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Monats-Tandem
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Page 16 of 72
Date: 01.07.1983
Physical description: 72
eine “ökologische Partei” sind. Aber das Unbehagen, das hier sichtbar wird, kann sich am aller leichtesten an den sichtbarsten Punk ten ausdrücken, und die sind eben die Zerstörung der Umwelt, ein ganz of fensichtlich irrwitziges industrielles Wachstumssystem. Da ist das Erhal ten von alten, traditionellen Struktu ren dann das Naheliegendste. Aber noch haben wir es nicht genügend verstanden, dieses breite Unbehagen und diesen Protest in Verbindung mit der ganzen politischen Kultur der Nachkriegszeit zu lesen

. Da steht sehr viel mehr dahinter als das, was man gemeinhin “ökologisch’ nennt oder es muß jedenfalls in ei nem viel umfassenderen Sinne ver standen werden. Jetzt will ich, allerdings nur exkurs artig, etwas zur Grünen Partei sagen. Wenn man das Glück hat, Versamm lungen der Grünen besuchen zu dür fen oder zu müssen, merkt man sehr schnell, wie weit zurück die Grünen eigentlich hinter jenem sehr breiten Spektrum sind, das von konservati ven Ökologen bis hin zum letzten Freak in einer Landkommune

oder in der Stadt reicht. Die ganze Breite die ser Bewegung drückt die Grüne Partei überhaupt noch nicht aus, da ist sie ein mittelalterliches — aber das kann man auch nicht mehr so sagen — oder jedenfalls ein sehr ungelenkes Instru ment, das kein flexibler Ausdruck ist. Ich glaube, das kommt daher, daß es natürlich eine Partei ist, und eine Par tei fällt erst einmal in die Hände der Strategen, die das Geschäft verstehen — oft schon seit vielen Jahren. So kommt es auch, daß Leute, die seit 1968

nichts anderes gemacht haben, als Organisationen zu organisieren, sich mit großer Begeisterung jetzt auch in den Grünen wieder versam meln und da ihre Diskussions- und Abstimmungsstruktur hineintragen. Aber auch das halte ich für gar nicht so schlimm, denn was diese Partei in den Bundestag gebracht hat, ist ein so großer Dissens mit der industriel len Entwicklung in der Bundesrepu blik, daß auch die zeitweilige Domi nanz alter Parteistrategen ertragen werden kann, ohne zu großen Scha den zu verursachen. Nun passiert

marxis tisch-leninistischen Weise: es gibt die große Krise (jetzt ist’s nicht mehr die große Krise (jetzt ist’s nicht mehr die ökonomische, sondern die ökologi sche), sie verschlechtert alles von Tag zu Tag, der Ausweg kann nur sein, sich in der grünen Partei zu organisie ren. Der ökonomische Teil ist prak tisch eine einzige Auflistung von De fekten des Systems, und daraus folgt wie ein “deus ex machina” der Wunsch, es möge doch bitte anders werden — durch die Grünen. Positiv ist aber zu sagen

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Monats-Tandem
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Page 5 of 40
Date: 01.06.1983
Physical description: 40
, das durch die Auseinandersetzungen mit dem Land tagsabgeordneten Willi Erschbaumer stark angekratzte Image der Partei wieder zu glätten, und das ist durch die starke Beteiligung aus allen Orts gruppen auch erreicht worden. Weni ger befriedigend waren wohl die inhaltlichen Aspekte. Der “neue Weg”, Motto des Parteitages, war dann letztendlich gar nicht so neu; die Ankündigung, daß sich die (deut schen) Südtiroler Sozialdemokraten zu einer “sozialdemokratischen Platt form” zusammenschließen wollten, mag für die Nicht-Informierten

, lang jähriger Vorsitzender der Partei, und mit ihm eine Minderheit im Vorstand, hatten lieber eine Parteispaltung in Kauf genommen, als diese Fusion mitzumachen. Ironie des Schicksals, daß nun gerade Jenny als tragendes Element der neuen sozialdemokrati schen Einheil angeboten wird. Doch geht es nicht darum, nachtragend zu sein; bei den ehemaligen SFPlern in der Partei hat man Jennys späte Bekehrung zur, Zusammenarbeit und und Einheit akzeptiert, wenn man ihm auch übelnimmt

der Leaderfigur Jenny, daß die Partei nach knapp zehnjähri ger Existenz auseinandergebrochen ist. Erscheint also einerseits die neue, am Parteitag aufgesetzte Schminke kriti sierbar, ändert dies jedoch nichts an der Tatsache, daß sich in und um die SPS, doch einiges getan hat Abgesehen von dem “harten Kern”, gibt es eine relativ zahlreiche Gruppe von Perso nen, die vor allem deshalb der Partei angehören oder ihr nahestehen, weil es sich unter ihrem Namen und, Zeichen in Südtirols Tälern leichter Pojitik

, bessere Lebensqualität, gerechte und bürgemahe Verwaltung. Die vielen Gemeinsamkeiten mit dem Rest der Linken sind den SPS,-Aktivi- sten bewußt; deshalb war auch der Vorschlag Reinhold Messners zu einer gemeinsamen Oppositionsliste des “an deren Südtirol” innerhalb der Partei auf reges Interesse gestoßen. Warum es dann doch zu keinen kon kreten Resultaten gekommen ist, hat mehrere Gründe. Etwa den, daß die österreichischen Sozialdemokraten für eine weitere Unterstützung der Partei recht klare

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Monats-Tandem
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Page 7 of 40
Date: 01.06.1983
Physical description: 40
Gespräch mit “Democrazia Proletaria” Ein Stachel in der linken Flanke Überfüllter Saal im römischen “teatro centrale”, starker Applaus für den Spitzenkandidaten Mario Capanna, den Europaparlamentarier der Partei, und ziemlicher Optimismus, daß es diesmal klappen wird. Bei den letzten Parlamentswahlen hatte die Partei den Einzug ins Parlament nicht geschafft. Diesmal jedoch liegen die Dinge etwas anders. Der PPUP Kandidiert nicht mit einer eigenen Liste, sondern bei den Kommunisten

Normen der “Notgesetzgebung” der vergangenen Jahre. Stafano Semenzato, verantwortlicher Direktor des “Quotidiano dei Lavora tori”, der an Geldmangel gescheiterten Tageszeitung der Partei, unterstreicht vor allem die Schwierigkeiten, die Wähler für “neue” Themen, etwa Umweltschutz, Lebensqualität, Risi ken des unkontrollierten Wirtschafts wachstums zu interessieren: “Im Mit telpunkt stehen nach wie vor Fragen der politischen Macht, der Allianzen... andere ‘lebensnähere’ Aktionen

, die nicht in einer solchen Logik liegen, gehen unter.” Das Verhältnis zwischen DP . und anderen Linksparteien ist alles eher als rosig: einige Betriebsdelegierte der Partei wurden aus den von PRI und PS,I kontrollierten Gewerkschaften sus pendiert, weil sie die neuen gewerk schaftspolitischen Richtlinien nicht ak zeptiert und die Leaders Marianetti und Lama ausgepfiffen hatten. Mario Capanna unterstreicht denn auch, daß “es der Dialektik innerhalb der Linken nur förderlich ist, wenn PCI und PS.I etwas an die DP verlieren

”. Capanna er spart sich auch nicht einen Seitenhieb auf die Radikale Partei: “Eine phan tastische Erfindung von Parmella, “weiß” oder “ungültig” zu empfeh len, damit kann im nachhinein jeder dieser Stimmzettel als Erfolg der Ra dikalen propagiert werden...” Die regionalen Kandidaten von DP bzw. “Arbeiterdemokratie” haben keinerlei Erfolgsaussichten, ihr . Ziel ist lediglich, Stimmen für die gesamt staatliche Liste zu sammeln. An die Landtagswahlen in Südtirol denkt man noch nicht; jedenfalls

wollte sich keiner der befragten Kandidaten dar auf festlegen, ob die Partei im Herbst mit einem eigenen Listenzeichen kan didieren wird. Arno Teutsch sturzflüge sturzflüge die Zeitschrift, die von Garantien nicht mehr redet, weil sie sie bringt. Diesmal im Handel mit Diskussionen zum Begriff “Satelliten stadt; das Bozner Europaviertel. Architekten, Schulkinder, Bewohner melden sich und sagen, was sie dazu zu sagen haben. Fehler der öffentlichen Verwal tung werden aufgezeigt, aber auch Lustiges kommt zum Vor schein

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Monats-Tandem
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Page 3 of 32
Date: 01.04.1983
Physical description: 32
GESPRÄCH MIT EINEM SVP-ORTSOBMANN ’’Die Partei muß man von innen und außen auseinandertreiben ” “Ihr habt sicher sehr vieles gut gemacht — aber oft seid ihr halt einfach hochfliegend, ihr müßt mehr auf dem Boden bleiben und die Probleme der einfachen Leute im rich tigen Licht sehen. Aber sonst war es eine Freude, dir im Fernsehen zuzuhören, da haben viele Mut gefaßt und sich gedacht, ihr habt eigentlich recht, und mit dem Ab solutismus und der vielen Korruption darf es bei uns nicht weitergehen

Tageszeitung. “Wie haben sie nur dich zum Ortsob mann gewählt?” frage ich ihn. “Ja, zu mir haben die Leute Vertrauen, aber nicht etwa, weil sie meine Ideen nicht kennen. Und sonst haben sie nie mand Geeigneten gefunden. Viele wol len ja, daß es anders wird — auch in der Partei oder über die Partei. Und wie sol len bei uns die Dinge anders werden, so lange die Partei so zusammen bleibt, wie jetzt? Sie muß auseinanderbrechen, wenn sich etwas ändern soll — und ich versuche es halt wie manch anderer von innen

. Natürlich, auf Bezirksebene ist schon vieles anders, da sind die Leute schon viel gesiebter, da würde ich auch nicht mehr mittun wollen. Aber im Dorf kann ich mir wegen meiner Rolle in der Partei eigentlich nichts vorwerfen, und wenn ich's nicht tue, tut’s halt ein an derer, der schlechter ist als ich — ja, ich weiß, dieses Argument haben auch die Nazis gebraucht... ” Ich werfe mildernd ein, daß die SVP nun ja doch nicht ein fach mit der Hitlerpartci zu vergleichen sei. “So groß sind die Unterschiede

es auch. Man muß sich an je manden wenden können, der einem hilft." Ich frage noch nach, wie er die Zukunft sicht. “Die Partei muß auseinanderbrechen, daran muß man von innen und von au ßen arbeiten — man kann da auch ganz gut Zusammenarbeiten. Da hast du schon viel erreicht gehabt, schade daß das nicht weiterging und du aus dem Landtag weggegangen bist. Aber das Ziel muß trotzdem das gleiche bleiben. Und im ganzen gesehen, ist Südtirol ja irgend wie lächerlich. Die großen Probleme lie gen heute anderswo

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Page 3 of 40
Date: 01.01.1984
Physical description: 40
sind aber nach wie vor die Parteien und Gruppen, die sich am „Wettlauf’ beteiligen. Deshalb wird die in der letzten Num mer veröffentlichte Analyse nun mit einer kurzen Betrachtung über die (mögli chen) Auswirkungen in den einzelnen Gruppierungen fortgesetzt. SVP Trotz einer Schrumpfung von 1,8% gegenüber den vorigen Landtagswah len konnte die herrschende Partei dank eines maßgeschneiderten Wahlge setzes von 34 auf 35 Sitze einen 22. Sitz hinzugewinnen (mit 59,46% der Stimmen). Die — bescheidenen — Ver luste erlitt die SVP yor

, PS.I) ging auch das 4. Mandat des wichtigsten SVP-Partners verloren; pro Landtags wahl wird die Regierungszusammen arbeit mit dem Verlust eines Sitzes honoriert. Diesmal traf es den wegen seiner Unfähigkeit bekannten Partei sekretär Ravagnani, dem die Unterstüt zung durch den DC-Parlamentarier Pas- quali kein Glück gebracht hat. Ferretti tut sich als neuer „Volksgruppenfüh rer” der Italiener hervor, der ehemalige Bozner Bürgermeister Bolognini wird sicher nicht imstande sein, das Erbe der Vernunft

yorgetragen: ge gen den „Todesmarsch” (der Italiener) helfe nur eine starke, völkische Partei, in der sich die (italienische) Volksgrup pe jenseits aller ideologischen, sozialen und politischen Differenzen sammeln müsse, um gegen die andere Volksgrup pe zu bestehen. „Wenn ihr wollt, daß auch eure Kinder noch italienisch sprechen, wählt MSI” — hieß es; die einzige wirksame Kraft gegen die Par tei der Deutschen sei eine völkisch be wußte, unnachgiebige Partei der Italie ner, die es der SVP $chon zeigen wer

solidari siert hatte: auf deutscher Seite blieb nichts zu holen, und den italienischen Wählern wurde es (auch weger der Prpporz-Erpressung) zuviel, für einen deutschsprachigen Kandidaten zu stim men; inter-ethnische Politik läßt sich nicht nur mit Absichtserklärungen ma chen. Auf der anderen Seite waren die Kommunisten den Italienern im Volks tumskampf nicht zuverlässig genug — trotz der recht deutlichen Anspielun gen im Wahlkampf. Und so mußte die Partei etliche Federn lassen, vor allem in Richtung

-, PS.I-, SPS- und SVP- Wähler). PSI Zwar konnten die Sozialisten gegen über 1978 einen kleinen Abglanz des Craxi-Images für sich buchen (+0,6%), doch zum ersehnten 2. Sitz reichte es doch nicht. Diesmal trat die Partei praktisch rein italienisch und als zu künftiger „harter Partner” in der Lan desregierung auf. So konnten kleinere Verluste (an AS, MSI und PRI) durch Zugewinne aus den Reihen ehemaliger PCI-, Dq- und PS.DI-Wähler mehr als wettgemacht werden. WdH Daß der Heimatbund der SVP \virklich

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Monats-Tandem
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Page 4 of 40
Date: 01.01.1984
Physical description: 40
und emsiger Kleinarbeit wurde Lunger — eigentlich überra schend — nicht wiedergewählt und mußte dem biedermännischen Partei chef Gerold Meraner weichen. Die „Partei der Unabhängigen” hat sich jedenfalls als hartnäckige und recht verbreitete, vorwiegend ländliche Op- r ~ position des „kleinen Mannes” be stätigt und. Zuwachs sowohl aus den Reihen der SVP yvie der SPS. bekom men. Die Juni-Ehe auf. Zeit mit dem Heimatbund scheint ihr indes weniger gut bekommen zu haben. PRI Das letzte Landtagsmandat bekamen

die Republikaner, mit rund 5.900 Stimmen. Gegenüber dem Erfolg der Spadolini-Partei vom letzten Juni muß te die Ausstrahlung des resoluten und nationalistischen „Alto-Adige”.Verwal tungsdirektors Rolando Boesso offen sichtlich bescheidener sein (-0,7%0, aber für ein Mandat auf Kosten des PSDI-Vertreters und Landesrates Mo- lignoni langte es dennoch. Auch weil die SVP ihre Regierungspartner gewal tig strapaziert und abnützt, und die sonst so europäisch tuenden Republi kaner ausdrücklich für eine energische

re Vertretung der nationalen Interes sen der Italiener eingetreten waren. Und wer den „Alto Adige” im Rücken hat, muß sich wohl (auch partei-in tern) durchsetzen. Stimmengewinne von DC, PS.DI, PLL PSI. SPS Trotz aufwendiger finanzieller und po litischer Wahlhilfe der SPQ, die für das Wahlabenteuer der „sozialdemokrati schen Plattform” mit dem Kleeblatt Jenny — Unterhäuser — Frei wesent lich verantwortlich zeichnete, gelang es der SPS., sich gegenüber 1978 wieder um zu halbieren; dasselbe war damals

gegenüber 1973 (Dietl) passiert, und diesmal reichte der ursprüngliche Stim menplafond der SPS. und SFP . (rund 8.000 Stimmen; vom PS.I-Frei ganz zu schweigen) nicht einmal aus, um mehr Stimmen als der abtrünnige Altvorsit zende Erschbaumer zu bekommen, der mit seinen 4.800 Vorzugsstimmen bei der SVP allerdings ebenso scheiter te wie seine ehemalige Partei. Die diesmal recht stark betonte volks tumspolitische Argumentation Jennys machte potentielle „inter-ethnische” Wähler abspenstig, für Soziales wand

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Page 10 of 40
Date: 01.01.1985
Physical description: 40
nicht fehlt und die Initiativkomitees geradezu aus dem Boden sprießen (ob sie es dann bis zu den Wahlen bringen, muß sich erst noch erweisen), ist die politische Landschaft weniger leicht zu durch- blicken. Denn über das Entstehen grü ner Listen ist man natürlich bei der Konkurrenz alles andere als erfreut. Besonders die Linksaußen-Partei „De mocrazia proletaria” wirkt verärgert, hatte sie sich doch nach der Auflösung des Pd.UP (in den PCI integriert) und in der sicheren Annahme, daß die Ra dikalen

”). Daß sich die neuen Grünen nicht auf die Polarisierung rechts/links festlegen lassen wollen, wird als weiteres Indiz für ihre politi sche Unzuverlässigkeit angeprangert. Die Kommunisten sehen den grünen Listen mit recht gemischten Gefühlen entgegen. Da und dort — hoffen sie — könnte eine grüne Liste vielleicht die Unzufriedenheit mancher Nichtwähler auffangen und sich womöglich als Bündnispartner lokaler Reformregie rungen anbieten. Aber im allgemeinen bemüht sich die Partei, in ihren eige nen Listen Platz

für Grüne zu schaffen und damit den möglichen Wähler schwund in diese Richtung aufzufan gen. Besonders kritisch ist das Ver hältnis natürlich dort, wo die Linke an der Regierung ist und um ihre Mehrheit fürchten muß, aber in ge wissen Fällen provoziert sie durch ih re Politik geradezu das Aufkommen der Grünen: so etwa im Piemont, wo die linke Regionalregierung den Bau eines weiteren Atomkraftwerkes in Trino Vercellese beschlossen und durchgeknüppelt hat, obwohl sogar partei-intern große Bedenken vorhan

den waren. Die Sozialisten haben das Phänomen anfänglich ignoriert und sich schließ lich durch Claudio Martelli (Nr. 2 in der Partei) zu Wort gemeldet: die Grü nen seien nostalgische Romantiker; Fortschrittsfeinde, die sich dem (von Craxi herbeigeführten) Aufschwung des Landes entgegensetzen möchten. Andere Parteien bemühen sich auch um grüne Tupfer in ihren Programmen und Listen, besonders die Liberalen (die ja den Umweltminister Biondi stellen) und die Republikaner. Phänomen Pannella Am freundlichsten und am schwierig

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Monats-Tandem
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Page 3 of 32
Date: 01.05.1983
Physical description: 32
WAHLEN IN ÖSTERREICH Herbst eines Patriarchen Noch einen Tag vor den österreichi schen Parlamentswahlen hatte der Klubobmann der SPÖ, Heinz Fischer, zuversichtlich gemeint, die absolute Mehrheit für seine Partei sei wahrschein lich, wenn auch nicht sicher, denn die Unbekannte heiße diesmal “grün”. Aber wenn die grüne Karte diesmal auch nicht stach, da sie den Einzug ins Parlament nicht schaffte, so fehlten der SPÖ am Wahlabend dann doch jene et wa 3 Prpzent, welche die beiden grü nen Listen

etwas zurückzudrän gen und sprach beruhigt von einem “gelungenen Generationsumbruch”, Obgleich die ÖVP .mit 43,2% der Stimmen etwa 1,3 % und jetzt mit 81 Mandaten vier dazugewinnen konnte, scheint dessen Obmann Alois Mock mit dem erzielten Ergebnis nicht unbe dingt zufrieden zu sein. Denn sein Ziel, als stärkste Partei ins Parlament zu ziehen, wurde eindeutig verfehlt. Und obwohl nicht nur er und sein General sekretär Michael Graff, sondern vor allem auch die meisten konservativen Landeshauptleute für eine große

, sondern darüber hinaus eine Ära: Bruno Kreisky tritt ab. Der Mann, der “ein Leben lang Sozialist mit einem Hauch von Habsburg” war, wie die amerikanische Tageszei tung New York Times schreibt, hat nicht nur seine Partei und sein Land Österreich mitgeprägt, sondern in seinen Bemühungen, den Ost-West- Dialog zu fördern, ein neues Ver hältnis zu den Ländern der Dritten Welt herzustellen und sich grund sätzlich immer für Mindernheiten ein zusetzen weithin größte Wertschätzung und Achtung genossen. So gesehen

ein wachsendes Unbehagen gegenüber der zunehmenden “Stabili tätspartei” gehegt, ihre wachsende sozialpartnerschaftliche Praxis kriti siert und ihr mangelndes Bewußtsein in Fragen der Ökologie und Gesell schaftsveränderung vorgehalten, so konnte sie dennoch einen kleinen Erfolg verbuchen. Denn nachdem der Vorsitzende der Sozialistischen Ju gend, Josef Cap, beim letzten Partei kongreß wegen heftiger Angriffe gegen unlautere Politikerpraktiken in den ei genen Reihen nicht mehr in den Par teivorstand gewählt

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Page 32 of 72
Date: 01.07.1983
Physical description: 72
: auch aus persönlichen Erfah rungen in SFP — SPS, — PS.I (damals auch SPI) — im Lager der “Extra...” — in der Gewerkschaft: die Aus tauschbarkeit, der Mangel an Diffe renzierungen ... von den großen Häuptlingen einmal abgesehen. Diffe renzierungen,hier verstanden im Sin ne der jeweiligen politischen Partei (Gruppen)Ideologie, nicht in anderen Bereichen, derer gibt es — zum Glück — genug, sie laufen aber quer durch alle Parteien. In der konkreten politischen Praxis gibt es kaum Unterschiede zwischen den Tätigkeiten

der Gemeinderäte der NL/NS, der “Dorflisten” und et wa der Gemeinderäte der SPS,.. Relativiert werden muß zum Teil auch das Dilemma: Bewegung/Partei; Bewegung ist vorhanden, mit der Schwerfälligkeit eines Nashorns, mehr als Gefühl des Unbehagens, des Widerstandes, als Suchen nach “Spiel räumen” ... ohne den Stachel (in Form und Gestalt Alexander Län gere) würde sich kaum etwas Bewe gung in dieses Tier bringen lassen. Parteien: die einen müssen bestehen, weil sie auf gesamtstaatlicher Ebene eben

da sind, und überall ihre Able ger brauchen; die anderen (sprich SPS) sind auf dermaßen schwache Füße gestellt, daß man von Partei strukturen im eigentlichen Sinn des Wortes kaum sprechen kann... Sind. Zwischenformen möglich — und wie? Stichwort 5 Ein schlechter Titel für ein Kapitel, in dem vom Gegenteil die Rede ist: von den fehlenden bzw. mangelnden Begegnungen zwischen Südtirols In tellektuellen; von der fehlenden Aus- einandersetzungund Kommunikation, die wohl auch daher kommen mag, daß sich ein Großteil

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Monats-Tandem
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Page 18 of 72
Date: 01.07.1983
Physical description: 72
wurde über ein Jahr lang in mehreren Sitzungen darüber diskutiert, ob die legalisierung von Haschisch ins Pro gramm aufgenommen werden sollte. Das ist ein heikler Punkt, denn natür lich muß eine Minderheitenpartei wie die Grünen die Anliegen der Minder heiten berücksichtigen. Nur: daß eine grüne Partei in Bayern drei Parteitage lang darüber diskutiert und nicht über die eigentliche Droge dieses Lan des, nämlich das Bier — da stimmt et was nicht. Das zeigt auch, wie stark städtisch geprägt

ab geholzt; der Lehrer war davon ausge gangen, daß es da ein Unbehagen ge ben müßte, wenn es sich auch noch nicht ausdrückte, Zu dem Vortrag ka men 600 Bauern und haben 4 Stun den lang diskutiert. Man sieht: die Grünen sind insofern noch ganz in der linken Tradition, als sie die CSU für einen reaktionären Seppl-Hut- und Folkloreverein halten und nicht sehen, daß es die Leistung der CSU gewesen ist, sich im Wähler bewußtsein einerseits als die Partei der Tradition, der Erhaltung, des Re gionalismus

im besten Sinn zu profi lieren, und auf der anderen Seite den härtesten und brutalsten Industrialis mus erfolgreich zu betreiben. Man kann nicht sagen, die CSU sei eine Partei “des Rückschritts”, man muß sagen, die CSU sind die “eigentlichen Sozis”: da muß ein Keil zwischen Re gionalismus und den erwähnten bru talen Industrialismus getrieben wer den. Noch zwei kurze Bemerkungen. Es ist eine Frage , ob man auf die Krise der Industriegesellschaft defensiv oder offensiv antwortet. Bei vielen ehemaligen

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Page 11 of 40
Date: 01.01.1984
Physical description: 40
gressiver-Akkord” (GPA) gebildet, zu dem sich die Radika len (PPR), die sozialistischen Pazifisten (PS.P).und die Euro- kommunisten (CPN) nebst Teilen einer „groenen platform” zusammengefunden haben. Auf der anderen Seite stehen die neugegründeten „De Groenen”, die ebenfalls an den Eu ropawahlen teilnchmen wollen. Noch ist schwer abzuschät zen, wie sich die Situationc entwickelt. GROSSBRITANNIEN Die grüne Partei „Ecology Party” bemüht sich, in ihren Aus sagen, Publikationen und Auftreten stark

an die deutschen Grünen zu erinnern (überhaupt haben fast alle europäischen Grünen die Sonnenblume der Deutschen als. Zeichen über nommen). Doch handelt es sich bei den englischen Umwclt- schützern noch um eine sehr junge und eher schwache Orga nisation, die außerdem durch ein besonders ungerechtes Wahlrecht keinerlei Aussichten hat, sich in irgendeinem der Einmann-Wahlkreise durchzusetzen. Die englische grüne Partei will den Wahlkampf trotzdem nutzen — womöglich mit Listenverbindung

es kleinere grüne Parteien, die vielleicht kandidieren wer den, aber dies wohl von einer Listenverbindung mit anderen europäischen Ländern abhängig machen: so etwa in Irland (die Partei heißt dort „Comhaontas Glas”), in Luxemburg („Dei Greng Alternativ” und in Griechenland („Umwelt- Initiative”). In Dänemark diskutiert man, ob die traditionel len EG-Gegner mit den Grünen und Linken eine gemeinsa me Liste aufstellen sollen. Insgesamt besteht der Eindruck, daß eine grüne Bewegung zwar durch Wahlen

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