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Lienzer Zeitung
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Page 24 of 30
Date: 28.01.1911
Physical description: 30
Polternd fiel der Schlüsselkorb zu Boden, und zugleich stieß Frau Simeuse einen leisen Schreckensruf aus; sie bückte sich rasch, zun die zerstreuten Schlüssel wieder aufzulesen, und als Frau Kttvanello jetzt bittend sagte: .Wissen Sie keinen Rat, Frau Si meuse?' erwiderte sie: „Wenn Sie mich solange entbehren kön ne», gnädige Frau so würde ich es Ihnen gern zuliebe tun und Pflege der Dame, übernehmen.' „O, das freut mich von Herzen!' rief Frau Stivanello leb- h«ft, „eine bessere Pflegerin

könnte die junge Frau freilich nicht finden, meinen Sie das nicht auch, Herr Doktor?' »In der Tat, meine Patientin kann sich gratulieren,' nickte 5« Arzt nachdenklich; er schwieg ein Weilchen und fuhr dann hastig fort: „Frau Simeuse — irre ich mich oder sind Sie wirklich, seit ich Sie zuletzt sah, schmäler und bleicher gewogen? Es ist ja durchaus keine schwere Pflege, die ich Ihnen zumute, aber wenn «S Ihnen am Ende doch zuviel werden sollte und Frau du Bon- sHour nochmals wechseln müßte ' Wieder ging

es wie ein Zucken durch die Züge der Haushälte rin, während Frau Stivanello dem Arzt ins Wort fiel: „Herr Doktor, Frau Simeuse ist in den fünf Jahren, während welcher sie meinen Haushalt leitet, noch nicht einen einzigen Tag krank gewesen. Daraufhin dürfen Sie es getrost mit ihr wagen.' „Gut denn; jedenfalls werde ich dafür Sorge tragen, daß Frau Simeuse sich nicht über Gebühr anstrengt', nickte der Arzt. „Und wann soll ich kommen, Herr Doktor?' fragte die Haus hälterin, offenbar freudig erregt. „Würde es heute

noch möglich sein?' wandte der Doktor sich an Frau Stivanello; „das Kammermädchen der Frau du Bon- ssjour ist ja soweit ganz brauchbar, aber für die Nacht wäre eine erfahrene Persönlichkeit doch vorzuziehen!' „Gewiß ist es heute noch möglich,' entschied Frau Stivanello, „jetzt ist es kaum sechs Uhr vorüber und Frau Simeuse hat keine langen Borbereitungen zu treffen.' „In diesem Falle wäre es mir lieb, wenn Frau Simeuse sich vielleicht kurz nach Sieben im „Storch' einfinden und nach mir fragen

wollte; ich werde sie dann der Frau du Bon-sejour zu führen. Einstweilen vielen Dank, gnädige Frau — ich empfehle mich Ihnen bestens!' Als der Doktor zur bestimmten Stunde das Gasthaus zum „Storch' betrat, fand er Frau Simeuse bereits seiner harrend. Sie saß am Fenster eines kleinen Zimmers, in welches die Wirtin sie geführt hatte, sie war in Hut und Mantel gehüllt und hatte einen dichten Schleier über ihr Gesicht gezogen. Auch als der Arzt sie jetzt aufforderte, ihm zu Frau du Bon--ssjour zu folgen, lüftete sie den Schleier

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Lienzer Zeitung
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Page 13 of 18
Date: 09.10.1914
Physical description: 18
bekannt geworden, daß Frau Elise Kraft im Schuppen des Hafnerbauern eine Flug maschine baue, und der Monteur, den sie angestellt hatte, wurde von allen Seiten mit neugierigen Fragen bestürmt. Es war ein schlauer Kopf und wußte, ohne viel zu verraten, die allgemeine Spannung aufs höchste zu steigern. In der besseren Gesellschaft fehlte es nicht an spöttischen Bemerkungen über die Flugkünstlerin, jedoch der Gedanke, daß, wenn vielleicht doch etwas an der Sache wäre, die Geschichte für die Stadt fehr

ehrenvoll und nicht ohne Bedeutung wäre, ver schaffte fich doch auch Geltung. Und so sah sich denn der Ober buchhalter bald von dieser, bald von jener hochgestellten Persön lichkeit huldvollst angeredet, die ihm früher für den Gruß kaum gedankt, und die sich nun in leutseliger und wohlwollender Weise über die Fortschritte in Frau Elifens Werkstatt erkundigten und ihrer Sympathie für das Unternehmen lebhaften Ausdruck gaben. In diesen Wochen sah Robert Kraft von seiner Frau nicht viel. Am Morgen verließ

sie das Haus, bevor er sich erhob, und, wenn sie am späten Abend zurückkehrte, war sie so müde, daß sie sich gleich zur Ruhe begab. Nur soviel ersuhr er, daß die Arbeit rüstig vorwärts geschritten. Er kam nämlich nie in den Schuppen hinaus, wie denn überhaupt niemand dort Zutritt hatte, denn Frau Elise hatte doch noch soviel altväterliches, frauliches Gefühl, daß sie sich nicht in dem Aufzug, in dem sie da draußen herum hantierte, zeigen mochte. An einem Sonntag fragte Robert Kraft feine Eheliebste

. Ich übernehme die technische, du die kommerzielle Leitung.' „Ja,' fuhr sie fort, als sie ihres Mannes Staunen sah, „neue Bahnen sind es, auf denen die moderne Frau wandelt, die sie freilich, wenn es nach euch Männern ginge, nie betreten hätte. Neue Wege führen auch uns in die Zukunft, die früher im all gemeinen für die Frau nichts Neues, nichts anderes bringen konnte als die Gegenwart bot und die Vergangenheit unseren Schwestern geboten hatte. Das hat sich gründlich geändert. Neue Wege in unbekanntes Land

, und die moderne Frau darf voll Hoffnung und Erwartung sein, Wege, die weitab von den Klein lichkeiten des Alltags und des Haushaltes führen. Früher hat die Frau nur durch den Mann gelebt, war er ihr Stütze und ihr Hort, nun lebt sie durch sich selbst. Ein Unterschied von Phäno menaler Bedeutung.' Robert Krast gab keine Antwort. Das, was seine Frau von neuen Bahnen sprach, glaubte er aufs Wort, er wenigstens sühlte sich vollkommen aus dem alten Geleis geworfen, sah altgewohnte Sitten und Gebräuche auf den Kopf

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Lienzer Zeitung
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Page 14 of 20
Date: 15.11.1902
Physical description: 20
augelangt; die Verwundete wurde darauf gebettet und unter Leitung des Arztes in ihre Woh nung verbracht. Eine mitleidige Frau führte das verschüchterte Kind nach, und der junge Mann begleitete den Zug. Unterwegs dachte er wieder an die Worte der Frau, die ihn derart interessierte«, daß er beschloß, um jeden Preis eiue nähere Aufklärung zn er langen. Als man die Bahre in der Wohnung niedersetzte, wandte er sich halblaut zu Josepha: „Ist dieser Wolfram nicht Hanpt- kassierer in der N.'schen Bank?' „Kennen

, nachdem sie einen Blick auf die geschnitzte Schwarzwälder Uhr geworfen hatte. „Felix versprach doch, um drei hier zu sein.' „O Du kleine Ungeduld!' scherzte Frau Hagen. „Es ist ja heute nicht Sonntag, nud in der Woche hat er viel zu thun; da kann er die Stunde nicht so genau einhalten.' Irma stieß einen leisen Seufzer aus. Nach Art aller ver liebten Mädchen wünschte sie ihren Verlobten immer in ihrer Nähe zu haben; sie war eifersüchtig auf jede Minute, die er uicht ihr wid mete, und sie sehnte

die Zeit herbei, wo sie ihm ganz angehören durste. „Wenn Du Dich mit einem Buch oder einer Arbeit beschäftigen wolltest,' bemerkte Frau Hagen sanft, „so würde Dir das Warten weniger lästig sein.' „Ach, ich habe jetzt zu nichts Geduld,' gestand Irma ein, „Fe lix muß ja auch jeden Augenblick kommen.' Und in der That, nach kaum fünf Minuten erschien der Maler. Er sah blaß und erregt aus. Irma hatte ihm Vorwürfe machen wollen wegen feiner UnPünktlichkeit, aber sie unterließ es, weil sie mit dem scharfen

Auge der Liebe erkannte, daß ihm etwas Un gewöhnliches begegnet sein mußte. „Was ist geschehen?' fragte sie besorgt, „Du siehst ganz ver ändert aus.' „Ja, ich habe etwas Seltsames erlebt,' erwiderte er, „und eben deswegen konnte ich nicht früher kommen.' „Willst Du es uns nicht erzählen?' sagte Frau Hagen. „Gewiß,' entgegnete er, sich mit Irma neben sie setzend. „Aber es ist eine schlimme Geschichte. Ein Mordanfall auf eine Frau am helllichten Tag im Tiergarten.' „Wie schrecklich!' riefen Mutter

und Tochter entsetzt aus. „Wie ging das zu?' „Ich will es euch erzählen. Heute morgen war ich geschäftlich in Charlottenburg. Auf der Rückfahrt gegen ein Uhr stieg ich im Tiergarten aus und ging ein Stück Wegs durch die Alleen. Aus einmal hörte ich ein Kiud jämmerlich weinen. Es klang so kläg lich, daß es mich antrieb, nachzusehen, was die Ursache war. Als ich hinkam, fand ich einen Knaben von etwa vier Jahren und neben ihm eine Frau am Boden liegend, die aus einer Wunde in der Brust blutete.' „Welch

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Lienzer Zeitung
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Page 24 of 34
Date: 20.07.1907
Physical description: 34
„Dich ruhig verhalten.' „Das ist etwas unbestimmt.' „Muß dir aber genügen... wann glaubst du, daß Frau von Riw hier eintreffen wird?' „Sie kann mit dem Zng zehn Minuten vor drei Uhr kom men , das ist her schnellste. In einer halben Stunde kann sie also hier sein.' „Das ist ja reizend! Dann hätte sie wahrhaftig nicht erst noch zu schreiben brauchen ... einfach klingeln . hier bin ich^ Diese Art, die Leute zu überfallen, ohne zu fragen, ob sie zum' Empfang bereit sind, zeugt wirklich

ich ja auch nicht ab, aber ich will nicht, daß sie uus mit sich zieht . . . da .. . ein Wagen hält vor dem Hause .. .' „Das wird sie sein. Sie ist lieber per Wagen als mit der Bahn gekommen!' ruft Herr von Labodi ganz fröhlich und eilt an das Fenster. ^ «Ja, ja, sie ist es! Und allein, sie hat den kleinen Jacques nicht mitgebracht.' „Ob ihr Mann den Sohn nicht behalten hat?' „Das glaube ich nicht.' Im nächsten Augenblick begrüßte Therese vou Riw die Haus frau und küßte den Onkel. „Ich bin mit dem Wagen den Weg an der Loire gekommen ... Gott

, wie schön unsere Loire doch in dieser Jahreszeit ist .. . ich hatte Sehnsucht danach, und ihr Anblick hat mir gut getan . ..' Frau von Labodi ist schon ganz unruhig geworden und unter bricht Therese. „Wir wollen doch keine Zeit mit Naturschilderungen ver lieren ...' „Geht's dem Kleinen gut?' fragt der Onkel hastig, um den Eindruck, welchen die Worte seiner Frau hervorbringen müssen, zu verwischen. „Danke, ja, er hat sich prächtig entwickelt, Sie werden auch darüber erfreut sein.' „Der Junge muß

doch beinahe sieben Jahre alt sein?' „Genau sieben.' Nun läßt sich Frau von Labodi herbei, zu sagen: „Grüßen Sie den Kleinen auch von mir.' Frau von Riw dankt und will von ihrem Kleinen weiter er zählen, aber Frau von Labodi übernimmt sehr energisch die Lei tung der Unterhaltung, die' sich ihrer Ansicht nach viel zu sehr ins Rebensächliche verläuft. ' „Berichten Sie uns dach vorerst einmal, wie die Sachen stehen. Ist das, was Sie in Ihrem Briefe so kurz erwähnen, wirklich ernsthaft gemeint?' „Wieso

der ihr so viel des Furchtbaren gebracht hat, sie berichtet von ihrem pekuniären Ruin, der durch ihren Ehegatten verschuldet wurde. Herr von Labodi seufzt tief auf. Frau von Labodi zuckt die Achseln und meint: „Liebes Kind, Sie waren wohl ganz blind? Daß man sich bestehlen lassen kann, tagtäglich, und uichts davon merkt, das.geht doch über vertrauensvolle Güte hinaus und muß schon mehr als Torheit bezeichnet werden.' „Gastoii hat mich nicht geliebt. Im ersten Jahr unserer Ehe habe ich geglaubt, das würde von seiner Seite

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Page 4 of 6
Date: 16.12.1942
Physical description: 6
sich nur aus mündliche An gaben; es kann von der Bahn angesichts der ge waltigen Inanspruchnahme aller Kräfte uicht ver langt werden, daß sie auch noch derartige Au slagen schriftlich erledige. Osr sperrt > äsr sskr?ssck!clct 2v?si lopks Quisinanclsrrückt! ?smii!snromsn von Kurt 5sisck«r Drei Quellen Verlag. Königsbrück (ke?. Vreden) S4Z „Sagen Sie, verehrte Frau Sturm, warum oerfolgen Sie meine Nichte eigentlich mit einem so lächerlichen Haß?' „Ich finde dabei gar nichts Lächerliches.' „Aber ich. Sie wissen genau

, daß Frau Sabine Bren- kenkamp aus reinster', sie betont dabei das Wort „rein', „Freundschaft für Herrn vr. Mergentin gehandelt hat.' „Und ich wiederhole Ihnen, was ich der anderen Dame bereits sagen mußte, daß ich an solche reinen Freundschaf ten', auch sie betont das Wort „rein', aber merklich cck- sprechend, „nicht glaube.' „Sie scheinen böse Erfahrungen hinter sich zu haben, Frau Sturm', wirft Frau Alma Brosius verächtlich lachend hin. Wie gestochen fährt die Frau, empor und funkelt ihre Gegnerin

böse an. Ich verbitte mir derartige Bemerkungen. Ich habe gottlob keinerlei Erfahrungen in dieser Bezie hung. Ich bin eine anständige Frau', sprüht sie hervor. „Ich will es nicht im geringsten bezweifeln; aber wie kann ein Mensch ohne eigene Erfahrung über Dinge ur teilen, die er nicht kennt?' „Was heißt hier nicht kennen! Mein einfacher Instinkt als Frau genügt mir in diesem Falle.' „Das wäre ja noch schöner, wenn ein Richter sich bloß aus seinen Instinkt, also sagen wir diesem Falle

nur noch verschlimmern müßten. Sie haben eben Unrechtes aus dieses Mannes Briefen lesen wollen.' Mit zu einem Strich zusammengepreßten Lippen sitzt Frau Sturm ihrer Anklägerin gegenüber. Noch ehe sie eine Entgegnung findet, muß sie schon wieder zuhören. „Sehen Sie, Sie müssen schweigen. Bitte, sagen Sie mir noch eins. Haben Sie Ihrer Nichte von Ihren Auf fassungen Mitteilung gemacht.' „Nein!' stößt die Frau hart hervor. „Ingrid hat an ihrem Leiden gerade genug zu tragen.' „Das meine ich auch. Im übrigen

, hat Ihre Nichte je mals etwas darüber verlauten lassen, daß sie an Frau Brenkenkamps und vr. Mergentins Verhalten irgendwel chen Anstoß nehme?' „Auch das nicht. Wenigstens hat sie mir gegenüber nichts derartiges geäußert.' „Gut. Sehr gut! Ich glaube, verehrte Frau Sturm, wir fangen an, uns näher zu kommen, und wenn Sie mir jetzt noch sagen, daß diese ganze Sache mit dem Schreiben wollen an Herrn Brenkenkamp nichts anderes als eine leere Drohung war, dann ist alles im Lot.' „Leider muß ich Sie enttäuschen

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Lienzer Zeitung
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Page 6 of 16
Date: 13.05.1939
Physical description: 16
Begriffe zu bilden und auszudrücken. Der gleiche Vorgang spielte sich auch im Grunde genommen bei den Chinesen ab. Man schuf anfangs eine Bilderschrift, in der der Mann anders dargestellt wurde als die Frau. Auch hatte man für eine junge Frau oder für einen unverheirateten Sohn ein anderes Symbol. Zog man nun aber zum Beispiel die Zeichen für Frau und jung zusammen, dann ergab sich für den Chinesen der Begriff schön. Die Symbole wurden immer mehr ver einfacht und hatten bald die ursprüngliche Bildform

Kameraden verloren. Eines Morgens wurde ich zu Kaufmann Kledding gerufen. Er war auf einer Ge schäftsreise gewesen, auf die er seine Frau mitgenommen hatte. Als sie zurückkamen, fanden sie die Spuren ungebetener Gäste, die Silbersachen und Schmuckgegenstände entwendet hatten. Aus einem Wandschrank, den man vollständig zertrümmert hatte, war ein Bündel Banknoten gestohlen worden. Ich stand lange vor diesem Bild der Ver wüstung und suchte nach Spuren. In dem Kalkschütt auf dem Boden entdeckte

hatte ihn zum Wechseln gebracht. Die ihn aber in Zahlung gegeben h. tte, war die Frau meines Freundes Lo der. Da ich keinen Weg unversucht lassen wollte, ging ich zu Loders. Ich traf Alberts Frau allein, er selbst war im Lager beschäf tigt. So konnte ich ungezwungen ein pri vates Gespräch anfangen und dabei erfah ren, was ich wissen wollte. Sie hatte den Geldschein von ihrem Mann erhalten. Albert fand ich mit seinem Prokuristen im Hof. „Potz Blitz, der Kriminalrat!' empfing er mich gutgelaunt

als sonst. Ich kann ihn dir nicht erklären — es war auch nur ein Huschen, ein — wie soll ich sagen — Aufblitzen . . . dann hatte er sein Lachen wieder! „Na, und was willst du von mir?' fragte er seelenruhig. „Du sollst mir helfen! Deine Frau hat da einen Fünfzigmarkschein ausgegeben, den sie von dir erhalten hat Wo ist dies Geld her?' „Na, wo soll ein Geschäftsmann sein Geld kierhaben? Von seinen Kunden natürlich! Aber von welchem — das kann ich dir nicht sagen. Das weiß ich beim besten Willen nicht!' „Hast du ihn der Kasse entnommen

in die Welt gesetzt ist, hast du ver loren . . .' ,.Es gilt!' sagte Möhlen entschlossen. » Der nächste Tag war ein Dienstag. An diesem Tage pflegte die Barbara auf einen Kaffeeplausch zu Frau Wimmer zu gehen. Meister Möhlen machte sich am Fenster sei ner Werkstatt zu schaffen und wartete ge spannt auf ihr Weggehen, Jetzt würde es sich zeigen, ob die Wirkung seines Mittels stark genug war. Florians Erwartung, daß am nächsten Nachmittag Frau Wimmer erscheinen würde, bestätigte sich. Frau Wimmer klingelte

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Lienzer Zeitung
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Page 5 of 18
Date: 17.12.1938
Physical description: 18
mit düsteren Ahnungen kommenden Un heils erfüllten. Frau Therese Schluppke trug, wenn sie ihm den Kaffee brachte, nicht mehr die große Schürze und abge latschten Filzpantoffeln, und errötete, wenn Timmerbeil erstaunt ihr hübsches Hauskleid musterte. Bisweilen schien es. als erwarte sie eine anerkennende Ände rung ihres Mieters über diese vorteil hafte Veränderung. Seufzend verließ sie das Zimmer, denn Timmerbeil blieb stumm. Wiederholt hatte er bemerkt, daß sie neuerdings ein Parfüm zu benutzen schien

. Und Herr Timmerbeil wurde das unbehagliche Gefühl nicht mehr los. daß ihr Blick versonnen und wohlgefällig aus ihm ruhe. Als sie sich gar ein Bänd chen Gedichte von ihm ausbat. schwand Timmerbeils letzter Zweifel. Es gab für diese Dinge nur eine Erklärung: Frau Schluppke sah In ihm mehr als den soli den. angenehmen, pünktlich zahlenden Mieterl Nicht ohne eine leise Anwandlung männlicher Eitelkeit stellte er v?r dem Spiegel fest, daß seine Erscheinung die spät erwachte Neignng der ehrsamen Witwe

durchaus verständlich erscheinen ließ. Aber er dachte nicht daran. den fest gefügten Kreis seiner Gewohnheiten durchbrechen zu lassen, denn, was er snr Frau Schluvpke empfand, war Hochach tung vor ihrer Rechtschaffenheit nnd Tücbtiakeit. aber keine Liebe. Herr Tim merbeil war viel zu gutmütig, um nicht alsbald einzusehen, daß er Frau Sckluppke keinesfalls durch eiue Takt losigkeit kränken dürfte. Vorerst aber sah er noch keine Möglichkeit, peinlichen Zwischenfällen vorzubeugen. Einige Tage hindurch

schützte er Un wohlsein vor und begab sich früh zur Ruhe. Das aber erschien ihm als feige Flucht. Zudem raubte ihm seine Lüge die Nachtruhe. un>d Frau Schluppkes teilneh mende Fragen und besorgte Ratschläge brachten ihn die größte Verlegenheit. Im mer klarer erkannte er. daß es nur eine Rettung gab: baldige Kündigung. Tim merbeil nahm sich vor. seine Wirtin bei -nächster Gelegenheit v'.r seinem Entschluß in Kenntnis zu setzen, aber das erwies sich als nicht ohne weiteres durchführbar. Ja. wenn Frau

Schluppke sich ein einzi ges Mal des selbstherrlichen, scharfen Tones bedient hätte, mit dem sie ihn in der ersten Zeit einzuschüchtern versucht hatte! Angesichts ihrer unveränderlichen Freundlichkeit aber brachte er nicht den Mut zu einer rohen Kündigung auf. Wiederholt hatte er einen Anlauf ge nommen. aber wenn er dann in Frau Schluppkes mild verklärtes Antlitz blickte, brachte er es nicht übers Herz und verschob die Ausführung seines Ent schlusses aus einen günstigeren Zeitpunkt. Nein, er vermochte

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Lienzer Zeitung
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Page 4 of 6
Date: 10.02.1943
Physical description: 6
war so em pört darüber/ daß sie die kleinen braunen Hände zu Fäusten ballte. Ich wußte in diesem Augenblick nicht, was mich mehr bewegte, die wehe Erinne rung an Vergangenes oder die innige Teilnahme dieses lieben Menschen. Dann warf ich alles Ur- laubergepäck einfach von mir und nahm die er schrockene Marielies in meine Arme. Was ich ihr alles gesagt in jenen Augenblicken, das weiß Sie deutsche frau im totalen Krieg kin Vort an unsere frauen in der Heimat Lienz, 9. Februar Das Gesey der Dienstpflicht

im totalen Kriege entspricht der selbstverständlichen deutschen Haltung und dem Wunsch jeder Frau und jedes Mädchens von Ehre, in diesen ernsten Zeiten heroischesten Mutes unserer deutschen Männer, die Front zu stützen. Es ist eine harte Zeit, der auch die Frau mit unbeugsamer Härte begegnen wird. Der Mann, der Sohn, der Bruder oder Freund ruft aus dem furchtbarsten Ringen aller Zeiten die deutsche Frau und Kameradia als Kampsgefährtin aus und sie wird da sein. So wie sie alle Härten zu ertragen wissen

, denn sie sind unwesent lich gegen das, was die Front opsert und zu opfern bereit ist. Jeder Mann aber wird stolz sein auf die Frau, die mit ihrer Arbeit an der großen Schmiede der deutschen Frei heit und Zukunft steht und die Front schützt. So wird er nnt seinem Stolz dm Weg ihrer Arbeit begleiten und ihn wirksam unter stützen, denn der Entzug ihrer Kräfte, die heute allein und nur dem Kampfe der Männer gehört, ist Fahnenflucht und wird neben der allgemeinen Ächtung, die ihrer wartet, von dem Gesetz

und dem, gesamten Volk mit Recht so wie die des Mannes gerichtet. Damit die deutsche Frau mit Ruhe und unbeschwert von den Gedanken daheim ihrer Dienstpflicht genügen kann, wird sich die Frauenschast helfend einschalten. Sie wird die Ehrenarbeit in der Betreuung und Nach barschaftshilfe verdoppeln und verdreifachen und alle verfügbaren Kräfte ohne Ume, schied des Alters sammeln, um sie in den Dienst an der werktätigen Frau einzusehen. Jede Frau, die durch irgendeinen zwingenden Grund nicht unmittelbar

in die Dienstpflicht der Reichsverteidigung gestellt ist, wiro dennoch mittelbar ihr dienen müssen, indem sie die schassende Frau und ihren Haushalt betreut, sür sie einkauft, ihr die Gänge abnimmt, und namentlich Hilst, ihr Klei dung, Wohnung, Wäsche in Stand zu hal ten und die Küche zu sichren. Es ist jetzt nicht die Zeit, das empfindet jede Frau von selbst, zwecklose Nachbarbesuche zu machen, aber die Nachbarschaftshilfe, Flickbeutel aktion und Kinderbetreuung werden jede freie Minute, die ja nicht mehr

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Page 3 of 10
Date: 23.11.1940
Physical description: 10
? Welcher Magnet fesselte ihn dort? War es eine Frau, die ihn hinzog? Saß sie jetzt in fröhlicher Gesellschaft neben ihm? Lachte und scherzte er mit ihr und ließ sich gefangennehmen von ihren Reizen? Es war vielleicht eine jener vielen, die sich ihm nicht zu versagen brauchten, die ihm gab und schenkte, was seine Sinne forderten . . . Sisdenld heiß fühlte Eva das Blut in ihre Wangen steigen. Ihr Herz begann wild zu kämpfen, heiße, brennende Eifersucht stieg in ihr empor und peitscht« ihre Gedanken

bleich kam das Mädchen aus der Küche ins Zimmer gestürzt und fand ihre Herrin be wußtlos und regungslos am Boden liegen. In Angst und Schrecken rannte sie hinauf und holt« Fräulein Schwarz herunter. » Gleich nachdem Jens Gasteiner sein Refe rat abgegeben hatte, wurde er ans Telefon verlangt. Es war Fräulein Schwarz, die ihn anrief und ihn bat, wenn irgend möglich, gleich nach Hause zu kommen. Frau Doktor sei infolge eines großen Schreckens — der Blitz habe im Garten eingeschlagen — ohn mächtig

sich der Weg endlos und nähme gar kein Endel Endlich, endlich war man am Ziel. Schon vor der Wohnungstür empfing Fräulein Schwarz die beid«n Herren und er zählte ihnen ausführlich, wie sich alles zu getragen hatte. Während Dr. Wirk, von Fräulein Schwarz geleitet, sich im Ankleidezimmer die Hände wusch und den weißen Kittel anzog, kniete Jens am Bett seiner weinenden Frau. Er küßte ihr die Hände und strich ihr tröstend über die mit Schweiß bedeckt« Stirn. All«s, was trennend zwischen ihm und Eva in der letzten

.' Dr. Wirk war ins Zimmer getreten. Er hatte die letzten Worte der jungen Frau ge hört. „Wer wird denn Furcht haben, liebe, gnä dige Frau. Dos gibt es doch gar nicht. Dazu schwerden, die sie bisher hatte, halte ich sür rein nervöse Erscheinungen. Und das Baby? Du lieber Gott, es laufen hunderttausend Menschen auf der Welt herum, die mit sieben Monaten schon zur Welt kamen. Und was für Prachtkerle werden das oft! Im übrigen können Sie mir glauben, wird alles ge schehen, um Mutter und Kind zu erhalten

.' „Daran zweifle ich nicht, Herr Doktor. Ich weiß, daß meine Frau bei Ihnen in den be sten Händen ist.' „Na also! Nun kommen Sie schon mit mir. Es eilt. Sie werden Ihre Frou übrigens jetzt etwas ruhiger antreffen. Ich habe ihr zur Betäubung der Schmerzen eine Spritze gege ben.' War es nur die Wirkung dieser Spritze, daß Eva so sanft und gefügig war oder wa ren es die liebevollen Worte ihres Mannes, der sie bat, dem Rat des Arztes zu folgen, je denfalls erklärte sich Eva bereit, sogleich mit Dr. Wirk

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Page 25 of 30
Date: 22.04.1911
Physical description: 30
, und ein Ah und Oh entfuhr den Lippen der aufrichtigen Bewunderer. Toni aber dachte nur an ihren Schatz. Für ihn hatte sie sich geschmückt, ihm galt ihr Lächeln, ihm die glücklichen Augen. Es war ja alles sein, sein. Dann fuhr die Flemshageuer Equipage vor und entführte das liebliche Mädchen und ihren Bruder, den Leutnant Benno, den Blicken der Zurückbleibenden. Frau Augustas stattlicher Körper hatte sich noch höher auf gerichtet, so schwellte der Stolz ihre Brust. Toni blieb ihrem stände erhalten. Und für Benno

nach all der Aufregung eine fast unheimliche Stille nach der Abfahrt ein. Die Dienstboten hatten sich in die Sonterrainräumlichkeiten zurückgezogen, die Jungfer war mit dem Aufräumen der durch das AnÜeiden in Unordnung geratenen Zimmer beschäftigt, die beiden jüngeren Kinder unternahmen einen Spaziergang mit dem Hauslehrer, Herr von Knöterich machte einen Ritt über die Felder; so war Frau Augusta sich ganz allein überlassen. Noch zitterte die Freude und der Stolz, der bei dem Anblick ihrer herrlichen

und geputzten Kinder sie beherrscht, in ihr nach, aber doch lenkten sich ihre Gedanken allmählich anderen Dingen wieder zu. Und zwar naturgemäß dem seltsamen Rätsel, das noch seiner Lösung bedurfte. Es lagen jetzt drei Briefe von derselben Hand an Fräulein Emmeline von Hochstern gerichtet auf Frau Augustas Schreib tisch. Und jeden Abend, auch wohl ab und zu am Tage, nahm sie diese Briefe in die Hand, las die Adresse, besah den Poststempel und legte sie ebenso klug wieder hin, wie sie sie ausgenommen

. Jetzt eilte sie mit raschen Schritten in ihr Boudoir hinüber, setzte sich nachdenklich an den kleinen modernen Schreibtisch und nahm dieselbe Prozedur von neuem auf. Drei Briefe in derselben Handschrift — es war eine Männer hand, stellte Frau Augusta zum so und sovielten Male fest. Was konnte ein Mann der Kusine zu schreiben haben? War's ihr Rechtsbeistand? Dieser Gedanke, wenn er auch in Frau Augusta auftauchte, mußte sofort wieder verworfen werden. Der konnte nicht in Magdeburg wohnen. Allenfalls

an ihrem früheren Wohnort, aber nicht in Magdeburg. Eine Bekanntschaft? Eine Herrenbekanntschaft, die eine so intime Korrespondenz zur Folge hatte, war doch bei dem Alter Emmelinens ausgeschlossen. Sie zählte bereits ihre sechzig Jahre. Eine Männerhand war's, darin täuschte Frau Augusta sich nicht. Neugierde ist ein Peinigendes Gefühl. Sie wurde durch die Einsamkeit noch verstärkt. Drei Briefe! — Was schadete es, wenn einer verschwände? Nichts. Es wußte ja niemand davon. Man mußte sie doch nur der Polizei

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Page 13 of 16
Date: 21.01.1939
Physical description: 16
Folge 3 ihres häuslichen Wirkungskreises die Ge schäfte des Mannes für ihn besorgen und ihn vertreten. Rechtsgeschäfte, die sie in diesem Rahmen vornimmt, gelten als im Namen des Mannes vorgenommeil und verpflichten diesen, nicht die Frau. Man nennt dies weitgreifende Recht der Frau die „Schlüsselgewalt'. Zu dieser Schlüsselgewalt gehört z. B. die Anschaffung von Kleidungsstücken für die Frau und die Kinder, das Mieten und Kündigen von weiblichen Dienstpersonal, Nachhilfeunterricht

oder Musikstunde für die Kinder, Besorgung von Lebensmitteln für die Küche, Anschaffung von Küchenge- räti Hotz, Kohlen etc. AusmMn der Woh nung und vieles -andere mehr. Im einzelnen entscheidet natürlich die allgemeine Lebens stellung der Gatten. Die Frau eines reichen Mannes hat in dieser Hinsicht weitergehen de Rechte als die Frau eines gering bezahl ten Beamten oder eines Arbleiters. Für alle diese Bestellungen und Be sorgungen ist der Mann zahlungspflichtig. Er kann sich weder damit entschuldigen

, das; er seiner Frau die Anschaffung ver boten, noch daß er ihr das Geld für die Besorgung gegeben, sie es aber anderweitig verbraucht habe. Einzig und allein darauf kann er sich berufen, daß die betreffende Handlung der Frau nicht „innerhalb ihres häuslichen Wirkungskreises' Liege. Im Streitfalle hat der Richter bliese Frage zu prüfen. Bejaht er sie, dann muß der Mann unter Ällien Umständen bezahlen, verneint er sie, dann hat die Frau den Rahmen ih rer SchlüsselgewaK überschritten und der Mann 'braucht

für die Bestellungen der Frau im allgemeinen nicht aufzukommen. Aber, so höre ich die unglücklichen Ehe männer rufen, danin sind wir ja machtlos; dann kann ja die Frau beinahe alles an schaffen, was sie will! Und wir sollen nach her he zahlen! Da he irate, wer L ust hat! Richtig. Aber ganz so Wimm ist es doch nicht. Zunächst behandle jeder seine Frau vernünftig und gewähre ihr, was sie ver ständigerweise verlangen darf, dann wird sie ihre Befugnisse auch nicht überschreiten. Und tut sie es doch einmal, dann drücke

man ein Auge zu und bedenke, daß der Mann sich meist in mancherlei Dingen mehr gönnt, als er der Frau zugesteht. Ich er innere nur an Rauchen. Trinken, Karten spielen und vieles andere. Wird die Sache aber wirklich zu tol>l> und unerträglich, dann kann der Mann die in Betracht Kominenden Lieferanten davon in Kenntnis setzen, daß seiner Frau kein Kre dit mehr eingeräumt werden darf und daß er für irgend eine Schuld der Frau nicht mehr aufkommt. Die in den Zeitungen oft gelesene Anzeige: „Komme

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Page 5 of 16
Date: 10.06.1939
Physical description: 16
er in einiger Entfernung vor sich eine wundervolle weib liche Figur, die sich in gleicher Richtung be wegte. Näher kommend, erkannte Alfred, daß da vorn kein Mädel ging, sondern eine rich tige Dame, die natürlich sicher um gute paar Jabre mehr zählen mochte als er. Und mit der seiner Altersklasse oft eige nen Zuneigung der reiferen Frau gegen über wandelten auch Alfreds Gymnasiasten träume in ähnlichen Gefilden. Augenblicklich malte er es sich aus, wie herrlich es sein müßte, an Seite dieser Dame dahinschreiten

im Film fast über den Boden, hielt mit der anderen Hand den Handschuh weit von sich und sprach: „Wenn ich mich nicht irre, dann haben Gnädigste etwas ver loren.' „Sie irren sich nicht', sagte lächelnd der Gymnasiastentraum und nahm den Hand schuh in Empfang. „Gnädigste — Gnä— Gnädigste—' stam melte Alfred, „wäre es — ich meine, würde es — selber Weg —' Blutrot im Gesicht stand der junge Mann und wußte nicht mehr weiter. „Aber ja', meinte lächelnd die schöne Frau, „warum

denn nicht, wir haben doch den gleichen Weg. Außerdem langweile ich mich, denn mein Mann ist nämlich gerade beute auswärts —' Munter plaudernd ging sie weiter, der Junge neben ihr. Er sah durch alle sechs Himmel bis in den sieben ten, seine Verwirrung legte sich notdürftig, so daß er sogar zusammenhängende Ant worten zu geben vermochte. „Was sind Sie denn?' fragte einmal die ^unge Frau in ihrer offenen Art. „Student an der Hochschule', log Alfred, „Mediziner im zweiten Semester.' Damit gab er sich selbst Haltung

, wenn er mit — wenn — „Gnädige Frau, wollen wir nicht eine Tasse Kaffee trinken, ich —' „Wunderbar', entgegnete die Dame, „wollen wir. Außerdem hab^ ich noch nicht gegessen und bin geradezu entsetzlich hungrig.' In Alfred zischte es, wie wenn ein klei nes Feuer und ein starker Wasserstrahl zu sammenkommen. Eine Mark fünfzig — warum war er auch geboren worden? Die Dame ging schon auf einen der Tische zu und der junge Mann folgte ihr im Bann eines furchtbaren Schicksals. Alfred bestellte eine Tasse Kaffee, die junge Frau

durch das, was sie dir schenken. am Heimweg an meinem Haus vorbei, da können Sie einen Sprung hinausmachen und unserem Mädchen sagen, daß ich heute um eine Stunde später heimkomme!' Alfred vollführte den Auftrag und richtete dem Mädchen die Botschaft aus. „Gnädige Frau!' rief das Hausmädchen in die Wohnung hinein. Schritte wurden laut und dann stand sie vor ihm. Die junge Frau seines Lehrers, die Dame von da mals. Sie sah ihn einen Augenblick lang er staunt an, lächelte ihr wunderbares Lächeln und sprach: „Kommen

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Page 26 of 32
Date: 04.03.1911
Physical description: 32
, will ich dich wenigstens schützen,' und damit legte Alfred seinen Arm um sie Schultern der jungen Frau. Dann schritten beide zur nächsten Tür, welche nicht verschlossen war und den Eingang zu einem etwas kleineren Zimmer bildete. Nora erblickte einen verblaßten, roten Vorhang, der rings um ein Bett lief, zwischen den beiden Fenstern hing ein Christusbild, worunter ein wundervoll geschnitz ter Betstuhl st-nd, auf dem n ch ein Rosenkranz lag. Außer nnem Wi schtisch und einigen Stühlen befand sich nichts in dem Räume

. Nachdem die junge Frau dies alles ihrem Manne er klärt hatte, wendete sie sich zur zweiten Türe, mit großer Mühe drehte Nora den Schlüsse! im Schlosse um, öffnete die Tür und schloß sie dann rasch wieder zu. „Ach, Alfred,' flüsterte sie dann erschauernd, „die Tür schließt einen großen Wandschrank, und in dem Schrank wimmelt es von allen möglichen Käfern und Würmern.' Dann führte Nora den Gatten wieder zu der Ottomane und nachdem Alfred Platz genommen, untersuchte die junge Frau den Bücherschrank

. Die Ausbeute war mager genug, einige un bedeutende Bücher, eine Reitpeitsche und eine alte Mandoline lagen einträchtig in der rechten Hälfte des Schrankes. „Das ist allerdings recht wenig, — was mag wohl der Schreib tisch enthalten, Nora?' „Ich werde gleich nachsehen; o weh, der Schreibtisch ist ver schlossen und ein Schlüssel nirgends zu entdecken.' „So müssen wir uns für heute darein finden; morgen nehmen wir Handwerkszeug mit herauf,' tröstete Alfred seine Frau lächelnd. „Einverstanden, für heute wären

wir also mit unserem Latein zu Ende, und morgen brechen wir den Schreibtisch auf und — — aber h-'lt, da seh ich noch ein altes, kleines Tischchen — es steht m der Nische auf der anderen Seite des Kan ins. Ich werde das wackelige Ding hervorschieben — so — ach, wie ärgerlich, die Schublade ist ebenfalls verschlossen.' Zu Noras großem Erstaunen ließ sich das kleine dreibeinige Tischchen kaum von der Stelle bewegen und erst als die junge Frau dem alten, wurmstichigen Möbelstück einen heftigen Ruck gab, fuhr

und dem dünnen Holzplättchen, welches die Rückwand bildete, schaute ein zusammengefaltetes Papier hervor und nachdem die junge Frau das Papier herausgezogen und auf die kleine Tischplatte gelegt hatte, wandte sie das Bild um und rief lebhaft: „O Alfred, ein Bild — offenbar das Bild jener gespenstischen Frau, welche Agathe als so berückend schön schilderte. Ich ' „Nun, weshalb stockst du plötzlich?' forschte Alfred, als die junge Frau hier iune hielt. „Ich weiß es nicht, Alfred', murmelte Nora mit matter, ver

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Page 18 of 20
Date: 14.05.1904
Physical description: 20
der jungen Frau wurden hart und streng: „Was suchst du hier? Geh!' herrschte sie die Alte an. Heini verzog erschrocken den Mund: „Wenn Anne geht, muß ich mit!' Meta drückte das Kind erregt an sich: „Nein, nein, du bleibst bei mir, nur du!' „Bist du meine neue Mami, wie der Großvater mein neuer Großvater ist?' Sie uickte lebhaft. „Die Anne hat mir's schon gesagt, die hat mich zu dir gebracht!' „Die — Anna?' „Freilich, und du darfst sie nicht fortschicken!' „Ich — schicke sie nicht fort!' Schwer rang

sich's aus ihr hervor. „Frau Meta, Frau Doktor!' Schon stand Anna vor ihr und zog die widerstrebenden Hände der jungen Frau an die Lippen. Als Meta aufschaute, erschrak sie, Anna war in den zwei Jahren sehr alt geworden, doch ihre Augen blickten noch ebenso treu wie einst und sahen mit stummer Bitte in die ihren. Sie nickte ihr schweigend zn und rückte zur Seit». Anna setzte sich nicht, sie bückte sich nach dem Maiblumenkranz, der noch vergessen am Boden lag^ -»«v ordnete ihn auf dem Grabe. Die junge

Fran fah^r zU^heiße Röte stieg in ihre Wangen. Zum erstenmal sie auf Minuten ihr totes Kind. Aiv»a-«mr fertig. „Frau Doktor, darf ich reden, ganz so, wie inN'ums Herz ist?' „Sprich! Setze dich zu mir!' Anna blieb stehen. Heini war anf Metas Schoß geklettert, die Rose» lagen neben ! ihr aus der Bank, sie dufteten kräftig! Niemand war in der Nähe. Alle, die ihren Liebe» einen Pfingst- schmuck brachte», wäre» gestern dagewesen, nm Maien anf die Gräber zu pflanzen und sie mit Frühlingsblüten zu kränzen

. Am Pfiugstmorgen gehörten sie den Lebenden, dem Leben! Die drei waren allein. Vogellieder klänge» um sie her. Anna sprach erst leise, stockend, dann schneller, immer fließen der: „Frau Meta, als Sie ein Kind waren, wie der Bub da auf Ihrem Schoß, diente ich schon bei Ihren Eltern. Redlich hab' ich Sie mitgepflegt, wenn Sie krank waren, habe Sie miterzogen. Als die Mutter starb, da umklammerte» Sie mich und baten: ,Verlaß mich nicht!' — Und ich hab' Sie nicht verlassen, Fran Meta. Ich hatte ja mit Ihrer seligen

Mutter gute und schlimme Zeiten durchgemacht, da konnt' ich doch von ihrem letzten Kind, das ihr der Herrgott ließ uud das sie mir im Sterbebette noch ans Herz legte, nicht fortgehen.' Anna schwieg einen Moment, dann trat sie näher: „Die Selige war eine gar brave Frau und hat sich rechtschassen und tapfer ge halten, wenn das unerbittliche Schicksal hart an ihr rüttelte. Fest hat sie gestanden und sich nicht unterkriegen lassen. Als ihr in ein paar Tagen drei blühende Kinder an Diphtheritis starben

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Page 4 of 10
Date: 18.05.1940
Physical description: 10
, die das vor hatten. sind entweder als Betrüger entlarvt worden oder haben sich rechtzeitig eines Bes seren besonnen. Und jetzt soll ausgerechnet eine Frau den Sprung durch den Wasserfall wagen, den noch kein Mensch je gewagt hat? Nein, nein, das glaube ich Ihnen einfach nicht!' „Nun, wenn Sie es nicht glauben wollen, dann lassen Sie es bleiben. Für mich jeden falls steht es fest, daß ich den Niagara be zwinge, ganz gleich, ob ich das Wagnis über lebe oder dabei den Tod finde!' Es ist Mrs. Anna Cdson Taylor

von Niagara Falls das zielbewußte Aus treten der Frau Taylor eigentlich gefallen müßte. Auch wenn die Frau und ihr Pro moter, so überlegt er, Betrüger sein sollten, wie alle ihre Vorgänger, dann werden doch Gäste in das Hotel kommen, um die unter nehmungslustige Frau zu bestaunen. Sie aufzunehmen dürfte sich also lohnen. „Gut', meint er schließlich, „Sie sind zwar entweder Betrüger oder ganz große Narren, aber ich habe Mitleid mit Ihnen. Ich werde Ihnen Zimmer anweisen lassen und Sie kostenlos verpflegen

!' Frau Taylor stampft mit dem Fuß auf: „Ich verzichte auf Ihr Mitleid. Wenn ich lebend aus dem Fall wieder herauskomme, dann werde ich alle Ihre Auslagen zurück erstatten. Und wenn ich dabei umkomme, dann werden die Neugierigen Ihr Hotel um lagern und meine Habseligkeiten als Anden ken teuer genug bezahlen. Auch dann werden Sie auf Ihre Kosten kommen!' So gibt sich der Hotelbesitzer zufrieden und ist sogar bereit, die Transportkosten der Tonne zu bezahlen. Diese Tonne hat sich Frau Taylor eigens

falls an seinem Fuß zu viele Klippen auf weist, an der auch die stärkste Tonne zerschel len müßte. Da sich die Stromschnellen oberhalb des Wasserfalls über eine Strecke von rund 6 Kilometer erstrecken, soll die Tonne mit Frau Taylor etwa 8 Kilometer oberhalb des Falls ausgesetzt werden, damit wenigstens zu Anfang der Fahrt mit ruhiger Schwimm lage zu rechnen ist. Wichtig ist es, daß beim Aussetzen auf günstige Windrichtung geachtet wird, damit die Tonne nicht nach der ameri kanischen Seite des Falls

abgetrieben wer den kann. Die Todesfahrt der Satze Schon am Tage nach ihrer Ankunft in Niagara Falls läßt Frau Taylor die Tonne eine Probefahrt über die Stromschnellen ausführen. Als Passagier wird eine Katze in die Tonne gesetzt. Die Tonne tanzt wie ein Kork auf dem Wasser, wird hin und her ge schleudert, landet aber anscheinend unbe schädigt kurz hinter den Stromschnellen ober halb des Wasserfalls am kanadischen Ufer. Als man die Tonne öffnet, zeigt es sich, daß die Katze durch das Herumschlendern

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Page 3 of 10
Date: 01.02.1941
Physical description: 10
ii»am»tag, de« t. Februar iS-tt Sei,« k — Z»ls« t IV» LMkk k««e VT« 5WGSM WWZÜMMÜZRSW^ ti«» rsrk.kecn?««cn vi Zü o«e»-^d v . xs» »ei»skvc:k (»k^. okv«okl>i) (Z7. Fortsetzung und Schluß) „Jens, ich habe es immer gefürchtet, daß dein Glück auf tönernen Füßen stand, und daß dir eines Tages die Augen aufgehen wür den über den Unwert der Frau, >der du dein Herz geschenkt hattest, daß es aber so Furcht bares zeitigen würde, das — dos habe ich nicht «hnen können. Und Bodo — Bodo ist dieser Schurke

? Ich hatte ihn gern, hielt ihn für einen anstänidigen Mann. Pfui über ihn, dsß er fähig war, so an dir zu handeln.' „Und trotzdem setzte er sein Leben für mich ein, starb für mich, verstehst du das, Vater?' „Ja, vielleicht trieb ihn Scham oder Reue dazu. Aber Jens, sag, glaubst du, daß er schon früher, ehe Eva deine Frau war, ihr nahe« stand?' „Mehr als nahe — er war schon damals ihr Geliebter.' „Es ist kaum zu glauben!' „Es ist so, Vater! Aus Evas eigenem Munde weH ich es. Wie eine Wahnsinnige benahm

. Schwarz betreut es mit großer Sorgfalt. Mit stumpfer Gleich gültigkeit hört Jens alles mit an, was man ihm über das Gedeihen und die Fortschritte seines Töchterchens sagt. Doch wenn man ihm das Kind bringt, sieht er es kaum an, und er vermag nicht mehr ihm die übergroße Zärtlichkeit zu geben wie früher. Er hat seinen Vater gebeten, daß er Frau Bodmer alle paar Tage Bericht erstattet, wie es der Kleinen geht, und prompt führt es der alte Herr aus. Doch fragte er nie mals dabei

nach seiner Schwiegertochter, noch trägt er einen Gruß für sie auf. Ohne etwas darauf zu erwidern, hört Vater Ga steiner sich die Klagen von Frau Bodmer an, die mit tränenerstickter Stimme ihm am Telefon immer wieder von neuem versichert, daß sie außer sich sei, daß alles so gekommen wäre. Sie verurteile Eva genau so scharf wie er. Und obgleich er gar nicht darnach fragt, sagt sie ihm, daß sie sich um Evas Gesundheit große Sorgen mache. Sie sei völlig gebrochen. Beinah' mit ein bißchen Genugtuung hört er das. Recht

so, mag sie nur auch leiden und dafür büßen, was sie gefehlt hat. Doch er getraut sich nicht, Jens etwas von dem zu sagen, was er durch Frau Bodmer hört. Wenn er es auch vermeidet, zu dem Sohn von Eva zu sprechen, so wird doch Jens täglich unzählige Male von an derer Seite daran erinnert. Wo Jens Gasteiner sich nach seiner Heim kehr auch blicken ließ, wurden ihm Beileids- Versicherungen und Anteilnahme au dem tragischen Tod seines Schwagers ausgespro chen. Man erkundigte sich nach Eva, richtete Grüße

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Page 34 of 36
Date: 29.04.1911
Physical description: 36
—'i- „Du kannst in den Salon gehen, Männchen.' Die bessere Stube nennt meine Frau den Salon, oder, auch Fremdenzimmer. Dieses Zimmer ist das Heiligtum meiner Frau. Jeden Tag werden darin die Möbel von ihr mehreremal eigen händig abgestaubt. Wenn Besuch kommt, dann wird dieser schnell durch das Heiligtum hindurchgeführt, damit er sich überzeugen kann, daß alles sauber und staubfrei ist und nachher kann er es sich im gewöhnlichen Eßzimmer bequem machen. Ohne Erlaubnis darf nur meine Frau

den Salon betreten und auch sie klopst vorher ihre Pantoffeln rein, auf daß der Boden rein und blank bleibe. In dieses Möbelmagazin, man verzeihe mir den bösartigen Aus druck, den ich aber für sehr zutreffend halte, trotzdem meine Frau sich darüber entsetzt, darf ich mich jetzt zurückziehen. Ich packe meine Schreibmaschine mit der lustigen Braut in der Walze energisch an und meinen geheimen Widerwillen gegen mein momentanes Nomadenleben bringe ich durch ein paar kräftige Schritte zum Ausdiuck. „Männchen

, wo sie klirrend zerschellt. Die Wirkung ist verblüffend. Ein kreischender Schrei ertönt; ich höre herbeieilende Schritte, die Salontüre fliegt auf und vor mir steht mit dem Ausdruck des höchsten Entsetzens die Gestalt meiner Frau und schlägt zweimal die Hände vor ihrem Gesicht zusammen. Dann findet sie Kraft zu den Worten: „Männ chen, ums Himmels willen! Was hast du wieder angestellt! Meine schöne, herrliche Vase, ein Andenken an meinen seligen Großvater!' Ja, es war eine schöne Porzellanvase

mit einem Bilderschmuck, der eine seltsame Jagd darstellte: Eine Maus wird am Schwänze von einer Katze festgehalten, diese wird wiederum von einem Hunde am Schwänze gepackt, und den Schweif des Hundes hält ein Junge in der Hand, der mit der anderen Hand eine Peitsche schwingt. Mir war es also vorbehalten, diese drei Tiere aus ihrer beklemmenden Lage zu befreien, wobei allerdings der Knabe seinen Kopf verlor. „Ach, meine teure, schöne Vase!' jammert meine Frau weiter, und ihre Stimme wird weinerlich

im Schaufenster der Modistin gezeigt habe. Auch sollte mein Sonnenschirm neu überzogen werden, sonst paßt er nicht zum neuen Hut, und ... „Ja, ja, Weibchen, das wird alles gemacht; ich verspreche es dir!' Gne wunderbare Kraft liegt in solchen Versprechungen. Voll kommen beruhigt, rafft meine Frau die Trümmer der Großvaters vase zusammen und läßt mich allein. Ich bin nun der Sorge enthoben, lange darüber nachzudenken, was ich mit meinem Humoresken-Honorar beginnen soll. Wenn jetzt die Humoreske nur schon

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Page 7 of 16
Date: 11.02.1939
Physical description: 16
ist alles. Wenn ich mich recht erinnere, legte dieser Herr Schrö der eine merkwürdige Hartnäckigkeit und Eile in seinem Bestreben, Sie zu seiner Frau zu machen, an den Tag. Er baute sich sogar vor Ihrem Hause auf. So war es doch, nicht wahr?' Jngeborg nickte. „Mein Zimmernachbar sorgte erst dafür, daß ich ungesehen fortkam.' „Jawohl. Und daß Sie ins Alexandra- Hotel übersiedeln wollten, war ihm bekannt?' „Das hatte er von meiner Wirtin erfah ren.' „Somit waren alle Voraussetzungen vor- !?andenl' stellte Jansen fcst

in einem Auto ' 10. Frau Bellermann war mehr al5 verblüfft gewesen, als Kommissar Pandel zum zwei tenmal bei ihr erschien. „Wat is'n nu schon wieder los?' Vandel legte warnend den Zeigefinger auf die Lippen. „Ich muß Sie noch einmal spre chen', flüsterte er und drängte sie auf den dunklen Flur. „Bei Ihnen wohnt doch ein gewisser Herr Hendrik, nicht wahr?' Und als sie das bestätigte, fuhr er fort. „Warum haben Sie mir denn das vorhin nicht schon gesagt?' „Sie haben mir ja nich jefragt.' „Ich muß sofort

mit dem Mann sprechen ' „Wesen — wejen dem toten Schröder et wa?' Frau Bellermann riß die Augen weit auf. „Meine Jüte, Sie wollen doch nich etwa damit sagen, daß daß ' Der Ge danke, der ihr gekommen war, war so unge heuerlich, daß er ihr die Sprache verschlug. „Führen Sie mich, bitte, sofort zu ihnu' Langsam erholte sie sich. „Det is leicht jesagt. Dazu muß er erst mal da sin.' „Hendrik ist fort?' „Is iberhaupt nicht nach Hause sekom- men', legte Frau Bellermann los. „Vorhin, jerade als Sie fortjingen

, klopfte ick an seine Tür un sagte: .Schlafen Se denn noch im mer? Et jeht doch schon uff elfe', sagte ick. Wat meenen Se, rr>it er sagt? Jarnischt sagt er. Weil er sar nicht im Pette lag -' „Zeigen Sie mir sein Zimmer.' Frau Bellermann schlurfte voran. Zum Anziehen war sie noch nicht gekommen. Der rote Pademantel bedeckte immer noch ihre Körperfülle. „Is mächtig dunkel uff'n Flur', bemerkte sie. „Stoßen Se sich nich.' Sie erreichte die Tür und machte sie auf. „Hier wohnt' er.' „Ja.' Der Kommissar sah

sich forschend um, blickte in einige Fächer, warf einen Blick nach dem Schrank. „Seine Sachen scheinen noch alle da zu sein, wie?' .Warum foll'n fe denn ooch nich da fein?' „Vielleicht hat er auch hier gewohnt. Frau Dellermann?' „Wie meenen Se denn det? Woll'n Se damit vielleicht sagen, det er jetürmt Is?' „Jedenfalls ist das doch merkwürdig!' Vandel wies auf das unbenützte Bett. „Vor 'n paar Tagen ist er ooch nich nach Hause jekommen.' „Können Sie mir etwas von seinem Le benswandel erzählen?' „Da weeß ick

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Page 25 of 30
Date: 10.08.1907
Physical description: 30
Schon sind ans der Terrasse Herr von Labodi und Lncie zu erkennen. Alex denkt, daß Frau von Riw wahrscheinlich mit der Tante im Schatten der alten Bäume sitzt, und daß die Unter haltung der beiden Damen nicht gerade sehr herzlich sein wird. Wahrend der Wagen langsam der Höhe zustrebt, ist Alex Jos- san eigentümlich erregt. Es sind Gefühle ganz widerstrebender Natur, die ihn beherrschen. Er empfindet es ganz deutlich, daß er sich auf ein Wiedersehen mit Frau von Riw freut, daß er sich freut

, sie in ihrem Hause zu sehen und doch fühlt er sich befangen in dem Gedanken, daß er sich mit der Absicht bei ihr einstellt, sich ihren Besitz anzueignen. Die Pferde holen auf dem ebenen Kiesweg schärfer aus, und Frau von Moren, die ihren Groll noch nicht ganz überwunden hat, sieht den Bruder musternd und scharf an und sagt: „Frau von Labodi hat mir selbst mitgeteilt, daß Sanssouci nicht mehr als hunderttausend Frank wert ist. Merk dir das, wenn du dich nicht übervorteilen lassen willst.' Jossan gibt gar

, der jeden Tag kühner wird, „dann ist es unübertrefflich schön hier.' „Das meine ich auch', sagt Alex. „Und ich auch', läßt sich Lucie vernehmen. „Das freut mich, gnädiges Fräulein.' Und Alex betrachtet mit Interesse das liebliche Gesichtchen des jungen Mädchens, aus der er, falls es ihm beliebt, seine Frau machen kann. Sie ist nicht häßlich und nicht albern, denkt er, aber dabei suchen seine Augen unwillkürlich Frau von Riw. Wie graziös die ist, wie rührend und doch vornehm sie sich als Schloßhcrrin gibt

Sie das interessiert.' Frau von Labodi tritt dicht an ihre Nichte heran und fragt: „Haben Sie schon das Geschäftliche mit Herrn Jossan berührt?' „Noch ist kein Wort darüber gefallen.' „Nun ja, eigentlich kann man doch auch nicht nach einmaliger Besichtigung kaufen.' „Das ist selbstredend.' „Dazu gehört Zeit. .. Sachverständige und Architekten müssen auch kommen — ohne Ihrem Gefühl als Besitzer zu nahe treten zu wollen —, das ist besonders notwendig, wenn sich eine Besitzung in solchem Zustand befindet.' „Darüber

mache ich mir auch gar keine Illusion.' „Das ist sehr vernünftig.' Und Therese, die rasch und unvermittelt bald alles rosig, bald alles düster sieht, ist ganz blaß geworden, was Frau von Labodi mit großer Genugtuung bemerkt. Der Rundgang soll in dem großen Turmzimmer, das nach Süden gelegen, sein Ende nehmen, und alle sind angenehm be rührt, dort den Teetisch aufs sorgfältigste vorbereitet zu finden. „Aha, jetzt gibt es eine Stärkung', sagt der Baron schmunzelnd. „Verdient haben wir das auch', läßt

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Page 7 of 16
Date: 25.02.1939
Physical description: 16
. Er hatte zu Frau Bellermann gesagt, zur Polizei gehen zu wollen. Statt dessen rief er eine Autodroschke an und fuhr hinaus zur Frankfurter Allee. In der Nähe des Ringbahnhofes ließ er sie halten, entließ die Taxe und ging zu Fuß weiter. Eine schmale Seitenstraße war sein Ziel. Zwischen den Häusern gähnten dann und wann große Baulücken. Ein Kohlenplatz dehnte sich breit aus, die Treibhäuser einer großen Gärtnerei, umgeben von sorgsam gepflegtem Kulturland, schlössen sich an, dann kamen wieder einige Wohnhäuser

. Hendrik schien nicht zum erstenmal in dieser Gegend zu sein. Ohne Zögern betrat er eines der Häuser und stieg zur zweiten Etage hinauf. An der Wohnungstür, die ein Schild mit dem Namen Malter Berk' trug, läutete er. Gleich darauf, näherten sich Schritte der Tür. Hinter dem Guckloch raschelte es. >,Sie wünschen?' fragte eine Frauen stimme. „Ich komme vom Rechtsanwaltbüro', sagte Hendrik. „Ist Ihr Mann zu Hause, Frau Berk?' Die Tür wurde geöffnet. „Herr Hendrik! So etwas! Und ich habe Sie gar

nicht erkannt.' Eine junge, ver härmt aussehende Frau stand auf der Schwelle. „Wtte, wenn Sie hereinkommen wollen -' Die Wohnung bestand nur aus zwei Zimmern und die Frau führte den Be sucher in den Wohnraum. Nebenan weinte ein Kind. „Ich bin gerade beim Plätten ' „Lassen Sie sich nicht stören. Ich habe nur Ihrem Mann etwas auszurichten.' In die Augen der Frau trat ein freu diger Schimmer. ',Darf — darf er wieder anfangen?' Hendrik hätte zu dieser Frage lieber ge seufzt. Die bangen Worte gaben

ihm einen Stich ins Herz. Aber er seufzte nicht. Er sagte ruhig: „So weit ist es allerdings noch nicht, aber was nicht ist, kann noch werden, nicht wahr? Nein, ich komme heute nur, um Ihrem Mann etwas mitzuteilen.' „Mein Mann ist im Augenblick nicht da', erwiderte die Frau enttäuscht. „Aber er kommt bald zurück?' „Sicher. Er hilft in der Gärtnerei. Macht die schriftlichen Arbeiten. Aber das sind immer nur Stunden, und dann kommen Tage, an denen er nichts zu tun hat. Wenn ich nicht für andere Leute plätten

und waschen würde ' „Nehmen Sie es mir nicht übel,' unter brach sie Hendrik, „wenn Ihr Mann wollte, hätte er schon längst wieder eine feste An stellung gefunden. Ich habe aber das Ge fühl, daß ihm daran gar nicht so viel liegt.' Die Frau schlug die Augen nieder. „Sind die Kleinen gesund?' „Ja', nickte sie. „Gott sei Dank. Der Älteste muß bald aus der Schule kommen. Und Gretchen Sie hören ja', lächelte sie schwach und deutete auf die Wand des Nebenzimmers. „Ganz im Vertrauen, Frau Berk Sie'wollten

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Page 18 of 20
Date: 16.01.1914
Physical description: 20
. Ein dumpfer Krach erschütterte plötzlich die Luft. An der Stelle, wo der Schuppen im Branderschen Hofe gestanden hatte, schoß eine ungeheure Feuersäule empor, die den unteren Teil des Hauses umhüllte und in die geöffneten Fenster und Türen schlug. Der alte Knecht lag der Länge nach im Hofe, wahrscheinlich von dem durch die Explosion erzeugten Luftdruck niedergeworfen. Und die junge Frau mit dem Kinde befand sich in den oberen Räumen, wie Wilhelm noch vor wenigen Minuten gesehen hatte. Barm herziger Himmel

— die war ja rettungslos verloren, denn die Flammen versperrten ihr den Ausgang nach dem Hofe und die nach der anderen Seite gelegenen Fenster des Hauses, welche die Bedrohte vielleicht erreichen konnte, gingen direkt nach dem tiefen Wildgraben, der sich vom Berge herabzog. Ein Sprung da hinab bedeutete sicheren Tod! In rasenden Sätzen war Wilhelm, dies erwägend^ den steilen Waldpfad hinabgestürmt und befand sich in wenigen Minuten in dem hinter den Scheunen liegenden Garten. Er dachte nicht daran, daß es die Frau

Abgeschnittenen befanden. In wenigen Minuten hatte er eine Bresche geschlagen, durch die er in das Zimmer schlüpfen konnte, das sich schon mit Rauch zu füllen begann. Das Zimmer war leer, doch meinte Wilhelm, aus dem anstoßenden Räume ein leises Wimmern zu vernehmen. Rasch die trennende Tür aufsto ßend, sah er die junge Frau über dem Bettchen des Kleinen lie gen , als wolle sie ikm mit ihrem Leibe gegen die immer näher rückende fürchterliche Gefahr schützen. Schwelender Rauch drang durch die Ritzen

des Fußbodens, durch die Spalten der Tür, und ein unheimliches Geknatter verriet, daß das Feuer bereits die Treppe und das Holzwerk des Flurs draußen ergriffen hatte. „Um Himmels wLlen, schnell, Frau Brander!' rief Wilhelm entsetzt und faßte die Hingesunkene an der Schulter. Da ge wahrte er, daß das junge Weib ohnmächtig geworden war und daß die wimmernden Töne von dem Kinde in dein Bettchen herrührten. Da galt es kein langes Besinnen. Im Nu hatte er die schlanke Gestalt an sich gerissen, das Kind

lagernde Heu und Stroh in Brand geriet. Gott sei Dank! Ais er mit der jungen Frau im Arm die Leiter bestieg — das Kmd hatte er auf das Heu gelegt — streckten sich ihm von der Tenne ans helfende Arme entgegen. Onkel Christoph war ihm nachgekommen und nahm ihm die Ohnmächtige ab, so daß er sofort wieder nach oben steigen und das Kind herab holen konnte. Eine Minute noch, und es wäre zu spät gewesen. Schon begann es oben im Gebälk unheimlich zu knistern, und kaum hatten die beiden Männer den Garten

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