hatten, gingen doch verschiedene Wege, von denen der andere nichts wußte. 8. „Du bist heute so zerstreut, verstimmt, Herbert!' sagte Agnes zu dem Maler, indem sie die weichen Arme um den Nacken des Geliebten schlang und ihm mit warmem, innigem Ausdruck in die Augen sah. „Willst du mir nicht sagen, was dich drückt? Ist dir etwas Unangenehmes begegnet?' „Nichts von Bedeutung, mein liebes Mädchen', erwiderte der Künstler, einen Kuß auf ihre Wangen drückend - „kleine Verdrieß lichkeiten bleiben
, daß sie wieder ruhig sei, die Tränen, welche unauf haltsam ihren schönen blauen Augen entströmten, nicht zurückzu halten, Herbert aber hatte in diesem Augenblicke kein Wort der Teilnahme, der Entschuldigung, des Trostes für sie; er schien es nicht.einmal zu bemerken, daß Agnes weinte, und doch hätte ein einziges mildes, versöhnendes Wort genügt, die düsteren Wolken zu zerstreuen und wieder heiteren Sonnenschein hervorzuzaubern; aber dieses kurze Wort blieb ungesprochen, ernst und grübelnd schaute der Maler
Ausdruck ruhte des Mädchens Blick auf dem ernsten, sinnenden Antlitz des jungen Künstlers, und die helle Träne, die VbnHrMWKnp'ern zitterte, gab ihrem Wesen etwas so Trauerndes, Äsehkrü'tiKs, daß Herbert gerührt werden mußte, wenn er es mir bemerkt hätte. Aber seine Gedanken weilten bei ihr, der stolzen, berauschenden Schönheit, 'von deren Glanz der Maler verblendet, von deren vornehmer, eleganter Erscheinung er hingerissen war. Da fühlte er, wie die warme kleine Hand des Mädchens
reinigen die Lnft imd erfrischen die Natur!' nahm der Maler das Gleichnis auf, sich zum Scherze zwingend. „Und vernichten oft in einem einzigen Augenblicks den Segen des Himmels, die Hoffnung der Menschen!' siel Hertling rasch ein. „Ich sehe Tränen, — Tränen vor der Hochzeit sind eine Drachensaat, aus der Unfrieden und Zwietracht emporwuchert.' Herbert schwieg; er fühlte sich nicht frei von Schuld, er wußte, daß diese Tränen nicht grundlos vergossen wurden. Es ward ihm zu enge im Zimmer, die Wände
schienen ihm zusammenzurücken, um ihn zu zerdrücken, mit Zentnerschwere lastete es ihm auf der Brust. Sanft schob er die Geliebte zurück und stand auf. „Du willst mich verlassen?' fragte Agnes leise. „Beinahe hätte ich vergessen, daß mich mein Kunsthändler be stellt hat!' versetzte der Maler, indem er einen Blick auf die Schwarz wälder Uhr warf. Aber er wagte nicht, die Geliebte dabei anzu sehen; die Lüge trieb ihm die Röte der Scham und Verlegenheit in die Wangen. „Wann sehe ich dich wieder, Herbert