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Lienzer Zeitung
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Page 22 of 24
Date: 05.06.1897
Physical description: 24
Auch das argloseste Ge«St würde die Veränderung bemerkt haben, die mit Lorenz v. Stnrmhose vorgegangen war. Und dieser Zustand änderte sich bei ihm keineswegs. Hin und wieder spielte er Wohl mit einem oder dem andern Klubisten eine Partie Billard, oder wechselte beim Kommen und Gehen mit dem oder jenem ein paar gleichgültige Worte aber er war ein anderer geworden. — Nach und nach erschien er seltener auf der Bildfläche, und ließ er sich wirklich einmal sehen, so konnte man sicher

sein, daß er sich sofort in das kleine Rauchzimmer zurückzog und dort, die neueste Nummer der Provinzial-Korrespondenz in der Hand, in einem natürlichen Halbschlummer befangen, im bequemen Armstuhl saß. Besuchte man sonst, um jemand zu sprechen, drei — vier verschie dene Lokale an einem Abend, so konnte man sicher sein, in jedem derselben mit Lorenz v. Sturmhose zusammenzutreffen. Nach jener unergründlichen Katastrophe aber war er eine gesellschaftliche Na turseltenheit geworden. Ganz allmählich tauchte nun Geflüster

Nummer zwei an der Oberfläche der Tagesgespräche auf — etwas entschiedener als Ge flüster Nummer eins, aber doch immer noch nicht so recht greifbar. — Diesmal sagte das Gerücht: Lorenz v. Sturmhose sei wirklich verliebt! Aber in wen denn? Die Liste derjenigen Damen, welche nur auf die Ehre Anspruch machen durften, Frau Lorenz v. Sturm hose zu werden, wurden von den bedeutendsten Autoritäten geprüft; dieser oder jener Name wurde einen Moment der näheren Betrach tung unterzogen; dann aber warf

man ihn zu den Toten, ohne ein befriedigendes Resultat erzielt zu haben. Und wiederum erhob sich die zischelnde Stimme des Gerüchts, diesmal aber schon ausdrucksvoller im Ton, sicherer, schärfer, ener gischer: Lorenz v. Sturmhose sei verliebt in eine Schauspielerin! Lorenz v. Sturmhose — er, zu dessen Herstellung in solcher Vollkommenheit ein so kostbares Material an Vorfahren verwendet worden war — Lorenz v. Sturmhose den Netzen einer Bühnen- gauklerin verfallen! Diese Behauptung war so absurd, so unerhört

sten Anlaß zu irgend einer begründeteren Vermutung. Mehrere Wochen später, als Schnabelweit und meine Wenigkeit eines Abends ein kleines Vorstadttheater besuchten, wo die Schau spielerinnen mitunter auch auf dem Drahtseil gingen und ihre Lei stungen am Trapez vollführten, glaubten wir Lorenz v. Sturm hose unter dem bunt zusammengewürfelten Auditorium entdeckt zu haben. Schließlich aber gewannen wir doch die Ueberzeugung, daß uns nur eine bedeutende Aehnlichkeit getäuscht habe. Trotz

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Lienzer Zeitung
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Page 25 of 27
Date: 12.06.1897
Physical description: 27
Erbarmungslos mit sich selbst, hatte er beschlonen, die Thorheiten des verflossenen Monats nicht zu wiederholen und Olynchia Za- driski nie wieder zu sehen. Die Behauptung, dieser moralische Sieg habe ihn nichts gekostet, hieße, eine schwere Sünde aus sich laden. Er kostete Lorenz in der That einen großen inneren Kamps. Ja, es ist sicher ein schöner, erhabener Anblick, wenn ein Mensch seinem Versucher grad entgegen geht, ihn bei der Kehle packt, mit ihm kämpft auf Leben und Tod und ihn endlich

, wie der heilige Anto- nins, mit Füßen tritt; und dieses Schauspiel gewährte Lorenz von Sturmhose den Unsterblichen. An jenem Abend, für den das Wiederauftreten Miß Olhmpia Zadriskis angesetzt war, begab sich Lorenz v. Sturmhose, nachdem er im Klub diniert hatte und sich wieder vollkommen als Mann von Grundsätzen fühlte, in seine Wohnung, warf sich in Schlafrock und Pantoffeln, umbaute sich mit ein paar hohen Bergen von Büchern und versenkte sich, sozusagen bis auf Meerestiefe, in seine Lektüre. In der That

, schien Lorenz v. Sturmhose gar keine Notiz davon zu nehmen. Wer das nicht als einen großartigen Triumph aner kennt, dem fehlt jedes Verständnis für menschliche Schwächen. Man sieht, wie sehr ich bemüht bin, Lorenz v. Sturmhose volle Gerechtig keit widerfahren zu lassen. Leider aber bin ich, um nicht von der historischen Wahrheit abzuweichen, gleichzeitig auch gezwungen, hin zuzufügen, daß, als eben diese Uhr mit Hellem Klang halb zehn Uhr schlug, Herr Lorenz von Sturmhose gleichsam mechanisch

noch bei weitem bedenk licher. Er hatte zwischen dem Frühstück und dem Diner nicht nur hundertmal an Miß Zadriski gedacht, er hatte ihrem Auftreten nicht nur mit der alten Regelmäßigkeit beigewohnt, nein, jetzt fing er auch noch an, gegen seinen Willen des Abends in seinen Muße stunden von ihr zu träumen. Das war zu viel des Bösen! Und überdies war der Traum immer der gleiche, ein entsetzlicher Traum, der wohl dazu ange than war, selbst die Nerven eines Mannes wie Lorenz v. Sturm hose zu erschüttern

. Seine Vision zeigte ihm stets das kleine Vor stadttheater, dessen Parkett von den Mitgliedern unseres Klubs gefüllt war. Wie gewöhnlich folgte Lorenz Miß Olympias Bewe gungen mit gespannter Aufmerksamkeit, als die junge Dame sich plötzlich voll Verzweiflung vom Trapez abschwang, und gleich einem Feuerbrand durch die Luft auf ihn — auf Lorenz v. Sturmhoses Platz zuflog. In diesem Augenblick erwachte der unglückliche Mann stets mit Herzklopfen, und indem kalter Schweiß auf seiner Stirn perlte

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Lienzer Zeitung
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Page 21 of 26
Date: 23.02.1907
Physical description: 26
k tat. Sie mußten sich natürlich trennen. Ein junge Frau will allein ihr Regiment haben. Ja, diese Trennung, nachdem man fast ein ganzes Menschen alter zusammen gehaust. Eine solche Trennnng ist nicht leicht. Lorenz lag sie drückend aus dem Magen. Und wie würden nun erst die alten Schwestern dieselbe ertragen? So ward der alte Herr von Zweifeln hin und her gerissen. Sie kamen, aber sie gingen auch wieder. Und das Weihnachtsfest rückte immer näher. Da trafen eines Tages aus Hamburg zwei

, das seiuesgleiche» erst suchen sollte. Lorenz steckte den Brief zu sich, nahm seine Mütze uud begab sich,zn seinen Schwestern. „Ich möchte euch eine Mitteilung machen,' begann er; etwas geniert klang seine Stimme doch. „Ich habe die Absicht, mich zu verheiraten.' Lange Umschweife liebte Lorenz nicht, er hätte es schonender seine» Schwestern mitteilen können. Pienchen war denn auch wie vom Donner gerührt. Sie starrte mit weitanfgerissenen Angen ihren Bruder an, ungewiß, ob sie an seinem oder an ihrem Verstände

zweifeln solle. Dolli dagegen, die anfing, ein bißchen schwerhörig zu werden, fragte vorsichtshalber noch einmal: „Was willst du. Lorenz?' Lorenz, der nie gern eine Sache zweimal wiede>holte. dem es aber bei dieser Ge egenheit doppelt unangenehm war, schrie un geduldig: „Heiraten!' „Heiraten?' fragte Dolli abermals. Sie mußte merkwürdig taub in diesem Punkte sein, setzte aber gleich darauf beruhigend hinzu: „Bei dir rappelt's wohl. Wen denn um Gottes willen?' „Ein Fräulein Wüterich, Paula Wüterich

.' „Lorenz, Lorenz,' jammerte Pienchen, die allmählich zu der Erkenntnis gekommen, daß sie wenigstens ihre „Fiiuse' noch bei sammen halte, „hast du den Schritt reislich überdacht? So ein Ehestand krempelt einen ganzen alteiugewohnten Hausstand um und um. Wie alt ist denn das Fräulein?' „So in de» Zwanzigern.' „Na, ja,' warf Dollis flinke Znnge ein, „da paßt ihr ja an Alter vortrefflich zusammen. Die Leute werden dich mindestens für ihren Großvater halten.' „Das können die Leute halten

, wie sie wollen!' rief Lorenz, der diese Unterredung so schnell wie möglich beenden wollte. Bei der gereizten Stimmung Dollis war an ein vernünftiges Überein kommen heute nicht zu denken. „Mein Entschluß ist gesaßt, hier ist der Antrag; ich stecke den Brief sofort in den Kasten.' Lorenz mnßte sich gestehe», er hatte sich die Unterredung anders gedacht. Er hatte Träne» erwartet, Bitten und schließlich eine ge schwisterliche Einigung. Doch schien sein Heiratsprojekt auf Dolli ja recht erheiternd zu wirken. Lächerlich

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Page 20 of 26
Date: 23.02.1907
Physical description: 26
Kleopatra, als die Schwester Bogen um Bogen in das Feiier steckte, daß die Flammen hochanf züngelten und gierig an den Geisteskindern einer unbekannten Größe hernmleckten. .Ich heize ein,' sagte Emmi lakonisch. „Eine warme Stube ist nm diese Zeit etwas nnumgänglich Notwendiges.' Der leyte Bogen erlosch. Die Arbeit vieler nutzlos vergeudeter Stunden sank in ein Häuslein Asche zusammen. 10. Lorenz war wieder daheim. Nach dem geselligen Verkehr in Wüterich chen Hanie dünkte ih» sein Heim allzn still

beneiden. Ach. wer noch einmal jung sein könnte! Jnng? Wie alt war er denn eigentlich? Dreinndsechzig. Jnng ist was anderes. Dreiundsechzig. Aber um seinen Sarg zu bestellen doch noch alleweil zu srüh. Und überhaupt, was heißt jung? Es gibt Leute, die nie jnng gewesen sind. Er dagegen, er war in seiner Jngend immer so ein bißchen Schwerenöter gewesen. Das war er. Darin glich Edgar ihm anss Haar, obgleich er ja nicht sein Vater war. Aber das liegt im Blut. Schwerenöter? Lorenz lachte. So ganz alt fühlte

er sich ja gerade noch nicht. Dreiundsechzig. Hm! Bei Tisch sollte er denn nun erzählen; die Schwestern be stürmten ihn. „Gott, ja, Kinder, was gibt's da groß zn erzählen,' sagte Lorenz mit einem etwas ungeduldigen Klang in der Stimme. „Es war riesig nett. Prächtige Familie. Wir haben uns großartig amüsiert.' „Das glauben wir schon, Lorenz, aber wie geht es nnserm Ed gar? Du wolltest uns doch so viel über sein Tun und Treiben erzählen. Seine Briefe waren doch immer so oberflächlich.' „Tnn nnd Treiben

? Na, er geht morgens ins Kontor und kommt abends wieder.' „Aber, Lorenz, wie steht er denn ans? Ist er magerer ge- worden? Schmeckt ihm das Esten? Ist die Dame des Hauses gut zu ihm?' Ewiges, lästiges Gefrage, dachte Lorenz. Weshalb sollte dem Bengel das Esten nicht schmecken? Und ob die Alte gut zu ihm war oder nicht, war ihm jedenfalls höchst schnuppe. Die juugen Damen karessterten weidlich mit ihm hernm. Er bezwang aber seine Ungeduld. Das Gewissen regte sich. Um das Treiben seines Neffe

sagte, wie er sich benähme, wie er sich kleide, was er äße, was er tränke. Nein, wenn man doch alt wird. Und so einseitig. In Lorenz regte sich der Wunsch, nicht so zu verknöchern wie seine beiden Schwestern. Er begab sich auf sein Zimmer, unzu frieden mit sich und der ganzen Welt. „Was mag der Lorenz haben?' fragten sich die beiden Schwestern. „Er ist so sonderbar verändert?' „Sollte es am Ende unserm Edgar nicht gnt gehen, und er will es uns verschweigen?' kam Pienchen der Einfall. Dolli erschrak

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Page 20 of 30
Date: 05.01.1907
Physical description: 30
Und nun eiuei'., ei ic-cii HaüstärschUisiel! 'lehn war Bürgerstunde. Ihr Bruder Lorenz war nie über die Bürgerstunde ausgeblieben. Es war Hausordnung bei ihnen, um zehn zu Bette zu gehen. Wozu also in aller Welt einen eigenen Hmistürschlüssel? Vielleicht aber war es das beste, in Güte einzulenken, dachte Pienchen. Und während Dolli bereits die Backen zu einer Standrede auf blies, wie sie hier wohl am Platze gewesen, kam Pienchen ihr zuvor. „Mein lieber Junge, wenn du mal etwas länger ausbleiben

keinen Zweck hätte. Er würde sehr leise sein — und was der Be weisgründe mehr waren. Die Tanten widersprachen energisch. Ein Wort holte das an dere, und wer weiß, ob sie ihn nicht untergekriegt hätten, wenn sich Onkel Lorenz nicht ins Mittel gelegt. Edgar bekam seinen Schlüssel und machte ausgiebig Gebrauch davon. Pienchen rang die Hände. Und Dolli mußte sich nach und nach daran gewöhnen, mit dem Bewußtsein zu Bett zu gehen, daß das ihr anvertraute Küchlein seine eigenen Wege ging. „Pienchen, Pienchen

,' hatte sie geklagt, „wenn das unsere Schwester selig wüßte; im Grabe würde sie sich umkehren.' Pienchen war derselben Meinung. Und sie seufzten. Kleine Kinder, kleine Sorgen; große Kinder, große Sorgen. Die Haustürschlüsselgeschichte war aber nun schon lange her; bald jährte es sich. Aber die Sorge um den großen Jungen nahm nicht ab. Was trieb er bloß immer außerhalb, so mitten in der Nacht, wo ver nünftige Leute in den Federn liegen und schlafen. „Kinder, Kinder, er ist jung,' begütigte Onkel Lorenz

. »Und Jugend will austoben.' „Nette Ansichten!' brauste Dolli aus. „Ihr versteht es eben nicht, einen Jungen zu erziehen,' gab Lorenz zu bedenken. Damit war aber dem Kalb ins Auge geschlagen. Die alten Damen protestierten. Da aber Lorenz ste^s der Ausschlaggebende war, so gerieten die Schwestern gegenseitig aneinander. Gewiß, Dolli hatte ihm mit ihrer steten Heftigkeit und Ner vosität das Haus verleidet, war Pienchens Meinung. Dolli konnte natürlich die Beleidigung nicht auf sich sitzen lassen und schob

Pien chen allerlei in die Schuhe. Nach solchen Debatten trat wieder Friede ein. Und in der Liebe zu ihrem Jungen trafen sich die drei alternden, lieben Menschen wieder in Einigkeit zusammen. — Jetzt saßen sie wieder, wie allabendlich, beim Skat. Aber keiner war so recht bei der Sache. Pienchen mogelte nicht, und das beunruhigte Dolli ebenso sehr, als wenn ihre Schwester es getan. Und Lorenz hatte seine lange Pfeife ausgehen lassen, was auch ganz gegen seine sonstige Gewohnheit verstieß

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Page 6 of 16
Date: 13.05.1939
Physical description: 16
, besonnener Mann bekannt war, einen derart mutlosen Ein druck machte, dann konnte das nur einen Grund haben. Jedermann wußte, daß er ein böses Weib daheim hatte. Eine Klatsch base, sagten die einen. Eine Lästerzunge, urteilten die anderen. Ein Schandmaul, schimpften die dritten. Der Gärtner Lorenz Knepper hielt es für seine Pflicht, den Freund nicht zu verlassen. „Du muht was tun, Florian!' sagte er. „Ihr die Giftzähne ausbrechen, damit sie endlich einmal das Maul hält. Sie macht dir mit ihrem Geschwätz

und so weiter. Und auf wen fallen die Folgen zurück? Auf dich, Florian! Willst du es erst so weit kommen lassen?' „Du kennst sie nicht!' murmelte Möhlen. „Auftrumpfen mußt du, mit Blitz und Donnerschlag! Du mußt sie einschüchtern, daß ihr die Lust zu dem ewigen Geklatsch für alle Zeit vergeht. Du mußt ihr endlich einmal die Zähne zeigen . . Jetzt endlich schienen Kneppers Ratschläge ihre Wirkung zu tun. Über Möhlers runz liges Gesicht glitt ein pfiffiges Lächeln. „Hast recht, Lorenz. Geschehen muß etwas. Bloß

. Er hatte ein Doppelleben geführt, von dem kein Mensch wußte. Es war ein Sensations prozeß. Ich hatte damals meine Aussagen schriftlich niedergelegt und bin in Ferien gefahren . . . Albert ist im Zuchthaus gestor ben. Schon ein Jahr nach seiner Verurtei lung.' Der Kriminalrat trank sein Glas aus, nahm einen tiefen Zug aus der Brasil und meinte: „Schau, das sind die kleinen Kläger, die die Verbrechen sühnen!' „N i siehst du, du glaubst also selber nicht, daß es Hilst.' „Es hilft unfehlbar, Lorenz.' „Dann laß

es dir doch patentieren', höhnte Knepper. „Kannst ein steinreicher' Mann werden dabei.' „Geht nicht, Lorenz. Nämlich, es hilft leider nicht bei jeder . . .' „Aber ausgerechnet bei deiner Barbara!'' griente Knepper. „Jawohl, gerade bei ihr . . .!' beharrte Möhlen. „Wenn du willst, können wir ja wetten. . .?!' „Es gilt!' gab Knepper nach einigen Be denken zurück. „Zwanzig Glas Bier. Also, wenn mir innerhalb einer Woche, von heute ab gerechnet, das leiseste Gerücht zu Ohren kommt, das nachweislich von deiner Bar bara

um. „Sie wird ein Unheil angerichtet haben mit ihrer Klatscherei, und nun plagt sie das schlechte Gewissen', sagten die einen. „Vielleicht ist ihrem Mann endlich einmal die Geduld ge rissen, und er ist ein bißchen handgreiflich geworden . . .' vermuteten die anderen. „Sie muß wahnsinnig geworden sein', meinten die dritten. Nur einer glaubte von all diesen Gerüch ten nichts. Das war Lorenz Knepper. Er batte das Rätselraten schon aufgegeben. Kein Sterbenswörtchen hatte er von Florian Möhlen erfahren

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Page 34 of 36
Date: 23.12.1911
Physical description: 36
und legte sie unter das Bäumchen. „So!' sagte er, befriedigt auf sein Werk schauend, „jetzt kann die Agnes kommen, es ist alles fertig.' Er wandte sich zur Tür. „Wie, willst du dennoch fort, heut am helligen Christabend?' rief die Frau mit angstvoller Stimme. „Attlß noch zum goldenen Lamm, der Lorenz wartet auf mich.' „Zum goldenen Lamm? Sollst wohl noch einen Festbraten besorgen, Severin? O, bleib hier, ich bitte dich darum? Einmal nimmt's ein böses Ende, hör' auf mich. Der Schäfer wartet

die Hände. Nun ging er wieder und ließ sie in ihrer unaussprechlichen Angst zurück. Gab's denn keine Macht auf der Welt, die den Severin von dem Freveln abzuhalten vermochte? Sie hatte gehofft, um Agnes willen würde er es lassen, aber des Mädchens Bitten verhallten ebenso wie die ihren. O, der Lorenz, er war an allem schuld. Er tat's nur, um sie und ihren Sohn in Schimpf und Schande zu bringen, er hatte ihr Rache geschworen, und er hielt Wort. — Der kurze Wintertag neigte sich zu Ende; immer länger

wurden die grauen Schatten, die nun bald über allem lagern würden. Unschlüssig stand Frau Bertram in ihrer Stube, sie wußte nicht recht, sollte sie gehen und den Severin heimholen oder nicht. Aber dann griff sie hastig nach einem großen Um schlagtuch, warf es über Kopf und Schultern und verließ das Haus. Abzuschließen brauchte sie nicht, Diebe gab's keine im Dorf, und jeden Augenblick konnte Agnes kommen. Erst wandte sie sich dem Wirtshaus des Lorenz zu, wenn sie Severin noch dort traf, mußte

er mit ihr nach Hause gehen. Sie wollte ihm in des Wirtes Gegenwart ihre Jugendgeschichte erzählen, damit er endlich erfuhr, weshalb dieser ihn zum Wilddieb gemacht. Lorenz stand breitspurig in der großen Küche, von wo er den Hausflur übersehen konnte. Als Frau Bertram das Haus betrat, rief er ihr mit lauter Stimme entgegen: „Ah, Gertrud, besuchst du mich auch einmal?' „Wo ist Severin? Ich muß mit ihm reden', sagte Frau Ber tram, ohne- seine Worte zu beachten. Ihr Blick durchforschte die Küche

will. Er gab meinem Jungen, als er die Augen seines Baters nicht mehr zu fürchten brauchte, die Flinte in die Hand und lernte ihn das Wildern Haben Sie doch noch einmal Nachsicht, tun Sie es um meinet willen. Der Lorenz sagte mir eben, heute sollte ich die Bescheruno erhalten, die er mir schon so lange zugedacht.' Der Förster schüttelte den Kopf. „Ich versteh' Sie nicht recht. Frau, was hat denn der Lorenz mit Ihnen zu tun?' „Das glaub' ich, daß Sie mich nicht verstehen, Förster, und was der Lorenz dabei

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Page 14 of 20
Date: 23.09.1905
Physical description: 20
den Schritt uicht aus Vergnügen; ich befand mich in argen Verlegenhei ten. Die vielen Reparaturen an Scheunen und Stalluugen, rückstän dige Löhne, Privatschulden — ich stecke bis über deu Hals iu Sorgen.' „Regen Sie sich uicht auf, Herr Mann,' bestätigte Lorenz. „Hören Sie meinen Vorschlag an. Ich verlange das Geld nicht sofort. Sie wissen, Sie sind in dem Testamente Ihres Onkels mit einem Legat von dreißigtansend Mark bedacht.' Das war tatsächlich der Fall. Gleich nach dem Beerdigungs tage

war durch den Rechtsanwalt Snsemihl, der Testamentsvoll strecker war, im Beisein des Kriminalkommissars Pein die Testa- mentserössuuug vorgenommen worden. Auch ihm hatte der Onkel eine Kleinigkeit zukommen lassen. „Unter den Dienstboten sind mir diejenigen bedacht worden,' fuhr Lorenz fort, „die zur Zeit des Erblassers miudestens drei Jahre in dessen Dienst gestanden. Ich bin also durch den uu- zeitigen Tod des Herr» Willmers arg geschädigt. Sind es auch uur dreitausend Mark, die den Dreijährigen ausgesetzt worden

gelange» lassen; so wäre ich trotz all meiner Nachgiebigkeit ein ruinierter Mann. Mein Wort muß Ihnen genügen, Lorenz. Und mein Wort will ich Ihnen ver pfänden, daß, sobald mir mein Erbteil ausgezahlt ist, ich Ihnen achttausend Mark übergebe.' Sie einigten sich nach einigem Hin- und Herreden. Lorenz würde sich in Jahresfrist wieder einstellen. Erbschaftsangelegen heiten Pflegen sich nicht besonders schnell abzuwickeln. „Ich werde schon Kenntnis von dem Termin erhalten,' schal tete

Morgen fuhr Lorenz Stilberger im heitersten Herbstsonnenschein dahin. — Georg begleitete ihn bis zur Bahn. Dort nahmen sie herzlich voneinander Abschied. Mit schwerem Gemüt kehrte Georg nach Palchin zurück. Wird er ihn los sein mit den achttausend Mark? Wird er nicht wieder und immer wieder kommen und fordern? — Was hatte ihm nun diese verfluchte Nacht vom 19. auf den 20. Oktober eingebracht? Eiu ganzes Leben voller Angst und Schrecken. Ja, Georg Mann war sehr verändert vor vierzehn Tagen

„sein' Zug war — was hing für ihn alles da von ab. Leben nnd Tod. Ward Lorenz verwundet uud mau faud die geraubten Gegenstände bei ihm — nicht anszndenken. Lorenz würde ihn als den Dieb angeben. Ward aber der Diener getötet. Georg ergriff ein Schwindel. „Mensch, Mann, wie Sie zittern!' riefen teilnehmend die Frennde nnd bemühten sich nm den offenbar Leidenden. Doch Fran Rosi erklärte ihres Mannes Schwäche niit wenigen Worten. Ein Freund ihres Mannes, der vor einigen Tagen noch bei ihueu auf Besuch

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Page 20 of 24
Date: 05.06.1897
Physical description: 24
nicht nur im Klub, sondern in der ganzen Stadt viel von sich reden, und sie war in der That der Rede wert, obwohl für den Beteiligten selbst nicht eben mit vielen Annehmlichkeiten verknüpft. Um dem Leser die Umstände vollständig klar und begreiflich er scheinen zu lassen, muß ich vorausschicken, daß Lorenz v, Sturmhose einer der stolzesten und empfindsamsten Männer unter der Sonne — wenigstens unter derjenigen seiner engeren Heimat — war. Seine Vorfahren nahmen stets bevorzugte Stellungen

im Staat und in der Gesellschaft ein, und seine Mutter Eglantine — damit ist für den einigermaßen Eingeweihten alles ge sagt — war eine Geborene v. Nickelpilz-Knie- rntsch. Lorenz v. Sturmhose war etwa fünf undzwanzig Jahre alt. Seine Geburt machte ihn zum Gentleman und seine Erziehung zum Millionär; außerdem war auch noch der Zu fall bei seiner Menschwerduug beteiligt, und dieser machte ihn zu einem sogenannten »gu ten Kerl.' Ich bin der Ueberzeugung, daß Fortuna in ihrer fröhlichsten Laune

war, als sie ihre begehrenswerten Gaben in solcher Fülle über Lorenz v. Sturmhose ausschüttete, der, vor dem Eintritt jener Katastrophe der „Stern' unseres Klubs war, und demselben vielleicht auch später einmal wieder „aufgehen' wird. Ungefähr ein Jahr mag es her sein, als sich im „Allerheiligsten' des Klubs ein „ge- züngeltes' Rauschen vernehmbar machte, wenn das Wort „Rauschen' nicht schon zu energisch für ein Etwas ist, das gewissermaßen nur als ein zarter Hauch die Atmosphäre des Billardzimmers zu durchdringen schien

. - — Dieses Etwas gewann nach und nach greif- oder besser hörbare Professor Linde, «ntd-ck-r dir Flüssigmachung der Lost. <Mit Text.) ziehen, so wurde es — „ohne Mechanismus und doppelten Boden' — plötzlich Mode, Lorenz v. Sturmhose für einen Mann anzusehen, der von einer großen Sorge gequält sei. Welcher Gattung diese Sorge angehöre, welchem Umstände die selbe ihre Entstehung verdanke, warum er sie sich nicht so schnell als irgend möglich wieder abwälze und vom Halse schaffe: die Beant wortung

dieser und aller ins gleiche Fach schla genden Fragen war natürlich eine durchaus problematische. Es befand sich niemand im ganzen Klub, dessen Einbildung eine so starke Flugkraft be sessen hätte, um sich etwa zu dem Gedanken aufzuschwingen, Lorenz v. Sturmhose könne sich in Geldverlegenheit befinden. Also war er verliebt?! Das erschien beinah ebenso un wahrscheinlich. Ja, diese Annahme schloß so gar eine Art von Beleidigung gegen die gute Gesellschaft von B. in sich. Wie hätte ei» Mann von den Qualitäten Lorenz v. Sturm

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Page 4 of 6
Date: 22.11.1941
Physical description: 6
veranstaltete für feine städtischen Ortsgruppen Lienz-Süd und Lienz-Nord einen Verfammlungsabend im „ Glöcklturm'. Ortsgruppenleiter Bergmeister eröff nete die Verfammlung und begrüßte den Kreisverbandsleiter des VDA. Hierauf sprach Pg. Lorenz aus Paraguay über deutschvölkische Schutzarbeit. Pg. Lorenz lebt seit Jahrzehnten in Übersee und kennt die dortigen Verhältnisse aus eigenem Er leben sehr genau. Mit einer starken maleri schen Sprache führt er seine Zuhörer in das Land des La Plata, nach Paraguay

. Treff lich weiß er die Verhältnisse dieses erst im Jahre 1514 durch die Portugiesen entdeckten Landes zu schildern. Seine Vergleiche mit den europäisch-deutschen Verhältnissen las sen so recht den gewaltigen Unterschied mit dieser neuen Welt erkennen. Aus zahlreichen Einzelerlebnissen und Einzelschicksalen ver mag Pg. Lorenz ein Bild der uns fremden Verhältnisse zu formen. Die teilweise mit viel Humor gemachten Ausführungen über die paraguayischen Lebensbedingungen lie ßen immer wieder erkennen

, wie sich der deutsche Mensch unter den allerschwersten Umständen immer wieder zu behaupten weiß. Pg. Lorenz führte uns in seinem Vor trag durch die deutsche Kolonie, durch die unvorstellbare Weite des Landes, durch Haus und Hof der Farmer, kurzum, er ließ uns die neue Welt über dem Atlantik erle ben. Durch die zahlreichen eingestreuten Epi soden bekam der Vortrag eine sprühende Lebendigkeit und man hätte den interessanten Ausführungen noch länger zuhören können. Der Redner wird seinen Vortrag im Saale der „Rose

' in Lienz wiederholen. Au ßerdem spricht Pg. Lorenz in Tristach, St. Johann i. W., Ainet und Dölsach. Man möchte nur wünschen, daß dieser Vortrag von jedermann gehört würde. Der VDA.- Gedanke würde dann noch populärer und verständlicher werden. — br öasteltverkzeuge für die front Die günstigen Erfahrungen, die mit der Freizeit gestaltung durch Bastelarbeiten unserer Soldaten im hohen Norden während deö vergangenen Win ters gemacht wurden, geben Anlaß, unseren Sol daten' des Feldheeres im Osten

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Page 18 of 24
Date: 08.11.1902
Physical description: 24
und Treiben geschaffen. 7. Sie muß sterben. Johann Lorenz, Bureaudiener in der N.'schen Bank, war das Faktotum des Herrn Philipp Wolfram. Obgleich von der Natur nicht mit äußeren Vorzügen ausgestattet, besaß er doch eine gute Dosis Schlauheit und Intelligenz, zwei Eigenschaften, die ihm in seinem Beruf sehr zu statten kamen. Er erfreute sich der beson deren Gunst des Hauptkassierers, der ihn zu allerlei Dienstleistungen verwandte und sich seiner oft als Botenträger bediente, wenn es sich um galante

geschäftlich oder pri vatim zu sprechen wünschten. An dem Tag, an dem in der N.'schen Bank der Brand aus brach, erschien gegen Abend eine verschleierte Dame, die Herrn Wolfram zu sprechen verlangte.' Aus Lorenz' Ersuchen nannte sie ihren Namen: Frau Marti- uelli; sie habe ein dringendes Anliegen, fügte sie hinzu. Der Bursche zuckte die Achseln: „Bedaure, Herr Wolsram hat befohlen, ihn unter keinen Umständen zu stören.' „Aber ich muß ihn sprechen,' beharrte Josepha. „Geht nicht,' lautete die lakonische

Antwort. Die junge Frau sah unschlüssig vor sich hin. „Wissen Sie was,' meinte Lorenz, „warten Sie unten im Haus flur, bis er fortgeht; dann können Sie ja mit ihm reden.' „Nein,' lehnte sie ab, „da ist zu viel Verkehr; ich möchte ihn allein sprechen. Wenn Sie wollten, könnten Sie mir auch gewiß helfen,' fügte sie bittend hinzu, indem sie ihm ein Geldstück in die Hand drückte. Das wirkte Wunder. Lorenz kratzte sich am Kopf und über legte. „Hm,' sagte er nach einer Weile, „hereinlassen darf

Verschlag hinter der Treppe, wo Sie niemand bemerken kann. Sobald er mich ruft, hole ich Sie, und Sie schlüpfen hinter mir ins Zimmer. Das sieht dann aus, als hätt' ich nichts davon gewußt, und ich werd' nicht ge schimpft. Sind Sie erst mal drin, muß er wohl mit Ihnen reden.' Dieser Vorschlag leuchtete Josepha ein, und sie ließ sich von Lorenz in das Versteck führen. Es war ein schmaler Raum, eine Art Rumpelkammer für zerbrochene oder außer Benutzung geratene Gegenstände, defekte Stühle, dreibeinige

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Page 13 of 20
Date: 23.09.1905
Physical description: 20
. Georg Mann erkannte bereits aus der Heimfahrt, daß er sich, seiner Frau gegenüber, mit diesem Gast gerade keine Uuehre einlege. „Wie lange dars ich das Bergungen haben, Sie bei mir zu sehen?' srmite Georg sehr höflich, wenn auch in etwas stark reserviertem Ton. „L, bitte,' entgegnete Lorenz ebenso höflich, „das Vergnügen wäre ja ganz aus meiner Seite. Ich will aber Ihrer werten Frau Gemahlin uicht über Gebühr lange zur Last fallen. Ich denke, wir ordnen noch heute abend unsere Geldangelegenheiten

er sich. „Sie sind ein alter Bekannter ^ von mir und gucken nur so beiläufig ein.' ! <?i»wcih»nq der iieuc» Ttraßc über den siiroßc» Zankt Bernhard. Pl>ot. I. Brocherel, Aosw. «Mit Text.) Lorenz verstand. Es ward auch zwischen ihnen des peinlichen Punktes nicht eher Erwähnung getan, als bis sie nach zehn, als Fran Rost sich zurückgezogen, noch auf des Hausherrn Zimmer ein Weilchen zusammen waren. Da saß nuu der Gutsherr mit dem Diener seines Onkels. Sie hatten eine Flasche Wein vor sich stehen und ein Kistchen Zigarren

demselben zehn Scheine, die er vor Lorenz ans dem Tisch ausbreitete. Lorenz betrachtete die Scheine prüfend. „Sind das dieselben, die noch vor wenigen Wochen im Geldschrank Ihres Onkels lagen?' fragte er vorsichtig. „Allerdings,' versetzte Georg Mann unbehaglich. „Die Nummern sind vermerkt,' erklärte Lorenz ruhig. „Die Scheine momentan also wertlos. Wenn auch in unserer schnell- lebenden Zeit die Sache bald der Vergessen heit anheim fallen dürfte, so ist Borsicht immer gebo ten.' Er sal- tete die Schei

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Page 23 of 27
Date: 12.06.1897
Physical description: 27
oem gegenwärtige« «nd zukünftige« häuslichen Leben der Miß Olympia Zadriski vor, bi» ihn das Aufziehen des Borhanges aus seinen stillen Betrachtungen riß. Dies ereignete sich an einem Freitage, und von diesem Tage an wurde eS bei Lorenz v. Sturmhose zum Gesetz, allabendlich wenig stens auf eine halbe Stunde, während der Produktionen Olympias, jenes Theater zn besuchen. Es war eine Art von Instinkt, welcher ihn stets zu derselben Zeit an denselben Ort führte, denn er war rineS Morgens

selbst erstaunt, als er sich plötzlich klar bewußt wurde, daß er zwei volle Wochen hindurch keine einzige Vorstellung Miß Olympias versäumt habe. „Das geht so nicht mehr wei ter/ sagte Lo renz zu sich sel ber. „Olympia' — er nannte sie eben Olympia, als ob sie eine alte intime Be kanntschaft von ihm wäre — „Olympia' ist ein wunderba res Geschöpf, aber immerhin — das geht nicht — das muß an ders werden!' Trotzdem be fand sich Lorenz von Sturmhose am nächsten Tag pünktlich um halb zehn Uhr wieder auf sei nem

. Es hatte sich während der letzteren Zeit Lorenz v. Sturmhoses Ergötzen an Miß Olympias akrobatischen Heldenthaten ein ganz neues Element beigemischt — eine gewisse Besorgnis, die Künstlerin könne auf dem dünnen Drahtfeil ausgleiten, oder dieses könne reißen, und sie aus schwindelnder Höhe hinabstürzen. Hin und wieder sah er ihre Leiche im Geiste als eine glitzernde formlose Masse an den Theaterlamprn liegen — ja, es schien ihm bisweilen, als fordere das Mädchen durch ihre fast übermenschlichen Leistungen ein derartiges Schicksal

heraus. Es war ein hartes, schweres Los, zu dem nur die bitterste Not sie getrieben haben konnte. Wie, wenn sie ihrem beklagenswerten Da sein eines Abends dadurch ein Ende machte, daß sie diese kleine Hemd «ei t>« Wbett. »»« «. Spp Text.) im falschen Augenblick los ließ? Dieselbe sah von Lorenz v. Sturm hoses Loge aus wahrhaftig sehr klein und zart — fast durchsichtig aus! Dieser furchtbare Gedanke setzte sich in Sturmhoses Hirn fest, war nicht mehr zu verdrängen, und trieb ihn nun allabendlich

auch! Ein v. Sturmhose auf dem Grüßfuß mit einer umherziehenden Seiltänzerin! Nein, das war so wunderbar, wie nichts anderes auf der Welt. Von ihrem Künstler-Piedestal, von ihrer „hohen Stellung' — auf dem Drahtseil — herabgenom men, würde eine Berührung mit Olympia Zadriski jede aristokra tische Fiber Lorenz v. Sturmhoses haben erbeben machen. Nur ihre wunderbare Grazie, ihr Schwung, ihre wahrhaft feenhafte Leichtigkeit hatten ihn lv»mib?rt Das war natürlich eine aroße

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Page 25 of 30
Date: 16.09.1905
Physical description: 30
ge leert. Der starke Wein tat seine Wirkung, er faßte wieder Mut. „Lorenz,' sagte er, „ich kann es Ihnen nicht verdenken, daß Sie aus der Sache Vorteil ziehen wollen. Kommen Sie denn in Gottes Namen. Tas Geld liegt bereit. Ich war in großer Ver legenheit. Ich hatte meinen Lnkel gebeten, mir zehntausend Mark zn leihen; er schlug meiue Bitte rundweg ab. Da sah ich den Schlüssel anf der Fensterbank und nahm ihn. Ich war meiner Sinne nicht mächtig. Allein meinen Onkel getötet habe ich nicht.' „Ich glaube

es Ihnen, gnädiger Herr,' sprach Lorenz be ruhigend, fügte aber gleich darauf hinzu: „Allein im übrigen dürfte es Ihnen schwer werden, Ihre Unschuld zu beweisen. Wenn ich morgen hinginge nnd Sie anzeigte, kein Mensch würde Ihren Be teuerungen Glauben schenken.' „Nein, Lorenz, der Schein ist gegen mich,' flüsterte Georg mit heiserer Stimme. „Ich weiß das. Aber was hätten Sie von einer Anzeige?' „Nichts, Herr Mann, und darum will ich schweigen. Geld ist eine große Macht, nnd zehntausend Mark findet

man nicht so ohne weiteres auf der Straße. Also bitte Ihre Adresse.' Georg hatte so viel Besinnung, dem Diener nichts Schriftliches auszuhändigen. Schon feine Karte mit der Adresse darauf in Hän den dieses Mauues hätte ihu verraten können. Niemand dnrfte von seinem Verhältnis zn Lorenz ahnen. So nannte er ihm nur seiueu näheren Wohnort und besprach die Reiseroute mit ihm. Loreuz dankte uud verabschiedete sich iu großer Höflichkeit. Georg Mann aber leerte die Flasche, legte den Kopf auf den Arm, den er anf

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Page 8 of 8
Date: 22.06.1940
Physical description: 8
. Das NS-FliegerkorpS in Lienz steht Besuch des Führers der Standarte und Kameradschastsabevd Um den Neuaufbau der NSFK-Stan- darte Kärnten am Orte der einzelnen Stür me vorzunehmen, waren der Führer der Standarte, NSFK-Hauptsturmführer Rut hart und der Bearbeiter des Referates Segelslug und Technik, NSFK-Obertrupp- führer Friedrich Lorenz in der vergan genen Woche im Sturmbereich Lienz an wesend. Im Zuge einer Bereifung des gesamten Standartengebietes durch den Führer der Standarte, NSFK-Hauptsturmführer Jo sef

Ruthart, und dem Bearbeiter des Referates Segelstug und Technik, NSFK- Obertruppführer Friedrich Lorenz, wurde in dieser Woche der Sturm Lienz besucht. Der Sturm Lienz wurde neu aufgebaut, die Verbindung mit den Parteidienststellen aufgenommen und als neuer Führer des Sturnies der bisherige Sachbearbeiter Mo dellslug und Technik — unter Beibehaltung dieser Sachgebiete — Franz Ude eingesetzt. Das zum Schulen unbedingt notwendige Gelände wurde in dankenswerter Weise von Johann Walder und N. Mair

- führer Lorenz über den Segelfing, feine Entwicklung und Bedeutung für die Luft waffe. Der Vortrag wurde durch Licht bilder ergänzt. Hauptsturmführer Rut hart veranschaulichte die allgemeinen Auf gaben des NS-Fliegerborps und seine Bin dung mit der Partei einerseits und- der Luftwaffe anderseits. Zwei Fahre Landesbauernschaft Siidmart Von Oberlandwirtschaftsrat Dr. Ing. Alois Leitner, Hauptstabsleiter, I. Am 18. Juni 1938 hat Reichsbauern- führer Darre bei seiner Anwesenheit in Graz den damaligen

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Page 15 of 20
Date: 23.09.1905
Physical description: 20
festzustellen, wnrde bei dem Sucheu uach Pa pieren bei eiuem Herrn ein Portefeuille mit großem Inhalt ge funden. Aus den Papieren, die jener Mann bei sich führte, ent nahmen wir, daß er Lorenz Stilberger heiße, aus Altona gebürtig uud Diener bei dem kürzlich ermordeten Bankier Leopold Will mers gewesen. Der Brnder des Verunglückten, wohnhaft in Bres- lan, hat sich erboten, den Leichnam zu bestatten. Die Tasche mit Inhalt haben wir einstweilen mit Beschlag belegt. Die Polizei behörde zu Hamburg

wird das Weitere veranlassen.' Dieser unvorhergesehene Fall machte abermals alle bisherigen Recherchen zuschanden. Wenigstens erlitt die Verhaftung des Schlossers Komentzki da durch eine Verzögerung. Lembke war wütend. So nahe am Ziel, uud uun war seine ganze Mühe für die Katz gewesen. Der Diener Lorenz Stilberger! Den hatte man wohl zuerst beobachten, aber hernach als nicht in Betracht kommend fallen lassen. Und nnn doch! Was hatte er für einen Grund gehabt? Rache oder Habgier? War er nur der Dieb

, oder hatte er auch den Mord begangen? Tote schweigen. Lorenz Stilberger konnte nicht mehr angeben, wie er in den Besitz des Geldes gelangt. So war das Rätsel uoch nicht gelöst und würde auch scheinbar niemals werden. Man konnte Komentzki Wohl verhaften, wenn er aber beim Lengnen blieb, war das gesammelte Beweismaterial nicht gravierend genug, um das „Schuldig' über ihu auszusprechen. Dennoch war es geboten, eine gründliche Untersnchnng des etwas komplizierten Falles einzuleiten. So ward der Haftbefehl gegen den Schlofser

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