zurückgelehnt sitzt ein Herr in mittleren Jahren, vornehm dunkel gekleidet, die Hände in schwarzen Glacehandschuhen, die Au gen in leichtem Schlummer geschlossen. Sonst ist der Wagenabtheil leer. „Wiener Neustadt!' ruft der Schaffner und der Zug hält in der bekannten Würstelstation. Wagenthüren werden ans- und zu gemacht, Schritte werden laut auf den Gängen uud draußen schrillt die Peironttingel. „Bitte, mir ein ordentliches Coups anzuweisen, Conducteur!' ertönt eine ärgerliche Stimme, die Thür der stillen
Wagenklause wird hastig aufgemacht und eine in Pelz gehüllte Gestalt schielt sich herein, während der Gepäckträger sich seiner Last entledigt. Ein freundliches „Guten Abend!' nach unverkennbarer Wiener Art. Eine schlanke Figur schält sich aus den Winterhüllen und nimmt dem einsamen Herrn gegenüber Platz. Ein Pfiff und weiters ging'S in die Nacht. Nach altem Eifenbahnherkommen ent> spann sich zwischen den beiden Reisegefährten bald ein Gespräch, daS sich vom Wetter bis zu den Trie- ster Streikunruhen
verbreitete. Der jüngere Glatt- rasirte erzählte dazwischen allerhand Schnurren in unverfälschtem Dialekt der blauen Donaustadt und warf manche Bemerkung ein, die dem ernsten Ge- genüber ein Lächeln entlockte. Und nachdem man zwei Stunden angeregt geplaudert, meinte endlich der Jüngere: „Ja, wissen S', i bin nämlich a Wiener, zu deutsch gesagt Weaua . . DaS Ge genüber versicherte lächelnd, er hätte das sofort ge merkt, um so eher, da er auch aus Wien komme. „So, Sie san aus Wien? Ja, das freut