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Lienzer Zeitung
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Page 25 of 34
Date: 03.08.1907
Physical description: 34
ist: „er hat nicht einen Weg gewählt, sondern alle beide nacheinander eingeschlagen. Das ist ganz modern, man muß heutzutage alles kennen, nicht wahr?' „Ich hatte noch die Wahl zwischen Betteln und Betrügen ge habt, gnädige Frau. Mir erschien die Fabrik lockender. Sehr »schick' ist das ja nicht von mir, so viel steht fest, und ineine Hände tragen auch manchmal die deutlichen Spuren meiner Tätigkeit.' „Der wahre Adel besteht in der Arbeit', läßt sich Frau von Labodi kühn vernehmen, und diese Worte wirken wie ein kalter

Wasserstrahl auf die Versammlung, und gerade die Damen des Bürgerstandes finden diesen Mangel an Respekt vor dem erblichen Adel geradezu empörend. Wenn es sich um einen Baron von Moren und diesen Herrn Jossan handelt, ist doch die Entscheidung nicht schwer. Auf der 'Men,-Mjj?ijoßdW,GruNd.- Wd BodMbesitz, auf der andern Un- Jndustriekünstler, wei ter ist er nichts! Den Wt man in'Angers nicht für voll gelten, da kann Frau von Labodi sich noch so viel Mühe geben! „Ja, Herr Jossan

, wie sind Sie denn so plötzlich zu dem Ent schluß gekommen, Ihr Leben ganz anders zu gestalten? Sie müssen wirklich recht interessante Erinnerungen haben.' „O, gnädige Frau, das war höchst einfach ..antwortete der junge Mann. Labodi fährt erschreckt zusammen. Jossan wird doch nicht etwa hier seine ganze Lebensgeschichte erzählen wollen? Diesen Parisern ist alles zuzutrauen. „Aber, liebe Frau, ich glaube, du nimmst Herrn Jossan ein bißchen zu sehr ins Verhör, er sieht ja schon ganz ausgefragt aus.' Und während er seiner Frau

, auch noch eine Zigarre damit an zuzünden. Auch das gelang. Und da warf mir mein Spiegel das Konterfei eines sehr befriedigt aussehenden Menschen zurück. Das Endchen Streichholz war an dem Abend in meiner Tasche gewesen, um mir den Beweis zu liefern, daß man nie verzagen soll, wenn's auch noch so dunkel ist.' „Oh? allerliebst!' „Ganz reizend!' „Wirklich scharmant!' ließen sich die Damen vernehmen. Frau von Labodi richtete sich stolz zu ihrer ganzen Höhe auf. Sie gratulierte sich im stillen zu dem Gedanken, Jossan

zum Spre chen gebracht zu haben. Allmählich war auch der Hausherr ruhiger geworden, und als Jossan seine Erzählung beendet, da benutzte Labodi einen Augenblick, um ihm zuzuflüstern: „Wissen Sie, lieber Freund, daß mir ganz angst wurde, als Sie anfingen?' „O, seien Sie unbesorgt, meine Geschichte hat verschiedene Varianten.' Die allgemeine Aufmerksamkeit ist nicht mehr auf Lucie ge richtet, Frau von Labodi bemerkt das und will gerade das Nötige tun, um die Tochter wieder in den Vordergrund zu bringen

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Lienzer Zeitung
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Page 2 of 18
Date: 01.09.1894
Physical description: 18
an. Die japa nische Flotte soll im Norden des Meerbusens von Petschili kreuzen; auch sollen die Ja paner eine große Streitmacht nördlich von Taku landen, nm gegen Peking zu marschiren. Die Japaner sollen ferner 20.000 Mann am Jalu-Fluffe gelandet haben, wo sie mit angeblich 28 Kriegsschiffen den Chinesen die Communication abzuschneiden versuchen. Nachrichten aus Tirol. Hoher Besuch. Ein langgehegter Wunsch, Ihre kaiserl. Hoheit Frau Kronprinzessin-Witwe Erzherzogin Stephanie, welche seit Wochen im nahen

Toblach ihren Sommersitz aufgeschlagen hat, in den Mauern unserer Stadt begrüßen zu dürfen, hat sich am vergangenen Samstag erfüllt. Ganz unerwartet traf in der ersten Nachmittags-Stunde des genannten Tages die hohe Frau in Begleitung ihrer Hofdame Gräfin Chotek und des Dienstkäm merers Rittmeister Baron Hauer mittelst Hofequi page hier ein. Kaum hatte sich die Nachricht von diesem hohen Besuche in der Stadt verbreitet, als auch schon in allen Gassen reicher Flaggenschmuck sich zeigte und allgemeine

Freude sich kundgab. Ihre kaiserl. Hoheit stieg vorerst im Hotel zur Post ab, nahnl dort im engsten Kreise das Diner ein und fuhr dann ungefähr »m 4 Uhr Nachmit tag in Begleitung ihres Gefolges und des Leiters der hiesigen k. k. Bezirkshauptmannschaft Herrn Grafen Schaffgotsch, der der hohen Frau bereits gegen Thal mittelst Wagen entgegen gefahren war, über den unteren Stadtplatz und den Rindermarkt zur Pfarrkirche, an deren Portale der Hochw. Herr Dekan v. Zieglauer zur Begrüßung sich eingefunden

hatte. Nach eingehender Besichtigung der Kirche, welche, ob ihres schönen, stilgerechten Inneren, der Erzherzogin sehr gut gefiel, fuhr Hochdiefelbe wei ter zum Schlosse Brück, wo der dort auf Sommer frische weilende Statthalter von Trieft, Excellenz v. Rinaldini und die Stadtvertretung von Lienz der Kronprinzessin ihre Aufwartung machten. Nach einem Rundgange im Schlosse, von welchem und dessen Umgebung die Frau Kronprinzessin mehrere photographische Aufnahmen machte, gieng die Wei terfahrt nach Amlach

, wo vor dem Gasthofe des Herrn Johann Mayr (Rauter) Halt gemacht wurde und die Frau Erzherzogin die ihr zur Verfügung gestellten Räume besichtigte und mit den Worten: „Das hätte ich nicht erwartet,' ihre volle Zufrie denheit äußerte. Während des Aufenthaltes Ihrer kaiserl. Hoheit in der Pfarrkirche und auf Schloß Brück und während der Fahrt nach Amlach er dröhnten vom Schießstande mächtige Pöllersalven als Willkommgruß. Nach einem Ausfluge auf den Tristachersee, dessen landschaftliche Reize die Frau Kronprinzessin

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Lienzer Zeitung
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Page 5 of 16
Date: 17.06.1939
Physical description: 16
seine Frau an das Kran kenbett einer gelähmten Tante eilen. Das Befinden war besorgniserregend. Frau Krause erglühte zu beifviellofer Hilfsbereit schaft. Sie verharrte Tag und Nacht am Krankenbett der Tante. Auch das war für Kraule ein Grund zum Trinken. Krause trug in sich die feste Überzeugung, daß die Tante sehr stark begossen werden mußte. Niemand darf behaupten, das sei ge mein. Es war schon deshalb nicht gemein, meit Krause auf nichts anderes als a^f die lküMn TMS tiank. 8S Zahre alt — nie

eine FW gesehen Jas Wer eines schrullenhaften Vaters — Eine Wette, aus die Kanada hereinfiel Paris, 13. Juni. Als vor kurzem in Paris ein gewisser Frederic Galt beerdigt wurde, trug man einen Mann zu Grabe, der bis zu seinem 33. Lebensjahr nicht ein einziges weibliches Wesen zu sehen bekommen hatte. Die Witwe, die tief verschleiert dem Trauerzug folgte, war die erste Frau, die Frederic Galt im Alter von 33 Jahren vor Augen gekommen war. Als sie sich zum erstenmal sahen, woll ten sie nicht mehr voneinander

lassen. Daß diese Liebe auf den ersten Blick die richtige gewesen war, hat die langjährige glückliche Ehe bewiesen, die das Ehepaar Salt geführt hat. Durch den Tod der Frau zum Sonderling geworden Warum Frederic Galt bis zu seinem 33. Lebensjahre keine Frau zu sehen bekam, ist eine sonderbare Geschichte, die mit seinem Vater, dem Sonderling Donald Galt, zusam menhing. Donald Galt stammte aus einer reichen 'schottischen Familie. Als er sich im Jahre 1868 anläßlich eines Besuches in Paris

in eine hübsche kleine Midinette na mens Olympe verliebte und sie heiraten wollte, geriet ganz Schottland in Entsetzen. Trotzdem der Vater mit Enterbung drohte, setzte Donald seinen Willen durch. Der junge Schotte und die kleine Verkäuferin wurden in Paris getraut. Aber der Ehe war kein Glück beschieden. Als 1869 ein Sohn — Fre deric Galt — geboren wurde, starb die Mutter im Wochenbett. Der Tod der gelieb ten Frau machte aus Donald Galt einen Sonderling. Daß Frauen Unglück brachten, wurde seine fixe Idee

war, wurde keine Frau geduldet. Alle Hausarbeiten wurden von Männern gemacht. Als der junge Fre deric ins schulpflichtige Alter kam, wurde er nur von Hauslehrern unterrichtet. Als Ge spielen hatte er nur Jungen, die von seinem Vater sorgfältig ausgesucht worden waren. In den Büchern, die er las, durfte nichts von Frauen vorkommen. Als Frederic älter wurde, führte sein Vater die verrückte Er ziehungsmethode noch weiter durch. Daß es ein Verbrechen war. den jungen Menschen zum Leben eines Einsiedlers

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Page 22 of 32
Date: 17.08.1907
Physical description: 32
Jacques hat uns alles gezeigt. Er hat die Honneurs gemacht wie ein richtiger Schloßherr', fügt Frau von Labodi mit süßlicher Stimme hinzu. Der Diener meldet, daß die Wagen vorgefahren sind, und alle gehen zur Auffahrt. Die Damen von Labodi und Moren haben es sehr eilig. Trotz eines gütigen und herzlichen Wortes der Freude von feiten ihres Onkels ist Therese ganz unsicher geworden. Sie erwi dert Jossans Gruß nur mit einein ängstlichen Neigen des Kopfes. Tie beiden Damen haben sich sehr steif

von ihr verabschiedet. Dann fahren die Equipagen ab, und Therese will ihnen nach sehen ... aber schon sieht sie nichts mehr, ein Schleier hat sich über alles gebreitet. Frau von Riw weint. 8. Gerade und stumm sitzt Frau von Labodi im Landauer. Sie betrachtet die Gegend so angelegentlich, als wenn sie die Land straße von Sanssouci nach Angers heute zum erstenmal passierte. Ihr Gemüt ist stark erschüttert. Sie steht ziemlich ratlos einem ... nein, einer ganzen Kette von Rätseln gegenüber. Was hat dieser unerhörte

junge Ding, darf nichts davon ahnen ... ihr Stolz gibt das nicht zu ... Wenn Frau von Labodi auch eine sehr energische Vertrete rin ihres Geschlechtes ist, so ist sie doch immerhin Weib; nachdem der Wagen einige Kilometer zurückgelegt hat, kann sie das Schweigen nicht mehr ertragen. Ein Vorwand ist schnell gefun den, um dasselbe zu brechen, und Lucie ist es, auf die sich zuerst das drohende Gewitter entladet. „Lucie, liebes Kind, ich muß dir aufrichtig sagen, daß du dich heute sehr ungeschickt

, wie furchtbar schwer es ist, nicht zu lachen, wenn du nur in salbungsvollem Ton von Herrn Jossan sprichst.' „Ich verstehe dich nicht. Verstehst du Lucie?' wendet sich Frau von Labodi scharf an ihren Gatten. „Was — was? Nein, nein! Ich verstehe auch nichts', fährt Labodi aus seinem Träumen aus. „Bitte, Lucie, erkläre dich genauer.' „Wünschest du es?' „Ich fordere es sogar.' „Nun, Mama, dann erlaube mir, daß ich dir ganz respektvoll, wie es s!ch dir gegenüber geziemt, sage: Du irrst dich! Du irrst dich ganz

, so bin ich es ganz bestimmt nicht...' „Lucie!' sagt der Vater mit gütigem, ganz leichtem Verweis. „Das sind ja recht hübsche Reflexionen für ein junges Mäd chen!' ruft die Mutter. v 4— Doch Lucie fährt lachend ohne Arg fort: „Du liebe Güte! Wie wenig Beobachtungsgabe doch manche Leute haben!' Frau von Labodi kommt ein plötzlicher Gedanke. „Oh! das wäre aber wirklich stark!' sagt sie halblaut. Sie möchte Lucie gern ausfragen, sie zwingen, sich näher zu erklären, aber dann hält sie es doch für diplomatischer

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Page 19 of 24
Date: 12.07.1902
Physical description: 24
— aber für das Stündchen, das Sie bei uns sind, wollen wir Sie immer durch eine Tafle guten Kaffee belohnen. Nun, was meinen Sie dazu?' Helene sah ihre Tante groß an. „Seit wann ist denn ein Referendar bei Ihnen?' frug Frau von Senden statt jeder Antwort. „Seit vierzehn Tagen ungefähr, gnädige Frau.' „Und davon haben Sie mir noch nichts gesagt?' „Ich habe der gnädigen Frau ja in den legten Tagen meine Aufwartung zu machen versäumt,' gab der alte Herr lacheud zur Antwort. „Schlecht genug von Ihnen,' entgegnete Frau

. „Ist er auch, ist er auch,' versicherte der Oberförster. „Aber wie ist es denn, Fräulein Helene, Sie haben mir ja noch nicht geantwortet?' „Ja, wissen Sie, Herr Oberförster,' „ach, Helenchen,' unterbrach sich Frau von Senden, „Du bist vielleicht so sreuudlich und gehst einmal nach dem Eßzimmer; in dem Schränkcheu rechts neben dem Büffet steht ein Fliischchen mit Liguenr für unsern alten Herrn. Sei so gut, Herzchen, und hole das, bitte, einmal her und die Gläser dazu; ich muß Ihnen doch noch etwas znr Stärkung vorsetzen, ehe

Sie sich wieder aus den Weg machen.' Und als das junge Mädchen das Zimmer verlassen hatte, fuhr sie fort: „Das geht doch aber wirklich nicht, Herr Oberförster, daß Helene ganz allein zu Ihnen wandert —' „Sie meinen zu uns beiden Junggesellen?' Frau von Senden nickte. „Ach so, ja, — nun, dann müssen Sie Ihr Nichtchen eben be gleiten, verehrte Frau; ich habe ohnehin schon so lange nicht die Freude gehabt, Sie bei mir zu sehen, daß meine alte „Hanne' mich schon gefragt hat, warum denn die gnädige Frau aus Rid- dagsen gar nicht mehr wiederkäme

.' „Wirklich? Dann werde ich mich wohl einmal wieder auf den Weg machen müssen; das ist ja anch dann etwas anderes. Aber, wissen Sie, die jungen Männer von heutzutage setzen den jungen Dingern alle möglichen Flausen in den Kops, und Helenchen ist doch noch so jung —' „Sie mißtrauen mir Wohl?' polterte da der alte Herr etwas empfindlich heraus, so daß Frau von Senden ihn verdutzt ansah. „Halten Sie vielleicht meinen Schutz nicht für genügend, wenn ich Ihnen die Versicherung gebe —' „Aber ich bitte

Sie, mein lieber, alter Freund, beruhigen Sie sich.' Die alte Dame reichte ihm die Hand hinüber. „Wir beiden Alten kennen uns, denke ich, lange genug, um uns zu verstehen; ich dachte nur, Vorsicht ist besser als Nachsicht, und vier Augen sehen mehr als zwei.' „Wenn es so gemeint ist, dann muß ich mich Wohl zufrieden geben: aber, gnädige Frau, Sie können sich jetzt, da Sie Ihre Nichte bei sich haben, doch nicht gegen jeden Verkehr hermetisch abschließen, und Sie werden sehen, daß Sie mit dem Mädel Aus sehen

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Page 35 of 36
Date: 15.04.1911
Physical description: 36
Angetreten und kalt und trüb, als stände Weihnachten vor der Tür, schaute der Osterheiligabend in das Land. — Besorgt sah Frau Keilholz immer wieder nach dem Barometer. Diese fatale Witterung, die so gar nicht zu einem Frühlingsfeste paßte und schließlich das ganze Vergnügen vereitelte! — Aber je verdrieß licher die Mama, desto zufriedener blickte die Tochter drein: mochte es doch morgen regnen oder schneien, viel es wollte! Unter blieb das Fest, dann war vorläufig der Baron nicht zu fürchten. Dagegen

fand sich vielleicht Gelegenheit für einen anderen, und was konnte sich dabei nicht ereignen! Ach, ein Herz, welches liebt, hofft ja so viel! Und in der Tat schien Rose beim heiligen Petrus gut an geschrieben zu sein, denn als sie am andern Morgen die Augen öffnete, präsentierten sich Garten und Flur im weißen Kleide, als hätte Frau Holle besonderen Spaß gemacht, just am lieben Osterfeste ihre Betten tüchtig zu schütteln. — Während nun der Gutsbesitzer Keilholz die Vorsicht der Mutter Natur lobte

, die die junge Saat zum Schutze gegen den greulichen Nor'oft mit dem wärmenden Mantel zudeckte, schalt seine Frau, daß in der Welt auf nichts mehr Verlaß sei, und selbst das Osterfest, statt wie es sich gehöre, im Gewände des Frühlings, im Winterpelz zu kommen beliebe, einerlei, wie viel Hoffnung und Freude es den Menschen zunichte mache. Kein Wunder, wenn die übel gelaunte Frau mit dem kranken Fuße ihres Mannes heute so wenig rücksichtsvoll umging, daß dieser unter den behandelnden Händen

, die nichts weniger als Feenhänden glichen, zum Gotterbarmen stöhnte und ächzte. Da, gegen Mittag ein zweifacher Sonnenblick! Nicht nur, ?aß sich der Himmel aufhellte, auch von des Doktors Tochter Else !am ein Briefchen: Die Herren geben die Partie nicht auf. Punkt zwei Uhr Zusammenkunft bei der Georgseiche. Auf frohes Wiedersehen. — Nachschrift: Sollte deiner Mama die Witterung zu wenig österlich °?m, so kannst du eine Stunde später mit meinem Väterchen nachkommen. Frau Keilholz lachte: eine Frau

. „Das wird in der Lust besser,' erklärte die Mama, „das wird in der Luft besser. Warten, weißt du, ist nicht meine Sache: also spute dich!' Eine halbe Stunde später hatte ein flottes Wägelchen die Damen zur Stelle des Rendezvous gebracht, doch zur Verstimmung der Frau Keilholz war der Baron zur Begrüßung noch nicht der . „Sind wir schon vollzählig?' fragte sie, als die Gesellschaft sich jetzt in Bewegung setzte. „Wenn nicht, könnten wir ja noch ein wenig warten.' „Warten gibt es heute nicht, Frau Keilholz

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Page 3 of 10
Date: 04.01.1941
Physical description: 10
der Mädels, die singend durch den stillen Abend abzogen. Erst gegen 10 Uhr war man wieder in Cranz. Man trennte sich aber noch nicht, sondern verlebte noch einen vergnügten Abend bei Tanz und Sekt. Die Veranlassung war natürlich Eva. Sie bat und bettelte so lange, bis man ihr den Wunsch erfüllte und am Tanzabend teil nahm. Ihre Verehrer, die sich beim Auftauchen des Gatten und Bruders der jungen Frau etwas erschreckt zurückgezogen hatten, wag ten wieder in Erscheinung zu treten, umring ten sie huldigend

Antwort: „Gedulde dich nur noch ein bißchen, mein Junge, wir fahren bald, jetzt aber ist es noch nicht so weit.' „Was ist noch nicht so weit, Bodo?' fragte er den Bruder. „Weih ich nicht — interessiert mich auch nicht im geringsten', entgegnete er. Aber andere Fahrten zu Schiff und mit dem Wagen wurden gemacht. Frau Weber war eine kundige Führerin durch das schöne ostpreußische Land mit all seinen Herrlich keiten. Kreuz und quer durchfuhr man es und ließ sich von feinem eigenartigen Zau ber

. Sie hatten es nicht übelgenommen und sie begrif fen, daß Frau Hilde mit ihren Angehörigen dieses Erlebnis allein haben wollt«. Es herrschte die fröhlichste Stimmung unter den Fahrenden. Claus saß neben der Tante an? Steuer und hatte unaufhörlich zu fragen. Dabei sah er sich aufmerksam in der Gegend MlMIIMIIHMIIMUMIIMMlIMINIMIMlMlMMIMIMMIIMIIIIINIMMMMIMMMMIIIttMMIIIMMMMIMMIIIMIIIIIIMIIMIIIIMIIMMIIIII Vater und Goyn «tue <Stra«v von SRG Morl BStttyer und Landschaft um. Ihn interessiert« tausen derlei, über das Bodo oft lachen

mußte. Er nannte ihn neckend, weil er so gut Bescheid über allerlei landwirtschaftliche Dinge wußte, den „großen Agrarier', und empfahl ihm, sich schon jetzt unter den Töchtern des ostpreu ßischen Landes umzusehen, vielleicht könnte er irgendwo mal einheiraten oder zumindest eine Erbhofbäuerin kriegen: „Auf alle Fälle nimm dir mal ein reiches Mädel.' „Das wändest du natürlich machen, du be quemer Knabe. Ich will erst ein Stück Land und dann die Frau. Hauptbedingung ist aber, sie muß tüchtig

, du bist ja der Altere von uns. Nicht wahr, Tante, er hat den Vortritt.' „Entschieden!' stimmte lachend Frau Hilde Claus zu. „Ich pfeife auf alle Frauen — alles Unheil kommt von ihnen.' Heftig und böse klang es, wie es Bodo sagte. „Du bist sehr unhöflich gegen Tonte und mich, Bodo!' „Die Anwesenden sind natürlich ausge schlossen, Lore! Außerdem kann ich ehren wörtlich beschwören, daß ich Tante Hilde und dich für Perlen eures Geschlechts halte.' „Fein hast du das gesagt, Bodo, daraufhin verzeihe

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Page 26 of 28
Date: 09.02.1907
Physical description: 28
wenden z» können „Du hast nur schon viel zuliebe getan, doch nie hätte ich gedacht, daß du mich so glücklich machen könntest. Aber wir müßte» nns ja schämen, wenn wir dich jetzt nicht doppelt hochhielten. Nein, Mntter, kein anderer Mensch, selbst nicht Trina soll den Ehrenplatz hier einnehmen, so lange du »och da bist.' Da trat Frau Karin an ihren Platz und sprach laut und feier lich das Tischgebet. * -5 * Fast zwei Jahre waren seit jenem Weihnachten vergangen. Der Novemberstnrm jagte

über die Ebene nud trieb die dürren Blätter vor sich her; er pfiff die wunderbarsten Melodien, wenn er um die einsamen Höfe toste oder durch den offenen Schornstein heulte. Drinnen im Klippenhof aber war'S behaglich; auf dem Herd brannte ein Helles Feuer, und Frau Karin stand geschäftig davor und kochte die Abendfnppe. Sie hatte gar nicht gemerkt, daß je mand hereingekommen war, bis ein heiserer Husten an der Türe sie aufblicken ließ. Da erst sah sie, daß eine zerlumpte Frau auf dem Stuhl an der Tür hockte

. „Es ist wohl böses Wetter dranßen?' sagte Frau Lundvik. „Ja freilich,' meiute die Bettlerin, .aber was verträgt man nicht alles, wenn man nnr endlich sein Ziel erreicht.' Iran Lundvik sah die Fremde prüfend an. Die kleine, dunkle Gestalt sah elend und verhungert aus, die Kleider waren zerlumpt und die Schuhe zerrissen. »Ja, Ihr könnt ja auch kaum weiter/ sagte sie mitleidig, wäh rend sie der Armen ein Stück Brot hinhielt. „Deshalb bin ich nicht gekommen/ sagte die Bettlerin, wäh rend sie rnhig des Brot

zurückschob. „Wer seid Ihr denn, und was wollt Ihr?' fragte Frau Lund vik erschrocken. „Seht mich nur mal ordentlich an, und verflicht, ob Jhr's nicht raten könnt.' Frau Lnndvik zitterte, aber sie sagte nichts. „Na, und wenn Ihr nicht raten mögt, dann will ich Euch mal was erzählen: Bor etwa zwanzig Jahren zog unsere ganze Truppe hier durch die Gegend; denn ich gehöre, wie Ihr Euch wohl denken könnt, zn einer Zigenuertrnppe. Mein Mann war kurz vorher ertrunken, und ich fühlte mich entsetzlich einsam

die Fremde, Senn Jffr glaubt doch wohl uicht, daß ich die vielen hundert Meilen gewan dert bin, um mich schließlich am Ziel noch abweisen zu lassen?' „Aber denkt doch auch mal an mich! Denkt an unser aller Glück, seid barmherzig!' rief Frau Luudvik, indem sie der Bett lerin bittend die Hände entgegenstreckte. „An Euch soll ich denken? — Wie sollte ich dazu kommen? An Ench? — Was habt Ihr denn so Großes getan? Ein ganz klein bißchen von Eurem Hochmut habt Ihr drau gegeben, aber mir scheint, Ihr seid

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Page 20 of 22
Date: 06.12.1912
Physical description: 22
-»-4 Da setzte er wieder sein Iso sicheres, so überlegenes Lächeln auf und erwiderte: „Aber ich bin doch ein verständiger Mann, der seine Frau gut genug kennt; warum sollte ich dir diese un schuldige Freude denn nicht gönnen?' Sie nickte ihm vergnügt zu — aber sie dachte sich ihr Teil. Da plötzlich geschah etwas ganz Neues, völlig Unerwartetes. Während noch das Ehepaar unter dem brennenden Christbaum stand und dem Jubel der Kleinen zusah, kam plötzlich das Mädchen mit einem großen

in Seidenpapier eingehüllten Gegenstand herein. „Dies ist soeben von einem Dienstmann für die gnädige Frau abgegeben.' „Für mich?' rief Frau Emma, trat erstaunt näher und wickelte die Umhüllungen auseinander. Auch der Gatte trat langsam, aber neugierig heran. „Noch ein Bukett!' jubelte die Frau, „sieh doch bloß! noch viel schöner als das andere, und auch nur La France-Rosen! Das ist doch ganz wundervoll, ganz einzig!' Aber der Mann sagte kein Wort, sondern machte ein Gesicht, das man eher verblüfft

als erstaunt nennen konnte. „Ja, freust du dich denn gar nicht, Mann! ?' rief sie fast aus gelassen, „du solltest doch einfach stolz sein, daß deine alte Frau noch so viel Eroberungen machen kann!' „Von wem sind denn die Blumen?' fragte er ziemlich trocken. „Ja, mein Gott, wie soll ich denn das wissen! Jedenfalls doch von dem ,guten alten Freund', der mir in diesem Jahr eine Extra-Weihnachtsfreude bereiten will und mir nun deshalb eine doppelte Huldigung darbringt; — geradezu herrlich ist der Strauß

! Viel schöner noch als der erste!' Während die so begeisterte kleine Frau die Blumen bestaunte, wurde das Gesicht des Eheherrn länger und länger, und nur mit knapper Not noch konnte er seinen Arger verbergen. „Ist denn keine Karte dabei?' fragte er endlich ganz kleinlaut. „Gott bewahre!' rief sie heiter, „ich habe auch schon den ganzen Slrauß danach durchsucht.' „Sonderbar', meinte er nur. „Wieso denn sonderbar? Ich finde es gerade so ganz reizend! Tie Karte war ja schon bei dem ersten Strauß! Dieser zweite

er sich keine Antwort auf all die Fragen, die ihn bestürmten. Schon ging er ernstlich mit sich zu Rat, ob er seiner Frau ver raten sollte, daß er der Spender des alljährlich eintreffenden Rosenstraußes war, — aber nein, diese Blöße konnte er sich doch nicht geben! Nein, nein, sein Geheimnis durfte er so leicht nicht preisgeben! Und während er noch so voll Zweifel und so grübelnd dasaß, erschien seine Frau im Rahmen der Tür. Fast erstaunt sah er sie an. — Wie strahlend vor Freude sie aussah, wie ihre Augen

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Page 7 of 16
Date: 25.02.1939
Physical description: 16
. Er hatte zu Frau Bellermann gesagt, zur Polizei gehen zu wollen. Statt dessen rief er eine Autodroschke an und fuhr hinaus zur Frankfurter Allee. In der Nähe des Ringbahnhofes ließ er sie halten, entließ die Taxe und ging zu Fuß weiter. Eine schmale Seitenstraße war sein Ziel. Zwischen den Häusern gähnten dann und wann große Baulücken. Ein Kohlenplatz dehnte sich breit aus, die Treibhäuser einer großen Gärtnerei, umgeben von sorgsam gepflegtem Kulturland, schlössen sich an, dann kamen wieder einige Wohnhäuser

. Hendrik schien nicht zum erstenmal in dieser Gegend zu sein. Ohne Zögern betrat er eines der Häuser und stieg zur zweiten Etage hinauf. An der Wohnungstür, die ein Schild mit dem Namen Malter Berk' trug, läutete er. Gleich darauf, näherten sich Schritte der Tür. Hinter dem Guckloch raschelte es. >,Sie wünschen?' fragte eine Frauen stimme. „Ich komme vom Rechtsanwaltbüro', sagte Hendrik. „Ist Ihr Mann zu Hause, Frau Berk?' Die Tür wurde geöffnet. „Herr Hendrik! So etwas! Und ich habe Sie gar

nicht erkannt.' Eine junge, ver härmt aussehende Frau stand auf der Schwelle. „Wtte, wenn Sie hereinkommen wollen -' Die Wohnung bestand nur aus zwei Zimmern und die Frau führte den Be sucher in den Wohnraum. Nebenan weinte ein Kind. „Ich bin gerade beim Plätten ' „Lassen Sie sich nicht stören. Ich habe nur Ihrem Mann etwas auszurichten.' In die Augen der Frau trat ein freu diger Schimmer. ',Darf — darf er wieder anfangen?' Hendrik hätte zu dieser Frage lieber ge seufzt. Die bangen Worte gaben

ihm einen Stich ins Herz. Aber er seufzte nicht. Er sagte ruhig: „So weit ist es allerdings noch nicht, aber was nicht ist, kann noch werden, nicht wahr? Nein, ich komme heute nur, um Ihrem Mann etwas mitzuteilen.' „Mein Mann ist im Augenblick nicht da', erwiderte die Frau enttäuscht. „Aber er kommt bald zurück?' „Sicher. Er hilft in der Gärtnerei. Macht die schriftlichen Arbeiten. Aber das sind immer nur Stunden, und dann kommen Tage, an denen er nichts zu tun hat. Wenn ich nicht für andere Leute plätten

und waschen würde ' „Nehmen Sie es mir nicht übel,' unter brach sie Hendrik, „wenn Ihr Mann wollte, hätte er schon längst wieder eine feste An stellung gefunden. Ich habe aber das Ge fühl, daß ihm daran gar nicht so viel liegt.' Die Frau schlug die Augen nieder. „Sind die Kleinen gesund?' „Ja', nickte sie. „Gott sei Dank. Der Älteste muß bald aus der Schule kommen. Und Gretchen Sie hören ja', lächelte sie schwach und deutete auf die Wand des Nebenzimmers. „Ganz im Vertrauen, Frau Berk Sie'wollten

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Page 6 of 8
Date: 04.10.1941
Physical description: 8
für alle landwirtschaftlichen Frauenberufe ist die zweijäh rige ländliche Hausarbeitslehre un mittelbar nach beendeter Volksfchule. Sie muß bei einer von der Kreisbauernschaft anerkannten Lehr frau auf Grund eines Lehrvertrages abgeleistet werden. Auch die Erfüllung dieses Lehrvertrages wird von der Kreisbauernschaft beaufsichtigt. Ne benher läuft die ebenfalls zweijährige Berufsschul pflicht. Nach Abschluß der Lehre erhält das Mädel ein Zeugnis über die abgelegte „ländliche

. Also nur dort, wo das Ausreisen der Zwiebel beschleunigt und der Abschluß des Wachstums herbeigeführt werden soll, ist das Umlegen bzw. Abknicken des Krau tes gerechtfertigt. klittervocks» iia Ksitslkk komsn von bsdrisle kienlwlen (11. Fortsetzung) 15. Die Flucht ins Dunkel Die Frau Schwengel kommt, in Hitze aufgelöst, mit ihrem schwarzen Strohhut, mit lila Stoffrosen garniert, Halbhandschu hen aus Häkelgarn und einer Lacklederta tsche, den abkürzenden Grasweg vom Ort herauf; bis dahin ist sie wenigstens mit dem Omnibus

dann, das Telegramm in der Hand, wie versteinert. „Ankomme Dich pflegen, taufend Küsse.' Seine Kör perhaltung wird langsam fluchtbereit. Trieb haft hält er es für das einfachste, zu ver< schwinden. Er stopft feinen Rucksack voll. Da kommt Frau Schwengel, sich die Schürze zubindend, in das Zimmer. „Frau Schwengel, sagen Sie dem Anton, um halb sieben Uhr abends einspannen und zur Bahn. Meine Frau kommt.' „Mar' und Joses!!!' Und sie hat den Herrn Baron dann spä ter weggehen sehen

aufgeregt in den Gutshof hin über, und ihre Gretelfrisur mit den halt gebenden Schuhbändern hat sich ganz ver schoben. „Anton! Anton!' ruft fie ins Kutscher zimmer. „Ja, wo ist er denn? Ja, da sind Sie ja! Hab'n 'S geschlafen? Ich sag' Ihnen was! So ein Unglück! Sie müssen einspannen! Uni viertel neun Uhr kommt die Dame, die was den Herrn Baron seine Frau sein soll!' Ihre Stimme verliert sich in dünne Kehllaute. „Wenn Sie was ge fragt werden, Sie wisfen nichts! Man weiß ja nicht, was man fagen

soll. . . Jö! Mei ner Seel', wenn nur der Herr Heinz käm' . . . unser armer Herr Baron!' Sie schluchzt. „Was ich schon sür ein' Zorn Hab' auf die Frau!' 16. Willkommen in Dachsenstein Für Anton war das keine Kleinigkeit, die Frau Baronin abzuholen. So eine Dame, die fragt einen ja gleich Verschie denes, und er hat zu allem nur „Hm?' machen können. Na ja, was soll man sa gen? Für einen intelligenten Herrschasts- kutscher wird sie ihn schon nicht mehr hal ten. Die Frau Baronin aber sitzt indessen

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Page 4 of 10
Date: 07.09.1940
Physical description: 10
, der ihm nur so aus den Augen leuch tet, ist er doch sehr vernünftig für sein Alter. Er weiß genau, was er will, und was er sagt, hat Hand und Fuß.' Auch bei dem Näherkennenlernen des Nef fen hielt der günstige Eindruck, den seine Tante von ihm empfangen hatte, stand. Die beiden Bodmerkinder waren fo oft als nur irgend möglich mit ihr zusammen, auch gerode anwesend war, versäumte er niemals, mit Frau Weber und Fräulein Strahl zu sammenzukommen. Es hatte sich ergeben, daß er den mit den deutschen Verhältnissen

sie zu einem längeren Aufenthalt. Mit Vor bedacht hatte Frau Weber Dresden gewählt, denn dort wohnte ja ihr Neffe Bodo Bodmer, den sie sobald als möglich kennenlernen wollte. Dieses Kennenlernen fand aber ganz unverhofft schon in Wernigerode statt, denn eines Tages tauchte Bodo plötzlich da bei den Seinen auf. Der Betrieb, in dem er angestellt war, hatte, da er verkleinert worden war, einen Teil feiner Angestellten entlassen, und in erster Linie natürlich die zuletzt eingetrete nen. Auch ihn habe dieses Los

, der dir deinen wilden Schopf abschneiden muß. Eine anständige Kluft mußt du auch erst anziehen. So als halber Vagabund kannst du nicht zur Tante kommen. Sie ist eine sehr feine, vornehme Frau, und ihre Freun-din, bei der sie lebt, auch.' „Was heißt das, bei der sie lebt?' „Sie ist Gesellschafterin bei einem alten, reichen Frä<ulein.' „So, nur Gesellschafterin? Also ist es mit der erträumten Million nichts. Sie ist also genau so ein armes Luder wie wir? Na, wenn schon! Ich freue mich trotzdem auf sie. Nun fei

mir. als die Schule und andere Pflichten sie wie der in Anspruch nahmen. Die Heimkehr von Frau Bodmer änderte manches daran. Sie hatte zwar versucht, diesen, wie es ihr schien, etwas zu lebhaften Verkehr mit der plötzlich aufgetauchten Tante zu steuern, doch hätte sie nichts erreicht. Weder Lore noch Claus hörten auf sie und lehnten mit hellster Entrüstung auch nur die kleinste abfällige Bemerkung darüber ab. Die beiden waren durchaus Damen und ihr Benehmen in jeder Weise korrekt. Daß man sie mit der gleichen

würde. „Vorderhand, teuerste Mama, muß ich dir leider wieder mal auf der Tasche liegen. So bald ich aber wieder einen Posten habe, er- hälst du alles auf Heller und Pfennig zurück, was du jetzt für mich auslegst', erklärte er großartig. Bei dieser Rede lächelte Frau Bodmer etwas sauersüß. Sie kannte Bodos Optimis mus und auch feine Versprechungen in Geld- angelegnheiten. Sie wurden niemals ge halten. Bodo sah dieses Lächeln, ärgerte sich dar über, nannte innerlich die Stiefmutter eine arrogante Gans

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Page 3 of 8
Date: 26.03.1941
Physical description: 8
Stimmung, seit der Baron von seiner Wer bung um Irmgard tief verletzt zurückgekehrt war. Er fprach darüber nicht zu seinen Söhnen. Er sprach überhaupt wenig. Er fühlte sich durch den Hohn, den Frau von Bercken ihm angetan, auch vor den Söhnen gedemütigt. Diese aber beobachteten den Va ter besorgt, und besonders Egon tat dem Vater Liebes an, wo immer er konnte. Gaten schien es nicht einmal zu bemerken. Erst nach etwa zwei Wochen, als ein dickes Schreiben von einem unbekannten Rechts anwalt für den Baron

eintraf, wandelte sich' dies, Gaten stieg das Blut siedendheiß in dix., Schläfen, als er das Schriftstück in Empfang nahm. Er schloß sich ein damit. Als er nach einer Stunde das Antwort schreiben, mit seinem eigenen Wappenring versiegelt, in die Postmappe tat, atmete er freier und wurde nun allmählich wieder der Alte. Frau von Bercken aber las mit Verwun derung, was ihr Anwalt ihr zusandte: „Ich muß ein Anerbieten ablehnen, um das ich nicht gebeten habe. Frau Irmgard von Ber- cken-Bittenfeldt scheint

das Herz mit der Geldbörse verwechselt zu haben, wovon ich bedauernd Kenntnis nehme.' Frau Irmgard konnte keine Erklärung finden. War sie wirklich zu beleidigend ge wesen? Auf die Schmach hin, die Gaten ihr hatte antun wollen, als er um ihr Herz ge worben und ihr Vermögen gemeint hatte? Hatte sich sein Stolz aufgebäumt gegen die einzig mögliche Antwort? Oder war dieses Schreiben vielleicht nur ein Trick, sich die Frau und damit ihr gesamtes Vermögen am Ende doch noch zu erringen? Sie empfand

gefahren hatte. Sie bat um den Namen, nahm die Visiten karte auf silbernem Tablett entgegen, gelei tete den Herrn in die große Diele und bat ihn, einen Augenblick zu warten. Während sie den Besucher meldete, schälte Bodo die beiden roten Rosen für Elisabeth und die drei gelben für die gnädige Frau aus ihrer Seidenpapierhülle. Drinnen aber las Frau Amalie Zuppke. mit zitternden Fingern die kronengeschmückte Karte haltend, den Namen des Unbekannten: Bodo, Freiherr von Gaten auf Groß- Leitenau. Elisabeth

war unbemerkt hinter sie getre ten: „Willst du den Baron nicht eintreten lassen, Mama?' fragte sie, lachend ihre Hände von rückwärts auf der Mutter Schul tern legend. Amalie fuhr herum: „Da ist er ja doch!' sagte sie noch halb ungläubig. „Nein, geliebte Mama, sein Bruder Bodo ist es. Baron Egon interessiert mich nämlich wirklich nicht!' lachte sie spitzbübisch. „Die gnädige Frau läßt bitten', rief sie der noch immer wartenden Anna zu. „Warte, du Jöhre', konnte die Mama gerade noch flüstern, da trat Bodo

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Page 18 of 22
Date: 06.12.1912
Physical description: 22
jetzt bist du eine alte Frau geworden, jetzt hast du keinen Reiz mehr, jetzt hält man es nicht mehr der Mühe wert, dir Huldi gungen darzubringen, — und das tut weh, selbst wenn man auch wirklich schon zu altern beginnt.' „Und das sagt eine Frau, deren drei glückliche Jungen dort unter dem Weihnachtsbaum herumtollen?' spöttelte er. „Lieber Emil, so ganz wird ein Mann seine Frau nie ver stehen lernen, daß er von dem Geheimsten ihrer Seele den Schleier heben könnte,' sagte sie ernst, ging

sie, „ausgerechnet in dieser ent legenen Gegend. Weshalb denn das?' Und wieder lächelte er eigentümlich: „Ja, Frauchen, der Mann war ausnahmsweise billig, deshalb machte ich den weiten Weg.' „So, so.' — Das leuchtete der praktischen Frau sofort ein, und deshalb fragte sie nicht weiter, dennoch aber fühlte sie mit feinem fraulichen Instinkt, daß hier vielleicht doch noch etwas ander s dahinter stecken könnte, indes ließ sie es für heute dabei bewenden. Einige Wochen später aber, als sie für eine Freundin

einen Geburtstagsstrauß brauchte, erinnerte sie sich sofort des so billigen Gärtners und ging zu ihm, dort ihren (Ankauf zu machen. Der Gärtner, ein Mann von gutem Personengedächtnis, er kannte in ihr sofort die Frau, deren Mann er kürzlich vor der Tnr begrüßt hatte, und kam ihr mit ausgesuchter Höflichkeit entgegen. Nun aber machte Frau Emma zu ihrem Erstaunen die Ent deckung, daß der Gärtner durchaus nicht billig, im Gegenteil sog ir viel teurer als ihr alter Lieferant war, der noch dazu in ihrer Blume. Bon

, in Straßenzügen, die Frau Emma fast nie betreten hatte. In der offenen Tür eines Gärwerladens stand ein Mann und blies die Ringe seiner Zigarre in die Luft, aber als er das Paar vorübergehen sah, nahm er schnell die Zigarre aus dem Mund und grüßte Herrn Bergemann mit tiefer Verbeugung. Der Ehemann dankte lächelnd, doch entging es Frau Emma nicht, daß er einen Augenblick lang ziemlich verlegen wurde. „Woher kennst du denn diesen Mann ?' fragte sie ehrlich erstaunt. Und mit lächelnder Miene, dennoch

aber etwas unsicher, ant wortete er: „Äch, den kenne ich schon sehr lange, ich kaufte früher manchmal Blumen bei ihm.' üller-Grantzow. <Mit Text.) nächsten Nähe wohnte. — Ziemlich unmutig sagte sie ihm denn auch: „Mein Mann hat Sie mir als so besonders billig empfoh len, nun finde ich aber, daß Sie teurer als alle anderen sind.' ,,O, gnädige Frau,' verteidigte er sich, „teurer als die anderen bin ich wohl gewiß auch nicht.' „Nun, billiger sind Sie bestimmt nicht', entgegnete sie. bei' nahe scharf. Er jedoch

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Page 18 of 24
Date: 12.07.1902
Physical description: 24
wir gefahren sind, nicht wahr, Herr Verwalter?' frug sie lebhaft und blieb vor einem Paar Apfelschimmeln stehen, den „Kutschpferden' der Frau von Senden. „Gewiß, gnädiges Fräulein,' gab Braun zur Antwort, „und dies war das Reitpferd des verstorbenen Herrn von Senden, ein schönes Tier, aber es kommt ja zu wenig hinaus.' Er zeigte auf einen zwei Stände von den Schimmeln stehenden dunkelbraunen Wallach, dessen Formen und Adern auf Halbblut schließen ließen. „So wird das Pferd gar nicht mehr geritten

?' „Ab und zu reite ich es selbst, wenn ich Zeit habe, aber sonst wird es nur spazieren geführt. Die gnädige Frau mag es uicht aus den Händen geben, aber es ist schade darum, sehr schade!' „Ist es sehr wild, Herr Verwalter?' „Wild, gnädiges Fräulein? Wollen Sie es vielleicht selbst ver suchen?' frug Braun lächelnd. „Ja — ja, ich möchte wohl,' kam es etwas zögernd heraus, „aber die Großtante — und ich kann ja auch nicht reiten —' „Haben gnädiges Fräulein denn schon einmal auf einem Pferde gesessen?' „Ja, früher

recht lauschig sein mußten. Bor einem offenen Pavillon, der auf einer kleinen Anhöhe in dem an die Chaussee grenzenden, dicht an dieser liegenden Teil des Parkes sich befand, blieb er stehen. „Hier ist der Lieblingsplatz der gnädigen Frau,' sagte er; „wollen Sie sich vielleicht hinaufbemühen; ich kann Ihnen von dort gleich etwas die Gegend zeigen.' Sie stiegen die wenigen in die Erde gegrabenen und mit Holz pflöcken gefestigten Stufen hinauf. Weit nach Süden und Westen hin dehnte sich der Blick

, daß Sie da sind. Ich sollte eben nach Ihnen suchen — es ist nämlich Besuch da, und Sie möchten doch so freundlich sein und hereinkommen. Warten Sie 'mal, Fräulein chen, hier ist eine Kleiderbürste, Sie sind ein bißchen staubig ge worden von dem Herumklettern — so, sehen Sie wohl,' sie bür stete das junge Mädchen sorgsam ab, „nun sind Sie wieder schön. Der Herr Oberförster, wissen Sie — aus Alteneck —Die alte Eve that sehr geheimnisvoll. Als Helene den Salon betrat, rief ihr Frau von Senden ent gegen: „Ach

. da bist Du ja — wir sprechen eben von Dir, — hier, mein alter Freund, der Oberförster Dankelmann.' Aus dem Sessel, Frau von Senden gegenüber, erhob sich lang sam eine markige Gestalt im grünen Jagdanzug, mit weißem Haar und grauem, bis auf die Brust reichendem, starkem Vollbart. Unter den buschigen Brauen sahen ein paar kluge, freundliche Augen zu dem jungen Mädchen hinüber; Spannung und Bewunderung lag auf seinen gehärteten Gesichtszügen. „Also das ist Fräulein Helene!' klang eine sonore Baßstimme. Der alte Herr ging

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Page 24 of 26
Date: 25.01.1908
Physical description: 26
, im Augenblick wußte er nichts mehr zu sagen, vergeblich zermarterte er seinen Kopf, um neue Argumente zu finden. Nach einer langen Pause sprach Andorf endlich: „Nun gut, Herr Semiuardirektor, ich werde mir Bundes genossen gegen Sie verschaffen! Bitte, melden Sie mich bei Ihrer Frau Gemahlin!' „So gern ich Sie in meiner Familie willkommen heißen mochte,' entgegnete Hügel, „so muß ich Sie bitten, meine Frau in dieser Angelegenheit ganz aus dem Spiele zu lassen? Sie würde die Beweggründe meiner Handlungsweise

vor einer Katastrophe! — Bedenken Sie die Wirkung, welche das Fallisement Ihres Schwiegervaters nnd Ihre schimpfliche Dienstentlassung unter diesen Verhältnissen auf Ihre Frau haben müssen!' Ohne nur einen Augenblick zu zögern und zu überlegen, er widerte Alexander Hügel.- „Herr Provinzialschulrat, nennen Sie es einen Wahn — nennen Sie es eine Marotte oder wie Sie es sonst wollen! Ich kann nicht gegen meine Überzeugung handeln, ich vermag nicht, mich über meine Grundsätze hinwegzusetzen! Tie Lüge wider strebt

der Wahrheit!' Doch bald zogen mildere Gefühle in ihm ein, dachte er doch nun der Tage seiner Liebe. So süß und himmelhoch-jauchzend diese Blütentage der Rosen für andere Menschenkinder sind, für ihn waren auch sie vermischt mit bitteren Empfindungen. Hatte sich i>och sein Stolz und sein Mannesbewußtsein dagegen aufgelehnt, einem reichen Mädchen seine Zukunft verdanken zu sollen. Er hatte erst dann in die Heirat eingewilligt, nachdem er Gymnasial lehrer geworden war und eine Frau erhalten konnte

. Sein Stolz hatte nicht zugelassen, daß sein Schwiegervater seiner Tochter eine namhafte Mitgift aussetzte. Hierdurch hatte er Veranlassung zur erster: Differenz mit seiner Frau gegeben. So sehr sich auch beide liebten, so edel auch der Charakter seiner Frau war, konnte sie, die im Überfluß aufgewachsen, sich nur schwer in den klein bürgerlichen Verhältnissen zurechtfinden und wohlfühlen. Wenn auch ihre Liebe zu ihrem Gatten dies nach und nach überwand, so gab es in der Übergangszeit doch viele Stunden

und Tage, in denen sie ihrem Manne ihre Unzufriedenheit nicht zu verbergen vermochte. Als ihm die Tirektorstellung des Lehrerseminars in L. übertragen wurde, kehrte auf kurze Zeit das Glück bei ihm ein. Noch einmal empfand^r voll und ganz die Genugtuung, die er damals gefühlt hatte, als er aus eigener Kraft mm die be scheidener gewordenen Wünsche seiner Frau erfüllen konnte, die er ihr bisher hatte versagen müssen. Mit Wehmut gedachte er an die Zeit des ungetrübten Glückes, die durch jene Unterredung

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Page 28 of 30
Date: 15.06.1907
Physical description: 30
beunruhigt mich Wirklich! Deine Gesichtsfarbe ist ja ganz gelblich.' Jetzt wurde er aber doch unruhig. Indessen beherrschte er sich schnell wieder, um sich keine Blöße zu geben, nnd erwiderte mit gemachter Heiterkeit: „Du siehst Gespenster, Schatz! Ich fühle mich so wohl, wie selteu vorher!' Frau Lucie zuckte mit den Schnlteru nnd sagte: „Nimm die Sache nicht zn leicht, lieber Fritz! Achte lieber ein wenig auf dich! Die Sache beunruhigt mich ernsthaft.' Wieder versuchte er zu lächeln; aber es blieb

bei dem Versuch; das beängstigende Wort der Frau setzte sich in seiner Einbildnng fest nnd wurde zum nagenden Zweifel. Gleich nach Tisch ging er in sein Zimmer und unterzog sein Aussehen einer durchaus eingehenden Prüfung — er befühlte sei nen Puls nnd sein Herz, kontrollierte die Pulse nach der Uhr und besah sich so lange im Spiegel, bis er auch wirklich fand, daß seine Frau entschieden recht hatte, seine Gesichtsfarbe war gelblich und nicht normal. Währenddessen stand die kleine Fran am Schlüsselloch

. „Aber wenn du dich wirklich nicht wohl fühlst, lieber Fritz, so lassen wir den Arzt holen ' . Und er, der dies heimlich schon langst geplant hatte, sich bisher aber nur noch nicht so recht dazu entschließen konnte, er sagte nun ein wenig kleinlaut: „Ja, laß ihn nur kommen!' Da atmete die kleine Frau heimlich wie befreit auf. 5 » » Als der Arzt kam, hatte Fritz gerade eine geschäftliche Bespre chung, und so empfing ihn Frau Lncie allein. „Nun, was fehlt denn Ihrem Mann eigentlich?' fragte der Arzt, als er der kleinen Frau

galant die Hand küßte. Sie lächelte schelmisch nnd sagte ein wenig zögernd: „Sie kennen ihn ja schon, Doktorchen.' Der Arzt nickte lachend. „Also hat er sich wieder etwas eingebildet?' Lucie nickte: „Er fürchtet für seinen Magen.' Wieder lachte der Arzt. „Sein Magen ist aber unverwüstlich.' „Das wird er Ihnen doch nicht glauben!' „Nun, so werde ich ihm zur Beruhigung etwas Unschädliches verschreiben!' Da lächelte Frau Lucie ihr lieblichstes Lächeln und sagte: „Vielleicht wäre es besser, Sie verordnen

Fritz Holm einen sechswöcheutlichen Aufenthalt in Bad Waldberg. — 4° Nun sitzt das Ehepaar wohlbehalten in dem idyllischen Badeort. Fritz tut genan, was der Arzt ihm verordnet hat; er lebt diät und regelmäßig, trinkt den Brunueu und geht viel spazieren, — nnd sein Appetit wird von Tag zu Tag besser, so daß er nach und nach seine alte Eßlust wiederfindet. Und Frau Lucie tut, was sie als gute Frau ihrem Mann schul dig ist; — sie pflegt ihn treu und brav: zwischendurch aber hat sie doch noch Zeit

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Page 14 of 20
Date: 30.11.1901
Physical description: 20
!' Eine Weile war alles still; dann aber öffnete sich eine Thüre am Ende des Ganges, und eine ältliche, sehr dürftig gekleidete Frau erschien, mit einer Lampe in der Hand. Der Ritter zog seinen Hut und sagte höflich: „Gott sei mit Euch, meine gute Frau? Ich habe mich in dieser Stadtgegend verirrt, die ich nicht kenne, obwohl ich bereits zwanzig Jahre in Madrid wohne, und wußte nicht, wo ich mich nach dem richtigen Wege erkundigen sollte, bis ich endlich eine Stimme hörte, deren göttliche Accorde

mich hierher führten. Wäret Ihr es, die so sang?' Die arme Frau machte eine tiefe, demütige Verbeugung und erwiderte mit einem Lächeln, welches ebensosehr Zufriedenheit als Traurigkeit ausdrückte: „Nein, Sennor, es war meine Tochter.' „Sie hat, bei meiner Seele, die schönste Stimme, die ich je hörte; ich hätte Lust, wieder zu kommen, um ihr Talent bester beurteilen zu können. Ich werde morgen kommen, wenn es Euch gefällig ist, mir Auskunft zu geben, wer Ihr seid und wo ich mich befinde.' „Sennor

,' erwiderte erschrocken und fast bebend die Alte, „Ihr seid in der Straße Uirs-al Lol, ganz nahe am Thore äs los kwbsja- äores. Ich bin eine arme Witwe, welche nicht Geld genug hat, um ein besseres Viertel zu bewohnen, und nenne mich Anna Müller. Steht sonst noch etwas zu Eurem Befehle?' „Nein, meine liebe Frau, ich weiß nunmehr meinen Weg. Ihr habt mich wirklich aus einer großen Verlegenheit gerissen. Gott vergelte es Euch- Auf Wiedersehen morgen!' Er grüßte und ging von dannen. 2. Am Morgen darauf

von selbst vor ihm geöffnet hatte. Frau Müller er schien auf der Stelle, augenscheinlich hatte sie diesen Besuch er wartet, denn sie hatte ihren Sonntagsrock von schwarzer Seide angelegt und ihre Tranerhaube ausgesetzt. Sie war eine Frau von einfacher, ernster Physiognomie und mußte einmal sehr schön ge wesen sein, aber das Alter und vielleicht mehr noch Sorgen und Elend hatten ihre Wangen und Stirne mit tiefen Runzeln durch furcht. Uebrigeus zeigte sie sich ganz so schüchtern und demütig, wie jemand, der mit der Welt

selten in Berührung kommt. „Nun, meine liebe Frau, halte ich nicht Wort?' sagte Calderon, „ich versprach gestern abend, wiederzukommen — da bin ich denn!' „Seid mir willkommen, Sennor,' erwiderte die Frau und führte den Ritter in ein anderes Gemach, in dessen Hintergrunde sich eine Art Vorhang zeigte, welcher den Eingang zu einer anderen Kam mer zu bilden schien. Calderon setzte sich ans einen alten, leder gepolsterten Lehnstuhl, welchen die Alte mit vieler Feierlichkeit vorschob, und blickte

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Page 24 of 34
Date: 06.07.1907
Physical description: 34
-i- 210 welche die Mode in derHaartrachtmit sich bringt, ist die junge Frau stet» bei der von ihr gewählten Frisnr geblieben. Hals nnd Schnl- - tern sind von unvergleich licher Formvollendung. Sie steht in der vollen Bliite ihrer dreißig Jahre. Gaston von Riw lächelt befriedigt; es ist das befriedigte Lä cheln eines Ehemannes, der sich über das blühende Aussehen seiner Frau beglückwünscht. Er lächelt wie ein Rennstallbesitzer, wenn er nach einer Musterung sein Lieblingspserd in gutem Instand

findet. Dann wandte er langsam die Augen nach der anderen Seite. Im Geist sah er die kleine Pauliue Fleura, einstige recht geist reiche nnd sehr viel bewunderte Sängerin, spätere Witwe eines Börseumannes vor sich, die er bei seiner Frau eingeführt hatte und die seine Freundin war. „Welch Unterschied!' dachte er. Und im stillen stellte er als Schluß seines Vergleiches die lustige Frau Pauliue über seine „feierliche' Gattiu. Doch heute, während das Coups den Champs Elysees zufährt, schweigen beide

Wagen wie Schatten an ihrem eigenen Gefährt vorübergleiten. Erst in dem Augenblick, als sie in die Einfahrt der Villa ein biegen, in welcher sie znm Diner erwartet werden. Preßt Therese von Riw sich die wenigen Worte ab: „Wenn es Ihnen recht, möchte ich zeitig wieder fort.' „Jawohl; ich hatte auch gerade darum bitten wollen.' Und dann treten sie in den Salon von Fran von Lnrier, nnd die elegante Erscheinung Gaston von Riws und besonders die Schön heit seiner Frau ziehen wie immer die Aufmerksamkeit

auf sich. Aus einer Gruppe von Herren springt man denn anch gleich von der Unterhaltung ab, und einer der Gäste fragt: „Wer ist das?' „Nnn, lieber Freund, man sieht, daß Sie nicht mehr aus Ihrer Fabrik herauskommen. Von allen unsern großen Industriellen wissen Sie in Paris am wenigsten Bescheid.' „Das rechne ich Mir zur Ehre.' „Gestehen Sic doch lieber, daß Ihre Einsiedlerexistenz auch er hebliche Nachteile hat, denn Sie kennen nicht einmal die schöne Fran von Nim.' „Das ist Fran von Riw? . .. Frau Gaston von Riw

uugeru nach. Fran von Riw hat wieder ganz ihre offizielle Miene, die der verwöhnten nnd glücklichen Frau aufgesetzt. Sie neigt graziös das Hanpt zum Gruß. Gleich darauf sagt der ihr zuerteilte Tischherr: „Gnädige Fran, ich verkehrte früher viel mit Ihrem Onkel, Herrn von Labodi. .. einem Philosoph! Wenn er sich nicht geändert hat.' „Er ist noch immer derselbe, Herr Jossan, und ich habe ihn un sagbar lieb. Sie können mir nie genug des Gute» vou ihm erzählen.' „Ja, er ist ein Prächtiger Mensch

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Page 6 of 18
Date: 09.12.1899
Physical description: 18
Geschichte einer armen Witwe, Frau Georg Kövesdy, beschäftigte die Stadtvertretnng von Zenta (Ungarn) in einer ihrer jüngsten Sitzungen. Die Frau lebte bis vor kurzer Zeit ruhig und zufrie den. da ihre junge Tochter für sich und sie mit Näharbeiten das tägliche Brot veroiente. Zn ihrem Unglücke kehrte aber unlängst das Glück in ihr ärmliches Häuschen ein. Der reichste Mann der Stadt, ein bekannter Millionär, nahm das schöne Mädchen zur Frau, und trotzdem mußte sich Frau Kövesdy, um nicht zu verhungern

, an die Mildthätigkeit der Stadt wenden. I» einem Schreiben an die Stadtoertretung beklagte sich die alte Frau in bitterer Weise über ihr Los. Sie schreibt: „Ich habe versucht, zu betteln, allein man hat mich fortgejagt, weil mein Schwiegersohn ein Millionär ist. Aber kann ich etwas dafür s Ich habe mich an meine Tochter gewendet; sie fürchtet sich aber vor ihrem Galten und hat sich vielleicht auch ihrer Mutter geschämt. Unbarmherzig hat man mich aus dem Hause des Millionärs fortgejagt wie die anderen Btttler

. Ich bin fortgegangen und habe bis jetzt gehungert.' Die SladlLertretun»; erbarmte sich der unglücklichen Frau und bewilligt^ ihr ei» Monatsalmosen von drei Gulden. Die Heldenhaftigkeit der Burenfrauen. die ihren deutschen Schwestern alle Ehre machen, illu striert ein Brief aus Prätoria zur Zeit der Mobil machung, welchen ein franzöfches Blatt veröffent licht. In dem Schreiben heißt es: „Die ange stammte Vaterlandsliebe der Buren ist großartig und rührend zugleich. In dem District von Krü- gersdorp wurden 400 Mann

zu den Fahnen beru fen und 670 Freiwillige meldeten sich. Als man 270 wegen Untauglichkeit zurückschicken wollte, wei gerten sie sich, heimzukehren. In Maritzburg hatte man 150 Mann aufgeboten, und 800 meldeten sich. Jeder, vom Aermsten bis zum Reichsten, ist mit derselben Bravour und demselben unerschütter lichen Gottvertrauen bereit, sein Leben für daS Vaterland zu lassen. Mit den Männern wetteifern die Frauen. Eine Frau mit zwei Kindern beglei tet ihren Mann zum Bahnhofe. Sie tritt zum Commandanten

und erklärt einfach und bestimmt: „Ich will meinen Mann begleiten.' „Unmöglich!' erwidert der Befehlshaber. „Ich will es aber! Niemand soll mich von meinem Manne trennen. Ich kann schießen uud werde für ihn kochen.' Der Zug fährt ab und mit ihm das muthige Weib. Vor dem Willen der Frau beugt sich der Bur. Ein anderer Sohn Transvaals, welcher in den Krieg ausrückt, begibt sich zu seinem Obersten und verlangt zwei Gewehre. „Warum zwei?' fragt der Capitän. „Eins für mich und eins für meine Frau

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Page 26 of 30
Date: 10.08.1907
Physical description: 30
, daß Sans souci mindestens so viel wert ist, als ich Ihnen dafür be zahle, und daß ich Ihnen ab solut nichts schenke, wie Sie zu befürchten scheinen. Ich will Ihnen übrigens sagen, warum ich solche Eile mit dem Ankauf habe ..., die Englän der überschwemmen jetzt un sere schöne Gegend und kau fen alle Schlösser auf, die sich an der Loire befinden. Ich kenne einen sehr reichen Eng länder, der mit seiner Frau und einigen Töchtern per Automobil in der Gegend Musterung hält ..., wenn der Sanssouci erst

bei diesem Kauf nicht gefaßt... aber den läßt man sich ja immer gern gefallen.' Und um von diesem gefährlichen Friedrich von Mottle, der.neue preußische Minister des Innern. <Mit Text., Phot. Selle k Kuntze. Ter LanrinSbrunn-a auf der Wassermauerproweaade in Bozen. Phot. W. Müller. <Mit Text.) Thema abzukommen, schlägt er Frau von Riw vor, nun einen „8ous soivZ' zu unterschreiben. „Einen ..Lous-seinZ'?' wiederholt die junge Frau fragend. „Jawohl. Wissen

er es auf den Tisch und setzt sich. Frau von Riw nimmt an der andern Seite des Tisches Platz, und ihre Augen schimmern feucht, wäh rend sie angstvoll ihr Ge genüber ansieht. „Warten Sie ... ich muß mich auf die rich tige Fassung besinnen.. Ah so, jetzt habe ich es: Zwischen den Endesun terzeichneten .... Frau ... Frau...?' „Therese Luise von Charmier ...' „Gattin des Herrn von Riw, einerseits, und Herrn Alex Louis Jossan anderseits ... ist folgen des beschlossen worden: Frau von Riw zediert Herrn Jossan

das Schloß Sanssouci; die Kaufsum me dafür beläuft sich auf 300,000 Frank ...' „Aber bitte, Herr Jos san ' unterbricht nun Frau von Riw den Schreibenden. „Aber bitte, gnädige Frau,' entgegnete Alex Jossan, ohne von dem Blatt aufzusehen, „lassen Sie mich ruhigschreiben.' Gleich darauf reicht er Therese das Blatt hin und sagt: „So, nun he ben Sie dies vorläufig auf. Ich werde ein Duplikat aussetzen und mir in den nächsten Tagen Ihre Unterschrift unter dasselbe erbitten ... Jetzt wollen Sie freundlichst

Ihren Namen hierher schreiben.' Aber Frau von Riw schiebt das Blatt zurück, ein schwermütiger Ernst liegt auf ihrem Gesichtchen, und während ihr eine dunkle Blutwelle bis in die Stirn steigt, sagt sie: „Herr Jossan, wollen Sie mir eine Frage gestatten Hat Ihnen vielleicht Herr von Labodiübermeine Verhältnisse Mitteilung gemacht?' Jossan überlegt, daß ein vollständiges Leugnen kaum glaubhast erscheinen würde, und gesteht, daß Herr von La- bodi andeutungsweise von Dif ferenzen gesprochen

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