besser, als ich es verdiene; ich will Ihnen, lieber Freund, Eins vertrauen: ich bin eine ziemlich ordentliche Frau, und möchte in mein äußeres wie in mein inneres Leben keine Unordnung oder Verwirrung hineinkommen lassen, ein Extra-Aufräumen macht immer Sorgen und Last, auch bin ich Fatalistin; ich glaube, das kommt noch von meiner, allerdings sehr kurzen Bühnenlaufbahn her, fast alle Künstler sind es. es gehört zum Beruf, — also, ich zittere vor der Wahrheit des Spruches: Die Strafe folgt
, er fand mich des Nachforschens wert.' Leo Ebers sah sie fast liebevoll an. Er begehrte heiß nach weiteren vertraulichen Mitteilungen. Menschenschicksale interes sierten ihn unendlich. Diese Frau war anders, als alle die, welche er bis jetzt gekannt, anders als jene, die er seit Jahren mit In brunst liebte, deren weiche, frauenhafte Hingebung ihn gerührt, die in ihrer Lebensstellung unverstanden war. Da hatte er nicht nötig gehabt, behutsam zu horchen und zu forschen, lieblos entschleiert stand
; das recht stauenhafte Begehren, zu helfen, in Liebesnot zu raten, sei es zum Binden oder Lösen, hilfreiche Hand zu bieten, versetzte Frau Feodore in Erregung. „Sehen Sie, gnädige Frau, da kommt jemand, der mir nicht das Zusammensein und die Aussprache mit Ihnen gönnt —' Feodore sah erschreckt umher, dann folgte sie Ebers' empor gehobener Hand. „Dort oben erscheint der blasse Mond zwischen den Wipfeln der Tannen, er hat meine Seufzer oft gehört und will auch jetzt sein Teil daran haben.' „Seit wie lange
ist er Ihr Vertrauter? Die Kinderkrankheiten in Secunda und Prima nehme ich natürlich aus, ich spreche nur von dem großen Herzeleid, das Ihr Wesen verdüstert und Ihre Lebensfreude geraubt hat?' „Sechs Jahre sind's, Frau Professor. Der lieb^ Knabe, der mich damals ins Haus führte, war sechs Jahre alt, als der Vater ihn mir übergab. Auf eine Zeitungsannonce hatte ich mich gemel det, unter vielen hatte er mich herausgesucht, mein Studium ließ mir freie Stunden, das Honorar setzte mich in den Stand, einen Teil
, daß diese süße, holde Frau unbeschreiblich unglückliche war, daß sie an einen Gatten sich gebunden fühlte, dessen Ehrenhaftigkeit zwar ohne Zweifel, der sie aber nicht begriff, ihre Neigungen nicht als berechtigte erkannte und ihr Gefühlsleben lächerlich machte, sie mit Geschenken überhäufte, die keinen Wert für sie haben konn ten, sie aber an allem Mangel leiden ließ, was ein edles Frauen herz fordern kann.' „Also eine sogenannte unverstandene Frau, wie es in unserem Zeitalter so viel Tausende geben