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Lienzer Zeitung
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Page 18 of 20
Date: 25.08.1900
Physical description: 20
. „Gut, gut, ich gehe! Aber ich schwöre Dir: Sie wird Dich auch nicht besitzen. Sie oder ich, eine muß zu Grunde gehen!' Und damit stürzte sie hastig aus dem Zimmer. 4. Es war nur wenige Wochen nach jenem Auftritt mit Lucie, als der Maler seine Sachen packte und nach Berlin zurückkehrte. Lu:':s hatte noch einmal den Versuch gemacht, ihn zu sprechen; aber auf BadingS strenge Weisung war ihr der Zutritt zu seinem Atelier verwehrt worden. Dann hatte sie mehrmals brieflich auf ihn einzuwirken versucht

Kontinental abgestiegen und hatte kaum Zeit gehabt, ein wenig zu ruhen — als sich Lucie bei ihm melden ließ mit der Bitte, ihn in seinem Zimmer sprechen zu dürfen. Er lehnte jede Unterredung ab. Wenige Minuten drauf bereitete sich der Maler zum Ausgehen. Er konnte seine Sehnsucht nach Gertrud nicht länger zügeln; er mußte sie sehen, sie sprechen, aus ihrem Munde hören, daß sie ihn noch liebe, von ihren Lippen die frohe Botschaft vernehmen, daß sie jetzt einwillige, sein liebes, kleines Frauchen

zu werden. Während er in den Hausflur hinabstieg, rollte eine Equipage vor, auf die der Maler jedoch, da seine Gedanken schon längst bei Gertrud weilten, nicht achtete. Als er immer noch in Träumereien befangen, auf die Straße treten wollte, hörte er seinen Namen nennen. Verwundert schaute der Gerufene auf. Aus der Kutsche sprang Herr von Rohden auf ihn zu. Der Baron hatte Lucie bereits sein halbes Vermögen geopfert und hatte nun zu seinem Schrecken entdeckt, daß ihr Herz nicht mehr ihm gehörte, daß ihr ganzes Sinnen und Trachten

auf den Maler gerichtet war. Er hatte wohl erfahren, daß sie zu dem Zwecke einige Zeit Berlin den Rücken gekehrt hatte, ohne ihn über Ziel und Grund der plötzlichen Reise aufzuklären, um in Rom mit dem Maler zusammenzutreten. Sein leidenschaftliches Naturell war von Lucie so völlig gefangen genommen worden, daß er ohne das Mädchen nicht leben zu können glaubte. Der Gedanke, sie zu verlieren, raubte ihm die ruhige Ueberlegung. Wäre Lucie nicht unerwartet zurückgekehrt, — er wäre iu einigen Tagen in Rom

auf der Bildfläche erschienen, den Maler zu fordern. Deim es war bei ihm eine abgemachte Sache — einer von ihuen beiden müsse das Feld räumen, der Künstler oder er, und das einfachste war, ihn als den Räuber ihrer Liebe, als den Zerstörer seines Glückes, vor den Lauf seiuer Pistole zu stelle». Argwöhnisch bewachte der Baron jedes Beginnen des Mäd chens, das kälter, abweisender zu ihm war als je. So hatte er auch sofort die Ankunft seines Rivalen erfahren und war durch Lucie selbst anf die richtige Fährte

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Lienzer Zeitung
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Page 21 of 26
Date: 26.08.1905
Physical description: 26
sondern wirst nns in diese schreckliche Affäre ziehen. Ich kann ja leicht ahnen, daß dn dich mit dem Maler in Verbindung gesetzt hast,' Helene schwieg. Zn leugnen war hier nichts, denn was an deres konnte sie in der Nacht außerhalb zu tun gehabt haben? Mit manchen Schwierigkeiten gelang es ihr endlich, sich in den Besitz der Papiere ihres verstorbenen Bruders zu setzen. Sie wußte Wohl, wo selbige verwahrt waren, doch mnßte sie erst abwarten, bis die Mutter sich in das Schlafzimmer zurückgezogen

in seinen Gesichtskreis. Sie sehen und in hellen Flammen der Begeisterung stehen, war für den leicht entzündlichen Maler eins. — Aber seiue Gefühle waren diesmal ernster und dauernder. Wohl konnte Lenorens Schönheit mit der Helenens konkurrieren, doch war Helene weiblicher, anmutiger. Und sie war arm, dadurch ward sie ihm näher gerückt. So entspann sich im Lanfe der Zeit ein zartes Liebesverhältnis zwischen den beiden. Erst voller guter Hoffnung auf eine herr liche Zukunft, allmählich jedoch mußte» sie einsehen

, daß eine Ver bindung zwischen thuen das Aussichtsloseste sei, was man sich denken konnte — Dem Drängen der Mutter gab Helene endlich nach, als sich Willmers nm sie bewarb und sicherte dadurch ihre und der Mutter Zukunft. Ihre ganze Liebe aber blieb ungeteilt dem jungen Maler Helbig. 4. Der Fall Willmers ruhte einstweilen in den Händen der Kri- miualpolizei. — Der Kriminalkommissar Pein ließ das soeben Aus gesagte nochmals an seinem Geiste Revue passieren, um sodann seine Anordnungen zu treffen

. Daß der Maler Helbig ein Verhältnis mit der Braut des Er mordeten unterhalten, sagte gar nichts. Wie viele Mädchen haben, ehe sie in die Ehe traten, nicht schon Verhältnisse gehabt. Darum brauchten die Liebhaber nicht gleich zu Mördern zu werden. Auch die Aussagen der alten, nervösen, im höchsten Grade auf geregten Dame, den Maler im Mondschein hernmschleichend er kannt zn haben, war ohne Belang. Schlapphüte gibt es nämlich mehr als einen und schlanke, große Figuren ebenso. Kriminalkommissär Pein

erreichte. Junge Mäd chen sind so unberechenbar.' „Die jnnge Dame hatte, so viel ich hörte, ein Verhältnis mit einem Maler.' „Nicht gerade ein Verhältnis, Herr Kommissar. Obgleich viel leicht der Punkt, daß aus der Sache etwas Ernstes werden könnte, von selten Herrn Willmers erwogen wurde,' sagte der Rechts anwalt, der durch die Frage peinlich berührt zu sein schien. „Das gab dann die Veranlassung zu einem schnelleren Vor gehen des Herrn Willmers?' „Wie soll ich Ihre Worte verstehen, Herr Kommissar

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Lienzer Zeitung
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Page 22 of 28
Date: 02.09.1905
Physical description: 28
musterte den Ankömmling, der nach dem Maler Helbig sragte. Die vornehme Erscheinung des fremden Herrn er weckte in Frau Thode den Glauben, sie habe es mit einem Kunst händler zu tun; den» es kam Wohl vor, daß dieser und jener Be stellungen machte, oder sich einige Arbeiten ansehen wollte. Sie führte daher den Herrn in ihre gute Stnbe und bat ihn höflich, hier zu verweilen, indes sie gehen wolle, Herrn Helbig zn wecken. Helbig bewohnte nur ein Zimmer; ein weiteres diente als Atelier-; daher bei etwaigen

anfgehalten. Auch wurde er im Kriminal- kommissariat erwartet. Als er endlich ging, wußte er, daß die Dame, die gegen zehn Uhr am vergangenen Abend bei dem Maler gewesen und mit der er jedenfalls weggegangen, Helene^heiße; daß die Dame in sehr desperater Stimmung angekommen, sogar ge schluchzt habe. Eine Verwundung habe Helbig nicht gehabt. So sehr auch Möhls kuudiges Auge uach irgendwelchen Spnren umhergespäht, nichts Verdächtiges fand sich vor. Ja, als Frau Thode einmal abgerufen wurde und er allein

gegangen!' Man war gerade geneigt gewesen, den jnngen Mann zu ent lasten angesichts des von Möhl gesammelten Materials. Das gute Herz des Kriminalkommissärs schien ihm da wieder mal einen bösen Streich gespielt zn haben. Es wäre besser gewesen, den Maler ohne Schonung gestern sosort verhaftet zu haben. Man hätte ihu bis zum späten Abend uach Aussage seiner Wirtin noch angetroffen. „Aber vielleicht kann er ja noch kommen,' beruhigte Möhl, ob gleich ihm selbst um eiu Wiederauftaucheu bangte. „Wer weiß

, seine Flucht wohl gar zustande gebracht. Er konnte mit der Thuriugia, die Ham burg heute morgen verlassen, abgedampft sein; konnte sich aber auch nach Bremen gewandt haben. „Veranlassen Sie sosorr Telegramme nach den Anlegeplätzen der abgehenden Dampfer,' besahl der Kriminalkommissär. „Und ist der Maler bei meiner Rückkehr ans der Willmersschen Villa noch uicht iu seinem Quartier wieder angelangt, müssen Steckbriefe er lassen werde». Eiue genaue Personalbeschreibung werde ich mir von deu Willmers hole

». Jetzt muß ich gehe»; es ist die höchste Zeit.' Kaum war der Kriminalkommissär gegangen, als der Schntz- mauu eines St. Panlianische» Reviers ein feines, haarscharfes Instrument brachte, das iu ein halbes rotes Tnch gewickelt war. Er habe dasselbe anf dem Fahrdamme des Spielbudenplatzes liegend gefunden, berichtete er. Das war unzweifelhaft die Waffe, mit der der Mord aus geführt worden. Daß sie in der Nähe der Hopfenstraße fortge worfen, Wie es den Anschein hatte, ließ wiederum auf deu Maler schließen

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Page 25 of 30
Date: 16.09.1905
Physical description: 30
der Tischplatte liegen hatte und schlief ein. 7. Vierzehn Tage waren vergangen; man schrieb den 7. November. Der Kriminalkoinniissar Pein saß in seinem Bnrean und blätterte in einem Stapel Akten, anf denen der Fall Willmers vermerkt war. „Soweit wären wir,' murmelte er. „Und das sagt nichts. Denn wir sind genau so weit, wie wir zu Anfang waren, mir daß eine umfangreiche Protokollaufnahme vorhanden. Unsere Recherchen haben zu nichts geführt. Der Maler ist nicht aufzufinden; wir haben da mal wieder ein großes

Pech zn verzeichnen.' Auf alle Fälle hätte man den Maler haben müssen. Es ließe sich sicherer arbeiten. Lagen anch genug Gründe znr Annahme vor, daß der Maler, wenn auch uicht der Täter, so doch der Ur heber des Verbrechens war, so waren es schließlich doch keine un umstößliche Indizienbeweise. Manches ließ sich dagegen sagen. Znm Beispiel die einge laufenen Telegramme von feiten mehrerer Berliner Bankhäuser bestätigten, daß der Mann, der sich Staatsschnldscheine, deutsche Reichsanleihe ä Stück

hundert Mark einwechselte, nicht mit dem Maler identisch sein könnte. Die Personalbeschreibung stimmte nicht ganz. Dauu aber waren die Papiere bereits am 20. Oktober abgegeben worden, also genan an dem Tage, da der Mord in der Frühe verübt wnrde, während der Maler doch erst in der darauf' folgenden Nacht die Flucht ergriffen. Das stellte gewissermaßen fest, daß der Attentäter sofort nach AnSübnng seiner Tat verduftete. Nuu konnte es ja gerne sein, daß des Malers Komplice diesem vorangereist, nm, bevor

die Polizei Recherchen anstellen konnte, die Staatsscheine untergebracht zn haben. Es konnte alles wohl überlegt sein. Doch aber wider sprach dem der Umstand, daß Fräulein von Talden mit der Eile, die sie bei der Aufnahme ihres Geldes bekundet, sich sowohl wie anch den Maler verdächtigte. War er im Besitze so großer Mittel, nnd war so weit alles so exakt ausgeklügelt, so wäre anch dieses Wohl besser überdacht worden. Denn gerade dadurch, daß Fräu lein von Talden sofort nach des Malers Abreise

diesem die zehn tausend Mark schickte, bewies, daß Helbig mittellos war. Er erkannte als Jurist, daß der aufgetauchte Verdacht, durch belanglose Aussagen hervorgerufen und durch die Flucht erhärtet, doch uicht auf gauz fester Grundlage beruhte. Wie, weun Helene von Taldens Aussagen sich bewahrheiteten, uud der Maler mir aus Furcht vor einer Haft in blinder Eile flüchtig geworden? Dann hätte man vierzehn Tage unnütz vergeudet, uud der eigent liche Täter wäre wer weiß wie weit. Es müssen bei einem Kriminalfall

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Page 23 of 24
Date: 23.04.1904
Physical description: 24
in sein Atelier zurück. Kaum hatte er am nächsten Morgen sein „Pech' in der Zeitung gelesen, als auch der Reporter Eilfuß wieder auf der Bildfläche erschien. Sofort holte er sein bekanntes Notizbuch hervor, und am Abend las der Maler und alle Welt die rührende Liebesgeschichte von Peter Mackel und Gretchen Lange in der Zeitung, und wie das große Los die beiden endlich zusammengebracht hatte. . , Peter Mackel schmunzelte. Nach seiner Taxierung mußte Maler Mackel momentan berühmter sein, als etwa Anton

die beiden jungen Leute, die jetzt, da sie sich einmal besaßen, jeglichen Glauben daran, daß es überhaupt noch etwas Entsetzliches geben könne, verloren hatten. „Aber so leset Hoch! Ach, mein Gott! Daß einem so was aber noch passieren muß! Was soll nun bloß werden?' Der Maler nahm die Zeitung in die Sand und durchflog die Spalten. Da blieben seine Blicke auf einer gesperrt gedruckte» Notiz haften. Sie lautete: M „Die letzte Ziehung der X-Lotterie ist^gerichtlicherseits für nn- giltig erklärt worden

. Wie verlautet, soll sich am Schluß der Ziehung das Fehlen eines Gewinnloses ergeben haben. Wo das selbe geblieben, ist noch nicht aufgeklärt. Die definitive Ziehung wird in etwa vier Wochen stattfinden.' Peter sah die Grete und die Grete den Peter verblüfft an. Nach kleinem Stillschweigen erhob sich der Maler mit traurigem Gesicht, reichte dem Mädchen die Hand und sagte dann seufzend: „Ich mußte es eigentlich wissen: Das große Los ist nicht für mich gemacht! Und nun' — hier begann seine Stimme merklich

werden. Nun hab' ich dich wenigstens, und dich kann mir ja doch keiner nehmen!' „Ja, so sagt Er, mein Herr! Aber wovon wollen Sie hei raten? Sie sind jetzt ein armer Schlucker, wie Sie's vorher waren. Mich will bedünken, als hätte ich alte Frau mich allzu schnell über rumpeln lassen.' „Mutter,' entgegnete der Maler, „seien Sie guter Dinge; ich bin's auch und Gretchen auch. Ich werde schon arbeiten.' In dem Augenblicke klopfte es. Gretchen öffnete und kehrte zurück. „Ein Herr wünscht dich zu sprechen, Peter

aus vollem Halse. „Aber was haben Sie denn bloß, Sie Tausendsassa?' fragte schließlich die Alte. „Ist die Geschichte mit dem großen Los doch in Ordnung?' „Ja, Peter! So erzähle doch!' ließ sich nun auch Gretchen vernehmen. Der Maler, imme, noch lachend, trat an den Tisch, zählte und sagte, während die Lichtränen über sein Gesicht rannen: „Fünfzehn Doppetroueu! Seht nnr! Und in wenigen Tagen gibt's noch doppelt si viel dazu!' r . , IN, z« ° Zi. . . ' »kttl Dann legte er sich auf dem Stuhl zurück

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Page 27 of 32
Date: 15.02.1908
Physical description: 32
hatte eben in hellen Schlägen die dritte Stunde verkündigt, als sich draußen endlich die Schritte des jungen Künstlers vernehmen ließen. Freudig sprang Agnes auf und eilte dem Eintretenden entgegen. „Ich habe dich heute länger als sonst warten lassen,' begann er nach der ersten Begrüßung, „dafür bringe ich dir auch eine Neuigkeit.' Agnes hatte sich an seinen. Arm gehangen und schaute fragend zu ihm auf. „Du sollst alles erfahren, laß mich nur erst ein wenig ausruhen', fuhr der Maler fort

Konkurrenz beteiligt und habe den großen Staatspreis davongetragen.' Hertling trat an den Preisgekrönten heran und beglückwünschte ihn in warmen Worten; der ernste, mürrische Mann zwang sich sogar zu einem freudigen Lächeln — vielleicht seit Jahren wieder zum ersten Male. „Welches Bild hat dir diesen glänzenden Erfolg eingetragen?' fragte Agnes. „Dasselbe, von dem ich dir wiederholt erzählt habe', berichtete der Maler. „Es stellt ein Schloß mit Park vor, in welchem eine Gesellschaft Herren und Damen

, deinen Namen weit und breit bekanntzumachen. Jetzt kannst du getrost in die Zukunft blicken, sie ist gesichert.' Es lag nicht die rechte Freudigkeit in dem Tone ihrer Stimme, eher war eine leichte wehmütige Färbung in demselben zu er kennen. Dem unbekannten jungen Künstler hatte sie, die ein fache, schlichte Tochter des Registrators, genügt; würde auch der gefeierte, plötzlich berühmt gewordene Maler nicht höhere An forderungen an seine künftige Gattin stellen, — würde nicht das Bild, welches den Anfang

, sondern wieder ausgeben muß,' sagte der Maler lächelnd, „denn es knüpft sich eine unerläß- ! liche Bedingung daran.' „Eine Bedingung? Das ist ja seltsam!' meinte Agnes. „Der Empfänger des Preises hat die Pflicht, im Interesse sei ner weiteren Ausbildung ein Jahr nach Italien zu gehen und min destens die Hälfte dieser Zeit in Rom zuzubringen. Wer diese Be dingung nicht erfüllen kann oder will, geht des Preises verlustig.' Das junge Mädchen war bleich geworden; kraftlos sank sie auf den Stuhl nieder. „O meine Ahnung

— das Ende unserer Liebe!' flüsterte sie zu sich selbst. „Sie werden doch nicht nach Italien gehen?' fragte Hertling. „Gewiß; es war ja längst mein heißester Wunsch, das Eldorado der Kunst zu sehen!' fiel der junge Mann rasch ein. „Ein Maler, der sich nicht au den gewaltigen Schöpfungen eines Raffael, Michelangelo, Leonardo da Vinci, Tizian und wie die leuchtenden Sterne am Himmel der Kunst alle heißen, begeistern kann, dem es versagt ist, an Ort und Stelle die unübertres lichsten Meister werke

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Page 25 of 30
Date: 13.11.1897
Physical description: 30
ihn aber nicht.' „Weiter,' sagte der .Hofmeister, da sie eine Pause machte. „Ich will Sie bis zu Ende hören.' „Zweitens,' snhr sie fort, „erschrecken Sie, wenn der Feind Minen unter Ihren Füßen springen läßt, denken aber nie an eine Gegenmine.' „Eine Gegenmine!' rief Bernard erstaunt. „Ja, eine Gegenmine. Hören Sie mir ausmerksam zu,' nahm Rosa ihre Rede wieder auf, während sie ihm ein wenig näher rückte und ihre Augen boshaft funkelten; „ich will Ihnen zeigen, wie Sie sich die Begegnung zwischen Josepha und dem Maler

nach Ihrer Pseise tanzen lassen, sagten sie nicht so? Sie brauchen also nur durch sie dem Grafen beibringen zu lassen, daß die Komtesse in den Maler verliebt ist und die Gefahr vorliegt, die beiden könnten sich heiraten, und der Graf wird seiner Gemahlin unumschränkte Macht über seine Tochter erteilen. Sein ganzer Stolz wird sich gegen eine solche Mesalliance aufbäumen und um Josepha davor zu be wahren, sie völlig in die liebevollen Hände ihrer Stiefmutter geben, und dann sei ihr der Himmel gnädig! Ist der Graf

zu machen, und das ist leicht geschehen, wenn man den beiden gestattet, gelegentlich allem zusammen zu sein.' Des Hofmeisters Stirn legte sich in finstere Falten, dieser Teil des Programms behagte ihm keineswegs. „Ist durchaus notwendig,' versicherte Fräulein Bachmann; „und es kann unmöglich etwas Nachteiliges daraus entstehen, im Gegen teil, dem Maler wird dadurch bald das gräfliche Haus verschlossen. Ein Paar geschickte Winke von Josephas Dankbarkeit gegen den Maler für ihre Befreiung aus den Händen des Zigeuners

an gestachelt, sowie durch den dringendsten Wunsch, Josepha ganz in ihre Macht zu bekommen, hatte sie alles, was Fräulein Bachmann ihr eingeflüstert, mit verschiedenen kleinen Ausschmückungen ihrer eigenen Phantasie dem Grafen so lange vorerzählt, bis der alte schwache Mann fest davon überzeugt war, daß seine schöne Tochter den Maler heiraten und damit eine unauslöschliche Schmach über das ganze alte Grafenhaus bringen würde. „Natürlich will er sie nur ihres Geldes wegen,' fügte die Gräfin hinzu, nachdem

gewesen war. Höchstens ein- oder zweimal hatte sie ihm gesessen, dann aber anch nur für kurze Zeit, und sie hatte so traurig ausgesehen, daß es fast unmöglich war, das begonnene Bild zu vollenden. Ihre Züge hatten sich sehr verändert, seit er es begonnen hatte, waren viel leicht durch den ernsten, sinnenden Ausdruck noch schöner geworden. Dem Maler wenigstens schien es so, wenn er den Pinsel sinken ließ und in das bleiche, edle Antlitz schaute, dessen Blick von ihm abgewendet war und weit in die Ferne schweifte

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Page 22 of 24
Date: 23.04.1904
Physical description: 24
Er öffnete den Umschlag, gab anfS neue einige kleine Erlebniste und ein Stückchen seines Herzens zum besten und steckte den Brief wieder, aber unverschlossen, in die Tasche. Man konnte nicht wissen, ob nicht noch ein Postskriptnm nötig sein würde. Am nächsten Morgen war Frau Lange eben dabei, sein Atelier aufzuräumen, als dem Maler plötzlich der Gedanke kam: Die Ge legenheit ist günstig! Jetzt vollend' ich's! In aller Eile raffte er seinen Brief zusammen, klebte den Umschlag zu und ging

, der sich als Journalist Eilfuß vorstellte. Herr Eilfuß entschuldigte unter vielen Bücklingen die Störung und bedauerte lebhaft, so wenig von den unvergleichlichen Schöp fungen Meister Mackels gesehen zu haben; indessen sei er den ganzen Tag, und wenn es sein kann, auch noch die Nacht auf den Beinen, um „feine' Zeitung stets mit dem Allerneuesten auf dem Gebiete der Diebstähle, Arm- und Beinbrüche, umgefahrenen La ternenpfählen :c. zu versehen. Er wollte um die Erlaubnis bitten, einige Fragen an den großen Maler

? Mit meinen Sachen? Na, das'wäre mir ja . . .' Statt aller Antwort stürzte Mackel sich ans die Wirtin und riß ihr d<B Hertungsblatt aus den Händen. Er durchflog die Spalten, indes Frau Lange allmählich, den sonderbaren Menschen mit ängstlichen Blicken fixierend, nach der Tür retirierte. Plötzlich sprang der Maler auf und war mit einem Satze, die Zeitnng in gesckwnngener Hand, bei der Frau, die in gleichem Angenblick kreischend das Weite suchte. Es bedürfte der ganzen schmeichelnden Beredsamkeit des Malers

, die Wirtin zu veran lassen, sich ihm zu nähern und ihre Blicke auf die Spalten zu werfen. Da, da stand es, in gesperrten Lettern: „Das große Los! (Von unserem eigens an Ort und Stelle entsandten Spezial-Berichterstatter.)' Und nun ging's losl Sie las von dem Glück, das bei einem armen, sehr armen, aber überaus genialen Maler, der leider immer noch nicht die gebührende Anerkennung gefunden, eingekehrt sei und nebenbei eine völlige Lebensgeschichte ihres Zimmerherrn. Gerührt — ja, das mußte sie wohl

endlich. „Schon alles untersucht, Gr. . . . hm . . . Fräulein Lange!' Er warf einen hastigen Blick auf die Wirtin, die auf einem Stuhl stand und wahre Staubwolken auf dem Kleiderschrank aufwirbelte. Sie hatte nichts gemerkt. „Aber wir können ja noch einmal nach sehen!' Damit legte er den Inhalt seiner Rocktasche auf den Tisch. Gretchen blätterte mit sichtlicher Verlegenheit in den Papieren. Hastig ergriff sie den Brief, den er schon anderthalb Wochen bei sich getragen und sah den jungen Maler fragend

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Page 6 of 16
Date: 04.03.1939
Physical description: 16
habe sich verfahren und halte nun ratlos Ausschau. Indessen gleich darauf sah er, daß der Herr einen Skizzenblock vor sich auf den Knien hielt und zeichnete. Neugierig trat der Berg rat näher, und da ihm nun einmal zum Sprechen ums Herz war, fand er rasch die passenden Worte. Er lobte das Motiv, die sichere Art der Strichführung, und schnell kam ein Gespräch in Gang. Der junge Maler gab bereitwillig Auskunft. Er hatte eine Art, über sich und seine Arbeit zu sprechen, die den alten Berg rat warm und angenehm

berührte. Und als er sich schließlich wieder von dem Maler trennte, fühlte er sich seltsam ermuntert und tatenfroh gestimmt. Er pfi?f vergnügt vor sich hin und zu Hause rief er den Gärtner herbei. der im Erdgeschoß wohnte. Die Gardinen in Dorits Zimmer mußten erneuert wer den. Hundert Dinge gab es plötzlich zu tun, Dinge, an die der einsame, alte Mann bis her nie gedacht hatte. Das Musikzimmer wurde geheizt. Bis in die Nacht hinein gab es zu schaffen und früh am anderen Mor gen trieb es ihn zum Bahnhof

hinaus. Er sah in das Kursbuch ein und ver merkte sich die Ankunft sämtlicher Züge. Beim Heimwärtsschlendern kam ihm wie der der junge Maler in den Sinn und er dachte an das Bild der Berglandschaft, an den herrlichen Blick zum Fernkofel hinüber, den seine Frau so oft bewundert hatte. Ich werde ihm die Zeichnung abkaufen, beschloß er, und Dorit mit dem Bild über raschen. Und er wollte schon die Richtung zum Städtchen einschlagen, als ihm der Post bote auf seinem Fahrrad entgegenkam. Schon von weitem

, die Stirn sorgen voll gekraust, und neben dem Gärtner zeigte sich die schlanke Gestalt des jungen Malers. Langsam versuchte sich Bergrat Schröder aufzurichten. Doch seine Hände zitterten, und der junge Maler drückte ihn gleich wieder sanft zurück. „Sie haben Glück gehabt', sagte er leise, mit einem ernsten, nachdenklichen Lächeln. „Wenn Ihr Gärtner mich nicht zu fällig unten im Gasthaus getrosten hätte. . . In dem alten chinesischen Gesäß waren irgendwelche Rückstände giftiger Essenzen gewesen. Gottlob

haben wir Ihren Magen noch rechtzeitig umkrempeln können, sonst . . .' Er machte eine unbestimmte Handbewegung und legte dem reglos Da sitzenden stumm die Hände auf die Schulter. Ganz von fern hörte Bergrat Schröder die Worte. Langsam begriff er ihren Sinn, be griff die Gefahr, in der er geschwebt hatte, und Scham und Rührung stiegen in ihm auf. Jahrelang hatte er einen Haß mit sich herumgetragen, einen dummen, blinden Haß, und jetzt war der junge Maler, sein Erretter, gar kein Maler? „Dann — dann sind Sie Arzt

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Page 19 of 24
Date: 01.07.1905
Physical description: 24
die jungen Leute beobachtet. Der Herr Maler scheint keine Ausnahme von der Regel zn machen. Ja, ja, die Herren Künstler glauben ja das Recht zu haben, ein jedes Blümchen pflücken zu dürfen, das au ihrem Wege blüht, deuu dieser Herr Arlt macht alleu den Freuudiunen, die sich eingefuudeu haben, genau so den Hof wie seiner Nichte. Und in dem tiefsten Herzenswinkel des Onkel Florian keimt ein leises Gefühl gekränkter Eitelkeit. Seiner Nichte! Aber es ist doch gnt so, da hat's wenigstens keine Gefahr

vorbeizulassen. Gefolgt vou einer Horde Gassenbuben, schreitet zwischen zwei Wächtern des Gesetzes ein gut gekleideter junger Mann. Der Rat schaut plötzlich schärfer hin, daun weiten sich feine Augen unnatürlich. „Ist das nicht ? Neiu — unmöglich! — Und doch — es ist keine Täuschung, eine solche Ähnlichkeit kauu es nicht geben — es ist— der Maler! Der Maler aus Dresden! Iu diesem Augen blick hebt der Arrestant den Blick; er begegnet dem entsetzten des alten Herrn. Eiu Lächelu fliegt über seiu Gesicht, uud

der Mensch die Damen für reich gehalten, wußte die Wohnnng unbewacht und glaubte uun, einen Raub ausführen zn köuueu. Das war allerdings noch schlimmer, als wenn er sich als ein schneidiger Maler in seine Nichte verliebt hätte. Diese nun sitzt allein auf der Veranda, als schnelle Schritte auf dem Kies des Weges hörbar werden. Sie springt wie elektrisiert anf uud eilt dem Ankommenden entgegen. „Onkel — du -?!' Wie aufgeregt Onkel Florian anch ist, so fällt ihm doch die Enttäuschung anf, die ans deu Worte

« klingt, und ein nicht sehr freundlicher Blick streift das Mädchen. „Hattest wohl einen andern Jemand erwartet?' kommt es ge reizt über seine Lippen. Er hatte sich vorgenommen, die ahnungs losen Franen erst auf die häßliche Sache vorzubereiten, doch jetzt vergißt er jede Rücksicht. . „Dachtest vielleicht, es wäre der Herr Maler?' fährt er höhnisch fort. „Da, wie rot du wirst! Nnn, so ist eS wohl an der Zeit, daß ich dir die Angen über den sauberen Herrn öffne. Eiu Schwind ler ist er, ein Hochstapler

du?' sagt sie sehr sauft. „Fühlst du dich nicht wohl? Soll ich dir eiu Glas Limonade machen?' Er lacht zornig ans. „Denkst wohl gar, ich wäre betrunken? Nee, mein Döchting, dein Oukel ist Pollstäudig bei Verstände. Daß einem aber das Blut iu deu Kopf steigt, weuu man so etwas er lebt, ist sehr natürlich. Also, um es kurz zu mache«: Bei ench ist eingebrochen, nnd der znm Glück gleich abgesaßte Tieb ist — der Herr Maler Arlt —' Das Mädchen steht einige Sekunden wie erstarrt, daun tritt es jählings

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Page 25 of 30
Date: 19.08.1905
Physical description: 30
Sie sich. Ein so plötzlicher Todesfall ist schon grauenhast. So ohne Vorbereitung abberufen zu werden. Allem ein Mord! Erbarmen Sie sich.' Es wurden der alten Dame einige Fragen vorgelegt. Allein was wußte sie? Ihr war sogar entgangen, was alle Welt sich in die Ohren flüsterte, daß ihre stolze Pflegebefohlene einst eine Nei gung für deu jungen, bildhübscheu Maler Helbig hatte. Verdacht? O neiu, sie hatte keinen Verdacht. Aber jetzt fiel es ihr ein, sie babe beim Ansbrnch der Gesellschaft wiederholt je manden um das Haus

schleichen sehen. Das war natürlich für die Herren interessant und von großer Wichtigkeit. Ob sie die Person näher beschreiben könne? Wie die Figur ge wesen, ob groß, ob klein? „Das Mondlicht ist so unsicher,' entschuldigte sich die alte Dame. „Wie soll ich mich gleich erklären,' — und zn Fräulein Willmers gewandt, fuhr sie fort: „Mich wollte es Wohl bedüukeu, es sei die Statur von unserm Maler Helbig gewesen. Aber was sollte der hier um zwei nachts im Garten zn snchen haben? Sicher ist's

ein anderer gewesen. Nur so sah er aus. Und auch solch eiu großer Schlapphut war's, wie ihn Helbig stets zu tragen pflegte.' Leuore horchte aus. So war am Ende gar ihre Verdächtigung völlig berechtigt gewesen. Konnte der Maler nicht in einer Art Unzurechnungsfähigkeit den Mord verübt haben? Wohin Eifer sucht führen kann, hatte Lenore soeben au sich selber erfahren. Nachsüchtig uud schlecht uud unberechenbar macht diese Untugend. Hans wendete ans die Erklärung seiner Tante ein: „Liebe Tante, viele Menschen tragen Schlapphnte

. Herr Helbig hat ja gar keinen Grnnd, hier im Garten hernmzuschleicheu. Den Mord kann der doch nicht begangen haben.' „O nein, mein liebes Kind, o, sicher nicht!' rief entsetzt Frau Pastor. „Ich sagte doch nicht, daß der Maler den Mord begangen? Ich sagte doch nur, daß ich jemanden um das Haus schleichen sah.' „Haben Sie keiueu Hund, der das Haus bewacht?' fragte der Kriminalkommissar. „Allerdings,' bestätigte Hans Willmers, „einen Bernhardiner, ein großes, prächtig abgerichtetes Tier. Allein

, es auch uur beiläufig er wähne. Tann der bewußte Maler, der ja anch in gewissem Sinne verdächtigt ist. Die Dienerschaft scheint mir so ziemlich von Ver dacht frei; es sei denn der Diener, der, wie mir scheint, ein etwas unfreies Wesen znr Schau trägt. Doch liegeu die Motive nicht klar. Er verliert eine gute Stellung. Anch war der Mord mit der Stechwaffe immerhin ein Risiko. Wie leicht hätte der Stoß fehl gehen können, nnd dann wäre es nm den Diener geschehen ge wesen, da eine Flucht ihm als zum Hause

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Page 7 of 24
Date: 08.01.1913
Physical description: 24
, daß sie im Grunde nicht menschlicher Abkunft sei, sondern daß der Draugen das Kind der Helmersen- schen Eheleute mit einem unirdischen Meergeschöpf ausge wechselt habe. Der Umstand, daß die Olivia auch in ihrem Wesen ganz eigentümlich ist, gibt dem Gerücht stetig neue Nahrung.' „Inwiefern ist sie denn so eigentümlich?' forscht der Maler gespannt. „Je nun, das läßt sich schwer sagen. Sie hat einen Hang zur Träumerei, ist stolz und geht ihre eigenen Wege, und vor allem will sie nichts von den jungen Männern

der höflichsten Formen und Rücksicht nahme auf Ihr leibliches Wohlbefinden — die Inseln zu ver lassen.' „Nun wie sie das anfangen wollten, möchte ich doch gern wissen!' ruft der Maler belustigt. „Lachen Sie nicht.' entgegnet Kaarbö ernst. „Da war vergangenes Jahr hier ein englischer Schöner — ein famoses schmuckes Ding — der bei einem Sturm im Vetfjord Schaden genommen hatte und längere Zeit hier vor Anker liegen bleiben mutzte, um repariert zu werden. Inzwischen bändelte der Kapitän des Schiffchens

, meine Landsleute!' Den Maler deucht, was er gehört hat, ganz märchenhaft. „Datz so etwas passieren kann in einem zivilisierten Lande!' meint er nachdenklich. „Man sollte doch meinen, datz die Polizei —' „Ach was', unterbricht ihn der Kapitän, „reden Sie mir hier nicht von der Polizei! Auf einem solchen verlorenen Posten, wie wir hier leben — was können da die paar Sicherheits wächter tun? Und bis Anzeige erstattet ist und einer zur Unter suchung hier anlangt, da das weitz man da unten in Christiania auch ganz

entfernt und weilen jetzt am steilen Ufer des nach dem Meer zu sich breit ausbuchtenden Fjords hin. „Komisches Ding!' murmelt Kaarbö. Es liegt ja fest? Was soll das bedeuten?' „Wovon sprechen Sie?' fragt Vogeler. „Ja. sehen Sie denn nicht das Schiff dort, mit der zwei- mastigen Takelage, den beiden Gaffelsegeln und den Topp segeln drüber?' Der Maler ist der Richtung gefolgt, die ihm Kaarbös Hand weist, aber er vermag nichts zu entdecken, als einen schwarzen Punkt, der sich anscheinend

, nicht durch Schooten fest gehalten. Man köttnte wahrhaftig glauben, datz oer Schooner maskiert ist. Aber entschuldigen Sie mich, wenn ich jetzt um kehre — ich will nach Hause gehen und mir mein Fernrohr holen, denn die Sache interessiert mich.' „Und wenn das Schiff nun maskiert ist? Was schließen Sie daraus? Befürchten Sie vielleicht, datz hier Seeräuber kreuzen könnten?' fragt der Maler in feiner Unschuld. Der Kapiiän lacht auf. »Seeräuber? Nee, mein Bester, die gibt's hier. Gottlob, nicht, aber, —' er bricht

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Page 3 of 8
Date: 04.10.1941
Physical description: 8
, ich sollte man zu Ihnen gehen. Sie machten >« gute Bilder und die wären auch ähnlich. M<ir>e Eltern möchten so gern ein Bild von mir ols Soldat haben. Was würden Sie wohl dafür berechnen?' „Nun. wieviel haben Sie denn in Ihrer Tasche?' fragte der Maler lächelnd, da er sah, welchen Scherz sich die Kameraden mit dem guten Jungen aus de?' Provinz gemacht hatten. „26 Franken . , sagte der Rekrut zögernd und zog sein großes buntes Taschentuch heraus, knüpfte es auf und zählte dem Meister viele kleine Silber- münzen

und Kupserstücke oor. Der Maler sah ver gnügt zu, sagte aber kein Wort. „Ist das vielleicht nicht genug?' sragte der Soldat schüchtern. „Aber ja, durchaus genug', sagte der Maler be ruhigend. „kommen Sie nur und setzen Sie sich dort hin!' Der Rekrut mußte sich auf einen Stuhl letzen, der Maler nahm Pinsel und Palette, und mit schnellen Strichen entstand von seiner Meisterhand ein lebens volles Bild des jungen Kriegers. „Sie müssen mir aber auch mitteilen, ob Ihre Eltern mit dem Bitd zusrieden waren', sagte

Detaille, als er fertig war. „Oh, ich hosse doch', meinte der Soldat und besah sich dann selbst sein Bild, „es ist doch gar nicht !o übel.' Und er schickte sich an. den letzten Rest seiner kleinen Geldstücke auszuzählen. „Das beHallen Sie, bitte, sür sich' sagte der Maler und schob ihm die Münzen wieder zu, „aber ich stelle zwei Bedingungen: erstens müssen Sie dieses Geld auf mein Wohl vertrinken und zweitens — schicken Sie mir ja keinen Kameraden von Ihrem Regiment!' Micaca-Geheimmsse Versunkene Insel

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Page 22 of 24
Date: 01.07.1905
Physical description: 24
ausführlich berichten mich.' Und die Hand des glückselig lächeln den Mädchens sest in der seinen, setzt er sich dem Onkel gegen über, der in diesem Augenblick ein wenig geistreiches Gesicht macht. „Wenn man ein Amt übernimmt, mich man es anch gewissen haft ausfüllen, nicht wahr, Herr Rat?' beginnt der Maler lächelnd und sieht treuherzig den alten Herrn an. Dieser nickt mechanisch. Dem Menschen ist ja doch nicht bei zukommen, denkt er resigniert. „Ich hatte also schon einige Male meine Pflicht

einmal unbehaglich. Frid- chens Augen ruhen so vorwurfsvoll auf ihm. Er rutscht auf feinem Stuhl hin und her. Doch der junge Maler lacht hellauf. „Ich uehme es Ihnen gar nicht iibel, verehrter Herr Rat. So einem, den man noch nicht lange kennt und der von bewaffneter Macht eskortiert wird, dem geht man lieber aus dem Wege. Außerdem habe ich eine Lehre aus dem Vorfall gezogen: Ich werde nie mehr ohne Legitimation ausgehen. Jetzt mnßte der Ausweis meiner Persönlichkeit erst aus meiner Wohnung beschafft

umschlungen, uud als iu diesem Augenblick Frau Gerhardt eintritt nnd sehr erstaunt ans die Grnppe schant, rnft er ihr lachend zn: „Das ist allein deine Schuld, warum läßt du fremde Maler deine Blumeu begießen!' An diesem Abend geht es auf der roseuumraickteu Veranda sehr lustig zn. Onkel Florian, der als korrekter Mann den zu künftigen Schwiegerneffen beiseite genommen nnd sich über dessen Verhältnisse informieren ließ, ist seitdem einer der Fröhlichsten. Was er gehört, mnß ihn sehr befriedigt

haben, denn er sagt mehrmals kopfschüttelnd vor sich hin: „Ich habe wirklich nicht gewußt, daß es anch gutsituierte Künstler gibt. Aber in der Welt ist eben alles möglich, sogar das, daß Onkel Florian seine Nichte einem Künstler gibt!' Und schmunzelnd läßt er sein Glas au das des überfeligen Brautpaares klingen. Der ^Naler der Hände. Von C. Trog. <Nach!>ruck verboten.) ^^is zum Jahre 1856 wurde von dem Athenäum zn Brügge eiu Preis von 5WV Gulden für das beste Bild an inläu- dische Maler als Preis erteilt

stark ist. Nach Aufhebung dieser Bildergalerie zu Brügge war dieses Bild iu die Häude eines Herrn Verdeu käuflich übergegangen, eiuer der Preisrichter, welcher dem Maler Felu damals den Preis mit zuge sprochen hatte. Ein Sucher des Bildes fand und sah das Bild in Verdens Wohuuug und gibt darüber folgende Schilderung: „Das Bild fesselte nicht ans den ersten Blick — über dem Ganzen lag ein stumpfer Farbenton, es war eines jener Bilder, in das man sich vertiefen mnß, dessen Eindruck aber unauslöschlich

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Page 18 of 24
Date: 21.03.1908
Physical description: 24
eigenartige Schauspiel macht. Zwei Herren und eine Dame betraten die Ruine. Es waren Herbert, an dessen Arme die Baronin hing, und der junge deutsche Maler, der Freund und Genosse Wallburgs. Der milde Abend hatte sie hinausgelockt ins Freie, absichts los lenkten sie ihre Schritte nach dem zerbröckelnden Riesenbau und traten in die Hallen. Schon oft hatte Herbert die Ruine be sucht , aber immer wieder überkam ihn ein Gefühl scheuer Ehr furcht, hoher Bewunderung über die Kühnheit der Anlage und die Ausdauer

. Es war zu entfernt, als daß Herbert und seine Begleiter hät ten die Personen unterscheiden können, von denen der Angst schrei ausgegangen war, nur so viel konnten sie bemerken, daß sich sofort eine Anzahl Menschen um die Betroffenen gruppierte, Neugierige, an denen es ja an keinem Orte und bei keinem An laß, sei er trauriger oder freudiger Natur, fehlt. „Lassen Sie uns sehen, was es gibt!' sagte die Baronin zu dem jungen Maler, dessen Freund raschen Schrittes vorauseilte, um nach der Ursache zu forschen

und nicht weniger als gemeine Wegelagerer', versetzte er. „Auch ich liebe das Roman tische, in dem Morde eines Menschen aber vermag ich nichts davon zu bemerken.' — Es klang wie ein Verweis, den der junge Mann der Dame erteilte. „Sie sind heute sehr empfindsam, Herbert!' versetzte die Baro nin mit einem kurzen Auflachen. „Gerade für Sie als Maler müßte doch ein solcher tragischer Moment viel Anziehendes haben. Denken Sie sich: ein schöner junger Mann, von einem Dolchstoß niedergestreckt, liegt blutend

er leise hinzu — „und so frivol!' Die Baronin hatte eine Entgegnung auf der Lippe, aber sie kam nicht dazu, sie auszusprechen. Lautes Schluchzen, Stimmengewirr, Ausdrücke des Un willens und des Bedauerns drangen an ihr Ohr nnd nahmen die Aufmerksamkeit der beiden in Anspruch. Ein dichter Kreis von Menschen verhinderte den Maler und seine Begleiterin, zu sehen, was vorgefallen war; fast mit Gewalt brach sich Herbert Bahn durch die Menge, gefolgt von der Baro nin, welche seinen Arm nicht losließ

. Den Maler durchrieselte es eiskalt, als er sah, um was es sich hier handelte; das Phantasiegebilde der Baronin war zur Wirk lichkeit geworden. Ein junger Mann lag ausgestreckt auf dem Boden, bleich und regungslos, und über ihn gebeugt eine schlanke, schöne Frauen gestalt. Mit der einen Hand preßte sie ihr feines Batifttaschentuch auf dos Haupt des Daliegenden, mit der anderen streichelte sie ihm Stirn und Wangen, während sie ihm die zärtlichsten Namen zuflüsterte. Tie Szene bildete eine fo erschütternde

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Page 19 of 24
Date: 21.03.1908
Physical description: 24
meine Wege durchkreuzen?' flüsterte die Baronin zu sich selbst, indem sich ihre Augen mit feindseligem Ausdruck auf die blonde, jetzt im Schmerz doppelt schöne Frauengestalt hefteten. „Einen Arzt, Herr Wallburg, rufen Sie einen Arzt, ehe es zu spät ist!' jammerte Agnes, in diesem Momente von dem uner warteten Erscheinen des ehemaligen Geliebten keine Notiz nehmend. Ter Maler winkte einem Burschen, der sich neugierig heran gedrängt hatte. „Du erhältst ein Goldstück, wenn du so schnell

regungslos, mit geschlossenen Augen, dalag. Der Maler sah ein, daß jetzt nicht die Zeit zu solchen Fragen sei, aber er beschloß, der ehemaligen Geliebten seine Dienste anzu bieten, ihr in der fremden Stadt helfend und beratend beizustehen. Er trat zur Baronin, die seiner mit Ungeduld harrte. „Sie werden sich für heute dem Schutze meines Freundes an vertrauen müssen, Ludmilla', sagte er mit einer gewissen Be stimmtheit. „Jene Dame ist fremd hier und bedarf sicherlich in ihrem Unglück einer Stütze

in diesen Worten. „Wenn diese beiden zusammengereist sind, so vereinigt sie auch das Band der Ehe!' sagte der Maler mit Nachdruck. „Es wäre wohl klüger von Ihnen gewesen, Ludmilla, wenn Sie diese un begründeten Verdächtigungen nicht ausgesprochen hätten!' „Schade, daß dieses Mädchen nicht hört, mit welchem Mute und welcher sittlichen Entrüstung Sie eine Lanze für sie brechen!' höhnte die gewesene Sängerin. „Aber bitte, tun Sie sich keinen Zwang an, ich werde mich auch ohne Ihren Schutz nach meiner Wohnung

zu finden wissen. Falls Sie mir morgen erzählen wol len, wie sich das kleine Abenteuer entwickelt hat, so finden Sie mich mittags zwischen elf und zwölf Uhr im Cafe Reale.' Sie neigte herablassend das Haupt und suchte aus dem Ge dränge zu kommen. Herbert winkte seinem in der Nähe stehenden Freund und bat ihn, die Baronin zu begleiten; er durfte sie in der Dunkelheit nicht allein gehen lassen. Als der Maler sich wieder zu Agnes wandte, trat eben der Arzt an den Verwundeten heran und kniete zu ihm nieder

hatte sich auf seinem altgewohnten Platze in der Ecke des Sofas niedergelassen, die dicke Hornbrille ans die Nase gesetzt und las in der alten Hauspostille. Neben dem Maler aber saß Agnes, ihre Hand lag in der seinen, und ihre Blicke ruhten mit dem Ausdruck inniger Liebe ans ihm. Und sie kosten

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Page 21 of 26
Date: 08.02.1908
Physical description: 26
hatten, gingen doch verschiedene Wege, von denen der andere nichts wußte. 8. „Du bist heute so zerstreut, verstimmt, Herbert!' sagte Agnes zu dem Maler, indem sie die weichen Arme um den Nacken des Geliebten schlang und ihm mit warmem, innigem Ausdruck in die Augen sah. „Willst du mir nicht sagen, was dich drückt? Ist dir etwas Unangenehmes begegnet?' „Nichts von Bedeutung, mein liebes Mädchen', erwiderte der Künstler, einen Kuß auf ihre Wangen drückend - „kleine Verdrieß lichkeiten bleiben

, daß sie wieder ruhig sei, die Tränen, welche unauf haltsam ihren schönen blauen Augen entströmten, nicht zurückzu halten, Herbert aber hatte in diesem Augenblicke kein Wort der Teilnahme, der Entschuldigung, des Trostes für sie; er schien es nicht.einmal zu bemerken, daß Agnes weinte, und doch hätte ein einziges mildes, versöhnendes Wort genügt, die düsteren Wolken zu zerstreuen und wieder heiteren Sonnenschein hervorzuzaubern; aber dieses kurze Wort blieb ungesprochen, ernst und grübelnd schaute der Maler

Ausdruck ruhte des Mädchens Blick auf dem ernsten, sinnenden Antlitz des jungen Künstlers, und die helle Träne, die VbnHrMWKnp'ern zitterte, gab ihrem Wesen etwas so Trauerndes, Äsehkrü'tiKs, daß Herbert gerührt werden mußte, wenn er es mir bemerkt hätte. Aber seine Gedanken weilten bei ihr, der stolzen, berauschenden Schönheit, 'von deren Glanz der Maler verblendet, von deren vornehmer, eleganter Erscheinung er hingerissen war. Da fühlte er, wie die warme kleine Hand des Mädchens

reinigen die Lnft imd erfrischen die Natur!' nahm der Maler das Gleichnis auf, sich zum Scherze zwingend. „Und vernichten oft in einem einzigen Augenblicks den Segen des Himmels, die Hoffnung der Menschen!' siel Hertling rasch ein. „Ich sehe Tränen, — Tränen vor der Hochzeit sind eine Drachensaat, aus der Unfrieden und Zwietracht emporwuchert.' Herbert schwieg; er fühlte sich nicht frei von Schuld, er wußte, daß diese Tränen nicht grundlos vergossen wurden. Es ward ihm zu enge im Zimmer, die Wände

schienen ihm zusammenzurücken, um ihn zu zerdrücken, mit Zentnerschwere lastete es ihm auf der Brust. Sanft schob er die Geliebte zurück und stand auf. „Du willst mich verlassen?' fragte Agnes leise. „Beinahe hätte ich vergessen, daß mich mein Kunsthändler be stellt hat!' versetzte der Maler, indem er einen Blick auf die Schwarz wälder Uhr warf. Aber er wagte nicht, die Geliebte dabei anzu sehen; die Lüge trieb ihm die Röte der Scham und Verlegenheit in die Wangen. „Wann sehe ich dich wieder, Herbert

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Page 22 of 28
Date: 04.01.1908
Physical description: 28
aufs neue hinüber nach dein Hause gelenkt, aber wie von einein . elektrischen Schlage getroffen sprang der Maler auf und starrte unverwandten Auges nach dem Gegenüber, das soeben noch sei nen Zorn erregt hatte. In dem offenen Fenster erschien ein Mäd- chenkopf von so zauberhafter Lieblichkeit, daß der junge Künstler mit seiner empfänglichen Phantasie eher an ein Wesen aus dem Feenreiche als an ein sterbliches Menschenkind zn glauben ge neigt war. Diese prächtigen, goldblonden Haare

, der ungesehen zu bleiben wünsche, hinter demselben. Lange stand der Maler, aber seine Hoffnung, das bezaubernde Antlitz wieder am Fenster erscheinen zu sehen, erfüllte sich nicht: gedankenvoll trat er endlich zur Staffelei zurück, um seine Arbeit wieder aufzunehmen. Aber fo fehr er sich auch bemühte, das Bild des Mädchens loszuwerden, es gelang ihm nicht. Aus dem Laubwerk seines Gemäldes schien es ihn heiter lächelnd anzublicken, die Wellen des Baches, welcher sich zwischen den blumigen Ufern dahin

, um mich mit Ihrer ausgezeichneten Lokalkenntnis zu unter stützen,' sagte er, an jene herantretend; „kennen Sie die Be wohner jenes Hauses?' Er faßte Frau Streuber an der Schulter und drehte sie so weit herum, daß ihr Gesicht dem Fenster zugekehrt war, während sein ausgestreckter Arm nach dem Gebäude deutete, das jetzt sein ganzes Interesse in Anspruch nahm. Die Angeredete unterbrach die begonnene Arbeit des Auf räumens und schaute dem Maler mit dem Ausdrucke der Ver wunderung ins Gesicht. „Es wohnen sehr viele Leute

, dem armen Kinde habe ich manches Weißbrot zugesteckt, wenn ich kam, um die Wohnung in Ordnung zu bringen: aber der Vater durfte beileibe nichts davon erfahren; er wollte seine Armut nicht merken lassen.' „Also arm ist sie — desto besser!' sagte der Maler zu sich selbst, und zu der Frau gewendet fuhr er dann fort: „Hielt sich das Mäd chen stets bei ihrem Vater auf? Ich sah sie noch nie, obgleich ich täglich unwillkürlich unzählige Male die Blicke nach dem Hause wende, wenn ich an der Staffelei fitze

gebückt, und nur die Zeit, welche zur Bereitung des ärmlichen Mittagsbrotes erforderlich ist, darbt sie sich von der Arbeit ab.' „Das ist sehr traurig: das Kind hat ein besseres Los verdient!' meinte Herbert im Tone inniger Teilnahme, und wieder schweifte sein Blick hinüber nach den Fenstern mit den bunten Vorhängen: aber der liebliche Mädchenkopf erschien nicht, so sehnsüchtig auch der Maler nach ihm verlangte. „Sonst noch etwas zu besorgen, Herr Wallburg?' fragte die Frau

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Page 27 of 28
Date: 17.10.1908
Physical description: 28
des l8. Jahrhunderts lebte ein Maler, der mit Porträtmalen sehr viel verdiente und sehr berühmt war. Er war von Gebnrt ein Niederländer, und nachdem er lange Zeit durch angestrengten Fleiß in Frankreich und Italien seine Kunst vervollkommnet hatte, nahm er seinen Aufenthalt in Amsterdam und verewigte daselbst viele Personen mit seinem treffenden Pinsel. Ein reicher Kaufmann in Leyden wollte auch von ihm gemalt sein uud verschrieb ihn dahin. Sie wurden um 200 Du katen einig wegen des Gemäl

des, und nun war es des Künst lers Wuusch, in der Nähe dieses Kaufmanns zu logieren. In der Straße, wo derselbe wohnte, war nnr ein Gasthof,und obgleich die ser nicht von dem besten äußern Ansehen war, mußte er sich doch entschließen, darin auf einige Wo chen seine Wohnung zu nehmen. Den Wirt dieses Gasthofes lernte er bald als den gefälligsten und bravsten Mann von der Welt ken nen, zugleich machte er aber auch die traurige Bemerkung, daß der Gasthof wenig Zuspruch hatte. Eines Abends erkundigte sich der Maler

sofort die nötige Mparatur und Ausschmückung des Gasthofs vorgenommen. Auch malte er mit großem Fleiß ein Schild, das den Wirt, recht nach dem Leben getroffen, auf einem wilden Pferde reitend, vor stellte, doch so, daß er nur einen Fuß im Steigbügel hatte, und ganz auf der einen Seite herabhängend, augenblicklich vom Pferde zu fallen schien, mit der Unterschrist: „Help myne Heeren, ick fall van't Pärd!' (Helfen Sie, meine Herren, ich falle vom Pferde.) Was der Maler gehofft hatte, ereignete

sich wirklich. Ein heimische und auch Fremde gönnten nun diesem Gasthofe einen häufigen Zuspruch. Jeder wollte nun dem vom Pferde fallenden Wirt aufhelfen. Oft hatte der Gasthof nicht so viel Gelaß, als er Gäste und Zuspruch bekam. Schon im ersten Jahre hatte der Wirt weit mehr als die ihm vorgeschossenen 200 Dukaten profitiert. Nach Verlauf von drei Jahren sprach der edeldenkende Maler wieder bei ihm vor und erhielt nun seine vorgeschossene Summe mit dem feurigsten Danke, den ein solcher Glücksbeförderer

ver diente, wieder. „Vor allen Dingen,' sprach der Maler zu dem Wirte, „ist's nun aber nötig, daß ein anderes, Ihrem jetzigen Zu stande passenderes Schild ausgehängt werde.' Er malte darauf den Wirt ebenso ähnlich wie das erstemal, nur mit dem Unter schied, daß er ganz gerade und regelmäßig auf einem raschen Pferde saß, mit der Beischrist: „Ick fall hast — hast! Dank, myne Heeren, nun fittick fast.' <Jch war meinem Falle sehr nahe. Dank, meine Herren, nun sitz' ich fest!) Diese neue Erfindung

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Page 24 of 30
Date: 28.03.1908
Physical description: 30
. Ich habe ausgeträumt, das Phautom, so verlockend es auch sein mochte, ist geschw der Verstand hat den Sieg über das Herz davongetragen, iisn dieses jenem streitig machen wollte.' Die Baronin schaute den Maler mit ihren dunklen Augen so eigentümlich an, als rede dieser in einer unverständlichen Sprache zu ihr. „Und was hat diese plötzliche Sinnesänderung hervor gerufen?' fragte sie langsam und gedehnt. „Die Erkenntnis, daß wir nicht füreinander passen, daß unsere Sinnes- und Denkungsart so grundverschieden

ist, wie sie zwischen zwei Wesen, die sich für das Leben angehören wollen, niemals sein darf.' „Sagen Sie lieber: der Anblick der Näherin hat Sie wankend gemacht, Herbert, sie ist ja wieber frei, hat zum zweiten Male ihr Netz nach Ihnen ausgeworfen, und Sie sind wie ein harmloser Gimpel hineingeflogen.' Ihre Stimme klang scharf und erregt; diese Frau vermochte ihre leidenschaftliche Natur nicht zu verleugnen. „Dort ist für mich nichts mehr zu hoffen, Ludmilla, diese Ge nugtuung haben Sie!' versetzte der Maler ruhrg

nach einem Begleiter umzusehen gezwungen sieht.' „Keine Beleidigung, Madame, dazu haben Sie kein Recht!' rief der Maler lauter aus, als es seine Absicht war. „Die Gräfin Tembrowski verdient diese Schmähungen nicht, auf ihr haftet, dafür bürge ich, kein Makel!' „Gräfin — hahaha! Gräfin und Näherin — ein amüsanter Stoff für einen Lustspieldichter!' spottete Ludmilla. „Wollen Sie diese neugebackene Grafik nicht in Ol malen, Herr Wallburg?' Herbert stand auf, er fürchtete, die Selbstbeherrschung zu ver lieren

Hausarrest ent flohen, und alle Nachforschungen nach ihm blieben vergeblich, so daß Agnes nicht einmal in der Lage war, ihm den Tod seines nächsten Verwandten anzuzeigen. Die Glocke an der Vorsaaltüre ertönte, zum Zeichen, daß je mand Einlaß begehrte. Gleich darauf meldete das Mädchen den Maler Wallburg. Agues nickte zustimmend, und Herbert trat ein, währeich die junge Frau die Schriftstücke zusammenlegte und ihrem Vater reichte, der sie sorgfältig verschloß. „Ich komme, um mich nach Ihrem Befinden

zu erkundigen, gnädige Frau', begann der Maler, einige Schritte näher tretend. „Als ich Sie das letztem«! in Rom sah, fürchtete ich ernstlich für Ihre Gesundheit, da ich bemerkte, wie sehr Sie sich infolge des so plötzlich eingetretenen Unglücksfalles angegriffen fühlten.' Auf die Wangen der jungen Witwe trat die Röte der Ver legenheit. Sollte sie sich von dem Manns, der ihr einst so nahe stand, mit der förmlichen Titulatur: „Gnädige Frau' anreden lassen, sie, die ehemalige Stickerin, die Tochter des armen

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Page 22 of 22
Date: 15.03.1912
Physical description: 22
eine nach der andern durch die Finger gleiten zu lassen, d»s ist doch noch etwas ganz anderes, als wenn Großmutter sich herbeiläßt, dieses oder jenes kostbare oder vergilbte Stück vorzuführen, an das sich wer weiß welche der Enkelin noch nicht verständliche Erinnerung knüpft. — Dem schmucken Dirnlein merkt man es an, daß der Maler die ses Bildes, der den ersten Unterricht bei seinem Vater, dem Berliner Bildnismaler Wilhelm Fechner, er halten und dann zunächst die Ber liner Akademie besucht hatte, später in München durch die Schule

in der Entfernung von zwanzig Kilometern von den Bahnstationen zur Verfügung stehen. T. Corot als Hauswirt. Corot, der berühmte Maler, war gemeinsam mit seiner Schwester Eigentümer eines Hauses in Paris. Eines Tages tritt mit bedrückter Miene einer seiner Mieter — es war ein Schneider — bei dem Maler ein und klagt ihm zögernd seine Verlegenheit, er könne seine Mete nicht pünktlich bezahlen. „Ja, was soll ich denn nun für Sie tun?' meinte Corot nicht minder bedrückt, „bei meiner Schwester für Sie ein gutes Wort

einzulegen, hätte keinen Sinn, denn ich bin in meiner Fa milie nicht gerade sehr gut angeschrieben.' In der Tat galt der berühmte Maler seinen Angehörigen auch in den Tagen des Ruhmes noch immer als der Mißratene und der Gescheiterte. Nachdenklich blickt Corot ans den Schneider. Dann kam ihm plötzlich ein Einfall: „Hier haben Sie Geld,' sagte er hastig und seines Gedankens froh, „aber vor allen Dingen sagen Sie nur nichts davon; man würde mich sonst mit Vorwürfen zu Tode quälen.' — Der Schneider muß mehr

du dich selbst recht kennen lernen, Mußt du dich aus dir selbst entfernen lSprüche der Weisheit von Bodenstedt) Buchstabenrätsel. Bilderrätsel. s I I I I- I. i »I 0 so R 8 ! 8 DieBuchstaben in vorstehen der Figur sind so zu umstel len, daß sechs Wörter von fo!- gender Bezeichnung entstehen: l) Bezeichnung eines Fami lienmitglieds. 2> Fruchtbarer Landstrich in der Wüste. S) Berühmter Maler. 4) Die das Festland umgebenden Fluten. S> Älteres Längemab. K> Ge- srorener Tau. —Die Anfangs buchstaben von oben nach un ten

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