— aber für das Stündchen, das Sie bei uns sind, wollen wir Sie immer durch eine Tafle guten Kaffee belohnen. Nun, was meinen Sie dazu?' Helene sah ihre Tante groß an. „Seit wann ist denn ein Referendar bei Ihnen?' frug Frau von Senden statt jeder Antwort. „Seit vierzehn Tagen ungefähr, gnädige Frau.' „Und davon haben Sie mir noch nichts gesagt?' „Ich habe der gnädigen Frau ja in den legten Tagen meine Aufwartung zu machen versäumt,' gab der alte Herr lacheud zur Antwort. „Schlecht genug von Ihnen,' entgegnete Frau
. „Ist er auch, ist er auch,' versicherte der Oberförster. „Aber wie ist es denn, Fräulein Helene, Sie haben mir ja noch nicht geantwortet?' „Ja, wissen Sie, Herr Oberförster,' „ach, Helenchen,' unterbrach sich Frau von Senden, „Du bist vielleicht so sreuudlich und gehst einmal nach dem Eßzimmer; in dem Schränkcheu rechts neben dem Büffet steht ein Fliischchen mit Liguenr für unsern alten Herrn. Sei so gut, Herzchen, und hole das, bitte, einmal her und die Gläser dazu; ich muß Ihnen doch noch etwas znr Stärkung vorsetzen, ehe
Sie sich wieder aus den Weg machen.' Und als das junge Mädchen das Zimmer verlassen hatte, fuhr sie fort: „Das geht doch aber wirklich nicht, Herr Oberförster, daß Helene ganz allein zu Ihnen wandert —' „Sie meinen zu uns beiden Junggesellen?' Frau von Senden nickte. „Ach so, ja, — nun, dann müssen Sie Ihr Nichtchen eben be gleiten, verehrte Frau; ich habe ohnehin schon so lange nicht die Freude gehabt, Sie bei mir zu sehen, daß meine alte „Hanne' mich schon gefragt hat, warum denn die gnädige Frau aus Rid- dagsen gar nicht mehr wiederkäme
.' „Wirklich? Dann werde ich mich wohl einmal wieder auf den Weg machen müssen; das ist ja anch dann etwas anderes. Aber, wissen Sie, die jungen Männer von heutzutage setzen den jungen Dingern alle möglichen Flausen in den Kops, und Helenchen ist doch noch so jung —' „Sie mißtrauen mir Wohl?' polterte da der alte Herr etwas empfindlich heraus, so daß Frau von Senden ihn verdutzt ansah. „Halten Sie vielleicht meinen Schutz nicht für genügend, wenn ich Ihnen die Versicherung gebe —' „Aber ich bitte
Sie, mein lieber, alter Freund, beruhigen Sie sich.' Die alte Dame reichte ihm die Hand hinüber. „Wir beiden Alten kennen uns, denke ich, lange genug, um uns zu verstehen; ich dachte nur, Vorsicht ist besser als Nachsicht, und vier Augen sehen mehr als zwei.' „Wenn es so gemeint ist, dann muß ich mich Wohl zufrieden geben: aber, gnädige Frau, Sie können sich jetzt, da Sie Ihre Nichte bei sich haben, doch nicht gegen jeden Verkehr hermetisch abschließen, und Sie werden sehen, daß Sie mit dem Mädel Aus sehen