Volkspartei allein waren neun Abgeordnete anwesend — Haider, Herzmansky, Kaiser, Kattinger, Lemisch, Luksch, Tscharre, Winter, Zimmer — von den christlich sozialen Abgeordneten hatte es nicht ein Einziger der Mühe wert gefunden, in dieser Bauernver sammlung zu erscheinen. Obwol die Versammlung im Wiener Rathause stattfand, ließ sich weder der Bürgermeister Dr. Lueger, noch sonst ein Vertreter der Gemeinde blicken. Für die Bauern haben die Christlichsozialen keine Zeit, wenn es sich nicht etwa um Wahlen
handelt. Ja. dann Bauer, ist es was anderes! Da wird er umschmeichelt, da wird ihm das Blaue vom Himmel herunter versprochen und da darf der Bauer schließlich auch die Kandidaten wählen, die ihm von den Herren des Wiener Rathauses hinaufdisputirt worden sind; aber wenn die Bauern dann an die Arbeit gehen, sich zu organisiren uni endlich durch den Zusammschluß aller Land wirte ihre Existenz, auf der ein so schwerer Druck lastet, zu verbessern, dann sind die Christlichsozialen nicht zu sehen
. So ist die Bauernfreundlichkeit der Christlichsozialen in Wirklichkeit beschaffen! Für die Wiener Maulhelden sind die Bauern ja doch nur die „Provinztrottel', die „Land Pomeranzen', welche Beschimpfungen von Wiener christlichsozialen Abgeordneten bäuerlichen Ver tretern im Abgeordnetenhause zugerufen wurden; und christlichsoziale Abgeordnete waren es, welche die studierenden Söhne deutscher Bauern erst kürzlich, als die Studeuteustreitigkeiten im Par lament zur Sprache kamen, „Lausbuben aus der Provinz' nannten
von Wohlwollen für die Bauern überfließen lassen, nein, sie treiben nur und ausschließlich Partei politik. Ihre Partei zu stärken, dazu sind die Bauern gut genug, sonst aber bleiben die Christ- ichsozialen eine städtische, und zwar eine Wiener Partei, deren natürlicher Gegensatz zu den bäuer lichen Bestrebungen bei sachlichen Anlässen scharf hervortritt. Das hat sich auch in ihrem Ver halten zu dem allgemeinen Bauerntage klar ge zeigt. Die Bauern werden diese Tatsache bis zu den nächsten Wahlen