hin. „Hier nimm auch mein Geschenk. Nein, — ich bitte dich — um Gotteswillen — nur kein Dankwort!' Sie hätte es vielleicht auch ohne seine ängstliche Abwehr nicht gefunden. Das kostbare Armband paßte so wenig zn ihr uud ihrer schlichten Art. Kurz «ach dem Abendessen, bei welchem selbst der vorzügliche Weihnachtspnnsch keine heitere Stimmung hervorzurufen vermochte, zog sich Bernhard, einige undeutliche Entschuldigungen von dringen der Arbeit, Wirtschaftsrechnung und Jahresabschluß mnrnielnd, in sein Zimmer
zurück. Es schien ihm darum zu tun, einer etwaigen Frage auszuweichen, und offenbar peinigte ihn der stumme, trau rige Blick seiner Frau. Diese folgte mit den große», kindlich klaren Augen voll stiller Angst dem Gatten. Wie der helle Kerzenschimmer am Christbanme, so war auch Annas Frende erloschen. Vorbei, was sie sich von dem heutigen Abend erträumt hatte. Es hatte kein Wort des seligen Geständnisses, das Bernhard beglücken sollte, den Weg über ihre Lippen gefunden. Zurückgedrängt nnd erstarrt
, der Blick ihrer brennenden, dnnklen Auge» umstrickte» ihn willenlos. Es war wie ein plötzlicher Rausch über ihn gekommen, wie ein Zaubers der, allen beneren Vorsätzen zum Trotz, ihn immer wieder dorthin zog, wo die Gesahr sür sein hänsliches Glück, für die Rnhe seines Herzens lag. Bernhard war ein fester, männlicher, ein ehrenhafter Charakter. Er durfte sich die Kraft zutrauen, die Grenze lebhafter Bewunde rung uuo erlaubter Galanterie in seinem äußern Benehme» gegen Lncrk^nicht zu überschreite
Wohlwollen — Kinderfrenndfchaft?! Die Weihnachtsfesttage zogen still vorüber. Draußen tobte nu- ansgefetzt der Schneesturm fort, häufte immer dichtere, weiße Massen um das alte Gutshaus, Felder und Wege zu einer unab sehbaren, eintönigen Fläche verschmelzend. Bernhard kämpfte noch immer wortlos den Kampf mit seinen widerstreitenden Empfin dungen. Oft kam ihm der Gedanke, Anna alles zu sagen. Sie würde ihn freigeben, das wnßte er. Aber dann war ihm ja so sonderbar zumute, ähnlich dem, der ein liebes
, bekanntes Bild vom altgewohnten Platze entfernt nnd dessen Angen es nachher unwillkürlich immer an der leeren Stelle suchen. So unstet, so schwankend, so innerlich zerrissen hatte er sich noch nie gefühlt wie in diesen stillen Weihnachtstagen. Der letzte Abend des Jahres war herangekommen. In sausen der Fahrt gleitet ein leichter Schlitten über die tief verschneite Landstraße. Bernhard führt selbst die Zügel. Seine Hände beben, aber nicht vor Kälte, sondern vor Erregung. In weniger