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Lienzer Zeitung
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Page 19 of 24
Date: 03.03.1900
Physical description: 24
Frau, ich erwarte Sie an der Post.' Frau Feodore Winrich erwiderte herzlich den Gruß des sich Verabschiedenden, dann trat sie an den Tisch der benachbarten Damen, sprach mit jeder freundliche Worte, verabredete für den nächsten Regentag sogar eine Kartenpartie und stieg dann zu ihren Zimmern hinauf, die in der ersten Etage der nächstgelegenen ele ganten Villa sich befanden. „Sie trägt sich wie eine Königin,' sagte die hellblonde, ältere junge Dame, die der schönen Frau nachsah, dabei gar

nicht auf fallend nnd ganz den Jahren angemessen, man findet das selten bei den Damen, die dem Theater angehörten. — Uebrigens der juuge Doktor schien Feuer gefangen zu haben. Ich habe ihn noch nie so angeregt plaudern gehört. Sehen Sie nur, jetzt geht er in den Blumenladen, aha, das Bombardement beginnt.' Die lieblos Urteilenden irrten sich, denn als Leo Ebers nach einer guten halben Stunde auf dem Plateau vor der kleinen, weiß gemauerten Kirche stand und Frau Feodore Winrich mit der kleinen Lisa

sich ihm näherte, überreichte das pünktliche Kind dem Doktor die abgeschriebenen englischen Verse samt der Uebersetznng und erhielt als, Gegengabe ein Sträußchen der prachtvollsten rosa Moosrosen, das sie, nach einem fragenden Blick auf die Mutter, lebhaft dankend annahm und entzückt betrachtete. „Mütterchen, sieh nur, ganz solche Röschen, wie Tante Lenchen sie mir in Karlsbad immer gebracht.' „Ja, ja, mein Kind, geh nur, geh,' wehrte die Frau ab, hasti ger, als es sonst ihre Gewohnheit dem Kinde gegenüber

war; es schien fast, als wolle sie dasselbe verhindern, weiter zn erzählen. Dann schritten die Drei den steilen Berg hinan, bei dessen mühsamer Besteigung kein eingehendes Gespräch zu stände kam. Lisa pflückte Beeren und Blumen, die sie triumphierend der Mutter brachte; kurz vor dem Gipfel der Höhe trafen sie.die Berliner, Herrn und Frau Malten nebst Hertha. Die Kinder freuten sich mit einander, und dies gab Grund genug zu einem kleinen Verweilen, bei dem die Damen sich bekannt machten. Auch Doktor Ebers

stellte sich dem Ehepaar vor, bald waren in weltmännischer Art gemeinsame Beziehungen gefunden, und verräterisch zuckte es im Gesicht des jungen Mannes, als die leb haste Frau Malten ihu plötzlich fragte: „Haben wir uns nicht schon einmal bei dem Fabrikbesitzer Rungersdorf gesehen? Frau Wanda ist eine gute Bekannte von mir; schrecklich, daß die arme Frau das Unglück mit dem Sohne gehabt, das wird sie auch nie verwinden; auch er leidet furchtbar darunter. Ich habe sie lange nicht gesprochen, weiß kaum

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Lienzer Zeitung
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Page 5 of 16
Date: 17.06.1939
Physical description: 16
seine Frau an das Kran kenbett einer gelähmten Tante eilen. Das Befinden war besorgniserregend. Frau Krause erglühte zu beifviellofer Hilfsbereit schaft. Sie verharrte Tag und Nacht am Krankenbett der Tante. Auch das war für Kraule ein Grund zum Trinken. Krause trug in sich die feste Überzeugung, daß die Tante sehr stark begossen werden mußte. Niemand darf behaupten, das sei ge mein. Es war schon deshalb nicht gemein, meit Krause auf nichts anderes als a^f die lküMn TMS tiank. 8S Zahre alt — nie

eine FW gesehen Jas Wer eines schrullenhaften Vaters — Eine Wette, aus die Kanada hereinfiel Paris, 13. Juni. Als vor kurzem in Paris ein gewisser Frederic Galt beerdigt wurde, trug man einen Mann zu Grabe, der bis zu seinem 33. Lebensjahr nicht ein einziges weibliches Wesen zu sehen bekommen hatte. Die Witwe, die tief verschleiert dem Trauerzug folgte, war die erste Frau, die Frederic Galt im Alter von 33 Jahren vor Augen gekommen war. Als sie sich zum erstenmal sahen, woll ten sie nicht mehr voneinander

lassen. Daß diese Liebe auf den ersten Blick die richtige gewesen war, hat die langjährige glückliche Ehe bewiesen, die das Ehepaar Salt geführt hat. Durch den Tod der Frau zum Sonderling geworden Warum Frederic Galt bis zu seinem 33. Lebensjahre keine Frau zu sehen bekam, ist eine sonderbare Geschichte, die mit seinem Vater, dem Sonderling Donald Galt, zusam menhing. Donald Galt stammte aus einer reichen 'schottischen Familie. Als er sich im Jahre 1868 anläßlich eines Besuches in Paris

in eine hübsche kleine Midinette na mens Olympe verliebte und sie heiraten wollte, geriet ganz Schottland in Entsetzen. Trotzdem der Vater mit Enterbung drohte, setzte Donald seinen Willen durch. Der junge Schotte und die kleine Verkäuferin wurden in Paris getraut. Aber der Ehe war kein Glück beschieden. Als 1869 ein Sohn — Fre deric Galt — geboren wurde, starb die Mutter im Wochenbett. Der Tod der gelieb ten Frau machte aus Donald Galt einen Sonderling. Daß Frauen Unglück brachten, wurde seine fixe Idee

war, wurde keine Frau geduldet. Alle Hausarbeiten wurden von Männern gemacht. Als der junge Fre deric ins schulpflichtige Alter kam, wurde er nur von Hauslehrern unterrichtet. Als Ge spielen hatte er nur Jungen, die von seinem Vater sorgfältig ausgesucht worden waren. In den Büchern, die er las, durfte nichts von Frauen vorkommen. Als Frederic älter wurde, führte sein Vater die verrückte Er ziehungsmethode noch weiter durch. Daß es ein Verbrechen war. den jungen Menschen zum Leben eines Einsiedlers

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Page 30 of 32
Date: 12.02.1910
Physical description: 32
in ungezwungener Haltung näher, ohne scheinbar die Dame zu erkennen, die neben Frau von Bellard saß. Plötzlich zuckte er zusammen und geriet sichtlich in große Ver legenheit. Ob diese Überraschung nicht erkünstelt war? Seit Wochen schon war der Weg nach Cormeilles sein täglicher Spazier gang gewesen, rurd er Pflegte regelmäßig bis zu einer gewissen Stelle, von wo man die Fassade des Guerberfchen Hauses über blicken konnte, zu gehen. Bisher waren die Jalousien dort be ständig geschlossen gewesen, seit

dem vorigen Tage war dies nicht mehr der Fall. Graf Czinsky mußte dies bemerkt und daraus einen Schluß gezogen haben, der für seinen Scharfsinn nahe lag. Als Mann von Welt hatte der Graf die Herrschaft über sich bald wieder gefunden. Nachdem er Frau von Bellard begrüßt, näherte er sich Adele und fragte sie in konventionellem Tone nach ihrem Befinden. „Ihr Besuch betrübt mich eigentlich, mein lieber Graf,' sagte Frau von Bellard mit der liebenswürdigsten Miene von der Welt, „denn ich muß befürchten

, daß es Ihr letzter ist. Sind Sie ge kommen, mir Adieu zu sagen?' „Leider ja, gnädige Frau!' antwortete er. „Der Brief, den ich erwartete, ist zwar noch nicht eingetroffen, aber in drei Tagen verlasse ich Paris.' Auf die Einladung Frau von Bellards nahm Graf Czinsky Platz, er sank dabei in den Lehnstuhl nieder, als hätte er sich kaum noch aufrecht erhalten können. „Sind Sie nicht wohl, Herr Graf?' fragte die Hausfrau. „In der Tat, nein, mir ist nicht wohl. Ich mußte unterwegs schon mehrere Male mit einer Schwäche

kämpfen.' „Sie haben zuviel Gemütsbewegung,' sagte Gaston trocken. „Vielleicht haben Sie recht,' antwortete Bodo, die Ironie des anderen unbeachtet lassend, mit einem leichten Seufzer. Er wandte sich zu Frau von Bellard. „Es ist lächerlich, ich bin sonst so kräftig, aber jede seelische Erschütterung wirft mich um.' „Lassen Sie sich einen Kognak geben,' sagte Gaston in der vorigen Weise. „Ich würde ihn dankend akzeptieren,' antwortete Bodo. Frau von Bellard klingelte und ließ ihm das Gewünschtebringen

. Der Graf entschuldigte sich vielmals, daß er so viel Umstände verursache. Er fühle sich nun wieder ganz kräftig, und man möge keine Rücksicht weiter auf ihn nehmen. „Erregt es in Ihnen kein Bedauern, Paris zu verlassen?' fragte Frau vou Bellard. „Ich werde nur bedauern, nicht mehr in Ihrem Hause verkehreu können, und niemals den wohlwollenden Empfang vergessen, der mir hier zuteil geworden ist. Paris ist groß, man fühlt sich hier nur als Atom. Wien sagt mir besser zu, ich atme dort freier; man tnt

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Page 6 of 16
Date: 13.05.1939
Physical description: 16
Begriffe zu bilden und auszudrücken. Der gleiche Vorgang spielte sich auch im Grunde genommen bei den Chinesen ab. Man schuf anfangs eine Bilderschrift, in der der Mann anders dargestellt wurde als die Frau. Auch hatte man für eine junge Frau oder für einen unverheirateten Sohn ein anderes Symbol. Zog man nun aber zum Beispiel die Zeichen für Frau und jung zusammen, dann ergab sich für den Chinesen der Begriff schön. Die Symbole wurden immer mehr ver einfacht und hatten bald die ursprüngliche Bildform

Kameraden verloren. Eines Morgens wurde ich zu Kaufmann Kledding gerufen. Er war auf einer Ge schäftsreise gewesen, auf die er seine Frau mitgenommen hatte. Als sie zurückkamen, fanden sie die Spuren ungebetener Gäste, die Silbersachen und Schmuckgegenstände entwendet hatten. Aus einem Wandschrank, den man vollständig zertrümmert hatte, war ein Bündel Banknoten gestohlen worden. Ich stand lange vor diesem Bild der Ver wüstung und suchte nach Spuren. In dem Kalkschütt auf dem Boden entdeckte

hatte ihn zum Wechseln gebracht. Die ihn aber in Zahlung gegeben h. tte, war die Frau meines Freundes Lo der. Da ich keinen Weg unversucht lassen wollte, ging ich zu Loders. Ich traf Alberts Frau allein, er selbst war im Lager beschäf tigt. So konnte ich ungezwungen ein pri vates Gespräch anfangen und dabei erfah ren, was ich wissen wollte. Sie hatte den Geldschein von ihrem Mann erhalten. Albert fand ich mit seinem Prokuristen im Hof. „Potz Blitz, der Kriminalrat!' empfing er mich gutgelaunt

als sonst. Ich kann ihn dir nicht erklären — es war auch nur ein Huschen, ein — wie soll ich sagen — Aufblitzen . . . dann hatte er sein Lachen wieder! „Na, und was willst du von mir?' fragte er seelenruhig. „Du sollst mir helfen! Deine Frau hat da einen Fünfzigmarkschein ausgegeben, den sie von dir erhalten hat Wo ist dies Geld her?' „Na, wo soll ein Geschäftsmann sein Geld kierhaben? Von seinen Kunden natürlich! Aber von welchem — das kann ich dir nicht sagen. Das weiß ich beim besten Willen nicht!' „Hast du ihn der Kasse entnommen

in die Welt gesetzt ist, hast du ver loren . . .' ,.Es gilt!' sagte Möhlen entschlossen. » Der nächste Tag war ein Dienstag. An diesem Tage pflegte die Barbara auf einen Kaffeeplausch zu Frau Wimmer zu gehen. Meister Möhlen machte sich am Fenster sei ner Werkstatt zu schaffen und wartete ge spannt auf ihr Weggehen, Jetzt würde es sich zeigen, ob die Wirkung seines Mittels stark genug war. Florians Erwartung, daß am nächsten Nachmittag Frau Wimmer erscheinen würde, bestätigte sich. Frau Wimmer klingelte

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Page 5 of 18
Date: 17.12.1938
Physical description: 18
mit düsteren Ahnungen kommenden Un heils erfüllten. Frau Therese Schluppke trug, wenn sie ihm den Kaffee brachte, nicht mehr die große Schürze und abge latschten Filzpantoffeln, und errötete, wenn Timmerbeil erstaunt ihr hübsches Hauskleid musterte. Bisweilen schien es. als erwarte sie eine anerkennende Ände rung ihres Mieters über diese vorteil hafte Veränderung. Seufzend verließ sie das Zimmer, denn Timmerbeil blieb stumm. Wiederholt hatte er bemerkt, daß sie neuerdings ein Parfüm zu benutzen schien

. Und Herr Timmerbeil wurde das unbehagliche Gefühl nicht mehr los. daß ihr Blick versonnen und wohlgefällig aus ihm ruhe. Als sie sich gar ein Bänd chen Gedichte von ihm ausbat. schwand Timmerbeils letzter Zweifel. Es gab für diese Dinge nur eine Erklärung: Frau Schluppke sah In ihm mehr als den soli den. angenehmen, pünktlich zahlenden Mieterl Nicht ohne eine leise Anwandlung männlicher Eitelkeit stellte er v?r dem Spiegel fest, daß seine Erscheinung die spät erwachte Neignng der ehrsamen Witwe

durchaus verständlich erscheinen ließ. Aber er dachte nicht daran. den fest gefügten Kreis seiner Gewohnheiten durchbrechen zu lassen, denn, was er snr Frau Schluvpke empfand, war Hochach tung vor ihrer Rechtschaffenheit nnd Tücbtiakeit. aber keine Liebe. Herr Tim merbeil war viel zu gutmütig, um nicht alsbald einzusehen, daß er Frau Sckluppke keinesfalls durch eiue Takt losigkeit kränken dürfte. Vorerst aber sah er noch keine Möglichkeit, peinlichen Zwischenfällen vorzubeugen. Einige Tage hindurch

schützte er Un wohlsein vor und begab sich früh zur Ruhe. Das aber erschien ihm als feige Flucht. Zudem raubte ihm seine Lüge die Nachtruhe. un>d Frau Schluppkes teilneh mende Fragen und besorgte Ratschläge brachten ihn die größte Verlegenheit. Im mer klarer erkannte er. daß es nur eine Rettung gab: baldige Kündigung. Tim merbeil nahm sich vor. seine Wirtin bei -nächster Gelegenheit v'.r seinem Entschluß in Kenntnis zu setzen, aber das erwies sich als nicht ohne weiteres durchführbar. Ja. wenn Frau

Schluppke sich ein einzi ges Mal des selbstherrlichen, scharfen Tones bedient hätte, mit dem sie ihn in der ersten Zeit einzuschüchtern versucht hatte! Angesichts ihrer unveränderlichen Freundlichkeit aber brachte er nicht den Mut zu einer rohen Kündigung auf. Wiederholt hatte er einen Anlauf ge nommen. aber wenn er dann in Frau Schluppkes mild verklärtes Antlitz blickte, brachte er es nicht übers Herz und verschob die Ausführung seines Ent schlusses aus einen günstigeren Zeitpunkt. Nein, er vermochte

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Page 25 of 30
Date: 22.04.1911
Physical description: 30
, und ein Ah und Oh entfuhr den Lippen der aufrichtigen Bewunderer. Toni aber dachte nur an ihren Schatz. Für ihn hatte sie sich geschmückt, ihm galt ihr Lächeln, ihm die glücklichen Augen. Es war ja alles sein, sein. Dann fuhr die Flemshageuer Equipage vor und entführte das liebliche Mädchen und ihren Bruder, den Leutnant Benno, den Blicken der Zurückbleibenden. Frau Augustas stattlicher Körper hatte sich noch höher auf gerichtet, so schwellte der Stolz ihre Brust. Toni blieb ihrem stände erhalten. Und für Benno

nach all der Aufregung eine fast unheimliche Stille nach der Abfahrt ein. Die Dienstboten hatten sich in die Sonterrainräumlichkeiten zurückgezogen, die Jungfer war mit dem Aufräumen der durch das AnÜeiden in Unordnung geratenen Zimmer beschäftigt, die beiden jüngeren Kinder unternahmen einen Spaziergang mit dem Hauslehrer, Herr von Knöterich machte einen Ritt über die Felder; so war Frau Augusta sich ganz allein überlassen. Noch zitterte die Freude und der Stolz, der bei dem Anblick ihrer herrlichen

und geputzten Kinder sie beherrscht, in ihr nach, aber doch lenkten sich ihre Gedanken allmählich anderen Dingen wieder zu. Und zwar naturgemäß dem seltsamen Rätsel, das noch seiner Lösung bedurfte. Es lagen jetzt drei Briefe von derselben Hand an Fräulein Emmeline von Hochstern gerichtet auf Frau Augustas Schreib tisch. Und jeden Abend, auch wohl ab und zu am Tage, nahm sie diese Briefe in die Hand, las die Adresse, besah den Poststempel und legte sie ebenso klug wieder hin, wie sie sie ausgenommen

. Jetzt eilte sie mit raschen Schritten in ihr Boudoir hinüber, setzte sich nachdenklich an den kleinen modernen Schreibtisch und nahm dieselbe Prozedur von neuem auf. Drei Briefe in derselben Handschrift — es war eine Männer hand, stellte Frau Augusta zum so und sovielten Male fest. Was konnte ein Mann der Kusine zu schreiben haben? War's ihr Rechtsbeistand? Dieser Gedanke, wenn er auch in Frau Augusta auftauchte, mußte sofort wieder verworfen werden. Der konnte nicht in Magdeburg wohnen. Allenfalls

an ihrem früheren Wohnort, aber nicht in Magdeburg. Eine Bekanntschaft? Eine Herrenbekanntschaft, die eine so intime Korrespondenz zur Folge hatte, war doch bei dem Alter Emmelinens ausgeschlossen. Sie zählte bereits ihre sechzig Jahre. Eine Männerhand war's, darin täuschte Frau Augusta sich nicht. Neugierde ist ein Peinigendes Gefühl. Sie wurde durch die Einsamkeit noch verstärkt. Drei Briefe! — Was schadete es, wenn einer verschwände? Nichts. Es wußte ja niemand davon. Man mußte sie doch nur der Polizei

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Page 18 of 20
Date: 16.04.1904
Physical description: 20
vor dem gestrengen Doktor Falk allenfalls noch verantworten kön nen. Dann aber ist's genug, dann heißt's ein neues Leben ansangen, neue Flcudcn und n?„e Aufgaben suchen — o du unvernünftiges, eitles Närrchen du!' Frau Wauda Busch machte in den nächsten Tagen und Wochen große Vorbereitungen. Znerst wurde eine große Liste aufgesetzt, auf welche die Namen aller derer kamen, die je im Busch'schen Hause eine Visite gemacht hatten. Dann wurden mit einigen der intimsten Freundinnen Beratungen abgehalten. Es handelte

, und zuletzt wurden die Einladungskarten in einer Druckerei bestellt und die Adressen geschrieben. Es war am dritten Abend vor dem großen Ballfest, das schon seit Wochen alles Interesse, alle Gedanken der Frau Rechtsanwalt in Anspruch nahm, als das Kinderfräulein mit ernstem, besorgtem Gesicht den Salon betrat. „Ich weiß nicht, gnädige Frau,' sagte sie, „was mit der kleinen Elsa ist. Sie schläft so unruhig und atmet so hastig. Mein Gott, wenn sie nur nicht krank wird!' Die junge Frau gähnte

,' meldete das geängstigte junge Mädchen, „die gnädige Frau sehen doch vielleicht einmal nach!' Der Rechtsanwalt ging sogleich m das Schlafzimmer hinüber, welches das Kinderfräulein mit den Kindern teilte. Seine Gattin folgte. Die kleine Elsa, ein blondlockiger Engel von fünf Jahren, warf sich unruhig auf seinem Lager hin und her. Der Atem kam stoßweise ans dem halbgeöffneten Mund. Die Stirn fühlte sich brennend heiß an. Der Rechtsanwalt schickte sogleich zum Arzt. Doktor Falk ließ das schlaftrunkene

Kind, das nun erwachte und weinte, aus dem Bettchen holen und untersuchte es. Auf der Brust zeigten sich kleine, rote Flecken. Es ist doch nichts Schlimmes, Herr Doktor?' fragte die junge Frau. „In drei Tagen haben wir unser Ballfest. Bis dahin wird Elschen doch wieder ganz wohl sein?' Der Hausarzt zeigte eine sehr ernste, sorgenvolle Miene. „Wenn das Kind in drei Wochen glücklich wiederhergestellt ist, dann können Sie Ihrem Schöpfer danken,' erklärte er ohne Um schweife. „Es ist Scharlach

. Und bringen Sie den kleinen Willi sofort in ein anderes Zimmer — in das entfernteste, das Sie haben!' Während der Bruder der Erkrankten, ein siebenjähriger Kuabe, mit seinem Bettchen umlogiert wurde, verschrieb der Arzt eine Medizin zum Eiuuehmen und eine Salbe zum Einreihen. „Mein Gott, mein Gott!' jammerte die junge Frau, „daß die Krankheit auch gerade jetzt kommen mußte!' „Ob sie jetzt oder ein anderesmal kommt, tut nichts zur Sache,' entgegnete der Rechtsanwalt bekümmert, „daß sie überhaupt kam

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Page 17 of 24
Date: 20.07.1901
Physical description: 24
Aus freudelosem Hause. Roman von Edward Stilgebauer. (Fortsetzung.) schüttelte die alte Frau den Kopf. „Wenn der Sommer kommt, Thildchen, dann werde ich draußen liegen bei Willy . . .' „Ach Mutter, Mutter,' schrie Thilda, „sprich nicht so, Mutter, sprich nicht so!' Sie hatte sich vor der Mntter aus die Kniee geworfen und barg weinend den Kopf in den Schoß der alten Frau. „Beruhige Dich, Thildchen,' sagte die Mutter, „es kommt alles so, wie es kommen muß und wie der liebe Gott im Himmel

hättest ...' Thilda antwortete nicht. Langsam ließen ihre Thränen nach. Sie betrachtete die alten welken Hände der Mntter, sie streichelte die Wangen der Greisin und drück te dann, nachdem sie aufgestanden, einen heißen Kuß aus die lieben Lip pe». „Fasse Hoff nung, sasse Mut, Mutter,' sagte sie dann, „ich habe Dich ja und Du hast mich; das ist doch viel, das ist doch genug, weuu wir uns gegensei tig haben.' Die alte Frau schien einzusehen, Saß alles weitere Reden doch keinen Zweck habe. Sie ließ

, ... o.e Stube. „Die Frau Postsekretär Fuchs und Fräulein Tochter wollen der Frau Rat ihre Aufwartung machen.' „Soll ich sie hier empsangen, Mütterchen?' fragte Thilda; „wenn es Dich zu sehr augreist, dauu kann sie Grete hinüber in das andere Zimmer führen!' „Laß sie nur herein, Thildchen,' antwortete die Mutter; „laß sie nur herein!' „Lassen Sie die Frau Sekretär und ihre Fräulein Tochter hier eintreten,' befahl Thilda dem Mädchen, das an der Thüre stehend die Antwort erwar tet

hatte und jetzt verschwand. „Ach, guten Tag, meine liebste, beste Frau Frank; ach, guten Tag, mein liebstes Fränlein Thilda!' Mit diesen Worten erschien jetzt Frau Fuchs, gefolgt von ihrer Tochter auf der Schwelle des Zimmers. „Bitte, nehmen Sie Platz, Frau Sekretär, nehmen Sie Platz, Fräulein Fuchs,' sagte Thilda, iudem sie den beiden Sessel anbot und sich bemühte, der etwas schwerfälligen Frau Fuchs bei dem Aufknöpfen ihres altmodischen Pelzkragens behilflich zu sein. Der Besuch hatte sich gesetzt. „Das ist schön

von Ihnen, Frau Sekretär,' sagte Frau Frank, „daß Sie sich auch Wieder einmal bei mir Oderceremonienmeister Graf sehen lanen. Es ist lange her, daß wir ^uuyady. nicht das Vergnügen gehabt haben.' «°» C. P« . k. H°,vh°t. W.en. „Die ganze Zeit, nicht wahr, Elise,' ' sprach Frau Fuchs, sich an ihre Tochter wendend, „die ganze Zeit haben wir schon vorgehabt, zu kommen. Aber mit den Mädchen ist ja im Winter doch so viel zn thun; das wissen Sie ja auch, Frau Frank; wenn man viere hat und noch keine unter der Haube

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Page 34 of 36
Date: 15.05.1915
Physical description: 36
Flesuttat unserer 47. Wreisaufgaöe. (Preisfrage für unsere Leserinnen.) Für die besten Antworten auf unsere Preisfrage (siehe ausführliche Ver öffentlichung auf Seite 2 und 3 dieser Rummer) wurden durch Auslosung folgende Preisresultate erzielt: t. preis: A. Ehrecke (Abonnentin der Weißenseer Ztg.) eine Elektri siermaschine, S. preis: Frl. Frida Arendt (General-Anzeiger Kgs.-Wusterhausen) ein Kistctien Kölnisches Wasser, 3. preis: Frau M. Hm;, Porträtmalerin (Ostdeutsche Tageszeitung

) eine Arunrininnl-KausHattrrngsi'ampe. Durch weitere Auslosung unter den besten Antworten ent fielen Preise aus: Frau Alma Lindau (Sprendlinger Anz.). Luise Reinhard (Seegeist). M. Kemnitzer (Schwarzenbacher Amtsbl.). Clara Wendt (Büsumer Nachr.). Fraii^ Fechter (Stockacher Anz.). Selma Kreisler (Komotauer Bote). Anni Speth (Südd. Friseur-Ztg.). Frau R. Hoerner (Alltägl. Rundschau, Zuffenhausen). Therese Zettler (Landsberger Tagbl.). Josephine Höller (Auerbacher Ztg.). Frau K. Fischer (Altmärker Tagbl.). Frl

. Fanni Neumann (Jll. Bayr. Schützen-Ztg.). Frau E. Hübner (Reichcnbacher Tagebl.). Franziska Schmidbauer (Generalanz. f. die Oberpfalz). Alse Dittrich (Grünaer Nachr.). Anna Ketzer (Friedberger' Gemeindebote). Biarie Gülke (Büsumer Nachr.). Anna Schwanieldter (Jll. Bayr. Rundschau). Lina Lehner (Schwab. Bolksblatt). Frau Th. Wunder (Gersthoser Amtsbl.). Mina Jaeobi (Stützerbacher Ztg.). Gertr. Lindemann (Benrather Tagebl.). Clara Bastian (Schwarzwälder, Villinger Tagblatt). Frau E. Rösch

(Friedrichshasener Tagebl.). Frau M. Schaer (Anzeiger Seehausen). Martha Tettenborn (Mittelstand). Ella Auernheimer (Nürnberger Stadtztg.). Therese Lechner (Friedberger Gemeindebote). Anna Wach (Tiroler Grenzbote). Frau E. Montag (Reichenbacher Tagebl.). G. Rößler (Lindauer Tagebl.). Frau M. Baden (Soltauer Nachr.). Karol Hine grausame Sache. Es ist nicht recht von Deutschland, daß es die Holzausfuhr nach England verboten hat. Was für gute Ge schäfte könnten wir jetzt dabei machen. Man bedenke nur, wie viel Holz

Schrettle (Jll. Bayr. Rundschau). Mar. Rüde (Bote vom Kappei berg). A. Hosstetter (Jnnztg.> Anna Menzinger (Fried berger Gemeindeb.). Frau Ther. Reißner (Gersthoser Amtsbl.). Mar. Amann (Schwandorser Zeitung). Mar. Bäck (Jllustr. Bayr. Rundschau), Frl. L. Groß (AugSbg. General-Anz.). Marie Baer (Pasinger Ztg.). Martha Prägler (Planitzer Ztg). El. Steig- leder (Bote v. Kappel berg). Helene Spädel (Neckarsul Ztg.). Adelh. Kommnick (Tapiauer An zeiger). Auguste Vielgraf (Deutsche Volkswacht). Frau

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Page 3 of 8
Date: 28.05.1941
Physical description: 8
im Kriege 1870/71 — es war einige Tage nach der Schlacht von Wörth — eine ältere Frau mit einem großen Packen auf dem Rücken und fragte den Posten, ob hier ihr Sohn wäre. „Er heißt wie ich', sagte die Frau und nannte ihren Namen. „Auf der Achselklappe hat er dieselbe Nummer wie Ihr, und wenn Ihr da drinnen in Eurem Lager ein Lazarett habt, dann wird er schon darinnen sein, denn es hieß in unserem Ort, er wäre verwundet worden, und damit er ordentlich liegt, bringe ich ihm hier sein Bett.' „Aber, Mutter

!' rief der Soldat. „Ihr bringt ihm sein Bett, Ihr habt ganz schmutzige Schuhe, wo in aller Welt seid Ihr denn daheim?' Die Frau freute sich, daß der Soldat, obgleich er Posten stand, gar nicht streng gegen sie war; sie meinte, es müßte ein naher Freund ihres Sohnes sein und sagte ''»> gleich alles, es war: „Ich bin doch eine Waschfrau, Hub sie an zu plaudern, „wie Ihr wohl schon wißt, da drinnen im West fälischen, und meine Tochter und ich, wir schlafen zusammen in einem Bett. Es ist sehr groß

, wie Ihr dem Packen ja anseht. Doch was haben wir zwei Frauensleute uns in einem weichen Bette zu aalen, wenn unser Peter im Lazarett auf Stroh liegt, oder liegen sie etwa nicht auf Stroh? Bei uns im Ort haben sie erzählt, in den Feldlazaretten lägen sie auf Stroh.' Als der Soldat noch staunte, kam sein Unter offizier daher, der das lange, wie ihm bedünkte, unziemliche Verhandeln von weitem beobachtet hatte. Er fragte kurz, was hier vorginge, aber als die Frau treuherzig berichtet hatte, verstummte er, wie zuvor

. Der wollte den Worten der Frau erst gar nicht glauben. Als sie ihm aber ins einzelne hinein den ganzen Weg beschrieb, den sie genommen hatte, und ihm die Ortschaften herzählte, deren Namen sie gut behalten hatte samt denen der wackeren Mensche», die sie bereitwillig beherbergt und beköstigt hatten, zweifelte er nicht mehr und begriff obendrein, daß er es mit einer jener rührend kindlichen Seelen zu tun hatte, die mit dem Schöpfer ihrer kleinen Welt auf Du und Du stehen und vor nichts zurück schrecken

, wenn sie es nur für recht und billig hal ten. Da ward der Offizier so zuvorkommend gegen die Waschsrau wie gegen die Gattin seines Kom mandeurs, ließ sie ruhen und sich stärken und er stattete unterdessen dem Major Bericht. Der kam und schaute und hörte sich die Frau an, ging kopf schüttelnd und ergriffen und sprach mit dem Oberst. Und es erschien ein Schreiber vom Regimentsstab mit Tressen um den Kragen, ein höflicher Mensch, der setzte sich einen Tisch zurecht und schrieb ge wissenhaft alles aus, was er von der Frau

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Page 7 of 16
Date: 25.02.1939
Physical description: 16
. Er hatte zu Frau Bellermann gesagt, zur Polizei gehen zu wollen. Statt dessen rief er eine Autodroschke an und fuhr hinaus zur Frankfurter Allee. In der Nähe des Ringbahnhofes ließ er sie halten, entließ die Taxe und ging zu Fuß weiter. Eine schmale Seitenstraße war sein Ziel. Zwischen den Häusern gähnten dann und wann große Baulücken. Ein Kohlenplatz dehnte sich breit aus, die Treibhäuser einer großen Gärtnerei, umgeben von sorgsam gepflegtem Kulturland, schlössen sich an, dann kamen wieder einige Wohnhäuser

. Hendrik schien nicht zum erstenmal in dieser Gegend zu sein. Ohne Zögern betrat er eines der Häuser und stieg zur zweiten Etage hinauf. An der Wohnungstür, die ein Schild mit dem Namen Malter Berk' trug, läutete er. Gleich darauf, näherten sich Schritte der Tür. Hinter dem Guckloch raschelte es. >,Sie wünschen?' fragte eine Frauen stimme. „Ich komme vom Rechtsanwaltbüro', sagte Hendrik. „Ist Ihr Mann zu Hause, Frau Berk?' Die Tür wurde geöffnet. „Herr Hendrik! So etwas! Und ich habe Sie gar

nicht erkannt.' Eine junge, ver härmt aussehende Frau stand auf der Schwelle. „Wtte, wenn Sie hereinkommen wollen -' Die Wohnung bestand nur aus zwei Zimmern und die Frau führte den Be sucher in den Wohnraum. Nebenan weinte ein Kind. „Ich bin gerade beim Plätten ' „Lassen Sie sich nicht stören. Ich habe nur Ihrem Mann etwas auszurichten.' In die Augen der Frau trat ein freu diger Schimmer. ',Darf — darf er wieder anfangen?' Hendrik hätte zu dieser Frage lieber ge seufzt. Die bangen Worte gaben

ihm einen Stich ins Herz. Aber er seufzte nicht. Er sagte ruhig: „So weit ist es allerdings noch nicht, aber was nicht ist, kann noch werden, nicht wahr? Nein, ich komme heute nur, um Ihrem Mann etwas mitzuteilen.' „Mein Mann ist im Augenblick nicht da', erwiderte die Frau enttäuscht. „Aber er kommt bald zurück?' „Sicher. Er hilft in der Gärtnerei. Macht die schriftlichen Arbeiten. Aber das sind immer nur Stunden, und dann kommen Tage, an denen er nichts zu tun hat. Wenn ich nicht für andere Leute plätten

und waschen würde ' „Nehmen Sie es mir nicht übel,' unter brach sie Hendrik, „wenn Ihr Mann wollte, hätte er schon längst wieder eine feste An stellung gefunden. Ich habe aber das Ge fühl, daß ihm daran gar nicht so viel liegt.' Die Frau schlug die Augen nieder. „Sind die Kleinen gesund?' „Ja', nickte sie. „Gott sei Dank. Der Älteste muß bald aus der Schule kommen. Und Gretchen Sie hören ja', lächelte sie schwach und deutete auf die Wand des Nebenzimmers. „Ganz im Vertrauen, Frau Berk Sie'wollten

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Page 6 of 8
Date: 04.10.1941
Physical description: 8
für alle landwirtschaftlichen Frauenberufe ist die zweijäh rige ländliche Hausarbeitslehre un mittelbar nach beendeter Volksfchule. Sie muß bei einer von der Kreisbauernschaft anerkannten Lehr frau auf Grund eines Lehrvertrages abgeleistet werden. Auch die Erfüllung dieses Lehrvertrages wird von der Kreisbauernschaft beaufsichtigt. Ne benher läuft die ebenfalls zweijährige Berufsschul pflicht. Nach Abschluß der Lehre erhält das Mädel ein Zeugnis über die abgelegte „ländliche

. Also nur dort, wo das Ausreisen der Zwiebel beschleunigt und der Abschluß des Wachstums herbeigeführt werden soll, ist das Umlegen bzw. Abknicken des Krau tes gerechtfertigt. klittervocks» iia Ksitslkk komsn von bsdrisle kienlwlen (11. Fortsetzung) 15. Die Flucht ins Dunkel Die Frau Schwengel kommt, in Hitze aufgelöst, mit ihrem schwarzen Strohhut, mit lila Stoffrosen garniert, Halbhandschu hen aus Häkelgarn und einer Lacklederta tsche, den abkürzenden Grasweg vom Ort herauf; bis dahin ist sie wenigstens mit dem Omnibus

dann, das Telegramm in der Hand, wie versteinert. „Ankomme Dich pflegen, taufend Küsse.' Seine Kör perhaltung wird langsam fluchtbereit. Trieb haft hält er es für das einfachste, zu ver< schwinden. Er stopft feinen Rucksack voll. Da kommt Frau Schwengel, sich die Schürze zubindend, in das Zimmer. „Frau Schwengel, sagen Sie dem Anton, um halb sieben Uhr abends einspannen und zur Bahn. Meine Frau kommt.' „Mar' und Joses!!!' Und sie hat den Herrn Baron dann spä ter weggehen sehen

aufgeregt in den Gutshof hin über, und ihre Gretelfrisur mit den halt gebenden Schuhbändern hat sich ganz ver schoben. „Anton! Anton!' ruft fie ins Kutscher zimmer. „Ja, wo ist er denn? Ja, da sind Sie ja! Hab'n 'S geschlafen? Ich sag' Ihnen was! So ein Unglück! Sie müssen einspannen! Uni viertel neun Uhr kommt die Dame, die was den Herrn Baron seine Frau sein soll!' Ihre Stimme verliert sich in dünne Kehllaute. „Wenn Sie was ge fragt werden, Sie wisfen nichts! Man weiß ja nicht, was man fagen

soll. . . Jö! Mei ner Seel', wenn nur der Herr Heinz käm' . . . unser armer Herr Baron!' Sie schluchzt. „Was ich schon sür ein' Zorn Hab' auf die Frau!' 16. Willkommen in Dachsenstein Für Anton war das keine Kleinigkeit, die Frau Baronin abzuholen. So eine Dame, die fragt einen ja gleich Verschie denes, und er hat zu allem nur „Hm?' machen können. Na ja, was soll man sa gen? Für einen intelligenten Herrschasts- kutscher wird sie ihn schon nicht mehr hal ten. Die Frau Baronin aber sitzt indessen

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Page 4 of 10
Date: 21.09.1940
Physical description: 10
Samstag den ZI. September !S4S Folge 38 — Seite ? K0N4« «ULK VG«! 5WGSSSL wvkic» ^KULLLK-KL(.U5i>8QU^?X: (18. Fortsetzung.) Und die junge Frau? „Donnerwetter noch mal!' dachte Vater Gasteiner, „die ist ja noch schöner geworden und — wie es schien — auch liebenswürdiger!' Sehr angenehm empfand es der alte Herr, daß Eva wieder holt seine Hand streichelte und ihm liebe Worte sagte. „Ich will mich mit dem Vater gut stellen', hatte sich Eva vorgenommen, und gleich am ersten Tage begann

anschauen. Kleine Frau, was hast du denn? Du bist ja auf einmal so blaß geworden, vorhin blühtest du doch wie ein Röslein!' ^ Jens sah Eva besorgt an und nahm ihre Hand. „Vater hat recht, Liebling. Hat dich diese lange Fahrt ermüdet? Willst du dich zurückziehen? Vater nimmt es dir bestimmt nicht übel.' „Ach, kein Gedanke, Jens. Ich bin mun ter wie ein Fisch im Wasser. Nein, Vater, du darfst noch nicht aufbrechen.' Sie zog den alten Herrn, der sich erhoben hatte, wie der in den Sessel nieder

, so grausam sind wir nicht, Evchen! Vater soll uns jetzt mal von deinen Bodmer- leuten erzählen und der sagenhaften amerika nischen Tante, von der Lore so geschwärmt hat.' „Oh, die Tante Hilde, das ist ein ganz be sonderes Kapitel. Eine großartige Frau ist sie! Von der muß ich euch ganz ausführlich berichten, aber heute nicht mehr, dazu ist es zu spät. Jetzt wird Schluß gemacht und zu Bett gegangen, morgen reden wir weiter zusammen. Ich will noch so viel von euch und eurer Reise hören. Ich schlage

. Er ißt sonst drüben in der Kantine mit den anderen Herren. Ach, Eva, da fällt mir ein, Fräulein Schwarz läßt dir sagen, du solltest dich nicht morgen früh um das Frühstück kümmern. Unser Mädchen bringt euch alles runter.' „Vielen Dank, aber es wäre nicht nötig gewesen. Ich hätte meinen Herrn und Gebieter schon nicht verhungern lassen. Kaffeekochen kann ich wenigstens.' „Allerhand Hochachtung, kleine Frau! Das ist mehr, als ich von dir erwartet habe', klang es in lustigem Spott zurück. Tief und fest

schlief Jens Gasteiner noch am nächsten Morgen, da erhob sich vorsichtig seine junge Frau, zog sich leise im Dunkeln an und schlich aus dem Schlafzimmer. Trotz dem alle Räume durch die Heizung erwärmt waren, fröstelte sie und zog den weißen, flau schigen Morgenrock fester um sich. Im An- kleidezimmer knipste sie Licht an und kramte -aus den noch nicht ausgepackten Koffern hastig ihre Schreibmappe hervor. Dann eilte sie damit in ihr hellblau und weiß gehaltenes Damenzimmer und setzte

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Page 20 of 26
Date: 04.03.1905
Physical description: 26
den; sie fühlte sich ordentlich erwachsen, als ein Wesen, das Be achtung fand, das begehrt wurde. Gleich einem Kinde hatte sie auf der Wiese Blumen pflücken wollen, und nun brachte sie eiuen Strauß wonniger Erinnerungen mit, der ihr ganzes Leben durch- dnftete. Wie schade, daß der süße Traum durch die drohende Treuuuug zerstört werden würde, — Während des Mahles tauschte Waldemar wiederholt eiuen Blick mit seiner Frau, als wolle er sich bei ihr Mut holen für das, was er vorhatte

. Und da war seine Frau ans den glorreichen Gedanken gekommen, er solle sich an die Mntter in Dornhausen wenden. „Sie hat so wenig Bedürfnisse,' bemerkte Stephanie. „Was fängt sie mit all ihrem Gelde an? Das könnte durch dich besser verwertet werden als es jetzt der Fall ist.' Mit seltener Einigkeit stimmte Waldemar ihr bei. „Der Himmel selbst hat dir diese gute Idee eiugegebeu.' Der Himmel nicht — eher der Teufel! Aber darin irren sich die Menschen nur zu leicht. So wurde denn Erna instruiert, um die Großmutter

sie, ihm mißtrauisch nachblickend. Als er ins Eßzimmer zurückkehrte, setzte er sich ueben seine Mutter. „Na, Mama,' begann er mit einem kühnen Anlauf, „wie würde dir sein, wenn ich dir sagte, daß du eiuen zukünftigen Millionär vor dir siehst?' „Was? Du?' fragte Frau Berger überrascht. „Ja, ich,' bestätigte er. „Habe ein ganz pompöses Geschäft in Händen, das uns steinreich machen wird. Du sollst bald vier spännig fahren.' „O, behalte nnr alles für dich und die deinen,' wehrte die Mutter lächelnd ab. „Ich zähle

nicht mit dabei, denn in meinem Alter hat man nur uoch wenig Bedürfnisse, und um zur Kirche zu gelangen, brauche ich keine Equipage.' „Pah! Das sind gauz spießbürgerliche Ansichten,' fiel Walde mar ein. „Man kann auch im Alter noch genießen.' „Wozu?' widersprach Frau Berger sauft. „Warum nicht ein fach leben, wenn man sich wohl dabei fühlt. Doch erzähl' mir von deinem Geschäft. Das interessiert mich.' „'s ist ein großartiges Unternehmen,' erklärte ihr Waldemar. „Ein Dutzend Kapitalisten

. „Die Erbschaft des Baters und die Mitgift deiner Frau!' warf die Mutter ein. „Ist das nicht ein wenig unvorsichtig?' „Pah, man mnß das Glück festhalten, wenn es einem entgegen kommt,' gab Waldemar in leichtem Ton znrück. „Das ist die Pflicht eines Familienvaters. Solch eine Gelegenheit bietet sich nicht alle Tage. Bedenke uur: für dich eiu angenehmes Alter iu Reichtum uud Wohlleben; für Erna die glänzendste Znknnst, eine reiche Erbin, die nur zu wählen braucht —' Z -I'»- „Weißt du, Papa,' unterbrach ihn Erna

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Page 21 of 30
Date: 16.02.1907
Physical description: 30
sich dieser der Millionär!» zuwandte, mußte Luft haben, sollte es nicht zur Explosion kommen. Sie erhob sich mit einer Energie und einer Miene, der ihrem Namen alle Ehre machte. „Herr Grotkopp,' sagte sie, und ihre Stimme klang wie das dumpfe Grollen eines nahenden Gewitters, „ich möchte Sie einen Augenblick unter vier Augen spreche:?/' Herr Amadeus Grotkopp stellte sich der energischen Dame so fort zur Verfügung und verschwand mit Frau Thnsnelda durch die Flügeltür in den kleinen, eleganten

Salon. Die Znrübleibenden sahen bald sich verblüfft an, bald die Flügel tür, durch die die beiden verschwunden, nnd Frau von Cioot meinte liebenswürdig: „Meine Cousine, so scheint es mir, hat mit dem Herrn ein Hühnchen zu pflücken.' Nachdem Thnsnelda die Tiir sorgfältig geschlossen, auch vor sichtshalber die Sammetportiere zugezogen, um den Schall der Stimmen zu dämpfen, stellte sie sich kampfbereit dem ersten Buch halter gegenüber. „Herr Grotkopp,' sagte sie mit erzwungener Ruhe

„Vor-die-Brnst-springen' nicht gewöhnt war und obenein in diesem Pnnkte sich nicht ganz frei von Schuld sprechen konnte, senkte ergeben sein Haupt. „Meine liebe Madame,' stammelte er in tödlicher Verlegen heit, „dämpfen Sie, bitte, Ihre Stimme.' Aber die Rechnung wollte dem ersten Buchhalter dieses Mal nicht stimmen, denn Frau Thusnelda dämpfte nicht nnr nicht ihre Stimme, nein, sie beachtete seinen schüchternen Einwurf nicht einmal. „Und ich wollte noch nicht einmal etwas sagen — wenn Sie abschwenken

durch Ihr brüskes Zurücktreten?' Auch dieses Mal erwartete Frau Thusnelda keine Antwort, denn dieses Thema ließ sich endlos in die Länge ziehen, und es tat der gekränkten Mntter wohl, es ausgiebig behandeln zu können. Es war ja auch die einzige Revanche, die ihr blieb, den Herrn ersten Buchhalter so ein bißchen herunterputzen zu können. Wie die verkörperte Nemesis stand Fran Wüterich vor dem tief Gedemütigten. Es lag ja allzuviel Wahres in den Worten der zürnenden Frau. Er hätte auch den Rücktritt sachter

angehen lassen können. Allein seine Perplextheit, wie er so plötzlich vis-a-vis dem großen Loch im Strumpf gestanden, war schuld gewesen. Das würde natürlich die Frau nicht verstehen, sie würde es einfach lächerlich finden. — Eine Entschuldigung aber mußte er nichtsdestoweniger geben. Davon kam er nicht frei, das sah er ein. Und was sollte er sich da erst in ein Lügengewebe verstricken. Es war das beste, er rückte mit der Wahrheit heraus. Mit mehr Erfolg, als man nach dem Stand der Dinge er hoffen

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Page 25 of 30
Date: 03.06.1911
Physical description: 30
man kein Opfer scheuen. — Toni lief schnell zu dem Inspektor hinüber. Hatte der Mann flüssiges Geld? Derweilen bestürmte die Gutsherrin die Frau mit Fragen. Doch beobachtete die Alte eine große Reserve. Sie begann von Ver eigenen Notlage zu berichten, erzählte eine ganze Geschichte, die so ziemlich die Zeit bis zur Wiederkehr Tonis ausfüllte. Das junge Mädchen brachte dreihundert Mark mit. Karolus legte hundert dazu. „Sie mögen's glauben oder nicht, Frau, ich habe nicht mehr.' Da zog, trotz der gegenteiligen

Behauptung, die Frau ein Päckchen unter dem Mantel hervor, welches sie dem Gutsherrn überreichte. Seine Frau riß in nervöser Hast das Papier herunter. Dann schrie sie auf. „Es ist der Schal, er ist's!' Eine ungeheure Aufregung hatte sich der Familie bemäch- lgt. Während man den Schal von allen Seiten besah, strich die Alte das Geld ein. „Und Ihre Aussagen?' „Hier ist meine Adresse.' Die Frau legte ein Papier auf den Tisch. „Mein Mann steht der Polizei zur Verfügung. Er weiß

etwas. Nicht alles. Aber es wäre vielleicht eine Spur.' „Gottlob, so kommt wenigstens Licht in das mysteriöse Dunkel. Gottlob.' Die Frau verabschiedete sich unter tiefen Bücklingen. Die Knöterichs blieben in einer unbeschreiblichen Stimmung zurück. Sie hielten den Schal Tante Emmelinens in Händen. Was würde man nun noch erfahren? Erst nach Stunden ebbten die hohen Wogen der Erregung ab und die Reaktion trat ein. Man sah alles in einem helleren Lichte. Wie, wenn jene Frau eine falsche Adresse angegeben? Wenn sie gar

mit seiner Errungenschaft zu fahren. 12. Den Kriminalkommissar Pehmöller interessierte dieser Vorfall auf das höchste. Zwar war anzunehmen, die Frau habe den Schal gefunden; aber in diesem Falle hätte sie ihn an den Maler, Herrn von Salten, abliefern müssen. Wie kam sie auf die Idee, ihn den Knöterichs zu bringen? Sie mußte entschieden Kenntnis von dem Umstand gehabt haben, daß der Schal, oder vielmehr die Besitzerin desselben, in irgendeiner Verbindung mit der Gutsherrschaft auf Flemshagen stand

. Das war ein sonderbares Netz von Wirrungen, und es reizte den rührigen Beamten, diese Wirrnis zu durchdringen. Daß die Frau ihre richtige Adresse angegeben, war nicht denk bar. Es wurde sofort ein Schutzmann entsandt, Erkundigungen einzuziehen. „Es ist zwar ein heilloses Stück Geld, was Ihnen der Schal gekostet,' sagte Pehmöller zu dem Gutsherrn, „es ist mir aber trotzdem lieb, daß Sie den Handel eingingen. Nur sind Sie wenig diplomatisch dabei zu Werke gegangen, denn Sie durften die Frau nicht aus den Augen

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Page 19 of 24
Date: 29.11.1902
Physical description: 24
gegen seinen bisherigen Beschützer und suchte ihm zu schaden, Wo er konnte. Er hatte wiederholt Botschaften Wolframs an Frau Lindner ausgerichtet, und da er seine Beziehungen zu ihr kannte, so glaubte er sich nicht besser an ihm rächen zu können, als indem er sie über den wahren Charakter ihres Verehrers aufklärte. Seine Mit teilungen versetzten Hedwig in die größte Aufregung. Nicht nur, weil sie erfahre«, daß Wolfram bereits verlobt war, während er sie mit Liebesschwüren bethörte, sondern mehr

noch, weil er sie mit seinen leeren Versprechungen, ihren Gatten freizugeben, betrogen, da er selbst ihn beschuldigt und seine Verhaftung veranlaßt hatte. Sie kannte jetzt nur den einen Wunsch, den Elenden zu ent larven, offenkundig zu beweisen, welche erbärmliche Rolle er ge spielt. Vor allem beschloß sie, Frau Martiuelli aufzusuchen, um aus ihrem Munde zu hören, ob Lorenz ihr die Wahrheit gesagt hatte. Das Attentat auf Jofepba, welches sie aus der Zeitung er fuhr, hinderte sie an der Ausführung ihres Planes; sie ging

aus der Untersuchungshaft entlassen und frei gesprochen werden.' „Dann hat Herr Wolfram Sie getäuscht,' versetzte der Richter achselzuckend. „Der Prozeß Lindner kommt vor die nächstes Assisen. Sie werden daher gut thun, sich mit dem Verteidiger Ihres Mannes in Verbindung zu setzen.' Und mit diesem niederschmetternden Bescheid entließ er die arme Frau. Irmas Hochzeitstag war nun endlich festgesetzt worden. Frau Hagen hatte das Dokument, den Totenschein ihres Gatten, aus Amerika^erhalten, und nun stand nichts mehr

er sich nach dem Gerichtsgebäude. Der Empfang jedoch, der ihm hier zu teil wurde, zerstörte bald seine freudige Erwartung. „Mein Herr,' redete der Untersuchungsrichter ihn in strengem Tone an, „Sie haben der Behörde in Betreff der Frau Martinelli falsche Angaben gemacht.' „Wieso?' fragte Arnold überrascht. „Sie behaupteten, die Dame habe Ihnen den Hauptkassierer der N.'schen Bank, Herrn Wolfram, als den Anstifter des auf sie verübten Attentate? bezeichnet.' ,DaZ ist die volle Wahrheit,' bestätigte Arnold. „Die aber Zweifel

zuläßt,' hielt ihm der Richter entgegen, „denn Frau Martinelli hat auf Befragen eines unserer Beamten entschieden geleugnet, den Ausspruch gethan zu haben. Sie ver teidigte sogar Herrn Wolfram, nannte ihn ihren Freund und er klärte, derselbe sei ein Ehrenmann, unfähig, ein solches Verbrechen zu begehen.' Arnold schüttelte den Kopf. „Ich begreife nicht, was die Frau zn einer so entgegengesetzten Aussage veranlaßt hat. Trotzdem halte ich daran fest, das Ihnen Mitgeteilte aus ihrem eigenen Munde gehört

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Page 26 of 32
Date: 12.10.1907
Physical description: 32
kannte er natürlich auch schon die Sartorsky. Sie begrüßen, ihre Hand in der seinen bebakten und nicht eher ruhen, bis sie seine Einladung, am Tische Platz zu nehmen, angenommen hatte, war für ihn ganz selbstverständlich. Seit dieser Minute fühlte sich Frau Klara in der Gesellschaft noch weniger heimisch, und seltsam, so sehr er auch dagegen an kämpfte, immer wieder hatte Bertold die Empfindung, als müsse er seiner Frau eine entschuldigende Erklärung sagen. Er wußte selbst nicht, warum

eigentlich. Berta Sartorsky, die auch auf dem Boden der Wirklichkeit ein schönes Weib war, besaß eine be strickende Liebenswürdigkeit und eine einnehmende Bescheidenheit. Freilich, bisweilen schien es Bertold, als gebrauche sie diese nur kokettierend. Ob sie zu auffallend geschminkt war, ob ihr Jockeyparfüm indiskret stark'duftete, ob ihre Augen manchmal mehr sagten als die vollen roten Lippen — er wurde das quälende Gesühl, seiner Frau müsse dieser Abend mißfallen, nicht eher los

, die aus tugendhafter Zurückhaltung glauben, den Mann, der sich ihnen werbend naht, den sie, ach, so gern kapern möchten, erst eine Warte zeit überstehen lassen zu müssen: mir ist die Frau unbegreiflich, die aus Frauenhastigkeit nicht wagt, ihre Liebe sprechen zu las sen. Sie kennen vor Tugend die Liebe nicht. Fragt denn die Liebe, ob ich lieben will? Muß ich denn nicht lieben, weil ich nicht anders kann? Ich könnte ja versuchen — aus Tugend mich da gegen zu wehren, wüßte ich nicht im voraus, daß es nutzlos wäre

, um ihm in die Seele zu sehen. Sie überhörte seine Frage, zumal jetzt Frau Klara, aufmerk sam gemacht durch da? erregte Gespräch, über den Tisch den Gatten fragte: „Du bist wohl wieder eigensinnig, Bertold?' „Durchaus nicht, gnädige Frau,' antwortete für ihn die Sar torsky in ihrer vorigen liebenswürdigen Bescheidenheit, „ich habe die Schuld, ich habe Herrn Doktor wohl mißverstanden — aber lassen wir das strittige Thema —' und da sie zum Glase griff, folgten ihr die andern, man trank einander zu und war bald

in einer allgemeinen Unterhaltung begriffen. Frau Di, Waleyser und Frau Ottenfeld mahnten zum Auf bruch. Mitternacht war schon vorüber, so mußten die Herren, die wohl gern noch geblieben wären, nachgeben. „Werde ich Sie morgen im Theater wiedersehen, Frau Dok tor?' fragte Berta Sartorsky beim Abschied. „Leider wird das nicht möglich sein', antwortete Klara, der Künstlerin die Hand reichend. „Aber so sehe ich Sie vielleicht nach dem Theater hier im Gar ten noch? „Auch das ist höchst unwahrscheinlich, wir reisen

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Page 21 of 30
Date: 30.11.1907
Physical description: 30
im Gespräche eine Gedankenabwesenheit. Dann konnte er vor sich hinstarren, schreckte auch Wohl nervös zusammen. Die geschärften Sinne der leidenden Frau beobachteten jede Wandlung in dem Wesen des Mannes mit Spannung. Gewiß, die Gedanken des so schwer Heimgesuchten mochten keine angenehmen sein; seine Zukunft immerhin eine unsichere. Es war nur allzu natürlich, daß seine Gedanken sich mit dieser Zukunft beschäftigten, zumal er ein liebes Wesen an sich zu ketten gedachte. Er übernahm große Pflichten

, wenn er sich auch noch mit einer kranken Schwiegermutter belud. Frau Lippich erkannte das alles klar und deutlich. Und nun erzitterte sie bei dem Gedanken, er könne seine Hand doch noch von ihnen abziehen. Wenn ihn vielleicht das Versprechen, das eine schwache Stunde ihm entlockt, jetzt reute. „Was dann? was dann?' Es klang wie ein Seufzer. Das junge Mädchen blickte erschrocken zu ihrer Mutter hinüber. „Emmeline, mein Kind,' bat Frau Lippich, „wenn Holmann kommt, o, sei freundlich zu ihm. Gedenke seines Edelmuts

und daß er unser einziger Rettungsanker ist.' „Rege dich doch nicht immer von neuem auf,' entgegnete Emmeline, und durch ihre Stimme bebte ein leiser Vorwurf. „Wie kann ich schön tun mit einem Manne, wo mir noch das Herz blutet um einen andern. Ich bin doch freundlich mit ihm. Er sagte mir auch, er sei schon damit zufrieden, wenn ich ihm nur angehören wolle.' Das junge Mädchen sah recht erbarmungswürdig aus. Tiefe Ringe lagerten unter ihren Augen und ein herber Zug hatte sich um ihre Mundwinkel gegraben. Wäre Frau

, als bis die ewigen Aufregungen ihr Ende erreicht haben würden. Jetzt wurde die Glocke gezogen. Es war Holmanns Läuten, dieses ungeduldige, stürmische Läuten, das Frau Lippich jedesmal einen Stich durchs Herz gab. Emmeline eilte hinaus. Frau Lippich horchte angestrengt. Die Stimme des Bankiers schien lebhafter, er schien in sehr guter Stimmung zu sein. O, welch ein Glück. „Emmeline, geliebtes Kind,' hörte sie ihn sagen, „ist deine Mutter wohl? Wird sie den Plan, den ich mir gemacht, hören

können?' Bei diesen Worten trat er, den Arm um Emmelinens Taille gelegt, freudig erregt mit dieser ins Zimmer. „Guten Abend, liebe Mama. Ich darf Sie doch so nennen? Sie wissen ja, was mein Herz seit langem bewegt.' Er schob einen Sessel in die Nähe der Frau, und indem er sich darauf niederließ, zog er das leise widerstrebende Mädchen neben sich auf einen Stuhl. „Gott segne Sie, mein Sohn,' war alles, was Frau Lippich hervorstammeln konnte. „Ich möchte Ihnen heute abend meinen Plan auseinander setzen

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Page 18 of 20
Date: 09.07.1904
Physical description: 20
. Du hast mich doch wieder einmal in deiner lieben Art überraschen wollen; ich sah sie auch zufällig gleich nach deinem Fortgehen in der Balkonecke.' Unter andern Umständen wäre dem Herrn Gemahl vielleicht ansgefalleu, daß die „Migräne' so schnell vorübergegangen sei, jetzt sah er nur mit einem ganz merkwürdigen Gesichtsausdruck aus seine Frau, genau wie bei einem besonders „kritischen Fall'. „Eine Gaus lag da? Diese, diese Gaus?' „Aber ja doch!' „Und du glaubst, die hätte ich dorthin gelegt?' „Gewiß

! Wie sollte sie sonst da hingekommen sein?' Herr Rothahn legte auf einmal Messer und Gabel beiseite und schob seinen Teller weit von sich. „Diese Gans, die wir hier verzehren, lag draußen aus unserm Balkon?' wiederholte er noch einmal mit schwerer Betonung. „Aber ja! Mein Gott, was hast du nur?' Frau Selma sah unsicher und ängstlich ans ihren Gatten. Dieser erhob sich plötzlich und eilte ans Telephon. Er klingelte bei seinem Bureauvorsteher an. „Wohnt Ringelhahn nicht in meiner Nähe? Ja? Welche Nnmmer? Schön — so — so! Und hente

nacht ist seiner Frau die Gaus davongeflogen? So! — Danke! — Schluß!' „So, so!' wiederholte er noch einmal, als er schon wieder auf seinem Stuhl faß und nickte vor sich hin. „Die Geschichte könnte lächerlich sein, wen» sie nicht recht fatal wäre.' „Möchtest du mir nicht endlich erklären — ?' „Jawohl, mein Schatz! Die Sache ist höchst einfach. Wir, also der Herr Rechtsanwalt Rothahn und Gemahlin, verzehren soeben mit bestem Appetit eine Gaus, die meinem armen Schreiber, der hier nebenan wohnt, hente

nacht vom Sturm entführt wurde und die zufällig aus unserm Balkon gelandet ist.' „Mann, ist das kein schlechter Scherz vou dir? Dann wäre es ja schrecklich!' „Wenigstens recht nnangenehm. Ich horte heute unabsichtlich von dem Malheur. Der arme Menfch, der gmiz betrübt war, wnrde von den andern noch gehänselt. Aber daß ich — daß meine Frau —! Wie konntest du nur auf den Einfall kommen, ich hätte die Gaus dort hingelegt?' „Aber du hast so etwas doch schon öfter — zuletzt uoch die Rebhühner

—' „Na, ein paar Rebhühner steckt man allenfalls in die Tasche und auch das war Zufall. Wenn ich dich auch mal mit Blumen oder Schokolade oder so etwas überrasche — aber eine Gans — eine Gans! Den Braten in allen Ehren, doch mich eigenhändig damit schleppen — Frau! Frau! — Nun, aus alle Fülle müssen die Leute den Schaden ersetzt bekommen. Wir werden uns ent schuldigen —' „Das wirst du uicht tu«! So darfst du mich, deine Frau, nicht lächerlich machen! Das muß arrangiert werden —' „So, so! Und wie, wen

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Page 24 of 30
Date: 11.03.1911
Physical description: 30
Nachdem die Gatten das Frühstück eingenommen hatten, erbat Nora von Alfred die Erlaubnis, ihn auch mit dem Inhalt der dritten Briesseite bek nnt machen zu dürfen. Der Blinke nickte, und neben dem G tten sitzend, entfaltete die junge Frau nochmals das vergilbte Briefbttt und las folgendes: „Sollte dieser Brief, was ich freilich nicht hoffen will, jemals gefunden werden, dann mag es kund werden, daß ich, Gabriele Martini, denselben hier verborgen, anstatt das Schreiben, wie meine sterbende Herrin

Alfred, n chdem Nora die Lektüre des Briefes beendet, „daß Frau Si ^euse mit jener Gabriele Martini, welche am 8. August 1877, also vor bein he siebzehn Jähren, aus Kastel Maure verschwand, identisch ist.' „Die Arme!' flüsterte Nora ergriffen? „wie hart ich sie anließ, -als sie mich vor dem Betreten des Geisterzimmers w rnte, und doch war ihre Absicht so gut und edel. Ich beh 'n^elte sie, wie man einen Dienstboten beh n^elt, und Alfred, es ist schrecklich zu sagen, aber ich fühle

auch jetzt noch nicht so für sie, wie ein Kin ^ für seine Mutter fühlen seilte? Und wenn sie erst erfährt, daß ich das Ge heimnis kenne, daß der Makel, der auf meiner Geburt ruht —' Hier stockte Nora, von Scham überwältigt. Alfred aber, der Zhre H nd umfaßt hielt, drückte dieselbe zärtlich und sagle sanft: „Sprich nur weiter, mein Liebling — sind wir nicht eins?' „Ach ja', murmelte die junge Frau mit matter Stimme, „aber ich fürchte —' „Du fürchtest, daß die Worte, die du sprechen wolltest, meinen Stolz verwenden

würde, und ich erwog die Möglichkeit, dir das Geheimnis vorzuenthalten? Aber dann überkam mich heiße Scham, daß ich einem solchen Gedanken wenn auch nur flüchtig, hatte Raum geben können. Noch vorgestern sagtest du mir, der treueste Freund, den du je gehabt und der dir stets Trost und Stütze ge- Wesen, sei deine Frau; es ist mein Stolz, daß du jetzt, nachdem das Schlimmste eingetroffen ist, es noch sagen kannst und darfst.' „Gottlob, Nora, daß ich kann und darf? Das Schlimmste sei eingetroffen, sagtest du soeben

. Hast du dir aber auch klar gemacht, daß dies Schlimmste noch andere harte Prüfungen im Gefolge hat und haben wird?' „Andere harte Prüfungen, Alfred?' wiederholte die junge Frau verwundert, „was kannst du damit meinen?' „Nun — in erster Linie wird es für unser beider Stolz eine harte Prüfung sein, das bis jetzt so sorglich gewahrte Geheimnis anderen mitteilen zu müssen.' Tie junge Frau starrte s ssungslos auf den Gatten. „Aber es liegt doch gar keine Veranlassung vor, das Geheimnis

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