sein, seit Sie mit Ihrem Bruder zurückkamen?' fragte Brunnemann. „Das wird ungefähr stimmen,' antwortete Rudolf. „Genau genommen, bin ich allein ins Haus getreten, wir hatten uns nämlich unterwegs verloren und Eberhard, der ja unmittelbar hinter mir sein mußte, was ich allerdings im Dunkeln nicht genau kontrollieren konnte, ist gewiß, hier angekommen, gleich in das Jnsthaus zu Milkereit gegangen.' Der Gast fügte hinzu, daß der jüngere Bruder ihm einen vergessenen Gegenstand aus der Gärtnerei geholt
und so einige Minuten nach ihm sich auf den Rückweg begeben habe. „Wir wollen doch zum Kämmerer hinschicken und Eberhard bitten, so schnell wie möglich zu kommen,' beantragte die Haus frau, „das Essen wird kalt.' „Ich denke, wir fangen immerhin an,' entgegnete der Gatte. Die Hausfrau gab der Dienerin, nachdem diese die erste Runde mit dem Braten gemacht, den Auftrag, eins der anderen Dienst mädchen möge bei Milkereits nach dem jungen Herrn fragen. Tie sonst so flinke Hanne brauchte zu dem Gange ins Kämmererhaus
zu dürfen. Brunnemann begab sich mit dem Gast in sein Arbeitszimmer. Borher, als man sich nach guter, althergebrachter Sitte „gesegnete Mahlzeit' wünschte, jagte der alte Herr zu seiner Frau, auf Eber hards Platz zeigend: „Wie gut, daß wir nicht gewartet haben, da wäre uus die Zeit lang geworden! — Wo aber nur das Mädchen mit dem Bescheide bleibt!' — Die Auskunft kam erst, als Brunne mann und Rudolf das Zimmer verlassen hatten, und versetzte Mutter und Tochter in große Bestürzung. „Ich möchte
ist, so tief und innig lieben könnte.' Seine eigenen Worte ermutigten ihn wieder zu neuer Hoffnung. Brunnemann traf jedes derselben wie ein Dolchstich. Der Vater konnte Rudolf mit gutem Gewissen nicht in diesen Hoffnungen bestärken. Er schwieg verwirrt. „Ich kann es ja verstehn,' bemerkte der Gast, „daß ein so ernster und gediegener Charakter wie Ihre Tochter, sich vor euuir solchen Entscheidung erst prüfen will. Aber —- sei es auch, wie es sei — betrachten Sie mich in jedem Falle als Freund Ihres Hauses
Widerspruch stand, „denke dir, Eberhard ist, wie das Mädchen berichtet, nicht beim Kämmerer gewesen, es hat ihn auch niemand von allen Leuten im ganzen Hause gesehen, nachdem er mit Ihnen, Herr Berge dorf,' setzte sie, sich an Rudolf wendend, hinzu, „zurückgekehrt sein sollte, wie wir alle annahmen.' Der Gast erschrak. Er hätte sich Wohl ein wenig mehr um Eberhard kümmern können, als beide unterwegs waren. Aber was konnte dem kräftigen, jungen Manne passieren, der Steg und Weg so genau kannte