und doch hatte sie jetzt das Enrpftnden, ganz genau Be scheid zu wissen. Ihr war es, als sei ihr der Weg aufs ge naueste vorgeschrieben. Heute Nacht im Traume hatte sie all diese Gänge und Treppen so deutlich gesehen, daß sie ihr jetzt wie etwas lange Vertrautes vorlamen. Ilse Haldow zeigte auf ein großes, so stark nachgeöun- keltes Bild, daß die Umrisse des Gemalten fast verschwam- rnen. Es hing an der Wand, wo der Gang plötzlich mit einer scharfen Biegung auf eine Seitentreppe einmünöete. Elisabeth beachtete das Bild kaum
. „Wenn Sie mir die Figuren nicht erklären würden, gnädige Frau, wäre mir ein Erkennen beinahe nicht mög lich, nun sehe ich freilich alles ganz deutlich," sagte Ilse Haldow im Weiterschreiten. Elisabeth dachte staunend, daß sie das Bild ja nur aus ihrem Traume so genau kannte. Wie ein Bann überfiel es sie. Man stieg die Steintreppe hinab und Elisabeth erin nerte sich im Traume, eine geschnitzte Engelssigur am Ende der Treppe aufgestellt gesehen zu haben. Der eine Flügel war abgebrochen. Im gleichen Augenblick machte Ilse
Haldow sie darauf aufmerksam. Elisabeth stutzte. Wahrlich, der Traum war noch selt samer gewesen, als er ihr schon am Morgen geschienen. Aber gleich rief sie sich selbst zur Ordnung. Es war wohl alles Unsinn, sie hatte wahrscheinlich in den ersten Tagen ihres Schlotzaufenthaltes sowohl das alte Bild sowie den hölzernen Engel gesehen. Vielleicht hatte ihr sogar jemand das Bild erklärt, in den ersten Eckenhofer Tagen hatte sie so viele neue Eindrücke in sich aufnehmen müssen
, daß sie jetzt nur wie in ihrem Unter- bewutztsein wach waren. Dadurch verwechselte sie Traum und Wirklichkeit. Natürlich verhielt es sich so. Sie sah jetzt nicht, wovon sie in dieser Nacht geträumt hatte, sondern sie hatte einfach geträumt, was sie schon vor her gesehen. Wie klar das lag. Und doch, so ganz heimlich widerstritt ein Etwas in ihr und raunte: Du willst nur dem Uebersinnlichen keine Zu geständnisse machen, aber diesen Gang, auf dem das nach gedunkelte Bild hängt, und diese Treppe, an deren Fuß der hölzerne Engel wacht
es daher, weil sie das Bild der schönen Polin gesehen und weil man deren Person, die doch nun schon lange tot war, mit der geheimnisvollen Glocke in Verbin dung brachte? (Fortsetzung folgt.)