot, da geschah das Unglaub liche, Unsaßliche. Hans Reich!mann hatte einen seiner Patienten, den jungen Sprösling eines fürstlichen Hausts, anläßlich der Ueberjiedlung von Meran

nach Aegypten bis Neapel begleitet und, als er nach dreiwöchentlicher Abue senheit heimkehrte, traf er f i;ten Jungen krank an. Schon seit zehn Tagen war, wie Hans Reichinann erfuhr, das Kind unwohl, aber die Kinderfrau hatte dem keine große Bedeutung beigemessen und mit bewährten Hausnrittcln Helsen wollen. Der erschreckte Vater aber mußte ein- w.it vorgeschrittene Krankheit seststellen. Wohl wurde nun in aller Eile alles getan, was getan werden kannte, jedoch es war zu spät, eine Rettung nicht mehr

, da ihn ein neuer Tag zu neuer Arbeit rief, tief zu schlafen. Hans Reich,mann verließ langsamen Schrittes den Fried hof und wandte sich seiner Wohnung zu. Schon um acht Uhr begann seine Ordination, zu der vorerst meist nur Einheimische erschienen, denn er hatte sich ganz in Meran niedergtKassen und übersiedelte nicht, , wie die Mehrzahl der anderen Kurärzte, im Sommer an einen anderen Ort. Als Hans Reichmann seine Wohnung betrat, meldete ihm seine Haushälterin, der Diener von der Pension „Vik toria" märe

mit dem Aufträge hier , gewesen, den Herrn Doktor zu Holm; ein gestern ang.kommerrer. a* Herr Graf Nerin.ki, bedürfe seiner. Nach beendeter Ordination folgte Hans Reichn aa», dem er noch einen anderen dringenden > KrankenbcWi gemacht hatce, denr Ruse in die Pensi.n. Frau von Rö, lor, ei.ie Mujorswitwe, End jcht B sin der Penfton „Viktoria", empfahl ih en Penßonärcn Tr. Reichmann, de.sen Wissen und Können auch st: lung von einem schoeren Leiden verdankte. In te; 1 Zeit jedoch hatte Hans Neichmann in der Pension

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Page 4 of 4
Date: 05.01.1918
Physical description: 4
der Oberst ; nnd seine Frau entgegen. : „Da sind sie ja!" rief der Oberst mit fröhlicher Stimme. \ „Es währt noch eine halbe Stunde, bis die Futterglocke \ läutet. Ich schlage vor. wir setzen uns in aller Ruhe hier : auf eine Bank und machen noch einen Plausch. Recht so, lHerr Doktor?" „Einverstanden, Herr Oberst." | Hans Reichmann kehrte nicht nach Innsbruck zurück. §Cr hatte sich über Nacht entschlossen, die ihm noch zur -Verfügung stehenden Tage in Obladis bei der Familie ! Parth zu verbringen

. Sein Gepäck ließ er sich von Jnns- l druck nachschicken. s Das schöne Wetter hielt an. Es war noch früh an der Zeit, also noch nicht gar vi,ele Kurgäste anwesend; die prächtigen Waldwege waren daher noch nicht sehr belebt, 'umso schöner war es, auf ihnen zu wandern. ■ Die Familie Parth und Hans Reichmann, dann und -wann von anderen Kurgästen begleitet, machten gemein sam täglich größere Spaziergänge. Oft, wenn der Oberst ;und seine Frau von einer größeren Tour ermüdet rasten wollten, gingen Elfriede

und Hans Reichmann allein. jDie Flamme in beiden, die der erste Tag ihres Wieder sehens entzündet hatte, brannte immer stärker und bald so stark, wie einst, da sie noch im Morgen ihres Lebens standen. Und jetzt war es Mittag geworden. Aber alles dunkle Gewölk hatte sich verzogen und mit der wirklichen Sonne leuchtete ihre Mittagssonne um die Wett.e. Es wollte ihnen kaum glaublich erscheinen, daß so viele Jahre und so viel Erleben zwischen Morgen und Mittag lagen. Elsriede verjüngte sich förmlich

und die blühenden Farben auf Elfrie- dens Wagen zauberte. . Hans Reichmann gingen die Tage zu schnell; schon mußte er an die Rückkehr nach Meran denken. Dresesmal aber zögerte er nicht mehr; diese Woche hatte ihm den Weg in eine neue Zukunft gezeigt; er stand an keinem Kreuzwege mehr, nur eine einzige Straße lag vor chm. Am Tage vor seiner Abreise, als Hans Reichmann und Elfriede allein auf den stillen Wegen durch die schweigen den Wälder schritten, tat er die Frage, die zu tun er schon einmal vor Jahren nahe

, bevor ich diesesmal gehe. Haben Sie den Mut und den. Glauben nicht, es mll mir noch zu wagen, dann muß ich mich bescheiden, dann wird es morgen wohl ein Abschied fürs Leben sein." Mit immer stärker pochendem Herzen, obwohl sie langst ahnte, daß Hans Reichmann nicht gehen werde, ohne diese Frage zu tun, hatte Elfriede seinen Worten gelauscht, während ein leises, glückliches Lächeln um ihre Lippen spielte. Jetzt blieb sie stehen, wendete dem Manne ihr Gesicht voll zu und antwortete: „Hans

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Page 4 of 4
Date: 29.12.1917
Physical description: 4
K 1*— Fafil: Liilwig iBdiezy Jur iygiea“, liM Mittagssonne. Roman von Wolsgang kemler. Hans Reichmanns Augen folgten der üppigen und doch biegsamen Gestalt. Gräfin Maria trug ein neues, hcllcs, ganz einfaches Seidenkleid. Ter einzige Putz bestand in einem Kragen aus kostbaren Spitzen. Aber geadc in dieser Einfachheit erschien sie ihm verführerischer denn je. Gräfln Marta brachte das Album, legte es vor Hans Reichmann auf den Tisch, blieb hart neben ihm stehen, schlug Blatt für Blatt um und begann

, die Bi der zu erklären. Hans Reichmann aber hörte nicht viel von ihren Worten und sah nicht viel von den Bildern. Die Nähe der schönen Frau ließ ihn wie im Fieber erzittern. Das Blut raiflchie und brauste wie ein Wildbach durch seine Adern. Warum zögerte er noch? Warum ergötzte er sich nicht an dem Dufte der Rose, die für ihn blühte? Die Stunde war da. Der starke Mann war nicht mehr Herr über sich. Er sah von den Bildern auf und sein Blick begegnete dem der schönen Frau, die ihm so nahe stand, daß die Seide

erhalten hätte, so sichr Hans Reichmann zurück Und verfärbte sich. Während Grä iu Marta mit einem bitterbösen Blicke aus die Pflegerin ries: „So geben S e dem Herrn Grasen doch die Tropfen, die der Herr Doktor verschrieben hat," eilte Hans Reichmann schon ins Ne benzimmer. Die Gestalt des Grasen war int Lehnsessel ganz in sich zusammengesunken, der Kopf war schlaff zur Seite gen.igt und das Gesicht mit Leichenblasse bedeckt. Mit einem Blicke erkannte Hairs Reichmann, daß hier der Tod Ciukeh-r geha- ten

gebrochen. Hans Reich mann war im Begriffe gewesen, den rechten Weg und sich selbst zu verlieren; im letzten Augenblicke halte er wieder zurückgesunden; aber nicht ans eigener Kmft, das Schicksal selbst hatte ihn zurückgerissen. Das war es. was ihn so tief getroffen hatte. Er richtete sich auf, selbst fast so blaß wie der Tote, und in seiner Stimme, als er nun zur Gräfin gewendet sprach, bebte die seelische Erschütterung, die er eben durch gemacht hatte: „Frau Gräfin, eine Lungenlähmung; ihr Herr Gemahl

ist nicht mehr." „Herr Doktor!" „Der Herr Graf hat ausgelitten." Die üblichen Worte des Beileides brachte er nicht über die Lippen und so fuhr er fort: „Wenn ich, Frau Gräfin, bei Ihren nächsten Ver fügungen, jedenfalls werden Sie die Leiche überführen lassen, behilflich sein kann, bitte ich, über mich voll und ganz zu verfügen." Hans Reichmanns Stimme klang so eigen und förm lich. Gräfin Marta suchte seinen Blick und als sie ihn fand, da wußte sie, daß das Schicksal abermals zwischen sie ge treten

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Page 4 of 4
Date: 22.12.1917
Physical description: 4
. .in- und Verkauf von Wertpapieren zu den M' stiften iiurseii heuerbaute Stahlkammer »H m» den neuesten technischen Einrichtungen, mm Mittagssonne. Roman von Wolfgang kemter. -Das war Hans Reichmanns Abschied von El'riede Parth In seinem Leben war ihm noch nie so wch zu Mute g wesen, als da er das Landhaus des Obersten Parth verlies:. Bit ter empfand er es, daß es Lagen gab, in denen der stärkste Mann sich fern Leben nicht selber zimmern konnte, da die Verhältnisse stärker waren, als seine ganze

K a t. Mit cinsr Beruhigung durfte er gehen, das, was bei Kläre zu fürch ten gewesen wäre, war es bei El friede nicht; das hoch gemute Mädchen hatte ihn und seine Lage verstanden. Er konnte nicht anders handeln und eine Elfriede Parth starb nicht an gebrochenem Herren; sie wußle Schwerstes standhaft und still zu tragen und wollte der Menschen Mit leid nicht. Freilich wurde für Elfriede das Entsagen nicht so leicht. Als sich die Türe hinter Hans Reichmann geschlossen harte, da war es mit ihrer Fassung vorbei

daß sie in ruhigem Tone ihnen von Tr. Reichmanns Besuch, von seiner Verlobung und feinem baldigen Weggange von Schwanbach berichten konnte. Ter Oberst und seine Frau waren von den: ersten ebenso überrascht, wie von dem letzten schmerzlich berührt. Sic hatten den junger: Arzt liebgewomren und verloren ihr: aücht gerne. Die Frau Oberst järschre wohl in den Zügen ihrer Tochter; sie hatte sich wegen der beiden jungen Leut ost ihre Gedanken gemacht und eine leise, schöne Hoff nung genährt, denn Hans Reichmann wäre

gehuldigt und 7wch nicht lange von ihr WschiÄ) genommen hatte. Mit ihm und dein Bürgermeister hatte Hans Reichmann eine längere Be j sprechung; da Dr. Bergleitner ohnedies in allernächster! Zeit nach Schwanbach übersiedelt wäre, war die Ange legenheit bald zu aller Zufriedenheit erledigt, da Dr. Ber c, leitner erklärte, die Stelle i.: Schwanbach selb st verstand! ab sofort antreten zu wollen. Er übernahm zugleich auch die Wohirung seines Vorgängers, sowie einen Teil der Einrichtung, die Hans Reichmann

sich angeschafft hatte l und die er nicht mitnehEN wollte. In de:: Tagen, die Hans Reichmann noch in Schwan-' bach verbrachte, hatte er Arbeit in Hülle und Fülle. Ta zwischen fuhr er noch einigemale nach Birkenau zum Be suche seiner Braut. So fand er nur einmal noch Zeit, in der Villa Elfriede vorzusprechen und zwar anläßlich - seines förmlichen Mschiedsbesuches am Tage vor seiner Wreise. j L; j i Diesmal traf er die ganze Fannlie an. Der Oberst und seine Frau waren von Elsriede {vereitä unterrichtet worden

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Page 4 of 4
Date: 26.11.1917
Physical description: 4
der Liedempfindunaon in vollkom menster Weise anzupassen, vertieft und klärt durch ihre Vortrags- kunst die Worte und die Melodien der Lieder. Am Klavier war ihr Herr Richard Trunk ein feinsinniger Begleiter. Str. *= Ein neues Danoramawerk M. Z. Diemers. Der Schöpfer des bisher stets in Innsbruck, gegenwärtig aber in der Kriegsausstel- lung in Wien sich befindlichen Kolossalrundgemäldes „Die'Schlacht am Berg Jfel 1809", Professor Michael Zeno Diemer wird, wie wir erfahren, mit Unterstützung Professor Hans Beatus

in Ofsiziersunstorm, das energische G - sicht dunkelgerötet. Es war der Major von Redebor, Joa chims Vater. Li,a hatte ihn einmal im Zoolog schen Gal ten kennen gelernt, als s.e mit Hans dort spazieren ^ing. Erstaunt malte sich in ih.en Blilen unü noch etwas anderes: eine jagende unbestimmte Angst. Joachims iß ter — was wollte der von ihr? — Um einen einfachen Besuch konnte es sich nicht handeln, das sah sie an der Err.g.ng, die sich in seinen Zügen ausprägte. Ter Major sprach rucht sogleich. Er rang sichtlich

nach Worten, und jetzt ergriff er sogar,LisaS Hand. „Gnädige. Frau, liebe, gnädige Frau — — mein Grtt >— dag ich gerade der Ueberbringer dieser Hiobspost sem vnch! Etwas Entsetzliches i.'t geschahen. Fasten Sie .ich! Um Gottes willen, fassen Cie sich!" Ec stielt Lisas schwanke Gestalt mit Gewalt ausrecht, ihr Gcstcku verzerrte sich. „So sprechen Sie Doch! Hans, ich fil^l' es, es ft etwas mit Hans! Mrin Kind! Wo ist mein Kino? So reden Sie doch! ... Gewaltsam drängte der Major sie zurück in das Zim mer

, wo er sie aus einen Stuhl führte. „Fassen Sie sich," wiederholte er noch einmal und seine Stimme klang leer. Er fuhr sich über die 'Augen, feine ge waltige Gestalt erzitterte. „Er ist bot! Hans i,i tot!" schrie die junge Frau geller.d auf. Sie hatte Innen Blick von seinem Gesicht g wandt. Nun sah sie, wie er nickte — langsam — schwer. U.t paar Tränen rollten in seinen buschigen Schnurrbart h.rab. „Er ist bot, verunglückt!" Kaum verständlich k^men die Worte über seine Lippen. Lisa sah ihn mit irren Blöcken an. „Tot

— tot", wiederholte ste dann stammelnd, als könnte sie den Sinn dieses furchtbaren Wortes nicht fasstn, und dann wieer: „Hans, mein Jungde, wo ii er?" Und dann plötzlich schrie sie gellend auf: „Es i,i nicht wahr, kann nicht wahr fein! Mein Junge! Sagen Sir, daß eo nicht so ist, er kann nicht tot sein, es ist unmöglich!" Mit beiden Händen klammerte sie sich an ihn an. In tiefstem Mitlei beugte der Major sich zu ihr nieder: „Arme Fraul Arme Mutter!" Ta wußte Lisa, es war Wahrheit, entsetzliche

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Page 4 of 4
Date: 14.12.1917
Physical description: 4
von Stambul" statt. — Am Montag, den 17. d., kommt die Oper „Hoffmanns Erzählungen" von ,S. Offenbach mit Frl. Hardegg von der Wiener Volksoper als Olympia und Hans Auer aus Innsbruck als Hoffmann zur Auf führung. (Ermäßigte Opernpreise). Der Vorverkauf für die Oper beginnt am Samstag, den 15. Dezember vormittags 9 Uhr an der Tageskasje. Eine TheaterLsbatte im Innsbrucker Gemeinderale. In der geftrr- gen Sitzung des Innsbrucker Stadttheaters lag eiin Ansuchen des Lokalverbandes Insdruck

, was diese sein lallte, zu sehr empört, als daß ^er sich die Mühe genommen hätte, darüber nachzudenken, Db vielleicht doch ein tieferer Grund die Ursache dieser Neugierde sei. * Um die Peinlichkeit lveiterer täglicher Begegnungen, be sonders für Maria, zu vermeiden, kündete Hans Reichniann, ha ein neuer Monat vor der Türe stand, noch am selben Tage dem Bäcker Großmeister seine Wohnung mit chr Be gründung, daß ihm die Räume zu beschränkt wären und er eine Wohnung mehr in der Mitt-e der Stadt suchen möchte. Er fand

sie gleich am Stadtplatze im ersten Stocke der Buch- Handlung Huber und übersiedelte schon eine Woche später, Nachdem er natürlich dem Bäcker Großmeister noch für den ganzen Monat bezahlt hatte. • Andere Gedanken bewegten Hans Rcichmann und so hatte ft das unangenehme Ereignis bald vergessen, umsomehr äls er auch Maria Großmeister nie mehr sah, denn sie Hatte, wie er einmal vernahm, Schwanbach verlasse und war zu einer Verwandten in die Landeshauptstadt gezogen. Zn diesen Tagen hatte Hans Reichniann

Stadtarzt, dessen Nachfolger Hans Reich na. in geworden war, hatte solches Vertrauen genossen, daß eia ziveiter Arzt neben ihm nicht leben hätte können. Nach längerem Suchen und Forschen fand er einen jungen Mediziner, der eben vor der letzten Prüfung stand und sich bereit erklärte, Dr. Reichmanns Stellvertretung für die kurze Zeit seiner Abwesenheit von Schwanbach zu übernehmen. So packte also Hans Reichmann voll Freude seinan Handkoffer und dampfte nach W. ab. Anfs herzlichste wurde er von der Familie

in Schtvanbach halb wie derzusehen. Tie Kur hatte für die Frau Oberst den von Hans Reichniann vorausgesagten Erfolg gehabt. Sie fühlte sich wieder ganz gesund und in drei Wochen gedachten amy Parth's wieder heimzukehren. Am letzten Tage seiner Anwesenh.i in W. hatte Hans Reichniann noch eine ihm nicht sehr angenehme Begeg- f nung. Wie er vormittags vom Hotel, in dem er M nung genommen hatte, die Knrpromenade entlang M : um sich mit Parth's zu treffen, hörte er plötzlich in seiB j Rücken seinen Namen rufen

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Page 4 of 4
Date: 12.12.1917
Physical description: 4
der für Dt zember gültigen Schülerkarte am Bestellschein ansühm. Lokalbahn Innsbruck—Hall i. I Betriebsleitung. Mittagssonne. Roman von Llolfgang kemker. „Was denken Sie, Fräulein Elfriede," ries Hans Rerch- mann lebhaft, „wie können Sie nur so etwas sagen. Um Stammtisch sicht man mich nicht mehr vjt. Alle, mich dem Herrn und der Frau Oberst zu empfehlen. Aus Wie dersehen, Fräulein Elfriede! " ■ „Auf Wiederjetzen, Herr Doktor!" Hans Rerchmaun hatte El,rie^e die Hand gereicht und hielt jie wohl etwas länger

als nötig in der seinen. Plötz lich zog Elsriebe die Hand zurück, während ein leichtes 3trot in ihre Wangen stieg. Schon sprach eine Stimme in Hans Reichmanns .Rucken: „Verzechung, wenn ich störe." Rasch tvairdte er sich um und stand nun Marta Groß meister gegenüber. Die feine, schlank Gestalt war vom Kopse bis zum Fuße nach der neuesten Mode gekleidet; ein tabeüüfe» StrapLukopüm, das zro-eßellos irr einer de>. ersten Werkstätten der Großstadt auge,etttgt worden war, umschloß Marta Großmeisters

Fräulein, ich kann ja später oder morgen kommen," „Bitte, keine Umstände," sprach nun Hans Reichmann, „ich war, wie Sie vielleicht gesehen haben dürften, eben im Begriffe, mich zu empfehlen." Er reichte El,rieoe nochmals die Hand, ebenso Marta Großmei,ter und schritt dann rasch der Stelle zu, wo er sein Rad stehen hatte . . . Als Hans Reichmann an einem der nächsten Abende wieder, wie schon gewohnt, zum Landhause des Obersten hinauskam, da tam ihm Elfriede mit frohem Lächeln ent gegen. Herr Doktor

, Mama hat eingewllligt, sich in Ihre Be handlung zu begeben, oder doch wenigstens sich untersu chen zu lassen. Bitte, kommen Sie rasch, sonst konnte Mama ihr Entschluß vielleicht wieder reuen," fügte sw lachend hinzu. Eine halbe Stunde später sprach Hans Reichmann zu der Frau Oberst: „Gnädige Frau, ich muß Ihnen das eine sagen, daß Sie sich manche schlechte Stunde erspa.eu hätten können, wenn Sie früher ärztlichen Rat einge- holt hätten." Ta sprach die Frau Oberst mit einem leichten Seufzer: „Herr

Doktor, ich habe mich immer gesträubt. Ich bin init den Anschauungen einer vergangenen Zeit alt ge worden, daß man nämlich sobald inan einmal Arzt und Apotheke brauche, erst recht —" „krank werde," ergänzte lachend Hans Reichmann. „Herr Doktor, nehmen Sie meine Offenheit nicht übel" „Aber ich bitte Sie, gnädige Frau. Jedoch nun haben bte,eu schweren Schellt getan und mV u, ich versi- ajteie Ihnen, nicht zu Ihrem Zchchdeile, meinem Rate ^olgen." * - “ „Und dieser Rat, Herr Doktor

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Page 4 of 4
Date: 11.12.1917
Physical description: 4
zu den gfin* stiersten Kursen Neuer baute Stahlkammer mit den neuesten technischen Einrichtungen, mm Mittagssonne. Roman von Wolfgang Remter. Längere Zeit, als er es vor seinem ärztlichen Gewissen verantworten konnte, setzte Hans Rsi.hmann seine Be suche im Landhause des Obersten fort. Der alte Herr hatte sich inzwischen von seinem Unwohlsein völlig erholt und fühlte sich wieder so gesund, wie vorher. So erklärte denn Hans Reichmann eines Tages, wenn auch mit Bedauern, bent Obersten, daß seine weiteren

Besuche nicht mehr not wendig seien, da er als Arzt hier nun überflüssig sei. „Als Arzt, Gott sei Tank," meinte lachend der Oberst, „aber nicht als Mensch. Ich hoffe zuversichtlich, daß wir recht oft das Vergnügen haben werden, Sie bi uns zu sehen. Es bedarf keiner besonderen Einladung. Wenn Ihr schrverer Beruf Ihnen Zei. läßt und Sie uns eiir Stünd chen widmen wollen, wird es uns immer sehr freuen/' Ueberrasch-t und erfreut ? dankte Hans Reich mann und erklärte, der liebenswürdigen Einladung gerne

Folge lei sten zu wollen. So wurde er denn, nachdem er im Landhause des Obersten als Arzt nichts mehr zu tun hatte, ein Freund der Fa milie, der zu jeder Stunde willkommen war und mit dem alsbald die vertraulichsten Angelegenheiten besprochen wurden. Oesters kam es vor, daß Elfriede und Hans Rechmann Garten spazieren gingen, dabei ihre Ansichten über Welt und Menschen, über Bücher und andere Erscheinungen des Lebens tauschend. Es waren dies für Hans Reichmaun Stunden, in denen er mit keinem Menschen

, die sie erfüllte, leicht her auszukennen waren, ftagte, warum er so schweigsam gc- wvrden sei, zu Ausreden seine Zuflucht nehmen und seine angestrengte Tätigkeit, die ihm nur wenig freie Zeit lasse^ vorschützen. , Ui’k Er scyalt sich undankbar, nahnr sich' alles mögliche vor- jedoch es blieb bei den Vorsätzen. So oft es ihm die Zeit erlaubte, war er draußen in der Billa Elftiede und verbrachte dort seine schönsten Stunden. Eines Vormittages hatte Hans Reichmann in einer Villa ganz in der Nähe des Parth'schen

Landhauses zu tun. Als er bei der Rückfahrt an dessen Parkrore vorbcikam, sah er gerade drinnen Elftiede spazieren geben. Er stieg ab und trat ein. Freudig leuchtete es in Elfriedens Augen auf, als sie den Besucher erkannte. In festem, herzlichem Drucke be gegneten sich ihre Hände, dabei sprach Hans Reichmann: „Guten Morgen, Fräulein Elftiede. Schon in B.wequng; wie geht es? Der Herr Oberst und die Frau Mama sind wohl?" " - „Besten Dank, Herr Doktor. Papa und Mama sind schon nach Schwanbach hinei

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Page 4 of 4
Date: 22.11.1917
Physical description: 4
machen, und verstand manches im Augenblick nicht so schnell wie er. Da fing sie dann zuweilen solch sonderbar staunenden Blick des Knaben auf. Er, der bisher zu der Mutter wie zu einem höheren Wesen aufgesehen, das alles wisse!:, a.li-s verstehen muhte, konnte nicht begreifen, daß es auch für sie eine Grenze gab. Nach langen:, hartem Kampf mit sich selbst entschloß Lisa sich, einen Lehrer für Hans anzünehrnen. Es war nicht leicht für sie; wieder wurde ihr etwas, das ihr innere Ge meinschaft mit ihrem Kinde gegeben

hatte, genommen. Doch es diente zu seinem Besten, da bezwang sie sich Mit großer Vorsicht wählte sie einen angehenden jungen Theologen, der nun täglich ins Haus kam, um mit Hans zu arbeiten. Karl Frenzen war ein stiller, ernsthafter, junger Mensch, der trotz seiner Jugend des Lebens Not schon reichlich gekostet hatte. Da er beinahe völlig mittellos war, bedeuteten diese gutbezahlten Privatstunden für ihn eine große Hilfe und er war der jungen Frau dankbar, zu mal sie chm mit seitdem Taktgefühl

zu nehmen, so daß nur selten eine Differenz zwischen ihm und seinem Schäler entstand, bei welcher der Starrsiitn Hans', den die Mutter zwar g.dampft, aber nicht ganz hatte unterdrücken können, zum Vorscheiu kam. .Auch in der Schule hatte dieser jrfie Trotz ihm schon empfindliche Strafen zugezogen. Schließlich aber sah man dem sonst so vortrefflichen Schüler schon numches nach und drückte immer wieder ein Auge zu. Die Schule aber war nicht das Leben. Jetzt aber, wo Hans älter und vernünft ger wurde

, kamen diese Szenen zu Lisas unsäglicher Erleichterung se - tener vor. Nicht wenig trug dazu der gute Einfluß bei, den der junge Privatlehrer auf den Knaben ausübte. Im mer wieder hielt ihm Frenzen vor, welch tiefen Schmerz er seiner Mutter bereite, wenn er sich so gehen ließ. Seine Mutter aber ging Hans über alles. . . Er war jetzt vierzehn Jahre alt, ein schlanker, großer, hübscher Junge mit dunklem, lockigem Haar und lebhaft blickenden Augen, dem dir Leute wohlwollend nachsahen, wenn er am Arme

wieder heiraten würde. Und nicht einmal Ueberwindung kostete es sie, ihr „Nein" auszusprcchen. Jedesmal aber mußte sie in solchem Falle an Rolf d.nken, der imnrer noch einsam seinen Lebensweg ging, der sie nicht vergessen konnte, und sie fühlte tief in ihrem Innern ein leises Brennen, ein stilles Sehnen. Seit Hans alt geirug war, um mit 'sehenden Auge:: um sich M blicken,, machte es fast den Eindrucks als wache er Darlehen in jeder Höhe <*m ohne Bürgen erhalten Personen jeden Standes allerorts. Ratenrückzakl

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Page 4 of 4
Date: 10.12.1917
Physical description: 4
an Unternehmungen beteiligt sind, an denen Feinde mit einem Fünftel des Kapitals oder mehr interessiert sind. Der Mittagssonne. Roman von Wolfgang kemker. Während nun Hans Reichmann mit der Frau Oberst einige Worte wechselt^ war Elfriede an das Bett ih.es Paters geeilt, beugte sich liebevoll über ihn und frag e: „Papa, ist dir besser? Herr Tr. Reichmann ist soeben gekommen." Da richtete sich der Oberst in den Kissen auf und rief mit seiner frischen, vollen Stimme: „Dummes Zeug. Was macht ihr für Sachen

. Mir fehlt ja gar nichts. Ihr tut ja gerade, als ob es schon ans Sterben ginge. Macht' doch keine so besorgten Gesichter. Grüß Gott, Herr Doktor. Habe schon von Ihnen gehört. Nur Gutes;' hätte aber nicht genreint, daß ich Sie so schnell in Ihrer Eigenschaft als Arzt brauchen würde. Mein Leben lang habe ich für Arzt und Apotheke nicht zwanzig Mark ausgegeben." Hans Reichmann lachte. „Nun denn, Herr Oberst, be neide ich Sie um Ihre Gesundheit; aber einmal Lmmt der Augenblick, wo man uns ruft

gehen wollen." ' 1 1 Während Elfriede und ihre Mutter das Zimmer ver liefen, unterzog Hans Reichmann den Obersten einer län- geren, gründlichen Untersuchung. Er erkannte schnell, daß es sich nicht lediglich um eine MchauungMruna hqrchle. Ter Oberst hatte einen ganz Uichten Schlagansall erlitten, von dem er sich allerdings ungewöhnlich schnell rasch wieder erholt hatte. Also war hie Sache diesmal ungefährlich, wenn sich der alte Herr die nötige Schonung auserlegte Er verhehlte daher dem Obersten

aber, daß die Plagerei nicht zu lange dauert und ich dann wieder völlig auf dem Damme bin." „Darauf können Sie sich verlassen, Herr Oberst." Hans Reichmann rief nun die beiden Tomen und e klärte ihnen, daß dem Unwohlsein eine weitere Bedei tung nicht beizumessen sei, daß sich der Herr Oberst aber i Anbetracht seines Alters doch einige Zeit sehr schont müsse. Er gab dann die nötigen Anweisungen für Psle und Behandlung, erklärte, im Verlaufe des nächsten Tag! wiederzukEnmen, und empfahl sich. _ Es tvLr schon

Mitternacht vorüber, als Hans Rcichmar ferner Wohnung zufuhr. Ter Ruf in die Billa des Obe ft™ war für ihn, das empfand er schon in diesem Auaci blocke, mehr als ein ärztlicher Besuch, wie er ihn schon ui zatzlrgemale gemacht hatte; er bedeutete ihm ein Erlebni denn öon der Minute an war das Bild Elfriede Part! in seinem Geiste. Jeder Zug ihres hübschen Antlitzes wc chm st) gegenwärtig, daß er, wäre er ein Maler aewese das Brlü des schönen Mädchens aus dem Gedächtnis hät ryalen können. Dazu suhlte

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